Arbitrium von Istyar ================================================================================ Kapitel 2: Das Fest ------------------- Die Sonne ging gerade erst auf, der Morgennebel hing noch über den blassgrünen Wiesen. Doch von einem eingezäuntem Sandplatz etwas abseits des Schlosses hallten schon barsche Rufe und das Klirren von Waffen, die aufeinander trafen. Wärend der Himmel sich langsam Orange färbte, trainierten dort Männer der Kaiserlichen Armee. Keuchend schwang auch Benjen das Schwert gegen seinem Übungspartner, als ihn ein barscher Ruf von Ark aus der Konzentration riss. "Hey, du hast auch noch nen Linken Arm! Da hängt n Schild dran! Denkste, der is nur Deko?" Missmutig sah Benjen zu dem Ausbilder hinüber. Seine Haare waren von der Sonne ausgebleicht, die blaue Haut deutlich dunkler als gewöhnlich. Doch hinter ihm stand am Zaum stand eine schmale Frauengestalt, die ihn so irritiete, dass er zwei Treffer kassieren musste, bevor er sich wieder fing. Was tat sie hier? Gleich nachdem Ark die Soldaten entlassen hatte, lief er zu ihr. "Majestät, was tut Ihr hier? Gibt es Probleme?" Grinsend schüttelte Midna den Kopf. "Dir auch einen guten Morgen. Ich hab nur über dass machgedacht, was du gesagt hast. Und beim Thema beweisen dachte ich, ich könnte doch kämpfen lernen." Entgeistert starrte Benjen sie an. "Aber Majestät! I-ich meine, warum? Ihr beherrscht Magie, und..." Midna sah ihn scharf an. "Und du meinst, als Frau sollte ich nicht kämpfen?" Dann lachte sie. "Eigentlich wollte ich mich bloß vor den Generälen verstecken. Ich bin noch nicht richtig aufgestanden, aber schon liegen die mir mit der Organisation von diesem blöden Fest in den Ohren." Auf Benjens fragenden Blick fügte sie hinzu: "Sonnenwendenfest? Du erinnerst dich?" Benjen grinste schief. "Das steht schon an? Irgendwie hatte ich in letzter Zeit anderes um die Ohren. Ihr..." "Ich war weg, ich weiß. Und kaum bin ich wieder da, müssen die weiter ihre Party planen. Natürlich ist nicht einmal die Frage laut geworden, was wir mit dem Rat der drei machen sollen oder was ich in Hyrule anhestellt hab." Nachdenklich legte er den Kopf schief und wollte antworten, wurde jedoch von Ark unterbrochen. "Ey, Grünschnabel! Nur weile der Liebling der Prinzessin bist, kannste dir noch lange net alles erlauben. Räum gefälligst dein Zeugs auf! Flirten kannste später!" Benjen warf Midna einen entschuldigenden Blick zu und drehte sich dann mit vor Scham brennenden Gesicht um, um die Ausrüstung vom Übungskampf aufzuräumen. Benjen stand an einer der Türen zum Festsaal und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Der Himmel hinter den hohen Fenstern war nachtschwarz, nur vereinzelt blinkten Sterne. Der Saal dagegen war mit vielen Kerzen erhellt, die ein goldenes, warmes Licht verbreiteten. Im Hintergrund spielte leise ein kleines Streichorchester. Die Adeligen, die zu diesem Fest zahlreich angereist waren, gekleidet in die besten Kleider, die für Geld zu haben waren, standen in Grüppchen herrum. Die Veranstaltung war zwar dem Namen nach ein Fest, diente jedoch zum Großteil auch dem politischen Austausch. Er selbst war nur hier, weil er Wachdienst hatte. Plötzlich bemerkte Benjen, wie Midna auf ihn zukam. Sie ging an der Wand des Saales entlang, ganz so, als wolle sie möglichst vielen aus dem Weg gehen. Dennoch wurde sie in zwei kurze Gespräche verwickelt, ehe sie bei ihm ankam. "Benjen." Ihr Gesicht hatte sich leicht gerötet, sie wirkte aufgebracht. "Ich halte das nicht mehr aus! Bestimmt schon Zwanzig dieser Fatzken, die sich Lords nennen, haben meine Hand geknutscht, jede zweite Frau hat mich auf irgend ein lächerliches Ding angesprochen, und der dahinten", sie wieß mit dem Daumen auf einen derjenigen, die sie gerade aufgehalten hatten, "ist der dritte, der mir seinen Sohn zum heiraten anbietet, wie ein Stück Mastfieh." Sie legte eine kurze Pause ein. "Und ich kann in diesem Kleid nicht atmen." Nachdenklich musterte Benjen sie. Einige Stränen hatte sich aus Midnas kunstvoller Hochsteckfrisur gelöst, und ihr Kleid, überwiegend in schwarz gehalten, was ihre hellblaue Haut hervorragend zur Geltung brachte, lag eng am Oberkörper an. "Nun..." Verlegen räusperte er sich. "Was kann ich für Euch tun, Majestät?" Sie zog ein missmutiges Gesicht. "Was weiß ich. Eigentlich müsstest du doch... Ich hab's!" Eine Idee blitzte in ihren Augen auf. "Komm, wir hauen einfach ab!" Und damit griff sie nach seiner Hand und zog ihn zur nächstgelegenen Tür. "M-Majestät." gab Benjen überrumpelt von sich. Midna kicherte. "Stell dich nicht so an, Morgen früh sind wir lange wieder zurück." Kurz musste Benjen daran denken, was Ark mit ihm anstellen würde, wenn er herraus fand, dass er nichg auf seinem Posten geblieben war. Doch dann wischte er den Gedanken beisete. Das, was für ihn zählte, war, das Midna etwas von ihm wollte. Und wenn sie wünschte, dass er ihr folgte, würde er das tun - was immer sie wieder vor hatte. Zuerst hatte Benjen gedacht, dass Midna direkt zum Schlosstor gehen würde, aber sie zog ihn zu ihren Räumen. Breit grinsend schloss sie die Tür hinter ihnen, ihre Wangen leuchteten vor Aufregung. "Wir hätten sowas schon viel früher machen sollen! Kannst du mir bitte mal helfen?" Damit drehte sie ihm den Rücken zu. Verwirrt starrte Benjen sie an. "Ich... ich verstehe nicht..." "Ich kann mit dem Kleid unmöglich raus gehen, außerdem krieg ich keine Luft. Könntest du... da sind Häkchen, die krieg ich alleine nicht auf. Und wenn die Zofen mitbekommen, was ich vor hab, wissen das bald alle. Also... könntest du bitte..." Plötzlich hatte ihre Stimme einen verlegenen Beiklang. Benjen nickte, löste langsam und vorsichtig die Häkchen. Seine Finger zitterten ganz sacht, und er konnte sich nicht erklären, warum sein Herz auf einmal bis zum Hals schlug. Eine unangenehme Stille breitete sich aus, nur das leise Klicken der Haken war noch zu hören. Als er fertig war, räusperte Midna sich, drehte sich jedoch nicht zu ihm um. "Danke. Vielleicht... wenn du mitkommst... solltest du dir was unauffälligeres als die Wachuniform des Palastes anziehen. Es muss ja nicht jeder sehen, dass du deinen Posten verlassen hast. Wir treffen uns in einer Viertelstunde am Stall." Dann, zögerlich, als hätte sie auf einmal Angst vor der Antwort: "Du... kommst doch mit, oder?" Benjen musste nicht lange überlegen. "Es wäre mir eine Ehre." Unruhig stand Benjen am Stalltor, als Midna endlich aus der Dunkelheit auftauchte. Sie hatte das aufwändige Kleid gegen etwas viel einfacheres getauscht, nur ihre Haare waren hinten noch hochgesteckt. "Also dann." Ihr Gesicht leuchtete förmlich vor Aufregung. "Wohin soll es gehen?" Überrascht sah Benjen sie an, irgendwie hatte er damit gerechnet, dass Midna wusste, wo sie hin wollte. Sie schien seine Gedanken erraten zu haben. "Schau nicht so. Ich wollte bloß weg. Egal, wohin." Er nickte, dachte fieberhaft nach. "Wir... könnten in die Stadt gehen. Ich weiß nicht, ob sie dort noch genau so feiern wie vor drei Jahren, aber..." Midna klatschte in die Hände. "Okay, dann hohl dir ein Pferd, nur vielleicht keines von den  Gästen." Sie grinste schief. Nur wenig später saßen Benjen und Midna auf den Pferden und ritten Richtung Stadt. Sie hatte auf einen Sattel verzichtet, und um sie nicht aufzuhalten, hatte Benjen es ihr gleich getan. Wie sie nun in der sommerwarmen Nachtluft die Straße entlang galoppierten, durchflutete ihn mit einem Mal ein ungeahntes Gefühl der Freiheit. Midna schien es ähnlich zu gehen, lachend breitete sie die Arme aus, während der Wind ihre Frisur auflöste. Auf einem Hügel kurz vor den Stadtmauern hielten sie schließlich an. Staunend betrachtete Midna die Stadt. In den Straßen waren Lampions aufgehangen worden, von oben sah es aus, als wären die Sterne selbst vom Himmel gefallen. Leise hallte Musik herrüber. Benjen stieg ab und band sein Pferf an einen Baum. Er drehte sich um, um Midna zu helfen, doch sie kletterte schon alleine vom Pferd. Doch dann stolperte sie, taumelte, in dem Versuch, das Gleichgewicht zu halten, und fiehl gegen Benjen. Instinktiv hielt er sie fest. Einen atemlosen Moment sah Midna zu ihm auf, wieder schien sein Herz einen Schlag auszusetzen. Plötzlich nahm er Midna mit einer Klarheit war, die eigentlich nicht möglich war. Bis Midna kicherte und sich losmachte. "Tut mir Leid, wenn ich dir auf die Füße getreten bin." Benjen schüttelte nur stumm den Kopf, da griff sie auch schon nach seiner Hand und zog ihn in Richtung Stadt. "Gut, dann komm!" Die folgenden Stunden blieben Benjen nur schemenhaft in Erinnerung. Alles war vom goldenen Licht der Lampions erhellt, überall waren Musiker, Gaukler und tanzende Menschen. An den Rändern der Straßen standen Buden, die Getränke und Süßes verkauften. Die Stunden bis zum Morgengrauen vergingen wie im Rausch. Midna, die im Palast alles hatte, was sie sich wünschen konnte, strahlte vor Begeisterung und zog Benjen durch die Straßen. Niemand schien Midna zu erkennen, und so konnten sie sich ungehindert bewegen. Einmal, als sie einem Jongleur zusahen, zog Midna Benjens Kopf zu sich, um sich durch die Musik verständlich zu machen. "Warum haben wir solche Leute nicht im Schloss? Stell dir mal vor, diese hier" sie ziegte auf die Gruppe der Schausteller, die hinter dem Jongleur stand, "anstelle der Generäle!" Ein andermal, als sie gerade an einer Gruppe Musiker vorbei kamen, hielt Midna an. "Benjen!" Sie zeigte auf die Musiker. "Wie tanzt man dazu?" Perplex sah er Midna an. "Nun... ähnlich wie Walzer, aber schneller." Lachend griff sie mach seinen Händen. "Zeigs mir!" Zu erst stolperte Midna über ihre eigenen Füße, aber schnell fand sie sich zurecht. Erst als die Dämmerung den Himmel grau färbte, traten sie langsam den Weg zurück zum Schloss an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)