Between Love and Friendship von KatieBell (Zwischen Liebe und Freundschaft) ================================================================================ Kapitel 04 - Racheplan ---------------------- Nervös wartete Lena auf ihre Freundin. Gestern waren sie noch in Hamburg, heute schon in München. Sie hatten den Tag über damit verbracht ihre Vorgehensweise durchzugehen und wollten gleich in die Stadt fahren, da das Abendgeschäft bald begann. Der Plan war gut. Sie wollten schauen, ob sie die Frau finden könnten, mit der Karl Lena zwei Jahre lang betrogen hatte. Sie wollte zumindest eine Genugtuung und der Dame stecken, dass es da noch andere gab. Was sie schlussendlich aus dieser Information machen würde, war nicht ihre Sache. Sie wollte sich nicht an dem Leid der anderen Frau erheben, sie wollte nur Gerechtigkeit und eine Linie von Ehrlichkeit. Sie fand es nötig, ihr das zu sagen. Wer auch immer sie war. Keine Frau hatte es verdient eine unehrliche Beziehung zu führen. Dabei ging sie fest davon aus, dass es keine „offene Beziehung“ sein konnte. Sie verstand die Paare eh noch nie, die sagten, sie liebten sich und haben ständig andere Partner nebenher, die dann auch noch missbilligt wurden. Entweder ein Partner, oder gar keinen! Als Maya gerade aus der Haustür kam, sie wohnte in einem kleinen Studentenwohnung, klingelte ihr Smartphone. Sie holte es aus der Hosentasche und sah den eingeblendeten Namen auf ihrem Display. - Ohne sich groß Gedanken zu machen, nahm sie ab. „Ja, der Herr wünscht?“ „Wo bist du?!“, klang es spitz aus dem Hörer. „Da, wo du nicht bist.“, sagte sie hoch erfreut mit einem bissigen Nachgeschmack. „Lena, ich mein es ernst. Ich komm nicht in die Wohnung! Mein Schlüssel liegt noch drin. Also wo bist du?!“ Maya sah sie verwirrt an und zog eine Augenbraue nach oben, als sie offenbar die Stimme am anderen Ende erkannte. „Also erstens,...“, sagte sie und machte eine einladende Pause, „Geht es dich absolut nichts mehr an, wo ich bin. Zweitens, hab ich meinen Schlüssel beim Vermieter abgegeben, da ich den Vertrag gekündigt habe, Schätzelein.“ „Du hast was?!“ „Denkst du wirklich, ich bleib auch nur eine Sekunde länger in dieser Wohnung, in der du jede Minute reinplatzen könntest?“ „Das kannst du nicht machen!“ „Und wie ich das kann. Die Wohnung ist gekündigt, zumindest für mich. Ich zahl die Miete noch den Monat, dann darfst du gern einer deiner weiblichen Bekannten da einziehen lassen. Oder... ich hab's! Zahl sie einfach komplett selber. Du hast ja Geld, sagtest du selbst immer wieder. Und die Frauen stehen ja darauf, nicht?“ Kurz war es still und Lena war am überlegen, einfach aufzulegen. Sie hatte keine Lust mehr mit ihm am Telefon zu streiten. Aber Karls nächste Frage warf sie aus der Bahn... „Du machst echt Schluss, wegen so was?!“ „Wegen so was?“, keuchte sie erschrocken, „Das fragst du auch noch? Du bist fremdgegangen, Karl! Und das nicht nur einmal, oder zweimal... mehrmals, ich will gar nicht wissen wie oft. Das ist Grund genug Schluss zu machen, findest du nicht?“ „Das war... nichts ernstes...ich lieb-“ „Komm, spar dir deine Ausreden. Man geht nicht mit jemanden anderen ins Bett, wenn man vergeben ist.“ „Wir müssen dann, Lena...“, flüsterte Maya ihr zu und stieg schon einmal ins Auto. „Mach mit der Wohnung was du willst. Und komm ja nicht auf die Idee mich nochmal irgendwie zu kontaktieren.“ „Das wirst du noch bereuen! Glaub mir mal...“ „Ja, ja du mich auch. Schönes Leben noch.“, sagte sie und legte endlich auf. Sie seufzte kurz auf, bevor sie sich ins Auto dazu setzte. „Schneider?“ „Ja.“ „Respekt. Dass er dich nochmal anruft.“ „Wahnsinnig wohl eher. Er hat einfach nicht verstanden, wieso ich Schluss gemacht habe.“ „Er ist und bleibt ein Aufreißer, Lena. Es gibt Typen, die überschätzen sich nur weil sie Berühmt sind und den richtigen Beruf ausüben.“ „Ja. Scheint so...“ „Denk nicht mehr so viel darüber nach.“ „Es tut trotzdem weh, egal wie kalt ich eben war.“ „Das ist nur menschlich. Ich mach dir keinen Vorwurf. Ich kenn das doch auch. Gerade wenn eine Beziehung zu Ende geht und dann eben auch nicht schön. Das ist immer schwer. Aber der tat dir noch nie gut. Auch wenn du das nicht hören magst. Ich fand, ihr wart noch nie auf einer Wellenlänge.“ Maya startete den Motor und der Wagen fuhr los... Eine gute halbe Stunde später parkte Maya auf einen öffentlichen Parkplatz und beide Frauen gingen zuerst die Hauptstraße entlang. Lena hatte sich auf ihrem Smartphone via Navigationsapp die Bar eingespeichert und folgten nun den Anweisungen der App. Die Straßen in München waren schon sehr überfüllt gewesen. Es war immerhin Abends und die ersten Clubs und Bars waren geöffnet. Als Lena kurz auf die App schaute, bemerkte sie, dass sie eine Whats App Nachricht erhalten hatte. Jedoch diesmal nicht von Schneider. „Ich glaub da vorne ist es...“, sagte Maya dann und zeigte auf eine recht luxuriöse Bar, an einer Straßenecke. „Ja, warte, ich muss eben was nachschauen.“, sagte Lena. „Ich geh schon mal vor.“, sagte Maya und steuerte die Bar sofort an, während Lena die App schloss und die Whats App Nachricht in den Vordergrund holte. Es war eine Sprachnachricht von Genzo. Dass Schneider sie heute angerufen hatte und nun Genzo ihr schrieb, war kein Zufall. Sie drückte auf den Playbutton und hörte sich seine Nachricht an. „Hey... wollte wissen wie es dir geht? Egal was du machst, meld dich mal. Und... blockier lieber mal Karls Nummer. Er ist heute völlig aufgebracht zum Training gekommen. Ein Blinder würde sehen, dass er irgendetwas ausheckt. Pass auf dich auf.“ Lena lächelte und hörte sich noch einmal seine Sprachnachricht an. Es freute sie, dass trotz der Trennung mit Karl-Heinz, ihre Freundschaft zu Genzo nicht in die Brüche ging. Seine Stimme zu hören, nachdem sie vor ein paar Stunden Karls aufgebrachte und wütende Stimme gehört hatte, tat ihr gut. „Lena? Kommst du, da vorne ist die Bar tatsächlich und sie haben geöffnet.“ Schnell schloss sie die App und verstaute ihr Handy wieder in der Hosentasche. „Ich komme.“ Als beide Frauen vor der Bar standen, las Lena im Stillen den Namen der Bar. - The Martini Club* „Sieht schweineteuer aus.“, warf Maya ein, „Meinst du wir kommen da rein?“ „Mit Geld, kommen wir überall rein. Weißt du doch.“, grinste sie und holte ihren Geldbeutel heraus, „Ich hab ausnahmsweise mehr dabei, als sonst.“ Es war etwas schwer am Türsteher vorbei zu kommen. Aber Lena war eine attraktive, junge Frau und nachdem sie ein bisschen mit ihrem Erfolg und dem Geld gewedelt hatte, kamen sie hinein. Normal war das gar nicht ihre Art. Sie war schon immer Bodenständig gewesen und machte sich nicht viel aus Geld und Ruhm. Sie fühlte sich auch nicht gut dabei, aber wie sagte man so schön: Der Zweck heiligte die Mittel. Hinter dem Eingang gingen sie erst einmal eine lange Treppe hinunter. Die Bar selbst befand sich im Keller und erst da drang die Musik an ihren Ohren. Kurz sah sie sich um. Es war recht dunkel gehalten. An der linken Seite befanden sich schwarze Ledersitze in einer Reihe durchgehend. Davor kleine rechteckige, schwarze Tische, auf denen jeweils eine brennende Kerze, in einem milchigen Glas stand. Davor waren noch kleinere schwarze Hocker, ebenso aus Leder. Ein breiter Gang war dazwischen. Der Boden glänzte und hatte einen Schimmer von Blau. Was daher rührte, dass die Decke mit verschiedenen Lichtern in Blautönen verkleidet war. Auf der rechten Seite sah sie dann die Bar, die sich ebenso lang erstreckte. Diese jedoch war hell erleuchtet in Gelbtönen. Die Theke war schwarz und davor schwarze Barhocker, die schon reichlich besetzt waren. Im hinteren Bereich befand sich eine Tanzfläche und ein DJ, der gerade seine gemixte Musik auflegte. „Nicht voll, aber gut besucht.“, stellte Maya fest, „Magst du was trinken?“, fragte sie und stupste Lena in die Seite. „Ja, definitiv.“ Es verging einige Stunden, in der sie und Maya an der Bar saßen. Während Maya schon ihren dritten oder gar vierten Drink hatte, saß sie immer noch an ihrem ersten. Sie trank prinzipiell nie viel. Und solche Barbesuche schlug sie immer komplett aus. Sie fühlte sich nicht so wohl unter vielen Menschen in einen Raum. Vor allem, wenn diese Menschen ihr völlig fremd waren. Bisher hatten sie die Frau, mit der sich Karl wohl öfters traf, noch nicht gesehen. Maya hatte ja ihren Namen herausgefunden. Sie wusste ungefähr wie sie aussah, doch ob sie ausgerechnet heute hier war, das konnte sie nicht wissen. Es war eine Sache auf Gut Glück. „Was für eine Augenweide...“, sprach sie jemand von der Seite an und Lena fing schon innerlich an zu seufzen, „Kann man dich auf einen Drink einladen?“ Sie wandte sich dennoch um. Der Mann neben ihr, der sie angesprochen hatte, sah sicherlich sehr nett aus, aber Lena mochte diese ganzen Anmachsprüche noch nie. Außerdem war sie nicht hier, um Männer kennenzulernen... „Nein, danke. Kein Interesse.“, sagte sie, um ihm gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Schade. Ein Versuch war es wert. Dir noch einen schönen Abend.“, sagte er freundlich und zog von dannen. Dass es so einfach werden würde, hatte sie jetzt nicht gedacht. Nun gut. Die Bar hatte ein sehr hohes Ansehen. Offenbar machte die Security hier tatsächlich ihren Job. Plötzlich schubste Maya sie in die Seite und Lena wollte sich erst beschweren, als auch ihr eine Frau aufgefallen war, die gerade hinter die Theke trat. „Das müsste sie sein.“, sagte Maya, die Mühe hatte, gegen die Musik anzukommen, „Los, sprich sie an!“ „Ich?“ „Natürlich du, Lena. Deswegen sind wir doch hier.“ Plötzlich wusste Lena nicht mehr, ob das eine gute Idee gewesen war. Um ehrlich zu sein, hatte sie kein gutes Gefühl mehr. „Sag jetzt nicht du kneifst?! Ich geh stark davon aus, dass sie nichts von dir wusste. Und Schneider verdient eine Rache. Wo trifft man ein Casanova also am ehesten? An seinem Ego.“, sagte Maya, „Lena... er hat dir wehgetan und dich verletzt. Er hat dich betrogen. Ihr wart praktisch schon...“ „Stopp. Wir hatten nie über Verlobung geredet.“ „Ein Punkt mehr, dass er dir die Zeit geraubt hat, meiner Meinung nach und die Frau hat auch ein Recht die Wahrheit zu erfahren.“, sagte sie und setzte noch etwas nach, „Sagtest du nicht immer, nur eine ehrliche Beziehung, ist eine glückliche?“ Verdammt sie hatte ja recht. Und wer wusste schon, wie viele Herzen Karl schon gebrochen hatte, eben weil er nicht aus seiner Haut konnte und die Frauen nur als Spielzeug sah. „Okay, okay.“, sagte Lena und atmete einmal tief durch, bis sie sich aus ihrem Barhocker erhob, „Ich mach das. Bleib du hier. Zu zweit sehe das komisch aus.“ „Los Löwin.“, spornte Maya sie an, was sie nur mit einem verspielten Lachen erwiderte. Zielstrebig ging sie auf die Frau zu, die gerade ein paar Drinks fertig machte. Sie hatte kurzes, schwarzes Haar. Ihre Haut war gebräunt. Ihr Aussehen machte einen sympathischen Eindruck. Sie war nicht zu sehr geschminkt und auch ihre Kleidung war... irgendwie viel zu lang und ausfallend. So eine Art Schlabberlook, wie Maya es immer nannte. „Hey. Bist du Anna?“, fragte Lena geradewegs heraus und die Frau vor ihr, die gerade Getränke mixte, sah abrupt zu ihr hoch. „Eh, ja. Kennen wir uns?“ „Nein.“, sagte Lena ehrlich, „Aber ich muss mit dir reden. Hast du eine ruhige Minute für mich? Es ist wirklich wichtig.“ „Puh, ich wüsste nicht was wir zu bereden hätten, aber du hast mich neugierig gemacht.“, sagte sie und Lena tat es irgendwie leid, ihre heile Welt vielleicht gleich kaputt zu machen, „Aber ich hab erst gerade meine Schicht angefangen.“ „Kein Problem. Ich und meine Freundin sitzen dort drüben. Job geht vor, keine Frage. Wenn du ein bisschen Zeit hast,...“ „Dann komm ich zu euch rüber. Ok. Kann ich dir einen Drink machen?“, fragte sie dann freundlich. „Danke, aber ich bin noch voll bedient.“ „Okay, dann... bis später.“, lächelte sie und gab die Flüssigkeit, die sie in ihrem Mixbecher hatte in einige Gläser hinein. Lena trat einige Schritte rückwärts, bevor sie sich wieder zu Maya begab. Als sie ankam fragte diese gleich, wie es gelaufen ist. Sie sagte ihr, dass sie später zu ihnen rüber kommen würde... Es vergingen gefühlt Stunden und Lena und Maya hatten sich auf die Ledersitze auf der anderen Seite, in eine Ecke gesetzt. Fernab dem Gewusel. Sie wusste noch nicht genau, wie sie das Gespräch mit der Barkeeperin anfangen sollte. Im Endeffekt müsste sie es einfach auf sich zukommen lassen. Plötzlich sah Lena Anna auf sie zukommen. Die Bar war immer noch gut besucht, aber offenbar gab es gerade einen Schichtwechsel. Anna kam mit einem Tablett auf sie beide zu und stellte diesen auf den kleinen Tisch ab. „Ich hab euch zwei Drinks gemacht für die lange Wartezeit. Sorry, heute ist echt viel los.“, sagte sie und stellte ihr, als auch Maya ein Glas ab. „Danke, aber das wäre nicht nötig gewesen.“ „Ach Quatsch.“, sagte sie und setzte sich dann ihnen gegenüber, „Also, du wolltest mit mir reden. Um was geht es denn?“ Die Stunde der Wahrheit. „Es geht um...“, begann sie und sah kurz zu Maya, die ihre versteckten Hilferufe sofort wahrnahm. „Also, es geht wahrscheinlich um einen gemeinsamen Freund von euch. Oder nicht mehr Freund... ach. Es ist ein bisschen...“, sagte Maya und verhedderte sich selbst in ihren Wörtern. Daher übernahm Lena abrupt das Gespräch und sagte es einfach frei heraus. Das war doch alles total bekloppt hier. „Karl-Heinz Schneider. Sagt er dir etwas?“ Es wurde gefühlt kälter im Raum. So empfand es Lena zumindest. Sie sah zu Anne, die plötzlich ihren Kopf senkte und an ihrem T-Shirt rum fummelte. „Ja. Leider.“, sagte sie leise und sah dann kurz zu Maya, „Du sagtest, gemeinsamer Freund? Wie darf ich...“ „Er ist mein Exfreund.“, sagte Lena geradeheraus. „Exfreund?“ „Ich weiß,... dass ihr zusammen seid. Deswegen hab ich Schluss gemacht, weil er... mich mindestens zwei Jahre mit mehreren Frauen betrogen hatte. Eine davon, warst du.“, sagte Lena und ihre Stimme wurde leiser, „Es tut mir leid, dass ich dir das sage... aber ich fand es nur Gerecht, also falls du das nicht wusstest und so, ich...“ „Deswegen war er dagegen...“, murmelte Anna plötzlich. „Wie bitte?“, kam es von Maya dazwischen. „Entschuldigt... ich...ich... puh. Ich wusste nicht, dass er eine Freundin hatte.“, sagte Anna und richtete sich an Lena, „Ich wusste das wirklich nicht. Wie... wie habt ihr mich gefunden?“ „Ich hab dich und ihn letzte Woche zusammen gesehen. Und ein Freund von mir, hat deinen Namen herausgefunden und wo du arbeitest. Also, wir haben dich nicht gestalkt oder so, aber... Lena wollte dir die Wahrheit sagen, dass Schneider nicht zu trauen ist, bevor er noch mehr Herze bricht.“, erklärte Maya. „Verstehe. Wisst ihr... ich bin nicht mehr mit ihm zusammen. Er hat vorgestern erst Schluss gemacht.“ Lena schaute abrupt auf. „Hat er?“ „Ja... ich... eigentlich ist das nicht der richtige Ort dafür. Ich hab in zwei Stunden Feierabend. Wenn ihr wollt... und warten könnt... also..“ Irgendwie schien Anna genauso verloren zu sein, wie sie zu Anfang der Trennung. Also stimmte Lena zu, sie nach Feierabend noch einmal zu treffen. Anna bot ihnen an, zu ihr nach Hause zu fahren. Ihr lag etwas auf dem Herzen und Lena konnte nicht einfach ablehnen. Dafür... hatte sie schon viel zu viel Mitleid mit ihr gehabt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)