神道 – Shintō von Sas-_- (Weg der Götter) ================================================================================ Kapitel 6: 勇敢 – Yūkan --------------------- Alice verpasste Ino noch einen weiteren, sehr festen Stoß, ehe die 17-Jährige sich endlich in Bewegung setzte. Den Spiegel fest umklammernd rannte Ino los, einfach geradeaus, denn sie wusste gar nicht wohin überhaupt. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Was hat Alice gesehen?! Er hat ja sonst keine Angst! Wenn er will, dass ich weglaufe, dann … Ino stürmte um zerstörte Autos, umgeworfene Müllcontainer und Brocken aus Beton. Sie musste höllisch aufpassen, nicht versehentlich irgendwo hängen zu bleiben oder zu stolpern – das könnt ihr zum Verhängnis werden. „Sieh nicht zurück! Lauf!“, rief Alice ihr nach. Ino konnte hören, dass er hinter ihr herlief, und irgendwas sagte ihr, dass er viel schneller sein könnte, wenn sie nicht so eine lahme Krücke wäre. Sie spannte ihre Muskeln an und rannte mit so viel Kraft wie es ihr möglich war. Aber jahrelang nur im Sportunterricht unmotiviert herumzuhampeln forderte nun ihren Tribut. Ino war einfach nicht in Form. Schon nach dem zweiten verwüsteten Straßenzug, bei dem sie durch ein zerstörtes Haus kletterte, ging ihr die Puste aus. Alice gab ihr einen „sanften“ Stoß und fauchte, dass sie nicht langsamer werden durfte. „Mach schon, mach schon!“ „Von … was … laufen … wir …“, versuchte Ino zu sagen, aber es fehlte ihr an Luft und Energie, während ihre Beine übersäuerten und bleischwer wurden. „Ich will es nicht beschreiben, und du darfst es nicht sehen“, erklärte Alice kurz angebunden und rannte neben Ino her. Er könnte viel schneller sein, aber sie nicht. Das Gefühl in auszubremsen frustrierte Ino und spornte sie weiter an. „Hat … Shika...“ „Hör auf zu labern und renn, du lahme Ente!“ Das war gemein. Alice zog an seinem hechelnden Schützling vorbei, derweil fragte sie sich, wie er mit der Motorradmaske im Gesicht überhaupt genug Luft bekam, um solch ein Tempo vorzulegen. Der Ärger über seine Beleidigung half ihr sich noch mehr ins Zeug zu legen. Sie schaffte es sogar, über eine verbeulte Motorhaube zu springen, wie es Alice vorgemacht hatte. Die Häuser um Ino herum, das Chaos, die Verwüstung, das alles verschwamm vor ihren Augen. Sie sah nur noch, was direkt vor ihr lag: Ino musste Steinen ausweichen, über die Straßenlaterne springen, um einen Container laufen und Alice nicht aus den Augen verlieren. „Hier rein!“ Ihr Begleiter bremste scharf und verschwand in einem mehrstöckigen Häuserblock, der vermutlich bereits vor der Zerstörung nicht schön ausgesehen hatte. Die Fassade war durchzogen von tiefen Furchen, überall fehlten Fenster und nacktes Gemäuer trat hervor. Stolpernd kam Ino zum Stehen und hätte sich dabei beinahe aufs Gesicht gepackt. Sie folgte Alice heftig keuchend ins Haus, innen angekommen lehnte sie sich gegen eine brüchige Wand. Kurz darauf warf Alice die Tür ins Schloss, wandte sich Ino zu und scheuchte sie knurrend die Treppen hinauf. „Hoch, hoch! Nicht bummeln, wir sind hier nicht beim Shoppen!“ „Ich … bummel … nicht!“, sagte die 17-Jährige atemlos. Aus dem bösen Fauchen war ein jämmerliches Keuchen geworden. Anbiestern konnte sie ihren Begleiter erst wieder, wenn sie zu Atem gekommen war und das konnte eine Weile dauern. Mit Beinen, so schwer wie Blei, schleppte Ino sich Stufe für Stufe nach oben, während Alice unzufrieden über ihre Leistung grunzte. Hätte sie auch nur einen Funken Energie über, würde sie sich am liebsten umdrehen und ihm eine runterhauen, aber das schaffte sie einfach nicht. Im oberen Stockwerk lief Alice den verwahrlosten Gang auf und ab. Er warf Blicke in die teils leeren Zimmer und entschied sich für eines, das ein Stück von der Treppe weg lag. In diesem Raum war eine alte, kaputte Matratze, auf die er sich niederließ. Daneben lagen die Überreste eines Schrankes und die Tapete schälte sich von den Wänden. Träge trottete Ino hinterher und dachte darüber nach, ob sie sich ebenfalls setzen sollte, oder ob die Matratze zu widerlich dafür war. Alice musterte Ino argwöhnisch mit schmalen, dunklen Augen und murmelte durch seine Maske: „Ich nehme an, Madame muss Luft holen, bevor wir weitergehen können, oder?“ Ino hob schnaufend das Kinn, um Stolz zu zeigen und verzog angewidert das Gesicht, als ihr der Geruch von Moder und Schimmel in die Nase stieg. „Bäh!“ Angeekelt drückte sie sich ihre Hand ins Gesicht und stolperte ein paar Schritte aus dem Raum heraus. Alice seufzte genervt. „Stell dich nicht so an.“ „Fein! Wie du meinst! Ich hab da draußen weder was gesehen noch gehört. Vor was sind wir weggelaufen?!“, wollte sie neugierig wissen und lief auf das Fenster zu, um es zu öffnen. Ihr Begleiter sah ihr misstrauisch dabei zu und antwortete: „Das ist sehr gut. Shikamaru meinte, dass du es nicht sehen sollst.“ „Ja, aber was denn?!“, bohrte sie ungeduldig nach und zerrte am Griff des Fensters, dessen Rahmen wohl verzogen war. Sie bekam es einfach nicht auf, dabei würde sie einiges für ein bisschen Frischluft hier drinnen geben. Alice stand gemächlich auf, trat ebenfalls ans Fenster, packte den Griff und mit einem Ruck war es auch schon offen. „Das muss man mit Kraft machen, nicht mit Motzen.“ „Halt's Maul!“ „Kannst du nicht wenigstens kreativ beleidigen?“, fragte er gelangweilt und setzte sich wieder auf die Matratze. Ino starrte derweil verärgert nach draußen in die zerstörte Stadt und atmete tief die mehr oder weniger frische Luft ein. Es roch nach Rauch, nach verbranntem Gummi, nach Blut und Beton. Auf den Straßen trotteten Verwandelte herum, einer stolperte über eine Straßenlaterne und blieb liegen. Ino fühlte ein wenig mit dem Untoten. Man möchte meinen, die 17-Jährige hätte sich langsam an den Anblick der Verwandelten gewöhnt, aber das war keineswegs der Fall. Noch immer lief es ihr kalt den Rücken runter, wenn sie die Dinger sah. Sie wandte den Blick von den Verwandelten ab und blickte dem Sonnenuntergang entgegen. Der Sonnenuntergang … „Müsste … Müsste die Sonne nicht schon untergegangen sein?“, dachte sie laut nach und runzelte die Stirn. „Es ist Sommer, das dauert eben. Beeil dich mit dem Ausruhen, wir müsse so schnell es geht weiter.“ Ino drehte sich zu Alice um, der sein Katana gezogen hatte und Übungen damit machte. Misstrauisch zog sie sich etwas zurück. „Pass auf, wo du damit hinschlägst!“ Er sah sie schelmisch von der Seite an. „Jeder Schlag ein Treffer, versprochen.“ „Sag mir, was uns verfolgt“, bat Ino etwas sanfter, mit harten Worten stieß sie bei ihrem Begleiter auf Granit. Alice vollführte mit seinem Schwert eine Aufwärtsbewegung, dann steckte er es wieder weg. „Der Tod. Hör zu, mach dir keine Gedanken darüber. Ich hab Shikamaru versprochen, dich sicher zur Klippe zu bringen und das mach ich auch“, antwortete Alice ernst, die Arme vor der Brust verschränkt. In Ino glomm ein Feuer auf, das sich immer dann bemerkbar machte, wenn ein Mann der Meinung war, eine Frau wüsste sich selbst nicht zu helfen. „Ich käme auch prima ohne dich zurecht!“, fauchte sie und ballte ihre freie Hand zur Faust. Alice sah sie ausdruckslos an, dennoch hatte sie das untrügliche Gefühl, dass er unter seiner Maske blöde grinste. „Das mein ich ernst!“, setzte sie mit blitzenden Augen nach. „Zugegeben, du bist erstaunlich weit gekommen, ohne Waffe und Shintai“, gestand er ihr gönnerhaft zu. Ino straffte die Schultern und reckte das Kinn. „Weißt du, wie ein mexikanisches Sprichwort lautet?!“ Alice zog die Augenbrauen zusammen und sah sie verdutzt an. „Dass Chili mehrere Stunden ziehen muss?“ „Was? Nein! Ein mexikanisches Sprichwort besagt, das Haus ruht nicht auf der Erde, sondern auf den Schultern einer Frau.“ Schweigend standen die beiden sich gegenüber, die Sekunden strichen dahin, irgendwo summte ein Verwandelter. Schließlich lockerte Alice seine Schultern. „Äh ja. Dazu fällt mir wiederum ein Sprichwort aus Disney ein.“ Jetzt war es an Ino verdutzt dreinzuschauen. „Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man den Mund halten. Schön, damit wäre das geklärt. Bist du so weit, können wir weitergehen?“ Ino knirschte mit den Zähnen, während sie das Zimmer stapfend verließ. „Ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht wie einen hilflosen Idioten behandeln würdest!“ „Einverstanden. Ich behandle dich nur wie einen Idioten.“ „Alice!“ Er keckerte nur und nahm mehrere Stufen auf einmal, während er regelrecht nach unten flog, Ino folgte ihm so schnell sie konnte, wollte aber zugleich keinen Sturz riskieren. Keiner von beiden hatte großes Interesse an einem verstauchten Knöchel und der entsprechenden Verzögerung. Die beiden kamen gerade im Foyer an, als ein dicker, sehr unansehnlicher Verwandelter durch die Eingangstür hereingetorkelt kam. Mit einem spitzen Schrei haute Ino die Bremse rein, war aber zu langsam und fiel gegen Alices Rücken, der sie während seines Sturzes als „dummes Huhn!“ beschimpfte. Mit einem dumpfen Aufschlag landete Inos Begleiter ächzend halb auf der Treppe, halb auf dem Boden. Inos Blick schoss zu dem Verwandelten, dessen hässlicher Kopf sich zu ihnen drehte und sie mit seinen weißen, leeren Augen anstarrte. Ihr Puls schwoll an, das Blut rauschte in ihren Ohren. Tu was! Steh nicht nur so herum! Tu was! Alice blieb in seiner schmerzhaften Position liegen, der Kopf seitlich gedreht. Er konnte sich jetzt nicht bewegen, das könnte sein sofortiges Ende sein. Sein schwarzes Auge bohrte sich in Ino. Es schrie förmlich, dass sie zum Angriff übergehen möge. Beweg dich, mach endlich! Wenn du nichts tust, dann wird Alice …! Ino holte tief Luft, als würde sie gleich abtauchen. Dann sprang sie über Alice hinweg, hob den Spiegel und hielt ihn dem Verwandelten entgegen. Wenige Sekunden später zerfiel er zu Asche. Es war so simpel, aber es kostete sie so viel Kraft. Stöhnend konnte Alice sich endlich aufrappeln und rieb sich die Rippen. Ino kam besorgt zu ihm hinüber. „Hast du dich verletzt?!“ „Glaube nicht und selbst wenn, könnten wir daran nichts ändern“, sagte er kaltschnäuzig und verließ vor Schmerzen gebeugt das Haus. Ino folgte ihm hastig und versuchte, die Asche des Untoten nicht zu berühren. „Es tut mir ehrlich leid! So schnell konnte ich nicht reagieren!“ „Okay, okay, schon gut. Du hast es ja geschafft, ich nehme das mit dem Huhn zurück. Ich mag Hühner.“ Ino wäre normalerweise wohl zornig darüber, was Alice ihr damit unterschwellig sagen wollte, musste jetzt aber einfach lachen. Die Erleichterung überwog den Schrecken und die Angst, sie fühlte sich in diesem kurzen Moment unbesiegbar. Inos Begleiter warf ihr einen misstrauischen Blick zu und mahnte sie leiser zu sein, aber sie klopfte ihm grinsend fest auf die Schulter. „Dann gehen wir mal im Eiltempo, Man of Steel!“ Alice musterte sie kurz, dann nickte er und klopfte auf sein Katana. Er streckte den Rücken durch, zog einen Kompass aus der Hosentasche und wandte sich Richtung Osten. „Es ist noch ein gutes Stück.“ Ino warf wieder einen besorgten Blick gen Himmel. „Ob das immer noch so eine gute Idee ist?“ Ihr Begleiter ging bereits los. „Finden wir es heraus.“   Nur Mut, Ino. Nur Mut …, redete die 17-Jährige sich seit einigen Sekunden in Gedanken gut zu. Alice flitzte mit seinem Katana von einem Verwandelten zum nächsten, seine Klinge blitzte, Köpfe rollten. Die beiden hatten die Stadt verlassen. Um schnell voranzukommen hatte Alice darauf verzichtet jeden Verwandelten umzumähen, der ihnen über den Weg lief. Ino war darüber ausgesprochen froh gewesen. Aber jetzt, wo sie den Vorort erreicht hatten, befanden sie sich sozusagen in einer Invasion. Es waren so viele Untote, dass man nicht mehr um sie herumschleichen konnte. Kaum, dass sie angekommen waren, zog Alice sein Schwert und meinte zu Ino, dass sie in den Kampf ziehen müssten. Entsetzt hatte sie ihn angesehen und geflüstert, ob er wahnsinnig sei. Alice wog sein Katana in der Hand und sprach davon, dass er eben mutig sei, Ino nannte ihn dumm. Sie hatte Angst und zeigte das auch. Er musterte die 17-Jährige mit schief gelegtem Kopf. „Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern vielmehr die Erkenntnis, dass etwas anderes wichtiger ist als Angst. Die Tapferen leben vielleicht nicht ewig, aber die Vorsichtigen leben überhaupt nicht!“ Dann war er losgestürmt, Ino hatte ihm verwirrt nachgesehen. Als der erste Verwandelte auf sie zu kam floh sie erschrocken und verschanzte sich in einer Hecke. Die Äste rissen an ihrer Jacke und Hose und stachen ihr ins Gesicht, aber das war allemal besser, als Verwandelten die Stirn bieten zu müssen. Als sie diesen Untoten im Haus schließlich angegriffen hatte, da hatte Ino nicht weiter nachgedacht. Da hatte sie handeln müssen, um Alice zu retten … Jetzt müsste sie sich bewusst dem Kampf stellen, und es waren so unglaublich viele! Alice schwang schweigend das Schwert. Die Kunst bestand darin die Klappe zu halten, das hatte er Ino immer wieder gesagt, bevor er leichtfüßig in eine Schlacht zog. Verwandelte reagierten auf Stimmen am meisten. Derzeit irrten sie teils orientierungslos umher. Sie wussten, dass da jemand war, aber sie waren zu langsam, und wer Alice zu nahe kam verlor den Kopf. Alice wusste, wo Ino sich verkrochen hatte und warf ihr hin und wieder verachtende Blicke entgegen. „Feigling“ konnte sie in seinen Augen lesen. Elender Feigling. Da hatte Ino schon die einfachste Waffe überhaupt und kam trotzdem nicht aus dem Quark. Nur Mut, Ino! Nur Mut! Jetzt mach schon! Du musst nur einen Spiegel halten! … Aber was, wenn es nicht funktioniert? Eine Minute verging. Die Straße wurden gepflastert mit Köpfen, immer mehr Untote strömten stöhnend und gurgelnd nach. Alice schnetzelte unermüdlich weiter, tänzelte nach einiger Zeit zu Inos Hecke hinüber und beugte sich zu ihr hinunter. „Komm endlich da raus, du jämmerlicher Hasenfuß! Du musst was wagen, wenn du gewinnen willst!“, zischte er ihr so leise er konnte zu. Ino klammerte sich an ihren Spiegel. „Was ist … wenn der Spiegel nicht funktioniert? Ich kann den Kami nicht hören!“ „Wir müssen unbedingt weiter, du musst da rauskommen! Wir müssen zur Klippe, es werden immer mehr Verwandelte!“ Er richtete sich wieder auf und schlug einem ehemaligen Polizisten nieder. Der Untote wollte gerade zu schreien anfangen, da er Alices Worte gehört hatte. Stumm sackte er in sich zusammen, nachdem Alice ihm den Schädel gespalten hatte. Ino biss sich auf die Zunge, unterband den Drang bis drei zu zählen und stürzte aus ihrer Hecke hervor. „Die Vorsichtigen leben überhaupt nicht!“ Gleich darauf rempelte sie gegen eine Teenagerin, der das halbe Gesicht fehlte. Ino riss den Shintai hoch und wich entsetzt zurück. An den Anblick dieser Dinger würde sie sich nie gewöhnen können! Noch während die Verwandelte zu schreien begann zerging sie zu Asche. Ino spürte eine Welle der Erleichterung über sich schwemmen, der Shintai funktionierte also weiterhin! Sie versuchte Alice zu folgen, der wie ein Dartpfeil hin- und herschoss. Um Ino herum verwandelten sich die Untoten zu Staub. Mit jedem Schritt wurde sie etwas selbstsicherer, während Alice mit blitzender Klinge herumwirbelte. Ein Totentanz der besonderen Art. Nach einiger Zeit wurden die Verwandelten weniger und Alice bedeutete Ino, dass sie jetzt losrennen sollten, um zwischen den Untoten und sich Distanz zu schaffen. Die 17-Jährige versuchte ihre Erschöpfung so gut es ging zu verdrängen und rannte so schnell und so lange sie konnte die Straße entlang. Nach zwei weiteren Straßen musste sie stehen bleiben, um zu Atem zu kommen. Ino lehnte sich gegen die Überreste eines Zauns und beugte sich keuchend nach vorn, Alice kam neben ihr zum Stehen. „Geht doch, Hasenfuß. Den Mutigen gehört heute die Welt, du musst aus deiner Komfortzone raus.“ Ino stand einige Minuten da und schnaufte, Alice reinigte derweil sein Katana mit einem Zeitungspapier, das er auf der Straße gefunden hatte. Anschließend führte er wieder Übungen aus, Ino sah ihm keuchend zu. „Wirst du nie müde?!“, fragte sie erstaunt, als Alice mit dem Katana um sich wirbelte wie ein Tornado. Er kam zum Stehen, ohne zu taumeln. „Ich bin eben gut in Form.“ Gerade wollte er die nächste Übung ausführen, als er in seiner Bewegung erstarrte und in den Himmel blickte; seine Augen weit aufgerissen. Ino folgte seinem Blick sofort, als erstes fiel ihr die Sonne auf. Sie war sich absolut sicher, dass der Stern sich nicht von der Stelle rührte. „Alice …“ Er zischte leise, dass sie still sein sollte. Nervös drehte sie den Spiegel zwischen den Händen. „Alice, die Sonne.“ „Nicht jetzt!“ Er lief los, sprang auf eine Motorhaube und stieg auf das Dach des Toyota. Ino folgte ihm und sah mit gerunzelter Stirn in die Ferne. Ja, ein paar Verwandelte trotteten über die Straßen, denen waren sie spielend ausgewichen. Was also gab es zu sehen? Und dann sah Ino es. Der Himmel im Westen färbte sich tiefschwarz, und die Schwärze breitete sich aus und brannte sich in die Wolken. Finsternis strömte über das Himmelszelt, als verbreite sich Tinte im Wasser. Ino sah entsetzt zu Alice, der bereits vom Auto heruntersprang und losstürmte. „Renn, renn, renn, nicht schauen!“, schrie er und seine Füße flogen förmlich über den Asphalt. Ino stürzte ihm nach einigen Sekunden der Verwirrung hinterher und sah über ihre Schulter. Die Dunkelheit kam näher, strömte wie eine Flutwelle auf sie zu. „Was ist das!“ „Ich hab dir doch gesagt, dass du es nicht ansehen sollst!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)