Between Love and Friendship von KatieBell (Zwischen Liebe und Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 05 - Verantwortung -------------------------- „Sorry, ich hab nicht aufgeräumt. Ist ziemlich klein und ich hatte heute nicht mehr mit Besuch gerechnet.“, sagte Anna und schien leicht nervös zu sein, als sie ihren Haustürschlüssel aus ihrer Tasche herausholte. Was nicht verwunderlich war. Wie hätte sie ahnen können, dass zwei Frauen in der Bar auftauchen, in dem sie arbeitete und sie um ein Gespräch baten. Lena hatte dafür vollstes Verständnis gehabt, wenn sie das Gespräch auf den nächsten Tag verschoben hätten. „Wir können auch morgen Mittag nochmal hier her kommen, wenn es dir da lieber ist.“, sagte Maya. „Nein, nein. Ist schon okay. Ich muss euch da etwas zu sagen, was nicht aufzuschieben ist.“, erwiderte sie hingegen. Lena dachte schon die ganze Zeit darüber nach, was Anna ihnen jetzt wohl erzählen würde. Immerhin wussten beide, dass sie eine Beziehung mit Schneider hatte. Und das knapp über zwei Jahre, heimlich. Was wollte sie also noch erzählen? Maya und Lena traten in die kleine Wohnung ein. Sie war wirklich recht klein. Reichte gerade so aus für eine Person. Ein kurzer Flur, rechts eine kleine Küchennische, links kleines Bad, mit nur einem Waschbecken und Toilette. „Einfach geradeaus. Da ist das Wohnzimmer.“, sagte Anna hinter ihnen, um die Haustür zu schließen. Lena und ihre Freundin folgten den Anweisungen und kamen links an einer weiteren Tür vorbei. Offenbar Schlafzimmer. Lena schaute nicht hinein, da die Tür eh geschlossen war. Daher traten sie am Ende des Flures ins Wohnzimmer ein. Es war klein und überschaubar. Eine kleine Couch, ein kleiner Beistelltisch aus Holz, ein paar Schränke, ein kleiner Fernseher und einen kleinen Sitzsack. - Der wohl einzige Luxusartikel hier in der Wohnung. Wirklich nichts berauschendes. Sie hatte offenbar nicht viel Geld. „Setz euch ruhig. Möchtet ihr... ein Glas Wasser? Ich hab leider nichts anderes da.“, fragte die Schwarzhaarige nach, doch beide verneinten, „Okay. Gut. Ehm...“, kam es verunsichert von ihr, „Wo soll ich bloß anfangen?!“, fragte sie sich und setzte sich auf den Sitzsack, während die Mädels sich auf die Couch niederließen. „Also, eigentlich haben wir dich ja aufgesucht, weil wir dir etwas erzählen wollten.“, fing Maya an. „Ja. Also ich wusste wirklich nicht, dass Karl-Heinz eine Freundin hatte. Das musst du mir glauben.“, sagte sie und sah dabei Lena fest in die Augen, „Er kam irgendwann in die Bar und wir kamen ins Gespräch. Natürlich wusste ich, wer er war. Aber das sind so viele Personen, die einen recht ansehnlichen Namen haben, die dort verkehren. Ich hab mir dabei nichts gedacht.“ „Ist schon gut. Ich glaube dir.“, sagte die Blonde aufrichtig, „Wir, oder besser gesagt, ich wollte dass du das weißt. Er... war vor unserer Beziehung ein richtiger Draufgänger. Hatte vorher nie Beziehungen.“ „Du warst seine Erste?“ „Also, Erste in Beziehungen. Glaub nicht dran, dass er... na du weißt schon. Er ist ein ziemlicher Weiberheld, wenn man das mal so sagen darf.“, sagte Lena und klang dabei sehr abfällig, „Ich dachte, dass wäre Geschichte gewesen, als wir zusammen kamen.“ „Und du hast dich getäuscht. Ich hab's dir aber auch immer wieder gesagt, dass er nicht der Engel ist.“, kam von Maya dieser Zwischenkommentar. „Wie dem auch sei. Anna,...“, begann Lena und sah der Schwarzhaarigen in die Augen, „Ist dir nie aufgefallen, dass er sich merkwürdig verhielt oder so? Immerhin hat er uns beiden eine heile Beziehung vorgegaukelt.“ „Nein. Ich wusste ja, dass er in Hamburg beim FC Grünwald spielt. Also war es für mich ganz normal, dass er Wochenlang nicht in München war. Wir haben uns alle.. zwei bis drei Wochen gesehen. Zu Unterschiedlichen Wochentagen.“ „Aber die Zeitung schrieb doch jede Menge Zeug über euch.“, warf Maya ein und sah erst zu Lena und dann zu Anna, „Hast du da nie etwas mitbekommen?“ „Ehrlich gesagt. Nein. Ich hab weder eine Zeitung abonniert und wenn, dann ist es nur die kostenlose Mittwochs, aber selbst da schaue ich nicht rein. Ich hab nicht so viel Zeit in Zeitungen zu blättern. Ich hab eine 6 Tageswoche, 40 Stunden. Meistens bin ich einfach nur arbeiten, essen, trinken und schlafen, das war's.“, erklärte Anna, „Vielleicht hätte ich einfach mal reinschauen sollen. Dann wäre mir viel Ärger erspart geblieben.“, seufzte sie. „Ärger?“, fragte Lena vorsichtig nach. „Es ist einerseits gut, dass ihr her gekommen seid. Aber ihr weht ziemlich viel Staub wieder auf. Ich wollte die Sache eigentlich vergessen und nach vorne blicken. Aber... jetzt da ich es weiß und... ich hab die Sache einfach so verdrängt.“, sagte die junge Frau und legte ihre Hände ins Gesicht. Lenas Blick wurde traurig aus irgendeinem Grund. Anna sah richtig verzweifelt aus und ausgelaugt. „Ich versteh irgendwie nur Bahnhof. Okay, er hat sich getrennt. Da sollte man einfach nach vorne schauen und die ganze Scheiße vergessen. Das geht im übrigen auch an dich Lena.“, sagte Maya. „Vergessen kann ich es aber nicht.“, sagte Anna und stand vom Sitzsack auf, „Sekunde, ich hole kurz etwas.“, sagte sie und verschwand schnell aus dem Raum. Lena sah ihr kurz hinterher und sah gerade so, dass sie ins Schlafzimmer ging. „Was hat sie vor?“, flüsterte Maya verwirrt. „Keine Ahnung.“, kam es von ihr ebenso leise zurück. Man hörte eine Schublade oder ähnliches aufgehen, etwas Geraschel und später wieder das Schließen eines Faches. Die Schlafzimmertür ging zu und Anna stand wieder im Raum. „Ich mache es einfach kurz und schmerzlos. Hier.“, sagte sie und hielt Lena eine Art „Stift“ entgegen? „Was ist-“, wollte sie zuerst fragen, doch Anna schob es ihr förmlich in die Hand, „Du meine Güte! Du bist schwanger?!“, posaunte sie entsetzt heraus. „Zeig her!“, sagte Maya auffordernd und Lena gab ihr den Streifen eher in Trance weiter. „Wirklich?“, fragte Lena und sie stand kurz vorm Zusammenbruch. Das Karl sie betrog. Eine Sache. Das er sie mehrmals betrog. Zweite Sache. Dass er eine zweijährige Beziehung führte mit einer anderen Frau. Dritte Sache. Aber... dass er jetzt auch noch mit einer anderen Frau ein Kind gezeugt hatte. Das war zu viel für sie... Hatte sie sich wirklich so gravierend in ihm getäuscht? Wieso hatte sie damals nicht auf Maya gehört. Oder auf die vielen Anzeichen. Wieso hatte sie nur um dieses Arschloch auch noch gekämpft, als praktisch jeder gegen diese Beziehung war? Tja, sie musste damit ja auf die Nase fliegen... „Ich hätte dir den Test nicht zeigen sollen. Es tut mir leid, es tut mir so unendlich leid.“, sagte Anna verzweifelt und nahm den Schwangerschaftstest wieder an sich. „N-nein. Alles gut. Ich bin durch mit ihm. Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, richtig?“, versuchte Lena gefasst zu wirken, was ihr mehr schlecht als gut gelang, „Wie lange bist du schon schwanger?“ „Zwei Monate ungefähr.“ „Habt ihr nicht verhütet?“, fragte Maya weiter. „Doch. Eigentlich. Also, ich vertrag die Pille leider nicht, deswegen benutze ich die Monatsspritze. Aber laut Ausrechnung der Zeugung, muss das wohl in dem Monat passiert sein, als ich mir die Spritze nicht leisten konnte. Und... na ja...“, druckste sie herum. „Ihr hattet ungeschützten...“, Lena war nicht bereit es auszusprechen. „Er hat mich mehr dazu überredet. Und das da schon nichts passieren würde von einem, vielleicht auch zweimal. Im Nachhinein weiß ich, dass ich da ziemlich blauäugig gewesen bin. Jedenfalls kann ich es mir nicht anders erklären.“ „Er hat nicht gut drauf reagiert, oder?“, fragte Lena fast schon sicher. „Ganz und gar nicht. Ich hab's ihm vor zirka zwei Wochen gesagt. Er... war nicht nett. Ehrlich gesagt, hab ich ihn gar nicht so recht verstanden, wieso er daraus ein Drama machte. Ja wir sind jung und ich hab auch nicht die finanziellen Mitteln ein Kind zu ernähren. Aber...“, sagte sie gedankenverloren, „Er hat Dinge gesagt, die ergaben für mich irgendwie null Sinn.“ „Was für Sachen?“, fragte Maya wiederum. „Na ja, so Sachen wie 'Du darfst nicht schwanger sein. Das geht nicht.' Ich hab mit jeder Aussage gerechnet, so etwas wie 'Du kannst nicht schwanger sein' – das hört man auch immer in jeder Soap. Aber dieses 'darfst nicht, geht nicht.' das war mir doch schon etwas suspekt.“ „Ich versteh irgendwie nicht, auf was du hinaus willst.“, kam es von Maya. „Ich schon.“, sagte Lena bestätigend, „Natürlich, es macht Sinn. Überlegt doch mal!“, sagte Lena und sah zwischen Maya und Anna hin und her, „Wenn rauskommt das du schwanger von ihm bist, dann ist die Presse nicht weit und dann hätte ich es auf alle Fälle mitbekommen.“ „Das ergibt tatsächlich Sinn.“, gab Anna zu, „Nach deinen Erzählungen her, war ich... die heimliche Beziehung. Du die Öffentliche. Wir haben uns selten an öffentlichen Plätzen getroffen. Fast nie. Entweder bei mir zu Hause, oder in der Bar. Nur einmal waren wir in der Stadt. Das war... als er die Sache beendete.“, erläuterte sie. „Der Moment, den ich gesehen hatte.“, kam es von Maya, „Das Foto, dass ich dir geschickt hatte, Lena. Das muss von dem Tag gewesen sein.“ „Du hast ein Foto gemacht?“, fragte Anna überrascht. „Ja... ich hab Schneider gesehen mit einer anderen Frau. Also, so sah es aus meiner Sicht aus. Ich hab ein Foto gemacht, da... habt ihr euch gerade geküsst. Sehr eindeutig. Daher hat Lena es auch herausgefunden.“ „Verstehe.“ „Wieso hat er Schluss gemacht?“, fragte Lena ruhig. „Er wollte das Kind nicht.“, sagte Anna resigniert, „Er... wollte zuerst, dass ich abtreibe. Ich sagte ihm, dass ich es mir überlege und ich hab dem ganzen dann auch erst zugestimmt. Und als wir uns an dem besagten Tag trafen und er mit mir shoppen ging, da... ihr wisst gar nicht wie das ist, wenn man an Kindern vorbeiläuft, im Wissen, dass man auch eines unter dem eigenen Herzen trägt und zugleich weiß, dass man es abtreiben wird.“ „Du hast aber nicht abgetrieben? Also noch nicht.“, sagte die Blonde und sah zu Anna auf, die immer noch vor ihnen stand. „Nein. Und ich werde es auch nicht. Ich hab mich umentschieden und das ihm auch so gesagt.“ „Und daraufhin hat er Schluss gemacht, richtig?“ „Ja. Er ist einfach gegangen und kam bisher auch nicht wieder.“ „So ein Dreckskerl.“, spuckte Maya die Worte hinaus, „Wie ein großer Hengst, aber dann nicht zu seiner Verantwortung stehen. Männer...“ „Du weißt, dass du das Recht hast, ihn als Vater anzugeben.“, sagte Lena sehr gefasst, obwohl sie sich irgendwie komisch dabei fühlte. „Ich weiß. Ich werde es aber nicht machen.“ „Wieso nicht? Wenn er schon nicht die Eier hat zu dem Kind zu stehen, dann soll er wenigstens dafür zahlen!“, kam es wütend von Lenas Freundin. „Das Geld... ist mir nicht wichtig. Gut, ich hab nicht viel und mein Gehalt reicht gerade so aus für mich. Ich hab auch keine Angehörige mehr. Aber... ich möchte meinem zukünftigen Kind keine Presse vors Gesicht halten. Und mit Sicherheit würde er die Vaterschaft sicherlich anfechten lassen. Dafür habe ich keine Nerven.“ „Er kann sich aber nicht einfach so aus der Affäre ziehen! Wer Kinder in die Welt setzen kann, kann auch dafür geradestehen.“ „Da haben wir andere Ansichten, Maya.“ „Ich verstehe dich. Aber...“, begann Lena, „... du solltest es dir gut überlegen. Und auch wenn ich es nicht gerne sage. Was willst du später deiner Tochter, oder deinem Sohn erzählen? Wer ist sein Vater? Was macht er? Wieso ist er nicht bei mir? Ein Kind hat das Recht, seine Wurzeln zu erfahren. Egal, wie seine Eltern zueinander stehen.“ Anna seufzte. „Ich weiß. Ich... tu mich mit der Sache mega schwer. Aber du hast in den Punkten natürlich recht. Ich werde dem Kind seinen Vater auch nicht vorenthalten. Wenn er... wenn er dazu stehen würde. Dann hätte ich kein Problem damit. Ich muss ihn nicht als Vater eintragen lassen. Ich will sein Geld überhaupt nicht. Ich verlange auch keine heile Familie. Denn mit den Erkenntnissen, die ihr mir erzählt habt, will ich den Kerl eh nicht wieder. Aber für ihn... für sie... es soll schon sein Vater kennen. Mehr will ich eigentlich nicht.“ Als Lena zu Maya ins Auto stieg war sie völlig in Gedanken versunken. Sie war froh, dass ihre Freundin sie nicht in ein Gespräch verwickelte. Sie wollte nur noch ihre Ruhe. Heute hatte sie nochmal eine komplett andere Facette von Karl-Heinz Schneider entdeckt. Eine, die sie in Mark und Bein erschütterte. Sie hätte niemals gedacht, dass Karl sie so sehr hintergehen würde. Ein Kind. Ein unschuldiges Kind. Sie hatte Mitleid mit Anna, nach wie vor. Vielleicht hatte Lena ihr deswegen ihre Hilfe angeboten. Wenn der Zeitpunkt da war, dann wollte sie definitiv Karl zu Rede stellen und dafür sorgen, dass er seine Verantwortung übernahm. Das war er Anna schuldig und auch ihr... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)