Ängste von Cuddlytoy (und deren Bekämpfung) ================================================================================ Kapitel 21: Zweifel und Geborgenheit ------------------------------------ Als sich ihr Atem langsam beruhigte und auch die erhitzten Körper abkühlten, schaffte es der Blonde, seine Stimme wieder zu finden. „Hattest du Schmerzen?“, voller Sorge blickte er in ihre hellen Augen, versuchte dort Anzeichen von Schmerz oder Angst zu finden. „N-Nein. D-Das w-war anders.“ Mehr schaffte sie nicht hervor zu bringen. Trotz allem war es ihr unangenehm über solch intime Dinge zu sprechen, auch mit Naruto. Oder vielleicht auch gerade weil er es war. Er hatte schon zu viel von ihrem Leiden mitbekommen, da fühlte es sich teilweise einfach falsch an, ihn noch weiter zu belasten. So in ihren eigenen Gedanken hängend bemerkte sie gar nicht, wie erleichtert ihr Verlobter aufatmete. Seine Sorge war groß gewesen, dass sie sich zu etwas zwang, was sie dann doch nicht wollte. „D-Du hast d-dein Versprechen g-gehalten.“, lächelte sie plötzlich und kuschelte sich noch näher an ihn. Verdutzt schaute er sie an, brauchte einen Moment, bis er verstand, was genau sie meinte. Gerade als er zu einer Antwort ansetzten wollte, erhob sie sich plötzlich. Verbarg ihren Körper so gut es ging vor seinem Blick und streifte sich sein Shirt und ihren Slip über. Auch jetzt noch hielt sie es nie lange Nackt aus. Das war wohl etwas, was sie so schnell nicht, oder vielleicht auch nie, ablegen würde. Langsam erhob auch er sich, um in seine Hose zu schlüpfen. Kannte ihre Eigenheiten doch mittlerweile und versuchte es ihr so leicht wie möglich zu machen. Langsam näherte er sich der Dunkelhaarigen, die etwas erschöpft und abwesend im Raum stand. Sanft strich er ihren Arm entlang. Als sie jedoch unter seiner Berührung zusammen zuckte, verdunkelte sich sein Blick und er ging sofort zwei Schritte zurück. Also war es doch zu früh für sie gewesen. Er hätte es wissen sollen und sich nicht durch ihre dauernde Fragerei hinreißen lassen sollen. „N-Naruto? K-Kann ich mit Raina s-sprechen?“ Beschämt wendete sie ihren Blick gen Boden. Ok, diese Frage ließ seine Gesichtszüge vollends entgleiten. Jedoch, was sollte er darauf schon groß antworten? „Natürlich. Ich rufe sie her. Wenn du noch Duschen willst? Sie sollte nicht länger als eine halbe Stunde benötigen.“, angestrengt versuchte er die Bitternis aus seiner Stimme zu verbannen. Das letzte was er wollte war, sie mit seinen Gefühlen weiter zu belasten. Natürlich war es für ihn gerade ein herber Schlag, dass sie nun mit einer seiner Angestellten reden wollte und sich nicht im anvertraute. Und dass sie direkt nach ihrem ersten Sex danach fragte, machte die Sache nur umso schlimmer. Was auch der Grund war, wieso er beinahe fluchtartig das Zimmer verließ. Sich nur schnell sein Handy schnappte, um ihrer Bitte nach zu kommen. Gerade als er seinen Anruf getätigt hatte, hörte er auch oben bereits das Wasser der Dusche rauschen. Verbissen und verletzt presste er seine Kiefer aufeinander. Das bedeutete dann wohl, dass sie nun auch seine Berührungen abwaschen wollte. Komplett angezogen wartete er nur darauf, dass Raina ankommen würde. Er musste hier raus, dringend, und irgendwie Dampf ablassen. Die Türglocke riss ihn aus seinen Gedanken. Endlich. Ducken, ausweichen, zuschlagen. Verdammt, gerade noch so konnte er einem Faustschlag gegen seinen linken Rippenbogen entgehen. Er war gut, er gehörte zu den Besten! Leider hatte er sein eigenes Training in den letzten Monaten zu sehr schleifen lassen, was wohl auch der Grund war, wieso er hier so in Bedrängnis kam. Der Schweiß tropfte im bereits von den strähnigen Haaren in die Augen. Genau den Moment, wo er blinzelte, versuchte das Wasser aus seinen Augen zu bekommen, nutzte sein Gegner schamlos aus und verpasste ihm einen harten Schlag in den Magen. Keuchend ging der Blonde in die Knie, seinen rechten Arm auf die schmerzende Stelle gepresst. Jedoch ließ sein Gegenüber ihm keine Zeit zur Erholung. Den Schlag mit dem Bein konnte Naruto nur mit Müh und Not mit seinem linken Unterarm abblocken. Versuchte mit einem Drehkick seinen Gegner zu Fall zu bringen. Wieder ohne Erfolg. Verbissen kämpfte er sich zurück auf die Beine, nutzte den viel zu kurzen Moment um sich zu sammeln und selbst einen Angriff zu starten. Er musste besser werden, er durfte hier nicht verlieren. Richard, seinem Gegner sah man seine Kraft gar nicht an. Ein drahtiger junger Kerl, Mitte Zwanzig. Jedoch war er immer, egal gegen wen er antrat, hoch konzentriert. Unterschätzte nie, viel auf so gut wie keine Finten herein. Und genau diesen Kerl musste er nun unbedingt ausschalten! „Hinata?“, fragte Raina, als sie das Wohnzimmer betrat und die junge Hyuuga fast schon apathisch auf der Couch sitzen sah. „Ist alles in Ordnung?“ „N-Nein.“ So leise kam die Antwort, dass sie fast dachte, sie hätte es sich eingebildet. Leise seufzend näherte sich die Rothaarige der Couch und ließ sich, als keine gegenteilige Reaktion folgte, neben der jungen Frau nieder. „Ok, was ist passiert?“ Gedanklich machte sie sich bereits eine Notiz, Naruto ordentlich zu vermöbeln, sollte er das jetzt vergeigt haben. Hatte sie ihm nicht ausdrücklich gesagt, er solle IHR alle Kontrolle überlassen? Das Beste was er tun konnte um nicht mit ihren anderen ‚Bekanntschaften‘ verglichen zu werden? Was hatte der verdammte Idiot denn nun wieder angestellt. „I-Ich h-hab m-mit Naruto… g-ge… geschlafen.“, brachte sie schließlich stotternd hervor. Ok, das wusste sie ja eigentlich. Was sie wissen wollte war, was zum Teufel denn nun passiert war. Naruto war ohne Kommentar an ihr vorbei aus dem Haus. Solch einen Ausdruck hatte sie schon lange nicht mehr bei ihm gesehen. Er wirkte als wolle er morden. „Hat er dir wehgetan?“ Auch wenn sie die Antwort darauf zu kennen glaubte, musste sie diese Frage stellen. „Nein!“ Beinahe panisch blickte die Dunkelhaarige endlich auf, starrte die Rothaarige vollkommen entgeistert an. „Ok, das ist gut. Dann muss ich ihn nicht umbringen.“, meinte sie mehr zu sich selbst, als zu ihrer Gesprächspartnerin. „Was ist dann passiert, dass du hier wie ein Häufchen Elend sitzt?“ „Ich… D-Das hört s-sich jetzt total d-dämlich an…“, begann sie schüchtern. Währenddessen atmete Raina bereits erleichtert auf, wenn ein Problem schon so anging, wusste sie, dass nichts Dramatisches folgen würde. Trotzdem wartete sie geduldig, bis die Dunkelhaarige ihr Problem hervor brachte. „A-Aber… i-ich k-kam mir s-so… s-so d-dämlich vor.“ Schnell senkte die junge Frau wieder ihren Blick, weshalb ihr auch der irritierte Ausdruck von Raina entging. „Bei was? Und wieso?“ Ok, irgendwie konnte sie dem Problem nicht so ganz folgen. Was ging nur in ihrem Kopf vor? Leuchtend rot und stotternd erzählte Hinata ihr schließlich von der Position die sie inne hatten. So schwer es ihr auch viel, wusste sie jetzt doch, dass das Reden mehr half als alles andere. Voller Scham brachte sie es kaum heraus, wie sie sich dabei gefühlt hatte. Nicht schlecht, auf keinen Fall, nur als das Hochgefühl schwand, kam die Scham mit aller Macht zurück. „I-ich w-weiß nicht, w-was er j-jetzt v-von mir d-denkt. I-ich w-weiß ja s-selbst n-nicht, was i-ich jetzt von m-mir halten s-soll.“ Nach diesem doch etwas längerem Redeschwall, musste Raina sich kurz sammeln um die richtigen Worte zu finden. Gut, zumindest lag der Fehler nicht bei ihrem Boss, hätte sie auch irgendwie gewundert. „Er denk nichts Schlechtes von dir Hinata. Er will dir helfen und will, dass du dich wohl fühlst.“ Auf den ungläubigen Blick hin holte sie dann doch etwas weiter aus. „Seine ganze Haltung zielt, bewusst oder unbewusst, darauf ab, dass du ihn nicht als Bedrohung siehst. Er überdenkt seine Handlungen, nur um auszuschließen, dass er dir Angst machen könnte. Gott, er liebt dich, dass muss dir doch klar sein?“ Traurig senkte die Dunkelhaarige die Augen auf ihre krampfhaft verschränkten Hände. „M-Meinst d-du er w-würde m-mich auch m-mögen, wenn mir d-das n-nicht passiert w-wäre?“ Nun vollends entgeistert rang die Rothaarige den Impuls nieder, einfach aufzuspringen und die junge Frau anzuschreien. „Das meinst du jetzt nicht ernst oder? Er würde morden dafür, dass dir das niemals passiert wäre!“ „M-Mein V-Vater m-meinte immer, j-jetzt m-muss ich m-mich an das L-Leben als H-Hure g-gewöhnen. I-Immerhin w-würde mich eh k-keiner m-mehr wollen.“ Allmählich konnte man die Tränen in ihrer Stimme durchhören. Alle Achtung, sie hatte lange ausgehalten ohne zu weinen. Nichts desto trotz machte dieser Satz sie unglaublich wütend. „Ach hör mir blos mit deinem Vater auf! Der Kerl ist ein abartiger Sadist und hat diese Bezeichnung gar nicht verdient!“, vor Wut schnaubend, versuchte sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bekommen, nicht das die junge Frau am Ende auch noch vor ihr Angst bekam. „Du bist weder eine Hure noch sonst etwas in der Art. Das andere dich für ihr persönliches Vergnügen benutzten ist NICHT deine Schuld. Naruto denkt auf keinen Fall auch nur Ansatzweise in dieser Richtung von dir. Du vertraust ihm doch? Fang jetzt nicht an daran zu zweifeln. Bei ihm und bei uns bist du sicher. Hier kann dir keiner mehr etwas anhaben Hinata.“ Gedanklich fügte sie noch hinzu ‚und sollte er jemals etwas in dieser Art von sich geben, bringe ich ihn eigenhändig ins Grab‘. Schwer rang die Dunkelhaarige noch immer mit sich, hatte einfach nach all den Jahren in denen sie nichts mehr wert war, das Gefühl es gar nicht anders verdient zu haben. Kein Glück, kein Vertrauen und vor allem keine Liebe. „Hinata?“, sprach die Rothaarige sie nach einiger Zeit wieder an. „Diese Aufgabe kann dir niemand abnehmen. Zwar können wir dich alle dabei unterstützen, aber deine Selbstachtung und dein Selbstwertgefühl musst du dir wieder erarbeiten. Ich weiß es ist schwer zu Vertrauen, vor allem nach so langer Zeit, aber wenn du auf gibst, gibst du dich selbst auf, das muss dir bewusst sein. Naruto kann dir nicht auf sich allein gestellt aus diesem Tief helfen, du musst es auch wollen und daran arbeiten.“ Schon fast apathisch nickte die junge Frau auf diese Worte hin, vermittelte mit ihrer ganzen Körperhaltung das Gefühl von tiefer Verlorenheit. „Denk in erster Linie jetzt an dich. Wenn du etwas willst, dann sag es. Wenn du etwas nicht möchtest, dann unterbinde es. Es zwingt dich keiner hier zu etwas. Ich habe so das Gefühl, dass du dich selbst erst wieder finden musst. Du hast dich weggesperrt hinter all den schrecklichen Ereignissen. Jetzt kannst du deine Mauern fallen lassen. Nicht auf einmal, aber Stück für Stück.“ Sanft sprach sie auf die junge Frau ein, legte ihr dabei vorsichtig eine Hand auf den Rücken. „Egal über was, du kannst mit uns, mit mir genauso wie mit Naruto, über alles reden. Selbst Cara ist nicht so hart wie sie sich immer gibt.“ „I-Ich habe k-kaum über a-all das g-geredet. N-Nur m-meine A-Aussage gemacht und b-beim Psychologen.“ Das letzte Wort quälte sie mehr über ihre Lippen. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie so eine Hilfe überhaupt brauchte, sah sich als schwach an deswegen. „Wenn es dir hilft, dann kannst du auch mit mir darüber reden.“ „W-willst d-du es d-denn wissen?“, fragte sie etwas kleinlaut unter Schluchzern nach. „Wollen? Nur wenn du mir einen Grund geben willst jemanden zu töten.“, mit einem leichten Lächeln versuchte sie die Situation etwas zu entschärfen. Sie musste es tatsächlich nicht wissen, alles was sie bereits mitbekommen hat über den Zustand und die Geschehnisse war mehr als genug. Jedoch würde sie ihr ohne Bedenken zuhören. „E-Es k-kommt mir s-so vor, a-als w-will es n-niemand hören. A-als w-will jeder w-wegsehen.“ Ok, das Gespräch hatte eine Wendung eingeschlagen, mit der sie jetzt beim besten Willen nicht gerechnet hatte. „Wir wollen dir nicht wieder die Erinnerungen hochbringen. Weggesehen hat weder Naruto noch ich. Erzähl es mir, wenn du möchtest, aber zwing dich nicht dazu. Jeder schließt damit anders ab. Wobei, abschließen kann man damit nie wirklich.“ „Es w-wird mich i-immer verfolgen n-nicht?“, traurig blickte sie mit verweinten Augen auf. Ihr Bick war flehend und doch auch resigniert. „Ja, das wird es leider. Doch irgendwann kommt es dir nicht mehr so real vor. Irgendwann überwiegen wieder die schönen Erinnerungen. Unser Geist ist so programmiert, dass er anfängt schlechtes zu Verdrängen. Aber ganz gelingen wird es dir wohl nicht.“ „W-Woher w-weist d-du das a-alles?“ „Wir reden hier über dich, nicht über mich.“, mit einem schiefen Lächeln bedachte die Rothaarige die junge Frau vor sich, versuchte ihr Zuversicht zu spenden. „Naruto w-wird e-enttäuscht sein, oder?“, wollte sie schließlich wissen. „Er versteht es momentan nicht und wird sich wohl selbst Vorwürfe machen.“ Als sie jedoch merkte, wie Hinata auf ihre Worte hin zusammen sackte, sah sie sich genötigt ihre Antwort etwas auszubauen. „Er hat doch auch nur Angst davor, dir Angst zu machen. Wenn du nach dem Sex nicht mit ihm redest sondern nach mir verlangst ist das nicht gerade förderlich für seine Einschätzungen. Du kannst es ihm aber erklären? Oder soll ich nochmal mit ihm reden?“ „N-Nein, i-ich w-werde mit i-ihm reden. D-Danke Raina.“, zaghaft versuchte sie die Frau anzulächeln, auch wenn es nicht so ganz klappte. In stillen Einvernehmen saßen sie schließlich auf der Couch und warteten auf den Blonden. Es war für heute mehr als genug gesagt worden. Grimmig rappelte sich der Blonde erneut hoch. Wieder hatte ihn sein Kontrahent auf den Boden geschickt. Verdammt war er eingerostet! Taxierend und bereit stand ihm der Braunhaarige gegenüber. Wartend, ob noch ein Angriff folgen würde, oder nicht. Sie waren beide erschöpft. Beide bluteten aus kleinen Rissen oder Platzwunden und hatten genügend blaue Flecken für die nächste Zeit erhalten. Als sich Naruto wieder ihm gegenüber aufstellte und Haltung annahm, ging der Tanz von neuem los. Schwer atmend schlugen die beiden Männer auf einander ein, schenkten sich nichts, wollten nicht aufgeben. Erst als ihre Auseinandersetzung ein paar Minuten später von einem Dritten unterbrochen wurde, sah Naruto von seinem Tunnelblick auf. Der Braunhaarige stand schwankend ihm gegenüber. Blut rann aus einer Platzwunde an seiner Stirn über seine linke Gesichtshälfte und gab ihm ein wildes Aussehen. Schweiß glänzte auf beiden Körpern und die Erschöpfung lag schwer in ihren Gliedern. „Ok, das reicht. Ihr bringt euch noch um.“ Mit tadelndem Blick bedachte Rikka die beiden Kämpfer. „Ich weiß nicht was euer Problem heute ist. Aber beim nächsten Mal stelle ich euch einen Krankenwagen vor die Tür. Und jetzt ab zum Duschen, sonst beende ICH das auf MEINE Art!“ Genervt sah sie den beiden nach, als diese ohne Wiederworte von dannen zogen. Seit geschlagenen vierzig Minuten sah sie sich das Spektakel nun an. Ganz ehrlich, zu Anfang war es ja noch interessant gewesen, aber nach und nach war es mehr zu einer Prügelei geworden. Hätten sie so etwas abgezogen, hätte Naruto das ganze schon viel eher beendet. Und zwar mit einer saftigen Standpauke dazu. „Er braucht wieder etwas zu tun meinst du nicht?“ Mit diesen Worten trat Cara an ihre Kommilitonin heran. „Es ist zu lange her ja. Und scheinbar hat er Probleme im Paradies.“ Augenverdrehend verabschiedete sie sich um selbst noch ein paar Einheiten zu trainieren. Bemerkte nicht den kritischen und besorgten Blick der Blondine. Das kühle Wasser war gerade Balsam für seinen geschundenen Körper. Er hatte gar nicht gemerkt, wie sehr er sich wirklich ausgepowert hatte. Wer weiß, wo das ganze geendet wäre, hätte Rikka sie nicht unterbrochen. Sobald er sich abgetrocknet hatte, versorgte er seine gröbsten Blessuren mit Salben und Pflastern, ehe er mit schlurfenden Schritten die Trainingshallen verließ. Wie wohl das Gespräch von Raina und Hinata verlief? Sein Innerstes zog sich beim bloßen Gedanken daran, dass die Dunkelhaarige Angst vor ihm haben könnte, schmerzhaft zusammen. Ein Teil von ihm wollte nichts lieber als sie in den Arm nehmen und sich entschuldigen, der andere Teil wollte am liebsten gar nicht erst wieder zu Hause aufschlagen. Zu groß war die Furcht davor, dass sie vor ihm zurück schrecken könnte. Bei seinem Wagen angekommen überlegte er noch, ob er nicht doch noch einen Abstecher in die Innenstadt machen sollte, nur um die Begegnung noch etwas hinaus zu zögern. Ein kurzer Blick auf sein Handy zeigte ihm, dass er nun schon fast drei Stunden weg war. Eine Nachricht von Raina blinkte ebenfalls auf seinem Bildschirm. Nur zögerlich klickte er diese an. War es einfach gewohnt ihre Meldungen zu lesen. ‚Alles geklärt, du kannst wieder kommen‘ stand da. Irgendwie ärgerte ihn diese knappe Aussage, andererseits atmete er doch erleichtert auf. Schnell sprang er in seinen Sportwagen. War doch auch irgendwie neugierig, was denn alles besprochen worden war. Und ob er es überhaupt erfahren würde. Sobald er die Haustür aufgesperrt hatte und ins Wohnzimmer trat, bot sich im ein anderes, als erwartetes Bild. Friedlich schlummernd lag seine Verlobte in den Kissen der Couch, mit Raina vor sich, die über ihren Schlaf wachte. „Gut, du bist wieder da. Sie ist nur etwas erschöpft, keine Sorge.“ „Danke Raina.“, hart schluckte er, konnte den Blick nicht von der schlafenden Gestalt abwenden. „Sie kämpft mit sich selbst Boss, sei lieb zu ihr.“ Leise erhob sich die Rothaarige und wollte gehen, blieb jedoch neben ihm noch kurz stehen um ihm beruhigend die Hand auf die Schulter zu legen. „Solche Erfahrungen lassen sich nur schwer verarbeiten. Sie hat keine Angst vor dir, soviel kann ich dir sagen. Alles andere muss sie selbst tun.“ Mit einem Blick voller Dankbarkeit bedachte er sie noch kurz, sah ihr nach, wie sie sein Haus verließ. Schließlich nahm er zögerlich den Platz von Raina ein und wachte über die schlafende Schönheit, verdrängte seine eigene Müdigkeit zu ihren Gunsten. Noch halb ihm Schlaf merkte Hinata, dass sie beobachtet wurde. Sofort zog sich alles panisch in ihr zusammen, ehe sie kurz darauf den Geruch um sich herum bemerkte. Sie war noch in Narutos Haus. Somit war es entweder er, oder noch immer Raina. Beruhigt öffnete sie blinzelnd die hellen Augen, nur um kurz darauf in Narutos tiefes Blau zu schauen. Er saß gegenüber von ihr am Boden, beobachtete sie scheinbar. „H-Hey.“, brachte sie zögerlich hervor. „Wie geht es dir?“, fragte er mit reuevoller Stimme. Noch nicht ganz wach, fragte sie sich kurzzeitig, was seine Stimmung wohl zu bedeuten hatte, ehe sie sich an die ganzen Geschehnisse erinnerte. Zögerlich richtete sie sich auf und streckte eine Hand nach ihm aus. Auch wenn er immer noch voller Sorge um die junge Frau war, so erhob er sich schnell, um die dargebotene Hand anzunehmen. Ließ sich widerstandslos neben sie auf die Couch ziehen. Erst als sie sich zögerlich an ihn kuschelte und ihr Gesicht an seiner Schulter barg, viel eine gewaltige Last von seinem Herzen. Schnell schlang er einen Arm um sie, drückte sie näher an sich. „Es tut mir Leid Kleines, ich war so ein Idiot.“ Diese reuevollen Worte ließen sie erst wirklich realisieren, wie sehr sie ihn wohl verletzt hatte. Vehement schüttelte sie den Kopf an seiner Schulter. Wollte nicht, dass er sich ihretwegen Vorwürfe machte. „I-Ich w-war nur etwas überfahren m-mit meinen G-Gefühlen.“, versuchte sie zu erklären. „Du musst dich nicht erklären, ich war ein Idiot.“ „N-Nein! E-Es ist n-nur. I-Ich h-habe nicht d-das Gefühl, d-dass ich g-gut genug b-bin. Für d-dich.“, schaffte sie es ihre Gedanken in Worte zu fassen. Immerhin war sie ein einziger Scherbenhaufen. Er gab sich so viel Mühe mit ihr und sie konnte ihm nichts geben. „Denk sowas nicht.“, müde und verzweifelt drückte er ihr einen Kuss auf den Scheitel, war in diesem Moment eher froh, dass er sie noch im Arm halten durfte. Eines musste er jedoch erfragen, so schmerzhaft es auch enden konnte. „Wieso bist du vor mir geflüchtet? Hattest du doch Schmerzen dabei?“ Gequält schloss er seine Augen, hatte irgendwie Panik vor ihrer Antwort. „Nein, k-keine Schmerzen.“, irgendwie schüchtern drückte sie sich näher an ihn, wusste tief in sich, dass er die Worte nicht hören wollte, jedoch musste sie seine Reaktion sehen. „H-Hast d-du kein P-Problem damit, dass i-ich m-mit s-so vielen a-anderen g-geschlafen habe? I-Ich b-bin doch p-praktisch eine H-Hure?“ Immerhin, das konnte keiner abstreiten, hatte sie für Geld mit Männern geschlafen, zwar nicht freiwillig und sie hatte auch nichts von dem Geld gesehen, aber praktisch gesehen war es so. „Nein. Einfach nur nein.“, gepresst kam seine Antwort. Er musste sich stark zurück halten, um sie nicht an den Schultern zu packen und zu schütteln. Wie oft hatten sie dieses Gespräch nun schon geführt? Wieso fragte sie ihn das nur immer wieder? „Du bist weder eine Hure,“ Er würge an dem Wort allein bei der Vorstellung. „noch stört es mich, dass du mit anderen etwas hattest. Das einzige WAS mich daran stört ist das WIE.“ Schon fast verzweifelt drückte er den zierlichen Körper enger an sich. „Du musstest an sie denken oder?“ Beschämt rückte sie etwas von ihm ab, befreite sich jedoch nicht ganz aus seinen Armen. „N-Nicht g-gleich, a-aber danach irgendwie. E-Es w-war nicht s-so, d-dass ich an e-etwas s-spezielles erinnert w-wurde. I-Ich h-hab mich e-eher g-geschämt.“, wisperte sie leise. „Geschämt? Für das was wir hatten?“, ergeben schloss er die Augen. Das war etwas was er doch niemals wollte. Gott, wieso war diese ganze Situation nur immer so komplex? „N-Nein. F-Für mich. F-Für m-mein Leben… vorher.“ Allmählich verstand er dann doch was sie meinte. Ok, sie hatte spaß, zumindest damit hatte er sich nicht getäuscht. Sie hatte keine Angst vor ihm. Sehr gut. Womit sie kämpfte war ihr Selbstwertgefühl. Sie sah sich selbst nach wie vor als ‚beschmutz‘. Als benutzt an. „Vor mir brauchst du dich niemals schämen. Ich hab dich schon lange so akzeptiert wie du bist. Du brauchst dich auch nicht zu verstellen, sei einfach du selbst.“ So lieb seine Worte auch waren, so geborgen sie sich in seiner Nähe auch fühlte, was hieß es ‚sie selbst‘ zu sein? Das war eine Frage, die ihr noch niemand beantwortet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)