Die Liebe in Zeiten des Anpan von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 1: Die Liebe eines Otakus richtet sich nicht nach Verkaufszahlen ------------------------------------------------------------------------ „Yamazaki“, rief einer der anderen Shinsengumi-Mitglieder dem dunkelhaarigen Fußabtreter in Menschengestalt zu, „kommst du mit ins Kino? Wir wollen den neuen Kuroko no Baske-Film gucken.“ Der Angesprochene drehte sich zu seinen beiden Kameraden, die dort auf der Veranda des Hauptquartiers standen um und winkte freundlich lächelnd ab. „Nein, danke. Geht ruhig ohne mich.“ Erstaunt blinzelten sie ihn an. „Aber du sagtest doch, du könntest dich doch so gut mit Kuroko identifizieren“, äußerte einer von ihnen. „Danke für die Einladung, aber ich kann nicht.“ „Sag nicht, du musst an deinem freien Tag irgendwas für den Vizechef erledigen?“ „Nein, nein. Ich habe schon etwas anderes vor.“ Mit diesen Worten und einem breiten Lächeln im Gesicht wandte sich Yamazaki ab und ließ seine Kollegen irritiert zurück. „Hast du das Lächeln in seinem Gesicht gesehen?“, fragte einer von ihnen verblüfft. „Ich habe Yamazaki noch nie so zufrieden lächeln sehen.“ „Er hat sich die letzte Zeit schon so seltsam verhalten“, bemerkte der andere der Polizisten. „Er lächelt ständig und letztens habe ich ihn sogar den 'Pina Colada Song' singen gehört.“ „Den 'Pina Colada Song'??'“ Sein Kollege zog scharf die Luft ein. „Du weißt, was das heißt, oder?“ Der Gefragte schüttelte seinen Kopf. „Dieses Lied singt man nur, wenn man verliebt ist! Ist wissenschaftlich erwiesen!“ „Das heißt Yamazaki trifft sich mit jemandem? Ausgerechnet Yamazaki? Wie konnte das denn passieren? Dafür hätte ihn doch erst einmal jemand bemerken müssen!“ „Was schreit ihr hier so herum?“ Der Vizekommandant höchstpersönlich gesellte sich zu ihnen und blies ihnen eine Ladung Zigarettenqualm ins Gesicht. „Entschuldigung“, sagte einer der Untergebenen hustend. „Wir sind nur so verwundert, weil Yamazaki in einer Beziehung ist.“ Hijikata fiel vor Verblüffung beinahe die Zigarette aus dem Mundwinkel. „Yamazaki? Habt ihr getrunken?“ „Nein, nein“, entgegneten die zwei. „Es stimmt! Er hat den 'Pina Colada Song' gesungen!“ „Der 'Pina Colada Song'?“ Okita kam aus dem Nichts hinzu. „Dann muss es etwas Ernstes sein.“ „Wieso denn das? Was soll dieses Lied mit irgendwas zu tun haben?“, erwiderte Hijikata unbeeindruckt. „Sie wissen auch gar nichts, Hijikata-san.“ Der hellhaarige Offizier schüttelte selbstgerecht den Kopf. „Wenn man den 'Pina Colada Song' singt, ist man schwer verliebt. Ist wissenschaftlich erwiesen.“ Weiterhin ungerührt, nahm der Vizekommandant daraufhin einen weiteren Zug von seinem Glimmstängel. „Das soll wissenschaftlich erwiesen sein? Wer würde so einen Unsinn behaupten?“ „Das habe ich in einer Wissenschaftssendung im Radio gehört“, erklärte Okita standhaft. „So?“ Hijikata hob – stark an Sogos Informationsquelle zweifelnd - kritisch eine Augenbraue. „Davon abgesehen … es soll wirklich Yamazaki erwischt haben?“ Er zuckte mit den Schultern. „ Na ja, wo die Liebe hinfällt. Kann uns auch egal sein. Wobei ich mich schon frage, wer in aller Welt sich ausgerechnet Yamazaki aussuchen würde ….“ Am anderen Ende Edos drückte sich ein auf seinem Sofa liegender, verkaterter Silberlockenkopf beide Hände entnervt auf die Ohren. „Kagura! Mach das Gedudel aus! Mein Schädel zerplatzt und ich will mir jetzt kein Lied darüber anhören, in dem irgendein Kerl fragt, ob man Pina Coladas mag!“ „Ist kein Gedudel“, widersprach das Mädchen stur, „das ist eine Wissenschaftssendung im Radio. Du solltest auch mal etwas für deine Bildung tun, Gin-chan. Du siehst von Tag zu Tag dümmer aus. Nicht, dass dein Hirn irgendwann so klein wird, dass es aus deinen Ohren herausfällt.“ „Das ist unwahrscheinlich, dass das passieren wird“, warf Shinpachi ein, der gerade hineinkam. „Doch, doch. Das ist möglich. Hab ich in dieser Radiosendung gehört“, entgegnete Kagura energisch und ließ Shinpachi mit dem Kopf schütteln. „Auch wenn Kagura-chan fragwürdige Quellen anführt, solltest du vielleicht wirklich mal etwas für deinen Denkapparat tun, Gin-san.“ „Tu ich doch! Gerade gestern hab ich zehn Bücher gelesen.“ „Zehn Bücher?“ Der bebrillte junge Mann blickte skeptisch zu seinem Arbeitgeber. „Du hast 'ne Folge Bungo Stray Dogs geguckt.“ „Ja, und das zählt wie zehn Bücher.“ „Ist wissenschaftlich erwiesen“, bestätigte Kagura Gintokis Aussage. Shinpachi seufzte tief. „Ihr erzählt kompletten Unsinn. Nachher glauben das noch einige von den Lesern.“ „Was denn, was denn, sind wir schon wieder in einer Fanfiction?“ Gintoki setzte sich auf und gähnte ausgiebig, während er sich streckte. „Das merkst du erst jetzt?!“ Der Brillenträger schüttelte entrüstet den Kopf und schaute plötzlich so drein, als würde er der Sache nicht über den Weg trauen. „Ich bin noch nicht über die letzte Fanfiction hinweg“, berichtete er voller Skepsis. „Ich glaube nämlich, dass die Autorin das letzte Mal Yamazaki und mich dafür benutzt hat, ihren Unmut über die Einstellung des Gintama-Animes in ihrem Land zu äußern.“ „Das bildest du dir bestimmt nur ein“, winkte Kagura ab. „Na, ich weiß nicht.“ Shinpachi war nicht überzeugt. „Wer weiß, was die Autorin dieses Mal vorhat.“ „Na, na“, beschwichtigte Gintoki ihn. „Wird schon nix Schlimmes passieren.“ „Dabei“, fuhr der jüngere der beiden Männer fort, „sollten wir doch mal festhalten, was für eine großartige Besetzung die deutsche Synchronfassung des Gintama-Animes hat. Man könnte glatt eine Sekte für deren Verehrung gründen, wenn es nicht so schräg wäre, dafür eine Sekte zu gründen … AAAAHHH! Gin-san, sie tut es schon wieder! Die Autorin benutzt mich schon wieder für ihre Botschaften!!“ „Beruhig dich“, wandte der Held der Serie gleichmütig ein, „die Alte ist doch eh nicht ganz zurechnungsfähig. Die guckt sich doch auch ununterbrochen diese Home-24-Werbung mit der Katze an.“ Da wurde Gintoki plötzlich in seiner Wohnung von einem Blitz getroffen. „Ich mag die Werbung mit der Katze“, bemerkte Kagura unbeeindruckt von dem gerade Geschehenen. „Der Sadist von der Shinsengumi mag sie auch.“ „J-ja, natürlich mögt ihr sie.“ Immer noch qualmend und zuckend lachte der silberne Lockenkopf nervös. „Wie könnte man diese Werbung auch nicht mögen? Das spricht für den überaus guten Geschmack, den Autorin-sama hat. Außerdem ist unsere Autorin ausgesprochen gütig und überhaupt nicht nachtragend, stimmt's? Stimmt's??“ Ängstlich wartete er ab, ob noch etwas passieren würde und atmete erst aus, als alles ruhig blieb. „Das ganze Gerede über Katzen hat mich hungrig gemacht. Gehen wir was essen!“, rief Kagura aus und lief zur Haustüre. „Wieso machen Katzen dich hungrig?!“, erwiderte Shinpachi entsetzt, ehe er ihr folgte. „Du bist doch nicht Alf!!“ „W-was für eine geniale Überleitung, Autorin-sama.“ Gintoki lachte noch einmal nervös, bevor er den beiden anderen sicherheitshalber hinterher lief. „Nanu?“ Shinpachi hielt an, als sie draußen auf der Straße unterwegs waren. Ihr gesamtes Geld hatte für einen Crêpe gereicht, den Kagura im Handumdrehen verputzt hatte, sodass sie sich nun bereits wieder auf dem Heimweg befanden. „Ist das da drüben nicht Yamazaki?“ Er zeigte auf ein Café auf der anderen Straßenseite, in dessen Außenbereich tatsächlich der Erwähnte an einem Tisch saß – zusammen mit einer hübschen Frau, die nur wenig älter als er zu sein schien. Yamazaki und die schöne Unbekannte unterhielten sich angeregt und lächelten dabei immerzu. „Hat Yamazaki etwa ein Date?“ Shinpachi war auf der Stelle nach weinen zumute. Natürlich freute er sich für den armen Tropf aus der Shinsengumi, aber … wenn sogar Yamazaki eine Frau abbekam, wieso dann er nicht?? „Eindeutig ein Date. Das sieht nach großer Liebe aus.“ Kagura nickte zustimmend. „Nur du wirst einsam sterben, Shinpachi.“ „Hey! Was soll denn das heißen??!! Heitert man so etwa jemanden auf??!!“ „Du musst akzeptieren, dass du dazu bestimmt bist, eine verrückte Katzenlady zu werden“, erwiderte das Mädchen voller Überzeugung. „Ich kann überhaupt keine Lady werden! Weder mit Katzen, noch mit Hunden oder sonstigem Getier!“ Während die beiden Jüngeren dies ausdiskutierten, überkam Gintoki ein ungutes Gefühl, als er Yamazaki und die hübsche Frau betrachtete. Irgendetwas war doch da, was ihn an dieser Situation störte. Er brach in Schweiß aus, als es ihm plötzlich einfiel. Als die Warzen-Aliens mit dem Namen „Ausspannpause“ damals die Körper der anderen übernommen hatten, hatte die Yamazaki-Warze erklärt, dass der Verlust seiner Jungfräulichkeit zu seiner Transformation von dem netten, zurückhaltenden Kerl hin zu dem rüpelhaften, Okita-ähnlichen Rowdy geführt hatte. Was, wenn – ganz unabhängig von dieser Warzen-Geschichte – dies nun auch der Fall sein würde? Was, wenn aus dem lieben, leicht herumzuschubsendem Yamazaki ein zweiter Okita würde, sobald er Sex haben würde? Und dann aus Okita ein größenwahnsinniger Alleinherrscher, der sich selbst Gottkaiser nannte? Der Jüngste der Shinsengumi würde ja schließlich weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal haben wollen und damit über sämtliche Ziele, die man sich nur vorstellen konnte, hinausschießen - und was würde dann passieren? Ein Schweißtropfen rannte Gintokis Gesicht herab. Der Weltuntergang. Das würde passieren. Es gab nur eine logische Schlussfolgerung, die er aus diesen Überlegungen ziehen konnte: Zum Wohle der Menschheit musste er verhindern, dass Yamazaki flachgelegt würde. Noch sah der Badminton-Fanatiker vergleichsweise normal aus. Von hier aus konnte Gintoki keinerlei Veränderungen an ihm feststellen. Vielleicht war die Liebelei mit der hübschen Unbekannten noch relativ frisch und es war noch nichts zwischen den beiden geschehen, was zum Ende der Menschheit führen würde. Wenn er doch nur wüsste, wie ernst es zwischen ihnen war … doch von so weit weg konnte er nicht verstehen, über was sie sich unterhielten. Gintoki schlich von Shinpachi und Kagura weg, die gerade intensiv darüber diskutierten, was eigentlich die männliche Form der „verrückten Katzenlady“ war und wie viele Katzen man für diesen Titel haben musste. Er überquerte die Straße, um sich geschwind hinter ein paar Büschen, die das Café vom Nachbarladen abgrenzten, zu verstecken. Sorgsam versuchte er, der Konversation zu folgen. „Und dieser Manga, den du so magst, wird immer noch nicht fortgesetzt?“, hörte er die Frau fragen. „Oh, doch“, antwortete Yamazaki erfreut. „Neulich ist nach langer Wartezeit endlich der 41. Band erschienen. Hoffentlich wird sie weiter fortgesetzt, denn die Serie ist eine der besten, die je gemacht wurden. Nur schade, dass der Anime eingestellt wurde.“ Krise!, dachte Gintoki derweil panisch. Wenn die beiden über so etwas Wichtiges wie Manga und Anime sprachen, dann … musste es sehr ernst zwischen ihnen sein. Es gab nur noch eins, das er tun konnte, um die Welt zu retten. Es tut mir wirklich leid für dich, Typ von der Shinsengumi, dessen Name ich vergessen habe, aber ich muss euch leider auseinanderbringen. In der Zwischenzeit waren Yamazaki und seine Begleiterin aufgestanden und dabei, das Café zu verlassen. Der Silberschopf hörte, wie die beiden sich verabschiedeten. Das hieß, er musste nun eine Gelegenheit finden, um Yamazaki davon zu überzeugen, sich am besten niemals mit irgendwem einzulassen. Wie schwer konnte das schon sein? „... sag doch auch mal was, Gin-san!“, empörte sich Shinpachi, der zusammen mit Kagura so in ihre Diskussion vertieft gewesen war, dass keiner von ihnen gemerkt hatte, dass der Lockenkopf sich davon geschlichen hatte. „Nanu? Wo ist Gin-san?“ „Da drüben.“ Kagura zeigte auf die andere Straßenseite, wo der Gesuchte hinter den Hecken hockte und Yamazaki und die Unbekannte belauschte. „Was in aller Welt macht der da?“ „Hmm …“ Das Mädchen legte nachdenklich den Kopf schief. „Hast du eben auch gemerkt, wie erschrocken Gin-chan ausgesehen hat, als er den Batminton-Freak und die Frau gesehen hat?“ „Es heißt 'Badminton', Kagura-chan. Das hat nichts mit Fledermäusen zu tun. Aber ansonsten hast du Recht. Gin-san hat wirklich total entgeistert dreingeblickt. Seltsam. Was könnte ihn denn so erschreckt haben?“ „Oh! Ich weiß!“ Kagura machte große Augen, als ihr eine Erkenntnis kam. „Er muss eifersüchtig sein!“ Shinpachi stutzte. „Eifersüchtig? Weil Yamazaki jemanden abkriegt und er nicht? Gin-san ist doch gerne Single.“ „Nein, nein!“ Energisch schüttelte das Mädchen ihren Kopf. „Wenn es so wäre, würde er doch jetzt nicht da im Gebüsch hocken und sie belauschen. Gin-chan ist eifersüchtig auf die Frau! Er muss heimlich in Yamazaki verliebt sein!“ „Hääh??“ Shinpachi fiel vor Schreck fast die Brille von der Nase. „Wie kommst du auf so etwas? Das ist kompletter Humbug, Kagura-chan.“ „Vertrau mir! So sehen unglücklich Verliebte aus! Das habe ich in der Wissenschaftssendung gehört!“ „Es sollte wirklich mal jemand überprüfen, was die da für einen Quatsch erzählen. Das klingt alles nicht sehr wissenschaftlich ….“ „Ja, ja, später. Erst einmal müssen wir uns um Gin-chan kümmern. Sieh doch nur, wie elend er aussieht.“ „Sieht er nicht immer so aus?“ „Er sieht noch viel schlimmer aus als sonst!“ Nun legte auch Shinpachi nachdenklich den Kopf schief. „Hmm, er sieht wirklich mitgenommen aus.“ Aber das konnte doch nicht … konnte das … sollte es wirklich … ausgerechnet in Yamazaki? Hatte jemals irgendjemand im Fandom das geshippt? Würden sich Dojinshis mit diesem Pairing überhaupt verkaufen? „Wir werden Gin-chan helfen!“, sagte Kagura, ehe Shinpachi seine Gedanken auch nur zu Ende denken konnte, und lächelte dabei über das ganze Gesicht. „Ich weiß auch schon wie!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)