Weiße Rosen in Ketchup von Palmira (oder - thick thighs save lives) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Mensch wurde unschuldig geboren und entdeckte Idole. Und dann kam er in die Pubertät. Hawks erinnerte sich an eine Zeit, als er gefunden hatte, dass das brennende Gesichtshaar der coolste Teil an Endeavor war, und die Mühelosigkeit, mit der er Stichflammen aus seinen Händen schoss, die beißende Klarheit seiner hellblauen Augen, die die ganze Welt mit wütender Entschlossenheit betrachteten. Dann hatte sein Hirn die Hormonschleuse geöffnet, und er wusste, wenn er mal starb, dann weil er zwischen Enji Todorokis verdammten Titten erstickt war. Sich den Schädel von seinen mächtigen Oberschenkeln zerquetschen zu lassen war aber knapp auf Platz zwei seiner bevorzugten Tode. Nicht falsch verstehen – er bewunderte immer noch dieselben Dinge an Endeavor, die ihn auch als Kind mit Staunen erfüllt hatten. Er hatte nur seitdem ein paar weitere Aspekte entdeckt, die ihn darin bestätigten, dass Endeavor der Held seines Herzens war. Heh. War es Hawks fast wert, das laut zu sagen, einfach um zu sehen, wie Endeavor dieses gereizte Zucken um die Augen bekam und seine Nasenflügel sich ärgerlich blähten, bevor er die Arme verschränkte und seine Brust damit noch zusammenschob. Aber... weil Hawks auch etwas daran lag, den Bogen nicht zu überspannen, tat er es nicht. Man wusste ja nie, ob irgendwann doch mal ein Wink durch den Granitschädel des älteren Mannes drang und sein (normalerweise exzellent funktionierendes Gehirn) auf den Gedanken brachte, wie sehr Hawks unter seinen engen Bodysuit wollte. Und in sein rußiges Herz, aber Hawks war ein Mann der Realität. Durch Endeavor lief ein Riss, der so tief war, dass man Flügel brauchte, um ihn zu überbrücken, und feuerfeste Federn, um nicht verkohlt zu werden. Hawks hatte leider nur eins davon... dafür Charme. Und einen fantastischen Arsch. „Charity.“ Er strahlte Endeavor so unschuldig an wie eben möglich, wenn man den Kopf voller schmutziger Fantasien hatte. „Du weißt schon. Spendensammeln, positive Publicity, so'n Zeug. Letztes Jahr war ich mit Rumi da, aber dieses Mal hat sie schon was vor.“ Was Hawks nicht sagte, war dass man bei etwas so Klangvollem wie 'Der Ball der weißen Rosen' nicht zusammen auftauchen konnte, ohne für ein Paar gehalten zu werden – die Gerüchte, dass Rumi und er etwas am Laufen hatten, hatten Monate angehalten. Fair, Aufmerksamkeit gegen Geld, und diese Veranstaltung setzte obszöne Summen um; allerdings spielte der Hase dieses Jahr nicht mit (Hawks vermutete stark, dass sie irgendwen bumste), und immerhin versorgte sie ihn mit der perfekten Ausrede – wie sollte er sich nach dem letzten Mal mit weniger als der Nummer eins zufriedengeben? Als würde er das überhaupt. Jemals. Tun. Ein gereiztes Zucken lief über Endeavors verkniffenes Gesicht. „Dafür hat deine Agentur ein PR-Management. Du störst.“ Hawks liebte den Typen, aber er war... 'n bisschen stumpf manchmal. „Endeavor, begleite mich auf einen Charity-Ball für ein paar schöne Fotos und freundliche Schlagzeilen. Ich sag' auch Bitte.“ „Nein.“ „Das ist ein Selbstläufer! Ich war schon da, ich-“ Endeavors flache Hand knallte auf die Tischplatte, an der er saß, sein Gesicht überzog sich mit dem übellaunigen Stirnrunzeln, das Hawks zur Genüge kannte – allerdings war da noch mehr, ein neuer grimmiger Zug um den Mund. Es schüchterte Hawks nicht ein, doch es riet ihm intuitiv, sich von dem anderen unterbrechen zu lassen. „Ich besuche keinen Valentinstagsball,“ knurrte Endeavor gedehnt, „und du musst dümmer sein, als ich dachte, um das überhaupt vorzuschlagen.“ Ah. Die Scheidung. Da war ja was. In seinen nicht so stolzen Momenten empfand Hawks Genugtuung darüber, dass die Ehe der Todorokis vorbei war: wenn man auf die Zwischentöne hörte, war sie das schon längst gewesen. Es gab viele Profi-Helden, die ihre Familien versteckt hielten, um sie vor der Vergeltung ihrer Feinde zu schützen, doch das Schweigen um Rei Todoroki war zu tief, zu umfassend... Als wäre sie ein Geist, den man versehentlich beschwor, wenn man ihren Namen aussprach. Fragen zu der schlechten Beziehung des Vaters zu seinen Kindern blieben unbeantwortet. Hawks kümmerten die Flecken nicht. Ihn kümmerte, was er sah: einen zerrissenen Mann, einen mächtigen Helden, einen... Verteidiger. Vielleicht sogar jemand, der den Anblick von der brennenden Müllkippe ertragen konnte, aus der Hawks emporgekrochen war. „Aw, Mann.“ Hawks hockte sich mit einem Bein auf die Tischplatte und grinste optimistisch in Endeavors finstere Miene. „Fake it till you make it. Du weißt, dass Schlagzeilen nur verschwinden, wenn man sie durch neue ersetzt.“ „Du vielleicht.“ Endeavor streckte die Hand aus und stieß Hawks von seinem Schreibtisch, und oh, seine kräftigen Finger hinterließen kribbelnde Abdrücke auf Hawks' Bein. „Ich nicht. Wenn du sonst nichts hast, verschwinde.“ Er sagte es nicht in so vielen Worten, doch Hawks war nicht taub: 'Ich mache keine Schlagzeilen, die meine Familie verletzen. Selbst wenn die Gelegenheit sich bietet.' Das war nicht komplett überraschend, aber Hawks hatte es auf die einfache Tour versuchen müssen. Wer hätte geahnt, dass es Endeavor nicht überzeugte, sein Armcandy zu sein und sich am Ende des Abends ein Taxi zu teilen? Eine Menge Leute fanden das völlig ausreichend. Hawks schob seinen Hintern wieder auf die Tischplatte – wenn Endeavor ihn weghaben wollte, musste er ihn wieder anfassen. Keine Flammenlohen so nah an den Akten auf dem Tisch. „Osaka, das ist wie ein winziger Urlaub! Du, ich, fantastische Küche, im Ernst-“ „Hast du mich nicht verstanden?“ Endeavor durchbohrte ihn mit einem eisigen Blick. „Ich mache keinen Urlaub.“ Er sprach das letzte Wort aus wie 'Fußpilz'. Hawks machte auch keinen Urlaub – nicht jetzt, nicht irgendwann. Er existierte auf einem Durchschnitt von fünf Stunden Schlaf pro Nacht in ruhigen Wochen, deutlich weniger, wenn er nach Tokio kam, und wann überhaupt war es jemals 'ruhig', seit der Große Smasher von der Bühne abgetreten war. Und oft genug fand er trotzdem keinen Schlaf, weil sein Kopf zu explodieren drohte von diesen vage definierten 'Dingen', die er in der Luft halten musste, ohne dass die Öffentlichkeit, die Kommission und das Justizministerium es je erfuhren. Alle mussten zufrieden sein, niemand durfte Fragen stellen, und Hawks war immer eine Turbulenz von einem Absturz entfernt. War okay, wirklich. Er machte das ja nicht seit gestern. Und Endeavor... Es war egoistisch und gierig, aber wenn Hawks etwas von ihm haben konnte, würde es ihn zusammenhalten. Bei dieser Sache, die auf ihn zukam. Er gab es nicht gern zu, aber er brauchte das wie die Plüschfigur, die ihn schon als Kind zusammengehalten hatte. „Es soll ja nur so aussehen. Der Rosenball setzt irre viel Kohle um.“ Hawks machte eine vielsagende Geste mit einer Hand. „Weißt du, wer nie weit weg ist, wenn sich bei einem Event massenweise Geld und namhafte Helden im Umlauf sind?“ Endeavor antwortete nicht, und Hawks lehnte sich vor, um noch einen nachzusetzen: „Vor allem bei einem so 'harmlosen' Anlass wie einem kommerziellen Feiertag der Liebe, bei dem sich alle auf die Schulter klopfen können, weil sie ihr Geld nicht in Schokolade und Blumen investieren?“ Etwas regte sich in Endeavors Gesicht – Ärger, wie immer, aber diesmal war Hawks nicht mehr das unmittelbare Ziel. So was nannte man Fortschritt. „Wenn du einen meiner Sidekicks ausleihen willst, sprich mit Burnin.“ Nicht zu fassen. „Endeavor, ich wollte nicht derjenige sein, der dir das sagt, aber du bist nicht hübsch genug, um dich routiniert dumm zu stellen.“ Hawks fuhr durch sein Haar und grinste, als ein paar Flammen über diese gotteslästerlich breiten Schultern zuckten, also hatte er nicht Unrecht. „Ich will nicht Burnin. Ich will dich.“ Es war katharisch, das manchmal laut auszusprechen. No homo und alles, rein auf professioneller Ebene. Hawks war ein total professioneller Typ. Mit einer professionellen Faszination für Endeavors Brust, weil bitte, die war auf seiner Augenhöhe. „Ich habe keine Zeit für einen vagen Verdacht.“ Endeavor streckte den Arm aus und schubste Hawks wieder von seinem Tisch, fester als zuvor, mit einer tiefer werdenden Falte zwischen den Brauen: seine Aufmerksamkeit wanderte ab, und Hawks war ein verträglicher Typ, er hasste es bloß, nicht die Aufmerksamkeit seines Idols zu haben. „Osaka ist zu weit weg dafür.“ Das war der Teil, an dem es eng wurde, weil Hawks wirklich solidere Beweise bräuchte, um Endeavor aus Tokio wegzulocken, und gleichzeitig nicht zu offensichtlich mit dem Finger auf die Kommission zu zeigen, denn er war längst nicht so unantastbar wie die Nummer eins. Allerdings hatte er etwas Anderes, deutlich Wertvolleres zur Verfügung: Endeavors Vertrauen. Und er wollte es nicht missbrauchen, aber er war auch eine unwürdige kleine Elster... und gierig. Hawks spreizte die Flügel, als wollte seine animalische Seite demonstrieren, was für ein toller Sexualpartner er war (war er wirklich!) und stützte die Hände auf die Tischplatte, um sich so weit vorzulehnen, wie er konnte. Er fasste Endeavor ins Auge und nur ihn, und war es nicht faszinierend, wie es seine immer umherschwirrenden Gedanken zum Schweigen brachte, den anderen anzusehen, geradezu... andächtig? „Es geht nicht bloß um Charity, großer Mann. Da ist was im Busch... Vertrau' mir.“ Endeavors helle Augen tasteten ihn ab wie ein Laser, und Hawks fühlte sich nackt vor ihnen – auf die gute Art, die spielerische Art, denn Mann, wenn Endeavor je hinter all die schmutzigen Geheimnisse kam, dann... Ah. Ein Teil von Hawks klammerte sich stur an die Hoffnung, dass er verstehen würde. „Hm.“ Endeavor faltete die Finger über dem kleinen Stapel Berichte, der vor ihm lag – und Hawks hatte auch eine Menge Fantasien über diese großen, starken Hände, die seine schmalen Hüften nahezu umspannen könnten – und verzog den Mund flüchtig. „Ich denke darüber nach.“ Der Endorphinschub bei diesen Worten war gerade noch jugendfrei, aber Hawks war ein Profi im Überspielen. „Cool. Trag' was Weißes, Dresscode und so. Bis später, Valentinchen!“ Die Stichflamme versengte immer noch die Spitzen seiner Leitfedern, aber das war ein kleiner Preis. Für einen fucking Valentinstagsball mit Endeavor.   Hawks zog nicht die Strippen bei seiner eigenen Agentur, und die Leute wären allgemein enttäuscht (nebst anderem), wenn sie wüssten, wie wenig in seinem Leben er eigentlich kontrollierte. Und das war scheiße, und es bildete einen richtig miesen Trend für seine Generation und die Folgende. Aber das bedeutete nicht, dass Hawks nicht würdigen konnte, was eine professionelle, wie Uhrwerk laufende und altehrwürdige Agentur auf die Beine stellte. Wenn Endeavor einen öffentlichen Auftritt hinlegte (selten genug, der verkniffenen Miene seiner PR-Agentin nach; hatte sie einen Feuerfestigkeits-Quirk?), lief alles so geschmeidig wie-... Es lief sehr geschmeidig. In einem alternativen Universum hätte Hawks alles daran gelegt, Endeavor sein Personal abzuwerben – oder, noch viel besser, ihre Agenturen zusammenzulegen. EndHawks. Naw, klang fatalistisch. Er schweifte ab. „Ich liebe die Idee mit dem Kleinbus,“ was Hawks' Art zu sagen war, dass er es unnötig fand, die PR-Agentin der Endeavor-Agentur aber unheimlich fand, „aber die Leute lieben es, wenn ich fliege. Ich treffe mich einfach in Osaka mit Endeavor.“ Die Frau mit dem Earpiece und dem stahlgrauen Haar erübrigte Hawks nur einen kurzen Blick, als wäre er eine lästige Taube, die vor ihren Füßen herumhüpfte und nach ihren Stahlkappenstiefeln pickte. „Wenn Sie einen smoggrauen Anzug und völlig zerzaustes Haar auf einer national beachteten Veranstaltung wollen, dann ja. Aber das ist nicht der Standard dieser Agentur.“ Sie musterte Hawks stirnrunzelnd. „Sie repräsentieren nicht nur Ihre eigene Marke, sondern auch Endeavor. Ist Ihnen das klar?“ Hawks salutierte zackig. „Ja, Ma'am!“ „Dann tun Sie nichts, was Todoroki-san schlecht aussehen lässt.“ Todoroki, nicht 'Endeavor' – und Hawks war nicht einmal sicher, ob es dem großen Mann klar war, aber seine Leute mochten ihn wirklich. Seine Sidekicks, sein Stab, sie schützten nicht bloß eine Marke, sie unterstützten auch den Mann selbst. Klar, sie wussten nicht alles über ihn, und manche von ihnen waren wahrscheinlich komplett verrückt (von denen hatte Hawks auch ein paar), aber ihnen war nicht wichtig, was in seiner Familie ablief. Sobald Hawks seinen Willen bekommen hatte (oder zehn Prozent davon, der Rest war nicht jugendfrei), war die ganze Planung von Endeavors Agentur übernommen worden; auch wenn er kaum öffentliche Auftritte machte, und diese schon gar nicht spontan, händelten seine Leute das effizient. Transport, mögliche Routen, Ausweichfahrzeuge, mögliche Übernachtung (hehe), Garderobe, Presseskripte für jeden Fall und eine lückenlose Vertretung für Endeavors Abwesenheit. Und vermutlich noch eine halbe Tonne mehr administrativer Jobs, an die Hawks nicht mal gedacht hatte. Allein so plötzlich ein Abteil in einem Hochgeschwindigkeitszug zu reservieren und alternativ einen Flug offen zu halten erforderte bürokratische Kniffe, die man nicht einfach 'hatte'. Zur Erinnerung: es war ein Solo-Job fünfhundert Kilometer entfernt, für einen Abend. Keine landesweite Tournee. Hawks musste offensichtlich schon froh sein, dass sein Anzug die misstrauische Prüfung der Agentin überstanden hatte, denn wenn nicht, hätte sie bestimmt auch noch ein Ersatzmodell in so fancy Farbtönen wie 'Champagner & Glacé' samt Flügelschlitzen parat gehabt. Und keine Skrupel, ihn persönlich umzuziehen, wenn er nicht spurte. Hawks hatte ein dunkelblaues Hemd und einen cremefarbenen Anzug und keine Ketchupflecken drauf, warum würdigte das eigentlich keiner?! „Okie dokie. Hey, großer Mann! Dang, die Krawatte...!“ Endeavor sah, und das war quasi eine neutrale Einschätzung, zum Niederknien aus, und sie sprachen hier nicht vom Beten-Knien. Sein weißes Jackett spannte sich über seinen breiten Schultern und fasste eine silbrig-graue Weste und ein um ein paar Schattierungen dunkleres Hemd ein. Er hatte diesen perfekten Krawattenknoten mit fucking Krawattennadeln wie'n richtiger Gentleman und diese Bügelfalte brachte seine kräftigen Beine erst richtig zur Geltung...! Es kostete Hawks Überwindung, ihn nicht mit scharfen Federn aus seiner Kleidung zu schreddern. Oder nicht seine eigene Zunge zu verschlucken. Endeavor runzelte die Stirn, als er Hawks' blaues Hemd bemerkte: so als hätte er das Gefühl, dass dieser gewisse Farbton mit dem Stich Teal genau derselbe war, in dem auch sein Bodysuit für die Arbeit eingefärbt war, hielte das aber für einen möglichen Zufall. Gott, war der Kerl naiv. „Es wird Zeit. Steig ein.“ Ein letzter bohrender Blick von der PR-Lady begleitete Hawks, als er mit übertriebener Geste in den Kleinbus stieg. Um ehrlich zu sein, er benutzte sehr selten Autos. Sie waren nicht für seine Flügel angelegt, und wenn diese Flügel klein genug waren, dass das kein Problem war, hatte wiederum Hawks ganz andere Probleme. Das hier, mit komfortabler Sitzbank und kugelsicherem Glas und Haltevorrichtungen war erstaunlich... nett. Alles in diesem Kleinbus war auf jemanden mit abweichenden Dimensionen angelegt, der aus irgendeinem Grund plötzlich aufspringen musste, aber trotzdem gesichert wurde. Konnte man haben, wenn es irgendwen juckte, ob man auf's Maul bekam. Ein Teil von Hawks' Popularität generierte sich darüber, dass er mit seiner Schnelligkeit unangreifbar schien, also wozu brauchte er schon Tech. So oder so ähnlich stand das vermutlich in einem Beschluss. „Ich vergesse manchmal einfach, dass du Kohle hast, Boss.“ Hawks faltete seine Flügel zu einem brauchbaren Kissen und lehnte sich mit einem behaglichen Seufzen in die Sitzbank, während der Wagen anfuhr. „Wie bist du so schnell an 'ne Einladung gekommen?“ „Gar nicht.“ Endeavor sagte das so desinteressiert, wie es nur jemand konnte, der natürlich immer ein willkommener Gast war, vor allem wenn er sich allgemein rar machte. Es machte Dinge mit Hawks' Eingeweiden. „Wir haben zehn Minuten, bis wir am Bahnhof sind. Dann erwarte ich, dass du mir mehr vorlegst als ein Gefühl,“ brummte der große Mann, und Hawks musste sich zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Aw, großer Mann war so tough... Wenn er wirklich so skeptisch wäre, könnte er Hawks in diesem Auto die Pistole auf die Brust setzen und Antworten verlangen, nicht erst an Bord eines Hochgeschwindigkeitszugs, aus dem selbst Endeavor nicht in voller Fahrt aussteigen konnte. Würde Hawks ihn darauf ansprechen, dann blabla, Sicherheitsbedenken, blabla – als würde die Endeavor-Agentur wirklich Wanzen und dergleichen übersehen. Also sprach Hawks ihn nicht darauf an. Sie hatten alle ein bisschen zu verschweigen, und er selbst balancierte haarscharf an der Kante zu einem Verlust von dieser... zaghaften Freundschaft, die sich als eins der wenigen Dinge real anfühlte. „So!“ Hawks streckte die Beine aus und sah sich aufmerksam um. „Zehn Minuten, reicht das für Snacks?“ „Nein.“ „Oooh...“   Eine halbe Stunde später piekste Hawks mit einem Zahnstocher spicy Chicken Strips aus einer Styroporform und war mit sich im Reinen. Na ja, so rein, wie er je war. „Du bift ficher, daf du keine wilfst?“ Er blinzelte eine Träne weg, weil uff, spicy – aber auch so gut! „Heiße Strips für einen heißen Typen?“ Endeavor maß ihn mit einem verärgerten Blick. „Du wirst dir den Anzug ruinieren.“ „Ja, Daddy.“ Hawks grinste ihn mit soßeverschmierten Lippen an und ignorierte das aufgeregte Schaudern, das ihn bei diesen zwei Worten selbst überlief. „Ich hab' Übung, keine Sorge – ich kann auch Kaffee im Fliegen trinken. Oder sagen wir Chocochino, ich hab's nicht so mit dem puren Zeug. Warum sieht man dich nie essen?“ Die wenigen Male, die Endeavor in seiner Gegenwart gegessen hatte, waren es neutrale, proteinreiche Lebensmittel gewesen, keine Extras mit Zucker oder Früchten. Diese Art Energieriegel, die schmeckte wie durchgeweichte Pappe. Mit seinem Quirk setzte Endeavor eine große Menge Energie um, also machte es vermutlich Sinn, aber bisher hatte er noch nie den Eindruck auf Hawks gemacht, dass er irgendetwas... gern aß. Die ehrenwerte Mrs. Todoroki hatte ihm zu Hause doch auch nicht bloß Elektrolytpulver in Wasser aufgelöst! „Schluss mit dem Geplapper.“ Endeavor warf einen Blick auf sein Handy, presste kurz die Lippen zusammen und fixierte seinen bohrenden Blick wieder auf Hawks. „Was hast du?“ Fantasien über uns beide in einer Thermalquelle, in denen du mich wieder 'Junge' nennst. „Die Gästeliste für heute Abend.“ Hawks war noch nicht ganz fertig mit dem Essen, also ließ er eine Feder den zusammengefalteten Zettel aus seiner Tasche holen und zu Endeavor herüberwirbeln. Der andere fing das Blatt ein und entfaltete es – und kniff die Augen zusammen, denn es war eng bedruckt. Hawks verbiss sich ein Quieken, weil sturer alter Mann, trag' ne Lesebrille. Und gleichzeitig: Bitte tu's nicht, ich könnte mich vor lauter Lehrer/Professor-Fantasien nie wieder konzentrieren. Endeavors mürrischer Ausdruck milderte sich langsam zu einem nachdenklichen Zerknittern, bevor er das Blatt neben Hawks' Fastfood-Container legte. „Ich kenne kaum ein Drittel dieser Namen,“ gab er zu, und das zuzugeben allein war schon ein Meilenstein. Hawks hatte Endeavor beobachtet, seit er klein war: er wusste, wie der andere Mann sich verhielt, wenn er zu wenige Informationen hatte, und das hieß, Endeavor verschloss sich wie eine Auster. Wo All Might hineinraste weil wird' schon gut gehen hielt Endeavor sich zurück, um die Situation allein für sich zu entscheiden. Es war ein kluges Vorgehen für jemanden, der nicht so viel Oomph hatte wie All Might, doch es war auch... das Vorgehen, das Hawks beeindruckte. Umso mehr befeuerte es Schmetterlinge, weil Endeavor ihn nicht ausschloss. „Ich auch nicht,“ beeilte er sich also zu sagen, während er seine Hände mit einem Feuchttuch abwischte. „Und das hat mich gewundert. Eins der großen Charity-Events des Jahres, und auf der Gästeliste sind lauter Leute, die keiner kennt? Die keine Agentur haben und nicht mal eine Lizenz? Komisch.“ Hawks nahm einen Zahnstocher und klemmte ihn zwischen die Zähne, bevor er nüchtern fortfuhr: „Die Veranstalter sind Rumi ziemlich auf die Eierstöcke gegangen, als sie abgesagt hat – wheee, sie liebt es ja, wenn ihr jemand sagt, was sie tun soll, aber als ich sie gefragt habe, meinte sie, die hätten ständig mit mir argumentiert. Als würd' sie mich vor'm Traualtar stehen lassen.“ „Na und? Das ist nichts als Marketing.“ Endeavor rieb sich die Stirn, seine Finger verweilten kurz über der Kante seiner Narbe. „Sag' nicht, dass es nur um Paranoia geht, weil man aus euch ein Powerpaar machen will.“ Legitimer Einwand, doch ein alberner Teil von Hawks konnte nicht einmal damit kokettieren, dass Rumi und er ein Powerpaar wären – ironisch, wenn man bedachte, wie viel er log. Aber Endeavor sollte das nicht von ihm denken, weil... Weil. „Rumes und ich würden nicht bumsen, wenn wir dafür Geld kriegen würden. Das Ganze war einfach schräg. Also hab' ich recherchiert, nachdem ich bei dir war.“ Hawks lehnte sich vor und strich das Blatt glatt, während er es auf dem Kopf überflog und dann auf ein paar Namen mit dem trockenen Ende des Zahnstochers tippte. „Die meisten sind junge Zivilisten, vor allem die Frauen. Die Männer wurden zu 'nem großen Teil bei den großen Helden-Schulen und Agenturen abgelehnt. Sie alle sind finanziell nicht so beeindruckend, aber sie haben 'nen gut dokumentierten Stammbaum. Manifestierte Quirks, aus denen man was machen könnte, bloß nicht aus den Besitzern.“ Er blickte flüchtig auf und sah einen Schatten über Endeavors Gesicht huschen. Und es fühlte sich nicht gut an, weil er wusste, dass da Schmerz war. Bitterkeit. Reue vermutlich. Allerdings war Endeavor sowohl intelligent, als auch offensichtlich der Typ, der das Pflaster sofort abriss. „Aussichtsreiches Genmaterial,“ sagte er, beinahe gefährlich ruhig. „Bingo. Ich konnte nur Entwürfe für die Sitzordnung finden, aber es scheint, als wären die Gruppierungen nach der Natur der Quirks gemacht worden. Die und die beiden zum Beispiel produzieren verschiedene Toxine, er hier gibt Wasser und Kohlendioxid in erhöhtem Maß über die Poren ab. Ich wette, die Kindheit war hart.“ Hawks schob den Zahnstocher wieder in den Mundwinkel und zuckte mit den Achseln. „Es ist nicht verboten, Leute zu verkuppeln, aber-“ „Wie können sie es wagen.“ Endeavors Stimme war immer noch ruhig und gemessen, doch die Intensität darin aktivierte für einen Moment Hawks' Instinkte. Er nannte es das 'GTFO-Protokoll'. Flammen leckten nur träge und einzeln über die vernarbten Knöchel des älteren Helden – nicht die dramatische Explosion, die Hawks ihm manchmal entlocken konnte, und das Feuer erstarb, bevor noch der Rauchmelder des Zugs ansprang. Aber Endeavors Miene allein konnte jemanden zu einem Stück qualmenden Gewebes verkohlen. Unnötig zu sagen, er hatte verstanden. „Kuppeln ist nicht verboten,“ wiederholte Hawks ruhig. „Ich will bloß sichergehen, dass da nicht mehr passiert. Du doch auch.“ Endeavor atmete tief aus und ruckte mit dem Kopf, bis die Muskelstränge seines Halses leise und bedrohlich knackten. „Ich werde mehr tun als das, wenn sie sich weigern, aus meinem Beispiel zu lernen.“ Er warf der Gästeliste einen angewiderten Blick zu. „Die Mehrzahl dieser jungen Leute weiß nicht einmal, wer sie selbst sind. Die Kommission weiß das, sonst würden sie es nicht so ausnutzen.“ „Wahrscheinlich,“ stimmte Hawks ihm zu. „Für einen Haufen halber Kinder, die du nicht kennst, legst du dich mit der Heldenkommission an? Die können sogar dir Stöcke zwischen die Beine werfen.“ Vor langer Zeit, als er noch jung und naiv gewesen war, hatte Hawks sich gewünscht, dass das jemand für ihn tun würde – den Kampf gegen den Drachen aufnehmen, um den Prinzen zu retten. Um fair zu sein, da war er auch neun Jahre alt gewesen... seitdem hatte er gelernt, dass nichts auf der Welt so eindeutig war. „Du redest Unsinn,“ brummte Endeavor mürrisch und riss Hawks aus seinen eigenen Gedanken. Er grinste. „Ich will einfach sehen, wie du in deinem sexy Anzug von den Freuden der Familienplanung erzählst. Ich meine, du fährst der Party auch in die Parade, wenn du einfach besser aussiehst als jeder verfügbare Mann!“ Shit, er hatte vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. „Mit meiner Ausnahme,“ fügte Hawks rasch hinzu. „Ich kann über die Sitzreihen fliegen und Kondome ausstreuen. Und du machst noch 'nen Knopf auf, dann hast du die Veranstaltung auch für die Typen gesprengt.“ „Was faselst du überhaupt,“ grunzte Endeavor gereizt, und Hawks musste grinsen bei der Erkenntnis, dass der Kerl nicht wusste, wie jeder zweite Twink von hier nach Hokkaido über ihn dachte. Oder wie viel Pornos mit muskulösen, rothaarigen Typen es gab, sogar einen Darsteller, der sich 'SINdeavor' nannte... nicht dass Hawks sich das je angeschaut hätte. Nope. „Dann wär' das ja geklärt! Okay, ich nehme an, der Ablauf wird so wie letztes Jahr. Das heißt, wir hoppeln über den roten Teppich, gehen rein ins hübsche Hotel und den Festsaal, und es ist ziemlich wie jede andere Spendenaktion, das kennst du. Ziemlich effektiv gemacht, flashy. Dann werden die Kameras und die Presse rausgebeten, und die Aftershow-Party geht los – und oh, das ist der Shit. Und weil 'ne Menge Kohle gesammelt wurde, klopfen sich alle die Schultern wund, es gibt Essen, Getränke, Tanzen und so was. Das ist der Punkt, an dem der gescheiterte Schüler oder das Mädchen von Nebenan geblendet sind, und wir sehen, was die Veranstalter tun. Vielleicht gar nichts. Vielleicht 'ne Menge.“ Endeavor brummte zustimmend (oder er brummte einfach nur so) und nahm die Gästeliste wieder zur Hand, um sie ein weiteres Mal zu studieren. Allerdings war Hawks noch nicht fertig, bloß weil Old Man Todoroki sein Wortkontingent aufgebraucht hatte. „Da wär' noch was. Wie soll ich dich nennen?“ „'Endeavor', offensichtlich.“ „Jup, klar, mach's offensichtlich, dass wir nicht zum Spaß da sind, sondern zum Arbeiten. Ich bin eingeladen, du tauchst einfach mit mir auf, das macht dich zu meinem Plus One.“ Hawks grinste, als Jahrzehnte männlichen Stolzes in Endeavors blauen Augen wütend aufblitzten, und nein, er hatte sich das nicht verkneifen können. „Es geht ja nicht darum, dass ich dich vor allen anderen 'Daddy' nenne. Und mich kennt niemand unter einem anderen Namen als 'Hawks', also wundert's auch keinen. Bei dir... Es muss irgendwie glaubhaft sein, warum du mit mir rumhängst.“ Außer weil du heimlich in mich verliebt bist und bloß interne gay panic schiebst. Aber Hawks kannte die Realität noch. Endeavor taxierte ihn in paar Sekunden länger bohrend, und egal, was man über seinen jüngsten Sohn sagte, Hawks wurde dabei heiß und kalt. „... Enji.“ Hawks hielt sich für ziemlich cool, aber vermutlich glotzte er für einen Moment ausgesprochen dumm. „Huh?“ Endeavor presste die Lippen gereizt zusammen und wischte ein unsichtbares Staubkorn von seinen Manschettenknöpfen. „Du nennst Miruko auch beim Vornamen. Also tust du das unter diesen Umständen ebenfalls bei mir.“ Hawks schluckte und spürte seine trockene Kehle dabei klicken. „Kay. Enji.“ Sein Herz hüpfte so abrupt in seinen Hals, dass es sich fast wie Sodbrennen anfühlte; Endea-... Enji blickte flüchtig auf, als hätte er bemerkt, wie sich etwas in Hawks' Stimme änderte. Vermutlich wusste er nicht, wie viel das bedeutete. Woher auch. „Ennnji.“ Hawks grinste so breit, dass seine Wangen davon taub zu werden begannen. Und wenn sie nach diesem Gig wieder bei null anfingen, würde er sich trotzdem an den Klang dieses Namens auf seiner Zunge erinnern. „Sei endlich still,“ grunzte Enji – Enjienjienji! - ungeduldig. „Für den Rest der Fahrt.“ Hawks grinste bloß breiter. „Nope.“   Hawks war ein bodenständiger Typ, er hatte es nicht so mit Luxus – keine aufwändige Küche, keine Villa am Pool (für die er das Kleingeld auch nicht hatte, aber wenn), kein-... wenig Schmuck, und hey, er kokste nicht oder so. Doch aus einem gepanzerten Wagen zu steigen, um sich auf den roten Teppich zu begeben, und big, bad Endeavor neben sich zu haben war... oh. Oooh. Der überforderte Sicherheitsbeamte war weniger begeistert. Eigentlich sah er aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. „Endeavor, wir... wussten nicht, dass Sie kommen!“ Endeavor – Enji! - verschränkte die Arme, als wollte er den Mann herausfordern, ihn zu bewegen zu versuchen. „Jetzt bin ich da.“ „Er ist meine Partybegleitung. Ihr Boss war so enttäuscht, dass Miruko verhindert ist, tja...“ Hawks strahlte so unschuldig, wie er konnte. „Enji war so nett, mitzukommen. Für den guten Zweck.“ End-... Enji warf ihm einen sengenden Blick zu, doch für die meisten Menschen war das ohnehin nicht von seiner normalen unfreundlichen Miene zu entscheiden. Der Mann wurde bloß etwas bleicher und rupfte hastig das Funkgerät von seinem Revers. „Einen Moment bitte-“ „Kein Problem. Hey, Kasukabe! Was macht die Titelstory?“ Der Reporter, der gerade noch damit beschäftigt gewesen war, sein Mikrofon zu prüfen, drehte sich um, entdeckte Hawks – und wie gewünscht war die Idee, unerwartete Promi-Gäste unauffällig durch den Hintereingang reinzuschleusen, tot und begraben. Hawks hatte nichts gegen die Aufmerksamkeit. Im Gegenteil, er stand drauf, irgendwie – Menschen wollten nicht bloß wissen, dass ihnen jemand helfen würde, sie wollten auch wissen, wer. Und ob dieser Held lieber glatte oder stückige Erdnussbutter aß und wie seine Meinung zur Trendfarbe Mauve war. Das war die heutige Gesellschaft... Früher hatte man es als respektlos betrachtet, wenn man sich dafür interessierte, ob es eine Mrs. All Might gab und wie der Kerl in der Schule gewesen war. Heutzutage wollten die Menschen mehr – und seit die frühere Nummer 1 sich zurückgezogen hatte, war der Hunger noch größer geworden. Als könnte man sich selbst schützen, indem man Bescheid wusste über die Personen hinter den Namen. Das war bloß ein psychologischer Trugschluss, aber er gab den Menschen Sicherheit, also gab Hawks ihnen, was sie glücklich machte. Und wer fragte schon nach seinen Eltern und seiner Kindheit, wenn er doch gerade hier war, in die Kamera lächelte und-... Ob er gehört hatte, was diese berühmte Schauspielerin über ihn gesagt hatte, dass sie mit ihm in den Mile High Club eintreten wollte? Und wie passte er mit seinen Flügeln auf eine Flugzeugtoilette?! Die meisten lachten noch, als die Sensitivität von Hawks' Federn eine andere Stimme auffing, einige Meter entfernt. „... sagen Sie zu der Theorie des renommierten Transplantationsforschers D. Watanabe, dass die Rötung im Gesicht Ihres Sohnes mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Verbrennung im Kindesalter zurückgeht? Warum gab es nie Aufklärung in diesem Fall?“ Fuckity-fuck. Und das war die andere Seite der Presse-Aufmerksamkeit. Ein Teil von Hawks wollte einfach etwas Dummes tun, um all die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – der weitaus Größere wusste, dass Enji das allein tun musste und wollte. Es war nur ein blöder Reflex, den er sich selbst nicht erklären konnte... Denn die Frage war ja berechtigt. Hawks hatte mehr Möglichkeiten im Informationssammeln als andere, also hätte er in Erfahrung bringen können, warum Shotos Gesicht über einem Auge verbrannt war. Er hatte es bloß nicht getan. Es ging ihn nichts an; es ging vermutlich niemanden außer der Familie Todoroki etwas an. Enji beugte sich vor, als wollte er sichergehen, dass das Mikrofon seine Stimme auffing. Seine Augen glühten förmlich in seinem starren Gesicht und dem zornigen Rot seiner Narbe. „Wenn es in dieser Sache etwas zu sagen gibt,“ grollte er leise, „dann nicht von mir. Und nicht von einem Forscher, der eine Ferndiagnose stellt. Sehen Sie Shoto an für das, was er leistet... und verlangen Sie nicht stattdessen Antworten im Austausch für Respekt.“ Hawks konnte das punktuelle Schweigen selbst von hier hören. Doch was er auch hören konnte, war 'Shoto'; als der Name, den der Junge als Alias genommen hatte, nicht als vertrauliche Anrede eines Vaters von seinem Sohn. Wenn er nach seinem Vater gefragt wurde, nannte Shoto ihn ebenfalls immer Endeavor... und Hawks wurde mit einem Mal klar, dass es vielleicht niemanden gab, der ihn 'Enji' nannte. Seine sanfte Tochter nannte ihn vermutlich 'Vater', sein ältester Sohn hatte auch ein paar Vokabeln (eventuell hatte Hawks mal eine Voicemail mitgehört), und alle anderen... Für Sidekicks und Mitarbeiter war ein Vorname zu privat. Es gab 'Enji' eigentlich gar nicht. Das machte es noch so viel schwerer, den Namen nach heute Abend wieder herzugeben.   Nachdem sie nun schon da waren (und ehrlich, Enjis Badonkas waren genauso groß wie Rumis, warum pisste sich also irgendwer an, dass sie nicht Hawks' Date war?), bot man ihnen das übliche Programm. Weiße Rose ins Knopfloch und ab ging's. Hawks glich das für diese Veranstaltung gemietete Hotel und seine Aufmachung gegen das letzte Jahr ab. Es war alles geschmackvoll, dekorativ, dieser rosige Chic von Benefiz-Bällen an einem kommerziellen Fest, den Personen wie Enji zweifellos geschmacklos fand. Aber hier ging es ja nicht um schnödes Kuppeln, sondern darum, das Geld für Schokolade und Blumen stattdessen in einen guten Zweck zu investieren. Nur konnte man das eine tun und das andere nicht lassen. Hawks war noch nicht überzeugt. Er schüttelte Hände und lächelte und plauderte mit Leuten, während er es ausnutzte, dass Enji eine Zone der Ruhe umgab... denn keiner näherte sich dem Kerl, wenn es keine vorige Einladung gegeben hatte. Jeder außer Hawks natürlich. „Hast du Spaß? Das Pflichtprogramm ist nicht so lang. Deine PR-Lady wird zufrieden sein.“ Nach der letzten Begegnung mit der Presse war Enji still und grimmig: er war durch das geschmückte Foyer des Hotels zum Veranstaltungssaal gestapft und hatte seinen Platz vor der Bühne eingenommen. Dort checkte er seine Mails und den Feed seiner Sidekicks – und vielleicht sah er auch unauffällig nach, ob eins seiner Kinder sich gemeldet hatte. Wie sie es fanden, wenn ihr Vater nach seiner frischen Scheidung auf ein pseudo-romantisches Charity-Event ging, egal wie viele benachteiligte Kinder und kranke Menschen davon profitierten. „Geh' und mach' dich nützlich,“ knurrte Enji bloß und spannte sich an, als Hawks sich auf seiner Schulter abstützte (und unauffällig das Rasierwasser inhalierte – mmh). „Glaub' nicht, dass ich die ganze Arbeit mache, großer Mann. Du bist derjenige, der ihnen ins Gesicht sagen muss, dass man seinen Ehrgeiz nicht auf die Lenden-Gremlins projizieren darf.“ War das Wunschdenken, oder hatten Enjis Mundwinkel kurz gezuckt? „Das ist zu plump.“ „Sheesh, du sagst es ja auch nicht so deutlich. Aber wenn man dich auf die Bühne bittet, um die Leute zum Spenden aufzurufen, musst du was parat haben.“ „Ich weiß,“ erwiderte Enji gereizt, und was auch immer ihn an den Lenden-Gremlins mal belustigt haben mochte, verschwand wieder. „Ob du es glaubst oder nicht, ich improvisiere nicht.“ Er stieß Hawks' Hand von seiner Schulter, und dieser spürte die Veränderung, hob die Hände stattdessen entwaffnend. „In dem Fall – tut mir leid, End-... Enji.“ Niemand hatte so sorgfältig studiert, dass Endeavor nichts halbherzig machte; nicht seine durchschlagend 'erfolgreiche' Kindererziehung und keine Ansprachen auf einer Gala. Nur dass es zweifellos viel schwieriger geworden war, seit er versuchte, nicht mehr ganz so hart Arschloch zu sein... und ja, Hawks würdigte das. Enjis Gesicht verdüsterte sich, als glaubte er diese Entschuldigung nicht – natürlich tat er das nicht. „Wenn das alles ist... verhalte dich normal.“ An dir zu kleben wie'n altes Kaugummi ist normal, dummer großer Mann. „Ich freue mich auf 'ne bewegende Rede, Nummer 1.“ Hawks grinste und zog die Augenbrauen hoch. „Rumi und ich haben letztes Jahr 'nen schmutzigen Tango getanzt, ich zähle drauf, dass wir das auch tun.“ Übrigens hatte Hawks da den Frauenpart getanzt, weil Rumi führen wollte, also war er perfekt vorbereitet – wenn das kein kosmisches Zeichen war, wusste er nicht, was sonst. Außerdem zischte er ab, bevor Enji ihm die Einsteckblume vom Revers brannte.   checkup, birdboy. bumst ihr? Rumi mochte nicht physisch anwesend sein, aber sie ließ ihre 'Sorge' über das Handy spüren. Und Hawks verdiente eine Auszeit, er hörte seit mindestens zehn Minuten öde Vorträge über Selbstoptimierung. Investition in die Zukunft. Wenn er Eierstöcke hätte, wären sie bei dieser Predigt schon eingeschrumpelt. Er hatte anderes Zeug, und das konnte nicht einschrumpeln, weil er neben Enji fucking Tiddy-roki saß und er minimal angestrengt sein musste, den Kerl nicht von der Seite anzustarren. Oder sich rüberzulehnen. Wirklich, sein Handy zur Hand zu nehmen war bloß eine sinnvolle Taktik, besagte Hand nicht wandern zu lassen. (Er war nicht lebensmüde. Trotzdem.) dann würd ich dir nicht antworten, bun-buns wenn du textest, rammelst du auch nicht wien kaninchen Darauf antwortete Rumi mit einer Aubergine und... was es heute nicht alles als Gif gab, wow. „Sieh' nach vorn,“ knurrte Enji, ohne den Kopf von seiner stur geradeaus gerichteten Haltung zu bewegen. Zweifellos hatte er die periphere Sicht aller Eltern, selbst wenn er den Job verkackt hatte. „Arbeit,“ erwiderte Hawks schamlos und scrollte den Gif von einem Mann weg, der sich eine Zucchini in den Rachen rammte. „Konzentrier' dich gefälligst.“ Was der Ältere zweifellos meinte, war dass Hawks auch jetzt gerade arbeitete – nur dass er das natürlich nicht laut sagte. „Du hattest womöglich Recht.“ Hawks wusste es besser, als zu fragen, womit; doch er steckte das Handy langsam ein und richtete den Blick wieder auf die Bühne. Für jemanden, der so geradeheraus und massig war wie Enji hatte der andere Mann unerwartete Fähigkeiten im peripheren Hören (definitiv kein Eltern-Ding) – es war Hawks erst aufgefallen, nachdem er den anderen öfter bei Versammlungen erlebt hatte. Endeavor hörte auch, was weiter unten am Tisch getuschelt wurde, er machte bloß nicht den Eindruck, zuzuhören. Wenig später bat ein geringfügig verunsicherter Moderator die Nummer eins für ein paar erhellende Worte auf die Bühne, und Hawks lehnte sich zurück, um eine Flügel endlich halb auf dessen leeren Stuhl zu hängen und sich unauffällig zu strecken. Sie sind wirklich nicht so glücklich, ihn hier zu haben. Es stand in ihren Gesichtern: in denen der Organisatoren. Das Hotelpersonal wirkte eher ratlos, die anderen Gäste fasziniert oder verunsichert. Endeavor stand mehr als jeder andere für verbissenen Ehrgeiz und starrsinnige Weigerung gegen die Aufgabe, auch jahrzehntelang. Das war, wenn Hawks wirklich Recht hatte, aber nicht das, was diese Veranstaltung wollte. Diese Quirk-Träger sollten sich nicht fragen, ob sie zuvor nicht hundert Prozent gegeben hatten, und ob ihr Leben trotz früheren Versagens mehr für sie bereithielt. Sie sollten aufgeben... und man konnte nicht Endeavor in Fleisch und Blut vor sich sehen und nicht beschämt sein, wenn man daran dachte, das Handtuch zu werfen. Plus, wenn Hawks das ganz unvoreingenommen betrachtete – wer wollte sich mit einem Quirk-kompatiblen Partner zufriedengeben, wenn er diese Muskeln aus Marmor vor sich hatte? Whoo Boy. Sie würden bald wissen, wie ernst diese Party wirklich war. Hawks beobachtete einen Moment länger das Publikum dabei, wie es Enji ansah... und wusste, dass sie ihn nicht so sahen, wie er war. Das konnte sich niemand leisten. Außer Hawks. Hawks konnte ihn nie anders sehen. Er konnte auch nicht aufhören, ihn dafür zu mögen, was er sah.   Enji blieb auf der Bühne wie eine gestrengte Statue in einem ausnehmend gut sitzenden Anzug – Hawks hätte lamentiert, dass er sein Date nicht zurückbekam, aber es war nicht ungewöhnlich, einen Stargast im Spotlight zu behalten. Und sämtliche Andeutungen auf 'Weiterentwicklung' und 'Geschenke des Lebens' klangen anders, wenn der lebende Flammenzorn daneben stand und einem mit Blicken drohte, ein verdammtes Kondom zu benutzen. An einem Punkt fragte der Moderator nach einem erinnerungswürdigen White Day für Enji und dieser Blick allein hätte den Kerl zu einem Brikett reduzieren können. Hawks bekam nur eine harmlose Frage nach der Menge an Liebesbriefen zu seiner Schulzeit, und er erzählte eine harmlose Lüge. Als wäre er je auf 'ner Schule gewesen, wo man Briefe schrieb. Außerdem kriegte er die Lacher dafür, und es war fast... zu einfach. Hawks konnte selbst nicht sagen, was ihn störte: alles lief gut, also wenn das hier ein falscher Alarm gewesen war, dann hatten sie immer noch 'ne Menge Knete zusammengekriegt und Leute würden profitieren, die's brauchen konnten, und Hawks hatte ein paar Erinnerungen, um ihn warm zu halten. Also sicher kein typischer Fehlschlag. Doch irgendetwas war da, wie ein kratzendes Etikett im Kragen: man spürte es nicht immer so stark, aber am Rande der Wahrnehmung juckte es herum und nervte gewaltig... und vielleicht war gar nicht das Etikett das Problem, sondern man hatte 'ne Waschmittelallergie und fiel gleich tot um. Hawks verlor Enji aus den Augen, als der offizielle Teil des Abends endete und dieses typische Chaos des Umräumens und Gruppierens entstand. Den großen Mann wiederzufinden würde leicht sein, also tat Hawks das, was als 'nützlich machen' galt... damit er was zu erzählen hatte. Und wehe, Enji hatte nichts für ihn. Sie waren ein dynamisches Duo, ja? „Hawks! Ein Autogramm, bitte?“ Eine junge Frau im bedingt schmeichelhaften bonbonrosa Kleid war an ihn herangetreten und blinzelte ihn hoffnungsvoll an. Ihre Haut war stellenweise grobporig, beinahe blasig, was auf einen Quirk hinwies, der über die Drüsen arbeitete – nützlich, aber für die Besitzer nicht selten eine Qual, weil ihre Umgebung ihnen spiegelte, dass es unappetitlich war. Die Frau trug ihr Haar lang und dicht ums Gesicht, als versuchte sie sich zu verbergen, und ihre Hände waren ständig in Bewegung. Es war vermutlich nicht leicht für sie gewesen, ihn anzusprechen, also präsentierte Hawks ihr ein besonders strahlendes Lächeln. „Wir haben den ganzen Abend Zeit, oder nicht?“ Aber wenn sie sich schon überwunden hatte... Er zog den Filzstift aus der Tasche, den jeder Profi für genau diesen Fall immer dabei hatte. „Wo...?“ „Hier!“ Und damit zog sie den moderaten Ausschnitt ihres Kleids herunter und erweiterte ihr Dekolleté erheblich. Hawks passierte das nicht zum ersten Mal. Er signierte keine Brüste (außer ein Mal Rumis, weil er ihr hatte beweisen wollen, dass er's konnte, mit einer Feder. Aber das war auch Tequila Tuesday gewesen und Rumi hatte ihn auch signiert. Auf den Steiß, Arschgeweih.), und er geriet nicht aus dem Gleichgewicht, wenn ihn jemand darum bat. Aber dieses Mädchen war nicht der Typ dafür – er müsste sich sehr in ihr täuschen, und Hawks' Überleben hing mitunter davon ab, sich nicht in Menschen zu täuschen. Die junge Frau blinzelte erneut: sie wurde erst fahl, dann rot. Wortlos wandte sie sich ab und rannte davon, entschieden zu flink für eine Betrunkene. Ihr Kleid war wieder an seinem Platz und Hawks war... irritiert. Scheiße. Wäre er mit Rumi hier, könnte sie das Mädchen auf der Damentoilette abfangen, wo diese sich vermutlich gerade einschloss – wenn er das tat, war's krank. Und vielleicht sollte sie sich auch erst beruhigen, bevor er sie befragte. Allerdings ahnte er, welche Reaktion ihn erwartete, wenn er sagte: „Enji, du glaubst nicht, was mir passiert ist – ich hab' Titten gesehen!“ Ja... Fair. Er selbst wäre auch nicht beeindruckt von diesem Fund. (Und Enjis Badonkas waren sowie das Ultimum.) Also tat er das, was das Programm für alle vorsah: er ging auf die Party. Schick, schicker sogar als letztes Jahr. Das Hotel hatte seinen Ballsaal mit Ballons, Blumen und Flitter ausstaffiert, ohne dass es wirkte wie eine Hochzeit oder eine steife Bürofeier. Das Buffet bot allerhand Häppchen, und Kellner mit rosa Champagner in kegelförmigen Flöten flitzten überall herum. Die Gäste schienen sich schnell zu entspannen, was man daran erkannte, dass sie sich nicht alle um das Essen versammelten... die meisten plauderten aufgeregt. Es spielte Musik, allerdings noch nicht laut genug für die Tanzfläche. Enjis dunkelrotes Haar glomm schwach in der roségoldenen Beleuchtung, die alles hier einhüllte. Er sprach mit jemandem von der Organisation – auf diese Distanz war schwer zu sagen, ob er befragte oder Nettigkeiten erduldete. Hawks wollte sich an seinen Arm hängen wie ein Trophäenmännchen, aber... hach, Arbeit. Immer nur Arbeit. Er musste seinen Beitrag leisten, anstatt sich an einen starken Bizeps zu schmiegen, es war nicht fair. Wenigstens den Champagner nahm er. Seine Techniken verlangten allesamt hohe Präzision, deswegen war Alkohol im Job tabu, aber ein Glas war noch vertretbar. Und, wie sich herausstellte, es war ein notwendiger Schild, denn Leute wollten mit ihm tanzen. Nach einer halben Stunde Party, das war nicht normal. Das war keine private Feier, also mussten die Leute erst mal auftauen, enthemmen, sich kennen lernen – das waren alles Fremde, es wurden keine sonderlich harten Drinks ausgeschenkt, alles war schick und romantisch... Gute Atmosphäre, aber nicht so gut. Okay, Enthemmung schien nicht so das Problem, denn Hawks bekam zwar keine Brüste so direkt ins Gesicht... doch er wusste auch, wann jemand absichtlich etwas vor ihm fallen ließ, um sich zu bücken. Oder was Blicke unter gesenkten Lidern bedeuteten. Er war nicht der einzige, der diese Behandlung erfuhr; und wenn das hier ein normaler Ball zum White Day wäre, dann wäre für liebeshungrige Singles wohl auch normal, dass Hormone nach mittlerweile 75 Minuten in der Luft brodelten. Aber das war kein normaler Ball. Es war ein juckendes Etikett und... vielleicht die Waschmittelallergie. „Ich hab' gehört, was diese Schauspielerin gesagt hat... Tss, ich hab' ihren Namen schon wieder vergessen.“ Seine aktuelle Gesprächspartnerin verdrehte die Augen, dann lächelte sie wieder. „Ich meine, wie dumm ist sie? Du brauchst kein Flugzeug, um in den Mile High Club zu kommen... Du hast Flügel.“ „Hm.“ Hawks nahm einen Cocktailspieß und wedelte ihn vielsagend abwärts. „Leider ist es wirklich kalt da oben, eine Meile über dem Boden. Ohne Flugzeug kommt da niemand zu irgendwas.“ „Kommt drauf an, wie heiß man aufeinander ist, oder?“ Die Frau sah ihn über den Rand ihres Champagnerglases durchdringend an. „Ich wette, da gibt’s 'ne Möglichkeit, wenn wir üben...“ Sie war achtzehn, vielleicht neunzehn, geschätzt: es waren noch schwache Spuren von pubertärer Akne auf ihrer Haut, sie trug ihre Nägel kurz und ihr Makeup war dezent, der Lippenstift mädchenhaft rosa – nicht die Aufmachung einer Sexbombe, und Hawks war nahezu sicher, dass diese Frau das auch nicht sein wollte. Normalerweise. Sie hatte sich hübsch gemacht für einen aufregenden Abend, nicht für Besenkammer-Sex. Und doch legte sie es jetzt darauf an. Ihre Pupillen waren groß und rund, was auf Erregung rückführbar war, ansonsten schien sie bei klarem Verstand – aber Hawks hatte keinen Scanner für Drogen, er konnte nur oberflächlich beurteilen, wie deutlich sie sprach und sich bewegte. Und dass ihr Verhalten nicht zu ihrem Äußeren passte, wie bei der Autogrammjägerin auch. Die allermeisten Frauen hier entsprachen ihrem Typ: eher unauffällig, schüchtern, oft mit sichtbaren Hinweisen auf ihren Quirk. Und vermutlich alles nette, anständige Mädchen, die sich über diese Einladung sehr gefreut hatten. Die Männer waren jung, verunsichert, mit hängenden Schultern, und das mit heftigen Flirts zu kompensieren war zwar normal, aber nicht normal war, dass es so gut funktionierte. Wenn man sich selbst bloß was beweisen wollte, kriegte man entgegen der populären Meinung keine Mädchen. Oder Jungs. Außer auf dieser Party. „Leider macht die Thermik wirklich keine Gefangenen.“ Hawks lachte, behandelte es als Scherz, auch wenn er wusste, dass es keiner gewesen war. „Ich bin geschmeichelt, wie viel du mir zutraust. Arbeitest du auch im Sektor?“ Die Frau machte ein desinteressiertes Geräusch und trank den Rest ihres Champagners. „Tanzen wir?“ Sie griff bereits nach seiner Hand (trotz des Cocktailspießes darin), und Hawks überlegte, wie er das elegant drehte, ohne ihr Interesse ganz zu verlieren, als sich ein massiger Schatten neben sie schob. Und oh, das war der eine Gast, mit dem Hawks jederzeit die Besenkammer zum Glühen bringen würde. Im... übertragenen Sinne. Keine Ahnung, was da glühen konnte, außer Enji. Ob er auch Feuer erzeugte, wenn er kam? „Hawks.“ Enji nahm die junge Frau knapp zur Kenntnis und nickte ihr zu. „Entschuldigen Sie.“ Es war keine Frage. Und die Frau zog auch lediglich ihre Hand zurück, um sich abzuwenden und sich nach grüneren Weiden umzusehen. Das war noch so eine Sache – Hawks hatte auch abseits aller Eitelkeit eine ziemlich akkurate Vorstellung von seiner Wirkung auf andere Menschen. Wie gern sie in seiner Gegenwart waren, wie sie auf seine Aufmerksamkeit reagierten und was sie taten, um diese zu bekommen. Und jemand, der ihm vorhin noch vorgeschlagen hatte, irgendwo für ein Stelldichein zu verschwinden, wandte sich ab und ging, sobald es zu lange dauerte. Das war bizarr. Und überhaupt waren die allermeisten Menschen nicht so... desinteressiert, wenn Endeavor sie ansprach, egal wie kurz. Diese Frau dagegen hatte sich verhalten, als hätte ihr ein Kellner gesagt, dass an der Rezeption jemand für sie angerufen hatte. „Hey, Firestarter. Hast du jetzt mal Spaß?“ Hawks zog so unschuldig-suggestiv wie möglich eine Olive mit den Zähnen vom Spieß und zerkaute sie. Zum Glück hatte er heute schon gegessen, denn eingelegtes Gemüse war nicht so seins. „Du hast mir gerade 'nen Tanz vermiest, das machst du mir wieder gut.“ Enji warf ihm einen Blick zu, der besagte, dass er den Bullshit etwas zu dick auftrug. „Du findest schon jemanden. Komm.“ Hawks schnaufte bedauernd und legte den halbvollen Spieß weg, um Enji durch den Saal zu folgen – und wäre er eine Frau, wäre es so unverfänglich, sich bei ihm einzuhaken, niemand achtete auf sie, und so verdächtig das war, es war auch eine unwiderstehliche Chance...! Doch Hawks wusste, was er zu verlieren hatte. Und auch wenn es leicht war, sich nur für das zu interessieren, was in seinem Kopf (und im Rest seines Körpers) abging... Enji war angespannt, und es musste einen Grund dafür gaben. Die Suche nach einem ruhigen Winkel zum Reden war gar nicht so leicht. Shit, Hawks war ja auch schon auf wilden Parties gewesen... Profi-Helden, Mann. Wenn man immer mit dem Tod jonglierte, war es ab und zu work hard, play harder. Doch diese Leute waren nicht an der Front, und auch wenn das kein Grund war, warum sie nicht in den Nischen neben der Blumendeko fummeln durften... die Dringlichkeit, mit der sie das taten, war merkwürdig. Und das hier war ein Hotel, und der Großteil der Gäste, wenn nicht sogar die überwältigende Mehrheit, war hier untergebracht. Enji benutzte seinen sengenden Blick, um ein junges Paar Abstand voneinander und der Stelle neben einer Säule nehmen zu lassen, und verschränkte die Arme. Hawks spreizte seine Flügel diskret ein wenig, um seine Gestik zu verbergen, dann kratzte er sich den Kinnbart. „Ich fühl' mich, als wären wir am Set eines R-M-Teeniefilms.“ „Was auch immer das heißt,“ brummte Enji und presste die Lippen grimmig zusammen. „Ich bin vorhin zwei jungen Männern begegnet, die sich bei meiner Agentur beworben haben. Ein paar Namen auf der Liste kamen mir bekannt vor, also habe ich sie der Personalabteilung geschickt. Sie hat es bestätigt.“ „Du weißt noch, wem du 'ne Abfuhr verpasst hast? Ich weiß nicht mehr, welche Farbe meine Socken heute haben,“ witzelte Hawks und unterdrückte damit das Kribbeln von echter Bewunderung. „Sie hatten die richtige Einstellung,“ erwiderte Enji, ohne zu bestreiten, dass die Bewerbungen abgelehnt worden waren; und vermutlich nicht allzu sanft. „Ihre Fähigkeiten waren schlichtweg zu schwach.“ „Chuzpe, sich dann bei Endeavor Inc vorzustellen.“ Hawks grinste und wurde umgehend wieder ernst. Selbstbewusste, entschlossene junge Männer, die ihre Karriere in der Agentur Japans starten wollten, und dann eine niederschmetternde Ablehnung erhielten... für einen zu schwachen Quirk. Und es war nun mal nicht jeder Lemillion. Solche Leute – jung, erschüttert, beeinflussbar – waren leichte Beute für die Kommission. Bevor sie wussten, was sie statt ihres ursprünglichen Traums tun sollten, bot man ihnen mit sanfter Bestimmtheit den Weg. All die Möglichkeiten, gepackt in vage Andeutungen, die unwiderstehlich klangen. „Sie wissen nicht genau, warum sie hier sind. Sie sind nur überzeugt, dass es gut ist.“ Enji verzog flüchtig das Gesicht, dann fasste er Hawks wieder ins Auge. „Was hast du?“ Hawks setzte ihm kurz und möglichst sachlich auseinander, was an den weiblichen Gästen (mit denen er vorwiegend zu tun gehabt hatte) seltsam war. Enjis Miene verdüsterte sich noch mehr, doch er tat nicht ab, was laut ausgesprochen nach gekränktem Ego klang. Es fühlte sich gut an, dass er nicht an Hawks' Kompetenz zweifelte; auch wenn Hawks sich in diesem Fall lieber irren würde. „Denkst du, es ist was im Essen? In der Luft?“ Hawks blickte auf seine halbleere Champagnerflöte herab. „Ich merk' nichts.“ Abgesehen von seiner permanenten Begeisterung für Enjis muskulösen Körper. Und das konnte er nicht auf irgendwas schieb- Huh. „Das wäre riskant.“ Enji wiegte nachdenklich den Kopf, sein Stirnrunzeln wurde noch tiefer. „Aber nicht unmöglich. Getränke mit Drogen zu versetzen wäre kein ausreichender Zug, doch hier sind die Umstände umfassend manipuliert.“ Er wirkte wütend, und Hawks wollte wissen, warum. Gleichzeitig wirbelten seine Gedanken um die Idee, die ihm vorhin gekommen war. „Klingt wie ein billiger Porno... Hinterlistiger Veranstalter setzt Gäste unter Drogen, plötzlich Orgie.“ Hawks schnaubte leise. „Klassiker.“ „Wohl kaum.“ Enji sprach nicht laut, doch seine Stimme hätte Glas schneiden können. „Diese Nacht wird folgenreich sein. Ungewollte Schwangerschaften, emotionale Destabilisierung, Schock. Aber jemand, der entweder die Kommission oder jemand anders ist, wird da sein, um diese Menschen in ihrer verwundbaren Lage aufzufangen... und zu isolieren. Bis sie sich selbst nicht mehr erkennen.“ Es war selten, dass Enji so viel redete, und obwohl er gedämpft und nüchtern sprach, war die Inbrunst dahinter spürbar. Hawks fragte ihn nicht, ob er das mit seiner Frau getan hatte. Ob er zornig war, weil er sein altes Ich darin wiedererkannte. Ob jede dieser jungen Frauen für ihn ein Stück von Rei hatte. Und jeder dieser Männer ein Stück vom jungen, rücksichtslosen Enji. „Wir können den Feueralarm auslösen,“ schlug Hawks vor, doch zu seiner Überraschung schüttelte Enji knapp den Kopf. „Das vereitelt eine Gelegenheit, nicht mehr. Und noch mal erhalten wir keinen Zutritt.“ Hawks unterdrückte die leise Stimme, die ihn warnte, sich mit der Kommission anzulegen; und sei es nur, um Enji nicht ahnen zu lassen, wie tief er in ihrem Sumpf steckte. „Du hast nicht zufällig wen in Osaka für Analysen?“ Enji verneinte mit einem grimmigen Zucken des Kopfes und zupfte mit angewiderter Miene die Rosenblüte von seinem Einstecktuch herunter, um sie mit einem leisen Zischen zu Asche zwischen seinen Fingern zu verbrennen. Dann winkte er einen Kellner heran und nahm ein Glas vom Tablett. Hawks zog die Augenbrauen vielsagend hoch, musste jedoch warten, bis der Kellner gegangen war, bis er murmeln konnte: „Du weißt nicht, was da drin ist.“ „Meine Körpermasse übersteigt die der meisten Anwesenden hier,“ erwiderte Enji unbeeindruckt. „Wenn ich meine Körpertemperatur hebe, zerstört das die meisten Toxine.“ Zum Glück war's gar nicht anturnend, wenn er das so nonchalant sagte. Hawks versteckte sein plötzliches Herzklopfen hinter einem breiten Grinsen. „Versucht man so oft, dich zu vergiften?“ Unfassbar, aber ein Echo seines Grinsens erhellte für einen Moment auch Enjis Gesicht. „Ja.“ Dann kippte er den Champagner herunter, und Hawks beobachtete ihn schamlos dabei, wie seine Halsmuskulatur sich beim Schlucken unter der Haut bewegte. Es wäre keine Lüge. Er wäre vielmehr ehrlicher... „Hm.“ Enji senkte das leere Glas und schürzte kurz die Lippen. „Zu süß.“ Ach nein, gerade richtig. Hawks räusperte sich und sah sich betont lässig um. „Was hältst du davon, wenn wir ein paar Hotelflure unsicher machen? Ich sende meine Federn, du deinen Verhütungsblick. Sag' Bescheid, wenn du dich vergiftet fühlst, dann kannst du dich in 'ner ruhigen Ecke in Brand stecken.“ „Es wird nicht leicht sein, unbemerkt den Saal zu verlassen,“ erwiderte Enji und stellte die leere Champagnerflöte beiseite. „Wir brauchen mindestens zwei Etappen-“ In diesem Moment schalteten knisternd die Scheinwerfer von romantischer Beleuchtung zu wildem Flackern um und raubten jedem die Orientierung, der seine Augen einigermaßen offen hatte. Hawks grinste und ahnte, dass seine Zähne dabei minimal unheimlich im Strobolight glänzten. „Öde Party. Lass uns die Flatter machen.“ Enji verdrehte tatsächlich die Augen, wahrscheinlich weil er dachte, Hawks hätte es nicht gesehen.   „Warte... einen Moment.“ Hawks war ein verlogener Typ. Bestimmt war das genetisch. Oder er sah die Grenze gar nicht mehr. Enji drehte sich zu ihm um, die Brauen ungeduldig zusammengezogen. „Laut Gebäudeplan hat das Treppenhaus keine Kameras, also gehen wir... Alles in Ordnung?“ Heh. Witzig, wie selten Hawks diese Frage ehrlich beantwortete. „Mir's warm.“ Hawks lachte, eine Spur gekünstelt. „Bestimmt weil du so heiß bist, selbst ohne den Flammenkragen.“ Enjis Blick zuckte von ihm zur Tür des Treppenhauses, dann wieder zurück. Die kleine Falte zwischen seinen Brauen vertiefte sich. „Beschreib' deine Symptome klarer,“ knurrte er, aber es war kein feindseliges Knurren. So redete der Kerl einfach. „Gleichgewichtsstörungen? Sichteintrübung?“ „Bisschen. Vogel-Physiologie, Mann.“ „Hm. Komm.“ Ohne abzuwarten packte Enji seinen Arm – fuck, sein Bizeps passte in diese Hand! – und zog ihn ins Treppenhaus, versicherte sich kurz, dass keine Kamera sie mehr erfasste, und griff dann nach Hawks' Kinn, um ihn prüfend zu mustern. „Deine Pupillen und Gefäße sind geweitet.“ Ja, und der Grund ist so einfach wie genial, du großer, dummer- Hawks konnte es nicht ertragen, wie Enji ihn ansah: mit diesem Ansatz von Sorge und der festen Implikation, dass er ihm helfen würde, wenn es nötig war. Dass er Hawks mehr vertraute, als dieser es selbst begriffen hatte, und Scheiße, das war so...! Hawks griff nach den Seiten von Enjis großem, dummem Schädel und küsste ihn. Wie sich der dreizehnjährige Keigo gedacht hatte, wenn sein Held ihn vor dem Drachen gerettet hatte, und er war nie wirklich von dem Gedanken weggekommen. Wie alles bei Hawks war es auch diesmal eine Lüge. Enjis Lippen waren rau und fest, die Textur der Narbe war ein Einschnitt mit einer kleinen Wulst, wo man den Riss in seinem Gesicht zusammengenäht hatte, und winzigen Bartstoppeln, die man nicht sehen, nur fühlen konnte. Er schmeckte nach neutraler Rasierseife, süßlichem Champagner und einen Hauch rauchig, wie die Luft über den Außenbezirken von Fukuoka an einem klaren Herbsttag. Hawks wollte darin versinken. Enji griff nach seinen Schultern und drückte ihn zurück. Angesichts der Muskeln, die Hawks vermutlich quer durch das Treppenhaus werfen konnten, tat er das erstaunlich vorsichtig. „Hawks. Reiß dich zusammen.“ Hawks lachte leise und hob entwaffnend die Hände, während er nicht wusste, wohin er schauen sollte. „Sorry. Ich wollte das schon so lange mal tun.“ Wahrheit. Enji runzelte die Stirn. „Anscheinend haben die Drogen eine gewisse Einwirkzeit. Vermutlich hast du Recht – deine geringe Körpermasse ist kritisch.“ Diesmal lachte Hawks lauter, weil... er nicht anders konnte. Führte sowieso nur dazu, dass Enji eher dachte, er wäre auf Drogen, und war das nicht überhaupt der beste Witz? Enji war netter zu ihm, weil er ihn für nicht zurechnungsfähig hielt. Und ja, Hawks hatte das getan, weil er wusste, dass er damit durchkam, dass er Enji verarschen konnte wie der miese kleine Scheißer, der er war, und Flame Daddy sagte ihm bloß, er solle sich zusammenreißen. Wenn das nicht witzig war, dann...! „Ah... sorrysorrysorry. Du warst gar nicht überrascht. Erstes Mal mit einem Mann?“ Hawks war zu high auf Endorphinen, um wirklich darauf zu achten, was er sagte: denn ja, alles hier basierte auf Lügen, auf Täuschung, aber er hatte Endeavor geküsst. Und er lebte noch. Das Problem war, jetzt wollte er es noch mal tun. Enji ignorierte die Frage einfach. „Ich brauche deine Federn, um die Türen aufzubrechen, also kannst du nicht zurückbleiben. Wie stabil stehst du?“ Hawks blinzelte eulenhaft zu ihm auf. „Wenn ich sage 'nicht sehr', trägst du mich dann die Treppe hoch?“ „Übertreib's nicht,“ brummte Enji, und aus irgendeinem Grund befeuerte das noch so viel mehr Schmetterlinge, weil es längst nicht so harsch war. Scheiße, gab es wirklich eine Droge im Champagner? Hatte Enji ihn nicht in die Wand einmassiert, weil er selbst drauf war?! „Hawks,“ blaffte Enji, und okay, seine Geduld war wieder aufgebraucht. Hawks salutierte und zog seinen Arm wieder aus Enjis Griff, so schwer ihm das auch fiel. Persönlich. „Roger. Dritter Stock Security. Wahrscheinlich elektromagnetische Schlösser; ich kann das knacken, dauert aber deutlich länger als bei rein mechanischen. Du kannst-“ „Halt den Mund. Du schickst mich nicht weg.“ Sei still, mein Herz. „Okay,“ krächzte Hawks, während sie die Treppen hochstiegen, „sieh mir eben bei der Arbeit zu. Cool, cool.“ „Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs ist klein, aber nicht null. Wir wissen nicht, wer hier am Werk ist.“ Enji hielt inne, als er die Tür zum dritten Flur erreichte, prüfte sie auf eine Alarmvorrichtung und ließ den Sensor dann mit einem Hitzeimpuls durchschmoren. Hawks blinzelte. „Ist immer 'n ganz bisschen sexy, wenn du das so nebenbei tust.“ „Du gehst mir allmählich auf die Nerven, Hawks.“ „Und du redest viel mehr, seit du auf Love Potion No 9 bist! Ich liebe es.“ „Das Lied ist älter als du.“ „Das ist ein Film, alter Mann.“ Hawks hielt inne, sein blödes Grinsen zerfiel wieder, als er lauschte. Neben ihm verharrte Enji mit den Reflexen jahrelanger Arbeit unter Lebensgefahr: seine Sinne waren nicht so scharf wie Hawks', dafür hatte er Instinkte, die weit über rohe Kraft hinausgingen. Und dann war feuchtes Schniefen nicht immer ein Zeichen für harmlose Zivilisten. Schritte näherten sich, und Hawks ließ seine Federn sträuben, bereit zum Herausreißen, während Enji sich neben ihm anspannte. Die Autogrammjägerin, die Hawks zuvor achtzig Prozent ihrer Brüste gezeigt hatte, bog um die Ecke, erstarrte abrupt – und verschwand wieder. „Jetzt haben wir einen Zeugen,“ brummte Enji missmutig, und Hawks stieß ihn an, nachdem er sicher war, dass die Luft nicht mehr vor Hitze flimmerte. „Red' mit ihr.“ „Ich?“ Enji wirkte für einen Moment ehrlich überrumpelt. „Du bist-“ „Der Inbegriff der Peinlichkeit, sie versinkt im Boden, wenn ich versuche, sie zu beruhigen. Und wir haben nicht so viel Zeit, bis wir vermisst werden – ich knacke die Tür der Security, du verhörst die Zeugin.“ Hawks hielt inne und fügte hinzu: „Sanft.“ Witzig, wie Enji viel bereitwilliger in ein Gefecht ging, als in ein Gespräch mit einem jungen Mädchen, um ihr die Hand zu halten. Und neben dem Bonus hatten sie einen Job, das wusste Enji so gut wie er. Der ältere Mann presste die Lippen zusammen (ah!) und warf einen knappen Blick hinter sich. „Gib mir Bescheid, sobald du fertig bist... oder Unterstützung brauchst.“ „Mhm. Ich wollt' schon immer von dir gerettet werden,“ schnurrte Hawks, während seine Spionage-Feder sich unauffällig in Enjis Jackett verankerte. Der andere grunzte mürrisch und wandte sich ab, um dem Mädchen zu folgen... und Scheiße, zum Glück war die Kleine keine Kronzeugin. Sie trennten sich für ihre Jobs: Hawks hatte solche Infiltrationen schon oft genug gemacht, und sie erforderten eine ätzende Menge Federkielspitzengefühl: von beiden Seiten einer Tür auf ein Schloss loszugehen, Signale zu blockieren, Geräusche zu vermeiden und den Zylinder zu drehen war etwas, das man üben konnte, aber es wurde nur etwas einfacher, nicht schneller. Es half, wenn man durch den Gebäudeplan wusste, wo die Schaltkästen, Lüftungsgitter und der Raum selbst waren, doch es verlangte fast seine ganze Konzentration. Und dabei musste er noch Enji belauschen. Für Informationen und außerdem aus Gründen. „Äh... E-endeavor!“ „Keine Sorge, Sie sind nicht in Gefahr.“ Ah, vielversprechender Anfang. Wäre Hawks an ihrer Stelle, würde er sich zur Sicherheit trotzdem an Enjis Brust werfen, zwischen seinen Pektoralbergen war's noch mal viel weniger gefährlich. Und warm. Das nahezu hysterische Schluchzen ließ ahnen, dass die junge Frau anders darüber dachte. „Reißen Sie sich zusammen, das ist eine laufende Operation. Was können Sie mir über diese Veranstaltung sagen?“ Bei Colonel Sanders, war der Kerl... scheiße im Beruhigen von Zivilisten! Hawks zischte und knickte unwillkürlich den falschen Federkiel, sodass die Drähte des Elektromagneten wieder an ihren Platz rutschten. Großartig. „Was soll... und Sie... und Hawks, mein Gott, ich habe... und mein Freund... ich w-weiß nicht...“ Hawks hörte einen langen Moment von dem Stammeln weg, um sich zu konzentrieren: bis sich die Frau nicht etwas gefasst hatte, konnte man nicht mit ihr reden, und Enji konnte schon von einem Erfolg reden, wenn sie nicht wegrannte. Apropos, vermutlich war bloß keine Damentoilette da gewesen, um darauf zu verschwinden. „Hier.“ Was folgte, war das Echo eines sehr langen und sehr nassen Schnäuzens – ein halber Liter Rotz, grob geschätzt. „D-danke.“ „Ihr Name.“ „S-s-sumire.“ Ein neues Schnäuzen. Ein bisschen weniger nass. „Sumire. Es gibt Grund zur Annahme, dass Sie unter dem Effekt von einem Quirk oder einer Substanz stehen. Beschreiben Sie mir, was Sie auf dieser Veranstaltung konsumiert und erlebt haben.“ „Ich habe... vor Hawks... mein Kleid!“ Uff. Das arme Mädchen brauchte Recovery Girl, nachdem Enji so in ihren Wunden herumgebohrt hatte... „Hawks hat die Erinnerungsspanne einer Küchenschabe,“ erwiderte Enji und – bitte?! Das war ja nicht mal ein Vogel! Am allermindesten! „Was ist passiert, bevor Sie ihm Ihre Brüste gezeigt haben?“ Hawks ließ seine Stirn gegen das Türholz sinken, vor dem er kniete, während Sumire wieder zu weinen anfing. Er musste... das hier ganz zügig knacken, bevor der emotionale Missbrauch weiterging. „Hören Sie zu. Ich nehme an, Ihr Freund ist ein anständiger Mann.“ Sumire schniefte feucht. „Wir k-kennen uns nur... über... über das Internet.“ „Das habe ich nicht gefragt.“ „Ich-... Ja.“ Ein kleines Wimmern. „Er ist e-ein... Fan von... von Shoto.“ „Hm. Sumire, es steht Ihnen frei, in dieser Sache zu schweigen: warten Sie in einem der Waschräume, bis das Hotel geräumt wird.“ Ein Rascheln, vermutlich als Enji das Gewicht verlagerte. „Wären Sie meine Tochter, wäre mir das vermutlich lieber. Aber Väter neigen dazu, ihre Töchter zu unterschätzen. Wenn Sie mehr als das Opfer einer Manipulation sein wollen, und wenn Ihr Freund wirklich ein anständiger Mann ist, erzählen Sie mir jetzt von Ihrem Abend.“ Kurze Pause, kurze Extrapolation. „Und Hawks weiß, dass er bei Ihnen keine Chance hätte.“ Sumire schnaufte nass und gluckste, hustete. Klang nicht schön, aber... viel besser. „Sie sind w-wirklich so gemein, wie alle sagen. Hawks ist großartig.“ Sie zog die Nase hoch. „Großartiger als Shoto.“ „Tss.“ Sumire putzte sich noch mal die Nase und räusperte sich, dann begann sie stockend zu erzählen. Der erste Teil war der, den man erwarten konnte – unerwartete Einladung, Überforderung, aber alle waren so nett und man fühlte sich so besonders, obwohl man diesen nicht allzu ästhetischen Quirk hatte. „E-es kam sogar... so ein freundlicher Mann mit... einer Maskenbildnerin... Sie hat mir geholfen, m-meine Haut zu schminken... Und meine Nägel und die weiße Rose... Dann bin ich runter zur Gala gegangen. Ich hab'... Hawks gesehen mit Ihnen, aber ich wäre nie hingegangen. Ich hab'... mich nur hingesetzt.“ „Haben Sie etwas konsumiert?“ hakte Enji nach, während Hawks behutsam das Schloss zu drehen begann. „N-nur ein Glas Saft... Ich hatte so Angst, mich zu bekleckern.“ „Keinen Champagner?“ „Ich vertrage keine Kohlensäure. Meine Haut... die Drüsen...“ Sie schniefte und räusperte sich. „Ist ein bisschen... eklig...“ „Zweifelhaft. Und dann?“ Die Tür schwang mit einem leisen Klicken auf, doch Hawks blieb auf den Knien, um unauffällig hineinzuschielen. Die Bildschirme der Überwachungskameras liefen, der Sessel davor wurde besetzt von einer zusammengesunkenen Gestalt. Ein schlafender Mann in der Uniform des Hotels: Hawks schlüpfte in den Raum, ein Ohr auf dem Gespräch zwischen Enji und Sumire, das andere auf dem Atmen des Mannes. „Ich war... ich weiß nicht... Äh...“ „Ich verstehe. Plötzlich?“ „J-ja. Ich... mag Hawks, a-aber...“ „Manipulation. Sie trifft keine Schuld.“ „Dann bin ich... weg... und wollte wieder auf die Party, nur... alle waren so anders.“ Sie räusperte sich, während Hawks prüfend an dem Becher auf dem Tisch roch. Kaffee – überdeckte alles, verdammt. Wenn da Betäubungsmittel drin waren, roch er sie nicht raus. „Endeavor, ich hab' vorher mit vielen dieser Leute geredet. Mit den Männern und den Frauen. Sie waren nicht alle sympathisch, aber plötzlich waren sie... wie ausgewechselt. Ferngesteuert. Wie... im Zeltlager oder so, nur viel schlimmer. Es war fast gruselig. Deswegen... h-hab ich mein Zimmer gesucht. Ich konnte mich nicht konzentrieren...“ Sie schniefte tief. „Haben Sie... noch ein Taschentuch?“ „Nein. Aber ich bringe Sie jetzt zu einem Waschraum, in dem Sie sich verstecken. Danke. Sie... waren sehr hilfreich.“ Danach verlor Hawks' Feder rasch den Kontakt, doch das Wichtigste hatte er zweifellos gehört. Und... vielleicht hatte er Enji Unrecht getan. … 'Küchenschabe'?! Der alte Drecksack. Hawks prüfte die Bildschirme, zog die Schlüsselkarte vom Gürtel des Schlafenden und zog sich leise zurück, gerade als Enji um die Ecke bog. Er trug kein Einstecktuch mehr, dafür ein zorniges Stirnrunzeln, das fraglos nicht Hawks galt. Ein bisschen vielleicht. „Du hast mir nicht Bescheid gegeben.“ „Wär' nicht gegangen, ohne dass die Zeugin wieder zumacht. Der Sicherheitsdienst schläft.“ Hawks zog vielsagend die Augenbrauen hoch, und Enjis Stirnrunzeln wurde tiefer. Sie dachten dasselbe: Warum sollte man diese Manipulation aufziehen und dann hoffen, dass es einfach 'lief'? Würde man nicht vielmehr alle Kameras im Auge behalten, um zu sehen, dass sich der ganze schmierige Plan entfaltete, gegebenenfalls Prügeleien und andere Störungen ausbügeln, und nach Presse Ausschau halten? „Die Kommandozentrale ist nicht da drin,“ schloss Enji, und Hawks nickte. „Ich hab' 'ne Schlüsselkarte, aber wir können hier nicht alles absuchen. Dass der Kerl da drin nicht hinschaut, heißt ja nicht, dass es keiner tut.“ „Die Flure scheinen sicher,“ entgegnete Enji. „Die Zeugin war bei klarem Verstand, vermutlich weil sie sich abseits des Festsaals aufgehalten hat.“ „Wartungsräume?“ „Genau. Wo sind die in diesem Gebäude?“ „Unten. Heißt, wir rennen noch mal durch den Sexpollen.“ „Iss einfach für fünf Minuten nichts, falls du das kannst. Das Mädchen hat Saft getrunken, also ist die Droge womöglich in jedem angebotenen Lebensmittel.“ War immer noch schräg, aber die bloße Möglichkeit, dass er Enji noch mal nahe kommen konnte, war zu verführerisch, als dass Hawks sie ignorieren konnte. „Ich habe nun mal einen schnellen Stoffwechsel,“ grummelte er und schob seine Hände in die Taschen, während sie zum Treppenhaus zurückeilten. „Ich bin nicht so der Kanapee-Typ, mehr Cocktailhappen, und wenn man isst, muss man nicht tanzen. Und überhaupt, wird in Zeltlagern wirklich so viel gevögelt und waren deine Kinder in einem...“ Erst als er es aussprach, begriff Hawks, dass er das nicht wissen sollte – das mit dem Zeltlager. Ausspionieren und, eh, gegenseitiges Vertrauen. Enji wurde nicht mal langsamer. „Die Älteren. Und wohl kaum.“ „Hm... Tut mir leid.“ „Nichts zu machen.“ „Nicht das Rumvögeln!“ Hawks schnalzte ärgerlich mit der Zunge. „Das Zuhören. Das ist... drin.“ Es war nicht so, dass er keine Sidekicks hatte; dass er wie Rumi allein arbeiten wollte, nur weil er es oft tat. Aber es war... irgendwie... Und er hatte sich auch noch nie dafür entschuldigt. „Und?“ Enji öffnete die Tür zum Treppenhaus und nahm die erste Stufe; dann schien er zu spüren, dass das nicht ausreichte, und drehte sich um. Er war direkt auf Hawks' Augenhöhe. „Es war kein Privatgespräch. Es war ein Job. Du hast deinen Teil erledigt; wenn du noch Kapazitäten hast, mich zu belauschen, erspart mir das die Wiedergabe.“ Er deutete ein Schulterzucken an. „Mag sein, dass du mehr gehört hast als ich. Ohne Funkverbindung herzukommen war ein Vorbereitungsfehler meinerseits. Gut gemacht.“ Hawks scherte sich nicht sehr um Lob – irgendwann früh in seinem Leben hatte er die Wahl gehabt, ob er auf Lob warten und krepieren wollte oder ob er das irgendwie aus sich selbst herausholte. Wundersamerweise hatte Letzteres geklappt. Und ja, es war trotzdem ziemlich gut, wenn die Medien einen feierten und wildfremde Schönheiten einen beschlafen wollten, weil man so cool war. Aber es bedeutete nicht dasselbe wie Endeavor, der sich zu ihm umdrehte wie auf dem flimmernden Fernsehbildschirm, ihn direkt ansah, wie Hawks es sich so oft erträumt hatte, und ihm sagte, dass er das gut gemacht hatte. Dass persönliche Eitelkeit egal war, solange er einem Ziel diente. Fucking... plus ultra. Diesmal griff Hawks nicht nach Enjis Kopf, um ihn festzuhalten. Er lehnte sich einfach vor wie das Natürlichste in der Welt, balancierte sich mit seinen Schwingen aus und küsste den mächtigen Endeavor. Enji. Denn Endeavors Reflexe mochten nicht so schnell sein wie Hawks', aber er hatte immer noch alle Zeit der Welt, einen Kuss zu blockieren, den er wirklich nicht wollte. Enji schmeckte nach rauchigem Holzfeuer und nicht länger süß; seine Rasierseife füllte Hawks' Nase, scharf und trotzdem eher unaufdringlich, sein Atem wehte als warmer, fast heißer Luftzug über seine Wange. Und Enji stieß ihn nicht weg. Vielleicht war er beim ersten Mal noch überrumpelt gewesen, aber diesmal nicht. Und ja, vermutlich stand er auch unter dem Einfluss einer Droge oder eines Quirks, doch wenn es das brauchte, damit er akzeptierte, dass Hawks ihn küsste, war das... vollkommen okay. Keine Ahnung, was das Schicksal in Zahlung nahm, als Enji den Kopf ein wenig neigte: seine Lippen blieben weiterhin eine sture, geschlossene Barriere, und in Hawks keimte der Verdacht, dass der Ältere es eventuell nicht mal besser wusste. Einer desaströsen Ehe war vermutlich kein zufriedenstellendes Liebesleben vorausgegangen, ein rigoroses Streben nach Perfektion ließ keinen Platz für pubertäre Eskapaden; und wenn, war es so lange her. Oder das war alles, was je passieren würde, aber selbst das war okay...! Hawks dachte das, und dann öffnete er seine Lippen einen Spalt, um Enjis damit zu bedecken, sachte und so viel vorsichtiger, als er es je für irgendjemand anderen getan hatte. Als könnte der große Endeavor womöglich in tausend Teile zerspringen, wenn man ihn zu grob anfasste. Der Gedanke war lächerlich, und gleichzeitig vielleicht gar nicht so sehr. Enjis Augen waren offen und fokussiert, das helle Blau darin verschlingend: Hawks sah seine eigene Reflektion darin, ein winziges Abbild seiner goldenen Raubvogelaugen. Augen, die die meisten Menschen beunruhigten, weil sie einfach zu wenig... menschlich waren. Enji starrte in sie hinein. Hawks war verloren. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Enjis Hände sich langsam hoben, wo sie bisher an dessen Seiten gehangen hatten, und Hawks' Haut kribbelte wild, als er antizipierte, was sie tun würden...! Große, schwielige Hände legten sich auf Hawks' Seiten, und auch das passierte so langsam wie unter Wasser, keine Spur von Top Speed, dass Hawks nicht anders konnte, als sich in sie fallen zu lassen. (Er konnte schon anders. Er wusste, dass das hier nicht fair war; dass er nicht mehr neben der Spur war als jeden Moment in Enjis Gegenwart. Aber er hatte auch keinen Anstand.) Der Domino-Effekt schien zu wirken, selbst als Enji mühelos das zusätzliche Gewicht auf der schmalen Treppenstufe ausbalancierte: seine Hände griffen Hawks' Taille fester, entschiedener, und Hawks machte ein hilfloses kleines Geräusch wie einer dieser dummen Spatzen, die vor die Fensterscheibe geklatscht waren und nicht mehr wussten, wo oben und unten war... und schlang die Arme um Enjis Hals für einen richtigen Kuss. Einer, aus dem man auftauchte und auch nicht wusste, wo oben und unten war. Hawks spürte das Brennen seiner Lungen wie eine lästige Erinnerung an seinen restlichen Körper: sein Herz hämmerte gegen seine Rippen, seine Flügel sträubten sich unwillkürlich zitternd. Seine Lippen kribbelten taub, wo er sie eine Spur zu fest gegen Enjis gedrückt hatte, seine Kehle war so trocken, dass das Schlucken leise klickte. Er fühlte sich benebelt, wie auf Schmerzmitteln und einem Shot, schwerelos und frei. Enji schloss für einen langen Moment die Augen: als er sie wieder öffnete, spürte Hawks, dass sich etwas zurückgezogen hatte, und richtete sich wieder auf, um den anderen loszulassen. Es war nicht schlimm – er hatte das beinahe ehrfürchtige Staunen für einen Sekundenbruchteil in Enjis Gesicht gesehen, und als es hinter der üblichen harten Fassade verschwand, war es immer noch in die Innenseiten von Hawks' Lidern eingraviert. „Wartungsräume,“ bellte Enji, als hätten sie bloß innegehalten, um sich die Schuhe zuzubinden, und Hawks konnte nicht anders, als sich provokant die Lippen zu lecken. „Klar. Geh voran, Nummer eins.“ Er wusste, dass er sich innerlich wappnen musste für das unbehagliche 'Es war die Droge'-Gespräch, doch sein Hirn war noch nicht annähernd genug von seinem High herunter, um solche Gedanken zu haben. War schwierig genug, sich auf den Job zu konzentrieren, denn so gern zumindest Hawks im Treppenhaus knutschen würde... sie hatten eine Shitshow zu verhindern. Und ja, natürlich klammerte er sich an die Hoffnung, dass er Enji danach Nachhilfe im Küssen geben konnte. Er träumte schon so lange davon, sich auf dessen Schoß zu setzen wie ein verzogener Candyboy, das ging auf keine Kuhhaut. Als sie wieder das Erdgeschoss erreichten, hielt Enji auf Höhe der Aufzüge an und hielt die Hand auf. „Gib mir die Schlüsselkarte.“ Hawks legte sie fraglos in die wartende Hand, weil duh, Nein zu Enji zu sagen war seit kurzem noch viel schwerer als eh schon. „Wofür?“ Enji antwortete nicht, sondern hielt die Karte vor das Lesegerät und hämmerte dann einen Code ein – daraufhin schlossen sich die Türen des Aufzugs, und ein rotes Warndreieck tauchte auf dem Display auf. Hawks zog die Augenbrauen hoch. „Und das von dem Mann mit einem seit Generationen veralteten Handy. Wie hast du das gemacht?“ Enji barg die Schlüsselkarte in seiner großen Hand und warf ihm einen ärgerlichen Blick zu. „Es gibt Wartungscodes für Aufzüge. Jetzt müssen sie erst entsperrt werden. Keine Abkürzung zu den Zimmern mehr.“ Und wenn man zum Schäferstündchen erst acht Treppenfluchten hochhecheln musste, änderte man seine Meinung vielleicht noch mal. War ein guter Gedanke, doch Hawks war zu abgelenkt von der schieren Tatsache, dass Enji Wartungscodes von Aufzügen auswendig konnte. Wahrscheinlich sogar besser als die Geburtstage seiner Kinder. „Du machst Altsein so cool, Großer.“ „Halt den Mund.“ Und es kostete Hawks gerade aktive Mühe, keine suggestive Bemerkung über seinen Mund zu machen. „Die Wartungscrew kriegt jetzt sicher 'nen Ping. Lass uns Gas geben.“ Enji nickte (bildete Hawks sich die Spur Erleichterung ein, weil kein weiterer dummer Witz gekommen war?) und sie gingen zügig weiter; so schnell es eben ging, ohne direkt zu laufen und Aufmerksamkeit zu erregen. Wobei... Hm. Hawks hatte sich nie unsichtbarer gefühlt als beim Joggen durch einen Festsaal voller hormonbesessener Teens und Tweens auf einer White-Day-Sause... und auf Drogen. Wenn sie's nicht so eilig hätten, würde er versuchen, Enji in irgendeine Ecke zu zerren und auf ihn zu klettern wie auf den verdammten Fuji. „Nicht zu fassen,“ knurrte Enji, und kleine Flämmchen züngelten über sein Kinn, bevor sie wieder erstarben. „Schamlos.“ „Das hier ist'n linkes Ding,“ murmelte Hawks und schob sich seitwärts zwischen einem Buffettisch und einem knutschenden Pärchen entlang, „aber abgesehen davon ist das dieses normale Leben, Nummer eins. Jedenfalls für Zivilisten.“ Also das, was keiner von ihnen hatte, selbst wenn man nicht so sittenstreng war wie Endeavor. In der Zukunft, für die Hawks arbeitete, gab's wenigstens ein Mal im Monat einen Tequila Tuesday. Mit oder ohne Autogramm über'm Arsch. Und weil er ein netter Kerl war, erinnerte Hawks Enji nicht daran, dass Shoto jetzt in einem Wohnheim lebte und seine schmutzigen Teenagerhände auch unter fremde Shirts schieben konnte, wann immer er wollte. Er hatte Tokoyami ausgefragt, er war in-for-miert über den Knaben. Von dem Festsaal verdrückten sie sich in einen der Korridore, die dem Personal vorbehalten waren – verboten, doch Unauffälligkeit war ohnehin im Abgang, und mit etwas Glück war einer der Mitarbeiter eh auf dem Weg zum Aufzug. „Blockier' die Schlösser der Ausgänge,“ wies Enji ihn an, ohne sich umzudrehen, und Hawks verdrehte die Augen. „Ja, Daddy. Hey, wenn wir die Tür öffnen, kannst du sagen 'So schnell wie das Licht', damit ich dann-“ Enji stapfte vor, griff in die Scharniere der Sicherheitstür und schmolz sie zu glühenden Brocken, bevor er sie aus ihrem Rahmen riss, sodass der ganze Apparat des verriegelten Schlosses aus der Wand brach. Das-... Hm. Zum Glück war Hawks schon verliebt. „Was tun Sie da?!“ Der Wartungsraum, den Enji soeben geöffnet hatte, enthielt die brummenden Filter der Klimaanlage, die Kühlung und ein kleines Sortiment aufgeklappter Laptops, die Überwachungsfeeds zeigten – und zwei Personen. Ein Mann, der von seinem Stuhl aufgefahren war, und eine Frau, die auf ihrem Platz vor den Computern eingefroren zu sein schien. Fair, angesichts des großen, muskulösen, entflammbaren Mannes, der soeben die Tür aus den Angeln gerissen hatte... darüber kam auch Hawks noch hinweg. Der Mann, aus dessen blondem Haar leicht geknickte Fühler ragten, war etwas weniger erstarrt. „Sie haben kein Recht, hier so einzudringen, ob Sie ein Held sind oder-“ Enji brauchte drei große Schritte, um den Raum zu durchqueren und ihn am Kragen zu packen, sodass seine Schuhspitzen gerade noch den Boden berührten. „Sie,“ grollte Enji, und Flammen krochen fauchend seinen kräftigen Nacken hinauf, „haben diese Veranstaltung manipuliert und setzen Ihre Gäste gezielt unter Drogen. Sagen Sie mir noch mal, wozu ich kein Recht habe.“ „Ich weiß nicht, wovon Sie reden!“ Der Blick des Mannes zuckte hektisch zu seiner immer noch schocksteifen Kollegin – ah, die Fehler, wenn man keine Profis anstellte – und dann zu Hawks. Ein Hotelangestellter hatte zweifellos einen Funker, um den Sicherheitsdienst zu rufen, doch dieser Kerl war nicht unbedingt einer... und wenn, konnten zwei Typen mit Gummiknüppeln auch nichts gegen die lebende Fackel tun. Es war... unangenehm vertraut. „Hawks! Tun Sie... Tun Sie etwas, bitte!“ Hawks stocherte sich elegant mit dem kleinen Finger im Ohr. „Können wir uns das Unschuldsgetue sparen? Noch können Sie den Schaden begrenzen, aber wenn die Polizei erst hier ist...“ „Beenden Sie es.“ Die Flammen leckten jetzt über den feuerfesten Stoff von Enjis Jackett, hangelten sich drohend über seinen Arm in Richtung des blonden Mannes. „Sofort. Dann reden wir.“ „Ich weiß nicht, was Sie meinen!“ zischte der Schmetterlingsmann – das Weiß seiner Augen war unterteilt in tausende winziger Facetten. „Das ist willkürliche Brutalität-“ „Sie waren in den Zimmern,“ knurrte Enji, und die Flammen kringelten sich jetzt beunruhigend nah an sein Handgelenk. „Was haben Sie mit den Menschen getan.“ „So eine nette Masche,“ warf Hawks ein und lächelte der Frau strahlend zu. „Sie sind die Maskenbildnerin, richtig? Sie beide arbeiten zusammen... aber er macht den Löwenanteil, richtig? Wir können Ihren Namen noch unter den Tisch fallen lassen.“ Die Frau klappte den Mund auf, ihre Augen huschten verzweifelt hin und her – eine Maus, die wusste, dass es von Katzen umgeben war und jede von ihnen gleich zupacken konnte. Hawks war gut im Entscheidungshilfegeben. Während Enji ihren Verdächtigen, hm, grillte. „Das sind unsichere junge Dinger, die sind dankbar für Ihre Hilfe. Sie tragen irgendeinen Stimulant auf, der mit dem Zeug korrespondiert, was Sie hier in die Drinks mischen. Und es wird... aktiviert, wenn der Typ da vor der Klimaanlage sitzt? Helfen Sie mir mal. Sind doch Sie der Haupttäter?“ „Nein!“ schrie sie auf, und der blonde Mann machte einen abrupten Ausfall: als würde er aus Enjis Griff... zerfallen. Flammen loderten entlang von Enjis Armen auf. „Tun Sie das,“ sagte er, leise und rau, „geben Sie mir einen Grund, die Luft in diesem Raum in Brand zu stecken. Ich halte das aus. Hawks kann sich schnell genug zurückziehen. Zerstörte Beweise machen mir nichts, wenn Sie beide verkohlt sind. Ich bin die Nummer eins... Mir glaubt man.“ Die Frau machte das erstickte Geräusch absoluten Horrors. Der Mann erstarrte, und Hawks konnte sehen, wie er dagegen ankämpfte, irgendein Wort dieser Drohung zu glauben. Aber... Endeavor war furchteinflößend. Er bluffte nicht. Hawks sah ihn nur von hinten, und selbst er spürte das Versprechen roher Gewalt in seinen Worten. Mit dem Unterschied, dass er wusste, dass es ein Bluff war – er hatte Enjis Art zu arbeiten studiert, er spürte diese Nuancen von Zorn und Tötungsabsicht, und ersteres war vorhanden, letzteres nicht. Der Mann erbebte und verfestigte seinen Körper wieder. Sein Gesicht war weiß und leer, doch seine Muskelspannung sank langsam in sich zusammen. „Es gibt keine Drogen,“ zischte er, „das ist nur ein Ansatz zur Verbess-“ „Ersparen Sie mir das,“ unterbrach Enji ihn und schüttelte ihn ein Mal wie eine verstopfte Ketchupflasche. Erst jetzt bemerkte Hawks, dass schimmernde Flügelschuppen dabei von der Kleidung des Mannes rieselten. „Was für Drogen haben Sie in die Lebensmittel gemischt? Wie lange halten sie an?“ „Es gibt keine Drogen,“ fuhr die Frau auf, unerwartet heftig: wundersamerweise beruhigte sie sich, als Hawks die scharfe Spitze einer Feder auf sie richtete. Sie setzte sich zwar wieder, starrte ihn jedoch verbissen aus rot geränderten Augen an. „Es sind... Pheromone. Er,“ sie richtete einen anklagenden Finger auf ihren Mittäter, der in Enjis Griff hing wie ein nasser Lappen, „er macht die wirkliche Manipulation! Von mir sind nur die Rosen!“ Der Schmetterlingsmann spuckte einige Flüche, und Hawks zupfte die weiße Rose von seinem Revers. „Diese?“ Die Frau nickte: er konnte sehen, wie sie sich ausrechnete, wie viel Vorsprung sie bekommen konnte, wenn ihr 'Kumpel' schwieg. Mochte ihr klug erscheinen, aber auf die lange Sicht... war sein Plan besser. Nicht, dass Hawks sie unterbrechen würde. „Mein Quirk... Mein Duft... funktioniert, wenn er seine Liebeskäfer über die Belüftung verbreitet und sie einander anziehen.“ „Punktabzug für das Wort 'Liebeskäfer',“ schnaubte Hawks, während er sein Grinsen mit schierer Willenskraft aufrechterhielt. Seine ganze Lüge, sein albernes kleines Schmierentheater, war soeben in sich zusammengestürzt. Es gab keine Droge im Champagner, oder in einem sonstigen Lebensmittel. Es gab nur die Blume... die Enji nicht mehr getragen hatte, als Hawks ihn geküsst hatte. Er hatte seine verbrannt. Keine Bullshit-Erklärung über 'versehentliche Anziehung', weil der Quirk für sie nicht aktiv gewesen war. Und selbst wenn, ein Quirk war spezifischer als eine Droge – es war nicht im Sinne dieses kranken Plans, dass man über das eigene Geschlecht herfiel. Die Blumen an den Revers für Männer und Frauen waren vermutlich unterschiedlich, persönlich angebracht von der Maskenbildnerin. Enji musste denselben Schluss gezogen haben, doch er war ein Profi: er ließ sich jetzt nicht ablenken, selbst wenn ihm klar sein musste, dass er Hawks nicht aus Bi-Curious geküsst hatte. „Deaktivieren Sie es.“ Stoff ächzte, als Enji den Kragen des blonden Mannes fester zusammenpresste. „Sie sind eine Schande.“ Der Schmetterlingsmann bleckte die Zähne, und für einen Moment wirkte alles an ihm verzerrt, verdreht... und Hawks hatte das Gefühl, dass man von diesem Typen nicht das letzte Mal hörte. „Sie sind die Schande, Endeavor. Ausgerechnet Sie sollten verstehen...“ Es war eine vernünftige Immobilisationsmaßnahme, dass Enji ihn bewusstlos schlug und den Feueralarm auslöste.   Die Endeavor-Agentur mochte in Tokio sitzen, doch ihr Arm war lang – bis nach Osaka. Enji brauchte lediglich zu sagen, wer er war, und die Polizei rückte ohne Zögern zur Dekontamination des Hotels und der Betreuung der Gäste an. Diskret, aber man konnte den Imageschaden dennoch nicht von der Charity-Gala fernhalten; wenn das überhaupt nötig war. Die Ermittlungen würden zeigen, wer was gewusst und geplant hatte. Hawks vermutete, dass es nicht das Werk der Kommission war – zu unprofessionell. Dass das Duo allerdings mit ihr verbunden war, erschien unangenehm gut möglich. Ein erfolgreicher Job als Empfehlung für den Einstieg auf einem hohen Posten. Was der Grund war, warum Hawks nicht hier sein konnte, wenn die Ermittlungen richtig losgingen. Auch ein Vogel konnte nicht den Ast absägen, auf dem er saß... Irgendwann vielleicht. Irgendwann, wenn sein Stern schon gesunken war und er in Ruhe zum Frühstück KFC essen konnte, weil niemand sich mehr für ihn interessierte. „Gute Arbeit, Endeavor!“ Enji-... Endeavor ließ sein Handy sinken, als Hawks ihn ansprach: von einem Balkon aus hatte er beobachtet, wie die Feuerwehr die verwirrten und desorientierten Gäste gruppierte und versorgte, während die Polizei behutsam begann, Aussagen aufzunehmen. Er sah aus, als wollte er etwas sagen, aber Hawks kam ihm zuvor. „Effizient, nett, gerne wieder! Leider muss ich jetzt zurück nach Fukuoka, ist was passiert. Du kennst es, man kann die Sidekicks nie allein lassen, hehe... Grüß', äh, Mic, ich hab' ihm schon seit Urzeiten versprochen, seine Show zu besuchen.“ Enj-... Endeavor schob sein Handy langsam in sein Jackett und verschränkte die Arme. Er schien nicht so genau zu wissen, wohin er schauen sollte. „In Ordnung. Ich werde noch hier bleiben.“ „Cool! Also dann-“ „Das hier.“ Endeavor runzelte die Stirn und sah wieder auf die Gruppen herab: Sumire war nicht in der Menge zu entdecken, aber vermutlich war auch sie dem Evakuierungsaufruf gefolgt. „Das war auch für dich und Miruko vorgesehen.“ Als wäre ihm nicht eh schon latent übel. Hawks hockte sich auf das Geländer und kratzte sich unbehaglich den Nacken. „Hm. Wahrscheinlich hatten sie die geniale Idee letztes Jahr... Was zum Teufel. Wer will einen Genmix von einem Falken und einem Kaninchen? Was soll so jemand tun, Projektilkacken?“ Er lachte, obwohl ihm nicht danach war. Endeavor blieb finster, und Hawks hörte wieder damit auf. „Was für 'ne schwachsinnige Idee.“ „Das wird über... Innovationen oft gesagt.“ Endeavors Gesicht war überschattet, doch Hawks hatte eine Vorstellung davon, was sich dort spiegelte. Verbitterung, Wut, Reue. Vor den Todorokis war auch nicht bekannt gewesen, dass man Quirks erfolgreich so potenzieren konnte. Dann hatten alle Shoto beim Sportfestival im landesweiten Fernsehen gesehen und jup, offensichtlich war Züchten eine gute Idee, wenn es solche Resultate brachte...! „Das ist nicht deine Schuld,“ sagte Hawks, obwohl er wusste, dass er sich zum Teil in die Tasche log. „Menschen hatten schon immer diese Vorstellung, sich zu züchten.“ „Ohne deinen Tipp hätte ich hiervon nicht einmal geahnt,“ erwiderte Endeavor scharf. Hawks grinste und ließ seine Flügelspitzen flattern. „Dann ist es ja gut, dass du mich hast, oder?“ Außer, dass du das jetzt nicht mehr willst, weil wir uns geküsst haben und du keine Ausrede hast. Und... ich auch nicht. Hawks würde ja gern sagen, dass er kein Problem damit hatte, all seine rosigen Gefühle zuzugeben, doch er hatte ein Problem damit. Endeavor war mehr als sein Idol; er war wenigstens ein bisschen sein Freund, sein Teamkollege, sein wertvoller Anker in bessere Gedanken. Hawks konnte damit leben, dass er immer ein Fensterschloss der Endeavor-Agentur knacken musste, um in das Büro des Bosses einzusteigen; er konnte nicht damit leben, dass Endeavor angewidert und beschämt den Blick von ihm abwandte, als wäre er gar nicht da. Uff. „Okay! Also, ich muss dann. Berufsverkehr, haha, Scheiß-Drohnen und so-“ „Hawks, halt den Mund.“ Autsch. Hawks zog einen unsichtbaren Reißverschluss über seinem Mund zu und schwang die Beine über das Geländer, um sich zum Abflug bereit zu machen: ohne Ohrenschützer und Schutzbrille würde das unangenehm, allerdings wollte er ja auch nicht... wirklich bis nach Fukuoka. Bloß hier weg, bevor die Anzüge kamen. Endeavors schaufelartige Hand packte den Kragen seines Anzugs und lockerte sich auch dann nicht, als Hawks' Schwingen unwillkürlich nach hinten ausschlugen und sein Gesicht treffen mussten. „Ich war noch nicht fertig.“ „Musst du mich erst entlassen? Shit, wo ist die Stempeluhr-“ Endeavor versetzte ihm einen Ruck, und Hawks kippte ungraziös zurück auf den Balkon – halb in Endeavors Arme, also Win, aber seine Knie hingen noch über dem Geländer, sein Hintern in der Schwebe und der Rest irgendwo in Endeavors Griff. Er... hatte schon eleganter ausgesehen. Endeavor hielt inne und spähte nach unten, und auch Hawks hielt unwillkürlich still. Fehlte noch, wenn sie so fotografiert wurden und die Presse nicht mal kreativ werden musste... Hawks hätte sich mühelos mit ein paar kräftigen Flügelschlägen wieder in den Stand bringen können, doch hastige Bewegung bedeutete Aufmerksamkeit, und nein, er wollte auch nicht, dass Endeavor nach seiner Scheidung diese Art Schlagzeilen machte. Und der Kerl ließ ihn nicht los. Er ließ Hawks so hängen wie 'ne nasse Socke auf der Leine! „Ich... habe festgestellt, dass ich kein besserer Mensch werden kann, wenn ich nicht mal weiß, welche Art Mensch ich bin,“ sagte Endeavor, und Hawks hörte auf, subtil zu zappeln. Er schaute auf – kein Winkel, der einem von ihnen einen Gefallen tat – und Endeavor blickte ohnehin in die Ferne. Seine Kiefermuskeln arbeiteten, als müsste er die Worte erst zerkauen, bevor er sie aussprach. „Im Moment bist du der Mensch, der mich festhält,“ bemerkte Hawks, und es war fantastisch, weil er das sagen konnte, ohne dass der Subtext zu offensichtlich wurde. Endeavor schnaubte eine kleine Dampfwolke aus und hievte Hawks' Hintern zurück auf das Geländer, weil er das konnte, und so war das nicht gemeint, Mann. „Ich denke, ich... koche gern,“ brummte er, und fuck, vielleicht hatte Hawks zwischenzeitlich all diese 'Liebeskäfer' eingeatmet, denn... Oh. Oh. „Ich ess' gern,“ krächzte er gegen den Klumpen Herz in seiner Kehle an. „Das reicht nicht,“ sagte Endeavor hinter ihm. „Ich... kann auch schneiden.“ „Du hast mir dahingehend Vorwürfe gemacht, ja.“ Endeavor schnaubte abschätzig. „Wie üblich nur Gerede.“ „Hey!“ Hawks drehte sich so schnell auf dem Geländer um, dass er fast das Gleichgewicht verlor – o ja, so cool. Nummer zwei, aalglatter Typ. Wenn Longines das gesehen hätte, würden sie ihm den Werbedeal unter dem Arsch wegziehen. Was aber auch egal wäre, weil... Kochen mit Enji so viel besser klang als jeder Luxus. „Ich bin präzise! Und schnell! Ich zeig's dir.“ Enji verschränkte die Arme mit einem zweifelnden Brummen und nein, Hawks schämte sich nicht, ihn sofort wieder Enji zu nennen. „Musst du nicht los?“ Scheiße. Musste... er wirklich, wenn auch nicht nach Fukuoka. Und er konnte das Enji nicht sagen, weil dieser nichts ahnen durfte. Und apropos nicht dürfen, Küsse waren auch nicht drin, oder mehr Anfassen. Was okay war, denn sie konnten das nachholen. Ganz langsam. So wie vorher. Ohne Top Speed, nur... sie beide. „Klar.“ Hawks räusperte sich und hockte sich wieder auf das Geländer. „Check' meinen Arsch aus, wenn ich starte, ja?“ Der verdammte Bastard brannte ihm doch tatsächlich 'nen kleines Loch in die Anzughose, als Hawks eine Millisekunde zu spät abflog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)