Experiment Mind Reader von Anemia ================================================================================ Prolog: PRELUDE --------------- Hey Yoshiki-san,   leider muss ich dir mitteilen, dass ich keinerlei Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit mit dir hege. In den letzten Jahren habe ich gelernt, dass nichts Gutes dabei herumkommt, wenn man seine Persönlichkeit manipulieren lässt. Man verliert sich selbst und weiß nicht mehr, wer man ist. Du wirst dies vielleicht nicht gern hören, aber ich bereue es, dir und Andro für diverse Experimente zur Verfügung gestanden zu haben. Ich habe mich damals in etwas verrannt, weil ich geldgeil war, genauso wie jung und dumm. Deshalb möchte ich von irgendwelchen gedankenfickenden Spielchen gern absehen. Eine gedankenlesende Maschine, die Dinge aus dem Unterbewusstsein in eine Art Klartraum verwandelt, klingt zwar sehr interessant und originell, aber ich denke, du wirst einen anderen Probanden finden, der nur zu gern in die Rolle des Versuchskaninchen schlüpfen möchte. Bestimmt gibt es auch in Deutschland genügend gutaussehende, schwule und perverse Typen. ;)   Gruß Rena   Eine Absage. Freilich hatte Yoshiki bereits mit einer solchen gerechnet, aber doch fühlt es sich wie ein Schlag vor den Kopf an, sie schwarz auf weiß auf dem Monitor seines Laptops vor sich zu sehen. Insgeheim hatte er schließlich doch bis zu diesem Moment gehofft, Rena überreden zu können, eine Reise nach Deutschland anzutreten. Dies nämlich hätte den Beweis dafür dargestellt, dass er die geilen Spielchen mit ihm vermisste und ihre von reichlich bizarrem Sex geprägte Beziehung wieder aufleben lassen wollte. Doch entweder er hatte tatsächlich einen Haken hinter seine schmutzige Vergangenheit als Sexspielzeug eines Perversen gesetzt oder aber er machte sich nur etwas vor. Hatte vergessen, wie viel Spaß sie damals miteinander gehabt hatten. All die Nächte voll Orgasmen und Sperma... Yoshiki konnte sich nur zu deutlich an so ziemlich jedes Detail erinnern. Solche bemerkenswert schmutzigen Spielchen verbannte man doch nicht einfach so aus seinem Gedächtnis. Irgendwo tief in Renas hübschem Köpfchen schlummerten sie ebenfalls ganz gewiss noch, nur ließ er sie nicht mehr an die Oberfläche. Weshalb sich Rena noch eindeutiger als Proband für eine kleine Gedankenreise qualifizierte. Jemand, dessen Fantasien bereits offen zur Sezierung auf dem OP-Tisch lagen, brauchte nicht erst durchleuchtet zu werden. Yoshikis Anliegen war es, mittels seines PC-Programms Geheimnisse zu lüften. Doch wessen Geheimnisse wollte er aufdecken? Die wildfremder, deutscher Typen, die ihn alle nicht für voll nahmen, weil er erstens ein Asiate war und zweitens, weil er in einer Beziehung mit einer Frau lebte? Nun, eventuell hätte er sie immerhin in Erstaunen versetzen können, indem er diese skeptischen Männer, die sich über ihn lustig machten, durch seine Lustlandschaft hätte gehen lassen. So nämlich nannte er den Film, den er mittels Hirnströme und Entschlüsselung der stimulierten Hirnregionen sichtbar machen konnte. Endlich war es ihm gelungen, das, was einen in Tag- oder Nachtträumen heimsuchte, für Außenstehende sichtbar zu machen. Ja, dieses Programm würde ihn wahrscheinlich zu einem reichen Mann machen, hätte er es öffentlich vorgestellt, doch was interessierte ihn Geld? Er besaß genug Geld. Was ihm fehlte, war ein tabuloser Kerl, mit dem er sich gewissenlos vergnügen konnte. Und genau einen solchen hatte er vor einigen Jahren in Rena gefunden. Ein Band hatte sich zwischen ihnen gewoben, so stark, dass es sich seiner Meinung nach nicht allzu leicht durchtrennen lassen durfte. Doch was sollte er schon tun, wenn Rena eine Teilnahme bei seinem Experiment ablehnte? Die Distanz, die von seiner Seite her ausging, hatte die Mail deutlich werden lassen. Noch nie hatte Rena Yoshiki derart höflich angeredet. Bevor Yoshiki mit seinem alten Leben abgeschlossen hatte, um ein neues zu beginnen, hatte Rena ihn nur noch Arschloch genannt, was für ihn einem Kosenamen gleichgekommen war. Ja, er war ein Arschloch, hatte er Rena doch stets wie eines gefickt. Hart und hemmungslos und ohne Rücksicht auf seine Befindlichkeiten. Und der Junge hatte es geliebt. Jeden einzelnen Stoß. Jeden Creampie, den er ihm beschert hatte. Rena war durch und durch verdorben, und nun zog er sich die weiße Weste an? Das passte nicht zu ihm, ganz und gar nicht. Und deshalb beschloss Yoshiki, seine Absage nicht einfach auf sich sitzen zu lassen. Angestachelt durch die Tatsache, dass seine Lieblingsschwuchtel sich derart zierte und einen auf erwachsen machte, klickte er auf den Button 'Antworten' und begann hektisch auf seine Tastatur einzutippen.   Rena-Baby,   du schreibst, als hättest du Abstand gewonnen und mich aus deinem Leben gestrichen, als wäre ich nie mehr als eine unwichtige Notiz gewesen. Das ist dein gutes Recht, und wenn du dies tatsächlich bewerkstelligt hast, dann herzlichen Glückwunsch. Nicht jedem gelingt es, sich einfach gegen seine Natur zu wehren. Du musst sehr diszipliniert sein. Disziplinierter, als ich dich kennengelernt habe. Aber wieso sträubst du dich dann so gegen dieses Experiment? Mein hübsches Programm wird, wie ich es dir erklärt habe, nicht dazu in der Lage sein, dich und deine Gedanken zu manipulieren. Eher fungiert es als eine Art Lügendetektor. Wenn deine Gedanken also so unschuldig sind wie die eines neugeborenen Babys, gibt es nichts, was du verbergen müssest. Beweise mir also mit deiner Einverständniserklärung, an dem Experiment teilzunehmen, dass dein Gewissen rein und deine Fantasien harmlos geworden sind.   Gruß Dein Arschloch     Er schickte die Mail ab, ohne sie noch einmal zu überfliegen. Von seiner Warte aus war alles gesagt. Weitere Argumente würde er nicht vorbringen können. Sein Genie beschränkte sich nicht auf Worte, so wie bei Andro (oh, der Gedanke an ihn war toxisch, er sah davon ab, ihn zu vertiefen), sondern auf logische Fakten und unmissverständliche Taten. Er mochte eine Kämpfernatur sein, welche nicht so rasch aufgab, wenn ihr etwas am Herzen lag, so wie Rena es gewissermaßen tat, aber Manipulationen hatten nie sein Metier dargestellt. Dies war Andros Steckenpferd (schon wieder quälte ihn ein Stich im Herzen), er war nur der Ausführende. Der Provokateur. Der Aggressor. Ohne eindeutige Befehle konnte er nicht agieren. Ganz ungeachtet der Tatsache, dass er dominante Neigungen sein eigen nannte. Und dominante Neigungen erforderten einen zu Entscheidungen und Initiative entschlossenen Geist. Nein, er besaß keinen Einfluss auf Rena. Wenn dieser ihn nicht wiedersehen wollte, dann musste er sich in dieses unglückliche Schicksal fügen, so sehr es ihn auch wurmte. Für diesen Tag war seine Arbeit getan. Das Programm, welches er in arbeitsamen und schlaflosen Nächten ausgetüftelt hatte, konnte geschlossen und das System heruntergefahren werden. Heute würde es nicht mehr zum Einsatz kommen. Und sicherlich auch in der nächsten Zeit nicht. Vielleicht auch niemals.   Trotzdem konnte Yoshiki seinem frisch geborenen Baby nicht jegliche Aufmerksamkeit entziehen. Zu stolz machte ihn die Symbiose aus logischen Fakten und biologischen Analysationsfunktionen, um sie auf ewig ruhen zu lassen. In letzter Zeit hatte er damit geliebäugelt, seine Frau durch das Labyrinth, welches ihr Unterbewusstsein darstellte, zu schicken, doch er konnte es unter keinen Umständen wagen, ihr die Erfindung vorzustellen. Nicht, dass es ihm große Mühe bereitet hätte, sie für das Experiment zu gewinnen, konnte man sie doch als verhältnismäßig abenteuerlustig bezeichnen, wenn auch immer noch als reichlich bieder verglichen mit Yoshiki. Nein, das Problem war anderer Natur. Rena mochte behaupten, dass er keine Geheimnisse besaß, aber dasselbe galt nicht für Yoshiki. Sein ganzer Kopf barst förmlich vor Geheimnissen, seitdem er keine Gelegenheit mehr besaß, sich und seine abstrusen Triebe auszuleben. Alles, was er unterdrückte, würde sich auf die Simulation niederschlagen und in den schillerndsten Farben zeichnen, welch obszönes Gedankengut er nach wie vor besaß. Niemand durfte dies erfahren. Schon gar nicht seine Frau, der er so vieles zu verdanken hatte. Ohne ihr hätte er niemals in einem Land, welches sich so sehr von Japan unterschied, Fuß fassen können. Ja, er hätte seine Triebe unterdrückt, hätte er dies gekonnt. Aber sie ließen sich nicht eliminieren. Sie waren ein Teil von ihm, gehörten zu seiner Persönlichkeit, ja machten sie gar aus. Vielleicht litt er an einer Sexsucht, doch was änderte die Gewissheit darüber schon. Er wollte schließlich gar nicht, dass sich etwas an seinen Fantasien änderte. Er sehnte sich lediglich nach Auslebung. Ohne jeden Kompromiss.   Rena hatte ihm keine weitere Nachricht zukommen lassen. Wahrscheinlich hatte er Yoshikis Antwort schlichtweg ignoriert und sich nicht von ihm einlullen lassen. Ein leicht zu manipulierender Geist war er gewesen, damals, als sie ihr Experiment durchgeführt hatten, leicht zu verführen und zu formen, wie es der Willkür beliebte. Dies ließ sich nur bei jemandem mit einer noch ungefestigten Persönlichkeit bewerkstelligen, so wie es bei jungen Männern meist der Fall ist. Junge Männer sind ungestüm und lüstern, und da laut Yoshikis und Andros Meinung ohnehin so ziemlich jeder zu Bisexualität neigte - was wiederum auf Studien von berühmten Psychologen basierte - brauchte man nur die richtigen Knöpfe zu betätigen, um die entsprechenden Ergebnisse zu erzielen. Ja, mitunter betrachtete er Menschen auf dieselbe Weise, wie er Maschinen begegnete. Sein eigener Verstand war schlichtweg auf Logik programmiert. Allerdings ging ihm das Analysieren nur leicht von der Hand, wenn nicht gerade seine animalische Seite an die Macht geriet. Dann war er derjenige, in dessen Hirn sich ein Schalter umlegte und der alle Konventionen in den Wind schlug. Er war auf Stimulationen jeglicher Natur gepolt und dazu geschaffen, sehr viele Reize als sexuelle wahrzunehmen. Aber mit dieser Tatsache war er lange Zeit nicht allein gewesen. Andro, sein beherrschter und sich niemals vergessender Herr, hatte auch aus vielen Quellen Lust gewinnen können - und natürlich nicht zuletzt auch Rena. Rena, der kaum ein Tabu gekannt hatte. Rena, von dem er nicht wusste, wer ihn so verdorben hatte. Yoshiki selbst hatte damit nichts zu tun. Er hatte nur wachgekitzelt, was ohnehin in ihm geschlummert hatte.   Auch heute hockte er bereits seit zahlreichen Stunden über seinem Laptop. Kein einziger Funken Tageslicht fiel in das abgedunkelte Labor, dessen einzige Lichtquellen dunkelblaue Laserstrahler darstellten, die an der Decke angebracht waren. Im Zusammenspiel mit dem Licht, das der PC ausstrahlte, stellte dies eine reichlich ungesund wirkende Mischung dar, wenn sie den Teint eines Menschen beschien. Doch Yoshiki gab einen Scheiß darauf. Es gab Wochen, in denen er einem Vampir gleich - einem Cybervampir - auf Sonnenlicht verzichtete, genau, wie er mehrere Tage ohne Schlaf auskam. Wer scherte sich schon darum, ob seine Augenringe besorgniserregend wirkten? Er selbst hatte nie sonderlich viel für seine Gesundheit übrig gehabt. Die Substanzen, die er hin und wieder einwarf, um der Maschine gerecht zu werden, die er sein wollte, zerstörten ihn von innen heraus, doch das würden seine naturgegebenen Gedanken früher oder später ebenfalls, wenn er ihnen keinen Raum zur Entfaltung einräumte. Er schreckte kaum auf, als er ein klopfendes Geräusch an der einzigen Tür vernahm, die zu dem Zimmer führte, in dem er sich förmlich verschanzt hatte. Nur kurz warf er einen trägen Blick in die Richtung, aus der das Pochen stammte. Viel zu fokussiert war er auf seine Arbeit, um sich um seine Umwelt zu scheren. Wenn er sich einmal in ein Meer aus binären Zahlen und HTML-Codes vertieft hatte, gab es kaum etwas, das ihn wieder in die Realität zurückzuholen vermochte. Dasselbe galt für seinen Lustrausch. Trancezustände vermochte er auch ohne Chemikalien zu erreichen. Seine Hormone waren noch immer die am besten kickenden und wirkungsvollsten Drogen. Das Klopfen wiederholte sich. Dieses Mal würde Yoshiki es nicht gelingen, es einfach zu ignorieren. Zumal es höchst ungewöhnlich war, in diesen Räumlichkeiten nicht vollkommen allein und abgeschottet von der Außenwelt zu sein. Normalerweise verirrte sich keine Menschenseele in diesen Industrietrakt, in dem es kein fließendes Wasser, aber dafür fließenden Strom gab. Nicht einmal seine Frau konnte wahrscheinlich genau sagen, in welchem Teil des Industriegebietes sich sein Labor befand, obwohl sich hier der Großteil seines Lebens abspielte. Er hütete auch dieses Geheimnis wie einen verbotenen Schatz, denn hier befand sich der Schlüssel zu all dem, was er Kraft seiner Gedanken erschaffen hatte. Etwas Wertvolleres gab es für ihn nicht. Sein Hirn war sein Kapital, mehr als nur das Kraftwerk, das seinen Körper am Laufen hielt. Es war sein wichtigster Verbündeter und zugleich sein größter Widersacher. Durch das stundenlange Sitzen fiel es ihm schwer, sich zu erheben. Seine Glieder waren steif, dafür war sein Geist hellwach und ein Gedanke jagte rasend schnell den nächsten durch seine Hirnwindungen. Auch wenn er im Grunde nichts weniger gebrauchen konnte, als gestört zu werden, schlurfte er in Richtung Tür - und machte sich bereits darauf gefasst, sich mit irgendeinem unangenehmen Zeitgenossen herumzuschlagen, der den Verdacht hegte, er würde hier drin Versuche an Tieren unternehmen oder noch schlimmer: An Menschen. Einige Leute waren mitunter reichlich fantasiebegabt, was die Tätigkeiten anderer anging. Doch er sollte eine Überraschung erleben. Etwas, womit er nie im Leben gerechnet hätte. So, wie er die schwere Stahltür aufzog und gegen das Licht blinzelte, welches in kleinen Dosen in den Flur durch die kaputten Fenster fiel, schälte sich eine ihm wohlbekannte Gestalt aus der Helligkeit. Zunächst glaubt er, er würde wieder irgendeinem seiner Hirngespinste unterliegen oder sich gar in seiner eigens erdachten Simulation befinden, in die er durch ein Versagen seiner selbst geraten war, doch der junge Mann, der vor ihm stand, war ohne jeden Zweifel aus Fleisch und Blut. "Rena-chan...", stieß Yoshiki perplex aus und musste sich prompt räuspern, da seine Stimme genauso eingerostet war wie seine Glieder durch den ewigen Nichtgebrauch. Nun, wo er den Namen des Kerls genannt hatte, der vor seiner Tür stand, als hätte er sich durch Gedankenkraft hierher gebeamt, erschien ihm die Situation noch unwirklicher. Als spräche er mit einem Geist. Einer Ausgeburt seiner Fantasie. Zu oft hatte Rena in ihn seinem Kopf besucht. Aber in diesem hatte er an Details vermissen lassen. Die Tattoos, die noch immer in aller Deutlichkeit und Farbenprächtigkeit auf seinen Händen prangten, waren für Yoshiki mit der Zeit verblasst. Sein Geruch, sein Geschmack, die Hitze seines Körpers, wenn er ihn penetrierte - das alles hatte an Intensität verloren und war nicht mehr abrufbar gewesen. Doch nun erhielt der animalische Teil seiner selbst Futter. "Yoshi-chan", entgegnete Rena mit einem herzallerliebsten Lächeln und schlenderte einfach ungefragt an ihm vorbei in das Labor, in die heiligen Hallen, dabei vollkommen unbeschwert wirkend, aber auch listig. "Dann hatte deine Frau also doch Recht, dass du dich hier aufhalten würdest." Er betonte das Wort 'Frau' auf eine seltsame, fast höhnische Weise, während er sich in aller Ruhe umsah, obwohl es kaum etwas Besichtigenswertes in diesem sterilen Raum gab, dessen Wände aus Stahl waren. "Ich muss allerdings sagen, dass es mir ein Rätsel ist, wie du dich hier wohlfühlen kannst. Deine natürlichen Lebensräume haben schon immer bizarr angemutet." Yoshikis ausgehungerter Geist fokussierte sich prompt auf Renas Hintern, der - welch Wonne - in engen Lackhosen steckte, so, als wollte er ihm damit ein Exempel statuieren. Ein Exempel, das besagte, dass sich zwischen ihnen doch nicht halb so viel geändert hatte, wie Yoshiki angenommen hatte. Dass Rena erschienen war, war ohnehin bereits äußerst aussagekräftig. Aber leider auch ernüchternd. Sehr ernüchternd. "'Normal' ist ein Wort, welches mich noch nie treffend zu beschreiben wusste", erläuterte Yoshiki seinem Überraschungsgast und zog die Stahltür wieder zu, um Renas Besuch eine gewisse Endgültigkeit zu verleihen. "In der Tat." Renas Blick war nun zu dem aufgeklappten und auf Hochtouren powernden Laptop gewandert, doch Yoshiki glaubte nicht, dass der Junge auch nur ansatzweise etwas von dem, was sich gerade auf der Mattscheibe abspielte, verstehen würde. "Abnorm steht dir besser. Ich würde mich zum Beispiel niemals freiwillig mit so etwas beschäftigen." Er deutete mit dem Kinn auf den Bildschirm. Die Binärcodes jedoch taten nichts zur Sache. Rena brauchte keinen Smalltalk mit ihm zu führen. Sie hatten sich in der Vergangenheit gefickt, in Ketten gelegt und sich der Sinne beraubt, mittels Schmerz und Lust - Gespräche über das Wetter und dergleichen waren also reichlich fehl am Platz. "Du scheinst mit meiner Lebenswelt ohnehin nicht mehr viel anfangen zu können." Yoshiki observierte den Jungen aus der Ferne. Sein Undercut war herausgewachsen, was Yoshiki beinahe bedauerte, hatte ihm der Iro doch perfekt zu Gesicht gestanden und seine herrlichen Züge so gut zu betonen gewusst, aber die etwas längeren, schwarzen Haare, von denen eine Strähne sein rechtes Auge bedeckte, wussten auch zu gefallen. Jemanden wie Rena konnte schlichtweg nichts entstellen. Und seine Tattoos würden ihm sowieso aus ewig erhalten bleiben, und dies stellte die Hauptsache dar. "Ich nehme an, du hättest dich nicht einfach in den Flieger gesetzt, wenn du Gefahr laufen würdest, dass ich mich an deiner Schamgrenze entlangtasten könnte." Zur Antwort ließ er ein Schnauben verlauten. "Ich hab mich damals zur Genüge mit dir ausgetobt." Er sah Yoshiki unverwandt an. "Irgendwann habe ich realisiert, dass ich über die Stränge geschlagen habe. Dass ich den Kick nicht mehr brauche. Dass auch normaler Sex befriedigend sein kann. Normaler Sex ohne Gerten und Elektroimpulse und Machtspielchen." Yoshikis erster Impuls war es, seine Worte Lügen zu strafen, denn er glaubte Rena im Grunde kein Wort, da er selbst noch nie etwas von Blümchensex gehalten und keinen blassen Schimmer hatte, wie andere diesem etwas abgewinnen konnten. Doch Rena blickte ihn derart überzeugt von seinen eigenen Worten an, dass Yoshiki sich jede sarkastische Bemerkung verkniff. "Du meinst das also tatsächlich ernst", schlussfolgerte und trat näher zu dem anderen hin, ließ ihn jedoch nicht aus seinen inspizierenden Augen. "Du hast dich verändert. Von meinem kleinen Fickstück ist nichts mehr übrig." Er blieb vor Rena stehen und begutachtete ihn mit schiefgelegtem Kopf nach wie vor etwas skeptisch, denn diesen letzten Rest konnte er sich schlichtweg nicht verkneifen. "Und deshalb hast du extra die lange Reise angetreten, um mir den Beweis dafür zu erbringen." "Wie du sagtest, ich habe nichts zu verbergen", entgegnete Rena gleichgültig klingend und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als wäre er auf der Suche nach etwas gewesen. "Und wie ich ebenfalls sagte, finde ich deine Maschine faszinierend." Yoshiki zog die Augenbrauen hoch. "Du glaubst mir also, dass ich dich nicht für meine Zwecke manipulieren möchte?" Er trat noch einen Schritt näher an Rena heran und zupfte verstohlen an seinem Shirt herum. "Du musst wissen, ich bin ein einsamer, ausgehungerter Mann, der für einen einzigen Vanillafick mit einer heißen, männlichen Schnecke seinen gepiercten Prügel hergeben würde..." Yoshiki erwartete fast, dass Rena die Berührung unangenehm sein würde, doch er nahm vollkommen unbeeindruckt seine Hand und schob sie entschieden von sich. Noch nie hatte Yoshiki derartige Gleichgültigkeit in seinem Gesicht gesehen. Meist hatte in seinen Augen ein hübsches, loderndes Feuer gewartet, drauf und dran, dass die züngelnden Flammen ihn in der Hitze ihrer Leidenschaft verschlangen. Dass das warme Braun seiner Augen einmal derart kalt sein würde, wenn er ihn ansah, schmerzte ihm. Und es war mitnichten ein schöner, erregender Schmerz. "Du warst noch nie ein besonders guter Lügner", urteilte Rena. "Dazu bist du viel zu impulsiv. Gerissenheit war noch nie deine Stärke. Ohne Andros Hilfe hättest du es nie geschafft, einen Kerl zu verführen. Deine Anmachen sind plump und deine Ausdrucksweise viel zu ordinär..." Ein Schmunzeln huschte über Yoshikis Gesicht. "Genau das hast du doch an mir so sehr gemocht", behauptete er und fuhr mit dem Finger verspielt über Renas Arm. "Du wärst meinem besonderen Charme doch bestimmt unterlegen, auch ohne die Hilfe von-" Er hüstelte, gab vor, etwas im Hals zu haben, schaffte er es doch nach wie vor nicht, den Namen des Mannes, den er so tief verehrt hatte und noch immer verehrte, auszusprechen. Sein Klang glich der schneidenden Klinge eines Messers, das sich tief in seine Brust bohrte. Er konnte getrost darauf verzichten. Rena wirkte, als würde er nachdenken. "Ja, vielleicht", gab er schließlich zu. "Damals. Heute jedoch würde ich etwas mehr Niveau schon begrüßen." "Dann bist du bei mir an der falschen Adresse." Yoshiki verschränkte die Arme vor der Brust. Er mochte zutiefst verzweifelt sein, aber nichtsdestotrotz würde er sich selbst treu bleiben, bis in den Tod. Zumindest in dieser einen Beziehung, wo er doch sich selbst und alles, was er gewesen war, längst verraten hatte. "Ich bette dich bestimmt nicht auf Rosen oder speise mit dir bei Kerzenschein, nur damit du anschließend die Beine breit machst. Die Menschen haben beschissen pathetische Paarungsrituale, deren ich mich sicher nicht annehmen werde." Rena prustete. "Du hast dich wirklich kein Stück verändert." Er schmunzelte Yoshiki an. "Du bist noch immer das Arschloch, mit dem ich die Nächte durchgefickt habe." Arschloch. Er hatte es gesagt. Wenn das nicht ein Anfang war...Hoffnung keimte in Yoshiki auf, Hoffnung auf ein aufleben lassen alter Zeiten, doch dann konfrontierte Rena ihn mit etwas, über das er im Grunde nicht sprechen wollte. Mit niemandem. "Deshalb verstehe ich auch nicht, warum du abgehauen bist. Andro und du, ihr wart ein Team. Du hattest mich und ab und zu noch ein paar andere, das war doch deine Welt. Vielleicht hätte ich mich dann auch nicht verändert, wenn du mein einziger Einfluss geblieben wärst." Etwas Sehnsüchtiges meinte Yoshiki in Renas Augen zu erkennen, als er seinen Blick schweifen ließ. "Vielleicht hätten wir dann heute noch alle möglichen perversen Dinge ausprobiert und wären irgendwann während nem Orgasmus gestorben." "Du lenkst vom Thema ab." Yoshiki vermochte rigoros zu sein, wenn er sich empfindlich durch etwas gereizt fühlte, und dies war bei diesem Thema der Fall. "Du bist wegen dem Experiment hier, und nicht, um mir irgendwelche Fehler vorzuhalten, oder?" Er hatte nach wie vor keine Skrupel, Rena im Nacken zu packen und sein Gesicht ganz nah vor das seine zu führen, bis sich ihre Blicke entflammt duellierten. "Du bist hier, um mir deine verdammten Gedanken zu präsentieren, die so rein wie die eines verfluchten Heiligen sind, und deshalb wirst du dich nun auf den Stuhl da setzen und mich in dein Hirn lassen, Baby, wenn ich dich schon nicht anderweitig durchdringen darf." Nun schien es beinahe so, als würde Rena sich allmählich doch unwohl fühlen. Er runzelte die Stirn, was genauso ungewöhnlich war wie die Tatsache, dass er Yoshikis Befehl nicht sofort Folge leistete. Neigte er tatsächlich zur Rebellion? "Okay", entgegnete er schließlich. "Aber ich habe eine Bedingung." Ja, er neigte zur Rebellion. "Und die wäre?" In Renas Augen blitzte etwas auf. Ein heimtückisches Funkeln. "Du lässt mich zuerst in deinen Kopf." Yoshiki schnaubte. "Du weißt genau, von was ich nachts träume." "Trotzdem." Unnachgiebig schaute er Yoshiki in die Augen. "Ich will wissen, was wirklich in deinem Hirn vor sich geht. Jedes Detail." "Du willst nach Licht suchen." Yoshiki grinste breit und ließ Rena ruckartig los. "Du wirst kein Licht finden, Süßer." "Ab-" "Jeder normale Mensch hat eine helle und eine dunkle Seite", unterbrach Yoshiki und klang dabei unglaublich stolz. "Aber ich bin kein normaler Mensch. Vergiss das nie." Obwohl es so offensichtlich war, dass Yoshikis Unterbewusstsein keine harmlosen Früchte trug, schien Rena an solche zu glauben. Er hätte es besser wissen müssen. Aber wahrscheinlich erhoffte er sich Vernunft auch bei anderen, nun, wo er selbst zu dieser gelangt war. Vernunft. Etwas, das den Spaß bremste. Etwas, das sich mit der Lust nicht vereinbaren ließ. Yoshiki war nicht vernünftig. Denn nur wer eine Schamgrenze besaß sowie eine Moral, neigte zu Vernunft.   Der gewisse Argwohn, den Rena besaß, seitdem er jene Nachricht Yoshikis in seinem Postfach vorgefunden hatte, war präsenter als je zuvor, als er sich nun tatsächlich auf den ihm zugewiesenen Stuhl begab. Ganz so, wie es sich für Yoshiki gehörte, handelte es sich dabei jedoch nicht um ein herkömmliches Möbelstück, so wie man es zum Beispiel in jedem x-beliebigen Wohnzimmer fand, sondern um eine Sitzgelegenheit, wie sie auch Zahnärzte ihr eignen nannten. Rena hatte bereits des Öfteren auf solch einem Stuhl Platz genommen, freilich zu dem Zwecke, von Yoshiki 'untersucht' zu werden. An dem werten Herrn Professor war nichts nur ein verrückter Wissenschaftler verlorengegangen, sondern auch ein Arzt für eine ganz besondere medizinische Sparte. Ehe Rena sich jedoch zu sehr in diese Erinnerungen vertiefen konnte, wurde er sich der Realität wieder bewusst und der Tatsache, dass er heute nicht die Beine breit machen würde. Er würde auch am Ende des Experimentes noch seine Kleider tragen, ganz egal, was für lüsterne Blicke Yoshiki ihm auch zuwerfen würde. Er war schließlich erwachsen und nicht so willensschwach wie sein ehemaliger Spielgefährte, in dessen Leben sich so ziemlich alles um Geschlechtsverkehr in den perversesten Variationen drehte. Schon deshalb fragte er sich, ob er sich richtig entschieden hatte. Wollte er wirklich durch Yoshikis Fantasien wandeln? Ganz sicher würde sich ihm Erschreckendes offenbaren. Er selbst mochte ebenfalls hartgesotten sein, doch wer wusste schon, was sich in Yoshikis krankem Kopf wirklich verbarg? Rena musste sich eingestehen, dass er vor dem bevorstehenden Experiment mehr Respekt besaß als vor jedem zuvor. Er wusste schließlich nicht, was ihn erwartete. Aber jetzt zu kneifen hätte ihn als Weichei qualifiziert. Nein, er würde das Ganze durchziehen. Er war derjenige, der den Wunsch geäußert hatte, in Yoshikis Hirn einzutauchen, und nun würde er diesen Weg gehen. Ganz egal, mit was er bei dieser Reise auch konfrontiert werden würde. Eine ganze Weile lang sah er Yoshiki dabei zu, wie er an einer der an der Wand befestigten Eisentheken hantierte. So recht wollte er Rena offenbar nicht preisgeben, was er da tat, aber Rena erhaschte dennoch einen Blick auf jenes Instrument, das in einer Nierenschale lag und sehr eindeutig nach einer Spritze aussah. "Was ist das für ein Scheiß?", wollte er in Erfahrung bringen, als Yoshiki schließlich mit jener Gerätschaft und noch ein paar Kabeln auf ihn zutrat. Misstrauisch deutete er auf die Spritze, in der sich ein rötliches Serum befand. "Du hast jetzt aber nicht wirklich vor, mir irgendwas zu injizieren, oder?" Yoshiki passte es ganz offensichtlich nicht, dass er diesem Teil des Experimentes so ablehnend gegenüberstand. Er presste ganz kurz die Lippen aufeinander, ehe er die Gerätschaften erst einmal wegstellte und auf jenem Stuhl Platz nahm, der vor seinem Schreibtisch stand. Rena fiel abermals auf, dass er sich nicht sonderlich verändert hatte, seitdem er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Lediglich seine roten Haare trug er nun schwarz, aber es sah ganz danach aus, als würden die Strähnen einen Undercut verbergen. Schade, dass er keinen Zopf trug, Rena hätte wirklich gern seinen rasierten Hinterkopf gesehen. Eine seltsame Vorliebe von ihm. Er stand leider noch immer ziemlich darauf, aber das behielt er besser für sich. Er wollte Yoshiki keine falschen Signale liefern. "Hör zu, ich erkläre dir die Funktionsweise des Programmes noch einmal", entschied Yoshiki und deutete auf den Bildschirm, ehe er ganz in sein Element eintauchte. Seine große Leidenschaft neben waghalsigen Sexpraktiken. "Die Software, die ich entwickelt habe, wird ein Bild aus den Informationen formen, die deine Hirnströme im Zusammenspiel mit den stimulierten Regionen liefern. Sie wird diese auslesen und dafür sorgen, dass ein Dritter die entstandenen Bilder als Traumsequenzen wahrnehmen kann." Er räusperte sich und blickte Rena aus großen, dunklen Augen an, wodurch er jünger und beinahe schon unschuldig wirkte, wie ein junger Hund. Aber von solchen Aspekten durfte man sich nicht täuschen lassen. Und das tat Rena schon längst nicht mehr. "Klingt interessant, wie ich schon sagte", bekundete Rena, klang dabei aber reichlich unbeeindruckt und trommelte mit den Fingerspitzen unruhig auf den Armlehnen des Stuhles herum. "Aber ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, wie das funktionieren soll." Yoshiki hatte ein Lächeln für ihn übrig. "Das macht nichts", meinte er. "Es genügt, wenn du die Funktionsweise am eigenen Leib erfährst." Wieder schien er  leichte Beklemmung zu empfinden, denn sein Blick fiel auf die Spritze, welche auf ihren Einsatz wartete. "Dafür ist es allerdings vonnöten, dass du das Serum injiziert bekommst. Ansonsten funktioniert es tatsächlich nicht." Damit sorgte er dafür, dass Rena abfällig schnaubte. "Drogen", schmunzelte er. "Du willst mich auf einen Trip schicken, der irgendwelche Halluzinationen hervorruft, und sie mir dann als deine große Erfindung verkaufen. Schon klar." "Nein." Yoshiki schüttelte den Kopf. "Ja, das Serum wird dich einen traumähnlichen Zustand versetzen." Er blickte Rena fest an. "Aber es wird nicht dazu in der Lage sein, dich zu manipulieren." Er erhob sich und blieb schließlich direkt vor Rena stehen, beugte sich verschwörerisch zu ihm hinunter. "Du vertraust mir doch, ansonsten wärst du nicht hier. Du hast mir immer vertraut, und du hast es nie bereut. Oder?" Rena haderte mit sich, ob er seine Hände denen des anderen entziehen sollte, hatte er sie doch nun auf die seinen gelegt. Die Berührung fühlte sich genauso vertraut wie besitzergreifend an, aber er wollte die Erinnerungen nicht haben, die sie weckte. Also wehrte er ihn ab. Was Yoshiki gar nicht wirklich wahrzunehmen schien. "Du weißt doch, was für ein genialer Kopf ich sein kann." Er lächelte. "Ich bin nicht nur eine Sexmaschine, ich hab auch einiges an Grips." Leider stimmte dies tatsächlich. Yoshiki war kein hohler Typ, welchen nur irgendwelche niederen Triebe handeln ließen. Er war intelligenter als ein durchschnittlicher Mensch, und er hatte bereits in der Vergangenheit großartige Sachen entwickelt. Die meisten dienten freilich zur sexuellen Stimulation, doch was spielte der Sinn und Zweck schon für eine Rolle? Er glaubte wirklich fast daran, dass Yoshiki imstande sein könnte, eine Reise durch Gedanken anderer Leute zu unternehmen. Aber eben nur fast. Um vollends überzeugt sein zu können, würde er an dem Experiment teilnehmen müssen. Und alles Risiko auf sich nehmen, welches es mit sich bringen würde. "Okay, ich gebs zu, ich bin zu neugierig, um das Ganze jetzt noch abzublasen", bekundete Rena und zog sich den Ärmel seines Shirts hoch, um seinen tätowierten Arm zu entblößen und Yoshiki die Unterseite dessen zu präsentieren. "Dann spritz mir schon dein Gift, Arschloch, solange du schwörst, dass ich dabei nicht draufgehe." "Ich würde dich niemals in Lebensgefahr bringen, das weißt du." Kaum, dass Rena ihm sein Okay gegeben hatte, hatte er sich wieder der Schale mit der Spritze zugewandt. Er holte jene heraus und hielt sie vor seinen Augen in die Höhe, klopfte mit dem Zeigefinger dagegen. Dann trat er mit dem Instrument auf Rena zu, der sich von seinen mulmigen Gefühlen nichts anmerken lassen wollte. Um sich mit Yoshiki messen zu können, musste er unerschrocken sein und nicht zu sehr an seiner körperlichen Unversehrtheit hängen. Wahrscheinlich würde er auf die eine oder andere Weise nicht heil aus der Sache hervorgehen. Doch ja, er vertraute Yoshiki. Und er empfand es auf merkwürdige Weise als schon beinahe erregend, als der andere über seine Armbeuge tastete auf der Suche nach einer Vene. Nicht minder berauschend wirkte es auf ihn, als er sie schließlich gefunden hatte und mit einem antiseptischen Tuch über die Stelle wischte. Er vertraute ihm so sehr, und wahrscheinlich war es die Tatsache, dass er selbst mit Spritzen fachmännisch umzugehen wusste, die seine Hormone aufwirbelte. Yoshiki war ohne Zweifel sehr intelligent, und Intelligenz konnte unglaublich erotisch sein. Noch einmal sah Yoshiki Rena fragend in die Augen, die Nadel der Spritze bereits ansetzend. Aber er musste nichts sagen. Rena kam ihm zuvor. "Brings hinter dich", forderte er und versuchte, nach wie vor gleichgültig dreinzuschauen, auch wenn er nicht wusste, ob ihm das gelingen würde. Spätestens, als die Nadel seine Haut durchdrang, war die Beherrschung wahrscheinlich passé. Natürlich besaß er bereits mehr wie genügend Erfahrung mit Nadeln, waren doch große Teile seines Körpers mit Tätowierungen versehen, doch Injektionsnadeln fühlten sich anders an. Der Schmerz währte nur kurz, und da Rena seine Abgebrühtheit demonstrieren wollte, schaute er hin zu dem Ort des Geschehens, beobachtete Yoshikis Finger dabei, wie sie die Flüssigkeit, die beinahe wie ein Gift aussah, in seine Vene pumpte. Bis zum letzten Rest injizierte er ihm das Serum, anschließend zog er die Nadel behutsam aus seiner Haut und drückte ein blutaufsaugendes Pad auf die kleine Wunde. "Halt das schön fest, dann wirds auch nicht blau und niemand wird irgendwelche Fragen stellen", belehrte er Rena und erhob sich, als der Junge selbst Druck auf die Einstichstelle ausübte. "Niemand wird etwas von dem erfahren, was wir hier und heute veranstalten. Ich will, dass es unser Geheimnis bleibt." Rena konnte sich keinen Reim darauf machen, wieso dies Yoshikis Wunsch darstellte. Mit schmalen Augen beobachtete er den anderen dabei, wie dieser ihm nun eine Elektrode an die Schläfe klebte und das Ende des USB-Kabels mit seinem PC verband. "Die Wirkung des Serums setzt erst nach ein paar Minuten ein", erläuterte er. "Zeit genug, um uns noch miteinander zu verbinden." Dasselbe, was er mit Rena getan hatte, veranstaltete er auch bei sich. Auch er vernetzte sein geniales Hirn mit dem System, auf dass es seine dunkelsten Gedanken in Informationen umwandelte, die Renas Hirn als Träume wahrnehmen würde. Rena fragte sich, ob er den Hirngespinsten hilflos ausgeliefert sein würde, ohne eingreifen zu können, so, wie es in einem normalen Traum auch meist der Fall war, aber er war bereits zu träge, um Worte zu formulieren. Das verdammte Serum machte ihn schläfrig, und so, wie Yoshiki dies bemerkte, verstellte er Renas Stuhl, sodass dieser sich alsbald in einer liegenden Position befand. "Gute Reise." Rena vernahm Yoshikis Stimme nur noch wie aus weiter Ferne. Zu weit weg befand er sich bereits von der Realität. "Ich hoffe, du bist wirklich abgebrüht genug, um das Ganze unbeschadet durchzustehen." Im nächsten Moment befand er sich nicht mehr in dem blau erleuchteten Labor, sondern in tiefster Dunkelheit.   Kapitel 1: Yoshikis Lustlandschaft ---------------------------------- Ich sollte eigentlich keinen blassen Schimmer davon haben, was um mich herum geschieht, so viel flüstert mir der letzte Rest meines noch anwesenden Bewusstseins, doch auf wundersame Weise weiß ich es ganz genau. Ich weiß, dass ich träume, aber ich weiß nicht, dass diese Träume ursprünglich nicht von mir stammen, sondern einem anderen gehören. Es bleibt nicht lange dunkel um mich herum. Es wird aber auch nicht hell. Yoshiki hat mir bereits zugesichert, dass sich in seinen Gedanken kein Fünkchen Licht befindet, und wahrscheinlich hat er Recht. Und dies betrifft nicht nur die Ausleuchtung jenes Raumes, sondern auch das, was sich in diesem abspielt. Ich habe mich oft genug in Andros und Yoshikis Spielzimmer aufgehalten, um zu wissen, dass es sich bei der Kulisse um dieses handelt. Ich kenne das schwarze, hölzerne Andreaskreuz, habe bereits selbst meine Bewegungsfähigkeit an es verloren, genauso, wie ich Yoshiki sie bereits an es verlieren habe sehen. Die roten Wände und der schwarze Boden waren damals fast so etwas wie meine Heimat. Die Heimat meiner eigenen, perversen Gelüste. Hier haben sie alle Auslebung erfahren. Hier war ich kein Mensch mehr. Hier war ich nur noch Tier. Ich kenne auch die unbequeme, mit schwarzem Leder bezogene Liege, die das Herzstück des Raumes darstellt. Sie befindet sich in der Mitte des Zimmers, und ich fürchte und verehre sie zugleich, denn ich habe auf ihr bereits Schmerz sowie Lust erfahren oder gar beides in Kombination. Oft weiß man vorher nicht, was einen erwartet, wenn man sich auf ihr niederlässt. Ob Yoshiki es wusste? Ob Andro es ihm verraten hat? Oder ob er auf den Überraschungseffekt setzte? Diese Fragen werden unbedeutsam über der Tatsache, dass Andros Absichten längst deutlich geworden sind. Ja, Andro kommt in Yoshikis Traum vor. Mir scheint, als würde er noch immer Sehnsucht nach ihm haben. Das erstickte Wimmern, das er ablässt, wann immer das Paddel auf seinen entblößten und in die Höhe gereckten Po niederschnellt, ist der beste Beweis dafür. Obwohl er seinem alten Leben entkommen ist, ist er noch immer Sklave mit Leib und Seele und würde für seinen Herrn durchs Feuer gehen. Er kniet auf der Liege, seine Hände und Füße sind gefesselt. Doch das ist noch nicht alles; über den Augen trägt er ein schwarzes Tuch und in seinem Mund steckt ein Gagball, welcher es auch ist, der seine Schreie dämpft und verharmlost. Auch so habe ich ihn bereits erlebt, seiner Willenskraft vollends beraubt und sich uneingeschränkt seinem Herrn schenkend. Was neu ist, ist die Tatsache, dass er einen Gehörschutz trägt. Es scheint, als wäre er aller Sinne beraubt und würde nur noch fühlen. Jeder Reiz, der auf seiner Haut auftrifft, muss deshalb unheimlich intensiv sein. Ich möchte eigentlich nicht hinsehen, aber bin zu neugierig, um keinen Blick auf sein Glied zu werfen. Es ist hart, es reibt sich an dem schwarzen Leder und hinterlässt feuchte Spuren auf dem Stoff. Er läuft bereits aus, und dabei tut Andro nichts weiter, als ihn zu schlagen. Immer wieder zielt er auf seinen längst geröteten Arsch, um Yoshiki jedes Mal zum Zusammenzucken zu bewegen. Die animalischen Laute, die er von sich gibt, gehen mir durch Mark und Bein. Stellenweise kommt es mir vor, als wäre ich gleichzeitig Beobachter und Hauptcharakter in diesem Film, befände mich also an Yoshikis Stelle. Die Schmerzen, die er empfindet, kribbeln auch auf meinem Sitzfleisch. Die Sehnsucht nach seinem Herrn, die noch viel schmerzvoller ist, zerreißt mich fast. Ich weiß genau, was er fühlt und denkt in diesen intensiven Momenten. Andros Name formt sich in seinem Kopf, wird nicht müde, an ihn zu denken und in innerlich zu schreien. Er hallt verzweifelt in meinem eigenen Kopf nach, als würde er von einem in einen tiefen Abgrund Stürzenden stammen, der nach einem letzten Halt sucht. Mir wird klar, dass Yoshiki Andro braucht. Dass er ohne ihn nicht sein kann. Dass ein Teil seiner selbst zerstört worden ist, in jenem Moment, in dem er sich Andros Obhut entzogen hat, damals, vor so vielen Jahren. Er hat sich selbst zerstört, und ich habe es schon immer gewusst. Zum Glück bleibe ich lediglich Beobachter, als Andro sich daran macht, in seinen Sklaven einzudringen. Die Lust, die Yoshiki dabei empfindet, muss ungeheuerlich sein, und ich wage zu behaupten, dass ich einen sofortigen Orgasmus erfahren hätte. Yoshiki ist tapferer, auch wenn er kämpft, um sich zu beherrschen, wie ich an seinem vollends angespannten Körper erkennen kann. Er windet sich wie ein wildes Tier und stößt auch entsprechende knurrende Laute aus, bei jedem Stoß, den Andro tätigt. Er ist nicht zimperlich, er nimmt Yoshiki hart ran, denn genau so braucht er es. Er tätigt schnelle, präzise Stöße, treibt sich nach Herzenslust in diesen geschundenen Arsch und sorgt schließlich dafür, dass Yoshiki unbeherrschter wird. Seine sich windenden Bewegungen werden hastiger und fahriger, und schließlich kann ich das Zucken sehen, das durch seinen Leib fährt. Wieder möchte ich wegsehen, denn es lässt mich nicht kalt, seine Reaktionen, seinen Orgasmus zu sehen, aber ich besitze keine Kontrolle über mich. Das, was ich fühle, durchströmt mich ungehindert. Mir wird klar, dass es sich hierbei nicht um einen luziden Traum handelt, jenen, den man beeinflussen kann. Ich mag bei klarem Verstand sein, aber da diese Gedanken nicht mir gehören, kann ich sie auch nicht nach meinen Wünschen manipulieren.   Die Szene wechselt, als würde eine neue DVD in mein mentales Laufwerk eingelegt werden. Von den Empfindungen, die ich während der ersten Impression gehegt habe, ist nichts mehr übrig - ich bin quasi auf Werkseinstellungen zurückgesetzt. Selbst die wachsende Erregung, die mich überkommen hat, lässt sich nicht mehr vernehmen. Was gut ist. Ich wünschte, die Träume eines anderen würden mich nicht berühren und Gefühle in mir wachrufen. Ich hoffe, dass ich in diesem Traum als bloßer Gast verweilen darf, der lediglich einen Einblick in das Gedankengut eines Menschen bekommt, welcher vollkommen aus der Norm fällt. Ich finde mich in einem abstrakt eingerichteten Raum wieder. Alles, was sich in ihm befindet, besteht aus geraden Formen mit eindeutig definierten Ecken und Kanten. Er wirkt kalt und unwohnlich, auch wenn er eingerichtet ist wie ein Wohnzimmer. Aber ich fühle mich dennoch gewissermaßen wohl. Wahrscheinlich, weil Yoshiki es ebenso ergeht. Er braucht klare Strukturen, nicht nur in seinem Dasein als Sklave, sondern auch was seine Umwelt angeht. Yoshiki selbst ist nirgendwo zu sehen. Ich befürchte deshalb, dass ich dieses Mal vollständig in seine Rolle schlüpfe und die Welt durch seine Augen sehe. Ich habe es stets geliebt, ihm nah zu sein und seinen Wahnsinn zu erkunden, doch mich überkommt ein Gefühl der Hilflosigkeit, so wie mir gewahr wird, dass ich er bin und er ich. In ihm steckt so vieles, was sich nicht kontrollieren lässt. Anstelle seiner sitzt mir ein Mann gegenüber. Ich kenne ihn, er spielt ebenfalls in einer Band, und Yoshiki kennt ihn auch. Kouryu. Mit seinen Scleralinsen und dem gründen Undercut samt der Piercings und Tattoos sieht er aus wie ein Wesen von einem anderen Stern, doch selbstverständlich grusle ich mich nicht vor ihm. Nicht, weil ich mich selbst mit Freaks wie ihm umgebe und gewissermaßen selbst einer bin, sondern weil Yoshiki seine Optik als äußerst anziehend empfindet. Ich selbst würde ein lebendes Kunstwerk, wie Kouryu eines ist, nicht als erotisch einstufen, aber heute empfinde ich tatsächlich Lust, wenn ich ihn nur ansehe. Es genügt, wenn er mich nur mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen aus seien rotschwarzen Augen ansieht, die keinen Raum für Weiß lassen. Ich will ihn, und ich will abscheuliche Dinge mit ihm tun. Bei Männern bin ich alles andere als dominant, doch heute wünsche ich mir, ihn zu bis zur Bewegungsunfähigkeit zu fesseln und sein Arschloch mit einem Spekulum zu spreizen, damit ich tief in seinen Körper sehen kann. Der Teil von meinem eigenen Ich, der mir noch geblieben ist, empfindet Ekel bei dem Gedanken, doch der Teil, der Yoshikis Persönlichkeit ausmacht, erhält diesen animalischen Touch, der seinen letzten Rest Menschlichkeit auslöscht. Ich bin er, und ich habe Yoshikis Intentionen. Ich warte darauf, dass der Yoshiki in mir mich zu jenen Abscheulichkeiten hinreißen lässt, die ihn umtreiben, doch dies geschieht nicht. Anstelle ist es Kouryu, der sich aufmacht, die Initiative zu ergreifen. Sein Schmunzeln verbreitert sich, und ich bin verzückt ob seiner künstlichen Schönheit. Noch verzückter bin ich jedoch, als er seine Zunge herausstreckt. Ja, ich spüre förmlich, wie ich zu einer rasenden Wildsau mutiere, die an den Ketten reißt, welche mich - Yoshiki - noch halten. Ich selbst bin viel mehr erstaunt, denn die Zunge meines Gegenübers scheint nicht mehr enden zu wollen. Sie reicht ihm bis weit über das Kinn, wahrscheinlich kann er sich sogar über seine eigene Brust mit ihr lecken. Yoshiki ist dies jedoch vollkommen egal. Yoshiki interessieren solche Dinge nicht. Für ihn ist nur bedeutend, wie er Nutzen aus ihnen ziehen kann. "Na komm schon, lass die Hosen runter und sich meine Schlange in deiner Enge aalen", höre ich Kouryu sagen, und seine Stimme klingt ein wenig anders, als ich sie in Erinnerung habe. Unklarer. Blasser. Doch von Belang sind ohnehin nur die nackten Worte. Getrieben von einer heißen Gier öffne ich meine Hose und ziehe sie von meinen Hüften und Beinen. Wäre der Teil, der von meinem Ich verlieben ist, ebenfalls erregt, würde ich die Situation vielleicht tatsächlich als erotisch finden, doch so überkommt mich nur ein leiser Fremdscham, als ich mich auf den Rücken lege und die Beine an meinen Körper ziehe. Dabei muss ich feststellen, dass ich nun tatsächlich in Yoshikis Körper stecke und nicht mehr sein Ich in meinem. Ich besitze seinen gepiercten Schwanz, aber ich bin zu sehr er, um dass ich diese Tatsache als erregend empfinden könnte. Ich bin zu sehr er, um dass ich Kouryu mit dessen Alienzunge widerstehen könnte. Für einige würde ein solcher Traum eher einen Albtraum darstellen, doch für Yoshiki ist es ohne Zweifel ein feuchter Traum. Kouryu hockt sich vor Yoshikis ihm dargebotenen Körper und legt sich schließlich mit dem Bauch auf die Couch, so, dass er Yoshikis Arsch direkt vor seinem Gesicht hat. Noch einmal grinst er dreckig, ehe er seinen wendigen Muskel ausfährt und mit diesem in Yoshikis so leicht nachgebendes Loch eindringt. Heiße Wellen der Lust lassen mich erbeben, so heftig, wie ich sie schon lange nicht mehr erfahren habe. Seine Zunge, die so tief gleitet, fühlt sich an wie ein eigenständiges Lebewesen, ganz anders als ein Penis, der sich nicht so gezielt bewegen kann. Das Unterfangen ist feucht und klitschig, aber der helle Wahnsinn lodert erst in mir auf, als Kouryus Zungenspitze zielgerichtet um meine Prostata kreist. Ich nehme wahr, wie Yoshiki sich verliert, wie er nicht mehr widerstehen kann und sein Körper auf die Stimulation reagiert. Am liebsten würde ich schreien vor Lust, aber mir entweicht kein Ton, es ist, als würde ich in Watte brüllen. Und dann ist Kouryu verschwunden und das Licht wurde ausgeknipst, genau wie die überbordende Lust, die er mir bereitet hat.   Ich bin wieder ich selbst, zumindest was meine Optik betrifft, wie ich feststellen muss, als mich in einer neuen Situation wiederfinde. Es ist mein eigener, nackter Körper, an dem ich hinabblicke; Yoshikis Schwanz ist kein Teil mehr von mir, was ich bedauert hätte, wäre ich in diesem Gedankenfilm ein Mensch aus Fleisch und Blut. Ich mag zwar nach wie vor in die Rolle des Beobachters der Szene schlüpfen, aber vor allen Dingen bin ich nur eine Vorstellung. Erdacht von Yoshiki. Und deswegen fühle ich mich auch so unglaublich begehrenswert. Ich stehe nicht allein in jenem Zimmer, welches ich als Yoshikis und Andros Schlafzimmer wiedererkenne. An meiner Seite befindet sich Itsuki, einer meiner besten Freunde und Bandkollegen, und genauso wie ich ist auch er nackt. Wahrscheinlich sollte mich diese Tatsache verwundern, aber sie tut es nicht. Bedingt durch den Fakt, dass ich gerade den Traum eines anderen träume, bedeutet die Situation für mich Normalität. Yoshikis Kopf hat einen Plan. Und in einem Plan ist für Erstaunen kein Platz. Noch nicht einmal meine auf dem Rücken gefesselten Hände erscheinen mir ungewöhnlich, geschweige denn jene Itsukis, die ebenfalls in Bewegungsunfähigkeit über seinem Po verharren. Ich spüre, dass er auch in diesem Traum ein Vertrauter ist, besser gesagt weiß ich es einfach. Offenbar weiß Yoshiki um unsere Beziehung und nutzt sie für seine Zwecke aus. Er sitzt mit einem diabolischen Lächeln im Gesicht auf dem Bett, während wir wie zwei Sklaven vor ihm stehen und er jederzeit mit uns machen könnte, was ihm beliebt. Manchmal kann ich zickig sein, wenn ich gerade keine Lust habe, zu gehorchen, ich werde böse, kratze und beiße, aber in mir schlummern momentan keinerlei Aggressionen. Im Gegenteil, ich freue mich, Yoshiki zu sehen. Und ich freue mich darauf, mit ihm zu spielen. Ihm Lust zu bereiten. Gemeinsam mit Itsuki. Es ist ein Spiel ohne jede Eifersucht zwischen uns. Itsuki nimmt mir nichts weg, und ich nehme Itsuki nichts weg. Ich sehe ihn an und muss feststellen, dass ich ihn schärfer finde als normalerweise. Er ist ein hübscher Kerl und ich mag es, intim mit ihm zu sein, aber dennoch fällt auch er eher in Yoshikis Beuteschema als in meines, welches viel zu sehr auf den verdammten Teufelskerl gepolt ist, der unseren Anblick genießt. Ja, er ist nackt, und er macht keinen Hehl daraus, und nun streckt er die Hand aus und krümmt seinen Zeigefinger, um uns anzulocken. Wir setzen uns in Bewegung und gesellen uns zu ihm. Mir wird bewusst, dass er uns in der Hand hat und ich keinen eigenen Willen besitze. Ich handle nicht von meinen inneren Überzeugungen heraus; ich bin ein Roboter, der so handelt, wie Yoshiki es sich von mir wünscht. Aber ich gerate deshalb nicht in Panik. Ich bin nicht echt. Genauso wenig wie Itsuki, auch wenn ich ihn küssen kann und sich dies täuschend echt anfühlt. Zumindest, was die Lust angeht. Den Kuss selbst fühle ich nicht. Weil ich Yoshiki bin, und Yoshiki mimt den bloßen Zuschauer. Genauso, wie ich in meiner Haut stecke, kann ich hin und wieder aus seiner Perspektive sehen, was wir tun. Ich sehe, wie Itsuki und ich nur für ihn diesen perversen Kuss mit sich außerhalb der Mundhöhlen umschlängelnden Zungen austauschen. Ich sehe wenig später auch, wie wir uns zu zweit zwischen seinen gespreizten Schenkeln einfinden und beginnen, an seinem Penis zu lecken. Zwei Zungen machen ihn verrückt, zwei Zungen von zwei heißen Jungs. Er verzieht, während wir es ihm machen, verzückt den Mund und seufzt wonnevoll, streichelt Itsuki zart über die Wange und krallt dann seine Finger fest in mein Haar. Er verfuhr mit Itsuki schon immer sanfter, einfach, weil er nicht halb so verdorben ist wie ich und er nie so detailliert wissen wird, was sich in seinem Kopf abspielt. Mich kennt er, und mich nimmt er stets rabiat. Ich sehe mich selbst, wie ich Yoshiki herausfordernd in die Augen sehe, so wie ich an seiner gepiercten Eichel lutschte und Itsuki mich wenig später ablöst. Ich weiß instinktiv, dass Yoshiki die Gewissheit erregt, dass wir unseren Speichel austauschen. Gewissermaßen sind wir für ihn zwei Brüder, und da Brüder nicht auf solch eine Weise miteinander intim werden sollten, geilt er sich daran auf. Und wir liefern ihm, was ihm gefällt. Immer wieder berühren sich unsere Zungen bei ihrer Wanderung um seinen erigierten Schaft, mal sauge ich einen zäh herabfließenden Speicheltropfen Itsukis auf, mal Itsuki einen von mir. Und als das Arschloch uns schließlich mit einer üppigen Menge Sperma für unser Tun belohnt, teilen wir es uns ebenfalls. Brüderlich. Unsere unteren Gesichtshälften sind vollkommen beschmiert, und wir lecken uns gegenseitig sauber wie kleine Katzen sich die Milch aus dem Bart schlecken. Natürlich dürfen auch die tiefen Küsse nicht fehlen. Und erst recht nicht Yoshikis unhaltbare Geilheit, die sich auf mich projiziert. Dadurch weiß ich auch, was er sich wünscht. Wie seine schmutzigen Absichten aussehen. Ich vermag in seinen Gedanken zu lesen, aber dies ist gar nicht vonnöten. Bald schon gesellen sich die passenden Bilder dazu. In Träumen gibt es keine Fantasien. In Träumen gibt es nur Realität. Wir liegen bäuchlings auf dem Bett. Ich vermag Itsukis Rückseite und seinen emporgereckten Po ebenso aus Yoshikis Perspektive zu sehen wie meinen eigenen. Unsere Hände dienen weder ihm noch mir wieder als Werkzeug. Wir unterliegen nach wie vor Yoshikis Kontrolle. Und ich kann spüren, wie er diese Tatsache genießt. Zwei Jungs, denen er seinen Willen geraubt hat. Zwei Jungs, mit denen er nach Herzenslust spielen kann. Ich bin ihm nicht immer genug, das weiß ich. Er braucht den besonderen Kick. Die ultimative Stimulation. Und diese findet er in dieser Situation. Aufgrund meiner Position könnte ich normalerweise keinen Blick auf das erhaschen, was Yoshiki mit meinem Freund tut. Doch der Traum erlaubt es mir auch nun, wie ein Geist ohne Körper über dem Bett zu schweben. Oder bin ich gar wieder Gast in Yoshikis Leib und derjenige, der sich mit einem perversen Schmunzeln in Itsuki treibt, so fest, dass das Bett quietscht? Ich weiß nicht mehr, wo mein Bewusstsein verankert ist. Und es spielt auch keine Rolle. Als Yoshiki neben mir hockt, bin ich jedoch zweifellos er und sehe mich aus großen Augen zu ihm aufblicken. Besser gesagt, ich starre auf nichts anderes als auf seinen Schwanz. Er glänzt feucht von all dem Gleitgel, seine Vorhaut ist weit zurückgezogen. Und das funkelnde Piercing verführt mich dazu, meine Zunge nach ihm auszustrecken. Yoshikis Gedanken verführen mich dazu. Ich bin seine Marionette. "Nimm ihn in den Mund und sag mir, wie dir die Fotze seines süßen Freundes schmeckt", verlangt er und spaltet mit seiner Eichel meine Lippen, um mit ihr in meine Kehle zu dringen. Da ich nichts weiter als eine leere Hülle bin, während mein Geist Yoshikis Körper flutet, bin ich nicht fähig, irgendetwas zu schmecken. Lediglich die Gewissheit, etwas Perverses, Schmutziges zu tun, bleibt, gepaart mit jener, dass Yoshikis Zuneigung zu mir riesig ist. Ich kann es nicht an einem Blick, einer speziellen Tat festmachen - ich weiß es. Weil Yoshiki es weiß.   Wäre ich ein Mensch und keine durch Träume ziehende Gestalt, hätte ich mir nun gewünscht, den Traum fortzuführen und ihn bis zur Ekstase zu leben, denn ich weiß, dass Yoshiki sie mir geschenkt hätte. Aber offenbar genügt es ihm, dass ich seinen Schwanz, der bereits in Itsukis Anus gesteckt hat, abgeleckt habe. Seine perverse Ader ist genährt worden, und die Reise geht weiter. Ich kann nicht verweilen, auch wenn ich es mir für den Bruchteil der Sekunde, in welcher ich zwischen den Fantasiewelten weile, wünsche. Das Bett, in welchem ich eben noch gelegen habe, ganz egal, wie unbequem die Position auch angemutet hatte, war wesentlich angenehmer als der Ort, an dem ich mich nun wiederfinde. Es ist ein dicht anmutender Wald, und ich sollte mich wundern, dass freie Natur in Yoshikis Fantasien eine Rolle spielt, aber ich kann es nicht. Ich nehme die Tatsache als gegeben hin und sehe mich um. Sicher stecke ich einmal mehr in Yoshikis Haut, aber bis dato besitze ich keinen Körper. Ich habe nur Augen, die sehen können. Und diese interessieren sich nicht für die umherstehenden Bäume. Sie wandern tiefer, gen Boden, und mein nicht vorhandener Körper geht in die Knie. Dort, umgeben von dem grünen Moos, befindet sich etwas. Eine Art Spalt, der sich mit bloßem Auge kaum erkennen lässt. Da ich kein Risiko fürchten kann, zögere ich nicht und strecke meinen Zeigefinger aus, um behutsam mit diesem über den Spalt zu gleiten. Er ist leicht erhaben, und so, wie ich ihn berühre, öffnet er sich. Blüht auf. Die beiden Hälften sind rosig und feucht an ihren Innenseiten, und sie werden noch feuchter, als ich mich getrieben durch den Geist eines anderen über sie beuge und meinen Mund auf sie presse. Nicht lange, und meine untere Gesichtshälfte ist pitschnass. Ich weiß, was ich hier lecke, denn Yoshiki weiß es auch. Er kann nicht viel mit Frauen anfangen, aber er mag ihre Geschlechtsteile nichtsdestotrotz. Insbesondere dann, wenn sie zu keinem Körper gehören und keinem Menschen mit einer Seele zuzuordnen sind. Er liebt sie nur als wehrloses Spielzeug. Ich kann deshalb nicht anders, als meine Zunge beinahe getrieben durch die die Vertiefungen gleiten zu lassen und die Feuchtigkeit aufzuschlürfen, als handele es sich bei dem Vaginalsekret um einen köstlichen Cocktail. Durch meine Liebkosungen öffnen sich die Lippen immer weiter und schwellen deutlich an. Sie sind warm, so, als würden sie einem Körper gehören und nicht aus einem moosigen Boden wachsen. Und ich glaube zu spüren, wie sie mit Genuss reagieren, als ich zwei meiner Finger nehme und mit ihnen in ihr feuchtes Loch vordringe. Dass ich dabei zum oberen Ende der geöffneten Lippen wandere und mit der Zungenspitze erst um die empfindliche, kleine Perle nur so tanze, bis ich sie in meinen Mund sauge, lässt mich letzten Endes gewisse Kontraktionen um meine tastenden und fickenden Finger herum spüren. Im nächsten Augenblick sehe ich Yoshikis Gesicht vor mir, wie er mit triefendem Gesicht auftaucht und sich gierig die Lippen leckt. Er gleicht nicht nur einem Raubtier aufs Haar, er ist eines. In seinen dunklen Augen lodert eine dämonische Glut, die deutlich werden lässt, was hinter seinen weichen, jungenhaften Gesichtszügen wirklich schlummert. Wahrscheinlich befinde ich mich für einen Augenblick in meinem Kopf und beschäftige mich mit meinen eigenen Gedanken, denn Yoshiki vermag sich unmöglich selbst so anzusehen. So suggestiv. Als wäre ich gleich der nächste, dem es an den Kragen geht und der mit seiner Zunge bis zum Orgasmus verwöhnt wird. Dieser Wunsch wird in mir schreiend laut und kreischt mir förmlich in den Ohren, aber Yoshikis Träume umfangen mich wieder.   Das Stroboskoplicht erhellt eine Person und lässt ihre Bewegungen wie im Zeitlumpentempo erscheinen. Flackerndes Grün färbt ihre Haut, und trotzdem erkenne ich mich wieder. Es ist, als würde ich in einen Spiegel sehen, denn es sind meine eigenen Augen, die mich anschauen. Allerdings tun sie es auf andere Weise, als ich mein Spiegelbild betrachten würde. In ihnen liegt nichts Prüfendes. In ihnen glimmt dasselbe düstere Feuer, welches mir eben in Yoshikis Antlitz begegnet ist. Ich weiß, dass ich drauf und dran bin, jemanden zu verführen. Mich selbst. Nein, das stimmt nicht. Ich befinde mich in Yoshikis Haut. Und dieser Schlafzimmerblick samt dem schiefgelegten Kopf und dem Hauch eines sinnlichen Lächelns auf den Lippen gilt nur ihm. Normalerweise würde ich mich selbst als gutaussehend empfinden, wenn ich mich in nichts weiter als einer Lackkorsage, einem kurzen, schwarzen Lederrock und High Heels im Spiegel begutachten würde. Doch heute finde ich mich mehr als nur gutaussehend. Ich finde mich heiß, ich möchte mich am liebsten auf der Stelle vögeln. Meine Sehnsucht, diesen wunderschönen, sündigen Jungen, der meinen Körper hat, aber nur ein Traumbild ist, auf den Schoß zu nehmen und ihn innig zu küssen, wächst ins Unermessliche. Ich weide mich an seinem äußerst schlanken Oberkörper, genieße dessen harmonische Formen. Meine Zunge ist dazu prädestiniert, über all seine Tätowierungen zu gleiten und an seinen Brustwarzenpiercings zu spielen. Nein, ich bin kein Narzisst, der sich mit sich selbst vergnügen möchte, weil er sich für den tollsten Menschen auf Erden hält. Ich sehe mich selbst durch Yoshikis Augen, und ich erstrahle nicht nur durch das Stroboskoplicht förmlich. Seine Wahrnehmung ist wie eine mein Selbstbild manipulierende Reflexion. Ich bin perfekt, besitze keinen einzigen Makel, als hätte mich ein Wissenschaftler mit perversen Absichten in seinem Labor erschaffen und mich auf Perfektion getrimmt. Ich bin so schön, wie ich niemals wieder sein werde. Nein, wie ich immer bin, aber nur für Yoshiki. Wahrscheinlich ist dieser Traum der menschlichste, den Yoshiki in seinem wahnsinnigen Kopf hütet. Er erzählt lediglich von Zuneigung und Verehrung. Diese hier ist Yoshikis sanfte Seite. Sein Licht. Ich verzehre mich beinahe danach, mehr von diesem Licht zu erkunden, denn in seinem Licht erstrahle ich so hell, und dieses eine Mal soll mein Flehen erhört werden. Yoshiki träumt den Traum weiter. Ich bin noch immer bei ihm und der schönste Engel, den die Hölle je in ihrem finsteren Reich aufgenommen hat. Nur die Örtlichkeit ist eine andere. Wir befinden uns im Inneren einer U-Bahn, jedoch hat diese keinerlei Ähnlichkeit mit jenen, wie ich sie aus Japan kenne. Was auch nicht verwunderlich ist, befinden wir uns doch in Deutschland. Obwohl es Sommer ist, herrschen frische Temperaturen in dieser Nacht vor, was uns jedoch nicht davon abgehalten hat, in knappen Klamotten die Stadt unsicher zu machen. Ich selbst trage nach wie vor mein Fetischoutfit, das deutliche Einflüsse von Crossdressing zeigt. Yoshiki, den ich anstelle meiner selbst verkörpere, hat ebenfalls nichts weiter an als ein Mieder und ein paar kurze, knackig enge Lackshorts. Wir sind heute vielen Menschen begegnet, die sich ähnlich kleiden wie wir. Wir haben außerdem viele Männer und Frauen gesehen, die sich küssten, als wäre es das Selbstverständlichste auf der ganzen Welt. Für Yoshiki stellt dies immer noch ein kleines Wunder dar, denn in Japan ist Homosexualität nach wie vor verpönt. In Deutschland verhalten sich die Dinge anders. In Deutschland fühlt er sich frei, was diesen Aspekt angeht. Aber er ist nur frei mit mir gemeinsam, wie ich aus seinen Gedanken lesen kann. Ohne mich könnte er diese Freiheit nicht leben. Er würde nicht zur Lesbisch-Schwulen-Gemeinde gehören, weil er sich vorgenommen hat, ohne mich und Andro sein altes Leben nicht fortzusetzen. Doch er hat mich, und diese Gewissheit erfüllt ihn mit einer inneren Zufriedenheit. Allerdings ist da selbstverständlich noch mehr. Einen Yoshiki kann man nicht von seinen Gelüsten trennen. Erst recht nicht, wenn sie in Form eines Renas daherkommen, der im Spaß an einer der Haltestangen der U-Bahn Poledancing vollführt. Höchstwahrscheinlich würde der echte Rena sich nicht zu solchen übermäßig nuttigen Tänzchen verführen lassen, doch wir beide sind bereits reichlich angeheitert dank unseres Absackers in diesem Club. In diesem noch hatte es vor Menschen gewimmelt, die U-Bahn jedoch transportiert offensichtlich nur uns beide. Demzufolge besteht mein Publikum, für das ich mich an der Stange samt sinnlichen Bewegungen räkle, nur aus Yoshiki. Und natürlich schmachtet er mich förmlich an, auf seine eigene, obszöne Weise. Ich begutachte meinen eigenen Hintern durch seine Augen hindurch und möchte ihn packen und in ihn kneifen. Ich schaue in mein Angesicht und wünsche mir, auf es zu kommen. In dem kalten Licht wirke ich nicht mehr so geheimnisvoll wie unter den tanzenden türkisenen Stroboskopstrahlern. Schon jetzt bin ich gewissermaßen entblößt, aber doch nicht minder anziehend. Selbst so blass und schattenlos will Yoshiki mich. Mit Haut und Haar. Wie eine wildgewordene Sau. "Genug des Vorspiels", entscheidet er schließlich und patscht sich mit den flachen Händen auf die Schenkel. "Lass mich von dir naschen, Baby." Er braucht es hier und jetzt. Ja, wir sind ganz allein, aber wer weiß, wie lange noch? Bereits an der nächsten Station kann jemand zusteigen. Selbst Yoshiki hegt insgeheim diese Sorgen, aber sie lösen sich einfach auf, als sie seine Lust verdrängt. Ein weiterer Blick auf meinen Arsch reicht ihm, um zu vergessen, wo wir sind. Und weil er es will, will ich es auch. Bedingt durch die Tatsache, dass es für ihn nicht von Bedeutung ist, wie wir uns untenherum freimachen, hocke ich im nächsten Augenblick bereits auf seinem Schoß. Er ist in mir, besser gesagt, ich bin in mir selbst. Meine Füße stemme ich links und rechts von seinen Hüften in das bunte Kunststoffpolster, während seine Hände auf meinem Po liegen und er sich keuchend bewegt. Auch jetzt weiß er, dass die Gefahr besteht, erwischt zu werden, doch nun erregt sie ihn zusätzlich. Er fürchtet, ein paar homophoben Schlägern zu begegnen, und umso größer seine Angst wird, desto härter fickt er mich. Ich kann beobachten, wie jeder seiner Stöße mich erschüttert, fühle aber nur die Hitze um Yoshikis Schwanz herum, in die er immer wieder unermüdlich und gnadenlos eintaucht. Meine Hände krallen sich in die horizontale Haltestange über den Sitzen, wodurch ich einen perfekten Halt erlange und mich für meinen Lover im Lustrausch weiterhin räkeln kann. Ich werfe meinen Kopf zurück und stöhne heiser vor Verlangen, während Yoshiki sich selbst hemmungslos an die Freiheit verliert und sich wünscht, dass sein Baby für immer bei ihm bleibt, damit sein System wieder einwandfrei funktioniert. Damit er wieder ganz ist.   Kapitel 2: INTERLUDE -------------------- Im ersten Moment glaubte Rena, das blaue Licht, welches in umfing, wäre Bestandteil einer neuen Traumepisode, doch so wie nach und nach sein Bewusstsein zurückkehrte, musste er feststellen, dass er wieder in der Realität angekommen war und sich somit in Yoshikis Labor befand. Noch etwas benommen blinzelte er und suchte mit den Augen nach dem anderen, welcher nach wie vor auf seinem Schreibtischstuhl saß, nur mit dem Unterschied, dass er geschäftig an seinem PC werkelte. Durch die wohlige Trägheit, die Rena umfing, beschlich ihn ein warmes Gefühl beim Anblick Yoshikis. Sein Lächeln mochte gequält wirken aufgrund seiner eingerosteten Gesichtszüge, aber es war dennoch eines von der echten Sorte. Schon immer hatte es ihn gewissermaßen fasziniert, Yoshiki in einem seiner beiden Elemente zu erleben. Wenn er mit großen Augen auf den Bildschirm starrte und hochkonzentriert wirkte, während seine so kundigen Finger flink wie Wiesel über die Tastatur huschten, bestätigte er Rena nur in seiner Behauptung, dass er ein absoluter Freak war. Ein Nerd sowie ein verrückter Wissenschaftler. Rena vermochte sich nur schwer an dem anderen sattzusehen. Besonders dann, wenn er nicht merkte, dass er ihn beobachtete, so wie im Augenblick. Noch immer spürte er die Nachwirkungen der Träume mehr als jene des injizierten Serums. Die Gefühle, welche Yoshikis Hirngespinste in ihm wachgerufen hatte, waren nach wie vor präsent, und vielleicht waren auch sie es, die die alte Vertrautheit zwischen ihnen wiederbelebte. Yoshiki war ihm nicht mehr nahe gewesen, als er hier eingetroffen war. Aber nun war er es wieder. Yoshiki bemerkte wenig später, dass er wach war. Aus seinen großen, runden Augen blickte er ihn über den Bildschirm hinweg an. Hätte Rena nicht gewusst, was für ein perverses Gedankengut in jenem genialen Kopf schlummerte, er hätte wohl vermutet, dass Yoshiki kein Wässerchen trüben könnte. So unschuldig wirkte sein Gesicht, so harmlos, insbesondere dann, wenn er nicht gestylt war und seine Brille trug. Aber Rena kannte das, was sich in seinem Hirn abspielte, besser als jemals zuvor. Jetzt, wo er dessen Gedanken hautnah miterlebt hatte. "Ah, du bist wach", stellte Yoshiki mit dem Anflug eines Lächelns fest und rückte sich seine Brille zurecht. Er löste sich von seinem PC und wandte sich Rena zu, dabei die Hände geduldig in seinem Schoß faltend, während er seinen Probanden erwartungsvoll anblinzelte. "Und? Hat sich die Reise für dich gelohnt?" Im Grunde wusste Rena selbst nicht, wie die Antwort auf diese Frage lautete. Sein Hirn war nach wie vor leicht benebelt, die Wirkung des Serums ließ nur langsam nach. Verflucht viele Eindrücke waren auf ihn niedergeprasselt, und wahrscheinlich würde es seine Zeit dauern, bis er sie allesamt eingeordnet hatte. Und vor allen Dingen verarbeitet. "Nun ja." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und bemerkte erst jetzt, dass sie schweißnass war. Beunruhigt verzog er die Augenbrauen. Hoffentlich hatte sein Körper nicht allzu offensichtlich mitgefiebert, während sein Geist sich im Land der Träume aufgehalten hatte. Immerhin besaß er keine Erregung. Immerhin etwas. "Wie, 'nun ja'?" Yoshiki runzelte die Stirn, aber der Schalk blitzte nach wie vor in den Augen hinter seiner Brille auf. "Hast du denn nicht das Licht gefunden, nach dem du gesucht hast?" "Nicht direkt." Damit hatte er nun doch Yoshikis Erstaunen geweckt. Offenbar hatte er mit dieser Bekundung nicht gerechnet. "Und indirekt?" Rena hob die Schultern. Für lange Gespräche fehlte ihm schlichtweg die Energie. Selten hatte er sich derart ausgelaugt gefühlt. Als wäre er an seine mentalen Grenzen gestoßen. "Du bist auf jeden Fall nicht so abgebrüht, wie du immer zu sein glaubst", deutete er mit erschöpfter Stimme an und lehnte seinen Hinterkopf gegen das Polster des Stuhls. "Obwohl du natürlich ganz eindeutig vollständig verdorben bist. Dein Licht mag diffus sein, aber ich habe es gesehen." Yoshikis Mundwinkel zuckten, ohne sich zu einem Lächeln auszubreiten. Fast sah es schmerzlich aus, wie er das Gesicht verzog, und vielleicht lag dies daran, dass er ahnte, welches Licht Rena aufglimmen gesehen hatte. Er selbst kannte seine Sehnsucht schließlich am besten, auch wenn er sie stets zu verbergen wusste. Aber nun kannte Rena sie genauso gut. Er konnte ihm nichts mehr vormachen. Nicht, nachdem sie dieselben Träume geträumt hatten. "Immerhin scheinst du keine Folgeschäden davongetragen zu haben", urteilte Yoshiki und rollte nun samt seinem Stuhl auf Rena zu, ein Stethoskop und ein Blutdruckmessgerät mit sich führend. "Lass mich nun deine Werte kontrollieren." "Keine Sorge, ich bin hart, das weißt du." Rena ließ Yoshiki nicht für eine Sekunde aus den Augen, während dieser ihm die Manschette um den Arm schlang und den Kopf des Stethoskops knapp darunter an seine Armbeuge schob. Nun sah er wieder so extrem jung aus, wie er konzentriert den Blick gesenkt hielt und Renas Werte studierte. Und Rena kam nicht umhin, sich durch diese kleine Untersuchung abermals angeregt zu fühlen. Er versuchte, sich dagegen zur Wehr zu setzen, aber er mochte es nach wie vor, wenn Yoshiki den Doktor spielte und seinen Körper und dessen Funktionen in Augenschein nahm. Und jetzt, wo er wusste, in welch schillernd schönen Farben Yoshikis Gedanken Rena malten, hätte vielleicht ein kleines Kommando genügt, um seinen Widerstand zu brechen. "Dein Herz rebelliert ganz schön", verkündete Yoshiki schließlich, als er die Manschette löste und sich die Ohroliven herauszog. "Ich kann nachvollziehen, dass das Ganze ziemlich aufwühlend für dich gewesen sein muss." Er tätschelte Renas Hand, die entspannt auf der Armstütze ruhte. "Ich weiß nicht genau, was du gesehen hast, aber wahrscheinlich überschreitet es selbst meine kühnsten vom Verstand gelenkten Vorstellungen. Das Unterbewusstsein tritt immer vollkommen unzensiert und unbeschönigend auf. Deshalb ist es mitunter gefährlich, darin herumzustochern." Rena warf ihren sich berührenden Händen einen Blick zu und musste unwillkürlich an Yoshikis letzten Traum denken. Jenen, in denen er pure Entzückung empfunden hatte. Jenen, in dem sie sich so nahe gewesen waren und es sich so realistisch angefühlt hatte. "Nichts davon hat mich wirklich überrascht", gab Rena zu, während er seine Hand endlich wegziehen wollte, es aber einfach nicht schaffte. "Jeder Traum hat deine Handschrift getragen. Ich habe dich wiedererkannt." Yoshiki blinzelte ihn an. "Und trotzdem rennst du nicht schreiend davon, sondern sitzt hier und lässt mich sogar an dich heran?" Nun schmunzelte er. "Obwohl du so gehofft hast, dass ich vielleicht doch kein so abnormales Schwein bin?" Gewissermaßen kam sich Rena in Anbetracht dieser Fragen hilflos vor, weshalb er nichts anderes tat, als mit den Schultern zu zucken. Natürlich rannte er nicht schreiend vor Yoshiki weg. An seinen Gefühlen für ihn hatte sich durch die geteilten Träume nichts geändert. Ganz im Gegenteil - alles, was vorher vorhanden gewesen war, hatte sich noch intensiviert. "Gut." Yoshiki nickte, anscheinend hatte er noch nicht einmal eine Antwort erwartet. "Dann ist es nun an der Zeit, dass du die Hosen runterlässt und deine ungeschönten Träume mit mir teilst." Diese Tatsache freute ihn ungemein, das hörte Rena ihm an und er sah es auch in seinen aufblitzenden Augen. Eilig richtete er eine neue Spritze an, welche dieses Mal für ihn selbst sein würde, während Rena beklemmende Empfindungen beschlichen. Wenn es wirklich stimmte und noch nicht einmal Yoshiki wirklich wusste, was sich in seinem eigenen Unterbewusstsein abspielte, was würde er dann in Renas Träumen entdecken? Ja, Rena glaubte wirklich fest daran, dass er nicht mehr der dumme, risikofreudige und sexuell pervertierte Junge war, zu dem Yoshiki ihn vor vielen Jahren gemacht hatte. Nie mehr hatte er sich nach irgendwelchen Schweinereien gesehnt, nie irgendetwas in seinem Leben vermisst, seit Yoshiki kein Teil mehr von diesem war. Aber eine leise Furcht schlummerte dennoch in ihm. Was, wenn sein Unterbewusstsein ein Verräter war und seine Fantasien noch immer dieselben wie früher? Er hatte Angst davor, sich Yoshiki derart zu offenbaren. Nicht, weil er ihm nicht traute und ihm seine geheimsten Gedanken zu intim gewesen wären, um ihn mit ihnen zu konfrontieren. Er hatte Angst, dass die Sehnsucht ihn insgeheim ebenso zerfraß wie Yoshiki. Aber immerhin würde Yoshiki die Reise durch seine Träume ganz allein unternehmen. Er selbst würde nicht erfahren, was der andere erblickte. Es sei denn, er erzählte es ihm. Detail für Detail... Doch wie er es auch drehte und wendete, es gab kein Zurück mehr für ihn. Yoshiki hatte sich ihm offenbart und nun galt dasselbe für ihn, so lautete der faire Deal. Er konnte von Glück reden, dass Yoshiki seinen Herzschlag nicht hören konnte, während er sich auf seinem Stuhl niederließ und sich darauf vorbereitete, sich die Spritze zu injizieren. Er ging ohne jede Hemmungen als Werk, so, als hätte er sich schon tausend Mal selbst etwas mittels einer Nadel verabreicht. Ob er sich Heroin spritzte? Rena wusste es nicht, und er wollte es auch gar nicht wissen. Er wusste nur, dass es wahrscheinlich viele Gedanken in Yoshikis Kopf gab, die es wert waren, betäubt zu werden. Er wischte sich mit einem antiseptischen Tuch über seine Armbeuge und beäugte anschließend genauso fachmännisch seine Spritze wie jene, die er Rena vorhin verabreicht hatte. "Ich kann es kaum erwarten, einzuschlafen und mich in deinem Hirn wiederzufinden", bekundete Yoshiki. "So nah wollte ich dir schon immer einmal sein. Die Verschmelzung zweier Geister ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber als die Verschmelzung zweier Körper." Renas Magen schien sich in Anbetracht dieser Worte regelrecht zur Faust zu ballen. Er wusste nicht, was genau er empfand, ob es Mitleid war; er wusste nur, dass sie ihn berührten. An einer sehr empfindlichen Stelle, die tief in seiner Seele verborgen lag. "Na los, tus." Rena hatte keine Ahnung, woher er diese plötzliche Entschlossenheit nahm. Er rückte sich auf dem Stuhl zurecht und starrte an die stählerne Wand, ohne auch nur einmal zu blinzeln. "Bringen wir es hinter uns." Aus den Augenwinkeln sah er, wie Yoshiki sich neu mit seinem PC vernetzte. "Alles, was wir heute über den anderen herausfinden, bleibt unter uns", bekräftigte er noch einmal, und beinahe wünschte Rena sich, dass er noch einmal seine Hand auf die seine legen würde, denn dies hätte ihm vielleicht etwas von den mulmigen Gefühlen genommen, die ihn beschlichen und nicht mehr losließen. "Deine Geheimnisse sind bei mir sicher, Süßer. Ich werde sie hüten wie meine eigenen." Weil er ohnehin niemand hatte, dem gegenüber er sie ausplaudern konnte. Er hatte eine Frau, die er nie würde lieben können und die garantiert keinen blassen Schimmer davon hatte, wie es in Yoshiki selbst aussah. Er hatte seinen Computer, und Maschinen taugten für gewöhnlich nicht als Gesprächspartner. Dafür aber waren sie äußerst geduldig und verurteilten einen nicht. Nicht einmal dann, wenn man ihnen doch seine perfidesten Gedanken anvertraute. Noch immer wandte Rena seinen Blick nicht mehr von dem bläulich schimmernden Nichts ab. Nicht einmal, um hinüber zu Yoshiki zu schielen und herauszufinden, ob er bereits schlief, um Renas Träume zu empfangen. Wie lange würde eine solche Traumreise dauern? Minuten? Stunden? Er hatte Yoshiki nicht danach gefragt, und nun wagte er es nicht mehr, ihn anzusprechen. Schließlich war es äußerst wahrscheinlich, dass er sich bereits bei den Leichen in Renas Keller umschaute...   Kapitel 3: Renas Lustlandschaft ------------------------------- Nur langsam und mit viel Geduld gelingt es mir, Renas Träume dazu zu bewegen, sich mir zu öffnen. Ich kann förmlich spüren, wie er sich verzweifelt dagegen sträubt, mich in seinen Kopf zu lassen, doch mein Wille ist stärker als seiner. Er hat mir die Erlaubnis erteilt, sein Unterbewusstsein zu erkunden, weswegen ich nichts Unlauteres tue. Ich nehme an, dass er nichtsdestotrotz Angst hat. Angst, weil seine Weste doch nicht so rein sein könnte, wie er es gern hätte. Dieses Wissen jedoch schwindet mit dem Eintauchen in Renas Lustlandschaft. Ein Badezimmer wechselt an die Stelle meines Labors, und dort, wo vorhin noch blaues Licht den Raum kaum erhellt hat, beleuchtet mich nun eine kalte Neonröhre. Geblendet davon senke ich meinen Blick und betrachte das warme Wasser, welches meine Knie umspielt. Ich sitze in einer Badewanne, dementsprechend ist mein Körper nackt. Nein, es handelt sich dabei nicht um meinen Körper - er gehört Rena. Ich selbst besitze keine tätowierten Arme und zudem ist mein Schwanz gepierct, was bei jenem Exemplar, was mir momentan zwischen den Beinen baumelt, nicht der Fall ist. Würde ich über mein eigenes Bewusstsein verfügen, würde ich den Traum garantiert nach meinen Vorstellungen manipulieren und hätte mich - Rena - begierig angefasst, wo ich doch wahrscheinlich nie wieder eine vergleichbare Situation erleben werde. Doch dieses Bedürfnis habe ich noch nicht einmal. Ich denke, was Rena denkt, durchsetzt von Fragmenten meiner eigenen Gedanken, die allerdings nicht ausreichen, um seine Fantasien zu beeinflussen. Ich stelle fest, dass der Abflussstopfen am anderen Ende der Badewanne sich bewegt, und ja, diese Tatsache beunruhigt mich, denn offenbar hat Renas Bewusstsein ebenso wenig Ahnung von dem, was auf ihn zukommt wie ich in diesem Moment. Es dauert nicht lange, bis der Abflussstopfen die Gestalt eines Kopfes annimmt, jedoch keinesfalls eines menschlichen. Er ist unbehaart und glatt, und selbst Rena überkommt ein Gefühl des Ekels bei seinem Anblick, welches sich jedoch noch verstärken soll, als dem Kopf diverse Fangarme aus dem Abfluss folgen. Fangarme, an denen sich Noppen befinden, bahnen sich ihren Weg in die Badewanne, wecken ein gewisses Misstrauen in mir, der Rena verkörpert. Nach wie vor weiß ich nicht, wie mir geschieht, aber andererseits weiß ich es doch, weil Renas Lust den Traum steuert. Wahrscheinlich genießt er die leise Furcht, die mit der wachsenden Erregung einhergeht, so wie der glitschige Tintentisch auf ihn zu kriecht und seine Genitalien unter sich begräbt. Wenn dem so ist, ist er verdorbener, als ich es je für möglich gehalten hätte. Noch nicht einmal ich kann Angstspielen etwas abgewinnen. Das Gefühl von Sicherheit ist meiner Meinung nach so viel erregender, auch wenn mich ein gewisses Risiko zu kicken weiß. Die Muskelbewegungen des sexgeilen Tieres verstärken sich. Es kontrahiert um ihn herum wie eine Vagina, zumindest empfinde ich es so. Ich spüre, wie Scham in Rena aufwallt, denn im Gegensatz zu mir besitzt er Grenzen. Und doch ist seine Lust bereit, diese zu sprengen. So wie die Arme des Kraken die seinen umschlingen und sie fixieren, übertönt die Stimme seiner Triebe all die anderen. Dieses vermenschlichte Tier fesselt ihm ebenso die Beine, um sich dann ungehindert an ihm gütlich zu tun, mit dem Ziel, ihn zum Orgasmus zu bringen. Er ist hart, ich kann es sehen, wann immer das wabernde Fleisch etwas von seinen Genitalien weicht. Die unnachgiebigen Noppen massieren ihn, und es dauert nicht lange, ehe die Krake mit zwei ihrer verblieben Armen in ihn eindringt. Während diese das tun, reizen die restlichen zwei seine gepiercten Brustwarzen, und ich habe für einen Moment lang das Gefühl, als würde der Wahnsinn mich vollends überrollen. Es ist ekelhaft, was passiert, es ist widernatürlich und zum Teil auch angsteinflößend, und all dies sind Renas Empfinden. Er kommt trotzdem, aber ich kann es nicht fühlen, weil Sex stets im Kopf beginnt und mein Kopf im Moment ausgeschalten ist. Zumindest größtenteils. Dass ich im positiven Sinne erschüttert bin über Renas Fantasien, bin ich in der Lage zu denken. Schon jetzt triumphiere ich, denn Rena beherbergt nach wie vor jene Abgründe, die ich in ihm gegraben habe. So muss es sein. So habe ich ihn mir erzogen.   Rena sitzt nicht mehr in der Wanne, und er befindet sich auch nicht mehr im Badezimmer. Ich finde mich in einem Raum wieder, den ich nicht kenne, welcher aber eventuell Renas Schlafzimmer sein könnte. Ich habe ihn nie Zuhause besucht, unsere Spiele haben nur in Andros und meinem Labor stattgefunden oder aber in unserem privaten Reich. Es hat Rena gefallen, quasi zwei Leben zu führen. Eines als Musiker und eines als Sexsklave. Heute möchte er diese zwei Leben offenbar miteinander vermischen. Ich sehe mich selbst neben Andro stehen, bin gleichzeitig ich und gleichzeitig Rena, und teilweise auch ein anonymer Beobachter. Dass ich nicht ausschließlich ich selbst bin, zeigt sich in meiner Denkweise meinem Herrn gegenüber. Ich empfinde tiefen Respekt für ihn, aber ich kann ihn nicht lieben, so wie ich es in der Realität tue. Meine Gefühle spiegeln allein Renas Gedanken wider. Und sie erzählen mir auch, wie inbrünstig er mich verehrt. Die Szene verändert sich so rasch, als wäre sie eine bloße Fotografie gewesen. Nun sitze ich nackt auf jenem Bett, vis à vis mit Andro, habe meine Beine über die seinen gelegt, welche er genau wie ich ausgestreckt hat. Unsere Schwänze presse ich mit einer Hand dicht aneinander. Mein Piercing ist omnipräsent, wahrscheinlich spielt es eine wichtige Rolle für Rena. Dahingegen interessiert ihn Andros Gesicht äußerst wenig. Es wirkt verschwommen, und ich erkenne ihn nur, weil ich genau wie Rena weiß, um wen es sich handelt. Er soll ganz verschwinden, und dafür rückt nun Rena selbst zwischen ihn und mich und versperrt mir die Sicht auf ihn. Auch wenn ich in meinem Körper stecke, so bin ich trotzdem er, der sich vor etwaigen Verletzungen fürchtet, aber uns beiden doch blind vertraut. Da mir nach wie vor seine Gedanken innewohnen, kann ich seinen nackten Körper nicht aus einem begehrenden Blickwinkel sehen. Dafür sehe ich mich, und ich denke bei meinem Anblick, was für ein sexgeiler Bastard ich doch bin und wie erregend es sein wird, Herrn und Sklave gleichzeitig in sich spüren zu können. Sie miteinander zu vereinen. Schwanz an Schwanz, verbunden in einer Enge, sich aneinander reibend und miteinander kommend. Rena weiß, dass wir zusammengehören und dass nichts Andro und mich trennen kann. Und er will dies auch nicht. Und gleichzeitig will er nur mich. Der Prozess des Eindringens wird von seinem Traum ignoriert. Er möchte uns einfach nur reiten, ohne Schmerzen, ohne Vorbereitung, und das tut er auch, mittels geschmeidiger Bewegungen, mit denen er mir gefallen möchte. Wieder wünschte ich, ich wäre nicht nur seine Marionette und könnte fühlen, dass er mich anmacht mit seinem nuttigen Verhalten, aber er vermittelt mir nichts weiter als seine Intentionen. Und seine Intention ist es, dass ihn gleich zwei Schwänze besamen. Er möchte mir einen saftigen Creampie zaubern, und deshalb bewegt er seine schmalen Hüften auch so emsig, macht die ganze Arbeit ganz allein, damit er sich seine Belohnung in Form meiner ihn ausleckenden Zunge verdient. Ich blicke mir selbst herausfordernd in die Augen und sehe das diabolische Glimmen in ihnen, während ich mir anzüglich über die Lippen lecke. Die Aufforderung für ihn, es sich selbst und mir zu besorgen. Er kennt meine Körpersprache. Wir verstehen uns ohne Worte. Und wir geben uns immer, was wir brauchen.   So allerdings nicht in jenem Traum, der abrupt endet, noch ehe es um uns geschehen kann. Wahrscheinlich stellt die Hauptsache für ihn dar, dass er etwas Versautes tut und dass er es vorranging mit mir erlebt. Bei der Tintenfischszene hingegen stand sein schambehafteter Höhepunkt eindeutig im Vordergrund. Ich vermute, man muss ihn gewissermaßen peinlich berühren, um ihn zum Orgasmus zu bringen. Insgeheim braucht er das, es ist sein gut gehüteter Kink. Mit Bloßstellung hat sein nächster Traum jedoch reichlich wenig zu tun. Eher mit exhibitionistischen Vorlieben, auch wenn dies womöglich etwas zu hoch gegriffen wäre. Renas Unterbewusstsein formt sich abermals einen Yoshiki, an dem es sich ergötzen kann. Umgebungen scheinen für Rena keine große Rolle zu spielen, denn der Raum, in dem ich mich befinde, bleibt kohlrabenschwarz und undetailliert gezeichnet. In dieser Beziehung tickt er anders als ich. Ich brauche die Perfektion in jeder Form. Er braucht sie nur in Form meines Körpers. Unter Renas Haut machen sich Gefühle des Unwillens bemerkbar, während er mich anschaut. Sie ist der Widersacher der Erregung, die er empfindet, wenn er mich nur ansieht. Sein Verstand hat seine Wildheit und Losgelöstheit längst verdorben. Er zieht sich bis in sein Unterbewusstsein und trübt jegliche Gefühle der Lust. Dabei hat mir der lüsterne Engel auf seiner Schulter solch ein schönes, freizügiges Outfit auf den Leib geschneidert. Er möchte es genießen, aber er vermag es nicht ungehindert. Leise Scham kriecht in ihm empor, er wagt es kaum, mich anzusehen. Dabei bin ich sein feuchter Traum mit meinem ledernden Harness und vor allen Dingen dem Lackstring. Er sieht mich auch ohne hinzusehen, weil er keine Augen braucht, um sich an mir zu weiden. Ich selbst erlebe es selten, dass Musik in meine Träume Einzug hält, doch Renas derzeitigen Traum erfüllen eindeutig Klänge. Es sind elektronische Beats und Synthatmosphären. Er weiß, wie gut ich mich zu solchen Soundlandschaften bewegen kann, denn ich kann mich besser in Maschinen einfühlen als in Menschen, und diese Klänge sind die Stimmen von Maschinen. Meine Hände gleiten über meine eigene nackte, olivfarbene Haut. Der Clou ist, dass ich mich urteilsfrei selbst dabei beobachten kann. Ich schwebe über dem Geschehen, außerhalb jedes Körpers, wobei Rena bislang nicht körperlich zugegen ist. Sein Hirn ist viel zu beschäftigt damit, meine Bewegungen zu lenken, dass alle anderen Details nur störend wirken würden. Dafür füllen seine Gedanken meinen Kopf, während ich mich dem Rhythmus der Beats hingebe, als würde ich mit ihnen schlafen. Er hat einen Dreckskerl vor sich. Ein Miststück. Einen perversen Lustmolch. Seine obszöne Denkweise überrascht mich eigentlich nicht, aber in diesem Moment tut sie es doch. Während ich Rena anhimmle wie einen Gott und mich fast ehrfürchtig an seiner Schönheit labe, auch wenn mir immer wieder meine Triebe dazwischenfunken und alles Licht verderben, so offenbart sich mir gerade seine Dunkelheit. Der animalische Teil seiner Psyche, den er wahrscheinlich streng unterdrückt, seitdem er ihn nicht mehr dank mir ausleben kann, nutzt die Gelegenheit, um zum Vorschein zu kommen. Ich bin nun sogar geölt, sodass meine Haut verführerisch glänzt, und ich kann meine Rückseite sehen. Knackige Beats und ein noch knackigerer, nackter Arsch. Gedanken huschen durch seinen Kopf, diffus, überschneiden sich voller Gier und Eifer. Mit seinen Zähnen möchte er mir den String vom Leib ziehen, damit er endlich meine Eier sehen kann. Gleichzeitig strecken sich seine Hände nach mir aus und berühren meinen geschorenen Hinterkopf, während er beim Anblick meines Rückens knurrend die Nase rümpft. Mein ganzer Körper ist sein Fetisch, und ich habe das Gefühl, als wäre er noch wilder auf mich als ich nach ihm, wenn wir uns in der Realität befinden. Doch die Realität existiert in diesen lustgeschwängerten Momenten nicht. Ich befinde mich nun in Renas Körper und kann meinen eigenen intensiver aus seiner Perspektive sehen als je zuvor. Fühle, wie die Erregung ihn zu meinem Sklaven macht, dem ich jede noch so obszöne Schandtat auszuführen befehlen könnte. Er frisst mir aus der Hand, und doch habe nicht ich das Sagen in dieser Szene. Er ist mein Gott, und er befiehlt mir, zu ihm zu kommen und mich mit gespreizten Beinen über seinen Schoß zu stellen. Es ist schade, dass ich nichts zum Geschehen beitragen kann, aber immerhin passt das mir von ihm eingeimpfte Verhalten zu mir. Der hübsche Junge vergeht fast vor Wonne, als ich mich mit gekräuselten Lippen hautnah vor ihm bewege und dabei meine Hände begehrlich an seinen Hinterkopf schiebe, um ihm näher zu sein. Jede meiner anrüchigen Bewegungen ist flüssig und geschmeidig, und er sieht mit glasigen Augen an mir empor, streicht ehrfürchtig über meine bloßen Hüften und hakt die Daumen unter meinen String, bereit, ihn herunterzuziehen, damit ihm mein Schwanz ins Gesicht springt. Doch ehe es so weit kommen kann, schiebe ich mein Becken vor und drücke mir sein Antlitz in den Schritt, mit dem Ergebnis, dass sich die unintelligenten Interjektionen, die sein Kopf formt, beinahe überschlagen. Es ist ein einziges Flehen und Winseln, das sich in seinen Gedanken manifestiert, und im Grunde will er nur noch eins von mir, und das auf der Stelle: Ficken, ficken, ficken. Wenn du es nicht auf der Stelle hart mit mir treibst, kann ich für nichts mehr garantieren. Eine Sekunde länger, und ich implodiere vor Testosteron und Hitze. Sein Widerstand ist längst geschmolzen. Für derartige Negativgedanken bleibt in seinem Kopfkino kein Platz mehr. Ich allein fülle es aus, bin die Sonne in seinem Universum. Und gleichzeitig bin ich der Urknall, der seinen Wahnsinn zum Leben erweckt. Er packt meine Arschbacken und knurrt wie das Raubtier, das ich aus ihm gemacht habe und das bereit für die Paarung ist. Er ist genauso begierig wie bei unserem ersten gemeinsamen Mal, und mit seinem ehrlichen Nachgeben verschwimmt die Szene vor meinen Augen und taucht sie in nachtschwarze Finsternis. Ich begreife, dass er es nicht zum Äußersten kommen lässt, weil er trotz seinem Wunsch zum Nachgeben so unnachgiebig ist. Er glaubt, mir widerstehen zu müssen, aber er braucht es nicht mehr. Er hat sich zu mir begeben, und dies ganz sicher nicht, weil er mir demonstrieren möchte, was für ein braves Lämmchen er ist. Es ist mutig von ihm, dass er mich in seinen Kopf lässt, obwohl solche dämonischen Gedanken ihn bevölkern, denen er schutzlos ausgeliefert ist. Doch wahrscheinlich ist dies der erste Schritt zur Aufgabe seines Widerstandes. Sein Unterbewusstsein hat ihn in meine Arme getrieben, denn es allein weiß, wo er hingehört. Und er kann sich ihm nicht widersetzen, wenn er sich nicht selbst ruinieren möchte. Für einen Augenblick weiß ich nicht mehr, ob er es ist, der aus diesen Träumen lernt oder ich, denn obwohl wir uns gewissermaßen voneinander unterscheiden, sind wir in dieser Beziehung absolut identisch, wie eineiige Zwillinge im Geist.   Die nächste Traumsequenz folgt einem anderen Schema als die vorangegangenen - sie steigert sich nicht allmählich zu einem für zartbesaitete Gemüter reichlich verstörenden Höhepunkt, sondern sie beginnt mit ihm. Zumindest bin ich dieser Ansicht, als ich Rena als körperloser Beobachter dabei zusehen kann, wie dieser meinen Schwanz mit seiner tätowierten Hand umfasst hält. Er ist ein tüchtiger Junge, der genau weiß, dass ich es mag, wenn er mich fest reibt. Sogar im Traum vergisst er nie, wo meine Präferenzen liegen, was für seine Zuneigung zu mir spricht. Und natürlich sticht wieder einmal mein Penispiercing heraus wie ein hell funkelnder Stern. Rena ist verrückt danach, es triggert seine Lust höchstwahrscheinlich am meisten von allen erotischen Attributen, die ich ihm offeriere. Deshalb mutet es reichlich verwunderlich an, dass er nicht einen Gedanken daran verschwendet, mich in den Mund zu nehmen und mein Fleisch zu verschlingen. Nein, sein Traum verfolgt ein gewisses Ziel, und er weiß es, ohne es zu wissen. Es gibt keinen Verstand, der die Situation ruinieren oder auf einen anderen Pfad führen könnte. Es gibt nur jenen vorbestimmten Weg, den sein Hirn vehement geht. Anstatt seines geöffneten Mundes hält er ein Reagenzröhrchen vor mein Loch, während er mich so heftig rubbelt, als wollte er mich melken wie eine Kuh. Und ja, damit ist seine Absicht vergleichbar. Wir verlustieren uns nicht aufgrund des Lustgewinnes miteinander. Passenderweise kann ich meinen Orgasmus nicht spüren, aber doch sehen, durch Renas gierige Augen hindurch. Er starrt meine weiße Soße an, als handele es sich bei ihr um flüssiges Gold. Deshalb ist er auch so bemüht, jeden einzelnen Tropfen davon aufzufangen. Interessanterweise ist das Röhrchen bereits randvoll gefüllt, nachdem es mir nur einmal gekommen ist. Offenbar hält mich Rena für einen oberpotenten Superstecher, was mir schmeichelt. Und ich muss feststellen, dass ich während dieses Traumes äußerst klar bin und mir sehr viele Gedanken bezüglich des Geschehens machen kann. Ob die Wirkung der Injektion bereits nachlässt? War die Dosis zu schwach? Nein, darüber kann ich mir dann doch keine Gedanken machen. Denn ich bin im nächsten Moment viel zu beschäftigt damit, mir bei meinen Hantierungen zuzusehen. Offenbar befinde ich mich mit Rena in einem Tätowierstudio, auch wenn die Umgebung wie üblich nicht sonderlich aufschlussreich ist. Lediglich eine stählerne Theke befindet sich vor mir, ähnlich jener in meinem Labor. An jener fülle ich mitsamt einer Spritze mein gesammeltes Sperma in den Tank einer Tätowierpistole. Dass Rena derart detailreich von dieser Tätigkeit träumt, verrät mir, dass bereits diese ihn erregt. Und noch stärker erregt es ihn, als ich mir schließlich Latexhandschuhe überstreife und mich mitsamt meinem Werkzeug neben ihm, der auf dem Tätowierstuhl sitzend auf mich wartet, platznehme. Er bietet mir mit einem Lächeln seinen Hals dar, und ich setze die Nadel auf die Stelle unter seinem Ohr an und weiß ganz genau, was ich tun muss. Ich führe sie, als würde ich es nicht zum ersten Mal tun und präge ein Y, gemacht aus einer ganz besonderen, weißen Farbe, in seine Haut. Eine Markierung fürs Leben. Etwas, das nie wieder abgehen wird. Er möchte etwas von mir immer bei sich tragen. Etwas, das ein unzertrennbares Band zwischen uns webt. Sein Mund würde niemals so ehrlich sein wie es seine Träume sind. Ich weiß nun besser als je zuvor, wieso er Zweifel dabei hegte, mich in seinen Kopf zu lassen. Dabei wollen wir doch beide nur eines: Zwei glückliche Jungs sein. Er muss sich nicht selbst verleugnen. Ich muss mich nicht selbst verleugnen. Ich darf es nicht, besser gesagt. Und er darf es noch weniger, denn dies ist mein Befehl an ihn.   Die Reise durch seine unterdrückten Fantasien jedoch ist an dieser Stelle noch nicht beendet, wie ich feststellen darf, als ich mich wieder in Renas Haut wiederfinde und an einem anderen Ort als meinem Labor. Allerdings ist dieser ihm nicht ganz unähnlich, denn es handelt sich um das Sprechzimmer eines Arztes. Es ist reichlich steril eingerichtet, ganz so, wie es auch mir gefallen würde, aber nicht ich bin derjenige, dem diese Praxis gehört. Rena ist der Doc, und ich bin der Patient. Wie ein schwarzes Schaf sitze ich in meinen dunklen Klamotten und meinen roten Haaren in dem kalt wirkenden Zimmer auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch. Ich kann mich einmal mehr aus seiner Perspektive betrachten, weshalb sich schon jetzt herauskristallisiert, dass es sich bei diesem Traum wieder um einen der überaus erotischen Sorte handeln muss. Rena denkt, dass er noch nie einen derart scharfen Patienten in seiner Praxis hat begrüßen dürfen. Und er denkt über spezielle Behandlungsmethoden nach. Über einen Einlauf. Dass er sich bei Doktorspielen gern in der aktiven Rolle sehen würde, ist mir neu, was wiederum zeigt, wie erkenntnisreich seine Träume sind. Jedoch ist es äußerst unwahrscheinlich, dass er mittels eines Einlaufs meine Krankheit kurieren könnte, wie er selbst weiß, denn er ist kein Allgemeinmediziner und schon gar kein Urologe. "Was führt Sie zu mir?", höre ich ihn fragen, wobei meine Augen aufblitzen wie die eines Teufels. Durch Renas Blickwinkel betrachtet wirke ich stets fast ein wenig unheimlich und vor allen Dingen unberechenbar, was es wohl ist, was ihn an mir besonders kickt neben meinen körperlichen Aspekten. Er vermag schwer aus mir zu lesen, und ich vermag es deshalb auch, nun, wo ich Rena bin. Ich sehe, wie ich meine Hände auf dem Tisch falte. "Ich habe Gewaltfantasien." Die Emotionen bemühen sich, keine Spuren auf meinem Gesicht zu hinterlassen. "Sexuelle." Erst jetzt streift Renas Hirn die Erkenntnis, dass er ein Psychologe ist. Und weil er einer ist, redet er sich ein, dass er ruhig bleiben muss. Professionell. Er ist es auch tatsächlich. Er lässt sich von mir keinerlei Angst einjagen, obwohl ihn doch ein leises Kribbeln im Magen kitzelt. "Es ist gut, dass Sie den Entschluss gefasst haben, sich behandeln zu lassen", sage ich wie zu mir selbst, besitze aber Renas Stimme. "Bevor Sie noch einem Menschen wehtun. Sie haben doch noch keinem Menschen wehgetan?" "Nein." Die Mundwinkel des Traum-Yoshikis zucken verräterisch. "Bis jetzt ist mir noch keiner begegnet, der in mir diesen Impuls ausgelöst hätte. Zumindest nicht in Person." Das Kribbeln in Renas Magen wird immer heftiger. Sein Unterbewusstsein kennt den Weg, und es freut sich darauf, endlich die treibende Kraft zu sein und ihn zu regieren. "Und wer löst solche Impulse in Ihnen aus?" Er legt erwartungsvoll den Kopf schief. Sag es, komm schon. Sag mir, was ich hören will. Sein Traum scheint mir luzide Momente zu besitzen, denn ich sage ihm tatsächlich, was er hören will. "Junge Burschen", raune ich und reize Rena bereits damit in seinem tiefsten Inneren. Er ist so leicht zu stimulieren, so empfindlich. "Mit schönen, schlanken Körpern, Tätowierungen und Piercings." Ich erhebe mich von meinem Stuhl und grinse auf Rena hinab, während ich ein Messer in die Höhe halte. "Ich kann nicht anders, als solchen wehzutun, wenn mir einer von ihnen begegnet." Rena neigt zum Übermut. Und er steht so sehr auf Angstspiele mit Blut, dass ich glaube, gefangen in seinem Körper fast kommen zu müssen, als der Traum-Yoshiki sich vor ihn stellt und mit der Messerklinge seine Unterlippe behutsam blutig schneidet. Ein Schnitt in der Mitte, einer links und einer rechts. Es tut nicht weh. Es ist die Geste, die ihn erregt. Die Macht, die ich über ihn besitze. Er gehört mir. Er befindet sich in meinen Fängen. Er ist meine Geisel. Und ich werde ihn nicht gehen lassen. Er fleht sein Hirn regelrecht an, dass er den Traum doch bitte, bitte zu Ende träumen darf. Denn zu erwachen, bevor er meinen Schwanz in den Rachen geschoben bekommt, würde eine Ernüchterung für ihn bedeuten. Und einen unbefriedigenden Morgen. Jahrelang hat er auf mich verzichten müssen. Der Wahnsinn frisst ihn förmlich auf, so, wie sein Schlund mich zeitgleich auffrisst. Das Gefühl, etwas in Mund zu haben, das dick und lang ist, kommt mir äußerst realistisch vor. Er fürchtet, seinem Würgereflex zu unterliegen, doch er lässt sich tapfer seinen Mund von mir ficken, als ich die Spitze des Messers unter das Kinn halte und leicht in die empfindliche Haut steche. "Guter Junge, Rena", lobe ich ihn für sein Tun und bewege meine Hüften noch etwas kräftiger. Im nächsten Moment jedoch habe ich meinen Schwanz vor Augen, an dem sein Blut klebt. Er schmeckt auch nach Blut, nach Blut und Salz und bald auch nach etwas anderem. "Dein Blut und mein Sperma, was für eine perfekte Symbiose." Manchmal fallen in Träumen Sätze, die man nach dem Aufwachen für schon fast filmreich hält. Dieser ist ein solcher. Ich hoffe, ihn behalten zu können, denn dieses eine Wort beschreibt, was Rena und ich sind: Eine Symbiose zwischen einer schmerzvollen Lust und einem lustvollen Schmerz.   Epilog: POSTLUDE ---------------- Das Gefühl der tiefen Erregung in seinen Lenden blieb omnipräsent. Sie mochte Rena gehören und nicht Yoshiki, war sie doch in seinem Hirn erwachsen, aber nun gehörte sie auch ihm, und sie ließ ihn auch nicht los, als Yoshiki allmählich wieder in die Realität zurückkehrte. Das blaue Licht stach ihm in die noch benommenen Augen, doch sein restlicher Körper war nicht müde. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Seine Hände waren schweißnass und seine Hose viel zu eng. Rena verhielt sich so still, dass er hätte annehmen könnte, er wäre gar nicht da oder selbst eingeschlafen. Doch wäre dem so, hätte er sich nicht durch seine Gedanken bewegen können. Als Yoshiki träge den Kopf drehte und zu ihm hinsah, erwidert er den Blick unverzüglich. In seinen dunklen Augen schwelte etwas Verletzliches, denn er fürchtete eindeutig das, was Yoshiki gesehen hat. Er wollte nicht erfahren, um was es sich gehandelt hat. Die Beule in seiner Hose sprach ohnehin Bände, und sie war es auch, die ihn rasch wegsehen ließ. Doch der Wahrheit konnte er sich nicht länger entziehen. Dafür würde Yoshiki Sorge tragen. Vielleicht hätte er es ihm verschwiegen, wenn es nicht derart eindrücklich angemutet hätte. Aber es gab in Anbetracht von Renas intimsten Gedanken viel zu sagen. Sehr viel. "Danke, dass du mich so vertrauensvoll in deine Seele hast sehen lassen." Yoshiki nahm sich die Elektrode ab und legte sie beiseite. Rena beäugte ihn dabei argwöhnisch mit gesenktem Kopf und diskret gehobenem Blick. Wahrscheinlich rechnete er damit, dass Yoshiki sich nun seinem PC zuwenden würde, um irgendwelche Daten und Fakten festzuhalten, doch bei diesem Experiment ging es nicht um logische Schlüsse, sondern um rein persönliche Belange, welche sich nur schwer in Worte fassen ließen. Aber dies war natürlich trotzdem vonnöten, allerdings brauchte Yoshiki eine Weile, ehe er wieder so klar war, dass er Rena erzählen konnte, was er erfahren hatte. Doch dann überlegte er es sich anders. "Du willst nicht, dass ich dir erzähle, was ich gesehen habe, nicht wahr?" Er schaute Rena aus großen Augen an und legte den Kopf dabei urteilend schief. "Du hast Angst davor." Rena kämpfte gegen das mulmige Gefühl mit aller Macht, aber er schaffte dennoch nicht, es gänzlich vor Yoshiki zu verbergen. Der andere hatte mit seiner Feststellung ins Schwarze getroffen, und seine Augen schimmerten wie jene eines waidwunden Tieres. Wovon Yoshiki sich jedoch nicht beeindrucken ließ. Rena war ein harter Kerl, und es würde ihm eine Freude sein, an seiner rauen Schale zu kratzen. "Du wirst trotzdem nicht drumherumkommen, zu erfahren, was du mir gezeigt hast", stellte Yoshiki klar und sah ihn fest an. "Denn es ist zu deinem Besten. Unterdrückten Gelüsten und Fantasien muss man irgendwann Raum verleihen, sonst erstickt man daran." Er wusste, dass er zugleich auch sich selbst belehrte, aber er verdrängte die Gewissheit rasch. Im Moment zählte nur Rena. Rena, der so schön und begehrenswert war und solch ein wildes und äußerst unkonventionelle Sehnsüchte hegendes Herz besaß. Kein Wunder, dass es monatelang im selben Rhythmus geschlagen hatte wie das Yoshikis. "Dann sags mir." Rena klang wieder so entschlossen wie kurz bevor Yoshiki in seinen Kopf eingedrungen war. Er hielt ihm regelrecht die Wange hin, damit er ihn darauf schlagen konnte. "Ich bin schrecklich verdorben, nicht wahr?" Yoshiki hätte beinahe aufgelacht, allerdings nicht nur, weil er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hatte, sondern weil ihn seine Furcht vor der Wahrheit fast rührte. "Sagen wir es so." Yoshiki schmunzelte genüsslich in sich hinein und rieb sich das Kinn, während er das eben Gesehen noch einmal Revue passieren ließ. "Ich komme in fast jedem deiner Träume vor. Und in jedem siehst du eine andere Facette von mir. Und gleichzeitig offenbarst du mir in jenem eine andere Facette von dir." Rena schnaubte. "Es war so klar." "War es das?" Yoshiki zeigte sich reichlich erstaunt. "Suche ich dich etwa so oft in deinen Gedanken heim?" Rena schwieg. Er kämpfte und kämpfte und würde am Ende doch der Verlierer sein. Und nur deshalb gleichzeitig der Gewinner. Da er nichts dazu beizutragen hatte, obwohl Yoshiki seine elenden Geheimnisse nun ohnehin allesamt kannte, war es an dem anderen, weiterzusprechen. Er erhob sich und machte ein paar Schritte in Renas Richtung. "Du hast ein paar äußerst interessante Fantasien", bemerkte er. "Im Nachhinein betrachtet könnte ich fast behaupten, du wärst noch verdorbener als ich." Noch ein Schritt folgte, sodass er nun direkt vor Renas Knien Halt machte. Der Junge wurde zunehmend unruhiger und rückte sich in seinem Stuhl zurecht, hielt aber weiterhin die Klappe. "Du fühlst dich von Ekel stimuliert genauso wie von Angst und Scham. Oh ja, insbesondere, wenn man dich in Verlegenheit bringt, geht dir einer ab." Rena mimte den Unbeeindruckten, der er jedoch nicht wahr. Er schaute demonstrativ in eine andere Richtung und überließ Yoshiki nach wie vor das Reden, hörte nur widerwillig zu, wie er all die Dinge vor ihm ausbreitete, die er nicht hören wollte. Die Wahrheit in ihrer reinsten Form. "Aber du kannst auch anders." Yoshiki schmunzelte. "Auch du hast ein Licht in dir, wenn auch eines, das von einer kaputten Lampe stammt." Er streckte die Hand aus und berührte Rena an der Stelle unter seinem Ohr. Der Junge zuckte abrupt zusammen. So empfindlich, wie er in seinen Träumen war, war er auch in der Realität. Yoshiki drehte Renas Kopf ein wenig, um einen Blick auf jene Stelle zu erhaschen, auf der sein Finger ruhte. "Schade, dass du es nicht wirklich trägst. Das kleine Sperma-Ypsilon. Es hat dir gestanden." Renas Blick klarte sich kurz auf, wurde durchscheinend, doch im nächsten Moment verhärtete er sich schon wieder. Seine Lippen waren fest zusammengepresst, doch sie würden es nicht mehr lange sein. Yoshiki ging zu seiner Theke und öffnete den obersten Schub, um etwas aus diesem zu entnehmen. Es war etwas Kleines, welches er mühelos in seiner Faust verbergen konnte, damit Rena es noch nicht gleich zu Gesicht bekam. So trat er wieder Rena gegenüber und beäugte ihn abschätzend. Er war noch nicht fertig mit seiner Auswertung der perfiden Träume des Jungen. "Und es gab noch etwas, das dir gestanden hat." Er hielt das scharfe Metallstück so abrupt vor Renas Gesicht, dass der Junge große Augen machte, ansonsten jedoch nicht mit der Wimper zuckte. Ein Schnitt folgte, der Renas Lippe teilte, direkt in der Mitte. So, wie Yoshiki dies getan hatte, trat er einen Schritt zurück und betrachtete sein Kunstwerk, aus dem allmählich Blut quoll. "Jetzt. Genauso bist du komplett. Eine Symbiose zwischen Traum und Realität." Nein, das stimmte nicht. "Allerdings fehlt noch etwas. Etwas ganz Entscheidendes." Er zögerte keinen Moment mehr. Rena hatte ihm genügend Signale gesendet, die ihm erlaubten, seinen Instinkten freien Lauf zu lassen. Rena wollte es auch. Und so setzte er sich auf den Schoß des Jungen und küsste heiß dessen Blut von den Lippen, bis er es auf seinen eigenen schmecken konnte. Metallisch. Ein seltsamer Geschmack für etwas, das nicht aus Eisen bestand. Vielleicht waren Menschen und Maschinen sich doch nicht so fern, wie man immer glaubte. Im ersten Augenblick wirkte Rena wie erstarrt. Doch es brauchte nur einen einzigen Atemzug Yoshikis, um seinen Widerstand zu brechen. Die Träume, durch die Yoshiki gewandelt war, hatten in ihm ein seltsames Gefühl hinterlassen, etwas zwischen Sehnsucht und blanker Gier, was jedoch gegenstandlos in seinem Magen geschwelt hatte. Bis zu jenem Moment, in dem Yoshiki ihn getriggert hatte. Spermatattoo. Blutende Lippen. Er wusste, wie seine Träume aussahen, ohne es zu wissen. Er spürte es. Und er gab sich selbst nach, küsste Yoshiki begehrend gegen und schlang die Arme um seinen Rücken. Wie zwei Raubtiere, die ewig um ihre Beute herumgeschlichen waren, ohne sie erlegen zu dürfen, kosteten sie das Feuer aus, das in ihnen schwelte und das sie zum Ausbrechen gebracht hatten. Es gab nun kein Zurück mehr, für beide nicht. Sie waren eine Symbiose eingegangen, die man nicht mehr trennen konnte. Und all ihre Träume würden aufs Neue Gestalt annehmen, nun, wo sie aus den Tiefen des Unterbewusstseins aufsteigen durften und endlich frei waren.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)