More Than A Feeling von Zaje (28 Gefühle) ================================================================================ Kapitel 10: Neugier ------------------- »Was ist das?«, fragend hob er eine Augenbraue und deutete auf das kleine Päckchen, das am Tisch stand. »Das ist für Mum, keine Ahnung was das ist«, lautete die Antwort seiner Schwester, die nicht einmal die Güte besaß von ihrem Buch aufzusehen. Kurz musterte er das Paket, bevor er sagte: »Mum bestellt doch nie etwas.« Das genervte Schnauben kam gleichzeitig mit dem Verdrehen der Augen und dem Zuschlagen des Buches. »Deswegen ist es trotzdem an sie adressiert, ich kann’s auch nicht ändern.« Seine Schwester warf ihm einen warnenden Blick zu und stand auf, um ihm das Paket aus der Hand zu nehmen, das er in der Zwischenzeit von allen Seiten betrachtet hatte. Er wollte unbedingt wissen was darin war. Seine Mutter hatte noch nie in ihrem Leben etwas bestellt. Und es sah auch nicht danach aus, als wäre es ein Paket von Freunden, Verwandten oder Bekannten. Zumindest das große Firmenlogo und das von einem Computer beschriftetem Adressaufkleber sprachen dagegen. »Lass es gut sein«, rief seine Schwester über ihre Schulter, als sie den Raum verließ um in ihr Zimmer zu gehen. »Jaja«, murmelte er ihr hinterher, hatte das Paket aber schon wieder in den Händen. Er musste wissen was darin war. Das Päckchen war nicht schwer und nichts klimperte, wenn man es schüttelte. Das machte ihn nur noch neugieriger. In dieser Hinsicht verstand er seine Schwester wirklich nicht. Sie tat gerade so, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass ihre Mutter ein Paket geschickt bekam. »Pass doch auf! Wie erklärst du das Mum, wenn es kaputt geht?!«, tönte die Stimme seiner Schwester hinter ihm, als er das Paket noch einmal durch schüttelte, nur um irgendein Geräusch zu hören. Er schnitt eine Grimasse in ihre Richtung und stellte das Paket wieder hin. Rechte hatte sie ja trotzdem. Irgendwie zumindest. Gerade wollte er das Päckchen wieder anfassen, als sie es ihm vor der Nase wegschnappte und es selbst heftig durch schüttelte. Belustigt schüttelte er den Kopf. »Wie war das mit dem Kaputtgehen?« »Ach halt die Klappe, ich will wissen was drin ist«, schnaubte seine Schwester. Sie erzählte ihm, dass sie schon seit zwei Stunden zu Hause war und genauso lange überlegte, was es mit dem Paket auf sich hatte. Als ihr Vater nach Hause kam, wurde er sofort mit Fragen bombardiert, kaum hatte er den Raum betreten. Er scherzte, schüttelte das Paket einmal durch, wurde aber auch nicht schlauer. Die Neugier seiner Kinder steckte ihn an und es dauerte nicht lange, bis er sich zu ihnen gesellte. Stundenlang saßen die drei an dem Tisch - das Paket in ihrer Mitte - und rätselten, was es damit auf sich hatte. Die wildesten Theorien entstanden und als seine Schwester gerade der felsenfeste Überzeugung war, dass sich eine Zeitbombe darin befand (»Ich glaube ich höre etwas ticken!«), riss er ihr das Päckchen aus der Hand und platzierte es wieder in der Mitte des Tisches. »Okay, das ist doch irre, ganz ehrlich«, sagte er und warf seiner Schwester einen etwas skeptischen Blick zu. »Entschuldigung! Aber es tickt doch wirklich«, kam sofort die murrende Antwort. Er verdrehte die Augen. »Jaja« war das einzige, das er dazu sagen konnte. Manchmal raubte sie einem wirklich den letzten Nerv. Bevor er noch etwas sagen konnte, ergriff sein Vater wieder das Wort. »Eure Mutter kommt bald nach Hause. Dann ist das Rätsel bald gelöst.« An dem Blick und dem Schnauben seines Vaters, erkannte er, dass ihn das Geheimnis um das Paket nicht los ließ. Er war genauso neugierig wie seine Kinder - die Verwandtschaft ließ sich nicht bestreiten. Sein Vater stand auf und ließ die beiden alleine. Zumindest für zwei Minuten, denn dann saß er schon wieder neben ihnen. Es dauerte noch eine viel zu lange halbe Stunde, bis sie den Schlüssel im Schloss hörten und die fröhliche Stimme seiner Mutter durch den Flur hallte. Alle drei sprangen gleichzeitig von ihren Stühlen auf und setzten eine fast identische Unschuldsmiene auf. »Was ist denn hier los?« Seine Mutter warf den dreien abwechselnd einen fragenden Blick zu. Dann entdeckte sie das Paket und ihre Miene hellte sich auf. »Oh, da ist es ja endlich!« Sie schob ihren Mann zur Seite und griff nach dem Paket. Bevor einer von ihnen überhaupt fragen konnte, was es damit auf sich hatte, erzählte sie ihnen schon von dem neuen Zeitschriftenabo, das sie bestellt hatte. Und das war eine Art Willkommensgeschenk. »Also vermutlich doch keine Zeitbombe«, murmelte er in die Richtung seiner Schwester, während ihre Mutter endlich das Paket öffnete. Gespannt beugten sie sich alle nach vor und während seine Mutter mehr als entzückt war, waren er, seine Schwester und sein Vater schon fast etwas enttäuscht, als eine einfache Tasse zum Vorschein kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)