Eine etwas andere Geschichte - Die Klammer muss weg! von izu- ================================================================================ Kapitel 11: Ein Lächeln im Gesicht – Anprobe am 08.07.2022 ---------------------------------------------------------- Leute, ich bin happy. Und dabei habe ich noch nicht mal die festen Zähne drin. So langsam kann ich aber Licht am Ende des Tunnels sehen. Ja, ich kann mit Stolz sagen, dass ich heute eine richtig tolle erste Anprobe hatte. Aber von vorne: Ein weiteres Mal begrüßte Dr J mich strahlend und begleitete mich in das Behandlungszimmer. „Na, freuen Sie sich schon?“ – „Und wie!“, meinte ich grinsend und setzte mich auf den Stuhl. „Das erste Muster ist jetzt fertig, ich habe es mir eben noch angeschaut. Es sieht schon gut aus, aber meiner Meinung nach kann man da noch was rausholen. Aber wir schauen gleich mal zusammen.“, erklärte Dr J, als auch schon die Zahntechnikerin mit Schwerpunkt Keramik, Frau H, mit meinen bearbeiteten Abdrücken mit dem ersten Muster hinein kam. Neugierig versuchte ich einen Blick zu erhaschen, was mir jedoch nicht wirklich gelang. Pech gehabt. Dr J fuhr den Stuhl nach hinten und schraubte die Schrauben hinaus. Das tut nicht weh, aber man merkt schon, dass eine Schraube raus geschraubt wird. Weniger vom Gefühl her, als eher vom Geräusch. Es ist schwierig zu erklären; es hört sich am ehesten an wie ein leises mahlen. Dann setzte Dr J das Provisorium ein und schraubte es ebenso in den Gewinden der Implantate fest. Das drückt ein bisschen am Zahnfleisch, ist aber ebenfalls nichts Schlimmes; wie gesagt, man hört nur das leise mahlen und spürt einen leichten Druck am Zahnfleisch. Ich stellte mir die ganze Zeit vor, dass das Provisorium, welches ich eingesetzt bekam aus Wachs ist, denn neben dem Termin auf dem Terminzettel stand „Wax-up“. Bestimmt habe ich einfach zu viel hinein interpretiert, denn das war nicht der Fall. Das erste Muster wurde aus Kunststoff angefertigt. Als erstes fiel mir auf, dass mein Gaumen frei war. Das ist natürlich nichts Unnormales, doch bei mir war der halbe Gaumen seit Jahren mit Kunststoff verdeckt. Daher ist für mich das Gefühl, Zähne im Mund zu haben und gleichzeitig den Gaumen bis zu den Frontzähnen frei zu haben komplett neu. Wenn ich jetzt mit der Zunge über den Gaumen fahre, spüre ich bis etwa zur Mitte nur das Plastik, was verhindert dass ich Lispel. Erst ab etwa der Mitte des Gaumens, bis nach hinten zur weicheren Haut der Nase spüre ich das Zahnfleisch. Deshalb war das leicht kitzelnde Gefühl der Zunge so weit vorne in der Mundhöhle schon das erste kleine Glücksgefühl. Dann endlich, bekam ich einen Spiegel in die Hand gedrückt und lächelte mich durch diesen hindurch an. Was soll ich sagen? – Ich war in dem Moment total enttäuscht! Die Frontzähne, die die Zahnlücke schlossen, waren im Vergleich zu kurz, meine natürlichen Zähne überragten sie. Das war definitiv nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Und was sagt man in so einem Moment? - „Oh… Wie schön!“ Das Dr J in dem Moment nicht lauthals anfing zu Lachen ist mir im Nachhinein ein Rätsel. Immerhin weiß er am besten, wie ästhetische Zähne auszusehen haben. Bestimmt hat seine FFP2-Maske auch nur das Offensichtliche verborgen. Den leichten Schalk in seinen Augen konnte er jedenfalls nicht verbergen. „Sicher?“, fragte er und schaute mich an. „Naja, vielleicht etwas länger?“ - „Genau der Meinung bin ich auch! Aber wir schauen jetzt mal etwas genauer.“ Somit wurde der Stuhl wieder hoch gefahren und ich stellte mich vor Dr J. Dieser schaute mit der Zahntechnikerin, Frau H, genau mein Lächeln an. „Oh ja,“, sagte Frau H und sah einmal von allen Seiten mein Lächeln an,“auf jeden Fall etwas Länger.“ „Mintestens drei Millimeter.“, stimmte Dr J zu. „Sagen Sie bitte mal was.“, sagte Frau H. Anscheinend stand ein großes Fragezeichen in meinem Gesicht, denn sie grinste leicht und fügte hinzu: „Zählen Sie mal bis zehn.“ Das machte ich auch. Die Beiden starrten mich mit Argusaugen an, ich stellte mir vor, wie sie applaudieren würden, nachdem ich die Zehn zuende gezählt hatte. Tatsächlich musste ich kurz auflachen. Ja, ich bin verrückt. Beide besprachen noch etwas, benutzten Fachbegriffe die ich nicht verstand, aber das störte mich nicht weiter. „Verena, haben Sie etwas Zeit mitgebracht? Dann können wir nochmal anpassen.“, meinte Dr J. „Na klar.“, sagte ich. Also wurde das Muster wieder raus geschraubt und Frau H verschwand damit ins Labor. Ich hingegen zog die Aufbeißschiene wieder an und setzte mich ins Wartezimmer. Nach etwa zwanzig Minuten wurde ich wieder aufgerufen. Ich hatte mit mehr gerechnet, immerhin wird auf das Muster wieder Kunststoff aufgetragen, welcher auch aushärten muss. Das ging wirklich schnell! Ein weiteres Mal ging ich also in das Behandlungszimmer und das Muster wurde wieder eingeschhraubt. „Oh ja, schon viel besser!“, sagte Dr J und drückte mir wieder den Spiegel in die Hand. Tatsächlich war es diesmal wirklich schön! Ich hätte sofort drauf losheulen können – tat ich aber natürlich nicht. Wieder stand ich vor den Beiden, Lächelte bis meine Mundwinkel anfingen zu zittern, zählte ein weiteres Mal bis Zehn und wartete geduldig, bis die Beiden alles fachliche besprochen hatten. Denn Dr J war immernoch nicht ganz zufrieden, was ich als Laie natürlich nicht nachvollziehen konnte. Das eine verstand ich aber: Die unästhetische Lücke, die durch meinen sehr spitzen Eckzahn entstand. Dr J und Frau H suchten eine ganze Weile nach einer Lösung, bis sie dann kam: Dr J zaberte die Ecke weg wie einen abgebrochenen Zahn. Eine ganz normale Füllmasse. Das wurde auch sofort ausprobiert und siehe da: Ein wunderschönes Lächeln! Niemand würde auf die Idee kommen, dass diese Frontzähne nicht echt sind! Ich war begeistert! Dr J offensichtlich auch, denn er wollte das Muster schon direkt als Provisorium drinnen lassen, bis die Keramikzähne fertig gestellt sind. Doch Frau H stoppte ihn in seinem Vorhaben, da im Muster eine bestimmte Substanz drin ist, die sich bei Wärmezufuhr extrem erhitzt, damit das Muster schneller troknet. „Dann verbrüht die arme Verena sich, wenn sie nur einen Kaffee trinken will...“, erklärte sie. Wie schade! Doch die paar Wochen kann ich jetzt auch noch abwarten! Und jetzt weiß ich, dass die Zähne fantastisch werden! Das heißt: Zurück lehnen und Kaffe trinken – ohne sich zu verbrühen. ;-) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)