Happyness of a little Star von KiraNear ================================================================================ Kapitel 1: Licht im Nebel ------------------------- "Nun, ich brauche noch einen Augenblick, es ist gerade nicht sehr einfach, die Zukunft zu befragen und herauszufinden, was sich hinter dem Schleier verbirgt." Geduldig sahen die drei Quarz Soldatinnen die kleine Sapphire an, keine von ihnen würde auf die Idee kommen, die kleine Gemdame zu bedrängen oder gar zu einem schnelleren Tempo zu zwingen. Sie wussten, wie schwer sie sich mit den Zukunftsblicken tat und je mehr Zeit verstrich, desto schwerer fiel es ihr. Doch sie waren alleine, weder ließ sich Black Diamond, noch seine Pearl blicken und so konnten sich alle anwesenden Gems die Zeit nehmen, die sie wollten und brauchten. Erneut die Hände zu schmerzhaften Fäusten geballt, versuchte Blue in die Zukunft zu blicken, jedoch war sie bereits nach der ersten Mine wieder daran gescheitert. Hatte sie noch bei der Mine "A38" erkennen können, dass sich die Bitumitium-Vorkommen dort erst in einem halben Jahr wieder erholt haben würden, bis zu dem gewissen Level, welches sie zum Abbau benötigen würden. Doch bei "A39" konnte sie bereits nichts mehr sehen. So sehr sie sich anstrengte, es gelang ihr wieder nicht, durch den unklaren Nebelsee hindurchzugehen. Die Hände in ihrem Kleid verkrampft, verlor Blue immer mehr und mehr ihrer wichtigen Konzentration, bis es ihr gar nicht gelang, sich auf den Zukunftstrang hinter dem Nebel zu fokussieren. Da spürte sie eine große, mächtige Hand auf ihrer Schulter. "Mach dir da keinen Stress, der Boss ist nicht hier und seine Anhängerschaft auch nicht", sagte Ocean Jasper und versuchte dabei, die kleine Gemdame vor ihr zu ermutigen. Sie alle wussten, was der Sapphire blühen würde, sollte sie nicht bald die Kurve bekommen und wieder zu alten Kräften zurückfinden können. Angewidert auf die Perspektive schüttelte Ocean den Kopf. "Nun, Ihr könnt auch erstmal versuchen, Euch nochmal zu entspannen und es dann noch einmal zu versuchen", fügte Goldstone hinzu. "Es bringt nichts, wenn Ihr Euch all zu sehr anstrengt. Außerdem war die letzte Fuhre erst vor zwei Wochen, und solange wir am Ende unsere Arbeit erledigen, spielt es doch keine Rolle, ob wir nun einen Tag länger oder weniger dafür brauchen, meint Ihr nicht auch?" Blue nickte, wenn auch nicht sonderlich von der Aussage überzeugt. Was, wenn sie nur gerade dabei beobachtet wurden, wie sie im Moment nicht ihren Pflichten nachgingen, sondern zusammen entspannten? Doch da hatte Goldstone bereits ihre Hand genommen und sie sachte zu sich gezogen. Kaum hatte Blue begriffen, wie ihr geschah, saß sie bereits auf dem Schoß der mächtigen Quarz Kriegerin, welche der Sapphire sachte über den Kopf streichelte. "Wir alle wissen, was Ihr durchmacht und wir haben vollstes Verständnis dafür, glaubt mir. Denn würde einer von uns das gleiche passieren ..." Betretenes Schweigen machte die Runde. Sie alle sahen zu Boden, niemand wollte das Aussprechen, was so bedeutungsschwer im Raum hing. Die schlimmste Strafe, die ein Gem in ihrem gesamten Leben erhalten konnte: Das Zerschmettern des Gemsteins, der Grundlage ihrer körperlichen und allgemeinen Existenz in diesem Universum. Blue schloss die Augen, genoss die vorsichtigen Streicheleinheiten ihrer Kollegin und überlegte gar, ob sie diese dazu anregen sollte, die Bewegungen auf ihrem Kopf etwas zu intensivieren, ließ es jedoch nach ein paar Sekunden Überlegungszeit bleiben. Sie wusste nicht, wie lange Goldstone sie auf diese Art verwöhnte und besänftigte, doch für eine Gem wie sie spielte Zeit an sich keine Rolle. "Geht es Euch nun besser, Miss Sapphire?", fragte Goldstone vorsichtig nach und Blue nickte stumm. So gut wie im Augenblick hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt und auch wenn es nicht für lange Zeit war, hatte sie die Zeit genossen. Hatte an nichts gedacht, sich an nichts erinnert und ihren Kopf so leer gehalten wie es ihr möglich war. Nun kehrten der Schmerz, die Lücke im Herzen, die bitteren Erinnerungen zurück und hielten sie fest in ihrem Griff. Doch da sie sich nichts davon anmerken lassen wollte, lächelte sie ihre Kolleginnen an. Dass sie ihnen dabei nur etwas vorspielte, dass ihr alles andere als nach Lächeln zumute war, wollte sie die Quarz Soldatinnen nicht wissen lassen. Lediglich Lemon Quartz hatte ein kurzes Zucken um die blauen Lippen, als sie Blues Lächeln sah, bemerkt, zog es aber wie üblich vor zu schweigen.   "Nun, Miss Sapphire, wenn es Euch nun wieder besser geht, wollt Ihr es dann noch einmal mit eurem Zukunftsblick versuchen? Ich bin mir sicher, dass es Euch nun viel besser und einfacher gelingen wird", sagte Goldstone in einem derartig optimistischen Ton, dass Blue für eine kurze Zeit das Gefühl hatte, tatsächlich ihrem angeborenen Handwerk problemlos nachgehen zu können. Mit einer kleinen Handbewegung half ihr Goldstone auf die Beine, ließ dabei jedoch nicht ihre Hand los. Keine Sekunde zu früh, denn kaum hatte sich Blue ihr Kleid zurechtgerafft, erschien Black Diamonds Pearl am Rand des Tals. "Ah, wie ich sehe, habt ihr euch an eure Arbeit begeben. Wurde aber auch Zeit, mein Diamond möchte Ergebnisse sehen, am besten natürlich nur gute", erwiderte sie und sprang zu ihnen ins Tal hinab. Unter anderen Umständen hätte man die Lochansammlung, in welcher sich die fünf Gems befanden, anders benannt. Doch für Blood Pearl stand es außer Frage, dass es sich dabei um "Täler" handeln würde; ein weiterer Punkt, in welchem es keiner von Black Diamonds restlichem Gefolge wagen würde ihr zu widersprechen. "Nun, wie weit seid ihr mit eurer aktuellen Aufgabe?", fragte sie und spielte mit dem spitzen Ende der Haartolle, welche ihr weit übers Ohr fiel. Sie machte dabei den Eindruck eines Gems, dass für ausschweifende Antworten keine Zeit finden wollte und konnte, weshalb Lemon das Sprechen für ihre beiden Freundinnen und Kolleginnen übernahm. "Nun, Pearl, wir sind gerade dabei, die einzelnen Löcher mithilfe von Miss Sapphire zu untersuchen, bei welcher Mine wir nun als nächstes schürfen können oder nicht." "Das erfordert nun mal viel Zeit und ...,", mischte sich Goldstone ein, doch Pearl hob die Hand, um die Quartzdame zum Schweigen zu bringen. "Ich weiß, ich weiß, es braucht sehr viel Zeit, bis Sapphire ihre Visionen richtig deuten und euch mitteilen kann, das weiß ich doch alles. Wer glaubt ihr, kümmert sich um die Protokolle, die technischen Anforderungen und um den Kontakt mit den Lieferschiffen? Richtig, das mache alles ich und das nur, weil eine dumme, kleine Peridot meinte, sich daneben benehmen zu müssen. Jetzt muss ich ihre Arbeit auch noch übernehmen, als hätte ich vorher nicht bereits genug zu tun gehabt." Sie seufzte theatralisch, machte sich ein paar kurze Notizen, bevor sie Block und Stift wieder auf die gleiche Art und Weise in ihrem Gemstone verschwinden ließ, wie sie sie bereits vor wenigen Minuten hinausbeschworen hatte. "Gut, dann würde ich sagen, keine Müdigkeit vorschützen, Black Diamond möchte in Kürze mindestens zehn Kilo sehen, das dürfte ja nicht zu viel verlangt sein, oder?" Ihr abschätzender Blick schweifte über die Runde, blieb kurzzeitig bei Sapphire hängen, bevor sie sich wieder die Quarz Soldatinnen ansah. "Nun denn, ich denke, ich habe mich klar genug ausgedrückt. Das war es dann nun, an die Arbeit, Gems", sagte sie, klatschte in die Hände und verließ das Tal genauso schnell wie sie es betreten hatte. Kaum war sie außer Hör- und Sehweite, atmeten die anderen Gems auf. Ocean ballte nun die Hände zu Fäusten, Lemon schüttelte den Kopf und Goldstone hielt weiterhin die kleine Hand der Sapphire fest. "Lass sie nur reden, das olle Geröll", murmelte Lemon vor sich hin. "Was denkt dir eigentlich, wer die ist?", begann Ocean sich zu beschweren. "Nur, weil sie die Pearl eines Diamonds ist, muss sie sich nicht gleich aufspielen, als hätte sie gleich mehrere Ränge nach oben übersprungen. Sie hat einfach nur Glück. Normal sind Pearls wie sie recht schnell weg vom Fenster, die meisten Besitzer lassen sich nichts sagen oder mögen es nicht, wenn Pearls so über ihre Befugnisse gehen." Sie verschränkte die Arme und ließ´sich auf die Erde neben ihren Freunden fallen. "Aber mal im Ernst, wie sie schon wieder über die arme Peridot geredet hat. Als wäre ihr Schicksal schon nicht tragisch genug gewesen. Dann sollen sie eben eine neue Peridot beschäftigen, wenn es Pearl so sehr stört, dass sie ihre Aufgaben auch mit übernommen hat ... ach, ich sollte nicht zu viel darüber nachdenken, sonst werde ich wieder nur wütend und dann arbeite ich schlechter", sagte sie, stieß sich vom Boden ab und entfernte sich ebenfalls von der kleinen Gruppe. Die drei Freunde sahen ihr kurz nach, bis sie Ocean Jasper ebenfalls nicht mehr sehen konnten. "Sie wird zurückkommen, da bin ich mir sicher", sagte Goldstone und drückte Blues Hand aufmunternd. "Sie wird vermutlich zum See hinter "Tal 30" gehen, dort habe ich sie schon öfters gesehen, wenn sie wütend war oder einfach nur Zeit für sich benötigt hat. In der Nähe von Wasser fühlt sie sich offensichtlich am Wohlsten", meinte Goldstone anschließend. Blue sah immer noch an die Stelle, an welcher sich wenige Minuten zuvor Ocean noch auf die Erde niedergelassen hatte. Sie wusste, dass Ocean mit ihrer direkten Art oft den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, doch sie hätte im Gegensatz zu der Jasper nie den Mut gefunden, es derartig offen auszusprechen. Auch war sie den dreien dankbar, dass sie wieder einmal geschlossen hinter ihr standen und Pearl nichts von den Problemen berichtete, die sie seit fast 200 Jahren mit sich herumtrug. Die sie seit jenem Tag nahezu täglich verfolgten und quälten.   Sie warteten noch eine Weile, bis Ocean Jasper sich wieder zu ihnen gesellte, dann schritt Blue erneut zur Öffnung der Mine mit der Nummer A49, schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Dieses Mal zeichnete sich keiner angestrengter Muskel in ihrem Gesicht hab, ihre Hände blieben locker und auch ihr Auge blickte nicht hektisch hinter dem geschlossenen Augenlid hin und her. Zwar fühlte sie sich immer noch nicht zu 100% fit, dennoch wollte sie ihre Kolleginnen weder weiter im Weg stehen, noch sie in Schwierigkeiten bringen. Hatten sie doch gerade für sie bei Pearl den Kopf in die Schlinge gehalten, als wären sie arbeitstätiger, als sie eigentlich waren. Wieder tat sich der Nebel vor ihrem inneren Auge auf, doch dieses Mal fiel es ihr leichter, ein Loch in den Nebel zu stoßen und ihn aufzureißen. Kaum spürte sie Goldstones Hand ein weiteres Mal auf ihrer kleinen Schulter, fiel ihr der Blick in die Zukunft sogar noch besser als wenige Sekunden zuvor. Eine Unterstützung, die sie von Pearl oder gar von Black Diamond selbst in weiteren 200 Jahren nicht erhalten würde. Sie blickte tief in die Mine hinein, betrachtete dabei einen Zeitraum, welcher sich drei Monate in der Zukunft befand, doch zu der Zeit war das Bitumitium-Vorkommen bereits restlos aufgebraucht, nur ein kleiner Rest war zu sehen. Ein kleiner Rest, der ganz danach aussah, als wäre das Gem-Gestein bereits wieder dabei sich zu erholen und neu zu bilden. So ging sie wochenweise die Zeit in ihrer Zukunftsvision wieder zurück, schließlich entdeckte sie nach längerem Suchen den idealen Zeitpunkt, an welchem die Bitumitium-Quellen ihre Optimalmenge erreicht hatten. Erleichtert öffnete sie die Augen. Es war eine erstaunliche Menge, die ihr verriet, dass ihre Kolleginnen für die nächsten zwei bis Tage erstmal nicht auf ihre Zukunftsvisionen mehr angewiesen sein würden. Zumindest, was die Vorhersagen bezüglich der Minen betraf. "In dieser Mine könnt ihr ab morgen das Gestein sichern, aber ich würde euch raten, es bereits heute zu beginnen, da heute die optimale Erntemenge erreicht wurde und die Quelle sich sonst nicht weiter füllen wird", begann sie zu erklären. Sie alle wussten, welch Launen die Steine und Materialien auf diesem Planet an dem Tag legten, denn so praktisch sie für die Herstellung von Gemsteinen und technischen Hilfsmitteln waren, so unregelmäßig füllten sich auch die Minen erneut wieder auf. Die einen brauchten lediglich Wochen, andere dagegen Monate oder gar Jahre, im seltensten Fall. Dass sie dafür auf die Hilfe einer freundlichen Sapphire bauen konnten, erleichterte den drei Quarz Soldatinnen den Arbeitsalltag erheblich. "Vielen lieben Dank, werte Miss Sapphire", sagte Goldstone und verneigte sich ein wenig vor ihr. "Ja, vielen Dank, war echt nett, so wie immer", fügte Ocean Jasper hinzu. Lemon Quartz nickte nur. Doch Blue schüttelte ab. "Ich tue doch nur wie ihr alle hier meine Pflicht, das ist alles. Und wenn ihr mich nun entschuldigt, nach der Ausübung meiner Pflicht verlangt Black Diamond mein persönliches Erscheinen bei ihm", sagte sie und machte einen kleinen, höflichen Knicks mit ihrem Kleid. Mitleidige Blicke wurden unter den Quarzen ausgetauscht, sie alle betrachten und bedauerten die kleine Sapphire, die nun zu ihrem strengen und herrischen Meister gehen musste. Kaum hatte sie das ausgesprochen, erschien Black Diamonds Pearl ein weiteres Mal, mit strenger Miene sah sie Blue an und deutete ihr mit einem kurzen Kopfnicken an, ihr zu ihrem Herren zu folgen. "Ihr werdet das schon schaffen", sagte Goldstone, drückte noch einmal kurz Blues Hände, bevor sie den beiden anderen in die Mine hineinfolgte. Begleitet von diversen kleinen, runden Lichtquellen, welche an den Wänden der Mine angebracht waren, gingen sie tiefer und tiefer in die Höhle hinein, bis Blue sie nicht mehr sehen konnte. Dann stieg sie die verwinkelte Treppe hinauf und machte sich mit Pearl auf den Weg zu Black Diamonds Palast. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)