Der Fehler im Plan von Writing_League ================================================================================ Kapitel 1: One Shot ------------------- Als Kommunikations-Einheit gab es viele Dinge, derer Operator 21O sich absolut bewusst war. Dazu zählte selbstverständlich, sich voll und ganz der Rettung der Erde vor den Maschinen zu verschreiben. Gefühle und Eigenwille waren hierbei, und während der gesamten Existenz der Androiden, unter allen Umständen verboten. Da 21O ihre Mission ernst nahm, kam für sie die Frage, ob dies ein akzeptables Leben sei, für gewöhnlich nicht auf—Dinge zu hinterfragen hieß, Emotionen zuzulassen; Emotionen zuzulassen hieß, gegen die Mission zu verstoßen. Es war ein simpler, logischer Gedankengang. Doch selbst eine scheinbar beherrschte Einheit wie 21O konnte manchmal ihre der Mission unzugehörige Neugier nicht unterbinden. Das war der Grund, warum sie die Scanner-Einheit 9S vor einiger Zeit darum gebeten hatte, nach Relikten der alten Welt zu suchen, die für die YoRHa-Mission irrelevant waren. Sie hatte dies zwar für sich behalten—und war sich sicher, dass 9S das Gleiche getan hatte—konnte aber die Schuldgefühle, die damit verbunden waren, nicht abschütteln. Zu Beginn war es nicht so schlimm gewesen; sie hatte sich eingeredet, dass die gefundenen Informationen für zukünftige Zwecke genutzt werden könnten, dass sie irgendeinen höheren Nutzen haben würden, der über ihre eigenen, unterdrückten Sehnsüchte hinausging, aber mit der Zeit fiel es ihr immer schwerer, diese Lüge aufrechtzuerhalten. Immer dann, wenn 9S auf ihre planmäßigen Anrufe auf dieselbe, emotionsgeladene, verbotene Weise reagierte. Immer dann, wenn es ihr schwer fiel, ihn dafür zurechtzuweisen. Immer dann, wenn ihr bewusst wurde, dass sie das nicht wollte. Immer dann, wenn sie sich ins Gedächtnis rief, dass wollen nicht zu ihren eigenen Eigenschaften gehören sollte oder durfte. Es war unfair, das wusste sie, auch wenn sie dieses Wissen zu ignorieren versuchte. Sie waren mit der Fähigkeit ausgestattet, zu fühlen, hatten aber nicht die Erlaubnis, diese zu nutzen; nicht im Rahmen der Mission, und erst Recht nicht im Sinne von irgendwelchen persönlichen Bedürfnissen, die über ihre Aufgaben hinausgingen. “Operator?” 9S’ Stimme holte sie aus den Gedanken, in denen sie sich unglücklicherweise verloren hatte. Seine Stimme klang unnötig besorgt, was aber keine Neuheit war; 21O hatte sich vor langer Zeit daran gewöhnt, dass 9S sich nicht an irgendwelche Regeln hielt, und seine Emotionen viel zu oft offen legte. Egal, wie viele Male sie ihn daran erinnerte, dass eine Bestätigung genug war und Gespräche, die über das Missionsziel hinausgingen, reine Energieverschwendung waren; er gab nicht auf. Es war anstrengend, und wäre er nicht eine derart wichtige Einheit, dann wären die Konsequenzen für ihn sicherlich weitaus größer. Sie besann sich darauf, jegliche Gedanken beiseite zu schieben, blinzelte einmal und nickte. “Durch deinen Einsatz konnte Einheit 11S ungestört den Hack-Prozess beenden. Die Kommandantin ist sehr zufrieden mit diesem Ergebnis,” fügte sie ihrem letzten Gedankengang hinzu. Die Scanner-Einheiten waren damit beauftragt worden, Informationen über die Maschinen zu sammeln, und obwohl 9S davon abgeraten worden war, sich in unnötige Gefechte einzumischen, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, nach Erledigung seiner eigenen Mission den anderen Scannern zu helfen. Ihm Vernunft einzureden war vergebene Mühe, deswegen hatte 21O sich die Energie gespart, und ihn lediglich darauf hingewiesen, dass er nicht auf den Kampf programmiert war und dafür sorgen sollte, nicht allzu sehr beschädigt zu werden. “Hat sie das gesagt?” 9S’ Stimme war erfüllt mit Stolz. Er wusste, dass er eine hochklassige Einheit war, und doch lag ihm erstaunlich viel daran, dies immer wieder bestätigt zu bekommen. “In der Tat,” antwortete 21O, und hatte eigentlich vor, das Gespräch damit zu beenden. Es beschlich sie jedoch der Wille, etwas hinzuzufügen. Sie war sich nicht ganz sicher, wodurch er ausgelöst wurde, vermutete aber, dass es mit 9S’ zufriedener Tonlage, dem beinahe kindischen Frohlocken in seinen Worten zu tun haben musste. “Vergiss nicht, deine Daten hochzuladen, sobald du zum Bunker zurückkehrst. Gute Arbeit. Und...9S?” Sie hörte, dass er überrascht einatmete, mindestens so verwundert wie 21O selbst. Über die Tatsache, dass sie ihm ein Kompliment gemacht hatte, wenn auch ein eher neutrales. Über die Unsicherheit in ihrer Stimme, die sie, sollte er darauf hinweisen, nonchalant bestreiten würde. “Was denn, Operator?” fragte er, hörbar erwartungsvoll, und auch das Lächeln, dass sich auf 21Os Lippen schleichen wollte, würde sie auf Nachfrage niemals zugeben. Das änderte aber nichts daran, dass es sie mit einer ungewohnten Wärme erfüllte, als sie die Worte aussprach, die ihr schon so lange auf der Seele lagen; Worte, die sie nicht sagen durfte. Gedanken, die sie nicht haben sollte. Gefühle, die verboten waren. “Pass dort draußen auf dich auf.” Sie ließ ihm nicht die Zeit, zu antworten, bevor sie die Verbindung unterbrach. Ihr war bewusst, dass sie damit gegen jegliche Regeln verstoßen hatte, die es gab—alles, was sie wusste, wonach sie lebte, was ihr etwas bedeuten durfte, aber es war ihr egal. Sie würde die Mission nicht aus den Augen verlieren, sie würde sich ihren Gefühlen nicht hingeben, egal wie verlockend sie manchmal waren, wie sehr sie sich oftmals fragte, ob all dies einen Sinn ergab. Sie würde ihre Aufgaben erfüllen, wie sie es immer getan hatte, egal was es kostete. Nur dieses eine Mal, im Angesicht des Schicksals der ihr zugeteilten Scanner-Einheit… Nur dieses eine Mal würde sie sich selbst erlauben, die Wahrheit auszusprechen.   —————————   21O wusste, was 9S bevorstand, immer und immer wieder. Es waren zwar streng vertrauliche Informationen, aber als seine persönliche Operatorin ergab es wohl nur Sinn, dass sie sich dessen bewusst war, was sich nie vermeiden ließ. Immer dann, wenn er zu viel erfuhr, zu tief in den Daten des Bunkers grub und Dinge herausfand, die niemand je erfahren sollte, führte es nahezu automatisch zu seinem baldigen Ableben, und der damit verbundenen Bereinigung seines Gedächtnisses. Dies war ein Fakt, seit die 9S-Einheit erstmals genutzt worden war, und würde sich nie ändern. Es würde ein Ersatz erscheinen, der nur mit den Informationen ausgestattet war, die für die Missionen relevant waren—aber auch dieser neue 9S würde nach Wissen graben, dass ihm verborgen bleiben musste, von dem niemand je erfahren durfte, nicht einmal 21O selbst, und es würde alles von vorn anfangen. Er würde sich vorstellen, mit einem unnötigen Lächeln auf den Lippen, mit unnötig vielen Worten. Er würde 21O Komplimente machen, ohne jemals eine positive Antwort auf sie zu bekommen. Er würde seine eigenen Fähigkeiten so sehr und so lange ausreizen, bis sie ihm, erneut, einen vorzeitigen Tod bescherten. Der Kreislauf würde nie enden, nicht bis die Mission der YoRHa beendet war. 21O redete sich immer wieder ein, dass dies der Lauf der Dinge war. Keine der Android-Einheiten war dazu erschaffen worden, einen freien Willen zu haben. Dass 9S’ Neugier ihn immer wieder in seinen eigenen Tod trieb, war Schicksal, vorprogrammiert und nicht zu verhindern. Es konnte nicht anders ausgehen, weil ihre Schöpfer ihnen dieses Schicksal auferlegt hatten. Nur manchmal, ganz selten, in Momenten wie diesen, wenn 9S sich selbstlos in Gefahr brachte, um anderen Einheiten zu helfen—obwohl diese wiederhergestellt würden, sollten sie sterben—nur dann erlaubte 21O sich, die unwillkommenen Gedanken hereinzulassen, das Wissen über ihre eigenen Emotionen, über das, was nicht richtig war, aber sich so anfühlte. Und dann würde sie beobachten, wie die 9S-Einheit zerstört wurde. Entweder von den Maschinen, oder von seiner eigenen Partnerin, 2B. Keiner der Beteiligten würde die Geschehnisse kommentieren, niemand würde jemals darüber sprechen, warum 9S zerstört worden war. Und 21O würde schweigen, die Augen so leer wie ihre Seele, würde sich vorstellen und 9S anweisen, sich an die Vorschriften zu halten, würde sein Grinsen ignorieren und sich, wieder und wieder, einreden dass es in Ordnung war. Denn das war ihre Aufgabe, und diese hatte immer die höchste Priorität.   —————————   Ein ungewohntes Gefühl beschlich 21O, als sie sich auf ihrem Bett niederließ, um sich auszuruhen. Die Dinge im Bunker änderten sich für gewöhnlich nicht, deswegen konnte sie sich nicht erklären, wieso sie ein kaum hörbares Klopfen an der Türe vernehmen konnte, doch Einbildung war ausgeschlossen. Jemand stand vor ihrem Zimmer, und ihr war unklar warum. Im Nachhinein hätte sie nicht sagen können, was oder wen sie erwartet hatte, aber ihre einzige Vermutung wäre womöglich die Kommandantin gewesen. Als die Tür sich jedoch öffnete, trat stattdessen 9S ein, und 21O spürte, dass ihr über diese Tatsache unwohl zumute wurde, doch sie verstand nicht, warum. Vielleicht, weil 9S nie den direkten Kontakt mit ihr suchte, nachdem seine Erinnerungen kurz zuvor zurückgesetzt worden waren. Vielleicht, weil sie ahnte, dass irgendetwas nicht stimmte. “Hey, Operator. Ich will nicht stören, aber…ich wollte dir das hier noch geben, bevor 2B und ich morgen zur Erde zurückkehren.” Sie stand auf, erst um ihn darauf hinzuweisen, dass jegliche Funde nicht an sie, sondern die Kommandantin zu überreichen waren, hielt dann jedoch inne, als sie sah, was es war; ein Notizbuch, so glaubte sie zumindest, denn es war in einem denkbar furchtbaren Zustand. “Was ist das?” fragte sie, darauf bedacht, monoton und geschäftlich zu klingen. Es erinnerte sie an die Missionen, die sie einer anderen 9S-Einheit vor langer Zeit gegeben hatte. Missionen, die nichts mit dem Protokoll zu tun hatten. Missionen, welche sie zuvor mit dem Gedanken verteidigt hatte, die Funde könnten für die Zukunft relevant sein. Missionen, von denen dieser 9S nichts wissen konnte. “Informationen aus der alten Welt, schätze ich.” Sie wollte glauben, dass es eine einfache Erklärung hierfür gab, dass sie irgendwann einmal vor kurzer Zeit ihre Untersuchungen erwähnt hatte. Ihr war jedoch bewusst, dass dies nicht der Fall sein konnte—ihre Gespräche mit diesem 9S waren kurz und lediglich missionsbezogen gewesen. Das unwohle Gefühl breitete sich in ihr aus, sie griff nach der letzten Möglichkeit, eine akzeptable Erklärung für das hier zu finden. “Wieso bringst du mir das?” Ihre Worte waren nahezu harsch, aber es störte ihn scheinbar nicht—es störte ihn nie, weil er zu offenherzig war, es ihr übel zu nehmen, weil er möglicherweise sogar wusste, dass sie nur so sprach, weil sie es musste. Manchmal hatte 21O das Gefühl, dass 9S sie besser kannte als sie sich selbst kannte, und zum ersten Mal schaffte es dieser Gedanke, sie zu beunruhigen; schließlich kannte er sie eigentlich gar nicht. All seine Erinnerungen an sie waren bereinigt worden. “Du hast vor langer Zeit danach gesucht und…ich dachte, du würdest mehr darüber wissen wollen.” Er klang unsicher, gar nervös, wohl weil ihnen beiden bewusst war, dass dies nicht die Antwort war, die sie auf diese Frage hören sollte. Sie suchte nach einer Erklärung dafür, wieso 9S noch von dieser Mission wusste, obwohl sie nicht für die YoRHa relevant war, und daher nicht mehr in seinem aktuellen Speicher sein sollte. “Wieso weißt du plötzlich davon?” “Ich wusste immer davon, Operator.” Immer. All die Male, die er gestorben und zurückgekehrt war, und doch hatte er es nie zuvor erwähnt. 21O drehte das Notizbuch in ihren Händen, und wagte es nicht, zu fragen, wieso 9S sie plötzlich wissen ließ, dass seine Erinnerungen nicht so bereinigt worden waren, wie sie es sein sollten. Er gab ihr die Antwort trotzdem, und es waren die schlimmsten Worte, die 21O jemals gehört hatte. “Ich weiß schon lange, dass ihr mich wieder und wieder zurücksetzt.” In den Daten, die 9S ihr damals gesammelt hatte, erinnerte 21O sich, hatte sie einen eigenartigen Term für Angst gelesen, der bei den Menschen geläufig gewesen war, nämlich den, dass jemandem vor Schreck das Herz stehenblieb. Sie hatte weder ein Herz noch glaubte sie, dass aus aufgrund solcher Worte plötzlich stehen bleiben würde, selbst wenn sie eines hätte; und doch war sie sich augenblicklich sicher, dass sie diesen Begriff völlig verstand. Sie wollte sich selbst einreden, dass Gefühle verboten und unnötig waren, dass sie einen kühlen Kopf bewahren und die aktuellen Geschehnisse unverzüglich der Kommandantin mitteilen sollte, aber sie konnte nicht. Es war, als würde eine unsichtbare Energie 21O an Ort und Stelle festhalten—was Unsinn war, denn sie spürte keine derartige Energie um sich herum. 9S’ Worte bedeuteten, dass er nicht nur wusste, dass seine Erinnerungen regelmäßig gelöscht wurden, sondern darüber hinaus einen Weg gefunden hatte, diesen Prozess zu verhindern oder zumindest einzuschränken. Wie, das war 21O nicht klar, was aber Sinn ergab, da 9S nunmal eine High-End-Einheit war, mit Fähigkeiten, die jene jedes anderen Scanners bei Weitem überstiegen. “Sie werden deine Einheit absetzen,” hörte 21O ihre eigene, ungewohnt unsichere Stimme sagen. Sollte irgendwer davon erfahren, dass 9S das System umgangen und die Mission betrogen hatte, würde die Produktion seines Modells zweifelsohne unverzüglich eingestellt werden. “Wenn sie’s rausfinden? Ja. Denke ich auch.” “Dann...warum? Was hast du davon, mich das wissen zu lassen?” Er deutete auf ihre Hände, das Buch, wies sie damit stumm an, hineinzusehen. 21O wollte widersprechen, wollte ihm klarmachen, dass sie—im Gegensatz zu ihm—ihre Mission ernst nahm und sich nicht davon ablenken lassen würde, aber sie war, und das konnte sie nicht leugnen, neugierig. Schnell fand sie heraus, dass sich auf den Seiten Informationen zum Term Familie befanden, etwas, das 21O schon lange faszinierte. Sie sagte es nicht offen, denn sie wusste, dass das verboten war, aber die Aufzeichnung über ein Leben in Gruppen, in dem die Menschen sich gegenseitig unterstützt und wertgeschätzt hatten, lösten Gefühle in ihr aus, die sie selbst nicht ganz verstand. Meist glaubte sie, dass es Sehnsucht war, der Wille, die gleichen Erfahrungen zu machen, und das obwohl sie wusste, dass das gänzlich unmöglich war. “Du warst immer so schroff,” erklärte 9S mit sanfter Belustigung in der Stimme. “Aber letztes Mal, bevor ich gestorben bin…” Er beendete den Satz nicht, und es war auch nicht nötig, denn 21O wusste ganz genau, worauf er hinaus wollte. Der Tag an dem sie sich geschworen hatte, nur dieses eine Mal auszusprechen, was sie dachte. Die Mission, während der sie nicht hatte leugnen können, dass sie eine ungewohnte Form von Positivität empfand, wann immer 9S sich gegen seine Anweisungen stellte und den anderen Einheiten half. Das einzige Mal, das 21O sich erlaubt hatte, ehrlich zu sich selbst zu sein, selbst gegen die Regeln zu verstoßen und anhand ihrer eigenen Gefühle zu handeln. “Ich nehm’s dir nicht übel, wenn du’s der Kommandantin berichtest. Ist eben dein Job. Ich schätze, ich wollte mich dafür bedanken, dass du nett zu mir warst, obwohl das gegen die Vorschriften verspricht.” Es war falsch, es war alles falsch. Sie sollte nicht hier stehen, die Aufzeichnungen in unkontrolliert zitternden Händen, übermannt von unzähligen Gedanken, die nicht sein durften, unsicher darüber, was sie tun sollte. 21O hatte immer ein festes, unveränderbares Ziel gehabt—die Überwachung der Einheiten, die auf der Erde für die Zukunft kämpften, und die Sicherstellung der Mission. Nichts Anderes hätte je etwas bedeuten dürfen. Nicht der Wunsch nach einem freien Leben, nicht der Wille, etwas zu verändern, nicht die verzweifelte Hoffnung, dass sie 9S irgendwann nicht mehr sterben und zurückkehren sehen müsste. Wann hatte sie angefangen, all das so nah an sich heranzulassen? Wann hatte sie begonnen, zu zögern, die Mission in Frage zu stellen? Wann hatte sie das erste Mal für einen Moment zu lange beobachtet, wie 9S sie schmal anlächelte, dabei seine Nase kräuselte und es schienen ließ, als gäbe es nichts Schlechtes auf der Welt, obwohl es eigentlich nichts Gutes auf ihr gab? Wann hatte sie sich selbst erlaubt, ihre Gefühle gewinnen zu lassen? “9S. Du solltest...du hättest mir davon nicht erzählen sollen.” Sie versuchte, vorwurfsvoll zu klingen, vielleicht gar angsteinflößend, doch hörte in ihren eigenen Worten, dass es keinen Sinn hatte. Die Stimme der Vernunft war zu leise, als dass sie ihr noch Beachtung schenken würde. Stattdessen folgte 21O, zum ersten und vielleicht auch letzten Mal, der winzigen, verzweifelten Flamme in ihrer Seele, ließ sie lodern und Funken sprühen, ließ sich selbst in dem Glauben, dass sie es nicht bereuen würde, und traf einen Entschluss. “Ich werde es für mich behalten.” Sie wusste, dass ihre Entscheidung falsch war, genau wie es falsch gewesen war, dass 9S ihr diese Information mitgeteilt hatte, aber sie zwang sich, dieses Wissen zu ignorieren, sich einzureden, dass es nicht wichtig war und dass sie es beide nicht bereuen würden. “Danke, Operator.” “Nein.” Sie ließ die Sanftheit in ihrer eigenen Stimme zu, erlaubte es sich, zu lächeln, die irrationale Seite in sich selbst zu akzeptieren und dieses Geheimnis, das nur sie beide kannten, nicht zu fürchten, sondern wertzuschätzen. “Danke dir, 9S.” Denn auch wenn sie wusste, dass die Zukunft ihre Wünsche nicht erfüllen würde, dass sie niemals erlangen würde, wovon sie träumte, so wusste 21O doch, dass dieser kleine, makellose Moment, in dem sie die Wahrheit zuließ, in dem sie sich einredete, dass es richtig war, und dass sie es niemals bereuen würde, ihrem eigenen Willen nachzugehen, für immer ihnen gehören würde. 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