Verbundenheit von Kerstin-san ================================================================================ Kapitel 1: Verbundenheit ------------------------ Es ist überraschend einfach mit Rowena darüber zu reden. Über Luzifer. Sein wahres Gesicht und wie hilflos einen die Erinnerung an diesem Anblick zurücklässt. Einfacher, als Sam es sich jemals hätte vorstellen können, weil er ihr nicht erst erklären muss, wie es sich angefühlt hat und vor allem wie sehr es einen immer noch mitnimmt, wenn alles doch schon vorbei zu sein scheint. Einfach auch deswegen, weil sie den ersten Schritt gemacht hat und von sich aus angefangen hat, darüber zu sprechen. Etwas, dass er vermutlich nie getan hätte. Er wollte ihr nur klar machen, dass selbst ein mächtiger Zauber ihr nicht helfen wird, sich nicht mehr so schrecklich hilflos zu fühlen. Aber Rowena scheint beinahe erleichtert zu sein, dass sie in ihm jemanden gefunden hat, der ihr zuhört und der dasselbe durchgemacht hat. Und Sam muss zugeben, dass es überraschend gut tut, mit jemandem darüber zu sprechen und zu wissen, dass er sich nicht als Einziger so verloren und ohnmächtig fühlt.   Von Rowenas sonst so sorgfältiger Maske, unter der sie ihre wahren Gefühle verbirgt, ist nichts mehr übrig. Gerade jetzt ist sie keine gerissene Hexe, keine Überlebenskünstlerin mehr, sondern nur eine verängstigte Frau, die verzweifelt versucht, das Erlebte zu verarbeiteten und sich nach einem Gefühl der Sicherheit sehnt. Die glaubt, dass ihr das Grimoire dabei helfen wird. Die hofft, dass sie das, was geschehen ist, dadurch ausgleichen kann, dass sie mehr Macht erlangt. Die sich verzweifelt daran klammert, dass sie dann wieder die Kontrolle über ihr Leben zurückerhält und sich nie mehr so schwach und verängstigt fühlen wird, wie jetzt.   Sam wünschte, er könnte ihr diese Sicherheit geben. Er ist kein Idiot. Rowena ist keine gute Hexe, egal, wie sehr sie beteuert, dass sie sich geändert hat. Sie würde nicht mit ihm in diesem Auto sitzen, wenn sie sich nicht davon versprechen würde, durch ihn und Dean an das Grimoire zu gelangen. Es wäre dumm ihr zu vertrauen, aber er kann nicht verhindern, dass er sich ihr verbunden fühlt. Der gehetzte Ausdruck in ihrem Gesicht, die Panik, die ohnmächtige Wut und ihre zittrigen Hände, sind ihm nur zu vertraut und erinnern ihn an das Gefühl seiner eigenen Machtlosigkeit zurück. Dieses Gefühl der vollkommenen Hilflosigkeit, was nie verschwunden ist, sondern ihn auch heute noch überfällt, wenn er an seine Zeit im Käfig zurückdenkt. Daran wie er Luzifer ausgeliefert war. Und seit Luzifer aus dem Käfig heraus ist, denkt er wesentlich öfter daran, als ihm lieb ist.   Er ist sich sicher, dass Rowena auch nachts keine Ruhe findet. Dass sie Albträume hat, die dafür sorgen, dass sie atemlos und zitternd aufwacht und lieber gar nicht mehr schlafen würde, als Luzifers Gesicht in ihren Träumen zu sehen. Dass ihr nach solchen Nächten morgens ein blasses, eingefallenes Gesicht aus dem Badezimmerspiegel entgegen sieht, das der einzige Zeuge dafür ist, wie sehr sie auf einmal eine Gefangene ihres eigenen Verstandes ist.   Sam ist sich ziemlich sicher, dass es ihr so geht, weil es ihm auch so ergeht. Und das ist etwas, dass er niemanden wünscht. Nicht einmal Rowena. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)