Your Name von TheOnlyOne ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Kapitel 8   Mein Fuß wippt auf und ab. Immer wieder fällt mein Blick auf die Anzeigetafel über mir. Der Zug hat nun schon zehn Minuten Verspätung. Um mich abzulenken fällt meine Sicht auf den orange-gelben Horizont der bereits den herannahenden Abend ankündigt. Ich presse meine Lippen zusammen bevor daraus ein sanftes Schmunzeln wird. … Zeit der Dämmerung… …Splitterstunde!... Geschäftige Menschen reißen mich aus meinem Gedanken während sie mich vom Bahnsteig drängen. „Hey!“, versuche ich die Leute zu ermahnen, aber sie schenken mir keine Beachtung. Eigentlich wenden sie kaum den Blick von ihren Smartphones. Ich stöhne genervt und versuche mich aus der Schusslinie zu bringen. Erst jetzt bemerke ich, dass der Zug auf den ich schon so lange gewartet habe bereits im Bahnhof ist. Meine Augen suchen nach den vertrauten Zöpfen. Aber noch ehe ich sie sehen kann, höre ich sie. „Mitsuhaaa!“, ja das ist eindeutig meine kleine Schwester. Wie eine Schlange bewegt sie sich zwischen den Menschen hindurch und steht wenige Sekunden breit lächelnd vor mir. „Yotsuha. Alles in Ordnung? Wieso hat das so lange gedauert?“, ich nehme ihr eine der Taschen ab. Yotsuha stöhn genervt. „Irgend so ein Vollpfosten hat den Nothalteknopf gedrückt und wir konnten erst weiterfahren, als sie sich sicher sein konnten, dass es keinen Grund für eine Notbremsung gab.“ Meine Lippen formen sich zu einer schmalen Linie. „Na dann bist du sicher hungrig, oder?“ Sofort erkenne ich das kleine Funkeln in ihren Augen. „Hast du was bestimmtes im Sinn?“, sie hebt vielsagend die Augenbrauen. Mit einem schelmischen Grinsen bestätige ich ihre Annahme bereits. „Kocht Taki etwa?“ Das Funkeln in ihren Augen wird zu einem Glitzern. Auch wenn ihr Taki am Anfang unheimlich war (sie meinte wir könnten Zwillinge sein)… so haben seine Kochkünste Yotsuha schnell vom Gegenteil überzeugt. Ich nicke Yotsuha bestätigend zu. Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, philosophiert sie bereits darüber, was er wohl leckeres für uns kocht.   „Wann willst du Taki eigentlich Vater vorstellen?“ Die Cola bleibt mir im Hals stecken und ich klopfe mir auf die Brust. Taki und Yotsuha mustern mich verwirrt während ich um Sauerstoff ringe. „Hab ich was Falsches gesagt?“   . .   Yotsuha sieht mich verständnislos an. Mein Blick fällt erneut auf Mitsuha. Wenn es um ihren Vater geht weicht sie ständig aus. Sie hat ihm das mit damals nicht verziehen. Yotsuha zuckt unbeeindruckt mit den Schultern und widmet sich kommentarlos wieder ihrem Teller mit Fettucine. Genüsslich schlürft sie die Nudeln wie ein Staubsauger. „Ich hab Vater von euch beiden erzählt.“ Oh weh! Ich erkenne, wie sich Mitsuhas ganze Haltung immer mehr versteift. „Du hast was?“, Mitsuhas Stimme ist leise, beinah ein Flüstern. Sie ist verdammt wütend. Während ich mich bereits auf das Kommende einstelle, bleibt Yotsuha weiterhin unbeeindruckt von dem drohenden Unheil. „Er hat nach dir gefragt. Was hätte ich ihm den sagen sollen?“ Angespannt beobachte ich die Situation und fühle mich mit einem mal völlig fehl am Platz.   . .   Diese kleine Kröte! Unter zusammengebissenen Zähnen entweichen mir nur noch undeutliche Sätze. „Dasselbe wie immer eben.“ Wenn sie sich wenigstens schuldig fühlen würde, aber diese kleine Hexe schafft es selbst in der chaotischsten Situation die Ruhe zu behalten. „Vater hat mittlerweile auch kapiert, dass ich ihn  damit nur hinhalte.“ „Na und?“ Yotsuha stöhnt genervt. „Ich soll dir einfach nur ausrichten, dass er sich freuen würde dich wiederzusehen und Taki kennen zu lernen.“ Diese Aussage ist alles andere als zufriedenstellend. Ich sehe es Mitsuha an. Aber das Gespräch ist beendet. Mitsuha verliert während des Abendessens kein einziges Wort mehr darüber. Selbst als ich nach meiner Dusche in ihr Zimmer komme, ist sie still. War es denn wirklich so schlimm, dass Yotsuha es ihrem Vater erzählt hat? Ich setze mich zu ihr. Eine Weile sage ich nichts, aber Mitsuha vollkommen sprachlos zu erleben missfällt mir. „Willst du darüber reden?“, frage ich vorsichtig. Aber Mitsuha schüttelt verneinend den Kopf. Und jetzt? „Hör mal, ich weiß es geht mich nichts an, aber war es so schlimm was Yotsuha getan hat?“ Anstatt eines erwartet giftigen Blickes, schaut mich Mitsuha mit großen Augen an bevor sie niedergeschlagen ihren Kopf senkt. „Nein…“, ihre Stimme ist nur ein zartes Flüstern. „Dann erklär mir was los ist.“, fordere ich sie erneut auf. Ich nehme die Wolldecke von ihrem Schreibtischstuhl und lege sie ihr über Schultern. „Was willst du von mir hören? – Dass ich nicht wollte dass sie Vater von uns erzählt? – Ja natürlich wollte ich es nicht. Taki dieser Mann hat mir alles genommen. Er hat unsere Familie zerstört, mich und meine Schwester zurückgelassen. Selbst als Großmutter uns verlassen hat, hat er Yotsuha und mich im Stich gelassen. Das einzige was ihn je interessiert hatte, war, dass wir Vorzeigetöchter waren. Wir dienten ihm nur als Werbewerkzeug für seinen dämlichen Wahlkampf.“ So langsam beginne ich zu begreifen, dass die seelischen Wunden, die ihr Vater ihnen zugefügt hatte, wohl deutlich tiefer saßen als ich zu Beginn vermutet hatte. Und doch verstehe ich nicht, wo ich bei all dem reinpasse. „Ich verstehe, dass dein Vater dich sehr verletzt hat, aber warum macht es dich so wütend, dass er von uns weiß?“ „Weil er dich doch nicht akzeptieren wird.“ „Wie kommst du darauf?“ „Weil ich es ihm nie recht machen konnte. Noch als wir in Itomori gewohnt haben, hat er mich ständig vor anderen bloß gestellt nur um als verantwortungsbewusster Vater dazustehen. Selbst als der Komet auf Itomori gestürzt ist, hat er mich erst in letzter Sekunde ernst genommen. Seine Sturheit und sein falscher Stolz hätten hunderte Menschenleben gekostet…Wenn er selbst mit seiner eignen Tochter nicht zufrieden ist, wie soll er dann ihren Partner akzeptieren?“ Ohje… Ich bin ein wenig geplättet. Ich hätte nie erwartet, dass Mitsuha sich so sehr davon beeinflussen lässt. Aber manche Bande wird man wohl nie trennen können. „Und was wirst du jetzt machen?“ „Ich weiß es nicht. Irgendwann werde ich dich ihm wohl vorstellen müssen…“, sie seufzt. „Ich glaube für heute haben wir erst mal genug, oder?“ Mitsuha lehnt ihren Kopf gegen meine Schulter und nickt.   . .   In der darauf folgenden Zeit  spricht mich Taki nicht mehr auf meinen Vater an. Ich bin dankbar dafür. Ich fühle mich nicht bereit dazu mich mit meinem Vater auseinander zu setzen. Kurz lasse ich mich von dem Gedanken erneut verführen, doch das schrille Klingeln meines Firmentelefons holt mich aus meinen Grübeleien. Als ich auf den Display schaue muss ich grinsen. „Was gibt’s?“, frage ich direkt. Ich höre nur noch ein langes Seufzen am anderen Ende des Telefons. „Ist bei dir im Büro auch so viel los?“, fragt Taki gelangweilt. Ich kichere. „Es ist Sommer, Taki. Die meisten haben eben Urlaub oder gehen nur den halben Tag arbeiten.“ „Hmm… das sollten wir auch mal probieren, findest du nicht?“ Wieder lache ich. Er kann so süß sein. „Ein ander Mal vielleicht. Wie läuft die Wohnungssuche? Hast du noch was gefunden?“ „Ja, ich habe dir eben eine Auswahl an Links zusammengestellt. Hast du viel zu tun oder willst du drüber schauen?“ „Ich glaube mir geht’s ähnlich wie dir. Schick mal rüber.“ Wenige Sekunden später erscheint sein Name in meinem E-Mail Postfach. Den restlichen Nachmittag verbringe ich damit, mich durch die Links zu klicken die Taki mir zugeschickt hat. Ich muss zugeben, es war die richtige Entscheidung ihn unsere erste gemeinsame Wohnung aussuchen zu lassen. Nach Feierabend wartet bereits Saya auf mich. Ich hatte ihr versprochen, bei den letzten Vorbereitungen zu helfen. „Hat sich das Vater-Tochter Thema wieder eingerenkt?“, fragt Saya vorsichtig. Ich stöhne. „Eingerenkt? Ich habe es einfach unter den Tisch gekehrt… ich möchte einfach nur die Zeit mit Taki genießen. Vater würde alles kaputt machen. Allein bei der Vorstellung wie beide sich gegenüberstehen-.“ Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken. „Kann ich gut verstehen. Dein Vater war ja schon immer sehr-.“ „-anspruchsvoll?“ Saya nickte bei der zutreffenden Beschreibung. „Aber andererseits scheint das zwischen dir und Taki echt was ernstes zu sein. Meinst du nicht es wäre einfacher für alle beteiligten wenn du es einfach über dich ergehen lassen würdest?“ „Saya, versteh doch. Ich möchte es einfach nicht. Taki ist so ein guter Mensch. Er hat Vaters Urteil einfach nicht verdient.“ „Aber du weißt doch gar nicht ob dein Vater so über ihn denken wird. Mitsuha das alles ist so Lange her. Vielleicht hat er sich wirklich geändert.“ Ich beiße die Zähne zusammen. Die gibt auch nie auf… „Sollten wir nicht eher über dich und deine Hochzeit reden, anstatt über meine ‚Probleme‘?“ Saya sperrt die Tür zu ihrer Wohnung auf und bittet mich rein. „Erst wenn du versprichst, dass du zumindest darüber nachdenkst.“ Sie sieht mich mit eindringlichem an. Genervt stöhne ich auf und werfe die Arme nach oben. „Na schön, aber erst nach eurer Hochzeit.“ Zufrieden verschränkt Saya die Arme vor der Brust und grinst triumphierend. „Damit kann ich leben. Schließlich hast du nur noch dieses Wochenende.“ Ich presse meinen Kiefer zusammen. Ich hasse es wenn sie gewinnt.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)