Dämonenblut von Kalimpoli (Die silberne Tinte) ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Die Nacht zog über das London des späten neunzehnten Jahrhunderts hinein und schnell war alles in tiefes schwarz gehüllt. Eine Nacht, wie sie einzigartig bleiben sollte. Der Mond schien unheimlich durch den von Wolken behangenen Himmel und nur vereinzelt waren kleine Sterne zu sehen. Nur wenige Menschen waren zu später Stunde noch auf den Straßen, gedankenverloren und abwesend schlenderten sie durch die Gassen nach Hause oder zu den noch geöffneten Kneipen, wie es sie an jeder Ecke gab. Eine kleine Gruppe Menschen bahnte sich ihren Weg durch kleine, enge Gassen. Unter den vielen Männern und Frauen waren drei Kinder zu entdecken, welche vorsichtig Hand in Hand zwischen der Menge gingen. Für diese Gruppe war es nicht unüblich Kinder mit zu nehmen, doch für diese Drei, war es die erste Nacht in der sie dabei waren. Es waren die Geschwister Campbell, der älteste von ihnen, der einzige Junge war etwa vierzehn Jahre alt und gehörte damit fast zu denen, welche täglich durch die nächtlichen Straßen Londons streiften. Zwischen ihm und seiner vier Jahre jüngeren Schwester ging die kleinste von ihnen. Das Mädchen war etwa vier Jahre alt und reichte ihrem Bruder nicht einmal bis zur Hüfte. „War es richtig sie heute mit zu nehmen?“, ein weiß bärtiger Mann, welcher einen Zylinder, größer als üblich trug war der Erste, der seit dem Aufbruch sprach. „Ich weiß es auch nicht“, „Es könnte gefährlich werden“, „Heute ist der Tag, ihr wisst schon“, Gemurmel ging durch die Gruppe welche sich immer weiter von den Hauptstraßen entfernte. Etwas außerhalb der Stadt, nahe eines Waldes blieb die Gruppe stehen. Der Weißbärtige hob seinen Gehstock weit in die Luft und ließ ihn in seiner Hand kreisen „ontynan!“. Er ließ seinen Gehstock erneut kreisen „ont-“, ein lautes und ohrenbetäubendes Geräusch, welches die Gruppe zusammenzucken ließ hallte durch das Waldstück. Kaum war das Geräusch verklungen, tauchte ein riesiger Dämon vor der Gruppe auf „Ihr dreckigen Magier“, seine tiefe, laut hallende Stimme unterstrich sein abschreckendes Äußeres. Er war in etwa drei Meter groß und behaart. Zwei geschwungene Hörner thronten auf seinem Haupt und mit seinen fünf Augen fixierte er die Masse. Eine Frau, welche ein üppiges Kleid trug, bückte sich zu den Kindern hinunter. „Bringt euch in Sicherheit! Schnell! Wir werden bald wieder bei euch sein! Lauft nach Hause!“, es war Martha Campbell, die Mutter der Kinder. Ohne etwas einzuwenden nickten die beiden ältesten. Der Junge hob seine kleinste Schwester auf seinen Rücken und rannte, mit seiner anderen Schwester an der Hand los. Sie rannten, wie sie noch nie gerannt waren. Weg von dem Kampf, der sich im Wald ereignen sollte. Die Gruppe stand dem Dämon gegenüber. „Angriff!“, rief der Zylinderträger und schleuderte diesen auf den Dämonen zu. Mit einem Lichtblitz explodierte der Zylinder und vernebelte dem Feind für kurze Zeit die Sicht. Ein lautes „Miht“, erhallte. Die Gruppe, welche aus Magiern bestand brachte sich in Kampfaufstellung. Die edle Kleidung der Gruppe war gewichen und sowohl Männer als auch Frauen trugen Kampfbekleidung, welche aus langen schwarzen Hosen, dunklen Stiefeln und einem weißen Hemd mit einer violetten Weste bestand. „gripan“, rief der ehemalige Zylinderbesitzer und feuerte einen Lichtstrahl in eines der Augen des Dämonen, welcher schmerzhaft aufschrie und eines seiner Augen schloss. Der Dämon schien dadurch an Kraft zu verlieren und schrumpfte etwas ein. „Auf die Augen!“, rief Martha welche sich nach vorne zu dem Mann bewegte, welcher den Dämonen getroffen hatte. „Du hättest mit den Kindern laufen sollen Martha“, raunte er „Wir werden das nicht schaffen“. Es war Edwin Campbell welcher die Gruppe geleitet hatte, der Vater der drei laufenden Kinder und der Ehemann der Frau, welche auf den Dämonen zu stürmte und mit Lichtblitzen um sich schoss. „Ihr törichten Magier, glaubt ihr könnt mich besiegen“, ein lautes verhöhnendes lachen ging von dem Dämonen aus, ehe er angriff und mit seiner Hand ausholte um nach der Gruppe zu schlagen. Meterlange Krallen bildeten sich an seinen Fingern und zwei der Magier fielen zu Boden. Sowohl die Magier, welche mit Lichtblitzen um sich feuerten, als auch der Dämon, welcher mit seinen langen Krallen nach den verbliebenen schnappte hatten nicht vor aufzugeben. Nach nur kurzer Zeit war das herrlich friedliche Waldstück zu einem blutigen Schlachtfeld gewichen. Der Dämon hatte schon drei seiner fünf Augen geschlossen und auch das vierte Auge sollte bald geschlossen werden. Edwin Campbell war es, welcher sich aufopfernd auf den Dämonen warf um seinen Gehstock über dessen Kopf zu zerschlagen. Schreiend und keuchend brach der Dämon unter dem explodierenden Gehstock zusammen. Doch bevor ein neuer Angriff ihn erreichte hatte er sich aufgerappelt und wuchs zu seiner doppelten Größe heran. Eine seiner Pranken fischte nach Martha, welche sich schreiend in seinen Fängen wand. Edwin, welcher erneut losstürmte um seine geliebte Frau zu retten, wurde mit der anderen Pranke gepackt und über die Schulter des Dämonen geworfen. So schnell wie er gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Mit dem Ehepaar Campbell. Keiner der Anwesenden hatte überlebt. War es wirklich niemand? Nein. Eine Frau hatte sich hinter einer alten Buche versteckt gehalten. Wie ein Schatten verschwand sie zurück in die Stadt. Zurück in die Gassen Londons, in denen nie jemand etwas von den Geschehnissen bemerken sollte. *** Einige Jahre später, weit fern der Straßen Londons in einem nicht all zu großen Dorf lag ein Bauernhof auf dem es heute ein großes Fest geben sollte. Vivi, die Tochter der Hofbesitzer Victor und Dorothy Miller feierte heute ihren achtzehnten Geburtstag. Endlich durfte sie die kleine alte Scheune auf dem Hof zu ihrem eigenen Blumenladen umbauen. Davon träumte sie seit sie klein war. Sie fühlte sich den Blumen nahe. Noch nie war eine Blume in ihren Händen verwelkt. Liebevoll kümmerte sie sich auch an diesem Morgen um die Hasenglöckchen und die Tulpen auf ihrer Fensterbank. Fröhlich tänzelte das Mädchen durch ihr Zimmer während sie sich ihre Schulterlangen blonden Haare kämmte. Sie trug ein edles, blaues Seidenkleid mit abgesetztem weißem Kragen und gerüschten Ärmeln welches sie von ihrer Mutter zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Die Vorbereitungen für das Fest des sommerlichen Abends waren in vollem Gange. Das Haus duftete nach Kuchen und auf dem Hof wurden Tische und Stühle gereiht. Das ganze Dorf würde kommen, immerhin kannte und liebte jeder die Millers. Nicht, weil sie der einzige Bauernhof im Ort waren. Sondern weil sie für ihre Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit weit über die Felder bekannt waren. Vivi welche das Treiben auf dem Hof von ihrem Fenster aus beobachtete, es war ihr verboten worden zu helfen, konnte in der Ferne einen Fremden erkennen, welcher zielstrebig und schnellen Schrittes auf die Haustüre zu kam. Eilig raffte sie ihre Röcke und lief, die Treppe welche aus ihrem Zimmer führte herunter zur Haustür, hinter welcher sie gespannt wartete. Kapitel 2: Ungewöhnlicher Besuch -------------------------------- Die Zeit, in der sie wartend hinter der Tür stand schien sich länger zu strecken, als sie es sonst tat. Vivian war schon immer sehr neugierig gewesen und bestand regelrecht darauf, die Türe als erstes zu öffnen. Es schien, als würde sie Stunden warten, doch das gleichmäßige ticken der Wanduhr ließ sie ahnen, dass es höchstens einige Minuten gewesen sein konnten. Ein lautes klopfen, durch das das Mädchen zusammen zuckte Drang durch die Holztür, welche sie nach einem tiefen Atemzug öffnete. Die düstere Gestalt die auf das Haus zugekommen war, lächelte freundlich. Grau-grüne Augen welche Vivi bis jetzt nur von sich selbst kannte strahlten sie an. "Guten Tag, ich bin Christopher Campbell und auf der Suche nach Martha. Wenn ich fragen darf, wer ihr seid junges Fräulein?" "Guten Tag", Vivi blickte zu dem Fremden auf und musterte ihn eindringlich "Vivian, Vivian Miller. Was genau wollen sie denn von meiner Mutter?" Christopher war ihr nicht ganz geheuer. Sein langes schwarzes Haar, der lange schwarze Mantel und der goldene Gehstock mit dem überaus üppig verzierten Knauf, der für sein Alter viel zu viel schien ließ ihn wie einen der bösen Magier aussehen von denen Martha früher immer erzählt hatte. "Ich wusste gar nicht, dass sie eine Tochter hat...Vivian…mmh" Christophers Blick verfinsterte sich leicht, so dass Vivi einen Schritt zurück trat und dabei über den Teppich stolperte. "Was ist denn hier für ein gepolter, Kind was machst du da auf dem Boden steh auf." Eine Frau mit grauen Haaren, zu einem Dutt hoch gesteckt und einigen Lachfalten stand im Eingang. Auf ihrer Küchenschürze befanden sich einige Kleckse die auf den Kuchen im Ofen hinwiesen. Erst jetzt schien sie den Besuch zu bemerken. Überrascht riss sie die Augen auf "Chris...das...das kann nicht sein! Wieso kommst du her? Was willst du hier?" Inzwischen stand Vivian wieder und beobachtete die Situation eher skeptisch. Mit den Worten "Ich werde Tee machen gehen", verschwand sie in der Küche. Ohne ein Wort ging Martha mit ihm ins Wohnzimmer. "Eigentlich bin ich her gekommen weil ich dachte, du wüsstest vielleicht wo meine Schwester ist", setzte Chris an. "Oh, Lindsey ist verschwunden? Ich dachte sie wäre bei dir in London." Martha klang ungewohnt kalt. Die ältere, sonst immer so sanft und herzlich klingende Dame, sprach ungewohnt kühl. Auch ihre Lachfältchen waren verschwunden. Das wunderte auch Vivi, welche mit einem Tablett mit Tee und Keksen hinter der Tür stand und lausche. "Du weißt genau was ich meine Martha, du hast sie mir genommen. Einfach so! Ich war vierzehn, ich hätte für sie sorgen können. Sie selbst groß ziehen...mit Lyndsey!" Er strich sich durchs Haar "Weiß sie wenigstens davon?", Chris war aufgestanden und lief unruhig im Raum hin und her während Martha schwer seufzte. "Natürlich weiß sie nicht Bescheid. Was hätte ich ihr sagen sollen? Ich konnte doch nicht ahnen, dass einer von euch plötzlich hier auftaucht. Ich wollte sie beschützten. Eure Eltern sind von einem Dämonen entführt und wohl möglich umgebracht worden." erneut drang ein schwerer Seufzer aus ihrer Kehle "Wie hätte ich ihr sagen können, dass sie eine der drei stärksten Magier ist die noch leben? Sie hätte uns sicher verlassen um zur Organisation zu gehen. Das wäre nicht gut für sie." Kaum hatte Martha ausgesprochen, ertönte ein lautes klirren im Flur gefolgt von lauten Schritten auf der Treppe. Sowohl Martha als auch Chris zuckten zusammen. "Sie ist meine Schwester, weißt du was ich durchgemacht habe um sie zu finden?! Ich werde sie nicht noch einmal alleine lassen!" mit diesen Worten verließ er das Wohnzimmer und lief Vivi hinterher. Mehrfaches rütteln an ihrer Zimmertüre brachte ihm rein gar nichts "Ich will dich nicht sehen, Mutter", schluchzte das Mädchen, welche mit dem Gesicht in ihrem Kissen lag und weinte. "Ich bin nicht Martha", drang es durch die Tür zu ihr. Ohne weiter zu Zögern klopfte Chris mit seinem Gehstock gegen die Türklinke und die Türe sprang auf. "Ich gehe davon aus, dass du alles gehört hast Vivian?", er ließ sich auf einem kleinen Hocker neben ihrem Bett nieder. Vivi nickte nur leicht "Höchstwahrscheinlich." Vorsichtig legte Chris eine Hand auf ihre Schulter, zog diese aber schnell wieder zurück "Kalt..", murmelte er. Fragend blickte sie zu ihm "Kalt? Es ist Juli und definitiv heiß heute", sprach sie leise ehe sie sich aufsetzte. "Ich habe so viele Fragen...“, schniefte sie während die sich ihre Tränen mit ihrem Ärmel trocknete. Chris begann zu lachen "Das ist aber nicht sehr Damenhaft, kleines." Auch Vivi begann zu grinsen "Ich bin doch nur ein Landei, Spitzentaschentücher sind so...so überheblich", meinte sie ernst und überzeugt. "Weißt du überhaupt nichts mehr von früher?", Chris Stimme war so ruhig und sanft, ganz anders als es zuvor bei Martha war. Die einzige Antwort die er bekam war ein Kopfschütteln. Nervös strich er seine Haare zurück "Dann fange ich am besten ganz vorne an." Als er gerade ansetzen wollte stürmte jemand die Treppen zu Vivis Zimmer hoch "Vivilein, es kam gerade ein Paket von einem Herrn Phillip Featherwright für dich an", rief eine tiefe und raue Stimme kurz bevor Edwin Miller das Zimmer betrat. "Vater das ist..", setzte Vivi an. Jedoch wurde ihr Satz von ihrem Vater beendet "Christopher Campbell" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)