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HIM - Philophobia

von

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Prolog

Er war es gewohnt, dass seine Eltern sein Leben störten mit ihren Verboten, Vorschriften und ihrer Besserwisserei.

Er hatte das Talent schnell in Schwierigkeiten zu geraten, aber das störte ihn nicht.

Er war schlecht im Umgang mit anderen Leuten. Die meiste Zeit war er still, ablehnend und hielt Andere so von sich fern.

Er wunderte sich selbst, wie er es geschafft hatte Freunde zu finden.

Okay, seine Freunde waren nicht wirklich Freunde, nur Leute mit denen er herumhing, auf Partys ging und sich betrank.

Die meiste Zeit geriet er in Schwierigkeiten, weil er nicht wirklich gut mit anderen Leuten kommunizieren konnte. Also meistens war es ein Missverständnis.

Er realisierte das niemand ihn und sein Problem verstand, also gab er auf und geriet in Schlägereien wenn jemand ihn schlecht behandelte oder ihn nur schubste.
 

Er wollte kein Mitleid, er war zufrieden mit seinem Leben. Vielleicht konnte sein Leben besser sein, aber er fand es okay.

Vielleicht wäre ein richtiger Freund nett gewesen, aber er hatte vor langer Zeit aufgegeben zu versuchen seine Gedanken und Gefühle zu erklären, und er wollte es nicht noch einmal versuchen.
 

Eines morgens kam er nach Hause zurück, nachdem er auf einer Party irgendwo in Seoul gewesen war, und das Einzige was er wollte war ins Bett zu gehen und bis abends zu schlafen.

Das erste was er sah, waren seine Koffer im Flur neben der Haustüre.

Er zog die Brauen zusammen und versuchte herauszufinden was los war.

Sein erster Gedanke war, dass seine Eltern ihn raus warfen, weil er zu oft auf Partys ging und betrunken wieder nach Hause kam. Oder weil er ein bisschen zu oft in Schwierigkeiten geraten war.

Vielleicht, weil er es auch nicht mochte mit seinen Eltern zu kommunizieren, wie mit anderen Leuten auch.
 

Aber nein, nichts davon war der Grund für seine gepackten Koffer.

Der wahre Grund waren die Streitigkeiten zwischen seiner Mutter und seinem Vater. Es war kein Geheimnis das diese Beiden sich die ganze Zeit stritten. Vielleicht sollte es vor ihm ein Geheimnis sein, aber sie schrien sich zu laut und zu oft an, als das er es nicht hören konnte.
 

Also war er jetzt auf dem Weg zu seiner Großmutter, welche am Arsch der Welt lebte.

Okay, nicht wirklich am Arsch der Welt, aber Ulsan war weit genug weg von Seoul, dass es sich so anfühlte.

Er wusste nicht was er in Ulsan tun sollte, weil er dort niemanden kannte, außer seiner Großmutter, aber er hatte sie das letzte Mal gesehen als er 13 Jahre alt war.

Also wusste er nicht wie er sich benehmen sollte, oder ob seine Großmutter von seinen Problemen mit anderen Leuten wusste.

Er hoffte nur das ihre geistige Gesundheit in Ordnung und sie nicht verwirrt war.
 

Sein Smartphone gab einen Ton von sich, und er bemerkte das seine Mutter ihm eine Nachricht geschickt hatte.

Er wollte sie nicht wirklich lesen, aber letztendlich tat er es doch. Er hätte fast gelacht bei dieser lächerlichen Nachricht. Er verstand nicht wie seine Mutter ihm so ein Zeug schicken konnte.

Es war nicht wirklich eine Nachricht, es war nur ein Bild mit einem Comic-Hasen der ein Schild hielt auf dem 'HWAITING!' stand.

Das war lächerlich, und er konnte ohne dieses Zeug leben.
 

Er sah aus dem Fenster und seine Augen wurden größer, als er den Strand und das tiefblaue Meer sah, an dem der Zug gerade vorbei fuhr.

Einige Minuten später sah er große Gebäude als der Zug in die Stadt fuhr.

Sein Herz schlug schnell und schwer, als er realisierte das er in wenigen Minuten seine Großmutter treffen würde.

Er wollte wegrennen, aber leider konnte man aus einem Zug nicht entkommen.
 

Der Zug hielt an und er schluckte, seine Hände wurden schwitzig.

Er wartete bis alle anderen Passagiere den Zug verlassen hatten, dann nahm er seine Koffer und verließ den Zug ebenfalls.

Als er endlich am Bahnsteig stand, sah er sich um und suchte zwischen den Leuten nach seiner Großmutter.

Er erinnerte sich nicht wie genau sie aussah, aber er erinnerte sich das sie schreckliche Kleider mit Blumenmuster mochte.

Es sollte nicht schwer sein, jemanden zu finden der solche Klamotten trug.
 

„Jeonghun-ah!“

Er zuckte leicht zusammen, bevor er sich umdrehte und auf die alte, kleine Dame herunter sah, die genau die furchtbaren Kleider mit Blumenmuster trug, an die er sich erinnerte.

Die alte kleine Dame, seine Großmutter, erreichte mit ihrem Kopf gerade einmal die Mitte seines Oberarms.

„Du bist so schnell gewachsen.“, lächelte sie, und legte ihre Hände auf seine Schultern, und er spannte seine Muskeln an.

„Sieh an, manche Dinge ändern sich nie. Du hasst es immer noch angefasst zu werden.“
 

Er war ein bisschen überrascht das seine Großmutter sich daran erinnerte, das er es nicht mochte angefasst zu werden, und sie ihre Hände wegnahm.

„Soll ich dir helfen deine Koffer zu tragen?“, fragte sie und er schüttelte schnell den Kopf.

Vielleicht war er mies darin mit Anderen zu interagieren, aber er wollte nicht das seine Großmutter wegen dem Gewicht seiner Koffer zusammenbrach.

„Nein, ist okay.“, antwortete er.

„Ah, du kannst immer noch reden. Das sind gute Neuigkeiten.“, kicherte sie, und er konnte sich nicht helfen, er musste ein kleines bisschen lächeln.
 

„Wir werden viel Spaß haben.“

Er ging hinter seiner Großmutter her und hob die linke Augenbraue ein wenig.

„Spaß?“

„Vielleicht nicht deine Art von Spaß, weil ich dir nicht erlauben werde dich zu betrinken. Aber Ulsan ist eine schöne Stadt, und der Strand ist nicht weit weg.“
 

Strand klang gut, und er liebte Wasser, also vielleicht konnte er zum Strand gehen wann immer er wollte.

Vielleicht war das der Strand den er aus dem Zugfenster gesehen hatte.

„Wir können morgen zum Strand gehen, wenn du willst.“

Er nickte, bemerkte dann aber das seine Großmutter es nicht sehen konnte, weil er hinter ihr ging.

„Ja...klingt gut.“, antwortete er mit Worten.
 

Wie lustig sein Leben in Ulsan sein würde, würde er bald heraus finden.

Shit happens

Eingepfercht in dem winzigen Auto seiner Großmutter, sah Jeonghun während der ganzen Fahrt aus dem Fenster.

Die Stadt war ihm so fremd, als wäre er noch nie hier gewesen. Aber wenn man bedachte, dass er seit seinem 13. Lebensjahr nicht mehr hier gewesen war, und sich auch nur schemenhaft an alles erinnerte, war das wohl dasselbe.
 

Die Gebäude, Straßen, Autos und Menschen zogen an ihnen vorbei, und er begann sich immer unwohler zu fühlen. Natürlich, er hatte es noch nie so wirklich mit anderen Leuten, aber wann das angefangen hatte oder ob es schon immer so war, wusste er nicht mehr.

Früher wurde er für sein Verhalten gegenüber Anderen immer gehänselt und manchmal auch von Mitschülern verprügelt, aber inzwischen hatte er gelernt sich zu wehren und sich nichts gefallen zu lassen.

Vermutlich hätte es auch geholfen, wenn er sich Anderen gegenüber etwas geöffnet und normaler verhalten hätte, aber er konnte nicht. Egal wie sehr er sich bemühte, er schaffte es einfach nicht sich richtig zu artikulieren. Immer, wenn jemand ihn ansprach fühlte er sich wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Seine Gedanken begannen zu rasen und er überlegte fieberhaft, was er sagen sollte ohne dumm zu wirken, was meistens darin endete, dass er nichts sagte und stattdessen arrogant herüber kam oder den Eindruck erweckte, dass er mit überhaupt niemandem reden wollte.
 

Seinen Freunden gegenüber konnte er reden, allerdings auch nur, weil er inzwischen im Umgang mit ihnen geübt war. Er hatte schnell heraus gefunden, dass es leichter war mit Leuten zu reden, die nicht an tiefgründigen Gesprächen interessiert waren, und dazu vermutlich auch nicht fähig waren. Er selbst machte auch nicht unbedingt den Eindruck als ob er an solchen Gesprächen interessiert war, aber er war es. Das Problem war lediglich, dass er seine Gedanken und seine Gefühle nicht wirklich erklären konnte, und keine Ahnung hatte was er dagegen unternehmen sollte oder konnte.

Im Allgemeinen störte es ihn nicht sozusagen in seinen Gedanken gefangen zu sein und sie niemandem mitteilen zu können, nur manchmal. Manchmal hatte er die Idee, dass es bestimmt toll wäre jemanden zu haben, dem er alles erklären konnte und der ihn verstand. Aber wer wollte schon mit jemandem befreundet sein, der nicht dazu fähig war irgendetwas vernünftig mitzuteilen?
 

„Jeonghun-ah, wir sind da.“

Er fuhr zusammen und blickte orientierungslos aus dem Fenster. Seine Großmutter hatte in der Auffahrt eines kleinen, himmelblau gestrichenen Hauses gehalten. Das Haus hatte einen netten Vorgarten und einen knallgelben Briefkasten.

Und Jeonghun hatte keine Ahnung wo er war. Irgendwann während der Fahrt war er in seinen Gedanken abgedriftet, und hatte nicht mehr darauf geachtet wo seine Großmutter lang gefahren war.

Seine Großmutter stieg aus dem Auto, und er tat es ihr nach, wo er sich einmal um sich selbst drehte um eine gewisse Orientierung zu bekommen. Er sah die großen Gebäude des Zentrums, also waren sie nicht ganz so weit weg vom Zentrum wie er dachte. Ulsan war auf jeden Fall anders als Seoul, das war für Jeonghun jetzt schon offensichtlich.

In Seoul, nahe des Zentrums, eine ruhige und fast schon Vorstadt ähnliche Gegend zu finden, war ein Ding der Unmöglichkeit.

Es gefiel ihm nicht direkt mit Menschenmassen konfrontiert zu werden, sobald er die Haustüre aufmachte.

Kurz hatte er die Hoffnung das seine Zeit in Ulsan, wie lange das auch sein mochte, doch nicht so langweilig werden würde.

Die Realität war jedoch, dass er immer noch niemanden kannte, und seine Großmutter wohl ein Auge auf ihn haben würde. Zudem wusste er auch nicht was er hier großartig anfangen sollte, ohne jemanden zu kennen.
 

Jeonghun hievte seine Koffer aus dem Auto, und folgte seiner Großmutter, die inzwischen die Treppe zur Haustür hinauf gestiegen war, und diese aufschloss.

„Na komm, ich zeige dir dein Zimmer.“

Jeonghun nickte und ging wieder hinter seiner Großmutter hinterher, was anstrengend für ihn war, da seine Großmutter nun einmal sehr klein war und dementsprechend kleine Schritte machte. Machte er einen Schritt, hätte seine Großmutter ungefähr zwei oder drei machen müssen. So watschelte er eher als das er ging, hinter seiner Großmutter her, die Treppen hinauf, und von dort nach links zur ersten Türe, die seine Großmutter öffnete und ihn dann durch ließ.
 

Er ging in den Raum, der nun sein Zimmer war, und sah sich langsam um. Obwohl er das Zimmer nicht unbedingt als groß bezeichnen würde, war es immer noch größer als sein Zimmer bei seinen Eltern in der Wohnung, dass eher einer Abstellkammer glich, wie es in manchen Wohnungen in Seoul nun mal normal war.

Das Zimmer war hellblau gestrichen, mit weißen Dachbalken und einer ebenso weißen Dachschräge, unter der ein Doppelbett und ein Nachttisch stand.

Das Fenster lag in einer Nische, unter der einer dieser Sitzbänke stand, die man ebenso als Truhe benutzen konnte. Gegenüber des Bettes war ein Kleiderschrank und ein Tisch mit Stuhl und Lampe. Direkt neben der Tür stand noch eine Kommode, die ebenso weiß war wie die anderen Möbel. Er hätte es als 'skandinavischen Touch' beschrieben, aber er kannte sich mit Einrichtungsstilen nicht besonders gut aus.

Die Deko war vielleicht etwas mädchenhaft, aber wenigstens nicht pink, weshalb ihn das nicht störte. Was ihm aber auffiel war, dass das Zimmer frisch renoviert war und sich seine Großmutter offenbar ziemlich Mühe gegeben hatte. Das machte die teilweise kitschige Dekoration schon wieder wett.
 

„Ich wusste nicht, welche Farbe dir gefallen würde, aber damals mochtest du blau.“, kam es von der Tür, und Jeonghun drehte sich zu ihr um, und hob die Mundwinkel leicht.

„Ich mag blau immer noch.“

Er war nur ein bisschen überfordert, denn er war es nicht gewohnt, dass sich jemand solche Mühe für ihn gab.

„Das Zimmer ist größer als meins zu Hause.“, hängte er hinten dran, und stellte seine Koffer neben der Kommode ab.
 


 

Der Rest des Tages war relativ ereignislos. Seine Großmutter hatte ihm die Zugangsdaten für das WLAN gegeben, und er musste zugeben, dass er reichlich überrascht gewesen war, dass seine Großmutter WLAN besaß.

Jeonghun hatte seine Sachen ausgepackt und in den Kleiderschrank und in der Kommode verstaut, seinen Laptop auf den Tisch gestellt.

Danach hatte er sich etwas in der Nachbarschaft und im Garten umgesehen, und war dann auf sein Zimmer gegangen, wo er das Bett nur kurz testen wollte.

Schlussendlich war er wohl eingeschlafen, denn als er aufwachte und auf sein Handy sah, zeigte ihm das Display das es bereits neun Uhr morgens war.

Grummelnd ließ er sich zurück in die Kissen fallen und starrte ein paar Minuten auf die weiße Dachschräge.

Das fing ja schon gut an. Seine Großmutter war bestimmt nicht begeistert, dass er nicht zum Abendessen erschienen war, und sich stattdessen die ganze Zeit in seinem Zimmer aufgehalten hatte. Aber wenigstens wusste er jetzt, dass das Bett bequem war und er wohl nicht unter Schlafstörungen oder verspannten Muskeln leiden würde.
 

Jeonghun erhob sich und zog sich neue Kleidung aus dem Schrank, ehe er sein Zimmer verließ und dann vorsichtig die Badezimmertüre öffnete. Das letzte was er wollte war, jemanden im Bad zum überraschen. Zwar konnte er nur seine Großmutter überraschen, aber das war auch nicht unbedingt ein Vergnügen. Er konnte nicht so mit Menschen, und mit nackten Menschen schon gar nicht.

Zu seinem Glück war das Bad leer und er sperrte hinter sich ab, bevor er sich auszog und seine Klamotten in den Wäschekorb warf und unter die Dusche stieg, die zwar echt klein, aber doch irgendwie komfortabel war.
 

Nachdem er fertig geduscht und sich angezogen hatte, schlich er die Treppen nach unten und spähte um die Ecke in die Küche.

„Guten Morgen.“

Jeonghun zuckte zusammen und verzog kurz das Gesicht. Wie seine Großmutter ihn bemerkt hatte, obwohl sie mit dem Rücken zu ihm stand und Geschirr abspülte, blieb ihm ein Rätsel.

„Guten Morgen.“, erwiderte er und wollte schon eine Entschuldigung für seine gestrige Abwesenheit hinterher schieben. Er konnte sich zwar nicht besonders gut entschuldigen, da er es auch nie tat, aber seine Großmutter war gestern sehr nett zu ihm gewesen, und er hatte ein schlechtes Gewissen.
 

„Willst du Kaffee?“, fragte sie und drehte sich lächelnd zu ihm um, was ihn lediglich nicken ließ. Offenbar war sie nicht wütend oder irgendetwas in der Art, auch wenn er das nicht wirklich verstand. Seine Mutter hätte ihm eine riesige Szene gemacht, wenn sie nun hier gewesen wäre.

„Tut mir leid, ich bin einfach eingeschlafen.“, entschuldigte er sich trotzdem.

Die Entschuldigung klang richtig lahm in seinen Ohren, und war es vermutlich auch.

„Ach was. Natürlich warst du müde, die Zugfahrt war ja auch lang genug, und du musstest dich vielen neuen Eindrücken hingeben. Wenn du möchtest können wir auch die nächsten Tage einmal zum Strand fahren, das muss ja nicht heute sein.“
 

Jeonghun, der sich inzwischen auf einen Stuhl am Küchentisch niedergelassen hatte, schüttelte schnell den Kopf.

Er wollte unbedingt zum Strand. Außerdem wollte er wissen wie er dort hin kam, um eventuell auch einmal alleine dorthin zu gehen.

„Na wenn du möchtest, gehen wir gleich hin wenn du gefrühstückt hast. Möchtest du Badesachen mitnehmen?“
 

Er schüttelte den Kopf und nahm die Tasse Kaffee entgegen.

Vorerst wollte er sich den Strand nur einmal angucken. Zwar liebte er Wasser wirklich sehr, aber er war trotzdem nicht gerade der geborene Schwimmer, denn in Seoul gab es nicht unbedingt viele Möglichkeiten. Natürlich hätte er in eines der Hallen- oder Freibäder gehen oder das Schwimmbecken der Schule benutzen können, aber er hatte nicht nur das Problem das er es mit Menschen nicht so hatte, sondern besonders mit Mädchen hatte er so seine Probleme.

Die unterschieden sich zwar nicht unbedingt von den Problemen die er mit Jungs hatte, aber Mädchen konnte er nicht schlagen, was seine Handlungen einschränkte. Meistens endete es darin, dass er vergaß zu atmen und nur unzusammenhängende Dinge dachte, da man zu Mädchen einfach nicht so schroff war wie zu Jungs. Soviel Erziehung hatte er dann doch noch.
 

„Ich frühstücke eigentlich nicht.“, gab er zu und seine Großmutter hob kurz eine Augenbraue, bevor sie nickte.

„Also nur Kaffee.“, stellte sie fest, und stellte ihm gleich die ganze Kanne auf den Tisch.

Jeonghun war etwas irritiert, dass es so einfach war zu sagen was er wollte und was nicht, und das nicht wie gewohnt auf ihn eingeredet, sondern das es einfach akzeptiert wurde.

Nicht das er dagegen etwas hatte, er fand es nur ungewohnt.

„Ich rauche.“

Wenn er schon dabei war, konnte er das auch gleich auf den Tisch bringen.

Es war offensichtlich das seine Großmutter sich Mühe mit ihm gab, soviel Mühe wie es sich nicht einmal seine Eltern mehr gaben, also wollte er nicht heimlich hinter ihrem Rücken rauchen.
 

„Dein Vater hat mir schon von deinen Eskapaden und deinem gefälschten Ausweis erzählt.“

Warum nur überraschte ihn das nicht im geringsten? Natürlich wusste seine Großmutter davon. Es wäre auch blöd ihn zu ihr zu verfrachten, ohne ihr irgendwas über seine manchmal illegalen Beschaffungsmethoden von Alkohol und Zigaretten zu verraten, oder das er recht häufig in Schlägereien oder anderweitige Schwierigkeiten kam.

„Man sollte mir anrechnen, dass ich noch nie von einer Polizeistation abgeholt werden musste.“, kam es trocken über seine Lippen.

Er wollte eigentlich nicht so mit seiner Großmutter reden, wie er normalerweise mit Anderen und teilweise auch mit seinen Eltern umging, wenn er denn überhaupt etwas sagte, aber es war ein Reflex.
 

Zu seiner Überraschung fing seine Großmutter an zu lachen.

„Das wäre ja noch schöner, wenn mein Enkel dann noch so dumm wäre und sich erwischen ließe.“

Jeonghun nahm es jetzt einfach mal als Kompliment hin, und schwieg ansonsten dazu.

„Du kannst von mir aus im Garten rauchen. Aber betrinken wirst du dich deswegen trotzdem nicht.“

Er nickte als Einverständnis, denn so viel Verständnis hätte er um ehrlich zu sein nicht erwartet, und es war nicht so als müsste er sich unbedingt betrinken. Die meiste Zeit betrank er sich, weil die Partys zwar gut aufgezogen aber trotz allem echt langweilig waren.
 


 

Nachdem er 'gefrühstückt' und sein Portemonnaie sowie sein Handy in die Hosentaschen gesteckt hatte, hatten er und seine Großmutter sich auf den Weg zum Strand gemacht.

Und der Weg war wirklich nicht weit weg gewesen, weshalb er ihn sich gut einprägen konnte.

Der Strand war gar nicht so voll wie er vermutet hatte. Natürlich lagen einige Leute im Sand und sonnten sich, und wieder Andere waren im Wasser unterwegs, aber es war weit nicht so voll wie er befürchtet hatte.

Na gut, sie waren in Ulsan und nicht in Miami, aber er hatte unabsichtlich damit gerechnet fast keinen Zentimeter Sand sehen zu können, vor lauter Badegästen.
 

Wegen der fehlenden Menschenhorden entspannte sich Jeonghun relativ schnell, und lief neben seiner Großmutter her.

Nach einer Weile bemerkte er das sie nun offenbar den Platz der Badegäste komplett verlassen hatten, da hier niemand mehr im Sand lag oder im Wasser planschte, obwohl seiner Ansicht nach dieser Teil des Strandes viel besser war, als der an dem die Leute lagen.

Gerade als er den Mund aufmachen und fragen wollte, bemerkte er doch Leute. Allerdings schienen die nicht zum Baden hier zu sein, da sie komplett bekleidet waren und stattdessen mit Bierflaschen auf einigen Felsen oder im Sand herum saßen, während irgendjemand laut Hiphop laufen ließ.
 

Jeonghun fühlte sich sofort unwohl, ging aber trotzdem weiter neben seiner Großmutter her, und hoffte das er einfach nur paranoid und ein ernsthaftes psychisches Problem hatte.

„Wir sollten umdrehen Schätzchen.“

Sein Blick huschte zu seiner Großmutter, und seine Brauen zogen sich leicht zusammen. Natürlich, sie war eine alte und kleine Dame, da war es nur verständlich das sie umdrehen wollte.

„Die gehören hier nicht her, und haben hier auch nichts zu suchen.“

Er verstand nicht wirklich was sie damit meinte, aber wandte sich ebenfalls in die andere Richtung, als seine Großmutter dasselbe tat.
 

„Hey, ihr da!“, tönte es von der Gruppe her, und Jeonghun spannte automatisch alle Muskeln an.

„Geh weiter.“, mahnte seine Großmutter.

„SEID IHR TAUB ODER WAS?“, brüllte jemand, und kurz darauf hatte dieser Jemand sie auch schon überholt und stand vor ihnen.

Der Typ war ungefähr so groß wie Jeonghun selbst, und recht kräftig gebaut. Jeonghun vermutete aber, dass das weniger an Muskeln als an Speck lag. Das sagte ihm zumindest das Gesicht seines Gegenübers, das nicht unbedingt markant war, stattdessen aber leicht dicklich wirkte.
 

„Geld, Schmuck und Handys.“, verlangte der Typ, und Jeonghun schnaubte.

Nur weil hier in Ulsan einiges anders war als in Seoul, hieß das nicht dass alles anders war. Er würde in Ulsan nicht damit anfangen sich von Anderen etwas sagen oder wegnehmen zu lassen. Zumindest nicht ohne jemandem die Nase zu brechen.

„Tu was er sagt.“
 

Er sah aus dem Augenwinkel kurz zu seiner Großmutter, die offenbar und verständlich, Angst hatte.

„Hör auf die Alte, mein Kleiner.“

„Ich bin nicht dein Kleiner.“

„Da denkt jemand er ist richtig cool. Hast wohl Wahnvorstellungen.“, spottete der Andere und Jeonghun konnte nicht anders, sein Mundwinkel zuckte leicht und er hob die Schultern.

„Du bist mir mit den Wahnvorstellungen offenbar einen Schritt voraus.“

„Jeonghun-“
 

Weiter kam seine Großmutter nicht, als die Faust des Anderen auf ihn zu flog und er aus Reflex nach rechts auswich.

Er wich erfolgreich auch dem darauf folgenden Tritt aus, und landete seinerseits einen Treffer direkt auf das Kiefergelenk seines Gegenübers.

Ein Schmerz zuckte durch seinen Ringfinger, den er aber ignorieren konnte. Er holte direkt mit der linken aus und traf die andere Gesichtshälfte, ehe er einen Tritt in die Kniekehle kassierte und sein Bein weg knickte.

Er hörte seine Großmutter etwas rufen, und rollte sich im Sand zur Seite, ehe ein Tritt den Sand traf, an der Stelle an der er kurz zuvor noch gekniet hatte.
 

„DU HAST DIE NERVEN MIT ZU SCHLAGEN?“, wurde er angebrüllt, und biss die Zähne zusammen.

Sein Ringfinger und seine Kniekehle schmerzten, wobei die Kniekehle am schlimmsten war.

„Und du hast die Nerven, jemanden in unserem Revier anzugreifen?“
 

Durch die fremde Stimme irritiert, sah Jeonghun zur Seite, und ließ es zu das seine Großmutter ihn an der Schulter und dem Unterarm nahm um ihm auf die Beine zu helfen.

Er mochte es nicht angefasst zu werden, aber das war gerade Nebensache, und er war von den Neuankömmlingen zu irritiert, als das er es wirklich zur Kenntnis genommen hatte.
 

„Wo ist euer Boss? Fingernägel lackieren?“, spottete Jeonghuns voriger Angreifer und rieb sich den Kiefer.

Jeonghun hoffte, dass ihm sein Kiefer noch eine ganze Weile weh tat.

„Bumst vermutlich gerade deine Schwester. Er hat es einfach nicht so mit Nagellack.“, kam es amüsiert von einem Typen mit hellbraun gefärbten Haaren zurück. Der Stimme nach offenbar der Typ der sich eingemischt hatte.

„Du kleiner mieser...“, knurrte der Andere und Jeonghun sah zu seiner Großmutter als diese an seinem Arm zog um ihn von diesem Geschehen weg zu bekommen.
 

„Gehen wir lieber, das wird hässlich und blutig.“, zischte seine Großmutter, und er nickte.

Das war eines der wenigen Male, in denen er nicht in so etwas verwickelt werden wollte, aber er fragte sich, ob sie nun an der neu eingetroffenen Gruppe vorbei kamen, oder gleich wieder dasselbe Problem hatten.

Der hell-braunhaarige Typ machte grinsend einen Schritt auf die Seite und eine Handbewegung das er sie vorbei ließ.

Jeonghun war trotzdem misstrauisch und ging mit seiner Großmutter am Arm vorsichtig an ihm und den anderen seiner Gruppe vorbei, wobei ihm auffiel, dass jeder von ihnen das Emblem heulenden weißen Wolfskopfes auf der linken Seite ihrer Jacken trug.
 

Nachdem sie einige Meter gegangen waren, hörten sie hinter sich Gebrüll und Schreie, und ein Blick über seine Schulter bestätigte, dass die Schlägerei angefangen hatte.

„Es gibt Gangs in Ulsan?“, platzte es aus ihm heraus und er bekam eine hochgezogene Augenbraue seiner Großmutter, die endlich seinen Arm los gelassen hatte.

„Schätzchen, Ulsan ist vielleicht nicht Seoul, aber auch das hier ist eine Großstadt.“

Ja okay, Aufgrund des Strandes und des eher ruhigeren Viertel in dem seine Großmutter wohnte, hatte er das vielleicht kurzzeitig vergessen.
 

„Mach dir keine Sorgen, ich habe gehört das die Wolves ziemlich umgänglich sein sollen.“

„Keine Gang ist umgänglich, Oma.“, murrte Jeonghun.

Er selbst kannte zumindest keine von der er je gehört hätte, dass sie umgänglich sein sollte.

„Zumindest habe ich noch nie gehört das die alten Damen die Handtaschen stehlen, oder kleine Kinder an Bäumen aufhängen. Im Gegensatz zu dem was in Seoul so mit Gangs los ist, finde ich das ziemlich umgänglich.“
 

Vielleicht war das nicht auf so niedrigem Niveau wie man es von anderen Gangs so hörte, aber Gang war Gang, und er wollte damit nichts zu tun haben.

Natürlich, er hatte kein Problem damit in Schwierigkeiten zu geraten, aber sich mit einer Gang anzulegen war ziemlich dämlich.
 

„Gehen wir nach Hause und trinken einen schönen Eistee auf der Terrasse.“

Jeonghun akzeptierte mit einem Nicken. Er musste dringend sein Bein hochlegen, da der Schmerz nicht nachließ sondern eher schlimmer wurde.

Also klang Eistee auf der Terrasse himmlisch.

„Mach das nie wieder, verstanden?“, murrte seine Oma plötzlich und kniff ihn in den Oberarm.

„Kann ich nicht versprechen.“, murrte er zurück.

„Du hörst dich genauso an wie dein Großvater früher.“
 

Dann war zumindest geklärt, mit wem in der Familie er überhaupt irgendetwas gemeinsam hatte.

Fuck off

„Wie geht es deinem Bein?“

Jeonghun blickte von seinem Laptop auf, mit dem er es sich im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem gemacht hatte.

Natürlich hätte er damit auch in seinem Zimmer bleiben können, aber bei einer Temperatur von 35 Grad war es in seinem Dachzimmer tagsüber unerträglich. Er war weder diese Temperaturen noch die Luftfeuchtigkeit gewöhnt, weshalb ihm das Klima in Ulsan etwas mehr zusetzte als er dachte.
 

„Alles okay.“, antwortete er.

Dafür das er nicht gern mit Menschen redete, oder es aufgegeben hatte, war er richtig gut darin sich mit seiner Großmutter zu unterhalten. Zwar handelte es sich bei diesen Unterhaltungen seinerseits zwar meistens nur um Antworten, aber auch das war nicht unbedingt selbstverständlich für ihn. Er war stolz auf sich.

Es war nicht so als hätte er die Hoffnung gehabt sich nach seiner Rückkehr nach Seoul auf einmal normal mit Anderen unterhalten zu können, aber es war zumindest ein Fortschritt, dass er sich in Gegenwart seiner Großmutter nicht unwohl oder eingeengt fühlte und ihr antworten konnte, ohne zuerst eine gefühlte Ewigkeit nach Worten suchen zu müssen.
 

„Du solltest es trotzdem langsam angehen lassen.“, ermahnte ihn seine Großmutter und er gab ein murrendes Geräusch von sich.

Eine Woche war vergangen seit sie ihren Ausflug an den Strand gemacht hatten. Die Hälfte der Woche war er damit beschäftigt gewesen, sein Bein hochzulegen und ein Kühlpad unter seine Kniekehle zu schieben, während er gegoogelt hatte ob er vielleicht doch zum Arzt gehen sollte.

Nach vier Tagen war die Schwellung abgeklungen und zurück blieb ein dunkler Bluterguss der schmerzte. Zwar musste Jeonghun nicht mehr humpeln, aber er spürte trotzdem bei jedem Auftreten einen kleinen Stich, aber den konnte er ignorieren.
 

„Ich meine das Ernst. Ich werde deine Laufschuhe konfiszieren!“

Jeonghun drehte sich halb zu seiner Großmutter um, die in der Mitte des Wohnzimmers stand, und die Wäsche bügelte.

„Ist ja gut, ich hab's verstanden.“

Jeonghun wusste auch so, dass sein Knie noch nicht eine volle Belastung aushalten würde, also sagte er nichts gegen das Verbot. Wobei es eigentlich kein Verbot war, sondern ein fürsorglicher Rat.
 

Sein Blick wanderte zum Fernseher, in dem irgendeine kitschige Liebesserie lief, die seine Großmutter offenbar sehr gerne mochte, und er abgrundtief hasste.

Allerdings sagte er nichts dazu, denn er hätte genauso gut in seinem Zimmer schmelzen können, anstatt im einigermaßen erträglich warmen Wohnzimmer zu sitzen, während seine Großmutter ihre Lieblingsserie ansah.

Also ertrug Jeonghun stoisch die Liebesschwüre aus dem Fernseher, und wandte sich stattdessen seinem Laptop zu, auf welchem er sich auf Facebook einloggte.
 

Das erste was ihm ins Auge sprang war, dass er keine neuen Nachrichten hatte.

Aber das war nichts neues, und um ehrlich zu sein hätte er auch gar nicht gewusst, wer ihm hätte schreiben sollen.

Na gut, vielleicht hatte er erwartet, dass seine sogenannten Freunde sich melden würden, und wenn es bloß ein simples 'Hey was läuft?' gewesen wäre.

Auf der anderen Seite hatte er seine Freunde nie wirklich als Freunde gesehen, eben nur als Leute mit denen er abhing und Scheiße baute.

Trotzdem hatte er wenigstens gehofft, dass ihn irgendjemand vermissen würde.
 

Dafür hatten die Jungs aus seiner Clique gestern allerdings eine Menge Spaß gehabt. Das sagten ihm zumindest die Fotos die einige von ihnen von einer Party hochgeladen hatten. Auf den meisten konnte man sehr deutlich sehen, dass sie alle total betrunken waren, aber ihren Spaß hatten.

Und Jeonghun hasste es in diesem Moment in Ulsan fest zu sitzen, wo es nichts gab, außer ihm, seiner Großmutter und einer unbekannten Stadt in der er nicht wusste was er mit sich anfangen sollte.
 

Eigentlich gab es keinen wirklichen Grund dafür. Seine Großmutter war nett, das Zimmer war nett und der Strand war schön, zumindest das was er davon gesehen hatte.

Er war wütend auf sich selbst, weil er niemanden hatte der ihn vermisste oder sich dafür interessierte wie es ihm ging, allein in einer fremden Stadt. Aber am meisten war er wütend auf seine Eltern, die mit ihren lächerlichen Streitigkeiten und ihrem Egoismus dafür verantwortlich waren, dass er nun hier fest saß.
 

Jeonghun klappte den Laptop zu, und stand auf bevor er nach oben in sein Zimmer ging.

Er war mies gelaunt, und wollte lieber alleine sein als in Gesellschaft seiner Großmutter und ihrer Lieblingsserie.

Den Laptop stellte er auf dem Tisch ab, ehe er sich einfach auf sein Bett fallen ließ und an die Dachschräge starrte.

Es waren noch nicht mal drei Minuten vergangen seit er sein Zimmer betreten hatte, doch ihm war jetzt schon zu heiß und er begann leicht zu schwitzen.

Murrend rollte er sich von einer auf die andere Seite, aber es wurde nicht unbedingt besser. Er hatte es schon mit offenem Fenster versucht, aber dadurch kam noch mehr Wärme und Luftfeuchtigkeit ins Zimmer, weshalb er das Fenster doch lieber zu ließ. Wie er auf Dauer mit dieser klebrigen Luft klar kommen sollte, war ihm ein Rätsel.
 

Während Jeonghun seinen Gedanken nachhing, hörte er unten das Telefon läuten. Vermutlich rief wieder die beste Freundin seiner Großmutter an, so wie jeden Tag. Jeonghun hatte die Frau noch nicht kennengelernt, aber einmal den Fehler gemacht ans Telefon zu gehen. Bis zu jenem Tag hatte er noch nicht gewusst, dass es Menschen gab die reden konnten ohne zu atmen. Er hatte die Frau irgendwann mit einem „Ich hol Oma.“, unterbrochen, und erst da war ihr aufgefallen das sie alles der falschen Person erzählt hatte.

Seitdem hütete er sich davor ans Telefon zu gehen, und ließ es notfalls eben einfach klingeln, auch wenn seine Großmutter keinen Anrufbeantworter besaß.
 

Als es an seiner Türe klopfte, wandte er sich dieser zu und gab ein Geräusch von sich, dass mit viel Fantasie einem 'herein' glich.

Natürlich war es seine Großmutter, wer auch sonst? Irritiert war er nur durch das Telefon das sie ihm entgegen streckte.

„Deine Mutter.“
 

Jeonghun verzog unweigerlich das Gesicht, setzte sich aber auf und nahm das Telefon entgegen.

Er hatte wirklich keine Lust mit seiner Mutter zu reden, zumal er nicht mal wusste was er überhaupt sagen sollte, oder was sie von ihm wollte.

„Ja?“, meldete er sich trotzdem, während er seiner Großmutter dabei zusah, wie sie das Zimmer verließ. Vermutlich um ihm Privatsphäre bei dem Telefonat mit seiner Mutter zu geben.
 

„Schätzchen, wie geht es dir?“

Das sie ihn so etwas tatsächlich fragte, war an sich schon ein Witz. Wie sollte sich jemand fühlen der einfach so in eine andere Stadt gekarrt wurde, nur weil seine Eltern mit ihrem Leben nicht klar kamen?

„Passt.“, antwortete er kurz angebunden wie gewohnt.
 

„Das freut mich das es dir gut geht. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht, dass du dich nicht wohl fühlen würdest.“

Offenbar wusste seine Mutter auch nicht was der unterschied zwischen 'gut' und 'passt' war, aber er sagte darauf nichts sondern schwieg stattdessen lieber.

„Dein Vater und ich wohnen im Moment getrennt. Ich bin bei einer Freundin untergekommen. Hat er sich schon bei dir gemeldet? Wir wissen immer noch nicht ob wir uns scheiden lassen wollen oder nicht, aber wenn wir es tun, bei wem würdest du am liebsten bleiben wollen? Aber ich habe dir ja noch gar nicht von der Tochter unserer Nachbarin erzählt. Hör zu:“
 

Jeonghun lehnte sich zurück und schwieg weiterhin, während seine Mutter ihm die Geschichte der Nachbarstochter erzählte, die nun wohl schwanger war, was er nicht unbedingt verwerflich fand in Anbetracht der Tatsache das sie glücklich vergeben war und bereits Ende zwanzig.

Die Fragen die seine Mutter ihm während ihres Redeschwalls gestellt hatte, ignorierte er. Nein, sein Vater hatte sich nicht bei ihm gemeldet. Und es war ihm egal bei wem er landete, wenn seine Eltern sich scheiden ließen. Er konnte mit Beiden nicht besonders viel anfangen.
 

Während seine Mutter weiter redete, dachte er darüber nach wie er eigentlich so verkorkst hatte werden können. Zwar hatte seine Großmutter gesagt, dass er sich manchmal anhörte wie sein Großvater, aber er bezweifelte das dieser so verkorkst gewesen war wie er. Wenn dem so wäre, wie hätte er an eine so nette und liebe Frau wie seine Großmutter geraten können, die das überhaupt nicht störte und die stattdessen fast 60 Jahre mit ihm verheiratete war. So etwas musste einen doch in den Wahnsinn treiben.

Angenommen er wäre wie andere Jungs in seinem Alter und könnte normal mit Menschen umgehen, er würde mit jemandem wie sich wahnsinnig werden.

Er konnte sich aber nicht erinnern wann es angefangen hatte, dass er sich zurück zog und abkapselte, weshalb er nicht sagen konnte was der Auslöser gewesen war. Jeonghun erinnerte sich nur, dass er im Kindergarten tatsächlich Freunde hatte und jeden Tag mit diesen gespielt hatte. In der ersten oder zweiten Klasse war dem aber nicht mehr so gewesen, nur konnte er sich nicht erinnern warum.
 

Am Ende brachte es sowieso nichts darüber nachzudenken, weil man die Vergangenheit nicht ändern konnte. Auch wenn es ihn wirklich interessierte warum er so war, wie er nun einmal war.

Vielleicht fand er das irgendwann einmal heraus, oder erinnerte sich daran was schief gelaufen war.
 

„Hörst du mir eigentlich zu?“

Jeonghun blinzelte und registrierte, dass er mal wieder mit seinen Gedanken woanders gewesen war, anstatt seiner Mutter zu zuhören.

„Nein.“, antwortete er.

Vielleicht hätte er ja sagen sollen, oder so tun sollen als hätte er nur das letzte was sie gesagt hatte nicht verstanden, aber was brachte es schon so zu tun als würde man sich für etwas interessieren, wofür man sich eigentlich nicht interessierte? Dazu gehörten in erster Linie nun mal dumme Gerüchte und Geschichten über die Nachbarn oder die Arbeitskolleginnen seiner Mutter.
 

„Das ist so typisch für dich. Nie interessierst du dich für Andere, sondern immer nur für dich selbst. Ich frage mich wirklich was ich bei dir falsch gemacht habe, dass du so bist!“, kam es schrill aus dem Hörer.

„Das fragst dich vermutlich nicht nur du, sondern die Nachbarn und alle anderen auch.“

„Was soll das denn heißen?“

„Warum rufst du mich an? Du interessierst dich doch überhaupt nicht dafür wie es mir geht, oder ob sich Papa gemeldet hat oder sonst was, sonst würdest du mich mal antworten lassen.“, gab er zurück.

„Du redest doch sowieso nie!“

„Ich weiß auch wieso!“, mit diesen Worten beendete er das Gespräch und knirschte mit den Zähnen.
 

Jeonghun sprang vom Bett auf und schob seinen Geldbeutel in die Hosentasche, ehe er die Treppen nach unten lief, und das Telefon auf die Kommode legte.

Er musste hier raus!

Wenn er davor schon wütend gewesen war, hatte das Telefonat mit seiner Mutter alles nur noch schlimmer gemacht. Und es war einfach besser, wenn er das Haus verließ um nicht seiner Großmutter über den Weg zu laufen, und seine Laune an ihr auszulassen.
 

Hastig zog er seine Sneakers an, ehe er die Haustüre aufriss und beinahe von einer Hitzewelle erschlagen wurde.

Trotzdem zog er die Türe hinter sich zu, und rannte los. Vor ungefähr einer Stunde war es ihm noch logisch erschienen, dass sein Knie noch Ruhe verlangte, aber jetzt gab er einen Scheiß darauf, und rannte einfach die Straßen entlang.

Er war gut im Rennen und er brauchte es, da er so den Stress und Frust los wurde, den er manchmal in sich anstaute.
 


 

Jeonghun hielt erst an, als sein Knie, oder vielmehr seine Kniekehle, ihm unmissverständlich klar machte, dass sie jetzt ihre Ruhe wollte und sich nicht weiter malträtieren ließ.

So stand er nun irgendwo, stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und atmete schwer, während ihm die Hitze und die Luftfeuchtigkeit zusetzte. Sein Shirt klebte an ihm und seine Haare waren feucht vom Schwitzen, während seine Kniekehle ihm Schmerzimpulse in Form von Morsezeichen durch sein Bein schickte.
 

Nachdem sich sein Atem beruhigt hatte, richtete er sich auf und sah sich um.

Er hatte keine Ahnung wo er war.

Zumindest nicht wo genau, denn das er am Rand des Stadtzentrums stand war ihm klar, als er die riesigen Gebäude sah, die er schon bei der Zugfahrt und der Fahrt mit seiner Oma gesehen hatte.

Kurz überlegte er, ob er wieder zurück laufen sollte, entschied sich dann aber dagegen.

Wenn er schon einmal hier war, konnte er sich genauso gut auch im Zentrum umsehen und herausfinden ob es hier nicht etwas gab, was er machen könnte, anstatt die ganze Zeit im Haus seiner Großmutter herumzusitzen. Na gut, er wollte auch oft an den Strand gehen, und das würde er auch tun, aber es schadete ja nicht noch eine Alternative zu haben.
 

Langsam setzte er sich in Bewegung und zog eine Grimasse, als seine Kniekehle sich wieder meldete. Vielleicht war es doch eine blöde Idee gewesen zu rennen, und nun humpelte er wieder etwas, aber lange nicht so schlimm wie vor einer Woche.

Jeonghun verlangsamte seinen Schritt und ging weiter in Richtung Zentrumsmitte. Das schöne an Großstädten war, dass niemand jemandem große Aufmerksamkeit schenkte. Hier liefen so viele Menschen herum, dass er trotz leichtem Humpeln und verschwitzt nicht sonderlich auffiel oder angesprochen wurde. Vermutlich wäre das in einem Dorf anders, und er war gerade sehr Dankbar das seine Großmutter in Ulsan lebte und nicht auf einem Dorf irgendwo im nirgendwo.
 

Jeonghun schlenderte durch die Straßen und sah sich um, immer noch dabei herauszufinden was er hier großartig machen konnte.

Clubs schieden schon mal aus, weil er zwar kein Problem mit Menschenmassen hatte, aber zu schüchtern war um allein in einen Club zu gehen.

Fitnessstudio wäre eine gute Wahl gewesen, aber dafür musste man Mitglied sein, und da er nicht wusste wie lange er hier bleiben musste, war das eine dumme Idee.

Nach ungefähr einer Stunde in der er durch die Straßen gelaufen war, blieb er vor einem Game Center stehen und zog die Brauen zusammen.

Sah so aus als hätte er seine Bestimmung gefunden. Er spielte gerne Games am Computer oder auf seiner Playstation.

Obwohl er in Seoul geboren und aufgewachsen war, war er noch nie in einem Game Center gewesen. Er und seine Freunde gingen nun mal eher auf Partys oder hingen einfach so herum, machten Mist und betranken sich.
 

Kurz zögerte Jeonghun, trat dann aber doch durch die Glastüre in das Innere des Game Centers.

Es war gar nicht so voller Menschen wie er gedacht hatte, was ihn innerlich aufatmen ließ.

Er ging durch das Center und sah sich die verschiedenen Spiele an, ehe er schlussendlich bei dem Klassiker Mario Kart endete.
 


 

Jeonghun hatte gar nicht wirklich mitbekommen, wie lange er im Game Center gewesen war.

Offenbar aber lange genug, da die Sonne im Begriff war unterzugehen, als er das Gebäude verließ.

Er tastete seine Hosentaschen nach seine Handy ab, fand aber nichts. Kurz dachte Jeonghun, dass er sein Handy beim rennen vielleicht verloren hatte, bis ihm einfiel das er es gar nicht eingesteckt hatte, als er fluchtartig das Haus verlassen hatte.

Seine Großmutter machte sich wahrscheinlich Sorgen, und er war natürlich nicht erreichbar. Das hatte er ja mal wieder großartig hinbekommen.
 

Von sich selbst genervt machte er sich auf den Rückweg. Bis zum Rand des Stadtzentrums fand er wieder, danach ging es darum mehr oder weniger die Richtung zu finden aus der er gekommen war.

Er hatte nicht sonderlich darauf geachtet wohin er gerannt war, weswegen das eher ein Raten als ein sicheres Gehen wurde.
 

Wie lange genau er lief und versuchte sich in dem immer weniger werdenden Tageslicht zu orientieren, wusste Jeonghun nicht, aber er war sich relativ sicher das er in die richtige Richtung lief. Er musste lediglich darauf achten die großen Gebäude schräg im Rücken zu haben, denn so sah er sie vom Haus seiner Großmutter aus. Das war das Einzige an dem er sich orientieren konnte, aber das war immerhin besser als gar nichts.
 

Nach einer Weile konnte er die Leuchtreklame des Supermarktes sehen, an dem er und seine Großmutter vorbei gekommen waren, als sie zum Strand gegangen waren.

Jeonghun atmete erleichtert aus, da er nun ungefähr wusste wo er war und nicht mehr oder weniger orientierungslos durch die Gegend laufen musste. Jetzt waren es vielleicht nur noch 15 Minuten bis zum Haus seiner Großmutter, und der sich darin befindenden Dusche, die er dringend brauchte.
 

Am Supermarkt bog er nach links ab und entspannte sich zusehends. Im Endeffekt musste er jetzt nur noch geradeaus laufen, dann noch einmal nach links und an dem kleinen Spielplatz vorbei und am Ende der Straße nach rechts, und dann wäre er auch schon fast da. Und auf dem Weg dorthin konnte er sich schon einmal eine gute Entschuldigung einfallen lassen.
 

Jeonghun vergrub die Hände in den Taschen seiner Hose, während er die Straße entlang lief, und darüber nachdachte wie er seiner Großmutter am Besten klar machen konnte, dass sie und Ulsan nichts mit seiner Flucht zu tun hatten, eher das es ihn förmlich krank machte nichts mit sich anzufangen zu wissen und das Telefonate mit seiner Mutter es nicht unbedingt besser machten.

Vermutlich wäre die Wahrheit am Besten, aber er verstand sich manchmal ja nicht einmal selbst, wie konnte er da erwarten, dass ihn andere Leute verstanden?
 

Er bog nach links ab, und zog die Brauen zusammen als seine Gedanken durch ein Geräusch gestört wurden. Wobei Geräusch vielleicht der falsche Ausdruck war, es war eher ein Stöhnen und ein Winseln, weshalb er stehen blieb und zu dem Spielplatz zu seiner Rechten sah.

Eigentlich hatte er eher damit gerechnet ein Kind zu sehen, dass von einer Schaukel gefallen war. Auch wenn er sich wirklich gefragt hätte, was ein Kind um diese Uhrzeit noch auf dem Spielplatz machte. Ulsan war vielleicht anders als Seoul, aber er bezweifelte das Eltern ihre Kinder selbst hier auf die Straße ließen wenn es dunkel wurde.
 

Stattdessen sah er einen Mann auf dem Boden liegen, und sich vor Schmerzen krümmen, während dieser sich krampfhaft die Schulter hielt.

Durch die nun schon fast vollständig untergegangene Sonne und die magere Beleuchtung durch Straßenlaternen konnte Jeonghun nicht besonders viel erkennen, aber das war offensichtlich.

Genauso wie der Typ der dem am Boden Liegenden gerade mit voller Wucht in den Bauch trat, so das dieser vor Schmerzen erneut wimmerte.
 

Jeonghun hatte nicht das Bedürfnis sich in die Angelegenheiten Anderer einzumischen, aber die Situation war vermutlich die Ausnahme von der Regel, da es den Anschein machte, als würde der Angreifer den am Boden Liegenden tot treten. Und ob er dann noch ruhig schlafen konnte, wagte er zu bezweifeln.

Er stieß die Luft aus, während er sich in Bewegung setzte, und direkt auf den Angreifer zuhielt. Irgendwie hatte er das Gefühl er würde das noch bereuen.
 

Jeonghun näherte sich von hinten, aber irgendwie schien der Andere ihn zu bemerken, indem er auswich, so aber von seinem Opfer ablassen musste, dass sich aufrappelte und das Weite suchte. Womit Jeonghun nun allein mit diesem Typen auf dem Spielplatz war.
 

„Das darf doch nicht-“, stieß der Angreifer aus, unterbrach sich aber selbst, indem er sich zu Jeonghun umdrehte und ihn wütend an funkelte.

„Weißt du wie anstrengend war dieses Arschloch zu finden?“, knurrte der Kleinere.
 

Nein, wusste Jeonghun nicht, zumal er nicht mal wusste worum es überhaupt ging. Es war auch eher eine Kurzschlussreaktion gewesen sich einzumischen, anstatt wohlüberlegtes Handeln.

Aber das war nebensächlich, da er gerade etwas anderes realisiert hatte.

Sein Gegenüber war ungefähr zwei Köpfe kleiner als er, und auch dementsprechend zierlich. Im Schein der wenigen, und schlechten, Straßenlaternen, leuchtete sein Haar rot, und das war so ziemlich das auffälligste an ihm.

Die Frage die sich Jeonghun nun aber stellte war, wie es jemand mit dieser Statur und Körpergröße geschafft hatte einen Mann so zu Boden zu kriegen und zu verletzen, der vermutlich drei Köpfe größer und auch dementsprechend schwerer und kräftiger war.
 

Die Frage beantwortete sich schnell von alleine. Jeonghun konnte dem ersten Schlag ausweichen, und packte den Kleineren am Handgelenk, was diesen nicht zu stören schien, da er sich blitzschnell umdrehte und Jeonghun seinen Ellenbogen ins Gesicht rammte.

Ein unglaublicher Schmerz durchzuckte seinen rechten Wangenknochen, und er ließ den Anderen automatisch los, ehe er Hände an seinen Schultern fühlten, die ihn nach unten drückten, bevor sein Gesicht von einem Knie getroffen wurde, und er zu Boden ging.
 

Ohne eingebildet klingen zu wollen, aber er war weder schwach, noch schlecht darin Leute zu verprügeln, auch wenn das vermutlich nichts war worauf man stolz sein sollte. Aber die Leute hier in Ulsan waren entweder alle Mitglieder in diversen Kampfsportschulen oder gemeingefährlich. Vielleicht auch Beides.
 

Stöhnend rollte Jeonghun sich auf den Rücken und hielt sich die Nase, die, so hoffte er zumindest, nicht gebrochen war.

Er hörte Schritte neben sich und öffnete automatisch die Augen, in Erwartung jetzt ebenfalls einige Tritte abzubekommen, aber sein Angreifer beugte sich lediglich über ihn.

„Das kommt davon wenn man sich einmischt.“
 

Er hatte ja gewusst, dass er das bereuen würde. Das nächste mal würde er einfach auf sein Bauchgefühl hören, schwor sich Jeonghun, während er auf die Brust des Anderen starrte.

„Von wegen die 'Wolves' sind umgänglich.“, nuschelte er eher zu sich selbst, als zu seinem Angreifer, der dies aber offenbar gehört hatte, da sich seine Mundwinkel zu einem amüsierten Lächeln nach oben zogen.

„Wer hat das Gerücht denn in die Welt gesetzt? Schon mal zahme Wölfe gesehen?“, scherzte dieser, als er sich entfernte und den Spielplatz schlussendlich verließ.
 

Nein, aber hatte im Allgemeinen noch nie Wölfe gesehen. Allerdings hatte er auch noch nie eine kleine und zierliche Person, mit einer Stimme die so klar und unschuldig klang, Leute verprügeln sehen die viel größer und besser gebaut waren als er.
 


 

„Mein Gott, kann man dich aus dem Haus lassen, ohne das du in Schwierigkeiten gerätst?“

Jeonghun war irgendwann aufgestanden und zum Haus seiner Großmutter gelaufen, nachdem seine Nase aufgehört hatte zu bluten.

Zu seiner Überraschung war seine Großmutter über seinen Abgang überhaupt nicht wütend, sondern brachte ihm Verständnis dafür entgegen, dass Telefonate mit seiner Mutter nicht unbedingt zu seinem seelischen Gleichgewicht beitrugen.
 

„Das passiert irgendwie so.“, nuschelte er, während er sich ein feuchtes und kühles Tuch an die Nase hielt, und seine Großmutter seinen Wangenknochen untersuchte und das Blut daran vorsichtig abtupfte.

Im Groben hatte er ihr erzählt was gewesen war. Allerdings auch nur, weil sie nett zu ihm war und nicht versuchte Dinge aus ihm heraus zu pressen, über die er nicht reden wollte, oder ihn im Allgemeinen zum reden nötigte. Sie ließ ihn einfach. Wenn er reden wollte redete sie mit ihm, wollte er nicht reden, dann brachte sie Verständnis dafür auf. Ob er sich daran jemals würde gewöhnen können, wusste er nicht so recht.
 

„Na ja, es ist sehr lobenswert das du jemandem helfen wolltest.“

Vielleicht war das lobenswert, aber definitiv ein Fehler, und er wusste nicht einmal warum er sich eingemischt hatte. Es lag nicht in seiner Natur anderen Leuten zu helfen, zumal er noch nie in dieser Situation gewesen war.

„Und du sagst es war einer der 'Wolves'?“, harkte seine Großmutter nach, und Jeonghun gab einen bestätigenden Laut von sich, während er gleichzeitig zurück zuckte als der Kratzer an seinem Wangenknochen mit Jod behandelt wurde.

„Stell dich nicht so an. Du bist schon ein großer Junge und prügelst dich doch ständig.“, neckte sie ihn.
 

Ja, aber das tat nichts zur Sache. Er war noch nie jemandem begegnet, der sich so schnell und so präzise bewegt hatte, wie dieser Typ von den 'Wolves' vorhin.

Jeonghun kam es zudem so vor, als wären das keine Glückstreffer gewesen, sondern als wüsste dieser Typ ganz genau was er tat. Was nichts anderes hieß, als das der Typ es gewohnt war sich mit Leuten anzulegen, die ihm eigentlich rein körperlich überlegen waren.
 


 

Nachdem seine Großmutter ihn fertig verarztet hatte, war Jeonghun nach oben gegangen, hatte kurz geduscht und sich umgezogen, ehe er einfach ins Bett gefallen war.

Auf seinem Handy checkte er noch kurz Instagram, aber bis auf die Partyfotos von seinen Freunden, die er schon auf Facebook gesehen hatte, war nicht wirklich etwas neues dabei. Vermutlich half es auch nicht nur seinen Freunden zu folgen, aber das war ihm im Moment herzlichst egal.
 

Jeonghun schoss ein Selfie von sich und postete es mit der Unterschrift 'I had a nice day!'.

Vielleicht war er nicht unbedingt gut darin mit Leuten klar zu kommen, aber er war gut darin sein Leben auf Instagram zu dokumentieren, was im Endeffekt nichts anders hieß, als das sich dort Selfies von ihm tummelten, oder Fotos mit seinen Freunden auf irgendwelchen Partys.

Ab und zu postete er auch Fotos von Dingen, die ihm einfach so gefielen, wie zum Beispiel eine Hecke mit Schnee bedeckt, in dem Man die Silhouette eines Pandas ausmachen konnte. Manchmal postete er auch Bilder von irgendwelchen Sketches die er gezeichnet hatte, dass dann aber doch eher selten.
 

Jeonghun legte sein Handy auf den Nachttisch und schaltete das Licht aus, ehe er versuche herauszufinden, auf welcher Seite es sich am besten Schlafen ließ, bis er schlussendlich auf dem Rücken liegen blieb.
 

Sein letzter Gedanke bevor er einschlief war, dass der Typ recht hatte. Es gab keine zahmen Wölfe. Natürlich konnte man einen Wolf zähmen, genauso wie jedes andere wilde Tier, aber sie waren nun einmal wilde Tiere und auch gezähmt unberechenbar.

It can be worse

„Bist du dir sicher, dass das in deinem Alter eine gute Idee ist?“, nuschelte Jeonghun in seine Arme, die verkreuzt auf dem Tisch lagen, und seinem Kopf als Kissen dienten, während vor ihm eine Tasse Kaffee stand.

„Junger Mann, ich bin vielleicht nicht mehr die Jüngste, aber ich bin noch kein Pflegefall.“, erwiderte seine Großmutter streng, und er murrte als Bestätigung.
 

Das seine Großmutter kein Pflegefall war, war offensichtlich, aber musste es denn gleich ein Marathon für einen guten Zweck durch Busan sein? Bei der Hitze?

Andererseits war er nicht in der Position seiner Großmutter zu verbieten bei brütender Hitze und einer Luftfeuchtigkeit von gefühlten 1000 Prozent durch Busan zu rennen, zumal die Freundinnen seiner Großmutter offenbar auch alle mitmachten.
 

Um ehrlich zu sein wollte Jeonghun selbst gern mitmachen, hatte aber sofort ein Verbot kassiert mit der Begründung das sein Knie immer noch nicht wieder okay war. Womit seine Großmutter etwas übertrieb wie er fand. Er konnte inzwischen ohne humpeln laufen, und das bereits seit einer Woche. Aber so nett und lieb die kleine Dame auch war, genauso streng konnte sie sein.

Bevor er irgendwas machte wie einen Marathon laufen, bestand seine Großmutter darauf das seine Verletzungen komplett abgeheilt waren, was ja irgendwie süß und fürsorglich war, Jeonghun jedoch leicht überforderte. Er war so eine Fürsorge nicht unbedingt gewohnt, und wusste nicht so recht wie er darauf reagieren sollte.
 

Seit er die Bekanntschaft mit diesem kleinen Typen von den 'Wolves' gemacht hatte, waren bereits fast zwei Wochen vergangen, und lediglich sein Wangenknochen war noch leicht gelb, seine Nase jedoch vollkommen in Ordnung.

Man sollte ja meinen, dass man nach zwei Wochen aufhört ständig daran zu denken, dachte Jeonghun ärgerlich.

Aber anstatt die Sache abzuhaken, träumte er manchmal davon und wachte mitten in der Nacht auf, nur um sich genervt stöhnend von einer Seite auf die andere zu drehen.
 

„Vergiss nicht das du noch einkaufen musst, ich habe dir das Geld auf den Tisch gelegt.“, riss ihn seine Großmutter aus seinen Gedanken und Jeonghun nickte.

Inzwischen wusste er ja wie er zum Supermarkt kam und auch zu allem anderen was sich so in der Nähe befand.

„Und schließe die Türe nachts ab. Das hier ist zwar eine ruhige Gegend, aber man weiß ja nie was sich da draußen so herum treibt. Vergiss auch nicht die Herdplatte auszumachen, nachdem du dir etwas gekocht hast. Und-“

„Oma, ich bin nicht mehr 13 Jahre alt. Ich schaffe es das Haus nicht in Brand zu stecken, während du nicht da bist.“, unterbrach Jeonghun sie, und hob leicht den Kopf, ehe er ihn zurück auf seine Arme fallen ließ.
 

Er hörte seine Oma leise lachen, und hob die Mundwinkel ebenfalls leicht. Wie froh er war, dass sein Verhältnis zu seiner Großmutter nicht so angespannt war wie zu allen Anderen, konnte er gar nicht in Worte fassen, aber das musste er vermutlich auch gar nicht. Zumindest hatte er nicht das Gefühl dass so etwas von ihm erwartet wurde.

„Versprich mir wenigstens, nicht wieder in eine Prügelei zu geraten. Wenn irgendetwas sein sollte, hast du die Handynummer von Eunjin. Die hast du doch eingespeichert?“

Jeonghun hob den Kopf und sah seine Großmutter an.

„Nein, werde ich nicht. Und ja, hab ich. Und jetzt geh endlich, du bist spät dran.“, antwortete er und deutete seiner Großmutter mit einer Handbewegung das sie gehen sollte.

Seine Großmutter schenkte ihm noch ein Lächeln und winkte als sie aus der Küche verschwand, und Jeonghun kurz darauf die Haustüre hörte.
 

Eine Weile blieb er einfach an dem Küchentisch sitzen und lauschte der Stille im Haus, ehe er aufstand und sich noch eine Tasse Kaffee machte.

Dafür das es 10 Uhr morgens war, war er relativ wach, obwohl er sich die halbe Nacht im Bett herum gewälzt hatte.

Während Jeonghun darauf wartete, dass sein Kaffee in die Tasse lief, lehnte er sich an die Arbeitsfläche und überlegte was er mit dem Tag anfangen sollte. Oder besser gesagt, mit dem gesamten Wochenende.
 

Es war Freitag und der Marathon war erst morgen, weshalb seine Großmutter erst am Sonntagabend zurück kommen wollte, da sie und ihre Freundinnen sich noch etwas in Busan amüsieren wollten.

Im Endeffekt also hatte er das gesamte Wochenende für sich, und absolut keine Ahnung was er überhaupt machen sollte.

Natürlich konnte er ins Game Center gehen, aber das war auch keine Lösung für das komplette Wochenende.
 

Jeonghun nahm sich seinen Kaffee und kippte zwei Löffel Zucker hinein, ehe er umrührte und in den Garten ging, um eine Zigarette zu rauchen.

Er setzte sich auf einen der alten Gartenstühle und öffnete Instagram auf seinem Handy, wo wie immer nicht wirklich etwas Neues zu sehen war, aber das würde sich vermutlich morgen ändern. Es war klar, dass seine Freunde heute wieder auf eine Party gehen und sich betrinken würden, und um ehrlich zu sein vermisste es das gerade.

Nicht die Menschen an sich, aber einen Plan zu haben was er mit sich anfangen sollte.
 


 

Gegen Mittag hatte sich Jeonghun dann doch endlich aufgerafft und sich das Geld vom Küchentisch genommen, bevor er zum Supermarkt gegangen war.

Er kaufte nicht viel, im Endeffekt nur Fertiggerichte, Cola, Energydrinks und Dank seiner falschen ID auch Zigaretten.
 

Auf dem Weg zum Haus seiner Großmutter kam er an dem kleinen Spielplatz vorbei, auf dem er vor zwei Wochen das Vergnügen mit diesem unglaublichen Typen der 'Wolves' hatte.

„Es wäre einfach nett, wenn du aufhören könntest daran zu denken Gehirn.“, murrte er leise und an sein Gehirn gerichtet vor sich hin.

Natürlich wusste er, dass das nichts bringen würde, aber man konnte es ja mal versuchen.
 

Wieder im Haus der Großmutter angekommen, stellte er die Einkaufstüten in die Küche und räumte das Notwendigste in den Kühlschrank, bevor er die Treppen nach oben in sein Zimmer lief und sich seinen Rucksack holte.

Wieder in der Küche packte er einen Energydrink, Zigaretten und eine Packung Kekse ein, die er in einem der Küchenschränke fand, bevor er im Wohnzimmer seinen Sketchbook und die Stifte holte und sie ebenfalls hinein warf.

Nach einem kurzen Check ob er auch Geldbeutel, Handy, Schlüssel und seinen iPod hatte, verließ er wieder das Haus und setzte sich in Richtung Strand in Bewegung.
 

Er hatte sich schon seit seiner Ankunft vorgenommen an den Strand zu gehen, aber nachdem er sein Knie wieder überbelastet hatte, hatte er es verschoben und letzte Woche hatte er einfach keine Lust gehabt.

Jeonghun war froh, dass der Strand praktisch um die Ecke lag.

Den Teil des Strandes den er das letzte Mal mit seiner Großmutter betreten hatte umging er, und lief stattdessen weiter die Straße entlang bis er an die Stelle kam, an der er und seine Großmutter das letzte Mal auf die Gruppe von Idioten getroffen waren, die meinten jeden ausrauben zu können.
 

An dieser Stelle gab es keinen direkten Zugang, man konnte nur den Abhang hinunter stolpern oder rutschen. Jeonghun tat das letzte und lief ein paar Schritte, bevor er sich im Schneidersitz in den Sand setzte und auf das Meer sah.

Jeonghun genoss es sehr, dass an dieser Stelle am Strand sich offenbar nur sehr selten Menschen aufhielten, und er somit seine Ruhe hatte.
 

Die Sonne brannte auf Ulsan herunter, aber am Strand wehte ein laues Lüftchen, dass einen salzigen Geschmack auf seinen Lippen hinterließ.

Jeonghun blinzelte gegen die Sonne und streckte sich, bevor er seinen iPod aus seinem Rucksack wühlte und sich die Kopfhörer in die Ohren steckte.

Sofort erklangen die ersten Töne von Bryan Finlay's 'Tonight is alright', und er schloss die Augen für ein paar Minuten um dem Lied zu lauschen und sich die Sonne aufs Gesicht scheinen zu lassen.
 

Aus ein paar Minuten wurde fast eine Stunde, in der er schlussendlich im Sand auf dem Rücken lag, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und der 'Relax'-Playlist auf seinem iPod lauschte.

Jeonghun wusste nicht, wann er das letzte Mal so entspannt gewesen war. Ein Gefühl der Zufriedenheit machte sich in ihm breit, und Jeonghun erklärte diese Stelle am Strand offiziell zu seinem Lieblingsort in Ulsan.
 

Nach ein paar weiteren Minuten öffnete Jeonghun die Augen und blinzelte kurz in die Sonne, ehe er sich endlich aufsetzte und sich erneut streckte.

Er wechselte die Playlist auf seinem iPod und streckte sich noch einmal, bevor er wieder auf das Wasser sah.

Die Wellen glitzerten in der prallen Sonne, und es sah absolut fantastisch aus.

Mit einem Stöhnen ließ sich Jeonghun zurück in den Sand fallen und schob sich einen Arm unter den Kopf.
 

Ursprünglich wollte er ja etwas zeichnen, aber einfach nur hier herum zu liegen und die Ruhe zu genießen, hatte auch etwas.

Zuhause in Seoul war er die meiste Zeit auf Achse und stand ständig unter Strom. Es war ungewohnt aber auch irgendwie erholsam einfach einmal nichts zu tun.

Auch wenn diese Hitze ihn noch irgendwann umbringen würde.

Vielleicht war es auch eine idiotische Idee sich kurz nach der Mittagszeit an den Strand in die pralle Sonne zu legen, aber er war viel zu faul und genoss das Ganze gerade zu sehr, als dass er aufgestanden wäre um sich irgendwo Schatten zu suchen, oder gar nach Hause zu gehen.
 


 

Jeonghun wusste nicht wie lange er in der Sonne lag, und sich aller Wahrscheinlichkeit nach einen Sonnenstich holte. Wahrscheinlich schon etwas länger, denn er war nicht mehr wirklich wach sondern döste eher vor sich hin, während er der Musik lauschte, die in einer ordentlichen Lautstärke von seinen Kopfhörern direkt in seine Ohren übertragen wurde.

Zumindest tat er all dies so lange, bis ihm jemand eine Hand auf die Schulter legte und ihn leicht schüttelte, was ihn dazu veranlasste sofort kerzengerade zu sitzen und sich dem Besitzer der Hand zuzuwenden.

Abgesehen davon das er sich erschrocken hatte, hasste er es angefasst zu werden, was es laut seinen Eltern unmöglich machte eine Beziehung zu führen.

Ihm sollte das Recht sein, wenn er sich den Kleinkrieg seiner Eltern so ansah. Da blieb er dann doch lieber alleine und züchtete irgendwann im hohen Alter Kanarienvögel.
 

Energisch schob Jeonghun den Gedanken zu Seite, während er in ein bekanntes Gesicht blickte.

Zwar konnte er nicht wirklich gut zwischenmenschlich agieren, aber Gesichter merken war dann doch noch drin. Und er erkannte definitiv den Typen von den 'Wolves' der damals ihm und seiner Großmutter zur Rettung geeilt war, wenn vermutlich auch eher aus Versehen.
 

Jeonghun zog sich die Kopfhörer aus den Ohren, um zu hören was der Typ sagte, was diesen mit den Augen rollen ließ.

„Ich habe gesagt: Du bekommst einen Hitzschlag wenn du wie ein Toter in der prallen Sonne liegst.“, wiederholte der namenlose und Jeonghun zuckte lediglich die Schultern.

„Hast du dich wenigstens mit Sonnencreme eingecremt?“, kam die Frage des namenlosen Typen, und Jeonghun's Augenbraue hob sich automatisch.
 

„Bist du in meiner Abwesenheit zu den Samaritern übergelaufen, oder was kümmern dich fremde Bälger die sich nen Sonnenstich holen wollen?“

„Du würdest ihn natürlich hier liegen lassen wie ein Fischstäbchen auf der Grillplatte.“, entgegnete sein Gegenüber.

„Sag mir wenn ich falsch liege, aber das ist nicht meine Lebensaufgabe.“

Wenn Jeonghun bis jetzt nicht verstanden hatte, was manche Leute damit meinten jemand hätte 'die Stimme eines Engels', dann wusste er es spätestens jetzt.

Die Stimme des Gesprächspartners seines Gegenübers war ein oder zwei Töne zu hoch um von einem tatsächlich Gleichaltrigen zu stammen, aber zusammen mit dem Akzent der in Ulsan wohl üblich war und dem Ton, bei dem Jeonghun automatisch und unwillentlich an weiches und sonnengewärmtes Satin denken musste, passte einfach perfekt.

Und er war nun wirklich nicht besonders kitschig veranlagt.
 

Jeonghun drehte sich automatisch um, um den Besitzer der Stimme ansehen zu können, und blinzelte einmal, dann ein zweites Mal.

„Der kleine 'Wolves'-Freak!“, stieß er aus, ohne es wirklich zu wollen, während er mit dem Finger auf den Jungen zeigte.

Okay, 'Junge' war vermutlich das falsche Wort, auch wenn es von der Körpergröße bestimmt passte. Aber der Typ war eher in seinem Alter, als das er ein 'Junge' war.

Bei Tageslicht betrachtet war er tatsächlich klein, und recht zierlich, so wie Jeonghun es im Dunkeln auf dem Spielplatz mit der recht wagen Beleuchtung wahr genommen hatte. Aber im Tageslicht sah man auch deutlich, dass der Kleine Muskeln hatte. Man sah es an der engen und schwarzen Jeans die mehr aus Löchern bestand als aus Stoff, und an den leicht zu weiten und ebenfalls schwarzen Shirt, dessen Ärmel nur gerade so die Hälfte seiner Oberarme bedeckte.
 

Jeonghun war sich sicher, dass er es war der ihn so einfach auf dem Spielplatz zu Boden gebracht hatte.

Nicht zuletzt wegen den Haaren. Die waren bei Tageslicht zwar orange, aber orange war im Dunkeln fast dasselbe wie rot. Zumal das Orange viel besser zu den grünen Augen passte, wobei er sich sicher war, dass der Andere farbige Kontaktlinsen trug.
 

„Oh-oh. Es ist keine gute Idee ihn so zu nennen. Jaemin kann gefährlich werden.“, mahnte der Andere und der orangehaarige schnalzte mit der Zunge.

„Ich denke das weiß er, immerhin hatten wir schon das Vergnügen.“

„Wirklich? Wann denn?“

„Hab ich dir doch erzählt. Der Typ auf dem Spielplatz.“

„Das warst du?“, wurde Jeonghun von dem braunhaarigen gefragt, und murrte unwillig als Zustimmung.

„Und woher kennt ihr euch bitte?“, kam die Frage des orangehaarigen, während er mit dem Zeigefinger zwischen den Beiden hin und her zeigte.

„Na das ist der Typ von dem ich dir erzählt hab. Der, der Mike zweimal in die Fresse geschlagen hat.“, erklärte der braunhaarige, und Jeonghun murrte wieder unwillig.
 

Kurz trat Stille ein, bevor der Kleinere wieder mit der Zunge schnalzte.

„Hätte ich das gewusst, wäre ich netter gewesen.“

„Wir wissen Beide, dass das nicht stimmt.“, murrte der braunhaarige, und Jeonghun beobachtete wie sich die Mundwinkel des Kleineren leicht hoben, ehe ein leicht verschämtes Grinsen daraus wurde.

„Ich hätte es zumindest versucht.“
 

Jeonghun fragte sich wie merkwürdig dieses ganze Szenario noch werden konnte. Nicht nur das er mit zwei Typen der 'Wolves' konfrontiert war, von denen einer sich darum sorgte dass er einen Sonnenbrand bekommen könnte. Nein, er wusste auch nicht was genau er jetzt damit anfangen sollte, weshalb er sich dazu entschied aufzustehen, und einfach zu gehen, bevor er wieder in Schwierigkeiten geriet, was er ja vermeiden wollte solange seine Großmutter nicht zu Hause war.
 

„Ich bin Yoon!“

Jeonghun zuckte zurück als ihm der braunhaarige ruckartig die Hand vor die Nase hielt und ihn mit einem breiten Grinsen anstrahlte.

Offenbar war dieser eine geborene Frohnatur, oder aber er war high. Eine andere Erklärung gab es für Jeonghun Aufgrund dieser Fröhlichkeit nicht.
 

Kurz überlegte Jeonghun ob er die Hand einfach ignorieren und trotzdem gehen sollte, entschied sich dann aber dagegen, weshalb er zögerlich die Hand ausstreckte.

Seine Hand wurde sofort von Yoon, wie sich der Andere vorgestellt hatte, genommen und heftig durch geschüttelt.

„Jeonghun.“, schaffte er es schlussendlich seinen Namen zu sagen.
 

„Herrgott, lass ihn los. Er hat es offenbar nicht so mit Leuten.“, kam es nach fast zwei Minuten von dem orangehaarigen, und Jeonghun war ihm im inneren wirklich sehr dankbar, da es ihm langsam unangenehm wurde die ganze Zeit mit jemandem Händchen zu halten, auch wenn es eher ein Händeschütteln war.

Ein sehr langes Händeschütteln.

„Na dann seit ihr ja schon zu Zweit.“, gab Yoon sarkastisch von sich, ließ Jeonghun's Hand aber los, was dieser sehr begrüßte.

„Das ist übrigens Jaemin. Du kannst ihn Minnie nennen.“

„Nein, kann er nicht.“
 

Das war schon eher eine Tonlage die zu einem der 'Wolves' in seiner Vorstellung passte, dachte Jeonghun.

Zwar hatte Jaemin immer noch diese engelsgleiche Stimme, aber sie war eher ein gefährliches Knurren, als das er normal gesprochen hätte.

„Wieso nicht?“

„Weil nur du mich so nennst, und ich versuche es dir seit 4 Jahren abzugewöhnen.“

„Offenbar ohne Erfolg.“, kommentierte Jeonghun, und biss kurz darauf die Zähne zusammen.
 

Wie dumm war er eigentlich? Es war nicht so als hätte er Angst das er gleich wieder nieder geprügelt wurde, was wahrscheinlich passieren konnte, aber er wollte doch nicht in Schwierigkeiten geraten. Es musste doch sogar für ihn möglich sein, dass Haus zu verlassen ohne Ärger zu verursachen. Wenigstens ein Wochenende lang.
 

Anstatt aber gereizt oder sauer zu reagieren, prustete Jaemin lediglich los und rollte die Augen.

„Kennst du diese Sendung wo ein Hundetrainer versucht Hunde zu erziehen mit denen ihre Besitzer nicht klar kommen?“

Jeonghun nickte.

„So einen bräuchte ich für ihn.“, damit deutete er auf Yoon, dem der Mund aufklappte ehe er ein „Bin ich dein Haustier?“, ausrief.

„So in etwa, nur ein bisschen praktischer.“, grinste Jaemin.
 

Das Geplänkel zwischen den Beiden ging noch eine ganze Weile hin und her, und Jeonghun wusste nicht so recht, warum er hier eigentlich noch herumstand und ihnen zusah.

Vermutlich weil ihn dieses Geplänkel an seine Freunde erinnerte. Nicht, dass diese jemals mit ihm so herum geplänkelt hätten, untereinander ja, aber nicht mit ihm.

Wie schon einmal erwähnt fand er das auch nicht schlimm, da er sie ohnehin nicht wirklich als Freunde ansah, aber es erinnerte ihn an seinen Wunsch selbst einmal einen richtigen Freund zu haben.
 

Jeonghun deutete eine leichte, höfliche Verbeugung an, und schnappte sich dann seinen Rucksack um noch etwas am Strand herum zu schlendern, als ihn ein „Hey, wo willst du hin?“, zum stehen bleiben bewegte.

„Vielleicht will er vor deinem Redeschwall flüchten?“

„YA! Soviel rede ich überhaupt nicht.“

„Yoon...du redest sogar im Schlaf.“, winkte Jaemin ab, ehe er das Gemotze von seinem Freund ignorierte und sich Jeonghun zuwandte.

Jaemin deutete mit dem Daumen über seine Schulter, wo sich in ungefähr 30 Meter Entfernung der Rest der 'Wolves' tummelte, und seinen Spaß zu haben schien.

„Willst du mitkommen?“
 

Im ersten Moment wusste Jeonghun überhaupt nicht, was er darauf sagen sollte. Es war schon seltsam genug, dass Yoon ihn überhaupt angesprochen hatte, aber das Jaemin ihn jetzt fragte ob er mit rüber zu den anderen 'Wolves' kommen wollte, obwohl offensichtlich war das er mit Menschen nicht gut konnte, überraschte ihn dann doch tatsächlich.

'Nein', war seine erste instinktive Antwort, aber er überlegte es sich anders und nickte stattdessen, weshalb Jaemin mit dem Kopf in die Richtung der Anderen deutete, und ihm so mitteilte das er mitkommen sollte.
 

„Wow, du kannst tatsächlich nett sein.“, kicherte Yoon und fing sich einen Ellenbogen in die Rippengegend von dem Kleineren ein.

„Zu dir bin ich auch nett.“

„Wir kennen uns seit wir in die Windeln geschissen haben, das ist ne komplett andere Dimension.“

„Bei dir sind öfter Dinge in anderen Dimensionen.“, murrte Jaemin.
 

Jeonghun lief hinter den Beiden her und beobachtete sie.

Der Umgang der Beiden miteinander wirkte tatsächlich mehr als vertraut, was auch ohne Erwähnung ein Anzeichen dafür war, dass die Beiden sich schon ewig kannten.

„Bist du ein Dackel?“

Irritiert sah Jeonghun den orangehaarigen an, der die Augen rollte und stehen blieb, offenbar um auf ihn zu warten.

„Ich frag nur so aus Interesse, weil du uns hinter läufst wie ein Dackel.“
 

„Ich dachte, ich sollte....“

Jeonghun war sichtlich irritiert, und das gefiel ihm nicht. Wenn man seine Verwirrung offen zeigte, wurde man automatisch angreifbar, und das wollte er nun wirklich nicht ausgerechnet in der Gegenwart des orangehaarigen.

„Ja, du solltest mitkommen, aber weißt du: Du kannst auch NEBEN uns laufen.“, erklärte der Kleinere trocken.

So konnte man die Sache mit dem Dackel natürlich auch sehen.
 

Jeonghun antwortete nichts darauf, lief aber neben Jaemin her, der ebenfalls schwieg.

Zumindest so lange bis sie bei dem 'Rudel' und Yoon, der voraus gelaufen war, ankamen.

„Was hast du denn da für nen Welpen im Schlepptau?“, lachte einer. Ein großer, dürrer mit abstehenden Ohren und Sommersprossen.

Offenbar wurde alles bei den 'Wolves' mit Hunden assoziiert, aber Welpe genannt zu werden gefiel ihm nicht wirklich, weshalb er die Brauen zusammen zog und ein „Ich bin kein verdammter Welpe.“, vor sich hin murrte.

„Was?“, harkte der Dürre nach.
 

„Lass ihn in Ruhe, Jaehyun. Geh und schieß dich ab, aber halt die Klappe.“

Jeonghun war froh darüber, dass Jaemin sich einmischte, und der Dürre tat was er sagte. Er folgte dem Kleineren weiter in die Gruppe hinein, und setzte sich schlussendlich neben ihn in den Sand, und nahm auch die Dose Bier entgegen die Jaemin ihm hin hielt.

Nach ein paar Minuten schien alles bei den 'Wolves' wieder den gewohnten Gang zu nehmen, wie bevor er hier angekommen war.
 

Einige der Mitglieder alberten im Wasser herum, und traten sich gegenseitig hinein, obwohl sie ihre gesamten Klamotten noch trugen.

Wieder Andere lagen oder saßen einfach nur faul im Sand und tranken Bier während sie sich unterhielten. Es gab auch ein paar wenige die einen Joint rauchten und nebenbei Karten spielten.

Jeonghun selbst hielt es im Moment für die beste Idee einfach bei Jaemin zu bleiben, da dieser ihn immerhin eingeladen hatte und er auch nicht wusste was er mit den anderen Mitgliedern anfangen sollte.

Das wusste er bei Jaemin zwar genauso wenig, immerhin war er nicht gut darin mit Menschen zu reden oder sich im allgemeinen mitzuteilen, aber er fühlte sich zumindest nicht komplett überfordert.
 

Nach einigen Minuten in denen sie stillschweigend nebeneinander gesessen und Bier aus Dosen getrunken hatten, war Jeonghun nicht mehr so angespannt wie zu Anfang, und das schien der Andere zu bemerken, da er ihm eine Frage stellte.

„Also du bist aus Seoul?“

Es war schon fast lächerlich, dass jemand der ihm fast die Nase gebrochen hatte, sich nun versuchte normal mit ihm zu unterhalten.

Allerdings rechnete er dem Kleineren hoch an, dass er ihm nicht wirklich die Nase gebrochen hatte, denn dazu schien er durchaus fähig zu sein.
 

„Woher willst du das wissen?“, antwortete Jeonghun also mit einer Gegenfrage, und sah zu seinem Sitznachbarn, als dieser leise lachte.

„Ich erkenne den Akzent von Seoul ganz gut, immerhin bin ich da geboren.“

Und damit hatte der orangehaarige Jeonghun's volle Aufmerksamkeit, besonders deswegen, weil man ihm überhaupt nicht anhörte, dass er eigentlich aus Seoul stammte.
 

„Ich lebe schon seit 12 Jahren in Ulsan, deswegen ist mein Akzent wohl verloren gegangen. Aber hey, dafür kann man mich von den Einheimischen nicht mehr auseinander halten.“, scherzte Jaemin, und Jeonghun's Mundwinkel hoben sich leicht und zeigten das Anzeichen eines Lächelns.

„Na sieh mal einer an, der Welpe kann fast lächeln.“

„Nenn mich nicht Welpe.“, murrte Jeonghun.

„Ich nenne fast alles Welpe was jünger ist als ich. Wie alt bist du? 17? 18?“

„18.“, bestätigte er dem Anderen und murrte, bevor er ein „So viel älter bist du auch nicht.“

„21.“, antwortete Jaemin und Jeonghun glaubte seinen Ohren nicht zu trauen.
 

Sollte das heißen, dass er hier so gesehen das Küken war, und neben ihm ein offizieller Erwachsener saß? Bei der Größe und dem Gesicht?

Also nicht das gegen Jaemin's Gesicht etwas einzuwenden gewesen wäre. Er war hübsch. Und er sah kein bisschen aus wie volljährig.

„Was glaubst du mir nicht?“, wurde er gefragt, und schüttelte automatisch den Kopf.

Jaemin wühlte in seiner Hosentasche und zog sein Portemonnaie hervor, ehe er seine ID hervor kramte.
 

„Ignorier die Haarfarbe, das war ein Unfall.“, kommentierte er, bevor er Jeonghun die ID reichte.

„Rosa?“

„Ich hab gesagt es war ein Unfall.“

Jeonghun hielt die ID gegen die Sonne, da nur eine echte ID das Hologramm der Ausstellungsstelle trug. Seine gefälschte ID hatte dieses Hologramm natürlich nicht, aber er hatte bis jetzt das Glück, dass kein Ladenbesitzer das Ding gegen das Licht gehalten hatte.
 

„Wie kamst du dann zu orange?“, murmelte er geistesabwesend, während er die Daten auf der ID las.

Tatsächlich. Jaemin war tatsächlich 3 Jahre älter als er, und somit offiziell volljährig.

„Das war auch ein Unfall.“, drang die Antwort in sein Ohr, und er nickte nur, während er als Geburtsort Seoul las.

„Für nen Unfall sieht das verdammt gut aus.“, murmelte er immer noch leicht abwesend, ehe er doch schlussendlich registrierte was zur Hölle er da eigentlich sagte, und automatisch zu Jaemin blickte.

Dieser saß neben ihm und sah auf den Sand vor sich, während er sich verlegen im Nacken kratzte, während eine Spur von rosa seine Wangen zierte.

War ihm das etwa peinlich?
 

Jeonghun beschloss nichts darauf zu sagen, sondern reichte dem Älteren stattdessen stillschweigend seine ID, die dieser wieder in sein Portemonnaie steckte, ehe dieses in der Hosentasche verschwand.
 

„Wie geht es deinem Gesicht?“

Jeonghun sah Jaemin wieder an, bevor er mit den Schultern zuckte.

„Geht ganz gut.“

Wieder schwiegen sie, und es war das erste Mal seit sehr, sehr langer Zeit, dass Jeonghun ein Schweigen als störend empfand. Warum genau wusste er nicht einmal, es war eben einfach so.
 

„Jaemin, wir müssen los.“

Jaemin sowie er selbst sahen hoch, als Yoon auf sie zukam. Der fröhliche Ausdruck auf seinem Gesicht war verschwunden, und er blickte ernst und eventuell leicht genervt drein.

„Was los?“

„Zwei unserer Jungs haben den Typen gefunden, der dir letztens auf dem Spielplatz entwischt ist.“
 

Jeonghun zog die Brauen zusammen, während Jaemin neben ihm aufstand und sich den Sand von der Hose klopfte.

„Na dann...prügeln wir die Scheiße mal aus ihm raus.“

Der Gesichtsausdruck sowie die Tonlage passten haargenau zu dem Bild, dass Jeonghun von Jaemin damals auf dem Spielplatz bekommen hatte. Präzise, gefährlich, aggressiv.

Und er beschloss einfach sitzen zu bleiben.

Vielleicht war es seltsam, aber es war irgendwie echt nett gewesen hier zu sitzen und ein bisschen mit jemandem zu reden, während die Anderen ihren Spaß gehabt hatten.
 

Jeonghun fand das er sich ganz gut geschlagen hatte, was die kleine Konversation mit Jaemin betraf. Zumindest wenn er die Zeitspanne verglich, bis er damals mit seinen sogenannten Freunden so wenig geredet hatte. Das hatte seine Zeit gedauert, aber aus irgendeinem Grund war das bei dem orangehaarigen anders gewesen.

Vielleicht weil er ihm fast die Nase gebrochen hatte, und das Eis somit ebenfalls irgendwie gebrochen war?
 

„War nett dich getroffen zu haben. Bis bald!“, wandte sich Yoon an ihn und er zögerte, ehe er schlussendlich nickte, und ein Grinsen von Yoon erhielt, ehe dieser los ging um die restlichen Mitglieder einzusammeln die noch im Wasser herum hopsten.
 

Jeonghun beschloss ebenfalls zu gehen. Nicht um jemanden 'die Scheiße raus zu prügeln', sondern einfach zum Haus seiner Großmutter zu gehen, und sich eines von seinen Fertiggerichten in die Mikrowelle zu werfen, bevor er irgendetwas brauchbares im Fernsehen suchte.

Er stand auf und klopfte sich ebenfalls den Sand von der Hose, und nahm seinen Rucksack, ehe er kurz die Hand zum Abschied hob, und von einigen der 'Wolves' ein kurzes Nicken erhielt, während Yoon überschwänglich mit beiden Armen winkte und Jaemin es bei einem leichten winken mit der Hand beließ.

Man sollte nicht meinen, dass diese Typen gerade auf dem Weg waren jemanden zu verprügeln so entspannt und/oder enthusiastisch wie die waren.
 

Jeonghun schüttelte kurz den Kopf und steckte sich seine Kopfhörer wieder in die Ohren, ehe er eine andere Playlist auswählte, der er den kreativen Namen 'Good things' gegeben hatte.

Eigentlich hörte er diese Playlist relativ selten, aber im Moment war ihm danach.

Vermutlich weil er irgendwie stolz auf sich selbst war, so etwas ähnliches wie eine Unterhaltung geführt zu haben, mit jemand anderem als seiner Großmutter.

Der Psychologe zu dem seine Eltern ihn bis vor einem Jahr geschickt hatten, hätte das bestimmt als 'eine enorme emotionale Herausforderung mit einem großen Schritt in die richtige Richtung' bezeichnet. Aber für diesen armen Mann war es das Erfolgserlebnis der Woche gewesen, als Jeonghun ihm endlich nach 2 Monaten einmal geantwortet hatte.

Eigentlich war der Psychologe echt nett gewesen, dumm nur, dass Jeonghun es nun mal nicht schaffte über seine Gefühle oder Gedanken in Sätzen zu sprechen, die Andere auch verstanden. Zumindest hatte es für ihn langsam den Anschein, als wäre er absolut unverständlich.
 

Auf dem Weg nach Hause dachte er über seinen Tag nach. Nicht speziell über den ganzen Tag, eher nur den Teil der Jaemin und die 'Wolves' beinhaltete.

Alles in allem schienen sie ganz in Ordnung zu sein, abgesehen davon das sie Leute verprügelten, aber er war der Letzte der sich darüber ein Urteil erlauben durfte. Es war immerhin nicht so, als hätte er noch nie jemanden verprügelt, nur weil dieser Jemand dachte er könnte ihn herum schubsen, oder ihn provozieren.

Vielleicht war das Gerücht also wahr, dass seine Großmutter gehört hatte, und die 'Wolves' waren tatsächlich irgendwie umgänglich.

Trotzdem würde er niemals darauf klar kommen, dass Jaemin älter war als er. Nicht wenn dieser ihm gerade mal bis zur Schulter reichte, und den falschen Eindruck erweckte er wäre zerbrechlich.
 

Im Haus seiner Großmutter angekommen, warf er seinen Rucksack ins Wohnzimmer und legte den iPod auf den Küchentisch, ehe er sich ein Fertiggericht in die Mikrowelle stellte und dann ins Wohnzimmer ging um die Sender nach etwas vernünftigen abzusuchen.

Da seine Großmutter keine Fernsehzeitung aber dafür immerhin WLAN besaß, wühlte er in seiner Hosentasche nach seinem Handy.

Und wühlte weiter, ehe er seinen Rucksack durchsuchte, und danach wieder die Hosentaschen.
 

Es war weg!

Sein Handy war weg!

War ja ganz schön, damit seine Mutter ihm keine Nachrichten schicken konnte.

Aber sein verdammtes Handy war weg!

Und mit dem Handy seine gesamten Zugangsdaten zu sozialen Netzwerken, seinem Email Account, dem Onlinebanking und was nicht noch alles.

Und weil er ein fauler Mensch war, hatte er zum Entsperren natürlich keine PIN,was nichts anderes hieß, als das jeder der dieses Handy fand Zugriff auf alles hatte.
 

„Zählt das unter Schwierigkeiten?“, murmelte er vor sich hin, während er überlegte seine Oma über ihre Freundin anzurufen.

Und ihm dann einfiel, dass die Nummer in seinem Handy eingespeichert war.



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