Mein Leben als CEO von KnK-Romane ================================================================================ Kapitel 2: A la Michael De Santa -------------------------------- Ihr fragt Euch sicher, warum sich jemand so einen Aufriss macht und all diese Dinge organisiert, nur um ein paar Weiber flach zu legen. Nun, es liegt nicht daran, dass ich sonst keine abbekommen würde, weil ich nicht gut genug aussehe. Ganz im Gegenteil, ich halte mich eigentlich für ziemlich attraktiv und bisher hat mir auch noch niemand etwas Gegenteiliges gesagt. Die ganze Idee ist eher im Gespräch mit ein paar Kumpels entstanden. Setzt man viele Affen zusammen, fangen sie eben irgendwann an, mit Scheiße um sich zu werfen. So ist das auch bei uns Männern. Aber verrückte Ideen arten gerne in Machtkämpfe aus, und ehe man sich versieht, darf man keinen Rückzieher machen, weil man sonst sein Gesicht und seine Ehre verliert und schon steckt man quasi bis zum Hals in gequirltem Kuhmist. Dazu kommt dann noch der schlechte Einfluss von Fernsehserien wie How I Met your Mother oder Two and a half man, die einem nicht gerade einen vernünftigen Umgang mit dem weiblichen Geschlecht vermitteln. Natürlich ist mir klar, dass das alles nur erfundene Geschichten sind. Trotzdem lebt doch auch jeder irgendwie ein kleines bisschen in seiner eigenen Traumwelt. Wenn man dann diese TV-inszenierte Traumwelt mit genügend Testosteron, Alkohol und dem Hype um gewisse CEOs aus Romanen, die die Frauenherzen zum Schmelzen und die Höschen zum Tropfen bringen, vermischt, was erhält man dann? Richtig! Eine Schnapsidee. „Alter, was haben die Weiber nur immer mit diesen Anzugtypen?“, fragte mein Kumpel Mark (der Grafik-Designer), während er zusah wie Emre (ein anderer Kumpel) und ich GTA V über seinen 63- zoll Flachbildfernseher zockten. „Meinst du die Hipster? Du bist doch selbst einer!“, erwiderte ich und spielte auf Marks Vollbart und seine super nerdige Hornbrille an. Dazu hatte er seit neustem eine Vorliebe für karierte Fliegen entdeckt. Ich meine, bitte, sind wir hier bei Dr. Who oder was? „Haha“, Mark rümpfte die Nase und grunzte etwas Mürrisches in sich hinein, was ich nicht verstand, „nein ich meine diese ganzen Geschäftsleute. Banker, Anwälte, diese typischen Bosse eben. Ich lauf mit Karina durch die Stadt und da kommt uns so ein junger Typ in Designeranzug entgegen. Die Haare nach hinten gekämmt und Lackschuhe an. Einfach so ein richtig geleckter Maffiosi-Heini. Sie dreht sich nach ihm um und meint: Hast du den gesehen? Der war vielleicht heiß“, Mark äffte die Stimme seiner Freundin unnatürlich hoch nach, verzog dabei das Gesicht und wackelte mit dem Kopf. „Frauen verbinden solche Klamotten eben mit Geld. Und Geld verbinden sie mit Macht. Und Macht ist sexy“, warf Emre in seiner staubtrockenen, abgebrühten Art ein und zuckte mit den Schultern, als wäre das alles völlig normal. „Alles klar, Yoda“, sagte ich und in meinem Kopf begannen sich die Zahnräder zu drehen. „Meint ihr, man kann leichter welche abschleppen, wenn man einen Anzug trägt und sie denken, dass man ein reicher Geschäftsmann ist?“ Um meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen, manövrierte ich unsere Spielfigur zu ihrem Kleiderschrank und blätterte dort diverse Outfits durch. T-Shirt und Bermudashorts. „Jungfrau 40 männlich sucht“ Anzug und Lederhandschuhe „Flachgelegt!“ Emre sah mich genervt von der Seite an und nahm mir den Kontroller aus der Hand. „Lass das. Michael kriegt auch welche in Jogginghose ab.“ Trotzdem fand ich den Gedanken merkwürdig inspirierend. „Ich denke schon, dass sich da einige von beeinflussen lassen. Wobei ich das ziemlich oberflächlich und billig finde. Ich glaube aber auch, dass da ein einfacher Anzug nicht reicht. Da brauch man schon das Gesamtpaket mit schicker Karre und teurem Haus“, antwortete Mark und ich begann mein Kinn zu reiben. „Ich wette, mir könnte dann keine widerstehen, wenn ich auch noch CEO von irgendeiner Firma wäre“, sinnierte ich und Emre hatte nun diesen Bitte-nicht-Blick drauf, den er Mark zuwarf. „Ich glaube nicht, dass die Frauen so leicht hinters Licht zu führen sind“, sagte dieser. Zu spät. Mein innerer Rebell war geweckt, von der Leine gelassen und bleckte die Zähne nach Frischfleisch. „Wisst ihr, wo man in der Stadt nen vernünftigen Anzug herbekommt?“ Keine zwei Tage später rollte ich mit Sonnenbrille und meinem alten Mazda in ein Parkhaus und ließ mich von Hugo Boss einkleiden. An dem Tag nach meinem kleinen Tete-a-Tete mit Pepper Potts warf ich mich abends auf meine Couch und rief Mark an. „Yo, was geht?“, meldete er sich in gespieltem Slang. Mark war kein Slangmensch. Er war der Hochdeutsch-Spießer. „Eingelocht“, antwortete ich grinsend und wartete auf seine Reaktion. Er musste eine Weile überlegen und ich konnte förmlich hören, wie die verwirrte Stille zu einer Sprachlosen wurde. „Nicht dein Ernst?“, brachte er schließlich hervor. „Doch. Eine kleine Rothaarige aus einer Bar. Sie ist komplett drauf rein gefallen. Ich hab ihr meine Visitenkarte da gelassen, falls sie Lust auf eine zweite Runde hat.“ „Ich glaub das einfach nicht, wie billig ist das denn?“ Offenbar hatte es seine heile Rosa-rote Brille zerstört, mit der er Frauen ansah. Sie waren nicht die süßen, unschuldigen Wesen, für die er sie hielt. Mr. Christoph Anthony Zane kriegt sie alle. Am Ende würde jede ihre Beine breitmachen, wenn der Geldbeutel nur laut genug klapperte. „Alter, du hattest jetzt deinen Beweis. Also lass es jetzt. Ich weiß, ich hab dir geholfen den ganzen Mist aufzuziehen, aber du solltest das nicht ausnutzen.“ Offenbar hatte er Mitleid mit den Mädchen. Ich nicht. „Wieso? Wenn sie so oberflächlich ist, dass sie mit einem Anzugträger ins Bett springt, der ihr mit seiner Rolex vor der Nase rumwedelt, dann ist sie doch selbst schuld, wenn sie auf die Schnauze fliegt. Das nennt man Karma. Karma mit Nachhilfe halt. Und ich tu ja niemandem weh. Sie hatte Spaß, ich hatte Spaß, ist doch alles gut.“ „Ich weiß nicht, Chris. Ich hab da kein so gutes Gefühl bei.“ hätte ich doch mal auf Mark gehört. Doch in diesem Moment lenkte mich ein Piepen in meinem Smartphone ab, das mir zeigte, dass ich während des Gespräches eine SMS bekommen hatte. „Wart mal kurz“, sagte ich zu Mark, nahm mein Handy vom Ohr und stellte erfreut fest, dass Pepper mir geschrieben hatte. Mein Grinsen reichte von Ohr zu Ohr. „Jackpott, Alter! Die Kleine von gestern hat mir schon geschrieben. Sie bedankt sich für die Nacht und fragt, ob ich Lust hätte, dass sie mir am Wochenende Frankfurt etwas zeigt. Ja, Baby, zeig mir Frankfurts dunkle, feuchte Ecken“, mein Lachen, welches daraufhin folgte, war diabolischer, als ich geplant hatte. Das Ganze stieg mir eindeutig zu Kopf. Aber, wisst ihr was, es war mir egal, und es fühlte sich gut an. Es war aufregend. Es ließ das Adrenalin durch meine Adern rauschen! „Chris,...“, hörte ich Marks vorwurfsvolle Stimme, doch davon wollte ich jetzt nichts wissen. „Du, ich muss jetzt mal los. Als CEO hat man ja leider so viel zu tun“, wieder musste ich grinsen. Ich verabschiedete mich und legte auf. Mit geschwellter Brust verschränkte ich die Arme hinter dem Kopf. Pepper würde ich später antworten. Sie sollte erst auf glühenden Kohlen sitzen und sich Sorgen machen, ob Mr. Christoph Anthony Zane überhaupt weiteres Interesse an ihr hatte. Wenn ich mich dann bei ihr meldete, würde es große Euphorie bei ihr hervorrufen und sie würde sich als etwas Besonderes fühlen. Nach meinem zweiten Stelldichein mit Pepper, deren Name sich ein weiteres Mal als Nina entpuppte - diesmal merkte ich ihn mir - hatte ich Lust auf was Neues. Der CEO von SFI Inc. durfte nicht nur einer Frau vorbehalten bleiben. Also blieben ihre Nachrichten von nun an unbeantwortet, und wenn ich irgendwann wieder Lust auf sie hatte, würde mir die Ausrede bleiben, dass ich plötzlich wieder zurück in die Staaten gemusst hätte, aus dringenden, geschäftlichen Angelegenheiten natürlich. Ich weiß, ihr haltet mich jetzt schon für ein Arschloch, das es verdient hat, gehasst zu werden. Aber betrachtet auch mal die andere Seite der Medaille: Ist es nicht ziemlich oberflächlich von den Mädels auf mich abzufahren, nur weil sie glauben ich sei reich? Eine Woche später war Anfang des neuen Monats und ich hatte gerade wieder Gehalt bekommen, sodass ich genug Geld hatte, um für ein paar Abende in die Rolle des Mr. Zane zu schlüpfen. Ich verdiene mir meine Brötchen als Chemiker bei einem Pharmaunternehmen. Das wirft zwar nicht sehr viel ab, aber es reicht, um vernünftig leben zu können und es macht mir Spaß. Doch für dieses Wochenende wollte ich meinen weißen Kittel gegen den Hugo Boss Anzug tauschen. Ich drehte „Seed - Ding“ laut über meine Anlage im Wohnzimmer auf und begann mich tanzend fertigzumachen. Wie in einem Ritual legte ich mir die (fake) Rolex an, knöpfte mein Hemd zu und warf mir das Jackett um die Schultern. Ich fühlte mich wie ein Superheld. Ein letzter Blick in den Spiegel, ein kleiner Sprüh aus der Paco Rabanne Flacon und ich war bereit. So verließ ich meine Wohnung und machte mich auf den Weg nach Frankfurt City. Auf dem Weg aus dem Parkhaus kam ich bei Frankie vorbei. Er war ein Obdachloser, der seit einigen Jahren schon auf der Straße lebte und quasi immer am selben Platz war. Im Laufe der Zeit war es zu einem Ritual geworden ihm vom Bäcker etwas mit zu bringen oder ihm die Reste meines Abendessens zu geben, wenn ich in die Stadt fuhr. Manchmal brachte ich ihm auch Medikamente oder gab ihm meine aussortierte Kleidung, sofern sie ihm denn halbwegs passen mochte. „Ah, Christoph“, sagte Frankie und lächelte mich zahnlos an, „du bist aber rausgeputzt.“ „Ja, ich habe ein Date“, flunkerte ich und zwinkerte ihm zu, „du siehst aber auch schick aus. Den Pulli kenn ich doch. Wie geht‘s dir Frank-man?“ „Wie immer. Weißt du doch. Ich kann mich nicht beklagen.“ Doch konnte er, aber tat er nie und dafür bewunderte ich ihn. Ich hatte ihn nur einmal jammern sehen und das war letzten Januar, als es mehrere Wochen am Stück wirklich sehr kalt gewesen war. „Ich hab dir heute mal was Gesundes mitgebracht“, sagte ich und reichte ihm eine Packung Äpfel sowie einen 5 -Euro Schein. „Danke Chris!“ Er salutierte. Ich tat es ihm gleich. Dann ging ich weiter in die Bar, die ich mir für diesen Abend ausgesucht hatte. So ging es weiter und weiter. Wochenlang spielte ich dieses Spiel und perfektionierte es. Christoph Zane wurde immer mehr zu mir und ich immer mehr zu ihm. Es fehlte nicht mehr viel, dass ich anfing, meine eigenen Lügen zu glauben. Viele Frauen - nicht alle - ließen sich von mir beeindrucken. Einige ließen sich sofort auf etwas ein, andere brauchten etwas länger und wieder welche glaubten, ernsthaft etwas mit mir anfangen zu können. Ich schlief mit so vielen Frauen, dass ich mir von den wenigsten nur die Namen merken konnte, warf sie danach weg wie eine alte Socke und scheiße, ja - ich fühlte mich verdammt gut dabei. Doch an jenem milden Abend im April sollte sich etwas ereignen, das mir einige Wochen später zum Verhängnis werden sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)