Ein Funke Hoffnung von konohayuki (Wort-Wichteln) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Funke Hoffnung ----------------------------- Auf dem Papier einfach klingende Missionen waren prädestiniert dazu, entweder zu scheitern oder sich unnötig zu verkomplizieren. Dieser Eindruck bestätigte sich für Orochimaru jedes Mal, wenn er auf einer Mission unter A-Rang unterwegs war. S-Rang, diese Missionen liebte er. Man musste seinen Kopf anstrengen, planen, vielleicht das ein oder andere Mal in die Trickkiste greifen. Aber immerhin war sich jeder Shinobi und jede Kunoichi bewusste, was S-Rang bedeutete. Es war klar, dass es zu Auseinandersetzungen auf Leben und Tod kommen konnte. Jeder, der eine solche Mission annahm musste sich mit der Möglichkeit auseinandersetzen, sein Heimatdorf nicht wiederzusehen. A-Rang-Missionen waren im Vergleich dazu weniger anspruchsvoll, aber immer noch kalkulierbar. Bei Missionen unter A-Rang wurde es dann interessant – oder, wie Orochimaru fand – lästig. Denn Auftraggeber dieser Missionsklassen neigten dazu, maßlos zu untertreiben, vor allem nun, da Krieg herrschte. Orochimaru war sicher, dass dies aus Kostengründen geschah. Und er war sicher, dass bei der Mission, deren Akte er nun studierte, genau diese Schiene gefahren worden war. Die Beschreibung war an für sich simpel: der Daimyo plante ein Essen, um einige potentielle Geldgeber davon zu überzeugen, für den Krieg weitere Mittel zur Verfügung zu stellen. Um dieses Ziel zu erreichen, waren ihm alle Mittel recht. Und so hatte der Daimyo sich in den Kopf gesetzt, dass er eine ganze Reihe von Delikatessen anbieten wollte. Orochimaru konnte sich nur zu gut vorstellen, was den Daimyo zu diesem Plan bewogen hatte. Auch wenn Hi no Kuni im Krieg sicher nicht schlecht dastand, so war es doch schwierig, außergewöhnliche Zutaten zu beschaffen. Und da es bei der Sicherung von finanziellen Mitteln immer um eine Art Machtdemonstration ging, war dies eine subtile, aber doch sehr eindeutige Art und Weise, genau diese Macht zu vermitteln. Auch wenn Orochimaru den Daimyo nie besonders hatte leiden können, dieser Charakterzug an dem Mann gefiel ihm. Was Orochimaru jedoch weniger gefiel, war die Tatsache, dass der Daimyo augenscheinlich knauserig war und seine Knauserigkeit auch noch unterstützt wurde. Für eine seiner geplanten Speisen benötigte der Daimyo der Missionsbeschreibung zufolge einen ganz bestimmten essbaren Kaktus. Diese waren schwierig zu erhalten, da es nur wenige Züchter gab, die sich auf diese Art von Kaktus spezialisiert hatten. Es schien nicht das erste Mal zu sein, dass der Daimyo diese Zutat bezog, denn er hatte seinen Stammzulieferer angegeben. Und der saß in Kaze no Kuni. Eine Mission nach Kaze no Kuni im Krieg nur als B-Rang-Mission einzustufen, war in Orochimarus Augen sehr optimistisch. Schließlich war das Land nicht unbedingt dafür bekannt, seine Grenzen unbewacht zu lassen. Nicht, dass er sich nicht darauf freute, wieder den Nervenkitzel des Schlachtfeldes zu erleben – oder zumindest auf eine Mission zu gehen, die zu einem Kampf führen konnte. Aber er war sicher, dass jeder andere Klient einen höheren Preis und eine höhere Missionsklassifizierung in Kauf hätte nehmen müssen. Die dringlichere Frage, die sich Orochimaru nun stellte war: wer würde mit ihm auf diese Mission gehen? Wenn er sich schon in eine Situation begeben musste, in der die Dinge jederzeit eskalieren konnten, dann wollte er sichergehen, dass er sich auf seine Partner verlassen konnte. Mit einem fast entnervt klingenden Seufzen sammelte er schnell zusammen, was er für die Mission benötigte, und machte sich dann auf den Weg zum Hokageturm. Sarutobi würde sich der Vorbesprechung dieser Mission persönlich annehmen. Orochimaru wurde den Gedanken nicht los, dass dahinter noch etwas mehr steckte, als er bis jetzt überblicken konnte. Aber er würde schon noch dahinterkommen, dachte er bei sich, als er seine Wohnung verließ und sich auf den Weg machte. „Du hast ja keine Ahnung, wie froh ich bin, dich zu sehen.“ Auch Orochimaru musste zugeben, dass er ihm ein sehr ähnlicher Gedankengang durch den Kopf geschossen war, als er Tsunade vor der Tür von Sarutobis Büro hatte warten sehen. Er ging gerne mit Tsunade auf Missionen. Sie war kompetent, er konnte sich auf sie verlassen, und sie war so verdammt stur, dass sie die Mission beenden würde, egal welches Hindernis sich ihnen in den Weg stellte. Die Bedenken, die Orochimaru wegen dieser Mission gehabt hatte, wurden zumindest deutlich kleiner. „Wir können vermutlich ein wenig Kampferfahrung sammeln“, erwiderte Orochimaru mit einem Schulterzucken. Tsunades Mundwinkel zuckte, sie unterließ aber einen Kommentar. Das mochte Orochimaru an ihr, sie war keine Freundin unnötiger Worte. Bevor sie noch etwas sagen oder sich über die Mission austauschen konnten, öffnete sich die Tür neben ihnen und Sarutobi streckte den Kopf heraus. „Da seid ihr ja schon“, begrüßte er seine ehemaligen Schüler. Er sah müde aus, stellte Orochimaru fest, aber in der momentanen Situation war dies nicht unbedingt verwunderlich. Irgendwann stießen selbst Shinobi an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. Tsunade und er folgten der Aufforderung wortlos und blieben in der Mitte des Raumes stehen und warteten, bis Sarutobi hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte. „Ihr wisst, worum es geht“, sagte er, wohlwissend, dass beide die Akte, die ihnen zur Verfügung stellt worden war, intensiv studiert hatten. „Der Zulieferer ist glücklicherweise nicht weit von der Grenze entfernt ansässig, trotzdem muss ich euch bitten, euch möglichst unbemerkt fortzubewegen. Wir können es uns nicht leisten, den Daimyo zu verärgern, und ein großer Kampf im Rahmen seiner Mission wird sicher keinen guten Eindruck hinterlassen.“ Orochimaru verkniff sich das Grinsen. Daher wehte also der Wind. Sie mussten den Daimyo in gute Stimmung versetzen. Diese Information warf für ihn jedoch die Frage auf: War etwas vorgefallen, von dem er nichts mitbekommen hatte, was den Daimyo verärgert hatte? Wenn er von der Mission zurück war, würde er Nachforschungen anstellen. „Schickst du deshalb uns?“, fragte er unverblümt nach. Tsunade warf ihm einen warnenden Blick zu, wenn der Tisch den Blick auf ihre Beine versperrt hätte, daran hatte Orochimaru keine Zweifel, dann hätte sie ihm einen sehr gezielten Tritt gegen das Schienbein verpasst. Sarutobis erste Reaktion auf seine Frage war dieser für ihn nicht zu deutende Blick, den Orochimaru gar nicht leiden konnte. „Nicht nur“, gab der Hokage schließlich zu. Er wirkte beinahe etwas verlegen, als er sich räusperte und erneut zum Sprechen ansetzte. „Tatsächlich habe ich noch ein anderes Anliegen. Die Gegend, in der dieser Kakteenzüchter lebt, ist nicht besonders gut ausgekundschaftet. Eure Priorität ist natürlich die Lieferung für den Daimyo, aber ich bin der Meinung, es kann nicht schaden, sich auf dem Weg ein wenig umzusehen und mir zu berichten?“ „Das bekommen wir hin“, antwortete Tsunade, bevor Orochimaru überhaupt eine Chance hatte, irgendeine Art von Antwort zu geben. Er nickte nur bestätigend, es hatte keinen Sinn, in irgendeine andere Richtung zu argumentieren. Und ganz Unrecht hatte Sarutobi ja nicht – wenn sie sowieso schon dort unterwegs waren, konnte ein wenig Informationsgewinnung parallel stattfinden. Und es mussten nicht weitere Ressourcen dafür eingesetzt werden. „Gibt es noch Fragen von eurer Seite?“, wollte Sarutobi nach einem Augenblick des Schweigens wissen. Tsunade und Orochimaru schüttelten den Kopf. „Dann würde ich vorschlagen, ihr macht euch auf den Weg.“ „Warum ausgerechnet nach Kaze no Kuni?“ Orochimaru warf nur einen kurzen Blick zur Seite auf Tsunade. Kaum hatten sie Sarutobis Büro verlassen, hatte Tsunade angefangen zu schmollen. Orochimaru vermutete, dass sie bereits Pläne für die nächsten Tage gehabt hatte, und er war sich fast sicher, dass diese etwas mit Dan zu tun hatten. Die beiden schienen seit kurzem viel Zeit miteinander zu verbringen, etwas das Orochimaru ein wenig sauer aufstieß. Sie sah glücklich mit ihm aus, und keine Frage, er wollte, dass Tsunade glücklich war. Aber er war auch niemand, der gerne die Aufmerksamkeit einer Person teilte, die ihm etwas bedeutete. Manchmal, wenn er wirklich ehrlich mit sich war, dann war er fast versucht, seine Aversion gegen Dan und seine Treffen mit Tsunade mit Eifersucht zu erklären. Aber das tat nun auch nichts zur Sache. Tsunade schien nicht mitzubekommen, dass Orochimaru mit den Gedanken nicht wirklich bei ihrer nicht wirklich gut kaschierten Beschwerde war. Da kein Widerspruch von Seiten ihres Gesprächspartners kam, sprach sie weiter: „Um diese Zeit ist es dort einfach unerträglich heiß. Könnten wir nicht lieber irgendwohin gehen, wo es kühl oder zumindest erträglich warm ist?“ An diesem Punkt klinkte sich Orochimaru dann doch in die Unterhaltung ein. „Du meinst, wie nach Uzu no Kuni?“ Tsunade überlegte einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf. „Erinnere mich nicht an Uzu no Kuni.“ Wenn er ehrlich war, dann hatte er auf diese Reaktion gehofft. Sie hatten er kürzlich eine Mission in das Land hinter sich gebracht, weil dort ein Trupp feindlicher Shinobi gesichtet worden war. Zwar waren sie erfolgreich gewesen und hatten diese Shinobi ausschalten können, es war jedoch zu einigen Zwischenfällen gekommen, die bei ihnen allen eine weniger positive Erinnerung an das Land zurückgelassen hatten. „Du meinst, ich soll dich nicht daran erinnern, dass du dich beschwert hast, dass es dort wegen des vielen Wassers viel zu kühl ist?“, setzte er zu einer gut gemeinten Stichelei an. „Oder dass Jiraiya und ich Dan und dich aus diesem blöden Wasserstrudel ziehen mussten, weil ihr beide denselben Stolperdraht übersehen habt? Wer von euch hatte den Draht noch einmal platziert?“ Tsunade quittierte diese Bemerkung mit einem gezielten Schlag mit der Faust gegen seinen Arm. „Aber ernsthaft, die Mission ist doch ein Scherz, oder?“, setzte Tsunade erneut an. „Ich wusste noch nicht einmal, dass man Kakteen essen kann.“ Orochimaru zuckte mit den Schultern. Er würde nicht mit Tsunade über die Beweggründe des Daimyo diskutieren. Sie hatte sicher den gleichen Gedankengang wie er gehabt, und sie brauchte gerade nur ein Ventil, um die Frustration über ihre über den Haufen geworfenen Pläne herauszulassen. Orochimaru sollte es recht sein. Noch waren sie auf sicherem Gebiet, und wenn Tsunade den Dampf nun ablassen konnte, dann würde sie deutlich fokussierter sein, wenn sie sich auf feindliches Gebiet begaben. „Wissen die überhaupt, dass wir kommen?“ Orochimaru nickte. „Mir war, dass in der Missionsakte etwas von einer Bestellung stand, die bereits beim Zulieferer eingegangen ist. Er ist auch darüber informiert, wer die Ware abholt.“ Der Umstand hatte ihn doch ein wenig verärgert. Die Sache war schon viel länger in der Planung, als er gedacht hatte. Er mochte es nicht, überrascht zu werden. „Wenigstens das“, seufzte Tsunade. „Stell dir vor, wir hätten da noch Überzeugungsarbeit leisten müssen. Oder darauf warten, dass die Bestellung zusammengestellt wird.“ „Hätte es denn einen so großen Unterschied gemacht?“ Erst nickte Tsunade vehement, dann schüttelte sie letztendlich doch den Kopf. „Vermutlich nicht. Wir können im Zweifelsfall sehr überzeugend sein, wenn wir wollen. Denkst du, Sarutobi hat uns deshalb geschickt?“ „Ich würde es nicht ausschließen“, gab Orochimaru zu. „Wir sind ein gutes Team.“ Das waren Jiraiya, Tsunade und er in allen Kombinationen. Sie hatten so lange miteinander verbracht und waren so aufeinander abgestimmt, dass sie sich nicht großartig verständigen brauchten, um die richtige Entscheidung im richtigen Moment zu treffen. Tsunade nickte bedächtig. „Das sind wir.“ Für einen Moment hatte Orochimaru das Gefühl, dass sie noch etwas hinzufügen wollte, es dann aber doch sein ließ. Sie verfielen für eine Weile in Schweigen, er war es schließlich, der die Stille durchbrach. „Wie wollen wir vorgehen?“, fragte er. „Ich meine, wir sind nun nicht gerade unauffällig, unsere Gesichter sind nicht unbedingt unbekannt.“ Tsunade nickte, augenscheinlich froh, dass die bereits unangenehm zwischen ihnen hängende Stille gebrochen war. „Ich habe tatsächlich vorgesorgt und ein wenig Schminke und Kleidung mitgenommen, sodass wir uns als Zivilisten tarnen können. Oder wir können es mit Genjutsu versuchen, aber ich glaube kaum, dass Sunagakure keine Shinobi oder Kunoichi mit Kanchi-Fähigkeiten an der Grenze postiert haben werden.“ Orochimaru hatte dieselbe Befürchtung. Der Kazekage und seine Berater waren keine schlechten Strategen. Und auch wenn bei einem Gegner mit Kanchi-Fähigkeit immer die Gefahr bestand, dass sie entdeckt wurden, so war es doch ratsam, nicht noch deutlicher über die Nutzung von Jutsu auf sich aufmerksam zu machen. „Wir sollten besser auf Genjutsu verzichten“, sagte er deshalb. „Wir sollen unauffällig sein. Und wenn wir uns auf diese Art tarnen würden, könnten wir auch gleich das Stirnband tragen.“ Tsunade grinste. „Ich sehe, wir verstehen uns.“ Orochimaru nickte. Sie würden also kurz vor der Grenze einen Stopp einlegen, um sich entsprechend umzuziehen und vorzubereiten. Jetzt hoffte er nur, dass die Schminke, die Tsunade mit sich führte, auch größerer Hitze standhielt … Die Mission lief bisher viel zu gut. Orochimaru war von dieser Tatsache nicht erstaunt, aber sie ärgerte ihn. Er hatte sich auf ein paar Auseinandersetzungen gefreut, und nachdem sie zudem den Spionageauftrag erhalten hatten, war er guter Dinge gewesen, dass sich hier vielleicht ein paar interessante neue Informationen gewinnen ließen. Aber nichts dergleichen war passiert. Sie waren über Stunden in der unerbittlich scheinenden Sonne durch Sanddünen gelaufen, bis sie endlich ein kleines Dorf erreicht hatten. In diesem hatten sie ihre Wasservorräte auffüllen und sich eine Mahlzeit und jeweils ein paar Stunden Schlaf gönnen können, bevor sie zur zweiten Etappe ihrer Reise aufgebrochen waren. Laut der Instruktionen, die sie erhalten hatten, war der Zulieferer von diesem Dorf aus nach einem halben Tagesmarsch zu erreichen. Orochimaru hatte sich ernsthaft darüber gewundert, wie diese Berechnung zustande gekommen war, denn sie hatten gerade einmal vier Stunden gebraucht. Aber vermutlich waren die üblichen Boten, die zur Abholung abbestellt wurden, einfach sehr langsam, oder sie verliefen sich auf dem Weg. Wobei Orochimaru sich schwer vorstellen konnte, wie genau man sich auf einem Weg verlaufen konnte, der ausschließlich geradeaus führte. Der Züchter war ein geschwätziger alter Mann gewesen, der Orochimaru fast den letzten Nerv geraubt hatte. Glücklicherweise hatte Tsunade – trotz der Tatsache, dass ihr die Hitze offensichtlich stark zusetzte – sich der Unterhaltung mit dem Mann angenommen, sodass Orochimaru damit davongekommen war, nur ab und an nicken und ansatzweise freundlich dreinzublicken. Erst nach einem – von weiteren scheinbar nicht enden wollenden Erzählungen des alten Mann begleiteten – Mittagessen, hatte er sie mit der Ware ziehen lassen. Er musste sehr einsam sein und nicht viele Besucher haben, dachte Orochimaru. Und Tsunades Gesicht nachdem sie das Haus des Mannes verlassen hatten sagte ihm, dass ihr genau dasselbe durch den Kopf gegangen war. Nun befanden sie sich auf dem Rückweg, im Gepäck eine Menge an essbarem Kaktus, die sie beide sehr erstaunt hatte. Und sie hatten keine wirklich großartigen Informationen bezüglich der Gegend sammeln können, die irgendeinen strategischen Wert für die Kriegsführung hatten. Augenscheinlich war sie nicht als wertvoll eingeschätzt worden, immerhin hatten sie bis jetzt weder Versorgungspunkte oder sichere Verstecke ausmachen können, noch waren sie mit Shinobi aus Sunagakure in Kontakt gekommen. Wenn Sunagakure dieser Gegend allerdings so wenig Interesse zukommen ließ, war sie vielleicht doch als Einfallpunkt nutzbar. Aber das war nicht Orochimarus Entscheidung. Seit ungefähr einer halben Stunde reisten sie wieder in Schweigen gehüllt, die einzigen Geräusche um sie herum waren ihre Schritte und das Öffnen und Schließen von Tsunades Wasserflasche, wenn sie erneut einen Schluck nahm. Ein entnervter Laut neben ihm zog seine Aufmerksamkeit auf Tsunade. Beinahe anklagend streckte sie ihm ihre Flasche entgegen, die sie offensichtlich bereits geleert hatte. „Das war meine letzte“, sagte sie, fast als wollte sie seinen Gedanken bestätigen. „Wir müssen bald irgendwo Schatten finden, ich brauche eine Pause.“ Orochimaru machte die Hitze deutlich weniger aus als Tsunade, aber auch er war einer Pause nicht abgeneigt. Im Nachhinein war er sicher, dass es dieser Umstand war, der dafür gesorgt hatte, dass er unaufmerksam gewesen war. Plötzlich und unvermittelt tauchte am Horizont etwas auf, was wie Palmen oder ein ähnliches Gewächs aussah und ein verdächtiges Glitzer, welches Orochimaru sofort an Wasser denken ließ. Nachdem sie den Großteil des Tages nichts als Sand in verschiedenen Variationen gesehen hatten, war dies ein wahrer Augenschmaus. Und Orochimaru vermutete, dass ihre Sinne ihnen vielleicht einen Streich spielten. Immerhin war es nicht ungewöhnlich, bei Wassermangel und Überhitzung Dinge zu sehen, die nicht existierten. Oder aber, er saß einer optischen Täuschung auf. Diese Hypothese widerlegte allerdings Tsunades euphorische Reaktion. „Das ist sicher eine Oase!“ Plötzlich schien ihr Schritt wieder federnder zu werden, und auch wenn sie sicher von der Idee getrieben wurde, ihre Wasserflasche wieder aufzufüllen, so konnte Orochimaru ihr dies nicht verdenken. Tsunade marschierte schnurstracks an ihm vorbei und auf die Oase zu. In Rekordgeschwindigkeit schafften sie es zu dem grünen Fleck. Orochimaru war froh, dass sie wirklich existierte und sie tatsächlich einen Ort gefunden hatten, der ein wenig Pause zuließ. Tsunade war vorausgeeilt und betrat das erste bisschen grünen Boden. Fast augenblicklich verzog sie das Gesicht. „Mücken!“, rief sie Orochimaru entgegen. „Dieses Land muss mir auch alles madig machen. Und die Mistviecher stechen auch noch wie verrückt.“ Erst jetzt, als er weit genug aufgeholt hatte und nur noch wenige Meter von Tsunade entfernt war, konnte Orochimaru die Mücken erkennen. Und war erstaunt, wie viele es waren. Das konnte nicht normal sein. Normalerweise waren es doch die Männchen, die in so großen Schwärmen … Noch bevor er den Gedanken beenden konnte, sah er, dass sich etwas an Tsunades Körpersprache veränderte. Sie wirkte auf einmal wie erstarrt, dann suchte sie seinen Blick. „Nicht gut“, konnte sie gerade noch sagen, bevor sie unvermittelt in sich zusammensackte. Orochimaru war sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Hier ging etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu. Vorsichtig machte er ein paar Schritte auf die Oase zu, wagte es aber nicht, sich dem bedrohlich summenden Schwarm von Insekten zu nähern, die noch immer über Tsunades leblosem Körper schwebten. Der Angriff kam unvermittelt, aber nicht unerwartet. Tatsächlich hatte Orochimaru mit einem windbasierten Jutus gerechnet, dass es aus seinem Rücken kommen würde, wurde ihm aber erst Sekundenbruchteile bevor es zu spät gewesen wäre bewusst. Er katapultierte sich mit einem durch Chakra verstärkten Sprung in die Höhe, gerade noch rechtzeitig, um der Windböe zu entkommen, die ihn ohne Zweifel direkt in den Mückenschwarm getrieben hätte. Und er wusste genau, er hatte kein Bedürfnis, mit diesen Tieren in Kontakt zu kommen. Damit konnte er davon ausgehen, dass er es mit mindestens zwei Gegnern zu tun hatte. Die Kraft der Insektenstiche war kein Zufall, und seiner Erfahrung nach war bei solchen Kombinationsattacken oftmals ein Duo im Spiel. Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er würde also doch noch seinen Kampf bekommen. Leichtfüßig landete er auf einer Palme, nah genug an Tsunade um sehen zu können, dass sich ihr Brustkorb regelmäßig bewegte. So weit, so gut, das hieß sie war noch am Leben. Trotzdem würde es ein schneller Kampf werden. Er wusste schließlich nicht, was genau ihr passiert war. Zuerst musste er sich aber einen Überblick über die genaue Anzahl der Gegner verschaffen. Orochimaru konzentrierte sich einen Moment. Nun, da die Sorge um Tsunade zumindest ein wenig beruhigt war, konnte er sich wieder ganz auf die Analyse der Situation konzentrieren. Da er niemanden hatte sehen können war es wahrscheinlich, dass sie sich entweder gut versteckt hatten, oder aber … Ohne groß nachzudenken formte er zwei Fingerzeichen und murmelte leise „Kai“. Die Oase blieb bestehen, allerdings verlor sie einiges von ihren satten Farben und wirkte nun um einiges trostloser. Ein guter Plan, um jemanden anzulocken, wie Orochimaru fand. Während die Farben verschwanden, wurden allerdings vier Silhouetten langsam sichtbar. Orochimaru verhielt sich ruhig und verschaffte sich einen kurzen Überblick. Drei von ihnen standen nah beieinander, während der vierte Shinobi, der ihn gerade noch angegriffen hatte, sich schnell und offensichtlich nach ihm Ausschau haltend wieder seinem Team anschließen wollte. Sie würden sicher nicht ungeschoren davonkommen, dafür, dass sie Tsunade verletzt hatten. Mit einem gezielten Sprung und einem kurzen Sprint war Orochimaru bei dem abseits von der Gruppe stehenden Shinobi. Der Mann war nicht einmal mehr in der Lage, einen erstaunten Laut von sich zu geben, bevor er mit einem gurgelnden Geräusch und einem Kunai in der Brust zusammensackte. Zwar hatte Orochimaru nun das Überraschungsmoment mit dem Rest der Gegner verspielt, aber er konnte ihnen ansehen, dass diese Attacke mächtig Eindruck bei ihnen gemacht hatte. Orochimaru war es egal. Er wusste bereits jetzt, wie dieser Kampf ausgehen würde und dass niemand der anwesenden Feinde die Geschichte dieses Kampfes erzählen können würde. Das Genjutsu war nicht besonders stark gewesen, also ging er davon aus, dass er nicht mit großartiger Gegenwehr zu rechnen hatte, wenn er richtig loslegte. Umso unangenehmer war die Tatsache, dass sie so einfach in diese dilettantisch aufgestellte Falle getappt waren. „Wer ist der Nächste?“, fragte er mit tonloser Stimme. Zwei der verbliebenen Gegner, ein Shinobi und eine Kunoichi, sahen sich an, tauschten nur ein kurzes Nicken aus. Als sie näher auf ihn zutraten fiel Orochimaru auf, dass der letzte im Bunde ein Fingerzeichen hielt. Da die Insekten noch da waren, ging er davon aus, dass er diese in Formation hielt. Die Kunoichi und der Shinobi kamen näher, Orochimaru tat es ihnen gleich. Sein nächster Angriff würde seinen Gegnern klar machen, mit wem sie es zu tun hatten. Aber da er den Kampf schnell beenden wollte … Orochimaru liebte es zu beobachten, wie andere auf Mandara no Jin reagierten. Oft war es Schock, der sich langsam aber sicher in pure Panik verwandelte. Auch in diesem Fall war es nicht anders, aber Orochimaru war nicht sicher wie er reagieren würde, wenn eine Flut von Schlangen auf ihn zuschoss und sie nicht von ihm kontrolliert wurden. Ein paar der Schlangen würden die Zwei noch abwehren können, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis eine der Schlangen es entweder schaffte, sie zu umschlingen und zu erwürgen, oder aber eine der Klingen in den Mäulern der Schlangen ihr Ziel fand. Orochimaru wartete ab und beobachtete fasziniert, wie die Mücken mit leisen Ploppgeräuschen plötzlich verschwanden. Offensichtlich wollte der letzte verbliebene Shinobi seinen Teammitgliedern zu Hilfe eilen. Allerdings hatte Orochimaru nur auf diesen Augenblick gewartet. Ein Großteil der Schlangen verschwand als er sicher war, dass bis auf den letzten Shinobi seine anderen Gegner ausgeschaltet waren. Der Rest machte sich daran, den übriggebliebenen Shinobi festzusetzen. Orochimaru beobachtete, wie dieser versuchte, sich diesem Versuch zu widersetzen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er keinen Erfolg mehr damit haben würde. Orochimaru nutzte die Zeit, um sich um Tsunade zu kümmern. Auf den ersten Blick schien sie ruhig zu atmen, etwas, das Orochimaru eindeutig beruhigte. Das hieß, dass was auch immer es mit diesen Insektenstichen auf sich hatte, kein Gift war, welches die Atemwege lähmte. Allerdings fiel ihm der Schweißfilm auf ihrem Gesicht auf und als er an ihre Stirn fasste, war es offenkundig, dass sich ihre Temperatur erhöhte. Und Orochimaru war sich fast sicher, dass dies nicht nur mit der generellen Wärme zu tun hatte. Ein Aufschrei ließ ihn zum Verursacher von Tsunades Zustand blicken. Dieser hatte nun augenscheinlich sein Duell mit den Schlangen verloren. Orochimaru war beinahe stolz auf seine Schlangen. Während zwei von ihnen dafür sorgten, dass der Mann sich nicht großartig bewegen konnte und ihm dabei wenig Raum zum Atmen ließen, hatten zwei von ihnen es sich zur Aufgabe gemacht, mit ihren Mäulern bedrohlich nahe am Gesicht des Mannes zu verharren. Orochimaru musste zugeben, er fand die Kuchiyose-Verbindung des Mannes faszinierend. Individuell, definitiv, vor allem die Tatsache, dass er augenscheinlich in der Lage war, die Wirkung des Insektenstichs in irgendeiner Art zu manipulieren. Mit einem kurzen Seitenblick auf Tsunade versicherte er sich noch einmal, dass sie gleichmäßig atmete und keine anderen kritischen Symptome aufwies, die auf einen nahenden Tod hindeuteten. Dann trat er ein paar Schritte auf den vor Angst zitternden Shinobi aus Sunagakure zu. Die Schlangen, die sich um den Körper des Mannes gelegt hatten, verstärkten den Druck, den sie auf dessen Brustkorb ausübten. „Ich kann es nicht leiden, wenn man versucht, mich oder Menschen, die mir nahestehen, zu vergiften.“ Er machte einige weitere Schritte auf den Shinobi zu, seine Stimme war ruhig und bedächtig. „B…Bitte“, kam es von dem unglückseligen Mann. Sowohl er als auch Orochimaru wussten, dass nur einer von ihnen diesen Ort lebend verlassen würde. Und beiden war mehr als bewusst, wessen Chancen in dieser Situation um einiges besser standen. Eigentlich war es eine Verschwendung, dachte Orochimaru bei sich. Diese Kuchiyose-Jutsu-Kombination war gewagt, sie verdiente eine genauere Beobachtung. Für einen Moment war er versucht, den Mann in sein Labor zu bringen und sich der Sache anzunehmen. Aber rein logisch betrachtet sprach einiges dagegen. Da war der Punkt, dass er nicht allein auf Mission war. Wäre es anders, dann hätte er den Abstecher zu seinem Labor und das Risiko, einen Gefangenen zu transportieren, billigend in Kauf genommen. Und zweitens, und dieser Punkt ging Hand in Hand mit der Tatsache, dass er nicht allein war, musste er sicherstellen, dass Tsunade heil wieder nach Hause kam. Tsunade war auf irgendeine Art vergiftet, und er beobachtete gerade schweigend die Person, die dafür verantwortlich war. Orochimaru war mit Hinsicht auf Menschen, an die er sich in irgendeiner Weise emotional gebunden hatte, sehr nachtragend. Und drittens … ein bösartiges Grinsen breitete sich langsam auf Orochimarus Gesicht aus. „Du wirst mir das Gegengift geben.“ Es war kein Befehl, nur eine simple Feststellung. Orochimaru kannte Shinobi wie das Exemplar vor ihm zur Genüge. Sie fürchteten das Potential, welches sie hatten, und sie schöpften dieses nicht voll aus. Und sie sicherten sich ab, falls doch etwas schief ging. Der Mann vor ihm hatte mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Gegengift bei sich, für den Fall dass er oder seine Kameraden seinem eigenen Gift ausgesetzt wurden. Es war also keine Frage ob, sondern eine Frage wie er an das Gegengift kommen würde. Entweder, er bekam es freiwillig ausgehändigt, oder er würde es einem Toten abnehmen. Ihm war es einerlei, und seinem Gegenüber konnte es das eigentlich auch sein. „Aber vorher …“, die Schlangen lockerten ihren Griff um den Mann ein wenig, damit er etwas freier atmen und kommunizieren konnte, „vorher werden wir uns noch ein wenig unterhalten.“ Orochimaru wusste, Tsunade würde ihm ewige Vorträge über Moral halten, wenn sie wüsste, was nun passieren würde. Aber bei so einer Mission war ihm doch auch ein wenig Spaß vergönnt, oder? Menschen wurden im Angesicht des Todes so verdammt redselig. Es war nicht das erste Mal, dass Orochimaru diesen Umstand beobachtete, und es faszinierte ihn. Es war, als wären die Menschen darauf bedacht, vor ihrem Tod noch so viel Informationen wie sie konnten in die letzten Stunden oder Mintuen ihres Lebens zu verpacken. Aber immerhin hatte er dem ganzen Geschwafel auch einige interessante und wichtige Informationen entnommen. Er hatte nun beispielsweise eine sehr aufschlussreiche Karte über Verstecke und Stationierungen von Shinobi der Gegend in seinem Besitz. Er wusste außerdem, dass er es mit Tsunade nicht bis zur Grenze schaffen würde, bevor ein Sandsturm sie erreichen würde. Und er besaß das Gegengift, welches Tsunade benötigte, um sich vollständig zu erholen. Orochimaru zog ein wenig unsanft an Tsunades Arm, um sie wieder ordentlich tragen zu können. Ihre Reaktion darauf war ein unwirsches Grummeln. Er konnte nicht anders, er rollte mit den Augen. Die Frau war immer noch komplett ausgeknockt, aber ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen war trotzdem noch möglich. Sie würden sich beeilen müssen, der Sandsturm war schon bedrohlich nah, und der Unterschlupf, der ihm genannt worden war, befand sich noch ein ganzes Stück entfernt. Aber wenigstens würde er dort – zumindest laut den Angaben des Shinobi – alles finden, was er zur vorläufigen Behandlung von Tsunade brauchte. Der Mann hatte ihm gesagt, dass das Fieber mit Halluzinationen einhergehen konnte und er sicherstellen musste, dass Tsunade schnell ihren Wasserhaushalt ins Gleichgewicht brachte, sobald sie aufwachte. Das würde kein Problem darstellen, vorausgesetzt, Tsunade wachte auf. Orochimaru hatte ihr direkt an der Oase vor ihrem Aufbruch das Gegengift verabreicht, nur um sicherzugehen. Tsunade war stark, er zweifelte nicht daran, dass sie wieder auf die Beine kommen würde. Aber trotzdem konnte der Heilungsprozess laut des Entwicklers des Jutsus langwierig sein. Orochimaru hegte keine Zweifel daran, dass Tsunade mit Hilfe von Katsuyu die Heilungsdauer deutlich reduzieren konnte. Wenn man diese Schnecke einmal brauchte … Aber Orochimaru konnte Katsuyu keinen Vorwurf daraus machen, dass sie nicht erscheinen konnte, wenn Tsunade sie nicht beschwor. So funktionierte die Kuchiyose nun einmal. Erste Windböen begannen, sein Haar durcheinander zu wirbeln. Orochimarus Schritte wurden ausladender und schneller. Er würde sich beeilen müssen. Es hatte in Orochimarus Augen eine Ewigkeit gedauert, bis sie die wirklich gut versteckte Höhle erreichten, die ihm beschrieben worden war. Der Wind und Sand waren ihnen bereits um die Ohren geweht und Orochimaru spürte noch immer, wie der Sand gegen sein Gesicht prasselte. Er wollte diese Erfahrung möglichst nicht wiederholen. Inzwischen war es Nacht geworden und deutlich herunter gekühlt, und er saß an einem warmen Feuer mit einer Schale Suppe in der Hand, während er Tsunade beim Schlafen beobachtete. Sie schlief sorglos, mit einem Lächeln auf dem Gesicht, welches für Orochimaru ohne Zweifel als Definition von Glückseligkeit dienen konnte. Wenigstens wurde sie nicht von Albträumen geplagt, das war seine große Befürchtung gewesen. So musste er sie nicht fixieren um zu verhindern, dass sie unbeabsichtigt in das Feuer rollte, und konnte einfach von Zeit zu Zeit die Wickel wechseln, die bei der Linderung des Fiebers helfen sollten. Schweigend aß er seine Suppe, immer darauf bedacht, Änderungen in Tsunades Zustand schnellstmöglich zu erfassen und entsprechend zu reagieren. Bald würde auch er ein wenig Schlaf brauchen. Nachdem er sein Abendessen beendet hatte, säuberte er die Schale und machte sich daran, Tsunades Wickel erneut zu wechseln. Als sie plötzlich nach seinem Handgelenk griff, wich er nicht aus, obwohl der schraubstockartige Griff wirklich schmerzhaft war. „Was …?“ Tsunade klang eindeutig verwirrt, und Orochimaru hatte ein wenig Mitleid mit ihr. „Schlaf“, antwortete er einfach. „Du musst dich ausruhen.“ Augenscheinlich hatte sie einige Schwierigkeiten, ihn zuzuordnen. Bis sie es endlich schaffte, verging fast eine halbe Minute. Erst dann ließ sie sein Handgelenk los. „Mir ist übel“, murmelte sie. Orochimaru nickte. Auch das war eine Nebenwirkung des Giftes, die ihm beschrieben worden war. „Du wurdest vergiftet“, sagte er. „Dein Körper neutralisiert es momentan. Aber das braucht Zeit.“ Die Art und Weise, wie er ihr eine Strähne ihres Haars aus der Stirn strich, bevor er dort ein neues mit kaltem Wasser benetztes Tuch platzierte, konnte beinahe als liebevoll bezeichnet werden. „Mhm…“, murmelte Tsunade nur. „Pass auf mich auf?“ Da war immer noch ein leicht panischer Unterton in ihrer Stimme, der Orochimaru ganz und gar nicht gefiel. Aber wer wusste, was sie gerade sah und wahrnahm? „Immer“, war seine Antwort. „Ruh dich aus.“ Augenscheinlich schien sie die Antwort zufriedenzustellen, denn sie nickte leicht, bevor sie ein wenig näher zu ihm rutschte. Kurz darauf war sie wieder eingeschlafen, und ein zufriedener Ausdruck breitete sich langsam auf ihrem Gesicht aus. Orochimaru wagte es nicht, sich vom Fleck zu rühren, immerhin wollte er ihren Schlaf nicht stören. Jetzt konnte er nur hoffen, dass sie schnellstmöglich wieder auf die Beine kam und sie die Reise nach Konohagakure antreten konnten, damit Tsunade in einem Krankenhaus behandelt werden konnte … Es hatte noch zwei Tage gedauert, bis sich der Sandsturm gelegt und Tsunade sich soweit erholt hatte, dass sie aus eigener Kraft reisen konnte. Als sie in Konohagakure angekommen waren, hatte Orochimaru sie direkt beim Krankenhaus abgeliefert und den behandelnden Ärzten eine genaue Beschreibung dessen gegeben, was Tsunade widerfahren war. Sie hatten umgehend mit Tests begonnen um sicherzustellen, dass Tsunade wieder vollständig genesen würde. Orochimaru hatte sich seinerseits auf den Weg gemacht, um die Kakteen abzuliefern, wegen denen sie diese Mission überhaupt angetreten waren. Außerdem musste er Sarutobi Bericht erstatten. Er war froh als er nach dieser Berichterstattung ins Krankenhaus zurückkehrte und ihm mitgeteilt wurde, dass Tsunade nicht dort bleiben musste, sondern in ihre eigene Wohnung zurückkehren konnte. Gemeinsam traten sie aus dem Gebäude heraus. „Will Sarutobi auch einen Bericht von mir?“, fragte sie. Orochimaru schüttelte den Kopf. „Ich habe schon alles berichtet, was es zu berichten gab“, sagte er. Sie nickte. Schweigend gingen sie ein Stück des Weges, bis Tsunade plötzlich das Schweigen brach. „Danke“, sagte sie. Orochimaru sah sie verständnislos an. Sie schüttelte den Kopf. „Danke, dass du auf mich aufgepasst hast auf der Mission. Und mich die ganze Zeit hin und her geschleppt hast.“ Sie grinste ihn an. Das Lächeln hatte ihr schon immer gestanden, schon seit sie klein gewesen waren. „Das nächste Essen geht auf mich“, fügte sie mit einem Zwinkern hinzu. Orochimaru schnaubte. „Ich konnte dich ja nicht einfach liegen lassen“, antwortete er. Das Essen würde er trotzdem annehmen, immerhin war Tsunade nicht gerade dafür bekannt, oft Essen auszugeben. Was er nicht erwartet hatte war, dass sie sich ein wenig reckte und ihm einen Kuss auf die Wange hauchte. Vielleicht lag es an seiner Überraschung, aber sein Herz schlug ein wenig schneller. Gerade in diesem Moment erreichten sie die Abzweigung, an der sich ihre Wege trennten. „Also dann“, sagte Tsunade. Irrte Orochimaru sich, oder waren ihre Wangen ein wenig rosiger als sonst? „Treffen wir uns morgen Mittag? Ich muss dann noch einmal zum Krankenhaus, sie wollen meine Werte ein paar Tage beobachten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Als ob ich das nicht selbst könnte. Aber dann können wir etwas essen gehen und Jiraiya von der Mission erzählen.“ Orochimaru war immer noch ein wenig perplex, nickte aber trotzdem. „Sie werden dich sicher nicht lange aufhalten, wir holen dich dann ab.“ Sie winkte noch einmal, dann eilte sie schnellen Schrittes in Richtung ihrer Wohnung du ließ einen grübelnden Orochimaru zurück. Eigentlich neigte Tsunade nicht dazu, Menschen auf die Wange zu küssen. Und ihn schon gar nicht. Vielleicht, so grübelte Orochimaru, war zwischen Dan und ihr doch nichts Ernsthaftes im Gange. Vielleicht gab es da einen Funken Hoffnung für ihn selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)