Mouth Soul von Midnight ================================================================================ Kapitel 2: Krähen ----------------- ... Es war nun zwei Wochen her, seid ich Seru das letzte Mal begegnet war. Und auch so, war nichts außergewöhnliches mehr passiert. Keine Moth Souls die durch die Gegend schwirrten nicht mal in der Welt schien irgendetwas zu passieren. Alles war friedlich wie nie, was mich irgendwie beunruhigte. Alan hingegen schien das egal zu sein, er scherte sich nicht darum, sondern verhielt sich, so wie noch vor einigen Wochen, bevor die seltsamen Ereignisse passierten. Er sprach mich nicht im Geringsten auf Seru oder die Mouth Souls an und das störte mich auch nicht weiter. Es war doch gut so wie es war. Still und friedlich. So mochte ich es. Keine Probleme. "Sooo, das ist deine Karte.", Alan drückte mir die Karte für den Freizeitpark in die Hand, die er dank Vitamin B, günstiger bekam, als andere. Der hatte aber auch echt ein Schwein, so viele Bekannte wie der hatte. Ich gehe davon aus, dass es an seiner kommunikativen Art lag, die mir so gänzlich fehlte, wie den meisten Menschen. Da war ich wohl absoluter Durchschnitt. Ein Pinguin, der nicht aus der Reihe tanzte, wärend Alan gegen den Strom schwamm, seine Einzigartigkeit auslebte. "Lass uns heute so richtig viel Spaß haben ja? Auch, wenn wir nur zu zweit sind." Stimmte wohl, es war seltsam nicht von seine unzähligen Freunden umzingelt zu sein. Allerdings war das auch mal ganz entspannend. Nur wir beide, ganz in Ruhe. "Und? Was willst du als erstes ausprobieren? Die Wildwasserbahn? Die Achterbahn? Die Reifenwasserbahn, das Kettenkarussell? Oder willst du lieber Bötchen fahren?", grinste er schelmisch. Bei so viel Auswahl...wie sollte man sich denn da entscheiden? "Kettenkarussell klingt gut, das dreht sich doch bis ganz nach oben oder?", erklärte ich. Alan nickte. "Ja, da ist die Aussicht hervorragend." Und so ging es los. Unser erster Punkt, das Kettenkarussell. Die Schlange war nicht so riesig. Vermutlich würden Achterbahn oder Wildwasserbahn wesentlich besser besucht sein. War ja auch Nervenkitzel pur. Aber gut, so mussten wir nicht so lange anstehen und kamen recht zeitig dran. Wenn man lange anstand hatte man ja auch wesentlich weniger Zeit für alles andere. Dafür reichte ein Nachmittag natürlich auch nicht aus. Von oben konnte man tatsächlich fast den ganzen Park sehen, mit den vielen Attraktionen, die es hier hab. Sogar ein kleines Freilichttheater gab es. Im Programm stand, dass es heute etwas mit Akrobatik geben sollte. Klang ganz interessant. Vielleicht würden wir dafür nachher ja noch Zeit finden. So frei schwebend über dem Boden fühlte ich mich fast ein wenig schwerelos unter dem wolkenlosen Himmel. "Das war cool oder? Was probieren wir als nächstes aus?", wollte Alan wissen. "Ja war es. Hab mich richtig schwerelos gefühlt. Hm? Ich weiß nicht...such du was aus." ,schlug ich vor. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Natürlich sprang er mir direkt mit einer Idee entgegen und schnappte meine Hand, um mich in die Nächste Richtung zu ziehen. So schnell wäre ich wohl sonst auch nicht hinterher gekommen. Wenn ich es recht überlegte war er tatsächlich ungewöhnlich schnell und sportlich. Im Sportunterricht hatten unsere Mitschüler keine Chance gegen ihn. Und dabei hielt er sich sicher noch zurück. Das war deutlich spürbar. Es war ganz eigenartig. Seid ich Seru begegnet war schien mein Instinkt für einige Dinge deutlich gesteigert zu sein. Früher wäre mir das nie aufgefallen. Vielleicht war ein Grund dafür auch "Lass uns doch zu dem Piratenschiff gehen. Im Prospekt stand, dass man dort echte Piraten treffen kann.", grinste er voller Vorfreude. "Echte Piraten?", echote ich. "Klar!", lachte er. Natürlich wusste er, dass es keine echten Piraten waren, aber Alan ließ sich in seiner Fantasie nicht beschränken. Im Gegenteil, er lebte sie voll aus. Und wenn er meinte, es seien echte Piraten, dann waren es auch echte Piraten. Zumindest für den Moment. Also folgte ich ihm einfach. Und der Weg führte uns tatsächlich zu einem waschechten Piratenschiff in einem riesigen, aber flachen Teich, in dem man sich bei Gelegenheit auch die Füße kühlen konnte. Diese Idee hatten auch viele andere, überwiegend Kinder mit ihren Eltern, zwischen denen wir natürlich auffielen. Alan besonders, mit seinen mittlerweile feuerroten Haaren. Irrte ich mich, oder hatten sie sich noch extremer verfärbt? Sollte mich das beunruhigen? Alans Augen fingen an zu leuchten. "Auf ins Piratenabenteuer!", rief er mir zu und lief los. "Komm Nori! Lass uns Spaß haben!", lachte er. Also folgte ich ihm. Auf dem Schiff gab es viele Klettermöglichkeiten, und in einigen Winkeln versteckte sich auch der ein oder andere Pirat. Die Verkleidungen waren wirklich ziemlich Originalgetreu. Man könnte meinen man sei auf hoher See. Einer der Piraten forderte Alan sogar zu einem Schwertkampf um meine Gunst auf. Der dachte doch tatsächlich, ich sei ein Mädchen. Das war schon Lustig. Zwar war ich figürlich zierlich, und mein Gesicht leicht feminin, aber dennoch hatte ich doch normal jungenhafte Kleidung an. Dennoch, war es wahrlich ein aufregendes Gefecht, das die Blicke aller Leute auf sich zog. Natürlich mit biegsamen, stumpfen Kunstschwertern, die nur auf den ersten Blick wie echt aussahen. Mir viel auf, das Alan ein richtig guter Schwertkämpfer war, was die Show auch für die übrigen Zuschauer noch viel aufregender machte. Alle staunten über seine Fähigkeiten. Sie jagten sich über das ganze Schiff. Fast war mir so, als käme mir diese Situation bekannt vor und lief für einen kurzen Moment Gefahr in einen meiner vielen Tag- und Nachtträume zu geraten. Mit einem Blinzler stand ich wieder in dieser anderen Welt. Aus der Ferne konnte ich ihn wieder sehen. Kyo mit den roten Haaren, wie er sich mit seinen Fäden von einem Hohen Gebäude abseilte, hinter ihm...Seru... "Haha! Jetzt hab ich dich! Du hast verloren Pirat!", triumphierte mein bester Freund und nahm mich schützend in seinen Arm. Ich erschrak und war sofort wieder hellwach. Die andere Welt blendete sich aus. Der Pirat hob die Hände und räumte ihm den Triumpf ein. Alan freute sich wie ein kleines Kind, das seine Weihnachtsgeschenke auspackte, lachte fröhlich und sprang in die Luft mit einem lauten, "Yes!". Die Leute um uns herum klatschten Beifall und Alan bekam sogar eine Piratenehrenmedallie, die er nun stolz durch den Freizeitpark trug. "Bao, das hat Spaß gemacht, meine "Holde Maid" zu rennten.", neckte er mich. Ich erwiderte mit einem Grinsen. "Ja "mein Held", das hast du gut gemacht.", lobte ich ihn. Das schien ihn nur noch mehr zu erfreuen. Kein Wunder, wer freute sich nicht, wenn er gelobt wurde? "Na siehst du mal, was du für einen tollen besten Freund hast. Aber weißt du was? Das ganze Gefecht hat mich schon ein bisschen hungrig gemacht, ich könnte ein Pferd verdrücken.", teilte er mir mit. "Lass uns mal in die Fressbudenstadt einwandern, da finden wir bestimmt was Gutes. Und danach könnten wir uns zum Verdauen einen kleinen Spaziergang durch den Märchenwald gönnen. Haha, gleich dahinter ist nämlich die Achterbahn.", schlug er. Der hatte sich mit Sicherheit die ganze Infokarte eingeprägt. "Hört sich gut an. Hast du etwa die ganze Karte studiert?" "Na klar. Wenn man schon vorher weiß, was man sich ansehen will, erspart es langes Suchen und damit eine Menge Zeit.", recht hatte er. Der nächste Abstecher ging dann also in die "Fressbudenstadt". Dort bestellte Alan sich extra scharfe Chicken Winks mit Currygewürzdip und Contry-Potatos. Dazu eine Cola mit extra vielen Eiswürfeln. Ich entschied mich für einen gemischten Salat mit Knusprigen Chicken, dazu ebenfalls eine Cola, aber nicht ganz so kalt, verstand sich. "Ich bin so voll. Die Chicken Winks waren echt der Hammer! Richtig schön scharf.", erläuterte er mir, wärend wir durch den Märchenwald schlenderten, in dem auffällig viele Krähen zu wohnen schienen. Immer wieder saßen welche in den Ästen der Bäume. Obwohl die meisten auch künstlich präpariert waren mit märchenhaften Bewohnen, wie Zwergen, sprechenden Pilzen und Feen, so boten sie anscheinend perfekte Nischen, um sich nieder zulassen. Obgleich sie zu diesem märchenhaften Themen passten, so machten sie mir ein ungutes Gefühl im Magen. Mir war, als verfolgten sie mich mit ihren scharfen Augen. Theo hatte mich vor ihnen gewarnt. Nun fing ich an zu verstehen, was er meinte. Auch Alan blieb dies nicht verborgen. Er nahm meine Hand und zog mich näher an sich ran. Mit leiser Stimme flüsterte er, "Sie sind dir doch auch aufgefallen nicht war? Die Krähen haben augenscheinlich ihre Augen auf dich geworfen. Lass uns einen Ort suchen, wo nicht zu viel Menschen sind.", pflichtete er mir bei. "Versuch möglichst ruhig zu bleiben. Jedes Fehlverhalten könnte sie anstacheln." Ich nickte. So wie Alan die Situation beobachtet hatte, war er sich sicher, dass sie mich nicht nur beobachten würden, sondern auch angriffen, ohne Rücksicht auf die anderen Menschen um uns herum, wenn ich mich nun zu dumm anstellte. Allerdings einen geeigneten Ort zu finden, an dem nur wenige, oder am besten gar keine Menschen waren, war in einem Freizeitpark nun mal so gut wie unmöglich. Soweit wir auch gingen, sie verfolgen uns auf Schritt und Tritt. Über uns zog sich plötzlich eine unheilschwangere Wolkendecke zusammen und es grollte. So konnten wir vielleicht sogar von Glück reden, als es anfing zu regnen. Denn die Menschen flohen in trockene Unterstände. Das Krächzen der Krähen wurde immer lauter und mit krachenden Geräusch des grollenden Himmels gelankten wir hinter ein Gebäude wo keine weiteren Menschen waren. Mit einem Ruck wurde ich plötzlich zur Seite geschubst und ich verlor beinahe das Gleichgewicht. "Nori!", schrie Alan, der sich entgegen einer Front von Krähen stellte, die sich zusammen schlossen und direkt auf uns zuschossen. Mit einem kraftvollen Hieb, wehrte er sie ab. Doch je mehr er sich gegen sie stellte, desto gerissener wurden sie. Sie setzten sich immer wieder neu zusammen und versuchten an ihm vorbei zu kommen. Ihr Ziel, war eindeutig ich. Nach einiger Zeit griffen sie von mehreren Seiten zugleich an und Alan hatte Mühe sie abzuwehren. Aber ihm war auch deutlich an zu sehen, wie er sich von einer Sekunde auf die Andere immer mehr veränderte. Sein Kampfgeist, oder viel mehr sein Urinstinkt wurde geweckt. Und wieder griffen sie an. Alan machte einen Satz in die Höhe, streckte seine Hände nach ihnen aus und stieß sie mit einem heftigen Ruck zurück, so dass sie auseinander drifteten und blutend vom Himmel fielen. Dieser Ruck sah aus, wie eine dicke Druckwelle, die sie einfach zerfetzte. Reflexartig hatte ich dabei meinen Arm schützend über meinen Kopf gelegt. Ich war wie festgefroren. Nun stand er schneller atmend da, als er wieder auf dem Boden landete und starrte auf seine Hände, in denen all die Jahre eine ihm unbekannte Kraft schlummerte. Und auch ich konnte nichts weiter als fassungslos vor mich hin zu starren. "Verdammte Mystischer.", zischte er. "Nori bist du in Ordnung?", rief er in meine Richtung. "Ah, ja, bin ich. Danke...", antwortete ich nun von etwas abseits, als sich am Himmel plötzlich eine erneute Front ankündigte. Sie raste direkt auf mich zu. Bereit mich zu zerfleischen. "Da! Schon wieder!", rief ich. Alan zischte nochmals und machte sich bereit zum Absprung, als ihn ebenfalls ein ganzer Schwarm Krähen von der Seite angriff. Gerade noch rechtzeitig konnte er sie abwehren, um in einen Sprint über zugehen, um mehr Sprungkraft zu haben und sich dann mit ihnen zu beschäftigen. Er fuhr seine Krallen aus, aber sie vermehrten sich schon wieder. Ich konnte von der Ferne nur zusehen, denn ich war wehrlos. Und genau das wussten die Krähen. Wärend Alan sich mit dem einen Schwarm beschäftigte, gingen weitere auf ein kleines, wehrloses Kind los, das mit einem Mal auf dem Platz auftauchte und hinfiel. Es fing an zu weinen. Oh nein! Instinktiv fing ich an zu rennen und stürzte mich über das Kind. "Lasst das Kind in Ruhe!", schrie ich aus Leibes Kräften, worauf hin die Krähen plötzlich kurz vor mir abprallten, wenn auch nicht so heftig wie bei Alan. Was zum Teufel war das? Doch bevor ich genauer darüber nachdenken konnte, ging es auch schon weiter und mit einem Mal sah ich wieder diese Schmetterlinge. Doch...es waren meine...meine Moth Souls? Ich hob die Hand und konnte erkennen, wie sie meinen Körper verließen. "Nori!", schrie Alan, der auf mich zu gerannt kam und immer wieder von neuen Krähen angriffen wurde. "Kämpf dagegen an! Sonst wirst du..." Sonst würde ich...ich merkte schon, wie ich mich plötzlich schwach fühlte, so schwer...mir wurde schwummrig. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie schon wieder ein Schwarm grausam krächzender und ächzender Krähen auf mich zu kamen und mir ihre Mordlust zu Ohren hielten. Je mehr Moth Souls ich verlor, desto größer...und mächtiger schienen sie zu werden... Wie eine Warnung. Und dann diese blauen Augen...Mehr bekam ich nicht mit. Da war nur wieder diese Kälte, die mich heim suchte. Ich fühlte mich, als sei ich wieder in dieser seltsamen Welt, aber irgendwie auch nicht....Alles was ich wollte war, zu schlafen...nichts anderes...und dann konnte ich mich nicht mehr wach halten. "Du bist ja ganz schön mutig dich mir entgegen zu stellen. Aber wenn du nicht immer einen Beschützter hättest, wärst du wohl längst Tod.", zischt eine Stimme undefinierbar aus einem verborgenen Winkel eines Gebäudes, das ich nicht kenne. Um mich herum ist es dunkel und kalt. "Ich sags dir nur ein einziges Mal, Kleiner. Halt dich von ihm fern! Oder stirb einen grausamen Tod! Entgegen meiner sonstigen Art darfst du dich also geehrt fühlen, das ich dir die Möglichkeit einer Entscheidung biete. Also bedenke, das war eine Warnung! Bedenke, nicht nur du wirst leiden, auch alle die dir wichtig sind!" Plötzlich riss ich die Augen auf und saß kerzengerade im Bett. Als ich mich hektisch umsah erkannte ich, dass es mein Zimmer war. Wie war ich hier nur hin gekommen? Ah…Die Krähen! Da waren doch... "Sie sind weg. Er hat gute Arbeit geleistet, dein Kumpel." Diese Stimme! Aus einem du dunklen Schatten blitzten zwei blaue Augen hervor. War er schon die ganze Zeit hier? Auf pechschwarzen, leisen Pfoten lief er auf mich zu und sprang auf mein Bett, um sich dort nieder zulassen. "Wo? Wo ist er?", wollte ich panisch wissen. "Zu Hause. Er ist hat viel Kraft verbraucht und musste viel einstecken. Daher wird er eine Weile schlafen." "Schlafen?", das klang irgendwie beängstigend. "Ja, der Regenerationsschlaf. So etwas kommt oft vor,... und nicht jeder überlebt ihn...einige sind so erschöpft, dass sie sich einfach auflösen, statt sich zu regenerieren...",halte seine eiskalte Stimme. Ohne jegliche Gefühle. Ich bin schon wieder wie erstarrt. Er...könnte sich auflösen? Die schwarze Katze veränderte ihre äußere Form, gewann an Menschlichkeit, ohne je Mensch zu sein. Das war nur eine äußere Hülle, die dazu da war, aus irgendeinen Grund zu existieren...Das wurde mir immer klarer. Nur aus welchem? "Tz,...Menschen...du bist einfach zu schreckhaft....dieser Kerl ist so robust, der wird nie einfach so verschwinden...", grinste er hämisch, gar kampfeslustig. Aus diesen seltsamen Träumen wusste ich, das er Alan schon eine Weile kennen musste. Sie schienen sich immer zu duellieren. Aus diesem Grund wusste Seru wohl auch, das er sich davon erholen würde. Zumindest hoffte ich das nur zu sehr. Ich selbst fühlte mich noch zu kraftlos um nach zu sehen. Denn bei dem Versuch meine Beine großartig zu bewegen scheiterte ich. Sie waren schwer wie Blei. Ob dem Nori aus meinen Träumen, es auch oft so ging? Welche Kräfte er wohl besaß, wenn er sein volles Ausmaß ausschöpfte? Und was, war nur mit ihm geschehen? Was war seine...was war meine Aufgabe in dieser haarsträubenden Gesichte voller seltsamer Begebenheiten. Sie hingen alle irgendwie zusammen, aber das Bild setzte sich nur sehr mühsam zusammen. Wärend ich so vor mich hin überlegte spürte ich Serus Augen die ganze Zeit auf mir. So, als analysierten sie mich aufs genaueste. "Diese Schwäche...ist ganz normal...", erläuterte er knapp, als hätte er meine Gedanken gelesen. Gruselig. "Auch wenn es mir wiederstrebt...muss ich wohl eine Weile bei dir bleiben...", beschloss er plötzlich einfach ungefragt. Meine Gesichtszüge entgleisten. B...bei mir bleiben? Wie meinte er das nun wieder? Hatte er nicht mal gesagt, das mich seine Nähe umbrachte? "W...Wie meinst du das, wenn ich fragen darf?" Er schnaubte verächtlich. "Na so wie ich es sagte..." Mehr sagte er dazu nicht. Das musste er auch nicht... * So vergingen die Tage. Tage in denen ich kaum eine Sekunde mehr für mich hatte. Auch Alan, der mittlerweile wieder auf dem Damm war, war nicht gerade begeistert. "Ist das sein verdammter Ernst? Das Katzenvieh verfolgt dich jetzt schon seid Tagen auf Schritt und Tritt." Ich nickte seufzend. Mein Blick fiel missmutig auf den schwarzen Kater, der stehts wachsam war, aber etwas abseits von uns lief. "Wie kamst du eigentlich zu dieser fragwürdigen Ehre?", wollte er wissen. "Das hat er mir noch nicht erläutert, aber seid dem er das macht sind keine Krähen mehr aufgetaucht." "Na kein Wunder, wo der auftaucht ist es ja auch immer eiskalt, das hält ja kaum jemand aus. Das war schon immer so,...", brummelte er vor sich hin. Dabei fällt mir auf... "Aber Alan, du kannst es doch ertragen oder?" Alan nickte und blieb die Wangen dabei auf. "Ja klar, da meine mir innewohnenden Kräfte auf die Hitze des Feuers zurückgreifen, kann ich seiner Kälte besser standhalten, als andere Wesen oder eben Menschen. Dazu muss man sagen, dass auch nur die dieser Kraft ausgesetzt sind, die ihn tatsächlich wahrnehmen können." Stimmte ja. Alan hatte da mal sowas gesagt. Das Seru es nicht darauf anlegt, als "Mensch" wahrgenommen zu werden... ach ja und Seru selbst hatte es bei unserer ersten Begegnung schon einmal gesagt...das er gar nicht existent sei. Das bedeutete, das er für andere Menschen, also wirklich nicht...existent war? Diese Vorstellung trug eine Art Tragik mit sich, die mich traurig machte. Wie es sich wohl anfühlte "nicht existent" zu sein...? Gab es für Seru überhaupt eine Bewandtnis darüber nach zu denken? Bei unserer ersten Begegnung war mir diese Aussage noch ein Rätsel. "Nori, das ist der Laden den ich meinte.", reißt Alan mich aus meinen Gedanken. Das Thema von eben schien vergessen zu sein. Nun standen wir vor einem Cafe, in dem wir uns mit ein paar Freunden treffen wollten. Bevor wir hineingingen wagte ich noch einen Blick auf die andere Straßenseite. Seru war uns bis vor wenigen Minuten noch auf den Fersen, doch nun war er verschwunden. Ob er das Interesse verloren hatte? Das gab mir irgendwie ein seltsames Gefühl... Als wir das Café betraten waren die Anderen bereits anwesend und winkten uns zu sich. "Hey, da seid ihr ja. Ihr kommt gerade richtig. Wir haben schon mal eine Sammelbestellung gemacht. Ihr wollt doch sicher auch Kuchen und Cappuccino.", meinte Olli. Alan fing an zu grinsen. "Du kannst ja Gedanken lesen.", erwiderte er und setzte sich auf einen der leeren Stühle. Ich setze mich einfach wortlos daneben. Mit in der Runde waren auch andere bekannte Gesichter. Riki, der Gastgeber der Party letztens und Lisa, das blonde Mädchen, das sich mit mir verabreden wollte. Eigentlich hatten wir ja vereinbart, die Woche nach der Party mit einander zu sprechen, wegen einer Verabredung...aber das war irgendwie untergegangen. Um ehrlich zu sein hatte ich auch nicht weiter darüber nachgedacht. Doch irgendwann im Verlauf der Zeit, saß keiner mehr auf seinem Platz. So kam es, das Lisa auf mich zu kam, und sich neben mich setzte. "Hey, alles klar?" Ich nickte, "Ja klar. Und bei dir?", antwortete ich. Sie nickte ebenfalls. "Ja, alles bestens.", erzählte sie und wurde dann rot und fing an ihre Hände gegeneinander zu reiben, als sei sie total nervös. "Du...hast du mal darüber...nachgedacht...?", wollte sie wissen. Wie eben schon erwähnt, wäre die ehrliche Antwort darauf, ~nein~, aber das konnte ich ihr ja nicht sagen. Ja lügen waren noch nie gut, aber auf der anderen Seite...wäre sie sicher enttäuscht und sie schien ein liebenswertes, sympathisches Mädchen zu sein. Das bemerkte selbst ich. "Klar, wie wäre es mit morgen.", entschied ich spontan, entgegen meiner eher zurückhaltenden Art. "Morgen ist Samstag, da könnten wir ins Kino gehen, ...Äh! Natürlich nur, wenn du magst!", ok, das machte mich jetzt doch nervös... Sie hingegen entspannte sich allen Anschein nach, ja sie schien nahezu überrascht. "Was? Wirklich?", erwiderte sie fast schrill, was die Aufmerksamkeit der Anderen auf uns zog. "Äh…klar...", antwortete ich, dann deutlich leiser. Um uns herum fingen die Anderen an zu tuscheln. Riki ergriff als Erster das Wort. "Nori und Lisa, wusst ichs doch! Sind sie nicht süß?" Olli nickte. "Ja sind sie und das heißt also das ihr morgen euer erstes Date habt?" D...Date? "Date?", wiederholte ich meine Gedanken laut. "Ja klar, wenn man sich allein mit einem Mädchen verabredet nennt man das ein "Date" haben. Nicht zu fassen, das du das nicht weißt.", erklärte Riki. Vor lauter Verwirrtheit bekam ich kein Wort mehr heraus und auch Lisa schein deutlich irritiert. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl, dass es darum ging, dass sie nicht wusste, das wir uns gerade zu einem Date verabredet hatten. Für einen Moment sah es so aus, als verflog ihre anfängliche Freude, dann aber berappelte sie sich schnell wieder und fing an amüsiert zu lächeln. Aber nicht aus Schadenfreude oder so. Nein...im Gegenteil. "Lass ihn Riki, ich finde das irgendwie...total süß.", verteidigte sie mich. Interessant...sie schien auf verpeilte Jungs zu stehen. Riki legte seinen Kopf schief und sah uns an wie ein Auto. Olli grinste. "Ich glaube, das ist zu viel für Riki.", es war fast so, als machte er sich über ihn lustig. In diesem Moment spürte ich einen Blick auf mir. Wie aus einem Instinkt heraus, drehte ich mich um. Alan, der einen Platz weiter gewandert war und sich neben eines der anderen Mädchen platziert hatte, schaute ungewöhnlich undurchsichtig...sein Blick war nicht zu deuten... Was hatte das zu bedeuten? Nach dem Treffen begleitete Alan mich noch ein Stück nach Hause. Eine Weile schwiegen wir uns nur an. Irgendwie war er komisch. Schon seid ich mit Lisa gesprochen hatte. "Du Nori, bist du sicher, dass du dich mit ihr treffen willst?", wollte er plötzlich wissen. Was sollte das denn jetzt? "Naja, wieso nicht? Sie scheint sehr nett zu sein.", antwortete ich. "Nett?", echote er. "Du findest sie nett? Nori, dir ist schon bewusst, das du ihr damit Hoffnungen machst oder?" "Hoffnungen?", wiederholte ich. "Hoffnungen auf was?", wollte ich wissen. Ja ich verstand ihn wirklich nicht und stand auf dem Schlauch. "Na Hoffnungen, dass du eine Beziehung mit ihr willst. Mensch Nori, du gehst vielleicht einer Blindheit durch die Welt..." "Und...wäre es denn so schlimm, wenn es tatsächlich so käme? Wenn ich mich wirklich...verlieben würde...Du hast doch neulich noch gesagt, dass ich mehr aus mir herauskommen soll und selbstbewusster werden soll. ", erwiderte ich. Genau, das hatte er doch gesagt. Vielleicht wäre eine Beziehung mit einem Mädchen gar nicht so schlecht. Alan nickte. "Ja, das stimmt, aber das war bevor Seru aufgetaucht ist...", mit dem Finger deutete er Zähne knirschend auf den schwarzen Kater, der plötzlich wieder aufgetaucht war. Er hockte auf einer Mauer und putzte sich. So wie er dort seiner Tätigkeit nachging, sah er wirklich aus wie eine ganz normale Katze. Eine Katze... Irritiert sah ich ihn an, "Was...was hat das mit Seru zu tun?" Seru schaute plötzlich in unsere Richtung. "Tja weißt du...ich habe wirklich die ganze Zeit über gehofft, dass du ihm in dieser Welt nicht begegnen würdest. Leider ist es aber anders gekommen.", bei dieser Aussage, verschlug es mir beinahe den Atem, jegliche Sprache. Es war, als schnurrte mir etwas die Luft ab. Mein Blick schien vollkommen entsetzt. Was war das nur? Die Vorstellung ihm niemals zu begegnen...niemals wieder zu sehen... "Du bist dir noch nicht vollkommen im Klaren über alles, aber in deinem Unterbewusstsein, ist es noch immer tief in dir verankert. Mit seinem Erscheinen und deiner Begegnung mit ihm, hat sich dein Schicksal quasi schon entschieden. Wenn du dich mit diesem Mädchen…oder wem auch immer einlässt, musst du dir immer im Klaren darüber sein, dass sie alle in Gefahr sind.", erklärte er mir. "In Gefahr?", wiederholte ich. "Ja, natürlich musst du deine ganz eigenen Erfahrungen machen...es ist ja auch nur ein gut gemeinter Rat." Irgendwie Liesen mich diese Worte nicht mehr los. Auch in der Nacht nicht. Sie raubten mir den Schlaf, doch nicht nur das...Auch, weil ein gewisser Jemand, der ja im Grunde dafür verantwortlich war, sich am Ende meines Bettes breit machte und die Temperatur in meinem Zimmer auf ein gewisses Maß reduzierte, trotz Heizung....mit dem kleinen Unterschied, das es mich nicht mehr so sehr fröstelte, wie noch am Anfang, als er das erste Mal bei mir auftauchte. Das war schon seltsam.. Seru...jetzt in diesem Moment lösten sich die Moth Souls nicht aus unseren Körpern und schwächten mich nicht. Das war noch seltsamer. Woran lag das nur? War das eine Gewöhnungssache?...Aber so oft waren wir uns doch noch gar nicht begegnet und die meiste Zeit über...war er eine...ja...eine Katze...eine Katze, die auf den ersten Blick so unscheinbar wirkte...und doch war es ganz anders....ah...auf einmal überfiel mich wieder eine bleierne Müdigkeit.... Wieder befand ich mich irgendwo anders...ich befand mich in einem Raum, dort saß der Junge, der andere Nori....auf einem Bett und richtete sich an Seru, der ihm gegenüber stand. "Seru! Ich verstehe dich nicht! Wieso lässt du es zu, dass der Kerl dich so dermaßen in der Hand hat! Du bist doch ein freier Mann! Du brauchst niemanden, der irgendwas für dich entscheidet! Er behandelt dich wie sein Eigentum! Wieso also stellst du ihn über dich!?", schimpfte Nori. Serus Gesicht verriet nichts, es war ohne erkennbare Mimik. "Ist das so? Vielleicht ist das ja ganz anders als du denkst..." "Anders als ich denke? Du lässt es zu, das dir jemand befielt Menschen zu töten! Menschen, die vollkommen unschuldig sind!", verdeutlichte er. Das entsetzte mich....Seru...tötete also Menschen? Es wurde schon wieder so kalt... "Das ist nun mal das Einzige was ich kann...aber du irrst dich, ich töte nicht wahllos und es gibt nur eine einzige Person, der ich...untergeben bin...", er schaute ihm tief in die Augen. Er war also jemanden untergeben...nur wem? Plötzlich wachte ich auf. Die bleierne Müdigkeit war noch da und mir war immer noch kalt. Also zog ich eine Wolldecke an mich, die zusammengerollt an der Wand lag, an der mein Bett stand. Damit wurde es etwas besser und ich konnte nun besser schlafen, diese Träume, ließen mich in Ruhe. Zumindest für eine Weile. Schließlich konnte ich nicht absehen, wann sie wieder kamen. Richtig tief schlief ich aber nicht, da ich immer wieder ins Grübeln verfiel. Meine Gedanken galten Seru...Warum tötete er...wem war er untergeben und warum nur sollte er mein Schicksal besiegeln? So Grausam, das ich meine Mitmenschen in Gefahr brachte...? So das es mir offenbar nicht erlaubt war mich zu verlieben. Normal zu leben... Immer wenn Seru ins Spiel kam, ging es um gefährliche Dinge...ums Sterben, darum, das Menschenleben gefährdet wurden. Wenn es danach ging, könnte ich ja nicht mal mehr in die Schule gehen und müsste mich von allen anderen Menschen abschotten...sonst würden sicher wieder so Dinge passieren, wie in diesem Freizeitpark....das wäre schrecklich...Das erschreckendste daran war, das es sich nicht lohnte, darüber nachzudenken, warum ausgerechnet ich die Person war, der das passierte...denn wenn ich es nicht wäre, würde es jemand Anderen treffen.... und Seru? Den kümmerte das wohl nicht, denn dieser schlief seelenruhig. Allerdings konnte ich in dieser Dunkelheit auch nicht mal ein Zucken erkennen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)