Second Chance von Turiana ================================================================================ Kapitel 8: Kapitel 8 -------------------- Als er durch das Uchihaviertel rannte -lange nicht mehr so schnell wie auf dem Weg nach Konoha- bekam er Seitenstechen. Uchiha Itachi war zwar ein Anbu, aber selbst diese Shinobi reisten eigentlich nicht so schnell. Die Angst hatte ihn vorangetrieben, und als er nun zuhause ankam stürmte er zu allererst in sein Elternhaus. „Mutter?“, rief er und rannte durch den Wohntrakt des Anwesens. „Vater? Seid ihr hier?“ Sie waren nicht dort. Und auch das übrige Viertel seiner Familie war wie ausgestorben. Er verließ das Gebäude wieder und machte sich auf den Weg zum Hokageturm. Wenn der Aufstand wirklich in vollem Gange war, wie er das fürchtete, dann begannen die Kämpfe nach dem letzten Gespräch zwischen Fugaku und Sarutobi vor dem Hokageturm. Mutter wird nicht dort sein, dachte er. Aber Vater und die anderen. Er würde sie beruhigen müssen. Den Putsch unterbinden und dafür Sorge tragen, dass sie in Konoha bleiben konnten! Er kam nicht einmal bis zum Hokageturm. Noch auf halber Strecke stolperte er in die Kämpfe hinein. Er sah Uchiha gegen andere Ninja aus Konoha kämpfen, und wie eingefroren blieb er stehen. Fassungslos starrte er auf das Gemetzel, das ihn in seine Vergangenheit katapultierte. Direkt hinein in den letzten Krieg, als Sasuke noch nicht geboren war und er selbst für sein ganzes Leben geprägt wurde. Auf Frieden. Aber das hier war Krieg, und er war so sinnlos. Seine Augen brannten und sein Herz schlug so heftig, dass er das Blut in seinen Ohren rauschen hörte. Er atmete schneller und fühlte sich aufgedreht und erschöpft. Als Anbu hatte Itachi viele Kämpfe bestritten. Schon als vierjähriger hatte er Menschen getötet, wenn auch nur aus Notwehr. Aber das hier, dieser Krieg in Konohas Straßen, überforderte den 13jährigen. „Itachi, pass auf!“, hörte er jemanden schreien. Verwirrt blickte er sich suchend um, bevor er gepackt und weggezerrt wurde. Im selben Moment spürte er einen Luftzug an seinem Hals und hörte, wie etwas Metallisches sich in die Hauswand hinter ihm bohrte. Dieses Knirschen von Metall auf Stein. Er begann zu zittern und ließ sich einfach mitschleifen, zurück in Richtung Uchihaviertel. Weg von den Kämpfen. Sein Vater! Er musste seinen Vater finden! Sasuke war irgendwo außerhalb des Dorfes, aber er würde nicht für immer sicher sein! Itachi wollte sich losreißen und wieder nach seinen Eltern suchen. Fest wurde er an Ort und Stelle gehalten und erst starker ziehender Schmerz an seiner Wange ließ ihn wieder aus seiner Panik auftauchen. Er bemerkte, dass er gegen eine Hauswand gedrückt wurde. Dass er schwer atmete und seine Lungen schmerzten. Das Seitenstechen spürte er nicht mehr. Das Blut rauschte noch immer in seinen Ohren, er zitterte weiterhin, aber er lebte. Und vor ihm stand Hatake Kakashi, der sein Truppenführer war und Sasuke in Itachis komischen Erinnerungen zum Chunin ausbilden würde. Sein Blick war ernst und das Sharingan nicht verdeckt, der ältere Shinobi trug die Anbukluft. Es klebte Blut daran und Itachi drehte sich der Magen um. „Hörst du mich?“, fragte sein Truppenführer ruhig, als würden nicht wenige Meter weiter Menschen sterben. „Itachi, antworte!“ Der Jugendliche konnte seinen Körper zu einem Nicken zwingen. Sein Hals war trocken, der Mund wie ausgedörrt. Der Anbutruppenführer nickte nun ebenfalls. „Itachi, was ist los? Hätte ich nicht eingegriffen wärst du gestorben ohne das zu bemerken. Wo kommst du überhaupt her?“ Itachi rutschte kraftlos zu Boden. Blickte zu dem etwa zehn Jahre älteren Shinobi auf, der ihm ein guter Lehrer und Kamerad war. „Seit wann ist schon Krieg?“, fragte er apathisch. „Es ging heute Morgen los, als die Uchiha den Hokageturm angegriffen haben. Itachi, wo warst du? Ich habe einen Raben entsendet, aber er ist nicht zurückgekommen.“ Itachi starrte in die Richtung, der der Krieg tobte. „Sasuke und ich wurden von Vater losgeschickt, um Waffen zu holen. Aber die Händlerin hat gesagt, sie hätte nicht alles da. Mein Vater hat letzte Woche schon Waffen geholt und Sasuke und mich fortgeschickt ohne etwas zu sagen. Die Katzenoma hat vorgeschlagen, wir bleiben ein paar Tage bis die nächste Lieferung eintrifft, aber…“, erklärte er leise und stockend und beendete seinen Bericht doch nicht. Ernst hockte sich Kakashis vor seinen Untergebenen. „Hast du Sasuke mitgebracht, Itachi? Ist er hier irgendwo?“, wollte er wissen. Musste er wissen, denn ein kleines Kind wie Sasuke durfte hier nicht herumlaufen. „Ich… Er ist außerhalb des Dorfes und schläft. Hätte ich ihn nicht mitgebracht wäre er mir gefolgt.“ Nun lächelte der Hatake. „Gut. Dann gehst du jetzt zu ihm und verschwindest wieder, klar?“ Itachi blickte seinen Vorgesetzten matt an. „Ich muss das hier beenden“, antwortete er nach einer Weile. „Falsch“, korrigierte ihn Kakashi ruhig. „Du musst bei Sasuke bleiben. Wenn du hier stirbst ist er alleine.“ „Warum?“ „Danzo hat den Befehl erteilt, alle Uchiha zu töten. Du wirst automatisch als Feind eingestuft.“ Der Jugendliche starrte Kakashi mit dunklen Augen an. „Ich habe Sasuke versprochen, unsere Eltern zu finden und zu ihm zu bringen.“ Der Truppenführer schüttelte seinen Kopf und zog seinen Schützling auf die Beine. „Er wird alleine nicht überleben, Itachi. Lass es bleiben. Ich begleite dich zu ihm und dann verschwindest du mit ihm. Alles andere wäre Selbstmord.“ „Er hat recht, Itachi“, hörte er jemanden sagen. Erschrocken blickte er in die Richtung, aus der die Stimme kam, und bemerkte seinen besten Freund. Sichtlich lädiert stand Shisui am Eingang zum Uchihaviertel. In der einen Hand hielt er ein Katana und mit der anderen stütze er sich an der Mauer ab, die das Viertel vom Rest des Dorfes abgrenzte. Kakashi hatte ihn mit Sicherheit schon bemerkt, denn er wirkte nicht im geringsten überrascht. „Komm mit, ich bringe dich zu den anderen. Deine Mutter und ich schützen mit ein paar anderen die Kinder und Alten“, sagte Shisui. Er war blasser als sonst und sichtlich erschöpft. Kakashi wies Itachi an, auf seinen Cousin zu hören. „Geh mit Shisui, Itachi. Kommt nicht zurück.“ „Ja“, flüsterte Itachi und wusste, er würde sich niemals erkenntlich zeigen können. Schwerfällig lief er zu Shisui. Der nickte Itachis Lebensretter knapp zu und packte dann seinen besten Freund, um ihn hinter sich her zu zerren. Der junge Anbu brauchte ein paar Minuten, bis er ihr Ziel erkannte. Schnurstracks führte der andere Uchiha ihn zum Nakanoschrein, unter dem der geheime Versammlungsraum ihres Clans lag- mit einem Tunnel, der am Rand des Viertels in Richtung der Trainingsplätze endete. „Ich wollte schauen, ob ich etwas tun kann. Wie gut, dass ich dich gefunden habe“, sagte Shisui und zog Itachi schnell in den Schrein und wenig später in den geheimen Versammlungsraum „Ich dachte, du würdest länger brauchen, um zurück zu kommen.“ Itachi antwortete nicht, weshalb sein bester Freund ihn entschuldigend ansah. „Es tut mir leid. Ich konnte sie einfach nicht töten.“ Der 13jährige schüttelte schlicht seinen Kopf. Er selbst hätte sie töten können, das wusste er, aber es war vielleicht besser so. Zumindest für Sasuke. „Ich muss zu Sasuke. Er ist ganz alleine im Wald und meine Illusion wird ihn nicht lange schlafen lassen.“ „Wir holen ihn sofort, wenn wir das Dorf verlassen haben“, versicherte Shisui, dem der achtjährige auch sehr ans Herz gewachsen war. „Itachi!“, hörten die Freunde im nächsten Moment jemanden schreien. Dann wurde Itachi fest an einen nur wenige Zentimeter größeren Körper gedrückt. „Itachi, was machst du hier?“ Tröstend und trostsuchend drückte Itachi sich an seine Mutter. Sein eines Ohr lag über dem Brustkorb seiner Mutter und er konnte ihren Herzschlag hören. Er liebte dieses Geräusch. „Itachi, wieso bist du hier?“, drang nur langsam Mikotos besorgte Stimme zu ihm durch. „Und wo ist Sasuke? Itachi, wo ist dein kleiner Bruder?“ Ihr Herz schlug schneller. Sie hatte Angst. „Wir holen ihn jetzt, Tante Mikoto“, antwortete Shisui für seinen besten Freund, der noch immer nicht ganz bei sich war. „Er ist in einem Versteck im Wald.“ Itachi spürte, wie seine Mutter nickte und ihn losließ. „Lass uns gehen“, sagte sie ihm. Stumm nickte er und beobachtete, sie sich seine Verwandten zum Aufbruch bereit machten. Es waren etwa 20 Kinder, deutlich weniger Alte und mehr Frauen als Kinder. Erst jetzt wurde Itachi wirklich klar, dass seine Mutter lebte und es ihr gut ging. Er wurde wieder normal -soweit das möglich war- und teilte Mikoto und Shisui mit, dass er vorgehen würde. Sasuke allein im Wald, mit etwas Pech wieder wach, das war das letzte was Itachi wollte. Er wusste ja nicht einmal, wie viel Zeit schon vergangen war, seit er Sasuke zurückgelassen hatte. Trotz seiner Erschöpfung eilte er durch den schmalen Tunnel. Er brauchte nicht lange, bis er den Wald erreicht hatte und zu der Höhle rannte, in der sich sein kleiner Bruder befand. Am See bemerkte er seine Krähen. Unauffällig und stumm saßen sie an ihren Plätzen. Beruhigt betrat der Anbu -ehemalige Anbu- die Höhle. Er hörte ein schweres Keuchen und Wimmern und wusste, Sasuke war wieder wach. „Sasuke?“, rief er den jüngeren, während er zu dessen Versteck ging. Das Wimmern erstarb. Itachi entdecke die Spalte nur schwer, weil er sie so gut getarnt hatte. Aber er fand sie und räumte mit einer Handbewegung die Steine aus dem Weg und warf Sasukes Rucksack achtlos auf den Höhlenboden. Sasuke war blass und zitterte am ganzen Leib. Sofort zog Itachi ihn aus dem Versteck und drückte ihn fest an sich. Dünne Arme und Beine schlangen sich um ihn und er hörte Sasuke schniefen. „Du warst so lange weg“, wimmerte der achtjährige. „Du hast gesagt, du kommst in einer Stunde zurück! Das waren doch bestimmt drei oder vier Stunden!“ Tröstend strich er seinem Bruder über den Rücken und versuchte, ihn zu beruhigen. Langsam verließ er die Höhle und setzte sich davor auf die Wiese, Sasuke auf dem Schoß. Präsentierteller, schrie seine Erfahrung, aber die Kämpfe fanden nicht hier statt. Seine vertrauten Geister waren da, beobachteten und würden warnen. „Ich habe mich beeilt. Es tut mir leid“, flüsterte Itachi dem weinenden Kind ins Ohr und drückte ihn fest an sich. Er fühlte, wie das Kind zitterte und hörte es weinen und das brach ihm das Herz. Wenn er daran dachte, dass Sasuke wegen seiner Unzuverlässigkeit das Versteck verlassen und auf der Suche nach ihm den falschen Menschen in die Hände hätte fallen können… Itachi hätte ihm nicht helfen können. Und nun, wo er wusste, dass Sasuke in Sicherheit war konnte er auch nicht verhindern, dass die wenigen Bilder des Kampfes in seinem Kopf umherschwirrten. Es zog ihn zurück in seine Kindheit. In den grausamen Teil seiner Kindheit. Er bemerkte es nicht, doch er drückte Sasuke noch fester an sich und wog den Jungen und sich selbst vor und zurück. „Itachi“, hörte er den achtjährigen irgendwann schniefen. „Itachi, die Krähen!“ Zusätzlich kniff Sasuke ihn heftig. Riss den Anbu aus seinem Albtraum heraus in die grausame Wirklichkeit. Er hielt inne und ließ seinem kleinen Bruder etwas mehr Freiraum und bemerkte, dass seine vertrauten Geister, die näher an Konoha gesessen hatten, kreischend in die Luft stoben. Bei den anderen Tieren ließen sie sich nieder und gaben den Brüdern somit Rückendeckung. Nur wenige Minuten angestrengtes Lauschen später konnte Itachi jemanden durch den Wald stapfen hören. Und es waren nicht gerade wenige Leute. Sofort wies er seinen verstörten Bruder an, hinter ihm zu bleiben. Dann erst kämpfte er sich auf die eigenen Beine. Leicht schwankte er kurz, bevor er eine gute Ausgangsposition einnahm. Sasuke hinter sich wissend -wenigstens etwas geschützt- zog er ein paar Kunai. Das Katana auf seinem Rücken wäre zu gefährlich. Er könnte Sasuke verletzen, der direkt hinter ihm stand und sich an seinem Oberteil festhielt. Sie bewegten sich nicht, bis die ersten Schatten zwischen den Bäumen hervortraten. Itachi hielt die Luft an und fühlte, sie sich Sasuke dichter an ihn drängte. Doch im nächsten Moment atmete Itachi auf und steckte die Kunai in seine Wurftasche zurück. „Da seid ihr ja“, kam es erleichtert von Shisui. Sasuke linste hinter seinem Bruder hervor, in dem Moment, in dem auch Mikoto näher an die Brüder herangetreten war. Seine Augen wurden groß und brannten wieder, als er seine Mutter sah. Mit einem lauten „Mama“ ließ er seinen großen Bruder los und rannte zu der jungen Frau. Sie eilte ihm entgegen und drückte ihn fest an sich. Itachis Anspannung löste sich und er ließ sich an Ort und Stelle ins Gras fallen. Sah die verängstigten Kinder, den erschöpften Shisui und die wenigen Erwachsenen an. Es waren so wenige… „Hey“, keuchte Shisui und ließ sich wie Itachi zuvor auf die Wiese fallen. Tief atmete er durch. „Ich dachte, ihr wärt Verfolger“, gab Itachi zu. „Und dass ich Sasuke dem Dorf auf dem Silbertablett serviert hätte.“ Bevor sein bester Freund antworten konnte waren Sasuke und Mikoto bei den beiden. Sofort fühlte Itachi, wie sein Bruder wieder einen Zipfel seines Oberteils packte. Und er bemerkte aus den Augenwinkeln, dass der achtjährige die Hand der Mutter festhielt. „Itachi, was sollen wir machen?“, fragte Mikoto erschöpft. Vorsichtig lehnte sich Sasuke an die schwarzhaarige Frau. „Gehen wir in das Versteck zurück, Itachi? Das bei Sora-ku?“, fragte er leise und unsicher. Eine Weile reagierte der ehemalige Anbu nicht. Ihm wurde die Tragweite seiner Antwort bewusst. Fugaku war wahrscheinlich tot. Das machte Itachi zum neuen Clanoberhaupt. Ihm wurde übel. Die Sicherheit eines Versteckes, das niemand finden konnte, klang unheimlich verlockend. „Ja. Wir brechen gleich auf. Je weiter wir uns von Konoha entfernen desto besser.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)