Kleider machen Leute von ZerosWolf ================================================================================ Kapitel 1: Kleider machen Leute ------------------------------- Natsu hatte den perfekten Auftrag ausgesucht. Viel kämpfen, viel Geld, wenig zum kaputt mach. Das versprach der Auftrag zumindest in seinen Augen. Happy sah das auch so! Also fehlte nur noch Lucy, damit der Spaß beginnen konnte! Er lief erwartungsvoll zum Eingang, als er ihre Schritte auf dem Pflaster draußen hörte und grüßte sie mit kindlicher Aufregung, wie immer wenn er es nicht erwarten konnte, mit ihr zusammen zu arbeiten. Doch Lucy ging an ihm vorbei. Kein Wort, kein Blick, nicht einmal eine ausweichende Kurve. Sie ging einfach an ihm vorbei, als wäre er Luft. Nicht da. Natsu sah an sich runter. Da war er eindeutig. Er drehte sich um und rief ihren Namen, aber Lucy reagierte nicht. Ihre Kameraden an den Tischen in der Halle begannen ihn anzustarren und zu tuscheln, also war das keine Einbildung, dass seine Partnerin sich seltsam verhielt. Nein, das war das falsche Wort. Seltsam war sie immer. Sie verhielt sich ungewöhnlich. Ja, mit dem Wort funktionierte es. Happy flog zu ihr. „Lucy, alles okay bei dir?“, fragte er besorgt. „Oh, hallo Happy!“, lächelte sie ganz normal. Dieser sah sie verwirrt an. „Lucy, ignorierst du Natsu?“ Lucys Lächeln gefror. „Wen?“ Der Saal wurde still. „Na, Natsu!“, wiederholte Happy und deutete auf seinen Partner. „Wen?“, wiederholte Lucy mit einem so angestrengt falschen Lächeln, dass es Natsu kalt den Rücken runterlief und Happy scheinbar zu Stein erstarrte. Lucy wandte sich schwungvoll ab und ihr langer Pferdeschwanz tanzte wie ein Peitsche, während sie direkt auf Cana zuging und ihr in der Stille gut hörbar den Vorschlag unterbreitete, zusammenzuarbeiten. Natsu sah sich hilfesuchend unter seinen Kameraden um. Manche sahen besorgt aus, manche schadenfroh, doch niemand begegnete seinem Blick, außer Gajil und Gray, die in einer der hinteren Ecken zusammen einen tranken. Seine Rivalen in vielen Dingen, aber genauso auch seine besten Freunde. Vielleicht hatten sie eine Ahnung, was hier los war. Doch scheinbar waren sie genauso ahnungslos wie er, denn Gajils erste Frage war: „Was war denn das?“ „Hast du irgendwas angestellt?“, wollte Gray wissen. „Weiß ich nicht“, grummelte Natsu und legte den Kopf auf den Tisch, während er versuchte, sich an die letzte Zeit zu erinnern, die er mit Lucy verbracht hatte. „Ist ihr irgendwas während der Party vorgestern passiert? Gestern kann nichts gewesen sein, ich hab das Haus nicht verlassen.“ „Du warst zu verkatert“, kicherte Happy neckend. „Du meinst ihre Autorenparty, die du mal wieder total ins Chaos laufen lassen hast?“, merkte Grey an. „So schlimm war das nun auch wieder nicht“, schnaubte Natsu. „Du hast das Podium abgebrannt und den Garten verwüstet“, erwiderte Grey. „Das war ich nicht alleine!“, verteidigte sich Natsu. „Du hattest das Buffet eingefroren!“ „Nachdem Gajil mich herausgefordert hat!“, meinte Grey. „Ihr wart alle sturz betrunken und habt Mist gebaut“, mischte Lisanna sich ein, welche ihnen Getränke brachte. „Aber das ist nichts neues“, sagte Gajil. „Sie war zwar immer ärgerlich, aber sie war nie so wütend.“ Lisanna legte nachdenklich den Kopf schief. „Sie meinte neulich, dass sie auf der Party ein paar suuuuuuper wichtige Verlagsbosse treffen würde. Vielleicht habt ihr ihr den Deal versaut?“ Und mit dieser Überlegung ging sie davon, um den Rufen anderer Kunden zu folgen. „Na ja, unsere Kabbeleien werden wohl schon einen schlechten Eindruck gemacht haben“, gab Gajil zu. „Entschuldigen wir uns doch einfach dafür!“, schlug Grey vor. „Vielleicht ist Lucy dann etwas milder gestimmt.“ Die Männer nickten sich zustimmend zu, bevor sie sich gemeinsam erhoben und zur Bar rüber gingen, wo sie Lucy zuletzt gesehen hatten. Doch weder sie noch Cana waren zu sehen. Dabei hatte Natsu sich sogar ehrlich entschuldigen wollen! Und entschuldigen war uncool! „Die beiden sind schon aufgebrochen“, erklärte Mirajane. „Hat Lucy gesagt, warum sie wütend ist?“, wollte Natsu wissen. „Oh nein!“, sagte diese betroffen. „Ich durfte deinen Namen nicht einmal erwähnen. Sie war einschüchternder als Erza, wenn sie wütend ist.“ Das war Natsu auch schon aufgefallen. Wobei Erza in letzter Zeit weniger brutal geworden war. Hoffentlich nahm Lucy jetzt nicht ihren Platz ein! Sie war lustiger, wenn sie schmollte! „Weiß du, ob irgendwas mit den Verlagsbossen war, die sie auf der Party getroffen hat?“, fragte Grey nach. „Aber ja, das weiß doch jeder, der den Weekly Sorcerer liest“, lachte Mirajane und reichte ihnen die Ausgabe, welche erst am Vortag erschienen war. Die Männer nahmen das Magazin mit an ihren Tisch und beugten sich darüber, während sie an ihren Getränken nippten. Lucys Ehrung bei der Party erhielt eine Doppelseite nur für sich. „Hier ist es“, rief Gajil plötzlich und las laut vor. „Die Verlagsbosse soundso waren begeistert davon, die junge Autorin kennenzulernen. 'Es ist das erste Mal, dass wir die Inspiration einer Künstlerin so hautnah beobachten konnten. Wir sind gespannt auf welche Ideen dieser charmante wilde Haufen sie noch bringen wird und freuen uns auf die Zusammenarbeit'. Das klingt nicht, als wären sie verärgert.“ „Ganz und gar nicht“, stimmte Grey zu. „Eigentlich müsste sie und alles dankend einen Ausgeben.“ „Da ist sie zu geizig für“, entgegnete Happy. „Aber warum ist sie dann wütend?“, wunderte sich Gajil. „Wenn es nicht das ist, muss Natsu ja irgendwas direkt gemacht oder getan haben.“ „Du hättest wirklich nicht das Podium anzünden sollen“, sagte Grey mit einem Seitenblick auf Natsu. „Deswegen wäre sie nicht so wütend!“, rief Natsu selbstsicher, doch dann stoppte er. „Oder musste sie dafür bezahlen?“ Lucy wurde empfindlich wenn es um Geld ging. Obwohl sie, seit ihre Bücher Geld einbrachten, auf Missionen weniger streng geworden war. „Ah, hier steht noch was auf der nächsten Seite“, sagte Gajil plötzlich. „Totale Verwüstung des Veranstaltungsort spart den Veranstaltern tausende Jewel.“ Er lachte laut. „Die wollten eh renovieren und wir haben denen einen Gefallen getan!“ „Worüber lachst du denn hier?“, fragte Levy neugierig und kam zu ihm herüber. „Oh, der neue Weekly Sorcerer? Diese Ausgabe dreht sich fast nur um Lucy. Bestimmt, weil sie mal für Jason gearbeitet hat. Hier ist ein ganzer Artikel über ihr Outfit.“ Sie blätterte ein paar Seiten weiter, bis über einem ganzseitigen Foto von Lucy in ihrem Partyoutfit „Magiern, Autorin, Stilikone – Ist schlicht aber sexy die neue Mode?“ stand. Gajil betrachtete das Foto nachdenklich und schien etwas zu lesen. „Du warst mit ihr einkaufen, richtig?“ Nun studierte auch Grey sie Seite genauer. „Ja“, bestätigte Levy. „Wir habe stundenlang Läden abgeklappert. Sie wollte etwas, dass nicht zu festlich ist. Auch ihr Make-Up hat sie bewusst einfach und natürlich gehalten, damit sie nicht viel anders aussieht als sonst auch. Und sieht sie nicht einfach toll aus?“ Natsu betrachtete das Bild und er fühlte sich, als drücke etwas sein Herz zusammen. Es gefiel ihm nicht, Lucy so zu sehen. Es störte ihn, dass sie sich für eine dumme Feier veränderte. „Ist doch nur ein doofes Kleid“, sagte er abwertend. „Warum machen die Leute da so einen Wirbel drum?“ Levy starrte ihn einige Sekunden mit offenem Mund an. „Ist das dein Ernst?“, brachte sie schließlich heraus. „Sicher“, bekräftigte Natsu. „Das ist das reinste Kostüm. Hab ich ihr auch gesagt. Damit kann sie im Theater auftreten. Ich verstehe nicht, warum sie sich immer so verkleiden muss für den Mist.“ Jetzt starrten ihn auch Grey und Gajil an. In den drei Augenpaaren lag etwas anschuldigendes. „Was?“, wollte er ärgerlich wissen. „Keine weiteren Fragen“, sagte Grey plötzlich, stand auf und ging zu Juvia. „Hey!“, rief Natsu ihm hinterher. „Wir sollten auch gehen“, schlug Gajil seiner Freundin vor, welche sich bereitwillig und ohne Natsu eines weiteren Blickes zu würdigen fort führen ließ. Was war denn jetzt los? Was hatten sie verstanden, dass er nicht sah? Natsu sah zu Happy, doch selbst der sah ihn mitleidig an und schüttelte den Kopf, bevor er zu Charle und Wendy flog. Selbst sein Partner hatte es begriffen?! Es musste irgendwas mit dem Artikel zu tun haben. Bestimmt! Natsu holte sich das Heft näher ran und starrte die Seite an. Er hasste lesen, also fokussierte er sich auf die Fotos. Auf dem großen Foto wirkte sie strahlend und selbstbewusst, wie er sie kannte. Er erinnerte sich, dass es ganz am Anfang geschossen worden war. Jeder Gast sollte fotografiert werden. Er hatte eine supercoole Pose gemacht, aber das Foto war nirgendwo im Heft zu finden. Das war doch alles Humbug! Natsu packte das Heft und stopfte es in seine Manteltasche. Dadrin würde er keine Antworten finden! Er musste woanders suchen! Und wo könnte er das besser, als in Lucys Wohnung? Er schloss die Tür auf und ließ sich selber ein. Sie war nicht da. Wie auch, wenn sie mit Cana auf Mission war. Hier drinnen war alles normal, wobei es sauberer wirkte, als er es gewöhnt war. Lucy war immer sehr ordentlich, aber dieses Mal hatte sie sogar die Wände geschrubbt. Natsu begann sich umzusehen. Er zog die Schubladen heraus und durchwühlte den Inhalt, drehte ihre Matratze um und ging ihre Papiere durch. Vielleicht fand er ja irgendwo ein Tagebuch oder soetwas, wo die Antwort drin stand. Aber irgendwie war ihre Handschrift auch schwer zu lesen, also ließ er die Suche bald sein. Im Bad nahm er ihren Kosmetikschrank auseinander, wobei dieser ungewohnt leer war. Neben der Küche fand er ihren Abfalleimer, randvoll gestopft mit Stofffetzen und leeren Puderdosen. Irgendwie kamen ihm die Stücke in den verschiedensten dunklen Farbtönen bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern. Sie waren dreckig, hatten teilweise Fußabdrücke drauf und rochen nach Salz. Ein Schrei hinter ihm ließ ihn zusammenfahren. Lucy war nach Hause gekommen und sah sich voller Entsetzen im Raum um. „Hi Lucy“, grüßte Natsu grinsend. Vielleicht war ihr Ärger ja über Tag verflogen! Sie wandten ihren Blick langsam zu ihm. Sie sah ihn an! „Warst du das?“, fragte sie langsam. Natsu betrachtete seine Verwüstung. „Ich wollte noch wieder aufräumen“, behauptete er. „Du warst nur zu schnell hier. Aber gut, dass du hier bist, dann...“, er brach ab, denn in Lucys Augen glitzerten Tränen. Natsu wurde das Herz schwer. Die wollte er nicht sehen! Auf gar keinen Fall! Hatte er sie zum Weinen gebracht? Sie starrte zwar in seine Richtung, aber an ihm vorbei auf den Stoffhaufen zu seinen Füßen. Hatte der Stoff ihr was getan? „Raus“, flüsterte sie und wieder ließ der Ton Natsu einen kalten Schauer über den Rücken laufen. „Lucy...“, begann der, doch dann fühlte er einen Schmerz im Herzen, als hätte ihn eine Eislanze durchbohrt, welche aus Lucys eiskalten Augen abgeschossen wurde. „Raus aus meiner Wohnung. Jetzt!“, bekräftigte sie ihre Aufforderung. Natsu fühlte sich, als sei er einen Meter geschrumpft und schlich mit vorsichtigem Abstand an ihr vorbei aus dem Zimmer. Die Tür knallte hinter ihm zu. Ein letzter Blick zur Tür, aber er hörte nur, wie der Schlüssen umgedreht wurde. Er ging auf die Straße hinaus und sah zu ihren Fenstern hoch, doch die Vorhänge waren fest zugezogen, dabei war noch helllichter Tag. Schmollend setzte er sich auf die Kanalmauer. Was war denn das jetzt für ein Aufstand? Was war nun schon wieder schiefgelaufen? Er hatte nach Antworten gesucht und fühlte sich nur noch verwirrter. Etwas störte ihm beim Sitzen. Er zog das Heft aus seiner Manteltasche. Sollte darin die Antwort liegen? Grey und Gajil hatten es damit verstanden. Noch ein Mal schlug Natsu die Seite über Lucys Outfit auf. Wenn in den Bildern nichts zu sehen war, dann musste die Lösung in den Texten liegen, welche er bisher gemieden hatte. Er überwand seine Abneigung gegen das Lesen und wurde fündig. Ein Bilduntertitel unter einem kleinen Foto von Lucys Gesicht wie sie geheimnistuerisch den Finger an die Lippen legte. „'Ich will, dass einem ganz bestimmten Mann die Kinnlade runter fällt', verriet Lucy unserem Reporter ihre Motivation hinter ihrem Look. Um wen es sich handelte, wollte sie uns jedoch nicht verraten“, stand dort geschrieben. „Einem bestimmten Mann“, wiederholte Natsu langsam. Lucy hatte jemanden, den sie beeindrucken wollte? Natsus Herz fühlte sich an, als würde es brennen. Wer war dieser Hund, für den sie sich solche Mühe gab? Bestimmt hatte er ihre Anstrengungen nicht gewürdigt! Darum war sie so wütend! Darum weinte sie! Natürlich! Wer war nur dieser Idiot, der Lucy so verletzte? Und warum war Lucy wütend auf Natsu? Das war doch.... Natsu wurde blass, als ihn die Erkenntnis traf wie eine Lawine. ER war dieser Idiot. Er war der unwürdige Köter, für den Lucy sich hübsch gemacht hatte. Darum war sie sauer auf ihn. Er hatte sich über ihr Aussehen lustig gemacht, obwohl sie es extra an seine Vorlieben angepasst hatte. Schlicht und natürlich, hatte Levy es genannt. Natsu betrachtete noch ein Mal das Bild. Sie sah wirklich nicht viel anders aus als sonst. Ihre Haut wirkte etwas ebenmäßiger, ihre Augen ein bisschen Größer und ihre Lippen hatten einen anziehenden Glanz, als hätte sie nur ihre natürliche Schönheit ein bisschen betont. Auch das Kleid in purpurrot war nicht zu auffällig. Kein unnötiger Tand, keine überflüssigen Schleifchen oder Rüschen, die Natsu stören konnten. Außerdem betonte es die Kurven ihres Körpers an genau den richtigen Stellen. Es war immer noch seine Lucy auf dem Foto. Lucy+ nannte er ihr Outfit. Warum also hasste er es so sehr? Warum zog sich sein Herz zusammen, wenn er Lucy+ ansah? Nachdenklich blätterte Natsu durch das Heft. Er wusste nicht, was ihn daran störte. Vielleicht würde es ihm einfallen, wenn er sie noch ein Mal so sehen könnte? Wenn sie das Kleid noch ein Mal für ihn tragen würde? Doch wo war es eigentlich? Bei seiner Suche hatte er keines ihrer Abendkleider gefunden. Wie weggezaubert. Oder weggeschmissen. Natsu unterdrückte den Drang, sich mit der Hand gegen die Stirn zu schlagen. Die Stofffetzen. Daher kamen sie ihm bekannt vor. Lucy hatte ihren Frust an ihren Kleidern ausgelassen und sie alle zerstört. So wie er ihre Hoffnung zerstört hatte, dass er ihre Bemühungen richtig verstand. Sein Blick fiel auf eine Seite im Heft, die er bisher noch nicht gesehen hatte. Es war eine Klatschspalte, in der ein kleines Foto von ihm und Lucy abgebildet war. „Die Schöne und das Biest – Ärger im Paradies?“, stand als Titel darüber. Die Kolumnistin ließ sich darüber aus, dass das „umstrittenste Pärchen in der Magierwelt“ wohl Ärger miteinander hätte, denn man sah sie an diesem Abend nicht so oft zusammen wie sonst. Natsu hatte bisher keine Ahnung, dass er und Lucy überhaupt dieses Titel trugen. Tatsächlich fiel ihm erst jetzt auf, dass Lucy ihn an diesem Abend gemieden hatte. Auch auf dem Foto stand sie von ihm abgewandt, während er ihr ein frittiertes Hühnerbein vom Buffet anbot. Dieses Bild zeigte jedoch noch so viel mehr. Es zeigte, warum er es nicht mochte, wenn Lucy zu Lucy+ wurde. Er sah falsch neben ihr aus. Lucy war so hübsch auf diesen Partys, dass er optisch nicht mehr zu ihr passte. Dabei war sie immer noch seine Partnerin unter all den hübschen Kleidern. Er musste seinen Fehler irgendwie wieder gut machen. Aber wie konnte Natsu seiner Freundin klar machen, dass es die Angst sie zu verlieren war, die diese bösen Worte aus seinem Mund gelockt hatten? Ihr beweisen, dass ihre Bemühungen nicht umsonst waren, sondern nur sein verletztes Ego im Weg stand? Ein Plan formte sich langsam in seinem Kopf, doch er würde Hilfe für die Ausführung brauchen. Nervös trat Natsu von einem Bein aufs andere. Wie ungewöhnlich, er war sonst nie nervös. Doch der heutige Abend würde entscheiden, ob er noch eine Chance bei Lucy bekam. Die letzten vier Wochen waren die Hölle gewesen. Sie ignorierte ihn noch immer und arbeitete mit Cana zusammen. Natsu und Happy mussten ohne sie auf Missionen gehen und noch nie hatten sie beide so sehr gemerkt, wie einsam es ohne ihre weibliche Begleitung war. Sie wollten nur noch, dass alles wieder wurde wie vorher. Dafür sollte diese Veranstaltung dienen. Eine Cocktailparty für ausgewählte Jungautoren. Lucy hatte Levy erzählt, dass sie hingehen würde, die es Gajil erzählt hatte, welcher zugestimmt hatte, Natsu bei seinem Versöhnungsplan zu unterstützen. Die Exklusivität der Party hatte ein Problem dargestellt. Lucy erzählte nur Levy von der Veranstaltung, damit nicht wieder alle mitwollten. Ohne Lucys Anhang zu sein, musste Natsu sich einen anderen Weg durch die Sicherheitsabsperrung suchen. Um seine Freundin nicht noch weiter zu verärgern indem er sich einfach durch kämpfte, hatte er einen Deal mit Jason gemacht. Dieser bekam ein Exklusivinterview mit Natsu im Austausch dafür, dass er als Jasons Assistent mit auf die Feier durfte. Zu dem Zeitpunkt war es in seinen Augen ein geringer Preis gewesen, auch wenn er sich jetzt nach dem Interview nicht mehr so sicher war. Einige der Fragen waren doch sehr persönlich gewesen. Die Klatschspalte würde sich sicher überschlagen. Natsu wich etwas in die Büsche hinter denen er sich versteckte zurück, als er Lucy hereinkommen sah. Scheinbar hatte auch Cana ihre Schulden eingelöst. Er war sich selbst nicht sicher wie, aber er hatte ein Wetttrinken gegen die chronische Alkoholikerin gewonnen und durfte ihr somit eine Aufgabe stellen, welche sie zu Natsus voller Zufriedenheit erfüllt hatte. Lucy trug ein neues Kleid, wieder schlicht aber sexy, und das fast unsichtbare Make-Up. Natsu erwischte sich dabei, dass sein Mund offen stand und schloss ihn schnell. Schlimm genug, dass sein Herz schneller schlug, jetzt da er sich nicht mehr unterlegen fühlte. Dieses Mal würde er keinen Aufstand machen. Lucy konnte kaum ein paar von vielen Blicken verfolgte Schritte gehen, da kamen schon die ersten Männer auf sie zu. In unter einer Minute wurde sie umringt und zu verschiedenen Aktivitäten aufgefordert. Die meisten wollten tanzen. Lucy tanzte gerne, erinnerte sich Natsu, aber er würde nicht zulassen, dass sie einem dieser fremden Typen ihre Hand dafür gab. Er ging so langsam wie er sich zurückhalten konnte auf sie zu und die ersten Männer wichen zurück, als sie ihn erblickten. Am liebsten hätte er sie fliegen geschickt, aber dass würde Lucy bestimmt nicht gefallen, darauf konnte er Gift nehmen. Diese drehte sich um, wahrscheinlich auf der Suche für den Grund für die panischen Gesichter ihrer Verehrer. Natsu fühlte sich in seinem Plan bestätigt, als sie ihn verblüfft und gar nicht wütend ansah. Er blieb direkt vor ihr stehen und hielt ihr die Hand hin, wie sie es ihm vor so langer Zeit beigebracht hatte. „Lass uns tanzen“, forderte er sie auf. Das kam barscher raus als geplant, aber er fühlte sich gerade auch alles andere als wohl. Noch nie war er sich der unzähligen auf ihn gerichteten Augenpaare so bewusst. „Ähm, okay?“, stimmte Lucy zögerlich zu und legte ihre Hand in seine. Er führte sie drängend auf die Tanzfläche, mitten unter die bereits tanzenden Paare und konzentrierte sich darauf, sich an seine Tanzstunden mit Mirajane in den letzten Wochen zu erinnern. Mira hatte ihm bedingungslos geholfen, aber auch nicht geschont. Unter dem Lächeln steckte immernoch die Dämonin von früher. „Natsu“, rief Lucy seinen Namen wohl und brachte ihn dazu, ihr ins Gesicht zu sehen. Das erste Mal in Wochen, dass sie seinen Namen aussprach, war wie Honig für die Seele. „Wo hast du dieses Outfit her?“ Natürlich würde sie das fragen. Natsu war vorbereitet. „Aus so 'nem feinen Laden“, sagte er. „Wollte eigentlich 'nen Anzug, aber die sagten, dass sowas jetzt auch geht.“ Er trug zwar ein Hemd und Jackett, aber eine lange Alltagshose und bequeme Schuhe. Und natürliche seinen Schal. Ein Lächeln erschien auf Lucys Lippen. Das war den Aufwand alle Mal wert gewesen. Und seine Ersparnisse. „Das steht dir auch besser, als ein Anzug“, meinte Lucy und ließ sich von ihm drehen und anschließend nah heranholen. „Sogar deine Haare hast du zurückgekämmt. Ich bin beeindruckt.“ „Das mache ich nur für solche Partys“, stellte Natsu klar. „Ich kann ja neben meiner Schönen nicht immer wie ein Biest aussehen.“ Lucy lachte. „Den Kram hast du gelesen?“ Natsu sah zur Seite. „War ja ein Kern Wahrheit drin“, gab er zu. „Du bist in deinen Kleidern so schön, dass ich mich unbedeutend neben dir gefühlt habe.“ „Und jetzt nicht mehr?“, fragte Lucy errötend. „So wie die Leute uns anstarren, habe ich grad keinen Grund dafür“, grinste Natsu und Lucys Gesichtsfarbe wurde noch einen Ton dunkler. Natsu musste unwillkürlich Grinsen. Das war schon eher seine seltsame Lucy. Die Musik endete und Natsu machte Lucy nach, die der Band applaudierte. Schließlich wandte Lucy sich an ihn und nahm seine Hand. „Komm“, forderte sie ihn auf, „lass uns das Buffet plündern.“ Natsu grinste breit. Diesem Vorschlag folgte er nur zu gerne. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)