Die Letzte Ehre von Lou_Dream_Caelum ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Sonne steht an ihrem Zenit, 9S sitzt vor dem Widerstandscamp und schnitzt etwas aus Ästen. Nun ist 2B schon seit zwei Nächten tot und A2 hat sich seitdem nicht mehr gezeigt. “Was für ein feiges Mädchen!” schnaubt 9S und wirft einen Stein hinunter in den See. Erschrocken stoben die Heringe im See auseinander. “Was für eine verdammte Welt. Die Sonne lacht weiter, ohne das sie einen Grund dazu hat” rätselt er, “und Sinn ergibt es nicht mal.” Langsam trauen sich die Fische wieder hervor und schwimmen ungestört weiter an derselben Stelle umher. Seufzend steht 9S auf und geht ins Widerstandscamp. Devola und Popula sitzen auf den Krankenbetten und basteln Kränze aus Mondblumen. Als Popula aufsieht und 9S entdeckt, winkt sie ihn zu sich. “Hey, 9S.” Popula lächelt ihn leicht an und flechtet weiter. “Was machst du 9S?” fragt Devola. “Nichts.” “Dann bekommst du eine Aufgabe von mir. Sammel für uns Mondblumen, damit wir unsere Kränze fertig machen können” fordert Devola ihn auf. Still nickt 9S und will sich auf den Weg machen. “9S” er dreht sich um, “danke, das du das für uns machst!” freundlich nickt Popula ihm zu. Langsam nähert 9S sich der Brücke, die er überqueren muss, um in das alte Einkaufszentrum zu kommen. Dort wachsen öfters Mondblumen, weswegen er dorthin will. Doch etwas hält ihn zurück. “Pod 042?” 9S steht an der Brücke, die über der Schlucht hängt, doch irgendwas hält ihn ab, hinüber zu gehen. “Pod online” die monotone Stimme von Pod 042 ertönt und er erscheint vor 9S. “Pod, was ist das? Was hält mich zurück, ein paar verdammte Blumen zu pflücken? Was ist das, was meine Brust zusammenziehen lässt?” “Wenn ich erklären darf.” 9S starrt gebannt auf die Ruine des Hauses, die am anderen Ende der Schlucht majestätisch in den Himmel ragt. “Die Menschen nannten früher so etwas: Angst! Früher litten Menschen unter diesem Gefühl, wenn sie sich in einer gefährlichen Situation befanden.” “Danke Pod”, nuschelt 9S und geht einen Schritt auf die Brücke zu. Und dann betritt er sie, Schritt für Schritt nähert er sich dem Eingang.... und der Stelle, an der 2B von A2 getötet wurde. Das Blut von 2B klebt noch immer am Boden und am Stein, ihr Körper war verschwunden. Im Felsen war ein kleiner Schlitz, dort hatte A2´s Schwert sie also durchstochen. Eine kurze Zeit verharrt 9S vor dieser Stelle: “Pod, erinnere mich später daran, das ich einen Grabstein für 2B aufstelle!” “Verstanden. Erledigt.” Pod fliegt hinter 9S in das Gebäude. An der Rolltreppe entdeckt 9S sofort ein paar Blumen, das Efeu verdeckt die Blumen so, das kein Sonnenstrahl sie erreicht. 9S plückt die Blumen und sieht sich nach weiteren um. Nur noch eine verwelkte Blume entdeckt er am Eingang. “Lass uns im Freizeitpark noch nach weiteren suchen…” fordert 9S, doch da sieht er Devola und Popula, die mit ihren Blumenkränzen in ihren Haaren und eigenartigen Dingen in der Hand auf ihn zukommen. “Unsere Kränze sind fertig.” “Doch wir haben noch Blumen übrig?!” 9S geht zu ihnen und begutachtet die Teile in ihren Händen. “Was sind diese Werkzeuge?” Devola nimmt ihr Instrument hoch: “Das ist eine Gitarre. Und Populas ist eine Geige. Die Menschen damals machten Musik damit.” Popula legt ihre Geige ab und reicht 9S einige Mondblumen. “Mach doch auch einen Blumenkranz, für 2B vielleicht?” Er nimmt die Blumen und setzt sich auf den Boden, die Zwillinge beobachten ihn, während er Blume für Blume in einen Kranz aus weißen Blüten verarbeitet. Als die Sonne hinter den Ruinen verschwindet, verflächt 9S die letzte Blume in den Kranz. Zufrieden betrachtet er ihn. “Hübsch, nicht wahr?” Popula hält ihre Geige in der Hand, Devola klimpert auf ihrer Gitarre rum. “Pod. Such ein paar schöne Steine.” “Verstanden.” Pod 042 fliegt los, kommt nach kurzer Zeit mit ein paar Steinen und einem Objekt zurück, das wie ein Kreuz aussieht. “Was ist das?”, fragt Devola und begutachtet das Kreuz. “Menschen benutzten dies als Glaubenszeichen und legten diese auf Gräber.” 9S stellt das Kreuz auf den Stein, an dem 2B starb und legte die Steine so darum, dass es nicht umfallen konnte. “Was tust du?” “Ich mache ein Grab für 2B. Wenn ich sie schon verloren haben, dann will ich sie wenigstens ehren...sie war schließlich meine Partnerin, meine einzige Partnerin.” Er kniet vor dem Kreuz nieder und schlägt seine Hände zusammen. Früher beteten die Leute für die, die sie liebten. “Ruhe in Frieden, 2B”, flüstert 9S leise. Devola und Popula sehen sich an und beginnen auf ihren Instrumenten eine Melodie zu spielen. Leise summen sie dazu einen Text, den doch dann wirklich nur sie verstehen. Gebannt hört 9S ihnen zu, sieht zum Himmel hinauf und stellt sich vor, wie es dort oben im Himmel ist. Dort oben, wo die Menschen hausen. Dort, wo 2B nun ist. Ist es dort gefährlich? Eines Tages werde ich sie rächen! beschließt 9S. Nicht einestages, bald. Er lauscht der Melodie und betrachtet sein kleines Gedenkzeichen, das er für seine einzige Partnerin gebaut hat. Die Sonne spiegelt sich ein letztes Mal im Kreuz. Und einen kurzen Moment hat 9S das Gefühl, als würde ihn seelischen Frieden durchfließen. Für einen Moment denkt 9S sogar, eine Hand auf seiner Schulter gefühlt zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)