Sterne sind zum Träumen da von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 2: Allein ----------------- Die Proben für das Konzert liefen in den nächsten Tagen auf Hochtouren und ohne Unterbrechungen konnte sich Minako voll und ganz ihrem Traum widmen. Seit dem letzten Mal hatte sich Zoisite daran gehalten, Kunzite und Makoto nicht mehr zu beehren, auch, wenn es mit großen Widerwillen geschah. Minakos Angebot, dass er als VIP bei ihren Proben zuschauen durfte, hatte er ausgeschlagen und lieber auf einen Stapel Bücher auf dem Wohnzimmertisch gezeigt, die er sich stattdessen zu Gemüte führen wollte. Minako machte gerade eine kurze Pause, um ihre Stimme zu schonen und etwas zu trinken, damit sie nicht schlappmachte. Dafür zog sie sich in die Garderobe der Konzerthalle zurück, wo sie auf Azusa traf, welche gerade die letzten Verbesserungen an einem von Minakos Kostümen machte, die sie im Laufe des Konzerts tragen würde. Dabei schien sie aber nicht bei der Sache zu sein, denn sie schaute kaum hin, während sie kleine, goldene Sterne auf ein sonnengelbes Kleid aufnähte. Es war kein Wunder, dass sie sich nun in den Finger stach und daraufhin jammernd die Verletzung besah. Minako wusste, dass es nicht richtig war, zu lachen, doch wie es ihre Art war entkam ihr ein amüsierter Laut, auch, wenn sie schnell die Hand vor den Mund hielt. Azusa schrak errötend zusammen und suchte panisch nach einem Taschentuch, doch vor lauter Kopflosigkeit sah sie die recht offensichtlich platzierte Taschentuchpackung neben ihr auf den Tisch gar nicht. Minako kam zur Hilfe, schnappte sich das Päckchen und entzog der oberen Öffnung eins der weichen Tücher, welches sie Azusa galant hinhielt wie ein Gentleman es tun würde. Azusa errötete noch tiefer, band sich das Taschentuch um den Zeigefinger und begann, weiter zu nähen. Minako holte sich einen Hocker heran, setzte sich ihrer Produzentin und Freundin gegenüber und beobachtete sie, denn sie vermutete eine spannende Geschichte hinter der heutigen Flatterhaftigkeit der jungen Frau. Azusa gab vor, es nicht zu bemerken, doch bei ihren erneuten Nähversuchen rutschte ihr der Stoff oder der Stern weg oder sie ließ die Nadel fallen. Minako nahm ihr daraufhin sanft alle Utensilien aus den Händen, legte sie beiseite und ergriff anschließend Azusas Hände. „Sag mir, was los ist, bevor du dir die Finger noch ganz zerstichst“, half sie ihr auf die Sprünge und Azusa seufzte. „Es tut mir leid, ich bin sonst gar nicht so kopflos“, entschuldigte sie sich und lächelte zerstreut, dennoch rückte sie noch nicht mit der Sprache heraus. Minako beschloss, einen Vorstoß zu wagen, denn irgendwie hatte sie es im Gespür, dass es sich um Liebesdinge handeln musste. Dieses Gespür hatte sie eigentlich immer, kein Wunder, schließlich war sie ja Sailor Venus, die Kriegerin des Liebesplaneten. „Hat es vielleicht mit einem Mann zu tun?“ Azusas Gesicht flammte auf und Minako wurde ganz aufgeregt. Von Liebesgeschichten bekam sie einfach nicht genug. „Erzähl, wer ist es?“, wollte sie wissen und freute sich sehr für ihre Freundin, welche nun verlegen nach Worten suchte. „Es ist... Minato“, flüsterte sie schließlich. „Er hat mich gefragt, ob... heiraten... er will mich heiraten.“ Freude und Aufregung explodierten in Minako und sie sprang auf, hielt weiterhin Azusas Hände und war Feuer und Flamme. „Was? Erzähl mir alles!“, quietschte sie und Azusa errötete noch tiefer, während sie sich hektisch umsah und Minako dann beschwörend ansah. „Psssst, Minako!“, flüsterte sie und sofort mäßigte sich Minakos Temperament. „Entschuldige, es ist nur so aufregend“, flüsterte sie dennoch aufgekratzt und wartete ungeduldig auf Azusas Antwort. „Wir waren gestern in dem kleinen Restaurant, in welchem wir bei unserem ersten Date waren. Er hat genau die gleichen Sachen wie damals für uns bestellt und wir haben uns gut unterhalten, als wäre es unsere erste Verabredung“, begann sie schließlich und Minakos Herz klopfte, als sie sich diese Szenen ausmalte. „Danach waren wir spazieren und haben die Universität besucht, wo wir uns kennengelernt haben. Und mitten auf dem Campus zieht er plötzlich diesen Ring aus der Tasche und geht vor mir auf die Knie“, erzählte Azusa weiter und Tränen des Glücks traten in ihre Augen. Im gleichen Moment zeigte sie Minako die Kette, die sie jeden Tag trug und die ein Erbschaftsstück ihrer Familie war und an welcher ein schmaler, schlichter Goldring mit drei kleinen, hellen Edelsteinen befestigt war. Minakos Augen klebten bewundernd an dem Schmuck und ein kleines schmerzhaftes Ziehen in ihrer Herzgegend war spürbar. Sie ignorierte es wie sooft und lächelte umso strahlender für ihre Freundin. „Herzlichen Glückwunsch, Azusa“, sagte Minako freudig und fiel ihrer Produzentin und Freundin um den Hals. Azusa hatte es verdient, glücklich zu sein und es war eine weitere Liebesgeschichte, die Minako in ihrem Herzen bewahren würde und von der sie zehren würde, da ihr dieses Glück wohl nicht mehr passieren würde. Sie hatte mit diesem Thema insgeheim abgeschlossen, da sie bereits in ihrem vorherigen Leben eine Liebe gehabt hatte und auch in ihrem jetzigen Leben hatte es da eine Liebe gegeben, die jedoch nur von ihrer Seite her gegolten hatte. „Minako?“ Azusas unsichere Stimme ließ Minako aufhorchen und sie schob ihre eigenen schmerzlichen Gedanken beiseite. „Ja?“ Die Produzentin atmete kurz tief durch, dann ergriff sie Minakos Hände und sah sie bittend an. „Würdest du zur Hochzeit kommen? Und würdest du meine Brautjungfer werden?“ Minako ging sehr nachdenklich nach Hause. Sie hatte Azusas Vorschlag angenommen und würde zu einer winterlichen Märchenhochzeit als Brautjungfer mitmachen. Minako freute sich sehr darauf, aber gleichermaßen verstärkte es das sehnsüchtige Gefühl in ihrer Brust. „Reiß dich zusammen, Sailor Venus!“, sagte sie zu sich selbst, während sie stehenblieb und ihre flachen Hände kurz auf ihre Wangen klatschte, um wieder klar im Kopf zu werden. Danach rief sie per Kommunikator ihre Freundinnen an und berief ein spontanes Treffen ein, denn sie brauchte sie jetzt einfach. Außerdem hatte sie noch immer die Freikarten für ihr Konzert, die sie ihnen allen geben wollte. Nachdem alle zugesagt hatten, lief Minako etwas besserer Laune zum Treffpunkt und ließ alle anderen Dinge außer Acht. Auch den jungen Mann, der nun aus einer Gasse trat und ihr nun langsam aber stetig nachging. Minako merkte davon jedoch nichts, denn sie hatte es viel zu eilig, sich im Fruits Parlor Cafe mit Ami, Rei, Bunny und Makoto zu treffen. „Noch eine Hochzeit?“, erkundigte sich Bunny wenig später belustigt und Minako nickte. „Aber keine Sorge, die Hochzeit ist erst im Dezember, es spricht also nichts dagegen, wenn ich in zwei Monaten weiterhin Reis Brautjungfer Nummer 1 bin“, lachte sie und reckte beide Daumen in die Höhe. Rei seufzte. „Worauf habe ich mich da nur eingelassen?“, seufzte sie, doch ihr kleines Lächeln verriet sie dabei. „Auf die beste, schönste, klügste-“, zählte Minako spitzbübisch auf, doch da wurde sie schon von Bunny gestoppt, die ihr einfach einen gehäuften Löffel voll mit Eis in den Mund schob. //Kaaaaaaaaaalllllllttttttt!//, dachte Minako und bereute ihre Großspurigkeit sofort, während sie versuchte, sich den Kälteschock nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Doch vergeblich, denn nachdem sie das Eis ihre Kehle heruntergezwungen war, erzitterte ihr ganzer Körper mit einer Gänsehaut. „Na warte, Bunny!“, rief sie und setzte zur Rache an. Lachend alberten die beiden herum als wären sie noch Schülerinnen, ungeachtet dessen, dass sie beide über zwanzig waren und ihre Schultage schon weit hinter ihnen lagen. Minako vermisste diese sorglose Zeit manchmal, denn damals hatte sie sich nie so große Gedanken um ihre Zukunft gemacht. Da lagen immer noch Schulabschluss und die Kämpfe der Sailorkrieger gegen das Böse zwischen dem Traum, ein bekanntes Idol zu werden. Nun jedoch ging alles rasend schnell und sie kam kaum hinterher, während ihre Freundinnen bereits am Ziel ihrer Träume angekommen schienen. Ami war eine herausragende Ärztin geworden, Bunny hatte Mamoru geheiratet und hatte ihre süße Tochter Chibiusa. Makoto hatte ihren Laden, der zugleich eine Bäckerei war und Rei leitete inzwischen den Tempel und trat ab und zu als Sängerin auf, während Minako das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Zum Glück hatte sie immer eisern gespart, denn so hatte sie zumindest ein paar Rücklagen, bis ihr großer Durchbruch gelang. //Schon wieder diese Gedanken//, schimpfte sie innerlich mit sich selbst und verscheuchte die trüben Gefühle in ihrem Inneren. Sie würde es schon schaffen, schließlich war sie Sailor Venus und damit war es ihr bestimmt, der hellste Stern am Himmel zu sein. Minako lächelte und ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihren Freundinnen und neuen Albereien zu. Sie würde sich keinesfalls ihren Tag mit ihren Freundinnen vermiesen lassen, das stand fest. Der Mann, der Minako verfolgt hatte, hatte genug gesehen. Er ging ganz am Fruits Parlor Cafe vorbei und folgte der Straße entlang, bis er eine geschützte Gasse fand. Dort ließ er ein Portal zur Dunkelheit erscheinen, ging hindurch und fand sich augenblicklich in den Höhlen wieder, die er vor gar nicht langer Zeit verlassen hatte. Durch eine wegwischende Handbewegung fiel die Verkleidung von ihm ab und er stand in der Kleidung der Generäle des Bösen da. Es handelte sich um eine tiefgraue Uniform mit roten Streifen und dunklen Stiefeln und egal, wie oft er sich eine andere Kleidung hergestellt hatte, in dieser fühlte er sich einfach am wohlsten, als wäre sie wie für ihn gemacht. Leise seufzend fuhr er sich durch die kurzen, blonden Haare, die leichte Wellen aufwiesen und ließ seinen wirren Gedanken freien Lauf. Er wusste nicht, ob er heute einen Schatz gefunden oder beinahe in eine Schlangengrube getappt war. //Womöglich beides//, dachte er und konnte immer noch nicht fassen, welche Zufälle da am Werk gewesen waren. Zuerst hatte er es für einen Scherz gehalten, als diese junge Frau nicht gerade leise „Reiß dich zusammen, Sailor Venus“ von sich gegeben hatte. Doch es hatte ihm keine Ruhe gelassen und er war ihr bis zu diesem Cafe gefolgt, wo er von draußen zugeschaut hatte, wie sie zu einer Gruppe anderer Frauen gegangen war. Drei davon hatte er als Sailorkriegerinnen wiedererkannt und somit lag auf der Hand, dass diese Frau ebenfalls eine Sailorkriegerin sein musste, wahrscheinlich Sailor Venus. Er schüttelte den Kopf. Konnte das Schicksal so grausam sein und ihn erneut in diese Welt katapultieren, damit er sich selbst überzeugen konnte, dass für die Guten alles gut wurde und für die Bösen nicht? War es das, was die lange Zeit des ewigen Schlafs und der tiefsten aller Dunkelheiten für ihn übrig hatte? Er ballte die Fäuste und bemühte sich um Ruhe, ehe er sich in eine bestimmte Richtung wandte, um den Raum aufzusuchen, wo er vor gar nicht langer Zeit und vor seiner Erkundungstour in der realen Welt erwacht war. Dort angekommen trat er an die lange Gesteinsplatte, die er aus dem umliegenden Steinen geformt hatte und schaute auf die Gestalt, die dort lag. Vorher hatte er sich nicht getraut, doch als er dieses Mal auf den Körper des anderen Mannes schaute, begann er wie von allein mit ihm zu sprechen. Vielleicht aus Einsamkeit, vielleicht auch aus alter Gewohnheit heraus, er wusste es nicht. Aber gerade musste er einfach reden und sich die Gedanken von der Seele reden. „Neflite... ich habe die Sailorkriegerinnen gesehen. Ich weiß nicht, was das heißen soll, aber... möglicherweise finde ich durch sie einen Weg, um dich wieder zu erwecken. Vielleicht sollte ich auf sie zugehen... oder ihnen aus dem Weg gehen? Was meinst du...?“ Er erhielt keine Antwort und die Dunkelheit lauerte um ihn herum, bereit, ihn zu verschlingen, so wie sie es beim ewigen Schlaf getan hatte. Es schauderte ihn und er zwang sich, weiter zu reden, um die Leere und Stille zu füllen. „Weißt du, dass ich dich eigentlich sehr mochte? Ich habe dich immer dafür bewundert, wie stolz und selbstgefällig du warst. Du hattest immer Vertrauen in deine Fähigkeiten, Neflite...“ Er starrte auf seine Hände und spürte die Macht darin aufwallen, die an die Oberfläche wollte. Er zwang sie nieder, weil er noch nicht bereit war, sie einzusetzen. „Wie gerne würde ich mich wieder mit dir messen. Aber dazu musst du aufwachen... wach auf, Neflite. Wach auf.“ Immer wieder flüsterte er dieses „Wach auf“, bis er schlussendlich den stummen, leblosen Körper anschrie. „WACH AUF, NEFLITE! ICH, JEDYTE, BEFEHLE ES DIR!“ Seine Stimme wurde von den Wänden reflektiert und es hallte aus allen Ecken wider, doch es hatte keine Wirkung. Wie auch damals verweigerte Neflite seinen Befehl und Jedyte biss sich auf die Unterlippe, bis es schmerzte und er ballte erneut beide Fäuste, ehe er in sich zusammensank. Er hasste diese Höhlen, er hasste diese Ungewissheit und er hasste es, der Einzige zu sein, der übrig geblieben war. Immer ließen sie ihn zurück, immer waren sie ihm meilenweit voraus... im Leben und im Tod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)