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Captain Tsubasa - Der Schwur

Eine Genzo Wakabayashi Story
von

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Schicksal...?

Das Stadion tobte. Wakabayashi hatte das 20. Spiel in Folge kein Gegentor zugelassen. Es waren nur noch wenige Minuten bis zum Schlusspfiff. Da stürmten die Hamburger noch ein letztes Mal auf das Bayern Tor zu. Der Ball flog in die linke untere Ecke. Genzo sprang zum Ball, hielt ihn fest … und krachte mit voller Wucht gegen den Pfosten. Trotzdem hielt er den Ball fest. Und … da ertönte der Schlusspfiff. Genzo ließ den Ball los und wollte sich mit den Armen aufstützen. Da durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Matsuyama und Kaltz jubelten, als der Schlusspfiff ertönte. „Das war wieder ein klasse Spiel. 3:0. Man Genzo hält einfach alles!“ Kaltz umarmte den Abwehrchef der Bayern. Dieser nickte und erwiderte seine Umarmung. Plötzlich fiel sein Blick auf den Torhüter. Dieser lag immer noch mit der Schulter am Pfosten. „Scheiße! Genzo!!!“ brüllte er. Kaltz folgte Matsuyamas Blick erschrocken. Der Bayern Schlussmann lag mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. „Frank!“ brüllte nun Kaltz in Richtung Bank. Durch den ganzen Freudentaumel hatte niemand bemerkt, dass Genzo verletzt war. Der Mannschaftsarzt der Münchner schaute zu Kaltz, dieser zeigte auf seinen Torwart. Sofort lief Frank zum Tor. „Mensch Genzo, was machst du denn für Sachen…“ Matsuyama kniete neben Wakabayashi. Dieser stöhnte und hielt sich die Schulter. Matsuyama sah seinen Freund an. Das musste verdammt wehgetan haben, wenn der Keeper mit den Tränen kämpfte. Genzo war sicher keiner, der sich freiwillig auf dem Boden rumwälzte. „M…meine Schulter…“ keuchte dieser nun. Frank kam nun auch am Tor an und gemeinsam mit Matsuyama setzten sie Genzo an den Pfosten. Dieser ließ den Kopf hängen und stöhnte. „Scheiße, das war’s wohl erst mal für mich…“ Frank untersuchte die Schulter vorsichtig und tastete sie ab. „Hast du ziehende oder stechende Schmerzen Genzo?“ dieser keuchte weil der Arzt ihn gerade oben auf die Schulter drückte. „Stechende…“ antwortete er. Der Mannschaftsarzt nickte. „Das wird wohl eine LASP Läsion sein. Durch den Aufprall mit der Schulter am Pfosten hat deine Schulterpfanne einen oder mehrere Risse bekommen. Du musst sofort ins Krankenhaus.“ Die Spieler standen geschockte neben ihrem Kapitän, der sie zerknirscht anschaute. Tut mir leid Leute, ich hab’s versaut. Das Finale Champions League kann ich vergessen. Als wenn ich keine Augen im Kopf hätte…“ Der Arzt beruhigte seinen Torhüter. „Hey mal langsam Genzo. Du hast den Ball gefangen und somit ein Tor verhindert. Dem Pfosten hättest du in dem Moment gar nicht ausweichen können. Du musstest dich entscheiden: Ball oder Schulter. Und du hast dich für den Ball entschieden. Wenn es die Läsion ist, die ich vermute, kannst du nach der OP deine Schulter sogar sofort wieder bewegen, auch wenn du noch nicht trainieren darfst.“ Frank und Matsuyama halfen Wakabayashi auf die Beine. Geknickt lief der Mannschaftskapitän der Bayern zum Krankenwagen. So ein Mist… er war gerade so gut drauf.

Im Krankenhaus wurde er nach seiner Operation auf ein Einzelzimmer verlegt und schaute sich die Sportnachrichten an. Klar, seine Schulterverletzung war bereits Thema. Genervt schaltete er um, als es klopfte. Er drückte die Stummschaltung des Fernsehers und guckte, wer herein kam. Ein blonder Wuschelkopf und zwei blaue Augen lugten durch den Türspalt. „Hey, du bist ja schon wach!“ die Tür ging nun ganz auf und seine liebsten Kameraden standen strahlend im Zimmer. „Hey! Schneider. Hast du Sehnsucht nach mir oder was?“ Genzo musste grinsen. Kaltz schob Schneider zur Seite. „Ja haben wir alle.“ Matsuyama schloss die Tür. „Du weißt doch…wir halten es nicht lang ohne dich aus.“ Schneider und Kaltz nahmen sich die beiden Stühle, Matsuyama setzte sich zu Wakabayashi ans Fußende. „Wir bringen gute Neuigkeiten von der behandelten Ärztin mit, die dich operiert hat…“ begann Schneider. Kaltz grinste. „Die ist übrigens eine echte Augenweide!“ Schneider rollte mit den Augen. „Genzo hat die wahrscheinlich noch nicht mal gesehen, sie meinte, du hättest heute Morgen noch geschlafen, als sie nach dir sehen wollte.“ Genzo schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ich hab noch niemanden gesehen heute…außer euch Nervensägen jetzt.“ Er schaute Kaltz an. „Na hast du sie schon zum Essen eingeladen?“ Matsuyama musste lachen. „Ich glaub, sie steht nicht so auf ihn. Seine Komplimente hat sie komplett ignoriert.“ Kaltz sah ihn zerknirscht an. „Das musstest du ihm jetzt natürlich auch erzählen.“ Schneider sprach weiter. „Also du hast nur eine LASP 1 Läsion. Die Fasern sind angerissen und wurden bei der OP geglättet. Du hast ja schon bemerkt, dass du keinerlei Verband oder so was an der Schulter hast. Aber du sollst die Schulter natürlich noch schonen. Training fällt die nächsten drei Wochen auf jeden Fall aus für dich. Aber wenn du Glück hast, kannst du schon das Champions League Finale im Wembley Stadion mitspielen. Das ist in zwei Monaten. Evtl. nur eine Halbzeit, je nachdem wie fit du schon wieder bist, aber möglich ist es.“ Genzo strahlte. „Das klingt ja super! Puh, da hab ich gleich bessere Laune!“ Seine Freunde strahlten ebenfalls. Einerseits weil sie ihren Torhüter so glücklich sahen und andererseits weil ihnen durchaus klar war, dass sie ohne Genzo keine Chance gegen den FC Barcelona mit Tsubasa hatten. Genzo war der einzige Keeper in Deutschland, der Tsubasas raffinierte Schüsse halten konnte. Und zwar alle, die der Japaner auf Lager hatte. Dann klopfte es erneut und die Tür öffnete sich. Herein kam die Ärztin von der die drei Fußballer vorher sprachen. „Oh Entschuldigung. Ich hatte vergessen, dass Sie ja Besuch haben Herr Wakabayashi.“ Sie schaute lachend zu den Männern und schüttelte den Kopf. „Ich sollte es mal mit Gedächtnistraining versuchen. Oh Mann.“ Alle lachten und Genzo sah ihre Augen blitzen. Es verschlug ihm geradezu den Atem, als er diese blauen Augen sah. Schneider drückte ihm kurz aber effektiv auf seine verletzte Schulter. Sofort war Genzo wieder Herr seiner Sinne und schaute Schneider halb zornig halb dankbar an. Der Schmerz in seiner Schulter ließ nach und er erinnerte sich daran, dass Atmen durchaus notwendig sein konnte. „Das bekommst du zurück Schneider.“ Zischte er in die Richtung seines Stürmers. Dieser grinste ihn nur an. „Ich hab dich gerade vor einer peinlichen Situation bewahrt, mit der du wahrscheinlich mehr kaputt gemacht hättest, als du je wieder gut machen könntest. Ich kenne diese Art von Frauen. Taff, selbstbewusst und nur dann romantisch, wenn sie absolut verliebt sind. Ansonsten überaus rational. Wenn sie gemerkt hätte wie du sie anstarrst, bevor du auch nur einen Ton mit ihr geredet hättest, hätte sie dir die kalte Schulter gezeigt.“ Genzo musste zugeben, dass Schneider sicherlich Recht hatte. Frauen wie diese reizende Ärztin sind nicht umsonst in solchen Stellungen wie sie es war, Chefärztin der Abteilung Chirurgie. Dazu brauchte man Ehrgeiz, Können, Durchsetzungsvermögen und gesunden Menschenverstand. Männer, die sie wie Schimpansen angaffen waren für sie höchstens ein müdes Lächeln wert. Bei ihr musste er mit Charme und Intelligenz vorgehen. Er nickte Schneider zu. „OK. Ich sollte dir wahrscheinlich dankbar sein.“ Flüsterte er ihm zu. Matsuyama erhob sich. „Wir wollten eigentlich eh gerade gehen oder Jungs?“ Kaltz nickte. „Wir haben gleich Training und wollten nur mal einen Morgengruß an unseren Kapitän da lassen.“ Schneider grinste. „Ihr habt Recht. Bis später Käpt’n. Halt die Ohren steif.“ Er beugte sich zu Genzo und raunte ihm ins Ohr. „Aber nur die Ohren.“ Genzo wollte ihm mit der Hand eins überbraten, spürte jedoch den Schmerz, als er die Schulter zu ruckhaft bewegen wollte und keuchte nur. Erschrocken schauten ihn alle an. „Was hast du Genzo?“ Matsuyama blieb vor der Tür stehen. Der Torhüter lächelte gequält. „Alles gut. Ich wollte nur schneller als meine Schulter.“ Schneider schaute zerknirscht. „Tut mir leid…ich“ Genzo schüttelte den Kopf. „Hey. Ist alles in Ordnung. Mach dir keinen Kopf.“ Erleichtert ging Schneider zu den Anderen. „Na dann lass dich mal gründlich untersuchen und benimm dich. Dass uns keine Klagen zu Ohren kommen.“ Grinsend verließen seine Mannschaftskameraden das Zimmer. Seufzend lehnte sich Genzo zurück. „Oh man. Meine Freunde sind manchmal wie kleine Kinder.“ Entschuldigend schaute er die Ärztin an. „Ja aber dafür total sympathisch.“ Grinste diese verschmitzt. Verblüfft schaute der Bayern Schlussmann zu ihr. Das hatte er jetzt nicht erwartet. Vielleicht war sie doch nicht so kühl wie Schneider sie einschätzte. Sie kam auf ihn zu. „Ich muss Ihre Schulter untersuchen. Bitte ziehen Sie ihr Shirt aus.“ Genzo guckte wohl etwas überrascht. Aber natürlich…für sie war es völlig normal ihre Patienten ohne Kleidung zu sehen. Oh Gott…hoffentlich hatte er zur OP nur den Oberkörper frei. Er verkniff sich das Lachen. ‚Man du hast ja Gedanken…‘ Sie stand direkt vor ihm und schaute ihn fragend an. Erschrocken wollte er sich schnell das Shirt ausziehen und vergaß seine operierte Schulter. Der Schmerz durchschoss ihn von oben bis unten. Tränen schossen ihm in die Augen. Schnell stützte die Ärztin seinen Arm, in dem sie ihn von der rechten Seite aus mit beiden Armen umschlang und seinen linken Arm in der Bewegung festhielt. Genzo konnte nicht mehr klar denken. Er verharrte einfach mitten in der Bewegung. „Einatmen….ausatmen…“ Die Ärztin kniete auf seinem Bett, hielt mit einer Hand seinen Arm, die andere Hand legte sie beruhigend auf seine Brust. So verharrten die Beiden einige Minuten, bis Genzo wieder normal atmete und der Schmerz nachließ. Sie schaute ihm in die Augen. ‚Wow…was wundervolle grüne Augen. Unter den dunkelbraunen Haaren blitzen sie durch den Kontrast besonders.‘ Sie merkte, dass sie immer noch auf dem Bett ihres Patienten kniete und ihn umschlungen hielt. Sie spürte die Muskeln unter seinem Shirt, spürte seinen Atem in ihrem Nacken und merkte, dass er immer noch ziemliches Herzrasen hatte. ‚Ob sein Herz vielleicht wegen mir so schnell schlägt…?‘ Beschämt schalt sie sich. ‚Ein solcher Traummann hat bestimmt eine Freundin, oder zumindest ganz andere Ansprüche als sie ihm geben könnte…‘ Genzo merkte wie sie ihn anschaute und wie sein Herz pochte. Am liebsten würde er sie einfach festhalten. „Ich lasse jetzt Ihren Arm los und helfe Ihnen beim Ausziehen.“ Sagte das Wesen auf seinem Bett, welches ihm gerade den Verstand zu rauben begann. Vorsichtig kletterte sie von seinem Bett runter. Beschämt schaute er weg. Sie hatte seine Tränen bestimmt gesehen. Da hat man mal kurz Schmerzen und heult wie ein kleines Kind… „Sie brauchen sich nicht zu schämen.“ Schien sie auch noch Gedanken lesen zu können. „Wenn man Schmerzen hat, darf man auch weinen.“ Sie schaute ihn tief in die Augen. „Ich mag Männer, die ihre Gefühle nicht vor allem verbergen.“ Erschrocken realisierte sie, dass sie das laut gesagt hatte. Was war denn bloß in sie gefahren. Erstaunt schaute der Torhüter sie an. ‚Na das hab ich ja toll hinbekommen…‘ dachte sie sich. ‚Jetzt laber ich wie aus einem Groschenroman.‘ Genzo schaute sie lächelnd an. „Danke.“ Flüsterte er leise. Aber sie hatte ihn trotzdem gehört. Vorsichtig half sie ihm sein Shirt auszuziehen. Wie lang war sie jetzt eigentlich bereits bei diesem Patienten? Ihre Kollegen mussten ja sonst was denken. Aber das war ihr interessanterweise mal völlig egal. Das erste Mal war ihr egal, was andere von ihr dachten… oha. War sie etwa verliebt? Plötzlich fiel ihr ein, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte. Sie stellte sich vor sein Bett und schaute ihn ernst an. „Ich bin übrigens Nina. Nina Schneider.“ Genzo musste lächeln. Es war zu goldig wie sie sich plötzlich gerade hinstellte und sich förmlich vorstellte. Sie musste ebenfalls lachen. „Entschuldigung, ich hatte mich noch gar nicht vorgestellt. Irgendwie funktionieren meine Synapsen nicht richtig in Ihrer Gegenwart.“ Genzo antwortete lachen. „Sie sind mir ja eine überaus sympathische Ärztin. Mein Name ist Genzo Wakabayashi, aber das wissen sie sicherlich schon.“ Er hatte sein Shirt mit ihrer Hilfe ausgezogen und spürte ihren Blick auf seinem Körper ruhen. Sie musste zugeben, dass er verdammt gut aussah. Es passte alles, seine Muskeln, die Augen, der sinnliche Mund, die Haare, die ihm leicht in die Augen fielen, sie mussten sehr weich sein, fielen sie doch egal, wie er sie durch wuschelte immer wieder in ganz leichten Wellen sanft um seinen Kopf. Erst seine Frage riss sie aus ihren Gedanken. „Gefällt Ihnen was Sie sehen? Oder bin ich durchgefallen?“ Nina lief rot an und stammelte. „Ähm…ich…Scheiße das gibt’s doch nicht.“ Der Kapitän der Bayern lachte laut los und sah sie belustigt an. „Sie sind wirklich süß, wenn sie verlegen sind.“ Nina wusste nicht, ob sie ärgerlich sein sollte, oder mit ihm lachen sollte. Das war ihr bisher noch nie passiert. Sie verlor ja regelrecht die Contenance vor diesem Mann. Allerdings merkte man, dass er Promistatus genoss. So wie er mit ihr umging würde sich ein „normaler“ Patient nicht trauen mit einer Ärztin zu reden. ‚Ich muss mich jetzt wirklich mal zusammen reißen.‘ Sie nahm den Arm des Torhüters und bewegte ihn vorsichtig hin und her. „Tut das sehr weh?“ Genzo schüttelte den Kopf. „Nein, es geht. Aber jetzt bewegen Sie ihn ja auch langsam. Als ich ihn vorhin zu schnell bewegt hab, war es wesentlich schmerzhafter.“ Nina nickte. „Das ist klar. Da haben Sie ja überhaupt nicht mehr dran gedacht, dass sie eine Wunde in der Schulter haben. Sie können zwar den Arm und auch die Schulter vorsichtig bewegen, aber ruckhafte Bewegungen und Bewegungen über Kopf sind verboten. Beim Anziehen holen Sie bitte Hilfe von den Schwestern, oder von mir.“ Sie schauten sich an und sagten beide nichts mehr zu ihren letzten Worten. Sie weil sie merkte, dass sie das eigentlich gar nicht hätte sagen sollen. Für solche Tätigkeiten gab es eigentlich die Schwestern, er weil er sich dachte, dass er sich am Liebsten nur von ihr an und ausziehen lassen würde. Schließlich war sie fertig mit ihrer Untersuchung. „Sie bleiben noch drei Tage zur Beobachtung im Krankenhaus, dann dürfen Sie nach Hause.“ Nina schaute ihn wehmütig an. ‚Und dann bin ich für ihn bestimmt nur eine weitere Nummer auf dem Schreibtisch…‘ Traurig wandte sie sich ab und verließ sein Zimmer. Irritiert schaute Genzo ihr nach. Er hatte die Veränderung in ihrem Blick durchaus bemerkt. War sie etwa traurig, dass er bald nach Hause durfte? Empfand sie vielleicht mehr für ihn als für andere Patienten? Er seufzte. Das wäre so wunderbar…vielleicht konnte er sie danach einmal zum Essen einladen… Er schüttelte den Kopf. Solche Frauen sind vergeben Genzo. Was denkst du dir eigentlich? Bei ihr hast du Null Chancen. Nin Schneider. Ein schöner Name…Schneider… ‚ Ich kenne diese Art von Frauen…‘ Schneider. Sie hatte blonde lange Haare und blaue Augen. Augen so tiefgründig wie die von seinem Bayernkameraden. Waren sie etwa…? Das würde allerdings erklären, weshalb er so genau über sie Bescheid wusste. „Nein. Das glaub ich jetzt nicht.“ Genzo schaute aus dem Fenster. Schneider sprach oft von seiner Schwester. Sie standen sich sehr nah. Aber Genzo hatte sie bisher nie kennen gelernt. Obwohl sie schon einige Jahre bei den Bayern zusammen spielten. Auch in Hamburg hatte er nicht viel von ihr erzählt. Nur dass sie … München…wohnt. Genzo schlug sich mit der Hand an die Stirn. Ihm fiel es wie Schuppen von den Augen. Er hatte mal erzählt, dass sie ihm Krankenhaus in München ist. Er hatte damals gedacht, sie wäre als Patientin in der Uniklinik weil sie ja dort wohnte. Warum hatte er das nie erwähnt, dass sie Ärztin ist? Verwirrt beschloss der Torwart seinen Freund morgen danach zu fragen.

Inzwischen war das Training der Bayern vorbei. „Man man, Genzo fehlt echt hier. Der hätte dreiviertel der Bälle sicher gehalten, den Rest wahrscheinlich auch irgendwie…“ Kaltz seufzte. Schneider stimmte ihm zu. Der Kapitän fehlte nicht nur im Tor. Er war auch eine Stütze auf und neben dem Feld. „Nina wird sich schon um ihn kümmern.“ Grinste er. Er hatte wohl bemerkt, wie Genzo auf seine Schwester reagierte. Kaltz legte seine Hand auf Schneiders Schulter. „Na? Hast du Angst, dass du deine kleine Schwester an unseren Wakabayashi verlierst?“ Schneider schaute Kaltz ernst an. „Genzo wäre der Einzige, bei dem ich absolut sicher bin, dass er meine Schwester auf Händen tragen würde.“ Er seufzte. „Wenn sie es schafft, ihre schlimmen Erinnerungen an diesen Mistkerl von Bayer zu vergessen, dann wäre Genzo der einzig richtige Mann für sie.“ Kaltz schaute seinen Freund verwundert an. Schneider hielt viel von ihrem Keeper, das war Kaltz schon klar, aber dass er ihn gern mit seiner geliebten Schwester zusammen sehen würde… das haute ihn aus den Socken. „Warum hast du ihm eigentlich nicht erzählt, dass sie deine Schwester ist.“ Schneider schaute ihn ruhig an. „Weil sie dann keine Chance bei ihm hätte. Genzo würde sie aus Respekt vor unserer Freundschaft nicht mehr umwerben. Matsuyama hat mir mal irgendwann erzählt, dass Genzo sich niemals an die Schwester eines Freundes ranmachen würde. Er sagte mir damals nicht, warum das so ist, aber Genzo hat sich wohl irgendwann mal geschworen, dass ihm die Freundschaft zu einem Freund wichtiger ist, als dass er sie wegen einer Beziehung aufs Spiel stellen würde.“ Kaltz nickte langsam. „Das sieht ihm ähnlich.“ Verwundert hielt er Schneider am Arm. „Aber du hast doch schon in Hamburg nicht viel von deiner Schwester erzählt.“ Schneider drehte sich langsam rum. „Das stimmt. Ich hab keine Ahnung weshalb, aber ich glaube, dass das wohl einen tieferen Sinn hatte. Ich glaube es ist Schicksal, dass ich damals nichts erzählt hab und er ausgerechnet bei ihr im Krankenhaus von ihr operiert und behandelt wird. Jedenfalls hoffe ich das für mein Schwesterherz…und für Genzo. Sie wären ein tolles Paar. Ein Paar auf Augenhöhe.“ Matsuyama rief die Beiden. „Hey, kommt ihr auch noch?“ Kaltz und Schneider nickten sich zu und gingen gemeinsam mit ihrem Abwehrchef in die Umkleide.

Erinnerungen

Irgendwann wachte Genzo auf und spürte die Schmerzen in seiner Schulter. Verwundert blieb er einige Augenblicke auf dem Rücken liegen und starrte an die Decke. Schließlich schaute er auf den Nachttisch…hatte er… jop. Er hatte. Die Schmerztablette vom vorherigen Abend lag noch in der Schachtel mit den Tabletten, eingeteilt für morgens, mittags und abends. Ja…da war er wohl einfach eingepennt in Gedanken an diese wunderbare Frau, die er gestern kennen gelernt hatte. Schnell nahm er die Tabletten einfach und kuschelte sich wieder n seine Decke. Es musste noch sehr früh am Morgen sein, da es im Zimmer noch ziemlich dunkel war. Er lag allerdings auch mit Blickrichtung im Westen, so dass er den Sonnenuntergang beobachten konnte, jedoch das Zimmer erst später hell wurde als bei einem Zimmer im Osten. Naja…er würde einfach noch ein wenig an die traumhaften blauen Augen denken… Nach einer Weile wachte er auf, weil er einen Blick auf sich ruhen spürte, der ihm irgendwie unangenehm war. Überrascht schaute er in zwei funkelnde blaue Augen, die ihn zornig ansahen. „Du hast vergessen gestern die Tabletten zu nehmen.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Nina schaute ihren Patienten wütend an. Dieser zog erschrocken die Luft ein. „woher weißt du…?“ Ihr fiel plötzlich auf, dass sie den Torhüter geduzt hatte. „Oh ich. Entschuldigen Sie…ich wollte nicht unhöflich…“ Sanft lächelte Genzo sie an. Was war sie so hübsch wenn sie ärgerlich war. „Ich würde gerne beim Du bleiben, wenn du möchtest.“ Sagte er leise. Nina schaute ihn zögernd an. „Sehr gern. Also ich bin Nina.“ Sagte sie schließlich. Genzo grinste. „Und ich Genzo.“ „Aber deine Tabletten musst du trotzdem einnehmen. Sonst hast du Schmerzen und das Ganze heilt auch nicht so gut.“ Sie schaute auf die leere Schachtel und füllte sie neu. „Noch schnell genommen heute Nacht was?“ Genzo lächelte gequält. „Ja, ich hatte ziemliche Schmerzen. Gestern Abend muss ich eingeschlafen sein, bevor ich sie genommen hab.“ Sie atmete tief aus. „Es tut mir leid. Mir steht es eigentlich gar nicht zu so mit dir zu schimpfen. Du bist ja kein kleines Kind mehr und kannst selbst auf dich aufpassen.“ Genzo schaute ihr in die Augen…was waren sie so wahnsinnig meeresblau…“Ich finde es irgendwie schön, wenn du dir solche Gedanken um mich machst.“ Er schaute verlegen weg. „Dann hast du mich zumindest etwas gern…also…“ Er drehte seinen Kopf zu ihr und dachte sich, wie es wohl wäre diese vollen Lippen zu küssen. Sie schien seinen Blick ziemlich gut interpretieren zu können, wurde ihr Blick auf einmal weich. „Ja, ich mag dich wirklich sehr gern…“ Nina schaute auf die Uhr. „Hey zieh dich an. Schneider und Manfred kommen gleich, um dich abzuholen.“ Genzo war irritiert. „Was so spät ist bereits? Da muss ich nochmal ziemlich lang eingeschlafen sein. Gibt es keine Visite oder so heute?“ Nina schüttelte den Kopf. „Nein, die war doch gestern Nachmittag. Du kannst heute einfach nach Hause gehen…“ ‚Und mich hoffentlich nicht vergessen…‘ Genzo stand auf und suchte seine Sachen zusammen. Nina konnte ihren Blick nicht von dem gut trainierten Körper des Keepers wenden. ‚Wie fühlt es sich wohl an, von diesem Traumkerl in den Arm genommen zu werden…‘ Sie hing ihren Gedanken nach, sie Genzo auf einmal fragen hörte: „Du bist Karl-Heinz Schwester, nicht?“ Sie nickte und schaute ihn verwundert an. „Ist das ein Problem für dich?“ Genzo schüttelte schnell den Kopf. „Nein, warum denn?“ antwortete er plötzlich abweisend. „Wir haben ja nichts miteinander oder so.“ Irritiert wich Nina einen Schritt zurück. Was sollte das denn jetzt? Erst gesteht er ihr, dass er sie gern hatte und dann kommt so was? Hatte sie sich in ihren Gefühlen doch so geirrt? Sollte er doch nichts außer Freundschaft für sie empfinden? Hatte sie sich das eingebildet, dass er sie anders ansah als die anderen Schwestern, mit denen sie Visite bei ihm machte? Was war plötzlich los mit ihr? Sie merkte, wie ihr die Tränen hochkamen. „Ich muss weiter.“ Sagte sie und verließ das Zimmer. Genzo hatte sich fertig angezogen und schaute aus dem Fenster. „Verdammt Schneider, warum hast du mir das nicht vorher gesagt?“ Wütend ballte er seine Hände zur Faust. „Du hättest uns beiden viel Leid erspart.“

Nina schloss die Tür zu Genzos Zimmer und lehnte sich an die Wand. Beschämt merkte sie, dass ihr Tränen die Wangen runter kullerten. Plötzlich kam Schneider um die Ecke und bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sofort eilte er auf sie zu und sah vor wessen Zimmer sie stand. Wütend sah er sie an. „Hat Genzo irgendwas…?“ Nina schüttelte den Kopf. „Nein. Eben nicht. Er fragte mich, ob ich deine Schwester wäre. Ich bejahte dies und fragte meinerseits, ob er damit ein Problem hätte. Daraufhin antwortete er total abweisend, dass wir doch nur gute Freunde wären und warum er dann ein Problem haben sollte…aber ich dachte…er..wir hatten…ach vergiss es.“ Kaltz war mittlerweile zu den Beiden hinzugestoßen und hatte die Unterhaltung mitbekommen. Er schaute Schneider an. „Ich geh zu Genzo.“ Schneider nickte und nahm seine Schwester in den Arm. „Ich glaub, ich muss dir was erklären.“ Sagte er und führte sie in ihr Arztzimmer. Betroffen sah er seine Schwester an. „Ich habe da wohl einen Fehler gemacht.“ Seufzte er. Verwundert schaute Nina ihn an. „Du? Warum denn?“ Schneider holte tief Luft. „Ich habe Genzo nicht gesagt, dass wir Geschwister sind, weil ich euch beiden nicht im Weg stehen wollte.“ Er bemerkte den überraschten Blick seiner Schwester. Schneider nickte. „Ja. Mein japanischer Freund hat sich irgendwann einmal geschworen, dass er sich niemals in die Schwester eines guten Freundes verlieben würde. Warum weiß ich nicht. Matsuyama erzählte es mir irgendwann einmal. In Hamburg hatte ich ihm zwar von dir erzählt, aber nur, dass du in München wohnst und im Krankenhaus arbeitest. Er kannte dich ja nicht. Als Matsuyama mir dann hier bei den Bayern davon erzählte, hab ich mir vorgenommen, Genzo nichts mehr von dir zu erzählen. Ich hatte immer gehofft, dass das Schicksal euch eines Tages zusammen führen würde und Genzo sich in dich verlieben würde. Er wäre der Einzige, der dir das geben kann was du dir so wünschst. Er würde dich nie zu irgendetwas zwingen, er würde dich auf Händen tragen, er wäre dir ein Leben lang treu und würde dich wie einen Schatz hüten. Er ist eine sanfte Seele mit wahnsinnig viel Herz und Verstand. Ihr seid auf Augenhöhe was Intelligenz und Charakter betrifft.“ Schneider schaute zu Boden. „Ihr wärt ein perfektes Paar.“ Flüsterte er. Doch Nina hatte es gehört. Er schlug seine Hände vors Gesicht. „Und nun habe ich wahrscheinlich alles kaputt gemacht, was ich doch eigentlich gut machen wollte.“ Nina legte ihre Arme um den Stürmer. So hatte sie ihn lange nicht mehr erlebt. Das letzte Mal war es als er von ihrer … sie schluckte. „Habe ich denn eine Chance bei deinem Freund?“ Schneider nickte heftig. „Ja, er hat sich vom ersten Augenblick an in dich verguckt glaube ich. Als du vorgestern in sein Zimmer kamst, als wir zu Besuch waren, da hat er sich gar nicht mehr eingekriegt. Ich musste ihm mit einem leichten Druck auf seine verletzte Schulter wieder auf den Boden holen. Nina musste lachen. „Deswegen sein plötzlicher Griff an die Schulter und der Todesblick in deine Richtung.“ Lachte sie. Ihr Bruder nickte grinsend. „Wir sind ja eigentlich nicht zum Plausch gekommen, sondern um Genzo abzuholen.“ Er stand auf. „Ich verspreche dir, er wird sich bei dir melden. Dafür sorge ich. Das mache ich wieder gut.“ Die Geschwister umarmten sich und liefen langsam zum Zimmer des Torhüters.

Inzwischen war Kaltz bei Genzo im Zimmer und fragte ihn, was denn los sei. Sein Freund schaute aus dem Fenster und Manfred war sich nicht sicher, ob Wakabayashi seine Frage überhaupt gehört hatte. Doch nun drehte sich der Torhüter um und sah ihn traurig an. „Sie ist seine Schwester…“ Kaltz wusste sofort was Genzo meinte. „Ja, aber das ist doch nicht schlimm.“ Wusste er auch von Schneider, was sich Genzo irgendwann einst geschworen hatte. „Warum hast du dir damals eigentlich eine solch blöde Sache geschworen?“ Sein Kapitän schaute ihn erschrocken an. „Du weißt es?“ Kaltz nickte. „Schneider hat es mir gestern erzählt.“ Genzo fauchte ihn wütend an. „Das war ja klar, dass Schneider nicht mal seine blöde Klappe halten kann. Das geht überhaupt niemanden was an.“ Verdattert fuhr Kaltz zurück. „Genzo…“ Dieser setzte sich erschöpft auf den Stuhl am Tisch. „Es war vor knapp zehn Jahren, bei der Quali für die U16 WM begann es... Ich war in die Schwester eines Mannschaftskollegen unserer Nationalmannschaft verliebt. Sie in mich und wir kamen irgendwann zusammen. Mit dem Kollegen war ich gut befreundet, wir gingen als Kinder zusammen auf die Shutetsu Schule.“ Genzo fiel es sichtlich schwer darüber zu sprechen. „Sie hieß Asami und war eine wunderbare Tänzerin. Irgendwann bewarb sie sich bei der Takarazuka Revue und wurde angenommen. Dort wurde sie dann eines Tages sogar Otokoyaku TopStar. Die Revue hatte allerdings als Regel, dass Otokyaku, die ja die männlichen Hauptrollen verkörpern, keine männlichen Freunde, geschweige denn eine Beziehung haben durften. Mit uns ging es ziemlich lang gut, da ich in Hamburg spielte und selten in Japan war. Wenn ich mal da war, haben wir uns auf unserem Anwesen getroffen, was ja groß und mit Überwachungskameras ausgestattet ist, so dass niemand hinein kann, der nicht rein soll. Doch eines Tages waren wir in Nankatsu unterwegs und küssten uns, als ein Reporter auftauchte. Am nächsten Tag stand es in der Presse. Ihr wurde eine riesen Aufstand an der Revue gemacht, sie solle sich entscheiden. Ich oder ihr Job. Daraufhin war sie so verzweifelt, dass sie sich versuchte mit einer Überdosis Tabletten das Leben zu nehmen. Sie konnte sich nicht zwischen mir und ihrer Leidenschaft entscheiden. Sie starb drei Tage später im Krankenhaus. Obwohl ich nicht hin durfte war ich jeden Tag bei ihr.“ Genzo liefen die Tränen über die Wangen. „Ihr Bruder, ging ins Ausland, ich weiß nicht wohin und ich hab nie wieder was von ihm gehört. Dabei war er so ein guter Fußballer und einer meiner besten Freunde.“ Er schnäuzte in sein Taschentuch. „Matsuyama kennt ihn auch. Er kennt die ganze Geschichte. Mir hat es damals das Herz gebrochen. Hatte ich doch meine Freundin und meinen besten Freund verloren. Daraufhin schwor ich mir, nie wieder eine Beziehung mit der Schwester eines Freundes einzugehen.“ Genzo schaute Kaltz traurig an, welcher ihm völlig erschüttert zugehört hatte. Nun wurde ihm alles klar. Genzos ganzes Wesen. Er hatte lange gebraucht, ihm und Schneider zu vertrauen, sie als Freunde anzusehen. Er hatte nie nach deren Familie gefragt. Er hatte so verletzt gewirkt, als Schneider plötzlich zu den Bayern wechselte. Kaltz hatte das Gefühl Genzo umarmen und trösten zu müssen. Er legte seine Arme um seinen Freund, was er wohl noch nie für irgendeinen Menschen getan hatte. Die Tür öffnete sich und Schneider schaute herein, doch Kaltz schüttelte behutsam den Kopf und schaute auf Genzo. Schneider war erschrocken und besorgt, ging aber sofort wieder aus dem Zimmer und schloss leise die Tür. Überrascht schaute Nina ihn an. „Er hat sich wohl gerade Kaltz anvertraut…lass uns unten warten.“ Flüsterte er und ging bedrückt zum Fahrstuhl. Nina folgte ihm still. Was hatte der sonst so selbstsichere Torhüter erlebt, dass es ihn so aus der Fassung brachte. Schneider und Nina setzen sich vor den Eingang in die Sonne und warteten. Schließlich kamen Genzo und Kaltz zu ihnen. „Hey hier seid ihr.“ Rief Kaltz. Genzo blieb zögernd stehen. Nina ging langsam auf ihn zu. „Ich wünsche dir alles Gute und dass deine Schulter gut verheilt. Dann kannst du gegen Barcelona im Tor stehen.“ Sie lächelte ihn vorsichtig an und reichte ihm die Hand. Genzo erwiderte ihre Geste und spürte wie sein Herz pochte, als er ihre weiche Haut spürte, in ihre wunderschönen Augen schaute. „Danke vielen Dank für alles, was du getan hast. Es tut… mir so leid… dass…“ Schnell ließ er ihre Hand los und drehte sich um. „Wir müssen los. Kommt ihr?“ Kaltz eilte zu Genzo, während Schneider seine Schwester umarmte. „Vertrau mir, ich bring das wieder in Ordnung!“ er schaute sie an und bemerkte die Tränen in ihren Augen. „Du hast dich in ihn verliebt. Oder?“ Sie nickte und schluckte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal zu dir sagen würde nach der Sache mit Jens. Aber … ja. Ich glaube schon. Er ist etwas Besonderes.“ Schneider drückte sie. „Ja da hast du Recht. Das ist er.“

Der Plan

Es vergingen einige Tage, in denen sowohl der Torhüter als auch die Ärztin ihre Gedanken nicht vom Anderen lösen konnten. Sie vermissten einander, das Lächeln des Anderen, die Augen, die witzigen Momente… Kaltz erzählte Schneider in einer ruhigen Minute während des Trainings was damals passiert ist und Matsuyama bestätigte die Geschichte. „Es war furchtbar.“ Murmelte der Abwehrchef. „Genzo war völlig fertig. Er trainierte wie ein besessener, um sich abzulenken. Selbst Herr Mikami war besorgt, weil Genzo über seine Grenzen ging.“ Matsuyama dachte an die schreckliche Zeit vor sechs Jahren. Genzo war damals in Hamburg und er noch in Japan. Tsubasa war damals in Brasilien und Taro in Frankreich. Genzos beste Freunde waren weit weg. Schneider nickte. „Oh man was hat Genzo trainiert. Wir haben fast jeden Abend Zusatz Training gemacht. Ich dachte, er macht das nur, weil er meinen Feuerschuss halten wollte…aber jetzt wird mir einiges klarer.“ Matsuyama sprach weiter. „Ich war so froh, als ich merkte, dass er euch als neue Freunde kennenlernte und annahm.“ Sagte er. „Taro spielte ja in Frankreich und Tsubasa in Brasilien. Ich war in Japan und Kojiro ebenfalls. Wir haben viel darüber gesprochen und uns riesen Sorgen um Genzo gemacht. Niemand kam an ihn ran. Einerseits durch die Entfernung, andererseits auch weil Genzo abblockte. Bei der U23 WM sahen wir uns nach der Sache zum ersten Mal wieder. Ich wusste da, dass ich nach der WM zu Bayern München wechselte und er erzählte mir, dass er Hamburg verlassen würde, weil sie ihn haben fallen lassen. Er war so verzweifelt. Du warst ja bereits weg.“ Schaute Matsuyama Schneider an. „Und du wolltest auch den Verein wechseln.“ Meinte er zu Kaltz. Beide nickten. Irgendwann kam es dann durch Zufall, dass wir uns über unsere neuen Vereine erzählten und wir stellten fest, dass wir beide nach München gehen würden und künftig zusammen spielen würden. Man war das eine Freude.“ Matsuyama musste lachen. „Und als Kaltz dann beim Halbfinale erzählte, dass er auch nach München gehen würde, sind wir uns alle in die Arme gefallen. Da hab ich ihn zum ersten Mal wieder ehrlich und herzlich lachen sehen. Ich weiß noch, dass ich damals fast geheult hab darüber.“ Kaltz legte seinen Arm um Matsuyama. „Du hast damals geweint. Die Tränen haben Schneider und ich gesehen und haben gedacht, du bist traurig weil du aus Japan weggehst.“ Überrascht schaute er seine Freunde an. „Also habt ihr es doch bemerkt…“ Schneider und Kaltz nickten sanft. „Wir müssen etwas tun.“ Sagte Schneider plötzlich. „Nina ist völlig aufgelöst und weint fast nur noch.“ Er fuhr sich durch die Haare. „Sie ist über beide Ohren verliebt.“ Matsuyama nickte. „Ja wir müssen was tun. Genzo ist auch total geknickt und spricht nicht viel wenn man ihn besucht. Dabei ist er ja von der OP her gesund und darf bald wieder trainieren. Das muss an Nina liegen. Er vermisst sie hundert pro.“ Die Freunde sahen sich entschlossen an und schmiedeten einen Plan.

Schließlich hatte Genzo seinen ersten Trainingstag und freute sich endlich wieder zu seiner Mannschaft zu können. „Hey. Wie geht’s dir?“ „Mensch Genzo, du bist wieder da.“ „Ja super, schön dich wieder zu sehen.“ Seine Mannschaftskameraden umarmten ihn. Auch Schneider kam auf ihn zu. „Endlich bist du wieder unter den Lebenden.“ Sie drückten sich, doch Schneider merkte, dass es nicht so fest wie früher war. Traurig schaute er seinen Keeper an. „Bitte lass unsere Freundschaft nicht zerbrechen.“ Flüsterte er. Doch sein Freund hatte es gehört und schaute ihn an. „Warum sollte ich denn?“ er legte Schneider beide Hände auf die Schultern und blickte ihn ernst in die Augen. „Ich werde doch unsere Freundschaft nicht zerbrechen lassen. Dafür ist sie mir viel zu viel wert.“ Schneider schluckte. Ja das hatte er gemerkt, so viel, dass er dafür seine Liebe opferte. Kaltz klopfte Genzo auf die Schulter. „Schön, dass du wieder da bist.“ Sie umarmten sich. „So vielleicht können wir dann endlich mal auf den Platz gehen, bevor das hier im Gruppenkuscheln endet.“ Matsuyama kam zu Genzo und drückte ihn. „Du bist wieder da.“ Auf dem Platz herrschte gute Laune, war doch endlich der Kapitän der Mannschaft wieder im Training. Seine Teamkollegen machten sich anfangs Sorgen, ob die Schulter wieder ganz verheilt war, doch der Keeper nahm ihnen ihre Angst, hielt er doch alle Bälle, die sie auf ihn schossen. Schließlich stellte sich Schneider vor ihn. „Jetzt wollen wir schauen, ob du wieder richtig fit bist. Kaltz versuch mir den Ball abzunehmen.“ Schneider schnappte sich den Ball und lief mit ihm zum Mittelkreis. Danach dribbelte er auf Genzos Tor zu und Kaltz versuchte ihm den Ball abzunehmen. Doch Schneider war einfach zu gut, trickste ihn aus und schoss seinen Feuerschuss auf den Torhüter. Matsuyama hielt die Luft an. War Genzos Schulter wirklich für diesen Schuss bereit? Genzo sah zu, wie Schneider Kaltz ausdribbelte und machte sich bereit. ‚Komm nur Schneider.‘ Schneider brüllte Genzo zu: „Wenn du diesen Schuss hältst, lädst du meine Schwester zum Essen ein.“ Ehe Genzo realisierte, was Schneider da gerade gesagt hatte, schoss dieser auch schon und der Ball flog in Richtung Tor. Er rotierte in Richtung rechte Ecke und der Torhüter sprang kraftvoll in Richtung Ball. Er fing den Ball, doch er drehte sich weiter. Schnell zog Genzo die Arme vor die Brust und umklammerte den Ball mit Armen und Oberkörper. Er verlor etwas das Gleichgewicht, war er ja noch nicht wieder komplett fit im Training und versuchte seine Beine unter den Körper zu bekommen. Zum Glück gelang es ihm auf seinem rechten Bein zu landen und fiel auf die Knie. Seine Kameraden waren erschrocken. „Ist alles in Ordnung?“ brüllte Kaltz und rannte mit Matsuyama auf ihn zu. Doch Genzo stand bereits auf und grinste sie an. „Ja klar. Was dachtet ihr denn? Das ich den Ball etwa loslasse?“ Seine Augen blitzten. Einerseits weil er den Ball von Schneider halten konnte, andererseits weil ihm klar wurde, was Schneider bezweckt hatte mit diesem Ball. Er wollte, dass er sich mit seiner Schwester traf. Vielleicht sollte er es wirklich machen. Hier war die Gefahr ja nicht so groß wie bei Asami damals als sie tatsächlich bei der Revue zum Topstar ernannt wurde. Er hätte es eigentlich wissen müssen, dass das nicht gut gehen konnte. Aber sie waren jung und naiv. Er würde bei Nina viel vorsichtiger sein… Matsuyama und Kaltz grinsten sich an. Das war ja clever von Schneider. Genzo konnte gar nicht anders als ihn zu halten, denn er wollte ja beweisen, dass seine Schulter wieder gesund ist. Aber Schneider hatte noch einen drauf gesetzt, indem er Genzo gleichzeitig dazu zwang, seine Schwester zu einem Date auszuführen. Kaltz und Matsuyama klatschten sich ab. Der war genial von Schneider. Wenn auch etwas fies, da ihr Keeper eigentlich gar keine Wahl hatte aber das war egal. Manchmal musste man die Leute halt zu ihrem Glück zwingen.

Nach dem Training ging Schneider zu seinem Kapitän. Die Anderen waren bereits gegangen. Matsuyama hatte Yoshiko verspochen pünktlich zuhause zu sein, da sie heute Jahrestag hatten und Kaltz hatte mit Schneider ausgemacht, dass er Zuhause auf seine Nachrichten wartete, nachdem dieser mit Genzo geredet hatte. „Hey. Es tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht anders.“ Überrascht schaute der Torwart seinen Stürmer an. „Was meinst du?“ er war sichtlich verwirrt. „Naja vorhin mit dem Schuss und…“ Genzo schaute ihn an. „Du hast das wirklich ernst gemeint, oder?“ Schneider nickte. „Nina vermisst dich, sie ist total verzweifelt, weil sie gemerkt hat, dass du auch etwas für sie empfindest. Und dann plötzlich reagierst du so komisch auf die Frage, ob es ein Problem sei, dass sie meine Schwester ist.“ Genzo seufzte. „Ach Karl Heinz. Ich habe mich über beide Ohren in deine bezaubernde Schwester verliebt. Ihre Augen, ihr Lächeln, einfach alles…“ Er fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. „Ich kann einfach nicht. Ich will niemanden mehr ins Unglück stürzen. Er…er hat mir nie vergeben glaube ich.“ Flüsterte er. „Aber du kannst doch gar nichts dafür. Du hast doch keine Schuld an ihrem…“ Schneider schluckte. „Tod“ schluchzte Genzo. Schneider war völlig getroffen von der Reaktion seines Freundes. „Genzo.“ Er setzte sich neben ihn und hielt ihn fest. „Du kannst doch nichts dafür.“ Wiederholte er. „Ihr habt euch geliebt.“ Genzo schüttelte verzweifelt den Kopf. „Und das war der Fehler. Als sie Topstar wurde, hätte ich reagieren müssen und sie von mir aus verlassen müssen. Stattdessen hab ich in Kauf genommen, dass sie sich zwischen mir und ihrem Beruf entscheiden musste. Und Tanzen war nicht nur ein Beruf. Es war ihre Berufung, ihre Leidenschaft. So wie der Fußball für mich.“ Schneider konnte nur erahnen was sein Freund gerade empfand. „Ich hab alle ins Verderben gestürzt.“ Der Keeper schüttelte den Kopf. „So etwas werde ich nie wieder verantworten.“ Er schaute Schneider an. „Ich würde nichts lieber tun, als Nina zum Essen einzuladen. Aber ich kann nicht.“

Nachdem sich die beiden Freunde verabschiedet hatten rief Schneider auf dem Weg zu Kaltz Matsuyama an. „Hey. Wer war der Bruder von Asami und Freund von Genzo damals?“ Verwundert antwortet Matsuyama auf die Frage. „Sein Name ist Shimada. Shimada Yuma. Was hast du vor?“ Schneider war bei Kaltz angekommen und klingelte. „Ich muss ihn finden und brauche deine Hilfe, da ich kein japanisch kann. Aber Genzo gibt sich immer noch die Schuld an Asamis Tod. Vielleicht können wir Shimada finden und er vergibt Genzo irgendwie…Verstehst du was ich meine.“ Matsuyama seufzte. „Ja, ich verstehe. Ich werde mal Tsubasa, oder noch besser Morisaki drauf ansetzen. Morisaki war mit Genzo und den anderen zusammen auf der Shutetzu.“ Kaltz öffnete die Tür und Schneider ging mit ihm in seine Wohnung. Dort erzählte Schneider alles und sie überlegten, wie sie weiter verfahren sollten.

Einige Tage später kam Matsuyama aufgeregt zu seinen beiden Freunden. „Hey Jungs. Ich weiß wo Shimada jetzt lebt.“ Er schaute sich um. Kaltz zeigte auf die Kabinen. „Genzo ist auf dem Klo.“ Matsuyama war beruhigt. „Gut. Also Shimada lebt in Frankreich wie Taro, der ja in der ersten Liga bei Olympique Marseille spielt. Die beiden haben auch regelmäßig Kontakt. Er spielt sogar noch Fußball und zwar ziemlich erfolgreich bei Paris Saint-Germain. Ich hab alle Nationalspieler angerufen. Morisaki und Taro wussten sofort wo Shimada sich jetzt befindet und Taro war total geschockt, dass Genzo sich noch die Schuld an Asamis Tod gibt. Shimada scheint das überhaupt nicht so sehen, war er beim letzten Treffen mit Taro doch sehr begeistert, was man über Genzo in den Zeitungen liest. Taro fragt Shimada ob er nicht mal mit Genzo reden würde.“ Zufrieden schauten sich die Freunde an. „Das wäre ja der Knaller, wenn Genzo dieses Trauma endlich verwinden könnte.“ Meinte Schneider. Matsuyama schaute seine Mannschaftskameraden bestürzt an. „Und wir Freunde aus Japan, ich, Tsubasa und auch Taro haben nicht einmal gemerkt, dass es ein Trauma für Genzo ist.“ Er schüttelte den Kopf. „Er war ja schon immer sehr diskret und zurückhaltend. Manche sahen es als Arroganz an. Aber das er ein solches Geheimnis mit sich rum trägt…was ja eigentlich gar kein Geheimnis ist…“ Der Japaner stammelte unbeholfen. „Aber dass ihm das immer noch nach der Zeit so zu schaffen macht…Mensch, warum hab ich das nicht gemerkt?“ Kaltz schaute ihn ruhig an. „Du konntest es nicht ahnen, weil Genzo dir keine Chance gegeben hat, etwas zu bemerken. Das haben wir schon in Hamburg gemerkt. Wenn Genzo etwas nicht preisgeben will, dann tut er es auch nicht. Eher würde er sich die Zunge abschneiden.“ Schneider nickte. „Er kommt zurück. Achtung.“ Sie gingen taten so als warteten sie auf neue Anweisungen des Trainers. „Na? Seid ihr schon K.O.?“ fragte der Torhüter. „Los weiter geht’s ihr faulen Säcke.“ Schneider stand auf und drehte sich zu Kaltz und Matsuyama um. „Faul…wenn der wüsste…meine Nächte sind eher kurz als lang. Und warum? Wegen ihm.“ Knurrte er und musste trotzdem grinsen. Er hoffte, dass sie ihrem Freund endlich helfen konnten. Nach dem Training verabschiedete sich Genzo kurz und war verschwunden. Verwundert schauten die Freunde ihm nach, machten sich jedoch keine Gedanken, da sie selbst ihrem Plan nachhingen. Matsuyama schaute in der Umkleide auf sein Handy. „Taro hat angerufen.“ Sagte er und lief ins Freie. Als Schneider und Kaltz nachkamen, war er schon am Handy. Da er japanisch mit seinem Gesprächspartner sprach verstanden die beiden Bayern Stars gar nichts. Grinsend schaute der Abwehrchef der Münchner seine Kameraden an. „Ratet mal, wer heute Abend in München landet…“ Er grinste nun mehr über beide Ohren, hätte er keine, würde er rundgrinsen. „Nein, nicht etwa Shimada.“ Schneider konnte es nicht glauben. Matsuyama nickte. „Doch er kommt her. Und Taro kommt auch mit. Die beiden fliegen nach ihrem Training los und kommen gegen 20:00 Uhr an. Sie haben sich für morgen frei genommen und müssen spätestens um 17:15 wieder losfliegen.“ Jubelnd umarmten sich die drei Freunde. „Dann muss es aber Shimada wirklich wichtig sein, dass Genzo sich nicht mehr die Schuld gibt.“ Bemerkte Schneider. Seine Freunde stimmten ihm begeistert zu. Sie bemerkten nicht wie ihr Trainer das Gelände verlies. „Na? Tolle Neuigkeiten?“ Erschrocken schauten sie sich um. „Ah Sie sinds Trainer. Ja. Wir hätten ein Bitte an Sie…“ Schneider schaute seine Freunde kurz an, diese nickten. „Würden Sie und morgen Nachmittag frei geben? Wir bekommen sehr wichtigen Besuch aus Frankreich und bräuchten Genzo dazu.“ Der Trainer guckte die Spieler verblüfft an. „Vielleicht solltet ihr mir das genauer erzählen.“

Nina machte sich gerade etwas zum Abend Essen, als ihr Handy klingelte. Verwundert schaute sie auf die Nummer, die ihr unbekannt war. Zögernd ging sie ran. „Ja? Schneider?“ „Ja hallo Nina.“ Hörte sie eine sanfte und vertraute Stimme. „Ich bin es Genzo.“ Ihr Herz überschlug sich fast. „Woher hast du…“ Genzo musste lachen. Das war klar, dass sie zuerst rational an die Sache ran ging. „Ich habe im Krankenhaus deine Kollegin bezirzt und sie gefragt, ob ich deine Nummer haben könnte, falls ich noch Fragen zur OP habe.“ Nina musste grinsen. Also doch schon im Krankenhaus…dann hat sie ihr Gefühl doch nicht getrübt.“ Sie stellte das Essen vom Herd. Eigentlich waren es nur Spaghetti aber egal. Es war was zu essen. Sofort sah sie seine grünen Augen vor sich, die einzelnen Haarsträhnen, welche sich immer mal wieder in seinem Gesicht verirrten. „Hast du heute spontan Zeit? Ich glaube, ich bin dir eine Erklärung schuldig.“ Kam es leise aus dem Handy. Erschrocken wirbelte sie herum. Sie hatte nicht aufgeräumt, es sah aus, als wäre ne Bombe eingeschlagen und ihr Traummann wollte zu Besuch kommen. „Es ist erst sechs. Ich könnte dich abholen und wir gehen irgendwo essen.“ Sie atmete erleichtert auf. Was dachte sie auch gleich, er würde zu ihr nach Hause kommen. Dafür war er viel zu sehr Gentleman. Sie musste grinsen. Sie war 26 und machte sich gerade wie ein Teenie verrückt, die dem Leadsänger ihrer Lieblingsband gegenüber steht. „Ich lade dich auch ein.“ Fügte er schnell hinzu. Sie musste lächeln. „Na klar gern. Aber ich wäre auch mitgegangen und hätte selbst bezahlt.“ Antwortete sie und schaltete die Herdplatte aus. „Ich wollte mir gerade was zu essen machen, aber deine Einladung nehme ich doch sehr gern an.“ Genzo antwortete nicht gleich, weil er auf seine Uhr schaute. „OK. In einer halben Stunde?“ Sie nickte. „OK. Bis dahin bin ich fertig.“ Sie verabschiedeten sich und legten auf. Ihr Herz pochte vor Freude. Dann fiel ihr ein, dass er doch gar keine Adresse von ihr hatte. Drei Sekunden später klingelte das Handy erneut. Sie nahm ab ohne auf die Nummer zu schauen. Ja?“ „Ähm…“ kam es verlegen aus dem Lautsprecher. „Ich hab doch gar keine Adresse von dir.“ Kurze Stille und plötzlich fingen beide an zu lachen.

Vergebung

Punkt halb sieben stand Genzo bei Nina vor der Tür und klingelte. Sie war völlig fertig mit den Nerven, weil sie so aufgeregt war, dass ihr Traummann sie zu einem Date eingeladen hatte. Zum tausendsten Mal schaute sie in den Spiegel. „Mensch, er hat sich in dich verliebt, da hattest du nen Arztkittel an.“ Sie fuhr sich durch ihre blonden gewellten Haare. „Gut schaust du aus. Mach dich nicht verrückt.“ Sagte sie sich selbst und flitzte runter zur Haustür. Als sie aufmachte verschlug es ihr die Sprache. Da stand er. Gutaussehend, muskulös, die Haare fielen ihm ins Gesicht, waren sie doch ein ganz klein bisschen zu lang, was sie aber total süß fand, weil dies seine wunderschönen grünen Augen unterstrich. Er hatte dunkle Jeans und ein helles Hemd an…in leichtem Grün was seine Augen unterstrich. Überhaupt fiel ihr jetzt erst auf, dass sämtliche Japaner, die sie kannte - und das waren einige - , alle braune Augen hatten. Seine grünen Augen waren sehr selten. Und er hatte große Augen mit langen Wimpern. Vielleicht war er nur Halbjapaner. Belustigt musterte der Torhüter die Ärztin. Sie schien ihn wirklich vermisst zu haben. Und scheinbar gefiel ihr was sie sah. Allerdings musste er zugeben, dass es ihm genauso erging. Ihre blonden Haare umrahmten ihr hübsches Gesicht, ihre blauen Augen wurden von langen schwarzen dezent geschminkten Wimpern umrahmt. Sie hatte ein Knielanges Cocktailkleid an, was ihrer Figur mehr als schmeichelte. Genzo fand als erstes die Sprache wieder. „Wow! Ich glaube, wir beide gefallen uns…“ Nina schaute ihn immer noch mit großen Augen an. „Ich hatte ganz vergessen, wie gut Sie aussehen Herr Wakabayashi.“ Genzo lachte und umarmte Nina. Sie hielt die Luft an. So glücklich war sie. Plötzlich ließ der Bayern Profi sie wieder los. „Entschuldigung. Meine Gefühle gehen wohl mit mir durch.“ Da war es wieder. Diese komische Reaktion des Torhüters. Sie wollte ihn an die Hand nehmen, doch er zog seine weg. Erschrocken schaute sie ihn an. „Was ist denn mit dir los?“ fragte sie ihn wütend. „Warum bist du erst so und dann kehrst du dich um 180 Grad?“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Wenn du mit mir spielen willst, dann bist du bei mir falsch. Dann gehe ich einfach wieder nach oben und wir vergessen das Ganze hier.“ Sie drehte sich um. Plötzlich ergriff sie eine Hand und zog sie herum. Ehe sie sich versah, zog Genzo sie an sich ran und küsste sie sanft. Sie hatte noch nie einen solchen sanften, zögernden und doch zugleich verlangenden Kuss gespürt. Der Keeper sah sie verzweifelt an. „Ich habe mich in dich verliebt, aber ich kann einfach nicht…über meinen ….Schatten…ich…“ sie nahm in an der Hand und zog ihn hoch in ihre Wohnung. Es war ihr egal, wie sie jetzt aussah. Zum Glück hatte sie ein ganz klein bisschen aufgeräumt‘ dachte sie erleichtert. Sie führte ihren ehemaligen Patienten ins Wohnzimmer, wo er sich aufs Sofa setzte. Ohne zu fragen machte sie zwei heiße Schokoladen und ging ins Wohnzimmer. Ihr schnürrte es die Luft ab, als sie Genzo so auf dem Sofa sitzen saß. Er hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Sie setzte sich neben sich und stellte die Heiße Schokolade vor ihn. „Oh Gott. Magst du überhaupt Heiße Schokolade?“ Sie hatte ihn gar nicht gefragt. Lächelnd schaute er sie an. „Ja.“ Nickte er. „Meine Oma hat das für mich immer als kleines Kind gemacht, wenn ich geweint hatte.“ Nina spürte wie sie die Gefühle von Zuneigung, Liebe und Verlangen nach diesem Mann durchströmten. Er schaute sie an, nahm einen Schluck von der Schokolade und seufzte verzweifelt. „Ich glaube, ich muss dir endlich etwas erzählen... der Grund, weshalb ich solche Angst habe…vor uns…vor meinen Gefühlen…“ Sie setzte sich ganz nah an ihn ran. Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich ran, so dass sie an seiner Brust lag und ihn roch…er roch so gut… Und dann fing der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft an zu erzählen.

19:50 kamen Taro und Shimada durch die Gangway auf Matsuyama, Schneider und Kaltz zu. „Hey. Toll dass ihr da seid.“ Rief Matsuyama erfreut und umarmte seine japanischen Fußballkollegen. Danach stellte er den Beiden Schneider und Kaltz auf Englisch vor. „Ok wir machen das trotzdem so, dass ich mit Schneider und dir deutsch rede…“ wandte sich Matsuyama an Kaltz „und mit euch beiden japanisch.“ Wandte er sich an Taro und Shimada. Alle nickten. Schneider war gefahren und lud das Gepäck der Japaner in sein Auto. „Ich würde vorschlagen wir essen erst mal was.“ Sagte Schneider auf Englisch. Sein Englisch war nicht besonders gut, aber für solche kurzen Infos reichte es. Nachher wenn es um ihr eigentliches Thema gehen würde…dann würde Matsuyama den Dolmetscher spielen müssen. Beim Essen sprachen sie viel über Fußball, Shutetzu, die Grundschulmeisterschaften, über Genzo und schließlich auch über Asami. Shimada wandte sich an Matsuyama. „Und Genzo gibt sich tatsächlich die ganze Zeit die Schuld an Asamis Tod?“ fragte er erschüttert. Matsuyama nickte und übersetzte seinen deutschen Kameraden die Frage des Japaners. Diese nickten ebenfalls heftig. Dieser schaute entsetzt in deren Gesichter. „Oh mein Gott.“ Er nahm einen Schluck seines Getränkes. „Was hab ich nur getan…ich bin einfach so abgehauen und habe Genzo nie gesagt, dass ich ihm nie die Schuld gegeben habe. Ich musste nur einfach weg aus Japan. Aus Nankatsu…weg von Takarazuka, weg vom Grab Asamis…“ Matsuyama übersetzte Schneider und Kaltz alles. Diese schauten betreten. Warum hatte Genzo das nie erfahren… Schneider schaute zu Matsuyama. „Erzähl ihm von Nina.“ Matsuyama nickte und wandte sich zu einem fragend schauenden Shimada. Und dann erzählte er Shimada von Genzos Verletzung und seinem Klinikaufenthalt. Und von Nina. Und von Genzos Schwur. Shimada war blass geworden. „Das hat Genzo damals geschworen? Und es bis heute durchgehalten?“ Plötzlich hatte er Tränen in den Augen. „Oh mein Gott. Ich hatte ja keine Ahnung.“ Er sah die Freunde entschlossen an. Bringt mich zu ihm. Ich muss mit ihm reden. Bitte.“ Die Anderen nickten.

Als Genzo fertig war wurde es still. Nina hatte die Luft angehalten und wusste nicht ob schluchzen oder einfach weiteratmen soll. Genzo zitterte leicht und hatte Angst vor dem was kommen würde. Er merkte, dass er Nina ganz fest im Arm hielt. Erschrocken ließ er sie los und schaute sie an. „Entschuldigung. Ich wollte dich nicht so festhalten…aber ich…“ Sie schaute ihn mit einem Blick an, den er noch nie bei einer Frau gesehen hatte. Nicht bei seiner Mutter als er klein war und auch nicht bei Asami. Es war ein Blick voll Zärtlichkeit, Liebe, Verlangen und doch ein Blick welcher zugleich erfüllt war von Trauer und Schmerz. Sein Herz schlug vor Aufregung. Was hatte er angerichtet. Er liebte diese Frau und … Nina schlang ihre Arme um seinen Hals und setzte sich auf seinen Schoß. Vorsichtig küsste sie ihn. Sie spürte seine vollen weichen Lippen, die erst völlig bewegungslos blieben. Erschrocken schaute sie ihn an. Doch da zog er sie nun seinerseits an sich heran und küsste sie. In diesem Kuss lagen alle Verzweiflung, Liebe und Leidenschaft, die er in dem Moment verspürte. Die Gefühle drohten ihn zu übermannen, als sie ihm ins Ohr flüsterte: „Wenn du mir die Chance gibst, werde ich dir beweisen, dass es wert ist zu Lieben.“ Er schaute ihr in ihre Tränen gefüllten blauen Augen. „Ich möchte es so gern versuchen. Wenn du mir die Zeit gibst…“ Sie schluchzte. „Ich gebe dir alle Zeit der Welt. Ich möchte nur wissen, dass du der Mann an meiner Seite sein wirst. Und zwar für immer…“ er konnte nicht glauben, was er hörte. „Ja.“ Flüsterte er. „Ja das verspreche ich.“ Und er küsste sie. Er war sich sicher, dass er seine Angst mit ihrer Hilfe besiegen würde.

Plötzlich klingelte es an Ninas Tür. Irritiert schauten sich Nina und Genzo an. „Erwartest du noch jemanden?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ Sie stand auf und ging zur Tür. Genzo hörte Stimmen. Das waren Schneider…Kaltz…und…Taro??? Und…noch zwei….Das war doch…Ungläubig drehte er sich um und starrte zur Wohnzimmer Tür. Dort stand plötzlich ein Gesicht im Türrahmen, welches er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte. Er wusste nicht, ob er weglaufen sollte. Nina schien das zu bemerken und nahm seine Hand. Genzo konnte sich immer noch nicht aus seiner Erstarrung lösen. Nina schlank ihre Arme um Genzos Hüften und küsste ihn. Das holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Nun war es an den Fußballern die beiden perplex anzuschauen. „Was?“ Schneider schaute seine Schwester überrascht an. „Ihr…“ Matsuyama guckte Genzo verblüfft an. Nun fingen alle an zu lachen. „Mensch Taro. Was machst du denn hier?“ Genzo fiel seinem Freund um den Hals. Dann drehte er sich zu Shimada um. Es wurde still. Beide sahen sich an, ihre Augen füllten sich mit Tränen. „So lang…“ flüsterte Genzo. Shimada nickte. „Und du hast so lang gedacht, ich…ich gebe dir die Schuld…?“ Genzo wusste nicht, ob er gerade träumte. „Ja tust du das denn nicht?“ Shimada schüttelte den Kopf. „Liebe ist doch kein Verbrechen. Was sollte ich dir denn vorwerfen? Dass du das Beste warst, was Asami in ihrem Leben widerfahren ist?“ Er wischte sich die Tränen aus den Augen. „Genzo. Sie ist nicht wegen dir gestorben. Sie ist für dich gestorben.“ Nach langer Zeit, die sich diese beiden Shutetzu Freunde nicht mehr gesehen hatten, lagen sie sich endlich in den Armen und spürten, dass ihre Freundschaft nie vergangen war, sondern nur noch inniger geworden war. So unterhielten sich die sieben Freunde noch bis spät in die Nacht. Nina schmiegte sich glücklich an ihren Traummann, den sie endlich spüren durfte, mit allen Sinnen, die ihr dazu gegeben waren. Auch Genzo ließ Nina an diesem Abend nicht mehr los und schwor sich, für immer für sie da zu sein. Endlich hatte das Schicksal die Beiden zusammen geführt und dafür gesorgt, dass sie sich nie mehr trennen würden.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  AzureKnight2008
2021-01-10T11:19:25+00:00 10.01.2021 12:19
Es tut mir leid, dass ich Ihnen das sagen muss: Wakabayashi hat keine smaragdgrünen Augen, seine Augen waren in allen vorherigen Versionen und dem Manga original schwarz, weil er zu 100% Japaner ist, aber der Anime 2018 hat es aus einem unbekannten Grund geändert. Was für ein schlechter Fehler.

Trotzdem eine schöne Geschichte.


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