Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht von MariLuna ================================================================================ Kapitel 19: 4. Januarwoche – 21. Januar, Tag X+1 – Manche Ideen sind so verrückt, dass sie schon wieder genial sind ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Tetsunosuke ist zwiegespalten. Er freut sich natürlich, als er beim Morgentraining hört, dass Yamazaki wieder da ist, aber dann ist er auch enttäuscht, weil damit die ganze Überraschung im Eimer ist. Er wollte doch Yamazakis Quartier schmücken! Jetzt steht er hier mit zwei großen Tüten, in denen sich Dekomaterial, Blumen und eine Tupperdose mir zwölf selbstgebackenen Muffins befindet und kommt sich ziemlich blöde vor. Sicher, Yamazaki hat in zwei Wochen Geburtstag, da kann er einen Großteil davon benutzen, aber die Ballons mit dem Aufdruck „willkommen zurück" und „gute Besserung" passen dann nicht mehr. Nun, nachdenklich kratzt sich der Jugendliche am Kopf, vielleicht findet sich doch noch ein Weg. Irgendwie muss das doch gehen. Er will Yamazaki unbedingt eine Freude machen, immerhin hat er ein schlechtes Gewissen, weil er gestern nicht noch einmal im Krankenhaus vorbei geschaut hat. Wenigstens am Abend hätte er eine halbe Stunde dafür abzwacken können, aber irgendwie kam immer etwas dazwischen. Hijikata war nicht da und als sein Assistent hatte er plötzlich alle Hände voll zu tun. Er kann ihn nicht bei allem vertreten, aber zumindest das Administrative kann er so weit vorbereiten, dass Hijikata nur noch seine Unterschrift setzen muss. Soviel wollte und will er ihm immer noch abnehmen, damit er mehr Zeit bei Yamazaki verbringen kamn. Niemand von ihnen weiß, wieviel sich Hijikata freinehmen will und wie lange. Kondō meinte beim Morgenappell nur „auf unbestimmte Zeit". Harada und Todo, die schon seit Anfang an bei der Shinsengumi sind, sagten ihm, dass Hijikata bestimmt an den Morgenbesprechungen teilnehmen und ab und an mal im Büro vorbeischauen wird, aber er wird an keine Operationen oder Patrouillen durchführen. Und diese Bemerkung mit dem Büro hat Tetsu nur in seinem Entschluß bekräftigt, so viel wie möglich „unterschriftsfähig" zu machen. Denn wenn Hijikata sieht, dass auf ihn, sasaki Tetsunusoke, Verlaß ist, wird er entspannter sein und das wiederum hilft bestimmt auch Yamazaki. Solche und ähnliche Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er mit seinen zwei Tüten durch die Gänge zu Yamazakis Quartier eilte. Und nun steht er also hier und hofft irgendwie, seine Überraschung doch noch an den Mann – beziehungsweise die Frau – bringen zu können. Vorsichtig klopft er an die Milchglasscheibe des Fusumas. Er hört Stimmen, also weiß er, dass sie wach sind, aber für einen Moment ist er sich trotzdem unsicher, ob sie ihn nicht wegschicken werden, aber dann hört er Yamazakis lautes „herein". Tetsunosuke holt einmal tief Luft, packt die Tüten fester und schiebt dann die Tür zur Seite. „Guten Morgen, Shisako-Senpai, Hijikata-san.“ Er war sich nicht sicher, ob er Shisako noch im Bett antreffen würde, immerhin wurde ihr strenge Bettruhe verordnet, aber sie sitzt mit Hijikata an einem Kotatsu und löffelt eine Miso-Suppe, die viel besser riecht als das fade Zeug aus der Küche, und da Tetsu seinen Vizekommandanten kennt, vermutet er, dass dieser entweder nachgewürzt oder extra für Shisako eine neue Miso-Suppe gekocht hat. „Guten Morgen, Tetsu.“ Sie schenkt ihm ein munteres Lächeln. Tatsächlich scheint sie heute fröhlicher zu sein als … oh, Tetsu weiß gar nicht, seit wann genau, so lange ist das schon her! Während Hijikata einen dunkelblauen Yukata trägt, hat sie sich in einen weit weniger Haut zeigenden Jinbei und darüber einen Haori gekleidet. Ihre Beine stecken unter dem Kotatsu, obwohl es Dank der im ganzen Hauptquartier verbauten Fußbodenheizung nicht wirklich kalt im Raum ist. Aber sie ist immer noch sehr blaß und wenn Tetsunosuke an ihren Blutverlust denkt, wundert ihn das nicht. Kein Wunder also, wenn ihr kalt ist. Er ist kein Arzt, aber er würde ihr jeden Tag eine Bluttransfusion geben, bis sie nicht mehr aussieht wie der wandelnde Tod. „Shisako...“ Er kniet sich zu ihnen an den Tisch. Er schenkt Hijikata ein kurzes Lächeln, richtet seine Aufmerksamkeit aber schnell wieder auf seine neue „Lieblingsschwester“. „Es ist schön, dass du wieder da bist. Auch wenn ich dich eigentlich überraschen wollte und vieles für deine Rückkehr vorbereitet habe.“ Er zieht ein betont schmollendes Gesicht, während er vielsagend mit einer Tüte raschelt. „Aber das ist doch nicht nötig, Tetsu“, wehrt sie erwartungsgemäß ab, doch dann stutzt sie, als Tetsu aus den Tiefen einer Tüte ein buntes Päckchen hervorzieht und es ihr langsam über den Tisch zuschiebt. „Oh.“ Sie erkennt es sofort und nimmt es hastig an sich. Tetsu grinst verlegen. „Ich dachte mir, das brauchst du bestimmt. Du kannst ja nicht raus und es dir selbst kaufen und deine Vorräte gehen bald zu Ende...“ vielsagend läßt er den Satz ausklingen. Unwillkürlich rutscht sein Blick hinüber zu Hijikata, der bisher nur stumm da gesessen hat und der sich jetzt um eine ausdruckslose Miene bemüht, obwohl er bestimmt ganz genau erkannt hat, was Tetsu da gerade über den Tisch wandern ließ. Shisako lacht und tätschelt Tetsus Hand. „Das ist so lieb und aufmerksam von dir. Und voll peinlich.“ Sie wirft Hijikata einen Blick zu, der fast entschuldigend wirkt. Für einen kurzen Moment verspürt Tetsu so etwas wie leichte Gewissensbisse, aber dann wiederum ist er der Meinung, dass gerade Shisako dieses Thema nicht peinlich sein sollte. Niemals. „Frag mich mal“, erklärt er deshalb, sich verlegen im Nacken kratzend. Er ist nur froh, dass er sich gestern, als er Kondō dabei geholfen hat, Shisakos Tasche zu packen, die Marke ihrer Damenbinden gemerkt hat. So musste er nicht unnötig lange in den Supermarktregalen danach suchen. Und trotzdem war es peinlich an der Kasse, fast so peinlich, wie beim Kauf von Kondomen. „Ich habe bei der Gelegenheit gleich noch ganz viel Rasierschaum, Zahnpasta und sogar Toilettenpapier gekauft, damit es an der Kasse nicht so auffällt.“ „Aber meine Zigaretten hast du vergessen“, brummt Hijikata vorwurfsvoll. Tetsu grinst schief. „Sorry.“ Shisko schenkt ihm ein kleines Lächeln. „Falls es dich tröstet: es ist mir auch noch peinlich, obwohl ich eine Frau bin.“ Wieder huscht ihr Blick für einen Sekundenbruchteil zu Hijikata hinüber und Tetsu versteht: es ist ihr unangenehm, dass er mit dieser so weiblichen Seite von ihr konfrontiert wird, als fürchte sie, er könnte sich aufgrund dessen für sie schämen. Oje. Die beiden müssen wirklich mal dringend miteinander reden, es wäre wirklich schade, wenn ihre beginnende Romanze mit einem solchen Tabu belastet wird. „Weißt du was?“ meint sie plötzlich, hält die Damenbinden ganz fest und steht dann langsam auf. „Ich muß mal ins Badezimmer. Eine Dusche wird mir bestimmt guttun. Derweil kannst du deine Überraschung vorbereiten.“ Tetsu versucht, nicht zu grinsen. Genau auf diese Reaktion hat er insgeheim gehofft. Yamazaki ist einfach zu nett. Als sich Shisako erhebt, steht auch Hijikata auf. „Ich begleite dich.“ Shisako nickt nur, und während sie zum Einbauschrank geht und sich Handtücher und Kleidung herausholt, steht Hijikata geduldig auf sie wartend an der Tür. Beim Anblick dieses sanften Ausdrucks in seinem blauen Augen und die Tatsache, dass er Shisako nicht eine Sekunde aus den Augen läßt, wird es Tetsunosuke ganz warm ums Herz, doch er sagt nichts, aus Angst, diesen schönen Moment zu zerstören. Erst fünf Minuten später, als die beiden schon längst fort sind und er begonnen hat zu dekorieren, fällt ihm ein, dass er vergessen hat. Hijikata etwas Wichtiges zu sagen. Doch dann zuckt er nur mit den Schultern. Er wird es bei der Morgenbesprechung früh genug erfahren.       „Oh, Tetsu, das ist wunderschön!“ ergriffen faltet Shisako die Hände vor der Brust, während sich in ihren großen, hellbraunen Augen Tränen der Rührung sammeln. Wie sie da in der Tür steht und sich staunend umsieht, in ihren schlichten Jeans und Hoodie, könnte man sie glatt wieder für Sagaru halten, aber Tetsu wird mit geradezu betäubender Klarheit bewußt, dass er sie nie wieder so sehen wird, figurverbergende Hoodies hin oder her. Denn jetzt, wo er weiß, dass Zaki eine Frau ist, ist es für ihn nicht mehr zu übersehen. „Danke, Tetsu!“ Sie umarmt ihn kurz. „Das ist so lieb von dir!“ Tetsunosuke grinst stolz. Er hat sich aber wirklich Mühe gegeben mit all den vielen bunten Ballons, den Girlanden, den Blumen und den Geschenken. Während er die Blumen zu dem Blumenstrauß von gestern auf den Schreibstisch stellte, hat er die anderen Geschenke sorgsam auf dem Kotatsu arrangiert und alles mit Streudeko aufgepeppt. „Keine Anpan?“ schmunzelt Hijikata von der Tür her. Während Shisako im Bad war, hat er die Zeit genutzt, den Yukata gegen seine Uniform zu tauschen und sich die Haare zu kämmen. Er wirkt sofort viel respekteinflößender, aber trotzdem wagt es Tetsunosuke, ihm auf diese Bemerkung hin einen beleidigten Blick zuzuwerfen. „Ich weiß, dass Shisako-Senpai Anpan nicht wirklich mag.“ Er hört zu, wenn sein „Lieblingsbruder“ … ahem, „Lieblingsschwester“ ihm etwas erzählt, und er vergißt es nicht, auch, wenn das schon Monate her ist. Hijikata lächelt ihm nur stolz zu. Tetsunosuke spürt, wie er unter diesem nonverbalen Lob errötet und er wird noch etwas röter, als er Shisako, die inzwischen am Kotatsu sitzt und ihre Geschenke geradezu andächtig untersucht, verwundert und begeistert zugleich ausrufen hört: „Meine Lieblingsmuffins! Oh, Tetsu, vielen, vielen lieben Dank!“ Grinsend schlägt Hjikata seinem jungen Assistenten auf die Schulter. „Dann weiß ich Shisako bei dir ja in guten Händen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, geht er zu ihr hinüber. „Ich muß gehen. Aber ich bin bald zurück. Tetsu bleibt inzwischen bei dir.“ Sie hebt den Kopf und strahlt ihn an. Ihre Augen leuchten regelrecht. Tetsus kleine Überraschung hat wirklich eingeschlagen wie eine Bombe. „Hai, Fukuchō.“ Und dann wird Tetsu Zeuge von etwas Unerwarteten. Er sieht, wie sich Hijikata zu Shisako hinunterkniet, ihr eine Hand an die Wange legt und ihr einen sanften, unglaublich liebevollen Kuß mitten auf den Mund gibt. Zuerst weiten sich ihre Augen überrascht, doch dann fallen sie ihr zu und sie genießt diese Zärtlichkeit sichtlich. Es dauert nicht sehr lange, vielleicht nur fünf Sekunden, aber Tetsunosuke hat noch nie etwas Ergreifenderes gesehen. Und darüber vergißt er wieder, dass er Hijikata eigentlich etwas sagen wollte.       „...heute ist Feiertag, da verhält sich die Jouishishi erfahrungsgemäß ruhig. Durch die vielen Schrein- und Tempelbesucher wird allerdings wieder ein heilloses Verkehrschaos herrschen. Die fünfte Division wird daher die örtliche Polizei unterstützen...“ Hijikata hört nur mit halben Ohr zu. Das ist selten, vor allem bei ihm, denn diese Morgenbesprechungen sind wichtig. Aber heute wünscht er sich nur wieder zurück an Shisakos Seite. Und er kann es nicht verhindern, dass seine Gedanken immer wieder an die letzte Nacht zurückkehren. Nachdem Sōgo den Raum verlassen hatte, entschloß er, sich ebenfalls hinzulegen. Das verlangte einige Verrenkungen, weil Shisako immer noch mit dem Kopf auf seinem Schoß schlief, aber sie wachte nur halbwegs auf, als er seine Position änderte. Sie war wirklich sehr, sehr erschöpft und versank gleich wieder in tiefem Schlaf, sobald er lag und einen Arm um sie legte. Diese Geste - um Hijikatas Mundwinkel zuckt es verhalten - ist bei ihm schon fast zu einem Automatismus geworden. Nicht zu fassen. Aber er hält sie wirklich gern in seinen Armen. Früher, als sie noch Sagaru war, sind sie schon ein paar Mal dicht nebeneinander eingeschlafen, haben sich notgedrungen eine Decke und einen Futon geteilt. Dann waren sie aber immer zusammen auf einer Mission unterwegs und beide zu müde, um einen Pfifferling darauf zu geben, ob es sich schickte oder nicht. Die letzte Nacht hat ihn daran erinnert, wie gut es sich immer anfühlte, wenn es sich dabei um Yamazaki handelte. Hijikata ist es zwar gewohnt, Seite an Seite mit Männern zu schlafen, es gefiel und gefällt ihm aber nicht, weil er einfach auch im Schlaf seine Privatsphäre braucht, und manche werden wirklich richtig anhänglich wie Kondō, aber mit Yamazaki fühlte es sich immer irgendwie ... gut an. Vor allem, weil Yamazaki selbst im Tiefschlaf immer brav auf seiner Seite blieb. Jetzt ist er … sie anschmiegsam wie ein Kätzchen. Dabei ist sie jedoch niemals aufdringlich oder fordernd. Es stimmt. Wie sie sagte: Zaki ist immer noch Zaki. Der Körper hat sich geändert, aber nicht der Charakter. Derjenige, der sich verändert hat, ist er selbst. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden ist er zu jemanden geworden, der sich danach sehnt, Shisako zu berühren, sie zu halten und sie zu … küssen. Beinahe hätte er die Hand gehoben und mit den Fingern seine Lippen berührt, im letzten Moment wandelt er diese verräterische Bewegung in etwas anderes um und kratzt sich stattdessen kurz am Hinterkopf. Stimmt, er hat sie geküsst. Auf die Lippen. Und es bis eben noch nicht einmal richtig realisiert. Es fühlte sich völlig natürlich an. „Fukuchō.“ Hm, wenn er wieder bei ihr ist, wird er es mal mit einem richtigen Kuss versuchen. „Tōshi!“ Oh. Schuldbewußt schnappt er wieder zurück ins Hier und Jetzt und fühlt sich auf höchst unangenehme Art und Weise plötzlich im Fokus von zwölf Augenpaaren. Sogar Saito Shimaru hat die Augen diesmal einen Spalt breit geöffnet und starrt ihn aufmerksam an. Verwirrt und alarmiert zugleich läßt Hijikata seine Blicke über die Männer vor sich wandern. Sie wirken ernst, ja, beinahe feierlich. Dann räuspert sich Harada Unosuke einmal. Er ist der Älteste und als solcher machen ihn die anderen gerne zu ihrem Sprachrohr. „Fukuchō. Wir, also, wir zehn hier,“, er macht eine vielsagende Geste, die ihn und die anderen Truppenkapitäne mit einschließt, „haben beschlossen, auf den Hatsumōde zu verzichten. Es käme uns falsch vor, die Götter mit unseren egoistischen Bitten fürs neue Jahr zu behelligen. Nicht nachdem, was gestern passiert ist. Wir betrachten Yamazakis Verlust auch als unseren.“ Er holt einmal tief Luft, während die anderen hinter und neben ihm bekräftigend nicken. „Und wir haben uns überlegt“, fährt er fort, „uns zusammen zu setzen und eine kleine Gedenkstätte im Hof zu planen. Natürlich mit Yamazaki und nur, wenn er...“, er stockt und berichtigt sich schnell, „wenn sie nichts dagegen hat. Und wenn sie sich dazu imstande fühlt.“ „Wir... wir wollen einfach etwas für sie tun“, fügt Todo Bokusuke neben ihm hinzu. Hijikata verschlägt es für einen Moment den Atem. Er schluckt einmal, um den Kloß in seiner Kehle loszuwerden. Er wußte, dass die Shinsengumi aus guten Männern besteht, er wußte es, aber das hier ist mehr, als er je erwartet hatte. Shisako wird in Tränen ausbrechen, wenn sie das erfährt. Er holt einmal tief Luft, um sich zu sammeln. „Der Gedanke einer Gedenkstätte ist genau dasselbe, was ich ihr gestern auch schon vorgeschlagen habe. Sie wird sich freuen, so viele Unterstützer zu haben.“ „Oh, wir wollten uns nicht einmischen...“, rudert Harada hastig zurück, doch Hijikata hebt beruhigend die Hand. „Nein, ist schon gut. Je mehr, desto besser. Es soll ja etwas besonderes werden. Und sie hat nur das Beste verdient. Und...“, sein Blick sucht Okita Sōgos und hält ihn fest, „Okita und ich gehen heute zu einem Priester und machen, was das Spirituelle betrifft, alles klar.“ Okita nickt nur zustimmend. Seine Miene ist so glatt und emotionslos wie immer, aber da ist ein Zug um seine Mundwinkel und ein Glanz in seinen Augen, der Hijikata verrät, dass ihn das Angebot der Männer genauso rührt wie ihn. Und wie Kondō, denn der wischt sich schon die ersten Tränen aus den Augen. „Wir können gerne dafür sammeln“, schlägt da Oka Sanjuro, der Kapitän der Siebenten Division aus dem Hintergrund vor. Aber Hijikata schüttelt den Kopf. „Nein, die Kosten für den Priester übernehme ich.“ Einige der Männer wirken enttäuscht, aber sie nicken zustimmend.. Dann sieht Hijikata auf manchen Gesichtern ein kleines Lächeln und die Art, wie sie ihn ansehen, ändert sich subtil. Er erinnert sich an die Gerüchte, die seit einiger Zeit über ihn und Yamazaki kursieren, beschließt aber, es zu ignorieren, denn diesmal sind es ja keine bloßen Gerüchte mehr. „Und wir haben das hier. Kondō-san“, plötzlich hält Harada einen dicken Umschlag in der Hand, geht zum Kommandanten hinüber und und überreicht ihm diesen mit einer förmlichen Verbeugung. „Bitte übergib das Matsudaira-san in unserem Namen. Das ist ein formeller Bittbrief, in dem wir darum bitten, dass Yamazaki ein Teil der Shinsengumi bleiben kann. Wir finden nämlich, nur, weil unser Spion eine Frau ist, ist das kein Grund, ihn... ah, sie zu entlassen. Jeder von uns, die gesamte Shinsengumi, hat unterschrieben.“ „Einige von uns haben auch noch ein paar ganz private Zeilen zu diesem Thema an Matsudaira verfasst“, ergänzt Todo Bokusuke. „Ah... wir hoffen, wenn er sieht, wie viel uns an Yamazaki liegt, wird er uns unsere Shisako nicht... wegnehmen.“ Kondō drückt den Umschlag an seine Brust als wäre es ein heiliger Gegenstand. „Ich werde nicht zulassen, dass sie uns Yamazaki wegnehmen“, schwört er mit tränenerstickter Stimme. „Ich habe in zwei Stunden einen Termin mit Matsudaira deswegen. Es wird bestimmt helfen, wenn Matsudaira sieht, dass ihr alle hinter mir, aber vor allem natürlich hinter Yamazaki steht.“ Sekundenlang herrscht nachdenkliche Stille. Sie alle wissen, dass Matsudaira letztendlich immer das letzte Wort haben wird, aber sie wissen auch, dass Kondō mit Zähnen und Klauen für seine Shinsengumi kämpft und sie hoffen alle nur für ihren geliebten und verehrten Kommandanten, dass der Polizeichef heute gute Laune hat und nicht allzu genervt ist, weil er sich an einem Feiertag um so etwas kümmern muss. „Ist es dann nicht etwas voreilig, schon eine Gedenkstätte zu planen, wenn wir nicht einmal wissen, ob Shi-chan hierbleiben wird und sie jeden Tag besuchen kann?“ wagt es Okita schließlich einzuwenden. „Würde es ihr nicht nur noch mehr das Herz brechen, wenn all diese Planungen für die Katz waren?“ Kondō wirkt auf einmal ganz deprimiert und auch die anderen lassen die Köpfe hängen, doch Hijikatas Aufschnauben schreckt sie aus ihren düsteren Gedanken. „Niemand hier lässt Zaki je wieder im Stich, verstanden? Sonst heißt es Seppuku für alle!“ Entschlossen ballt er die Hände zu Fäusten. Die Männer werfen ihm einen verdutzten Blick zu, doch nicht wegen der Drohung – die sind sie gewohnt – sondern weil diese Antwort in so gar keinem Zusammenhang zu dem steht, was Sōgo eben sagte. Es ist, als sei er mit seinen Gedanken ganz weit weg. Und das kennen sie von Kondō, aber nicht von ihm. „Niemand wird Shi-chan im Stich lassen, Hijikata-kun“, erinnert ihn Sōgo in einem ungewohnt sanften Tonfall. Und wieder staunen die Männer, aber nicht nur über diesen so ungewohnten Tonfall, sondern auch über diesen freundschaftlichen Suffix. „Es gibt für alles eine ganz einfache Lösung: wenn Shi-chan nicht als Spionin hier bleibt, sondern als Hijikata Tōshirōs Ehefrau.“ „Richtig“, stimmt ihm Kondō automatisch mit nachdenklichem Stirnrunzeln zu, „die Ehefrauen des Kommandostabes dürfen … oh“, und dann wird ihm plötzlich bewußt, worüber sie hier reden. „Oh!“ wiederholt er und reißt Augen und Mund auf. Sekundenlang herrscht eine geradezu unheimliche Stille im gesamten Raum, während bei jedem von ihnen – in individueller Geschwindigkeit – der Groschen fällt. Da ertönt plötzlich Saito Shimarus Stimme. Da sie sehr selten erklingt, haben einige erst einmal Schwierigkeiten, sie ihm zuzuordnen, aber da er gleichzeitig die Hand hebt, legt sich diese Verwirrung schnell. „Hat Shisako da nicht auch noch etwas mitzureden?“ fragt er unschuldig. Für den Bruchteil einer Sekunde herrscht Stille, dann beginnt einer zu kichern und dann noch einer und noch einer, bis die ganze Runde in ein herzhaftes, aber absolut befreites Lachen ausbricht.     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)