Vergebung von Traumfaengero_- (Im Inneren zerschmettert) ================================================================================ Kapitel 2: Aufgegeben --------------------- „Ich lebe noch immer und ich höre euch.“ War das wirklich seine Stimme? Dieses krächzende Stöhnen, dieses von Schmerz gepeinigte Jaulen, welches an seine Ohren drang? War das wirklich aus seinem Munde gekommen? Anscheinend schon, denn die beiden neben ihm bewegten sich so, als würden sie sich ihm wieder zuwenden. „Oh, klasse, du lebst! Ja und? Was kümmert es mich, ob du uns hörst? Ich sage dir auch ins Gesicht, dass du hier nichts verloren hast, Malfoy! Schade, dass du nicht drauf gegangen bist, bedauerlich wäre es nicht gewesen!“ In all diesen nur so von Verachtung strotzenden Worten klang noch ein einziger Ton mit, der wie ein brennendes Schwert in Dracos Eingeweide fuhr: Enttäuschung! Die zitternden Finger krallten sich beinahe um den Becher, den er noch immer hielt. Verzweifelt biss sich der blonde Mann auf die Unterlippe, spürte den aufbrausenden Druck in seiner Brust und etwas in ihm wollte schreien. Ohne weitere Beachtung zu schenken, verdeutlichten die Schritte des ehemaligen Gryffindors, dass er sich wieder auf den Weg hinauf gemacht hatte. Alles, was er zurück ließ, war das brechende Gefühl enttäuscht zu haben. Nach all diesen Jahren, nach all ihrer Feindschaft hatte Harry Potter ihm so weit getraut, dass er ihn hatte enttäuschen können? Den schweigenden Blick, den die Zwillinge untereinander tauschten, bemerkte keiner. Für sie machte das noch immer keinen Sinn. Sie hassten Malfoy, konnten ihn nicht ausstehen und hatten wie alle anderen auch vermutet, dass es eines Tages dazu kommen würde, aber bisher hatten sie diesem Kerl immer eine gewisse Intelligenz zugeschrieben. oooOOOooo Der Schmerz saß noch immer in seiner Brust und alles in ihm fühlte sich schrecklich zerschlagen. Es kam ihm beinahe so vor, als bestünde er nur noch aus scharfkantigen Splittern, die ihn von innen tief verletzten. Dennoch musste er weiter. Er konnte nicht hier sitzen bleiben, so schön das Feuer auch immer funkelte, flackerte und seine Lichtspiele auf den Steinplatten verteilte. Der Becher war geleert und seine Muskeln schienen wieder Kraft zu verspüren. „Danke.“ Dieses Wort kam so direkt in die Stille, die sich wie eine seltsam dicke Nebelwand in der Wohnküche verteilt hatte. Die beiden Zwillinge saßen noch immer bei Darco auf dem Boden, Molly Weasley hatte nun die gesamte, schon saubere Küche erneut geputzt und ihre einzige Tochter saß am großen Tisch, trank nun die zweite Tasse Kakao. „Wofür?“ Fragte George ebenso heraus und beugte sich vor, um einen Blick in das noch immer weißfleckige Gesicht zu werfen. Wenigstens waren die Lippen nicht mehr blau und die erste Farbe schlich sich ein. Die blonden Haare klebten wirr auf dem Schädel, ragten in die Stirn und ließen ihren Träger noch erbärmlicher wirken. „Dafür, dass ich noch lebe, obwohl mich anscheinend jeder hier gerne tot sähe.“ Kommentierte der ehemalige Slytherin, der nun wieder von einem Hauch Leben erfasst wurde. Seine matten Augen gewannen wenigstens einen Glanz an Lebendigkeit und das Zucken seiner Mundwinkel ließ ein Lächeln erahnen. „Und natürlich für diesen sehr leckeren Kakao.“ Fred verdrehte nur die Augen, mit einem herabwürdigenden Ausstoßen seiner Luft streckte er sich und war mit einer Bewegung auf seinen Beinen. Die wilden Haare ließen ihn trotz der kantigen Gesichtszüge recht jung aussehen. Sonst trug er die übliche Kleidung, die helle Hose wurde von einem weichen, braunen Pullover ergänzt, der offensichtlich von seiner Mutter gestrickt worden war. „Ich meine es wirklich ernst. Danke!“ In Gedanken fügte er noch die Bemerkung an, dass er sehr dankbar dafür war, dass sie nicht wie die Malfoys wären. Seine Mutter hätte Ron andersherum in ihr familiäres Folterzimmer im Verließ eingeführt und dort bis zu seinem qualvollen Ende versteckt. Hier vergaß Molly nicht einmal den Honig, den er so gerne in diesen Kakao nahm. „Bilde dir nichts drauf ein.“ Brummte George, der nun ebenfalls aufstand, den gleichen Pullover wie sein Bruder tragend. Erst jetzt bemerkte Draco, dass der typisch weiße Buchstabe auf beiden Kleidungsstücken gleich war und wie auf ein stilles Kommando von F zu G wurde. Anscheinend eine neue Taktik, um die gesamte Welt um sie herum zu verwirren. Demut ergriff den jungen Zauberer, der sich seiner kläglichen Situation deutlich bewusst wurde. Er sollte sich nichts darauf einbilden? Er bildete sich zumindest ein, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte: Die Weasleys waren eine eigene Liga für sich, mit der niemand zu vergleichen war. Es gab eben nur eine solche Familie! „Fred, George, bitte tut mir einen Gefallen!“ Erklang nun die aufgekratzte Stimme ihrer Mutter und die beiden sahen gleichzeitig zu ihr auf, schon ahnend, um was es ging. „Sorgt dafür, dass dieser Straßenkater aus den nassen Klamotten kommt und unter die Dusche.“ Als sie die Blicke ihrer Söhne saß, fügte sie mit einem Seufzen hinzu. „Hängt ihn meinetwegen in den Rauchfang, Hauptsache er wird trocken!“ Das äußerst zufriedene Prusten der beiden ließ den ehemaligen Slytherin nichts Gutes ahnen, doch was blieb ihm übrig? Vorsichtig stellte er den Becher ab und zog die Beine an. Wenn er eine Chance wollte, um noch einmal mit Ron zu sprechen, dann musste er durch alles durch, was sich ihm in den Weg stellte. Er war bis vor diesen Kamin gekommen, vielleicht kam er noch weiter. Außerdem war der Gedanke, diese herrliche Vorstellung von trockenem Stoff auf seiner geschundenen Haut eine absolute Verlockung. Noch immer klebten die nassen Kleider an ihm und das helle Hemd spannte. Schlimmer waren jedoch seine Zehen, die sich kalt und starr anfühlten. Als er sich behäbig und äußerst umständlich auf seine eigenen Füße stellte, quatschte eine Welle Wasser aus seinen Schuhen und spülte Schlamm und Dreck mit sich auf den Teppich. Es war nicht nur ein widerwertiges Geräusch, es fühlte sich auch glitschig und eklig in seinen Schuhen an. Langsam richtete er sich auf, nur schüchtern warf er einen Blick in die Gesichter der beiden Zwillinge, die mit verschränkten Armen hinter ihm standen und die Augenbrauen vielsagend in die Höhe gezogen hatten. oooOOOooo Niemand hatte gesagt, dass es einfach sein würde. „Ihr werdet nicht gehen oder?“ Gab er vorsichtig von sich und fragte dabei gedanklich, ob es bisher etwas Peinlicheres erlebt hatte. Die beiden schlanken Zwillinge lehnten im Türrahmen und trugen so einen diabolischen Zug in den kantigen Gesichtszügen. „Oh nein, wir müssen doch darauf achten, dass du nicht wieder etwas kaputt machst. Immerhin gibt es zerbrechliche Dinge in diesem Haushalt!“ Kurz regte sich in der zertrümmerten Seele des jungen Mannes ein Aufstand, ein Schrei pöbelnder Dreistigkeit, der voller Zorneswut entgegnen wollte: ‚Genauso zerbrechlich wie mein Stolz?‘ Doch Demut erstickte diesen Aufschrei und der schmerzvolle Gedanke an das, was er getan hatte. Seine Schuld war nicht aufzuwiegen und der Weg hier her, all die Demütigungen die er schon ertragen hatte und all jene, die nun noch vor ihm standen, waren nicht einmal ein Tropfen in der glühenden Sonne der Wüste seiner Schuld. Resigniert und der Tatsache bewusst, dass er dieser Situation eh nicht entkommen konnte, begann er die Knöpfe an seinem durchweichten, weißen Hemd zu öffnen und zog den Stoff so gut es ging von seiner Haut. Störrisch stellte sich dieses als Herausforderung dar und innerlich zerknirscht wurde aus der peinlichen, auch noch eine lächerliche Situation. Er konnte die belustigten Blicke regelrecht auf seiner Haut spüren. Mit diesem Gedanken knöpfte er seine Hose auf und vernahm die unerwartete Unterhaltung der beiden Brüder, bei der nicht klar war, ob er sie mit hören sollte oder nicht. „Da kommt jetzt kein Gezeter mehr oder?“ Eher brummend antwortete der andere Zwilling. „Anscheinend nicht. Ich hatte wirklich mehr von ihm erwartet.“ Nur kurz überlegte er, ob diese Aussage noch einen Kommentar seinerseits verdient hatte. Doch die Kraftlosigkeit, die ihn schon zur Genüge im Kampf mit seiner Kleidung forderte, ließ ihn diese Frechheit schweigend ertragen. Wie sollte er den beiden auch erklären, dass es keinen Unterschied mehr bedeutete? Wie sollte er ihnen verdeutlichen, dass er sich resignierend der Tatsache ergab, dass er in dieser Situation nur ein Ziel hatte, dem er alles opferte? Sein Stolz war längst zu einem nur sporadisch aufschreienden Impuls geworden, der die meiste Zeit betäubt vor sich hin vegetierte. Sein Selbstbewusstsein war wie sein Herz ein Trümmerhaufen aus zerschlagenen Splittern, die nicht einmal ihre einstige Form erahnen ließen. Ohne den beiden noch einen Blick zu widmen griffen seine klammen Finger nach dem Vorhang der Dusche und gefangen in dem Gefühl des Schmerzes in Herz und Fleisch drangen die nächsten Worte nicht mehr in sein Bewusstsein vor. Er wollte sie nicht hören, er konnte sie nicht hören. Alles, was nun noch Bedeutung hatte, war seine Wahrheit. Nun war diese kaum von Belang. Sie war unendlich schlicht und so mager, dass er sich damit keinerlei Chancen erhoffte. Diese grausam einfache Wahrheit: Er hatte Ron betrogen; mit seinem besten Freund! Als das kühle Wasser über seinen hellen Körper floss, spürte er es kaum. In seinen Gedanken war er dem Abgrund zu nahe gekommen. Warum hatte er das getan? Warum hatte er all den Versuchungen nicht noch ein weiteres Mal widerstehen können? Er kannte Blaise so lange, sie hatten ihre ersten Erfahrungen miteinander gesammelt und ihre Liebe hatte dieses kindlich besitzergreifende, welches nie erwachsen würde. Doch es musste enden. Sie beide hatten keine Zukunft darin. Sie konnten sich nicht in diesem Gefühl verlieren! Außerdem war sein Herz weiter gewandert. Es hatte einen anderen gewählt und so begann er sich zu lösen. Dieses wilde blau, so verführerisch und tief wie der Ozean selbst. Diese unendlichen Sommersprossen, die er stets zu zählen versuchte, doch jedes Mal scheiterte. Wie gerne hielt er diesen Mann in seinen Armen, genoss den Moment der Zweisamkeit und bertachtete den Ausdruck völliger Entspannung in dem rundlichen Gesicht. Dieser Moment, wenn er beinahe alle Sommersprossen gezählt hatte und nur so zum Spaß der Rotschopf plötzlich die Augen öffnete und sich einmal umdrehte, den Kopf so bewegte, dass sein Geliebter wieder von Beginn anfangen musste. Als hätte Ron es im Gespür, diesen einen Moment, in dem er alle Arbeit zunichtemachen konnte. Langsam drehte er das Wasser wärmer, sein ausgekühlter Körper hatte zu beben begonnen und zwang ihn zu einem winzigen Moment aus der gedanklichen Gefangenschaft. Was hatte er nur getan! Tränen liefen über die geröteten Wangen, die blonden Strähnen bemerkte er nicht, die vom Wasser durchspült wurden. So lange hatte er darum gekämpft, alles hatte er getan! Hunderte Male hatte er die verrücktesten Dinge angestellt, um minimalistisch mit einem Tropfen Vertrauen belohnt zu werden. Der Schmerz in seiner Brust, der von vergeblicher Liebe sprach, hatte ihn immer wieder in die Arme seines besten Freundes getrieben. Auch er war nur ein Mann mit Bedürfnissen und sein Herz war bei weitem nicht so stark, wie es alle glaubten. Nicht einmal Blaise kannte die vielen Tränen, die in stillen Nächten dem in Leid gestürztem Herzen entkamen. Über ein Jahr hatte es gedauert, bis sich der Rotschopf wenigstens auf ein Date einließ! Er konnte sich noch immer an diesen Tag erinnern. ER war wie bescheuert durch die Villa gerannt und hätte diesen Tag beinahe nicht überlebt. Seine Mutter hatte extra seinen großen Bruder hergebeten, denn Lucius war kurz davor, seinen zweitgeborenen Sohn grausam und langsam umzubringen. Wie viele Argumente hatte es Aris gekostet, um den blonden, ehemaligen Slytherin zu beruhigen? Wie lange hatte der 26 Jahre alte Mann auf dem Bettende gesessen und beim Zerlegen des Wandbreiten Kleiderschrankes zugesehen? Alles, wirklich alles hatte Draco aus ihm hervorgekramt, sich hundert Mal umgezogen und selbst Aris, von dem alle Menschen behaupten, dass er die Ruhe und Disziplin in menschlicher Gestalt war, wäre beinahe hoffungslos aus dem Zimmer gerannt. Wann und wie sie es geschafft hatten, dennoch eine diesem Anlass angemessene Kombination zu finden und dabei auch Dracos Einverständnis zu erreichen, wusste er nicht mehr. Dieser Moment, er konnte ihn nicht vergessen, niemals! Aris hatte ihn bis in die Stadt begleitet, denn sein kleiner Bruder war ein reines Nervenbündel. Wie konnte ein 21 Jahre alter, ausgebildeter Magier, der im Ministerium sonst allen anderen die Hölle auf Erden bereitete, so durch den Wind sein? Noch heute war Draco seinem Bruder dankbar, der wohl von seiner eigenen Ehefrau rüde zur Rede gestellt wurde. Er war den ganzen Tag verschwunden und kam erst mitten in der Nacht wieder zurück! Ein winziges Zucken fuhr durch die Mundwinkel des Blonden, der das Wasser vergaß, welches über seine Schultern lief. Dieser unglaubliche Anblick, diese himmlische Röte auf den sommersprossigen Wangen… ihr aller erstes Date war grauenhaft, sie bekamen kaum ein vernünftiges Gespräch hin und verfielen immer wieder in die alten Rhythmen von Streit und Provokation. Trotzdem gab ihm Ron eine zweite Chance! Wie lange hatte der junge Malfoy darum gekämpft? Wie lange hatte er gewartet, bis der rothaarige Zauberer ihm so weit vertraute, dass er sich auf ihn einließ? Wie lange hatte er auf jede Zärtlichkeit verzichtet, nur um nachts von anrüchigen Träumen gequält zu werden und nur durch die eigenen Bemühungen Erleichterung zu finden? Wie von einem Schwert durchstoßen zuckte er zusammen, Tränen stürzten im Wasser der Dusche zu Boden und verloren sich in der unendlichen Dunkelheit des Abflusses. »Ich… ich liebe dich… auch wenn das wahrscheinlich das Dümmste ist, was ich jemals sagen werde, aber… aber bitte sei damit vorsichtig! Ich schenke dir immerhin ein zusammengeklebtes Herz.« Mit diesen Worten hatte Ronald Weasley damals zugelassen, dass all die heimlichen Träume endeten, dass nun jeder fremde Kuss, jede ungebührliche Berührung ein Vergehen war! Vor einem Jahr betrat Draco Malfoy das Paradies, das er vor wenigen Tagen zerschmettert hatte. Seine Beine trugen die Last nicht mehr. Doch der Schmerz kam nicht in seinem Verstand an, der Aufschlag verklang im Rauschen des Wassers und zitternd schlang er die Arme um seinen Oberkörper. Er hatte es wieder getan! Wie hatte Ron damals darunter gelitten, als zum Ende des letzten Schuljahres die Beziehung mit Hermine zu Bruch ging. Wie sehr hatte sein Herz gelitten, auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit? Der Rotschopf war nur noch flüchtige Beziehungen eingegangen, hatte sich allein auf das Instinktive gestützt und dabei das eigene Herz immer weiter gemartert. Ronald Weasley war niemand, der eine flüchtige Nacht intensiver Freude wirklich zu schätzen wusste. Für ihn war es eher die Klarheit, die Bestätigung, dass Liebe keinen Platz in dieser Welt fand. Es hatte gedauert, bis seine Freunde den schmerzenden Splitterhaufen wieder so weit zusammen gesetzt hatten, dass er sich neu auf die Suche nach der Liebe wagte. Ausgerechnet in diesem Moment gab er Draco nach. Ausgerechnet in diesem Moment schenkte er ihm sein Herz! Ein ganzes Jahr lang waren sie glücklich! Ein ganzes Jahr lang hatte Draco einen Weg gefunden Ron zu lieben und dennoch ehrlich und sich selbst treu zu sein. Ein ganzes Jahr lang hatte er sich mit Blaise getroffen, ohne der Versuchung je zu unterliegen. Er kannte ihn, er war sein bester Freund und trotz Rons anfänglichem Zweifel, seinem Misstrauen, war Draco niemals an den Punkt gekommen, an dem er sich wirklich bemühen musste. Zwar war die Versuchung da, aber niemals interessant. Er konnte mit Blaise umgehen, zog eine klare Grenze, selbst wenn sie getrunken hatten. Doch dann… vor wenigen Tagen kam alles ganz anders… Alles kam so anders und trotz der kleinen Anspielungen, den Slytherin würdigen Spielchen hatte Blaise niemals das Verlangen seinem Freund beim Betrügen zu unterstützen. Sie waren Freunde, beste Freunde und trotz der spielerischen Versuche dem Blonden einen Kuss zu entlocken, war niemals der Ernst dahinter zu finden. Es war nur ein Spiel. Bis zu diesem Moment! Noch immer konnte er sie spüren, diese warmen, schlanken Hände auf seiner Haut, dieser faszinierende Anblick schokoladenbrauner Haut auf weißem Grund. In seinen Ohren klang das heißere Stöhnen wieder, er konnte den Duft ihres Schweißes riechen. Hemmungslos und wild hatte die Lust sie getrieben und jeden Gedanken davon gerissen. Sie waren einfach so von ihren Impulsen besiegt worden, als käme der Angriff ohne Ankündigung. Nicht einmal die Tür hatten sie gänzlich geschlossen und als Ron ihn abholen wollte, als er voller Vorfreude auf ein gemeinsames Essen gegen das Holz der kleinen Wohnungstür schlagen wollte, gab diese der Kraft nach. Ihre Stimmen mussten zu hören gewesen sein und doch folgte der Rotschopf diesem Seelenzerstörenden Geräusch. Keine Farbe befand sich in dem sonst so rosigen, von der Sonne gebräunten Gesicht. Die kleinen, lustigen Punkte auf seinen Wangen stachen schmerzhaft aus dem Weiß hervor. Der Zauber war vorbei. Die Lust war vertrieben und nichts blieb mehr außer dem kalten Gefühl des Versagens. Das Grauen holte sie beide ein und selbst Blaise schien wie von einem Schwall eisigem Wasser geweckt zu begreifen, was sie getan hatten. Aber alles war verloren! Das Ende dieses Dramas hatte ihm alles genommen! In der gemeinsamen Wohnung mit Harry war er nicht, keine Eule erreichte ihn und selbst sein Vater schien ihn zu hassen. »Ganz gleich, mit wem auch immer du eine Bindung eingehst, ein Malfoy würde niemals so schamlos seine Ehre und seinen Stolz opfern! Geh mir aus den Augen!« Aus der Toleranz, die Lucius seinem jüngsten Sohn gegenüber entwickelt hatte und da dieser dem gleichen Geschlecht zugetan war, bedeutete dieses einen gewaltigen Zuspruch, war nun nichts weiter als Verachtung geblieben. Tage lang hatte er versucht zu verstehen, Tagelang hatte er die Scherben seines eigenen Seins zusammen zu flicken versucht. Selbst der Besuch seines großen Bruders und dessen kleinem Sohn hatte nicht geholfen. So sehr er seinen Neffen auch liebte, abgöttisch liebte, doch nicht einmal der kleine Winzling konnte seinen Schmerz überwinden und zu ihm hindurch dringen. Der wässrige Nebel hatte den Raum mittlerweile eingenommen und mit einem seltsamen Blick beobachtete Fred den Spiegel im Zimmer. „Es ist verdammt heiß hier drin geworden.“ Raunte er und als er in das Gesicht seines Bruders sah, musste er seine Antwort nicht abwarten. „MALFOY“ Kam wie aus einem Munde von ihnen und mit wenigen Schritten hatten sie die Dusche erreicht. Ohne zu zögern riss Fred den Vorhang zu Seite und Georg drehte das Wasser aus. Sein Pullover sog sich sofort mit den stürzenden Tropfen voll und er spürte den Schmerz, als die Hitze seine Haut erreichte. Fred packte währenddessen den zusammengekauerten Körper die Haut war glühend rot, empfindsam und verbrannt. Doch der blonde Zauberer schien nichts zu spüren, nichts zu hören und reagierte nicht. Als wäre sein Geist weit fort und getrennt vom dem Leid seines Körpers. Der Schmerz schien nicht existent und in dieser seelenlosen Starre gefangen, kauerte das Bündel Mensch auf dem Duschvorleger. „Was ist das?“ Fragte George, der sich ein Handtuch geschnappt hatte, um es behutsam über den verbrühten Rücken zu legen. „Da an der Seite.“ Noch immer hielt der andere Zwilling den zitternden Körper in den Armen, der jedoch nichts davon zu realisieren schien. Sanft griff die raue Hand nach der Umklammerung der eigenen Arme und mit leichter Gewalt zog er schließlich den linken Arm Mafloys von diesem. Das Schweigen war erstickend. Der Raum war noch immer vom Nebel des Wasserdampfes geschwängert und das Atmen fiel schwer. Die Haut des gesamten Körpers war gerötet, die Schultern und der Rücken verbrannt. Doch das Grauen zeigte sich erst auf der Innenseite des linken Unterarmes. Drei tiefe Wunden zogen sich in der Nähe des Ellenbogens über die Breite des Armes. Das Wasser hatte die Kruste auf ihnen gelöst und nun schwemmte das Blut mit den vielen Tropfen verwässert aus der Haut und ließ einen hell rosa Film entstehen. „Hast du sie eben gesehen?“ Fragte George leise, er hatte seinen Pullover ausgezogen, jetzt wurde ihm deutlich zu heiß. „Nein, aber er hat sich auch so ausgezogen, dass er den Arm immer schön aus unserem Blickfeld hielt.“ Knurrte der zweite der beiden Brüder und strich dem noch immer abwesenden die blonden Strähnen aus dem Gesicht. „Malfoy.“ Rief er ihn, doch wieder kam keine Reaktion. Vorsichtig ging George in die Knie und warf einen Blick in das Gesicht, die grauen Augen schienen leer und standen halb offen. „Der ist nicht nur fertig mit der Welt, der ist seelisch beinahe tot.“ Kommentierte er diesen Anblick, der andere Zwilling zog die Stirn in Falten. „Es war seine Entscheidung mit Zabini fremd zu gehen, da ist diese Reaktion wirklich übertrieben!“ Verachtung lag in diesen Worten, doch auch eine Spur Irritation. „Ja, da gebe ich dir Recht. Irgendetwas stimmt hier nicht. Irgendetwas ist faul an dieser ganzen Sache.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)