Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 28: Bauchgefühl ----------------------- Zurück in der großen Höhle ist die Stimmung noch gedrückter wie vorher. Chief sieht mich kurz fragend an und scheint sich zu wundern, dass es mir plötzlich besser geht, sagt aber nichts. Dafür sieht Scharte inzwischen aus, als würde er in Tränen ausbrechen wollen. Er sieht immer wieder zwischen Schnuff und mir hin und her und seine Augen werden feucht. Mir bricht es fast das Herz ihn so zu sehen. Egal wie sehr wir alle wissen, dass es so richtig ist, es ist trotzdem schwer. Ich muss unwillkürlich an Chilli denken. „Hey ihr Fellnasen!“, tönt es plötzlich fröhlich, und passt damit so überhaupt nicht zur allgemeinen Stimmung. Wir drehen uns alle in die Richtung aus der die Stimme kommt und sehen Leon grinsend auf uns zu kommen. Direkt hinter ihm schreitet sehr würdevoll Leonore. „Guten Morgen“, grüßen wir fast zeitgleich die beiden Blitza mit ähnlichem gedrückten Ton; außer Chilli natürlich. „Na, du halbe Portion, freust du dich schon auf deine Zeremonie?“, fragt Leon meinen Bruder. „Zeremonie?“ Scharte sieht erst verdutzt aus, doch langsam schleicht sich ein Funkeln in seine Augen. „Klar!“, gibt das Blitza enthusiastisch von sich. „Wir müssen dich doch ordentlich in unseren Reihen willkommen heißen!“ „Oh“, stellen meine Brüder und ich zeitgleich fest. „Muss ich da irgendwas machen?“, fragt Scharte etwas unsicher. „Nein“, beruhigt ihn Leonore. „Es wird eine schöne Feier. Wir werden dich vor Beginn zu uns holen und dich hübsch mach.“ Ich muss unwillkürlich lächeln. Ich finde es schön, dass Scharte eine „Einweihungsfeier“ bekommt. So fühlt sich das ganze irgendwie besser und richtig offiziell an und nicht nur so „er bleibt hier und ist halt einfach da“. „Cool“, haucht mein Bruder ganz begeistert. „Was passiert da?“, fragt er Leon. Das Blitza grinst breit und öffnet den Mund, hält aber inne, als es den mahnenden Blick seiner Mutter im Nacken spürt. Er zwinkert meinem Bruder zu und schmunzelt. „Das ist eine Überraschung!“ Scharte ist offensichtlich froh über die Ablenkung von der schwierigen Situation und selbst Schnuff taut auf und zeigt reges Interesse. Zusammen versuchen sie etwas aus Leon heraus zu bekommen, während Chilli lächelnd daneben sitzt. Ich vermute mal ihre Freude rührt nicht von der Zeremonie her. „Ich müsste mit dir sprechen.“ Nanu? Ich sehe zu Leonore die sich an Chief gewendet hat. Aufmerksam mustere ich das Flamara und werde das Gefühl nicht los, dass er überrascht ist wegen dem scheinbaren Redebedarf der älteren Dame. Die beiden verlassen wortlos unsere illustre Runde. Irgendwas stimmt da nicht. Ich habe ein ganz merkwürdiges Gefühl bei der Sache. „Wir können zu den anderen Evoli in der Zwischenzeit gehen“, schlägt Chilli vor. „Au ja!“, freut sich Scharte. „Cleo und die anderen werden bestimmt auch da sein!“ Schnuff ist wenig begeistert von dem Vorschlag. „Ist das wieder Training?“, fragt er argwöhnisch. „Nein“, lacht Leon. „Auch wenn es schwer vorstellbar scheint; wir trainieren nicht ständig.“ Er stupst meine Bruder spielerisch. Cleo? Och nöööö. Der Gedanke behagt mir überhaupt nicht. Ich war doch nicht extra bei Josie um mir meine Stimmung von Leons Nichte wieder vermiesen zu lassen. Außerdem … Ich drehe mich um und sehe den beiden Clanoberhäuptern hinterher. Ja, ich würde gern noch Zeit mit Scharte verbringen, aber er ist nicht aus der Welt nach Heute. Aber das, was auch immer Leonore von Chief will, wird nur jetzt besprochen. Und mein Bauch sagt mir, dass es irgendwas Wichtiges ist. „Kleines?“, spricht mich Chilli an. Ich sehe sie an. Mist, ich muss mir etwas einfallen lassen um mich wegzuschleichen. „Komme“, sage ich und laufe den anderen hinterher. Chilli und Leon sind miteinander beschäftigt, Scharte freut sich darauf Cleo zu sehen; also ist die Chance, dass die mitbekommen, dass ich mich wegschleiche eher gering. Aber Schnuff sieht immer wieder zu mir, das wird ein Problem werden. „Schnuff?“ Ich bleibe stehen und warte das er zu mir kommt. Wie erwartet läuft der Rest einfach weiter. Gut so. „Hör mal, ich muss kurz weg“, erkläre ich. „Aber …“, stottert er. „Ich beeile mich“, verspreche ich. „Ich will doch nicht die Zeremonie unseres Angsthasen verpassen.“ Ich grinse so überzeugend wie ich kann. Schnuff wirkt unsicher, gibt sich aber schnell geschlagen. „,Okay“, nuschelt er und geht den anderen hinterher, sieht sich aber nochmal kurz nach mir um. Ich warte keine Sekunde, mache kehrt und eile Leonore und Chief nach. Tatsächlich scheinen die Evoli heute ihren freien Tag zu genießen; irgendwo, aber nicht hier. Überall sind ausschließlich Blitza unterwegs. Als braunes Knäuel zwischen dem ganzen Gelb bin ich auffällig wie ein bunter Hund. Mist! Ich ducken mich hinter einigen Felsen weg und versuche über Nebenstrecken den beiden auf den Fersen zu bleiben, ohne, dass sie mich bemerken. Sie halten etwas abseits an und ich pirsche mich so nah wie möglich ran. „… deutlich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben“, sagt Leonore. „Ich stimme dir zu“, gibt Chief entspannt von sich. „Wir hatten noch nie ein Blitza in unserem Clan, das nicht aus tiefstem Herzen eins sein wollte; Scharte wird da keine Ausnahme werden.“ Das Blitza lächelt wohlwollend. „Nun zu der anderen Entscheidung die getroffen wurde“, wechselt sie das Thema, „Aber vorher …“ Ihr Blick wendet sich von Chief ab und geht … Zu mir?! Ich mache mich schlagartig noch etwas flacher, trotz fieser Schmerzen in der Seite. Nein, bitte nicht! Wenn die beiden mich bemerkt haben, dann bin ich so was von fällig. Chief sieht über seine Schulter, ebenfalls in meine Richtung, und nickt. „Du kannst rauskommen, Charly.“ Mir ploppen beinahe die Augen aus dem Kopf. Ich weiß auch gerade nicht, was mich mehr verstört, dass die beiden wissen das ich da bin, oder das Chief mich Charly genannt hat. Mir rutscht das Herz in meine nicht vorhandene Hose und ich schleiche mit gesenktem Kopf aus meinem Versteck. Bestimmt bekomme ich den Ärger meines Lebens. Angekommen traue ich kaum den Blick zu heben und mache mich instinktiv ganz klein. Ich könnte mich entschuldigen, aber das wäre irgendwie albern, da ich sie ja nicht „ausversehen“ verfolgt habe, sondern mit voller Absicht. Allerdings sehe ich abrupt auf, als ich Leonore amüsiert lachen höre. „Du hättest auch toll in den Psiana-Clan gepasst“, witzelt sie, „Das sind auch alles so neugierige Alleswisser.“ „Das kann man nicht abstreiten“, stimmt Chief mit einem leichten Seufzen zu. „Wir haben gute Neuigkeiten für dich“, erklärt Leonore. Huh? Was ist denn jetzt los. Ich sehe das Blitza verwirrt an und dann zu Chief, dessen Gesicht zu strahlen anfängt. Was zum Teufel …? Das Oberhaupt des Blitza-Clans wendet sich dem Flamara zu und verkündet: „Sam hat sich entschieden.“ Chief strahlt gleich noch etwas mehr. „Das freut mich.“ Ich brauche kurz, bis ich all die kryptischen Informationen zusammengesetzt bekomme. Wir lassen Scharte hier und … und ... bekommen … als Ausgleich … Nein! NEIN! Völlig entsetzt sehe ich zwischen den beiden hin und her. Ich merke, dass mir völlig die Mimik entgleitet und man mir mein Entsetzen wahrscheinlich recht deutlich ansehen dürfte. „Sam kommt mit uns?“, frage ich abgehackt. Ein wenig verdattert nicken die Clanoberhäupter. Sam? Sam?! Nein! Doch nicht Sam! Was habe ich verbrochen, dass ich damit gestraft werde?! Chief räuspert sich, keine Ahnung ob er damit versucht mich dazu zubringen mich zusammen zu nehmen, oder ob es eine Entschuldigung Leonore gegenüber sein soll; mir auch egal. Ich bereue zu tiefst, dass ich wieder in dieser Welt bin im Moment. Womit habe ich das verdient? „Das war es eigentlich auch schon“, erklärt Leonore hörbar verdattert. „Gut, du solltest nun zu deinen Brüdern“, spricht Chief mich an und deutet mit dem Kopf, dass ich verschwinden soll. Ich gehe, beinahe mechanisch setzte ich einen Fuß vor den anderen. Mir ist schlecht, gut das ich kein Frühstück hatte. Von allen Evoli, die hier herum laufen, musste es ausgerechnet Sam sein? Ausgerechnet der, der da diesen empfindsamen Nerv trifft bei mir? Plötzlich kommt Sorge in mir hoch. Ich bin ein Evoli, ein „Tier“, um es mal in einen Vergleich zu setzen; unterliege ich irgendwelchen spezifischen Instinkten? Bitte nicht! Ich werde durchdrehen, wenn sich herausstellt das so etwas wie eine Paarungszeit gibt und ich dann dem Hormonhaushalt meines Pokémon-Körpers unterworfen bin. Bereits jetzt habe ich den merkwürdigen Eindruck, dass die Sache mit Sam irgendwie meinem Jungtier-Dasein geschuldet ist. Außerdem würde das erklären, warum meine Brüder und ich keinen Vater haben. Und ich auch sonst lediglich Verliebte, aber nie komplette Familien sehe … Wie sieht die Struktur in den Clans diesbezüglich überhaupt aus? Ab wann ist man als Evoli überhaupt fortpflanzungsfähig? Sollte ich wirklich darüber nachdenken? Ich komme am Trainingsgebiet an, wo tatsächlich nicht trainiert wird heute. Evoli tollen herum und spielen. Es ist ein hübsches und friedliches Bild; interessiert mich aber einen Scheiß. Ich bin … wütend? Frustriert? Irgendwie eher beleidigt, auch wenn das keinen Sinn macht und völlig daneben ist. Sind das die Hormone? Bin ich in der Poké-Pubertät oder was ist hier los? Mein Blick schweift umher. Scharte ist, natürlich, bei Cleo, Chilli und Leon sitzen abseits und schäkern. Toll … genau das, was ich jetzt sehen will: turtelnde Verliebte. Schnuff fällt in mein Blickfeld und ich muss lächeln, aber nur, bis ich sehe wer bei ihm ist: Sam. Himmel, kann der nicht woanders sein? Nein, er muss ausgerechnet bei Schnuff sein und ihn so freundlich-frech angrinsen und so nett zu ihm sein … Moment! Ist das womöglich der Auslöser für diesen ganzen Zinnober meinerseits? Er ist nett, freundlich und zuvorkommend Schnuff gegenüber. Schnuff, der kleine zarte Schnuff, der mehr Welpe ist wie alle anderen, eher ein kleiner Bruder wie ein gleichaltriger … Habe ich Muttergefühle für ihn? Vielleicht. Wenn es meinen Mann nicht geben würde und ich würde erleben wie ein Mann mit meinem Sohn so umgehen würde, wie Sam mit Schnuff, würde mich das schon ansprechen … Oder ich denke völlig schief und meine Poké-Hirn denkt sich einfach: „Oh, schau, ein fürsorgliches Männchen, dass könnte doch ein toller Papa werden.“ „Schwester!“, ruft es mich fröhlich. Warum?! Ich sacke in mich zusammen. Jetzt muss ich darüber und … moah, nein. Ich will nicht! Muss ich auch nicht, wie ich im nächsten Moment merke. Schnuff ist auf dem Weg zu mir, mit Sam im Schlepptau. Ganz toll … Hosted by Animexx e.V. 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