Missys Kopfkissenbuch von Tamy-kitsune (Die wechselvoll leidenschaftliche Beziehung zwischen Master und Doctor) ================================================================================ Kapitel 7: Im Mahlstrom der Zeit -------------------------------- Frag mich jetzt nicht, wie ich überlebt habe, ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich auch von Glück reden, dass meine Erinnerungen daran vollständig ausgelöscht oder zumindest so tief vergraben sind, dass ich sie nicht mehr an die Oberfläche zurückrufen kann. Denn – so heißt es ja schließlich auch in unseren Mythen – das Albtraumkind verzehre den Verstand jedes denkenden Wesens und lasse nur eine ausgebrannte, irrsinnige Hülle zurück, die es in einen Ableger seiner selbst verwandle … Und komme mir jetzt bitte nicht mit der Behauptung, dass genau das mit mir passiert sei! Wir wissen es beide besser, dnn dann wäre ich heute wohl bestimmt nicht mehr so darauf erpicht, deine Aufmerksamkeit und Liebe zu gewinnen, mein lieber Doktor! Vermutlich würde ich dich in dem Fall nicht einmal mehr wiedererkennen … Nun, das musst du dir eingestehen, wir beide wissen inzwischen doch genau, wer und was für meinen Wahnsinn wirklich verantwortlich gewesen ist! Nur damals war ich mir dessen einfach nicth bewusst … diese Erkenntnis kam spät … viel zu spät – aber lassen wir das. Ich muss damals am Ende der Schlacht zumindest etwas getan haben, durch das ich mich im allerletzten Augenblick aus dem zuschnappenden Schlund habe retten können, wenngleich auch zu einem Preis, den ich nicht so gerne zahlte, weil mir wieder einmal alle Fäden aus der Hand gerissen wurden. Die in Aufruhr geraten Ströme des Vortex schleuderten mich in einem irrsinnigem Wirbel an das Ende der Zeit, während sie die Tardis in einen Haufen Splitter zerschredderten. Es war vermutlich instinktiver Selbstschutz, in die Gestalt eines neugeborenen Kindes zu regenerieren, das noch einmal ganz von vorne anfangen konnte, ohne von den Erinnerungen an den Mahlstrom belastet zu werden. Mein Bewusstsein als Timelord selbst floh in ein Artefakt, dass man später bei mir fand und als Erbe meiner unbekannten Herkunft anvertraute, als ich alt genug war. Du kennst das Spiel ja genau so gut – trenne den Körper von der Seele und werde dadurch für alle unauffindbar, auch für dich selbst … Mein Leben als einfacher Sterblicher verlief zunächst sehr harmonisch und still, da ich auch die Trommeln in die Uhr eingeschlossen hatte und so frei von ihnen und ihrem Drängen war. Damals ein Glück – heute weiß ich, dass es ein schwerer Fehler war, denn sie konnten in dieser Zeit mehr Macht über mein wahres Ich gewinnen und ganz mit ihm verschmelzen. Ohne zu wissen, wer und was ich war, wuchs ich unter einem sterbenden Sternenhimmel in der letzten Enklave der Menschheit auf, lernte für einige Jahre ein Glück kennen, dass mir in meinem ersten Leben nicht vergönnt gewesen war – aufmerksame und liebevolle Eltern, die immer für mich da waren, mich förderten, beschützten und behüteten, anstatt mich zu bestrafen, einzuschränken und maßzuregeln. Diejenigen, mein Wimmern unter einem ganzen Berg von Staub und Splittern gehört und mich hastig ausgegraben hatten, nannten mich „Yana“ und erzählten mir immer wieder die „Legende des letzten Sternenkindes“, weil ich wie dieses ihrer Aussage nach in einem leuchtenden Blitz auf diese sterbende Welt niedergefahren sei. Wann immer ich kleiner Junge weinte, weil ich Angst vor der Einsamkeit hatte, nahmen sie mich in die Arme und trösteten mich. „Du bist nicht allein“, pflegten sie zu sagten … nicht ahnend, wie recht sie damit hatten. „Wir sind immer für dich da, so lange wir leben.“ Freunde hatte ich trotzdem wenige. Viele der anderen Eltern ließen ihre Kinder nicht an mich heran, weil ich ihnen zu unheimlich war, mich in ihren Augen zu schnell entwickelte und sie sich nicht sicher waren ob doch vielleicht zu viel Futurekind in mir steckte … und den wenigen Gleichaltrigen, mit denen ich spielen durfte, war ich bald schon viel zu weit voraus. Da das Wissen der Timelords langsam in meinen Kopf zurück kehrte, beschäftigte ich mich schon in sehr jungen Jahren mit den Wissenschaften, lernte von den Erwachsenen oder studierte in den Büchern. Darüber vergaß ich ganz die Gelüste und Leidenschaften, die andere junge Sterbliche in dieser Phase meines Lebens plagten. Meine Leidenschaft gehörte – wie sagt man so schön … keinem sterblichen Wesen, sondern der Wissenschaft. Tatsächlich empfand ich beim Anblick schöner Frauen und Männer nichts, nicht einmal ein leises Kribbeln, auch wenn ich sicherlich nicht gefühllos war. Ja, ich weinte bittere Tränen, als die Futurekind meinen Vater töteten und rastete fast aus, als sie auch meine Mutter so schwer verletzten, dass sie dahinsiechte und Monate zum Sterben brauchten. Mir genügten die Träume, die in dieser Zeit durch meinen Kopf geisterten, die Erinnerung an einen Schatten, der mir mehr Zärtlichkeit und Liebe schenkte, als es ein reales Mädchen oder ein junger Mann hätten tun können. In meiner menschlichen Phase war ich durchaus bereit, Lust zu empfinden … aber nur gegenüber demjenigen, der mir damals sein Herz geschenkt hatte und ich ihm das meine. Deshalb hielt ich mich vom Treiben meiner Altersgenossen fern und suchte nicht nach einem Ersatz … immer wenn ich einen anderen im Arm hielt, war es doch so, dass ich … ich plötzlich spürte – nein, das war es nicht. Es war nicht das, was ich wollte. Ich wusste nicht warum, aber ich ertappte mich dabei, manchmal in die immer geringer werdenden Sterne zu blicken und darauf zu hoffen, dass er wieder erscheinen würde … der Mann mit dem klassisch schönen Gesicht und den leuchtenden, unbelasteten Augen mit dem Schimmer eines Sommermorgens, der mich voller Liebe ansah und mich wieder vollständig machen würde, nun nachdem meine Eltern nicht mehr lebten. Ja, mein Freund, das war der Nachhall des intimen Moments der absoluten Hingabe, den wir vor einer Ewigkeit auf der Konsole der Tardis miteinander geteilt hatten. Der Traum, der Yana dabei half, seine Ideen auch in die Tat umzusetzen. Und irgendwann war auch diese Phase vorüber, ich über das Alter hinaus, in dem Liebe das Wichtigste im Leben zu sein schien. Schließlich sahen die anderen Bewohner der Enklave in mir nur noch den Erfinder, Mentor und Lehrer, den weisen Mann, zu dem sie aufsahen. Sie nannten mich nun Professor, um mich zu ehren und stimmten jeder meiner Ideen zu, so verrückt sie im ersten Augenblick auch erscheinen mochte. Ach, wenn ich so zurückdenke, es war schon angenehm, Macht zu besitzen, ohne sie erzwingen zu müssen. Seltsam aber wahr – ich war als Yana mehr oder weniger zufrieden mit mir und meiner Welt, jedenfalls weitaus glücklicher als jemals zuvor in meinem Leben. Über Jahrzehnte bauten wir an einer Rakete, die uns fort von der sterbenden Heimat in eine glücklichere Welt, das uns verheißene „Utopia“ tragen würde, weit weg von den Futurekind, die sich gierig nach dem Fleisch der Menschen verzehrten, und immer wieder gegen die Barrieren der Enklave anstürmten, wenn sie draußen nicht genug Nahrung fanden. In ihnen hatte sich die menschliche Rasse in ihrer schlimmsten Form manifestiert. Aber ich bewies ihnen, dass der Verstand mächtiger war als ihr raubtierhafter Instinkt. Yana mochte zwar den Tod nicht besonders, weil seine Bemühungen dem unausweichlichen Ende dieser Welt entgegen und auf die Flucht in das märchenhafte „Utopia“ hin arbeiteten, aber auch in ihm blitzte immer wieder Befriedigung auf, wenn die Futurekind an den Barrieren fielen und ihr Leben aushauchten. Immerhin hatte er Grund genug, sie zu hassen und ich denke mein Wesen konnte ich damals auch im unvollständigen Zustand nicht wirklich verleugnen. Der Bau an der Rakete schritt zügig voran und wir würden nicht mehr lange brauchen, um sie zu starten und diesen dunklen Ort ohne Sonne endlich zu verlassen, auch wenn noch ein paar Probleme zu lösen waren, konnte ich doch noch keinen sicheren Start gewährleisten. Nun, im Herbst meines sterblichen Lebens war ich frei von dem pochenden Drängen und Wühlen in meinem Kopf und tatsächlich glücklich mit meinen Taten und der Liebe, die mir die anderen Sterblichen schenkten, wollte nur noch ein Ziel erreichen bevor meine Existenz endete – uns alle „Utopia“ nahe bringen. Das aber änderte sich in jener Stunde, als Chan-tho in mein Labor gerannt kam und mir aufgeregt von einer blauen Kiste erzählte, die sich plötzlich in der Nähe der Zäune um unsere Enklave materialisiert hatte, und die drei Flüchtlinge, die es gerade noch geschafft hatten, vor den Futurekind zu entkommen und durch das große Tor eingelassen zu werden. Yana sagte dies damals natürlich alles nichts. Der gute, alte Professor freute sich natürlich über die geretteten Leben und bat Chan-tho, dass sie zu ihm gebracht werden könnten, da sie mehr als einfache Flüchtlinge zu sein schienen. Aber er griff dabei immer wieder nervös nach seiner Taschenuhr. Ja mein Lieber – Gedanken kann man vielleicht wegsperren, so dass sie einen nicht mehr stören und ärgern – nicht aber Gefühle. Und die einzigartige Mischung aus Hass und Liebe, Leidenschaft und Wut, die mich in deiner Gegenwart erfüllte – wühlte den guten alten Yana – ohne dass er wusste, warum – immer mehr auf, vor allem als er dir endlich gegenüber stand. Oh ja … was war er angetan von deinem Wissen und deinem Angebot, allen zu helfen. Wie glücklich war der alte Mann über den ähnlich regen und brillianten Geist des dürren jungen Mannes, dem er erst nicht alles lang und breit erklären musste, sondern sofort verstand und Vorschläge machte, zu denen er nicht „Nein!“ sagen konnte. Und auch wenn mein Bewusstsein noch weggeschlossen war … so bekam es doch genug mit, um zu frohlocken und langsam zu erwachen, angetrieben durch das drängende Pochen, dass nun ganz und gar Eins mit ihm geworden war. Indessen ließ sich Yana von deiner Leidenschaft anstecken und erlaubte dir tatsächlich das Ruder zu übernehmen, um die Rakete endlich zu den Sternen und hinauf nach Utopia zu bringen. „Chan-tho, bitte sorge dafür, dass die Blaue Box in mein Labor gebracht wird und folge dann den Anweisungen des Doktors“, sagte er, während er an deiner Seite arbeitete, um alles vorzubereiten, um der Rakete die Initialzündung zu verschaffen, die sie brauchte, um hinauf zu den Sternen geschleudert zu werden. Immer wieder sah er dich an, um deine Erklärungen genau mitzubekommen, um alles von dem zu erfassen, was du sagtest. Und doch ahnte er, dass der Blick in deine warmen, braunen Augen nicht gut war. Dennoch warst du ihm zu fremd, um sich dir wirklich anzuvertrauen – und das war auch gut so. Kein Wunder … weckte seine Verwirrung doch immer mehr meines Timelord-Verstands, auch wenn ein Großteil noch weggesperrt war … und damit alle Erinnerungen. Fast schon amüsiert beobachtete ich durch Yanas Augen, wie sehr du in deinen Bemühungen aufgingst, und dabei völlig übersahst, was gerade neben dir vor sich ging. Nun ja, ich hatte schon andere deiner Inkarnationen erlebt, die sich hektisch und nervös nur auf eine Sache konzentrieren konnten, aber diese hier übertraf alles. Du warst regelrecht blind für das Wabern meiner Aura … Dennoch war ich froh darüber, als du mit deinem Gefährten, diesem Jack Harkness, abzogst, um dich um ein radioaktives Problem zu kümmern, dass uns noch daran hinderte zu starten, und mich mit Chan-Tho allein zurück gelassen hast. Denn Yana, der sanfte und gütige alte Professor … die Maskerade meines wahren Ichs entwickelte plötzlich ein Eigenleben und fing an sich gegen die Auslöschung zu wehren - seine über Jahrzehnte ausgeprägte Persönlichkeit kämpfte gegen meinen Verstand. Aber er hatte keine Chance. Und weißt du, dass du mir dabei noch geholfen hast ihn zu besiegen? Nicht nur die Nähe deiner Tardis war der Anlass für meine Befreiung ausschlaggebend wurden auch noch ein paar nette kleine Schlüsselworte, die du in der Unterhaltung mit Jack in den Raum warfst, mir aber endlich die Kraft gaben, aus meinem Gefängnis auszubrechen. Mein ursprüngliches Bewusstsein drängte als leuchtender Nebel zurück in den Körper der viel zu lange menschlich gewesen war, viel zu lange einfältig, gefühlsduselig und moralisch. Und ja ich genoss es, den alten Professor in seine Schranken zu verweisen und seine Erfahrungen mein zu machen, denn ich kehrte nun in meiner vollen, selbstbewussten und zielstrebigen Herrlichkeit in das Universum zurück! Mir war das Pochen in meinem Kopf im Augenblick der Befreiung so etwas von egal … stattdessen erfüllte mich die Lust, alles auszuleben, was ich so lange vermisst hatte – vor allem dir ein Schnippchen zu schlagen, als ich wieder deine Stimme hörte … und in ihr las, wie ahnungslos du warst. Oh ja, ich wollte dich demütigen, indem ich dir zeigen würde, wem du da eigentlich gerade vertraut und geholfen hast, und quälen, indem ich dich und deine Begleiter einfach zurückließ. Denn die Flucht nach vorne hatte begonnen … erfüllte das Röhren des Raketenantriebs doch die Enklave und schlossen sich die Türen zum Flugkörper vor euren Nasen. Schnell drückte ich ein paar Knöpfe, und sorgte dafür, dass sich die Barrieren abschalteten, während das Gebäude um uns herum immer mehr vibrierte. Oh ja, die Futurekind würden durch den Start der Rakete angelockt, nicht mehr lange auf sich warten lassen, und dann … schade, ich hätte gerne mitangesehen, wie sie dich zerfleischen und auffressen würden. Wenn ich heute daran zurückdenke, wundere ich mich, warum mein erster bewusster Gedanke um dieses Verlangen kreiste – und nicht um die Freude, endlich wieder am Leben – und in deiner Nähe zu sein. Immerhin hatte ich kurz vor der letzten großen Schlacht noch ganz anders über dich gedacht, hatte dich retten, dich beschützen wollen. Warum war ich nur so besessen davon? Damals stellte ich mir diese Fragen nämlich überhaupt nicht, sondern hielt das, was ich tat für richtig. Heute glaube ich, dass mir die Trommeln, die ein Teil meines Geistes waren, nachdrücklich einhämmern wollten, dich aus dem Weg zu räumen, bevor du weiteren Ärger machen konntest … Außerdem hatte ich leider nicht die Zeit, mir weiter über uns Gedanken zu machen, denn ich musste mich damit herumschlagen, dass die liebe Chan-tho, Yanas Assistentin meinem jetzigen Körper den Garaus machte, weil sie verhindern wollte, dass ich … aber lassen wir diese alten Geschichten einfach fallen. Nun ja, Schusswunden sind nicht tödlich für einen Timelord, sie lösen nur eine Regeneration aus – und meine jetzige wurde hier auch noch durch die Nähe zu deiner Tardis stabilisiert! Ach ja dein armes Schiff kapierte erst gar nicht, dass sie mich regelrecht dabei unterstützte, eine neue und starke Inkarnation zu schaffen, die sich nicht erst noch stundenlang mit den Folgen der Erneuerung herumschlagen musste, sondern gleich einsatzbereit war. Ebenso froh war ich darüber, den alten Körper von Professor Yana abzuwerfen, der viel zu kraftlos und ausgebrannt für meine neuen, hochfliegenden Pläne war. Mit ihm streifte ich auch seine moralischen Grundsätze und seine Gefühlsduselei ab, die sich viel zu tief in seinen Teil des Verstands eingefressen hatten. Wie sollte ich Chan-tho dafür danken? Nun ja, ich hinderte sie nicht daran, zu sterben, sondern beschäftigte mich lieber damit, deine Tardis unter meine Kontrolle zu bringen. Das war gar nicht einmal so schwer, denn sie war immer noch irritiert darüber, dass sie mich einerseits kannte und dann doch wieder nicht richtig einordnen konnte. Dadurch war sie mir für für einen Moment hilflos ausgeliefert … und das war es dann. Ihre Unterwerfung erfüllte mich mit genau so tiefer Genugtuung wie dein entsetzter Blick, als ich dir die Tür deines Schiffes der Nase zuwarf und dich damit aus deinem eigenen Heim aussperrte. Ja – damit hast du nicht gerechnet, mein Lieber, oder? Nun ich weidete mich noch eine ganze Weile an dem letzten Blick aus deinen hübschen braunen Augen. Sie waren vielleicht voller Wut und Fassungslosigkeit, so wie dein zorniger Aufschrei, aber jemand der dich gut genug kannte, sah in ihnen auch noch etwas, dass man trotzdem als wahre Freude bezeichnen kann. Ich fing bei unserem intensiven Augenkontakt nämlich den Hauch eines Gedankens auf, der dich trotz aller Raserei ebenfalls erfüllte: 'Ich bin nicht länger allein! Ich bin nicht der Letzte von uns …' Damals registrierte ich allerdings nur am Rande, wie sehr du dich nicht nur körperlich, sondern auch geistig verändert hattest, denn ich war erfüllt vom Trommelklang und meinen daraus resultierenden fixen Ideen, und wollte mich deshalb nicht länger mit dir und deinem Aussehen oder Innenleben beschäftigen. „Nun, wie ist es auf verlorenem Posten zu stehen?“ rief ich hinein und wartete deine Antwort nicht ab. nahm mir nur noch die Zeit, dich ein wenig über das Comlink zu verhöhnen und die Tardis auf eine Reise zu einem unbekannten Ziel zu zwingen … „Leb wohl, Doktor!“ Irgendwie ahnte ich schon damals, dass dies nicht vermutlich nicht die letzte unserer Begegnungen sein würde. Auch wenn die Futurekind, denen ich die Tore geöffnet hatte, bereits gegen die Tür des Labors hämmerten - ich war mir sicher, dass du einen Weg aus dieser misslichen Lage finden würdest Mir war das verräterische Armband am Handgelenk eines deiner Begleiter nämlich nicht entgangen, auch wenn ich mich erst daran erinnerte, als ich die Tardis in den Zeitstrom springen ließ und noch überlegte, welches Ziel ich als nächstes ansteuern würde. Mit dem Vortex-Manipulator aus dem 51. Jahrhundert im Besitz dieser seltsamen Zeitanomalie, die sich selbst Jack Harkness nannte, würdest du mir sicherlich mit ein wenig Trickserei folgen können, immerhin war Improvisationstalent immer deine Stärke gewesen … Also, schlussfolgerte ich daraus, würde ich mich auf unsere nächste Begegnung besonders gut vorbereiten. Meine Kiefer mahlten, genau so wie meine Gedanken, als ich zu grübeln begann. Diesmal musste die Falle einfach perfekt sein, um dich in meine Hand zu bekommen, um dann … dann … dann … Ich stöhnte, als die Trommel alles andere zu übertönen versuchten und ruderte zurück. Das würde sich finden, wenn ich dich erst einmal festgesetzt hatte. Und egal, was das Pochen in meinem Inneren gerade unerbittlich forderte, das Verlangen in mir, meine Gefühle für dich, sträubten sich massiv dagegen, dich sofort und endgültig aus den Zeitströmen tilgen. Nachdem ich die eine wichtige Spur gelegt hatte, der du leicht folgen konntest, den zielgerichteten Punkt in Raum und Zeit, zu dem ich dich erwarten würde, sprang ich mit der Tardis erst einmal zurück in die Zukunft. Immerhin hatten wir Yanas rührigen Traum ja trotz gewisser Entwicklungen auf den Weg gebracht, und ich beschloss das für mich auszunutzen. Nun, immerhin schuldeten mir die Überlebenden ja sozusagen ihre Rettung … und ich war niemand, der Sterblichen etwas schenkte. Deshalb würde ich „Utopia“ nun in meine Vorstellung des Paradieses verwandeln. Mein erstes Ziel wäre auch beinahe mein letztes geworden, da dein Schiff ganz schön bockte, als ich mich einen Moment zu sehr meinen Phantasien ergab und dadurch etwas zu unachtsam wurde. Aber ich machte ihr durch einen miesen Trick, vom dem ich in meiner Zeit als Agent der Celestial Intervention Agency erfahren hatte, sehr schnell klar, wer jetzt ihr Herr und Meister war. Danach hatte sie endlich Respekt vor mir, auch wenn sie ihrem Unmut immer wieder durch kleine Zickereien Luft machte … aber auch das ließ sie irgendwann sein, weil ich die ihr nicht durchgehen ließ. Endlich konnte ich mich in Ruhe meinem eigentlichen Ziel zuwenden. Auf der geradezu idyllisch-kitschigen „Welt der letzten Tage“ brachte ich jedenfalls mit viel Elan und Zielstrebigkeit schon bald die Toclafane auf den Weg und hatte dabei eine Menge Spaß. Menschen sind ja so formbar, leichter noch als andere Haustiere. Werfe ihnen einen verlockenden Happen hin … und sie springen ihm hinterher … aber ich denke, ich gehe da nicht ins Detail. Du kennst ja meine Methoden, die Willigen zu verführen und die Störrischen … nun ja … Dann kehrte ich wieder auf die Erde zurück und schmiedete geradezu grandiosen „Masterplan“, auf den ich heute noch stolz bin. Die Wege um auf dem blauen Planeten an Macht zu kommen waren in der Epoche, die ich mir zu diesem Zweck ausgesucht hatte, zwar ein wenig verzwickter und komplizierter als früher, wo noch das Schwert regierte, aber nicht minder effektiv. Die dazu notwendigen Werkzeuge nannten sich jetzt eben Demokratie und Politik. Ach ja, die Medien darf ich als wichtiges Instrument zur Machtergreifung auch nicht vergessen, gerade die wurden zu meinem wichtigsten Spielzeug, als ich meine neue Identität als Harold Saxon erschuf und mit ihm seine Firma, die schon bald neue Errungenschaften zum „Wohl der Menschheit“ auf den Weg brachte. Wieder einmal setzte ich auf den Instinkt der Erdlinge, die bei all ihrer „Zivilisation“ trotzdem immer noch Herdentiere waren … Angehörige eines Rudels, die brav dem Anführer folgten, wenn dieser es nur geschickt genug anstellte, um sie zu manipulieren und dahin zu bekommen, wohin er sie haben wollte … ohne sich dessen bewusst zu sein. Charmant lächelnd erarbeitete ich mir mit Lügen und Manipulationen schon bald einen ausgezeichneten Ruf in der Gesellschaft, so dass die meisten Leute keine Fragen stellten, als ich mich auf Bitten des Premierministers dem Kabinett anschloss, um dem Staat als neuer Verteidigungsminister zu dienen. Es musste ja niemand wissen, dass ich ihn ein wenig dazu „überredet“ hatte. Immerhin sorgte die Beschäftigung mit all diesen Dingen, dass ich für eine Weile die Trommeln nicht mehr ganz so schmerzhaft in meinem Geist spürte – weil ich sie einfach zu einem Teil meiner Mission machte, die Unruhe dazu nutzte, endlich das Netz zu spinnen, in dem ich dich fangen wollte. Zu den Ködern, die ich den Menschen hinwarf, gehörte aber auch die süße Lucy, ein leicht zu formendes Mädchen, das ich auf einem gesellschaftlichen Ritual namens „Party“ kennenlernte. Ich machte mir diesmal die Mühe, mich bei ihr einzuschmeicheln, anstatt sie einfach unter meinen Willen zu zwingen. Das musste ich auch gar nicht, denn ich brachte in ihr wohl etwas zum klingen, was sie nie zuvor erlebt hatte. Ich glaube sie nannte dieses alberne Gefühl wohl „wahre Liebe“. Ein paar geheuchelte, nette Worte, einige Treffen voller Leidenschaft, ein rührseliges Versprechen und sie fraß mir aus der Hand, tat von nun an alles, was ich wollte und hinterfragte nichts von dem, was ich tat. Ihre Anwesenheit betörte ohne Frage die Gefühlsdusligen unter den Sterblichen und überzeugte diese davon, dass Harold Saxon, der Ehemann einer so reizenden, herzlichen Frau, doch nun wirklich kein Monster sein konnte. Ach wie herzlich konnte ich über die Schlagzeilen in der Klatschpresse lachen, wenn ich in meinem Büro alleine war und im „Mirror“ oder der „Sun“ blätterte. Für die anderen brachte ich das Erzengel-Netzwerk auf den Weg. Es wurde von der Öffentlichkeit als größte technische Errungenschaft des letzten Jahrzehnts gefeiert wurde, weil dadurch nicht nur viel schnellere weltweite Telekommunikation und ein stabiles Internet ermöglicht wurden, sondern auch ein flächendeckendes Warnsystem geschaffen werden konnte, dass jede Annäherung fremder Kräfte aus dem All melden würde, und in der nächsten Phase, die ich in meiner Position allerdings noch nicht auf den Weg bringen konnte - sogar vernichten. Spätestens darauf fielen auch die Skeptiker in den Machtpositionen hinein, selbst Mitarbeiter von Organisationen UNIT und Torchwood, die ich mittlerweile gezielt überwachen ließ, wusste ich doch, dass aus deren Reihen die größte Gefahr für mich drohen konnte, wenn nur einer davon die Beeinflussung abschüttelte, die ich über sie geworfen hatte. So ahnten die Erdlinge nicht, dass genau das geschah, was sie mit der Aktion eigentlich hatten vermeiden wollen, gerieten sie doch so durch subtile Geisteskontrolle in die Hand eines Alien, das ganz und gar nichts Nettes mit ihnen vorhatte. Von den ewigen Zweiflern und Kritikern einmal abgesehen, den wenigen Menschen die meiner Beeinflussung entgehen konnten, weil sie zu willensstark, zu intelligent zu dumm waren, und mit denen ich aber schnell kurzen Prozess machte, wenn sie mir unter die Augen kamen, glaubten die Leute jedenfalls schon bald und gerne alle meine Worte. Sie hievten mich bei den nächsten Parlamentswahlen ganz „freiwillig“ vom Verteidigungsminster-Posten auf den Sitz des Premierministers, freuten sich sogar auf die neuen, fortschrittlichen Zeiten, die ich ihnen vollmundig versprach, auch wenn ich mich niemals konkret darüber äußerte, wie die eigentlich aussehen sollten. In meiner inzwischen eher knappem Freizeit arbeitete ich an der Paradox-Maschine, mit der ich die nächste Phase meines Planes aktivierten wollte. Deine Tardis machte ich zum Herzstück des Geräts, durch das ich - ausgehend von dieser Welt - das Universum nach meinem Gefallen umgestalten würde. Und niemand, wirklich niemand würde mich dabei aufhalten können, denn … … wie ich herausgefunden hatte, gab es Gallifrey nämlich nicht und damit auch keinen Hohen Rat, keine Celestial Intervention Agency mehr, die mir Einhalt gebieten konnte. Genauere Informationen über die Ereignisse, die Timelords und Daleks aus dem Universum gefegt hatten, waren allerdings schwer zu bekommen. Natürlich versuchte ich zunächst deine Tardis anzuzapfen, denn immerhin hatte sie das Chaos überstanden und in ihren Datenbanken mussten einfach die wesentlichen Informationen gespeichert sein … aber sie blockierte jeglichen Zugriff. Das lag nicht einmal an ihrer eigenen Bockigkeit ihrem eigenen störrischen Willen, sondern an dem überraschend komplexen persönlichen Schlüssel, den du benutzt hast, um sie vor den Augen und dem Geist anderer zu verbergen. Wer dafür seine eigene Zeitsignatur benutzte, musste schon ziemlich verzweifelt sein … und weckte mein Interesse, dich auf jeden Fall lebend in die Hand zu bekommen. Um mehr über das Ende Gallifreys zu erfahren, blieben mir schließlich nur weniger verlässliche Quellen. Aus denen erfuhr ich – vermischt mit viel Blabla und unsinnigen Vermutungen, dass die Vernichtung meiner Welt angeblich mit einer uralten und mächtigen Waffe aus dem Besitz der Timelords geschehen war, die jemand in einem Akt der Verzweiflung eingesetzt hatte. Nach dem großen „Bumm“ war jedenfalls erst einmal Ruhe gewesen und mehr erfuhr ich auch nicht, denn die ganze Wahrheit war wie der Rest der düsteren Epoche, die Mythen und Legenden nur noch als „letzten großen Zeitkrieg“ bezeichneten hinter dem stärksten Timelock verborgen, dass mir jemals untergekommen war … Nun ja, wer auch immer dafür verantwortlich war – warum wurde ich das Gefühl nicht los, dass die ganze Sache deine Handschrift trug? - der Schuss war nach hinten los gegangen, denn während von unserem Volk scheinbar nur du und ich überlebt hatten, schienen zumindest ein paar Daleks einen Weg gefunden zu haben, der Vernichtung zu entgehen. Um so mehr juckten mir jetzt die Finger, dich wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Ich sehnte förmlich den Tag und die Stunde herbei, am dem dich der Vortex zusammen mit deinen Begleitern ausspucken würde. Das Erzengel-Netzwerk stand jedenfalls bereit, die Störung anzumessen und mir eine Warnung zu schicken. „Ach Lucy!“, rief ich lachend und umarmte mein Mädchen, als es endlich so weit war, küsste sie auf den Mund und die Stirn, tanzte mit ihr durch das Büro des Premierministers und entlockte dabei meiner Sekretärin einen entsetzten Block über so viel Würdelosigkeit. „Ach Lucy … es ist endlich so weit! Er ist da … er ist gekommen!“ Nach diesem spontanen Gefühlsausbruch, kehrte ich jedoch wieder zu meiner damaligen Normalität zurück … schließlich war ich ja jetzt jemand und sollte auch die Würde eines Staatsoberhauptes ausstrahlen, wenn ich vor meine Minister trat … die zugegebenermaßen nicht mehr lange mein Kabinett sein würden … und leitete die nächste Phase meines Plans in die Wege. Das Erzengel-Netzwerk überwachte deine Schritte. Und wenn es mal versagte … nun ja, wozu hatte ich das Fußvolk, dass dich ein wenig aus der Reserve locken konnte … und schließlich sprachen wir ja miteinander. Du warst so süß in deinem Zorn … erbost und grimmig, so wie ich dich wirklich noch nie erlebt hatte, aber gerade diese Dunkelheit in dir, die offene Wut in deinen Zügen und Augen, sie reizten mich noch mehr. Das war eine Veränderung … die ich gerne von Angesicht zu Angesicht genießen wollte. Nun … ich will dich jetzt nicht mit weiteren Details langweilen, was noch alles passierte, du weißt selbst sicher noch ganz genau, wie du glaubtest erst Fuchs und Hase mit mir spielen zu müssen und dann doch offenen Auges in meine hübsche, große Falle zu laufen- ganz freiwillig in die Höhle des Löwen zu kommen … Erinnerst du dich noch an die Stunde meines größten Triumphs? An den Augenblick in dem ich vor deinen entsetzten Augen endlich die Paradox-Maschine anwarf und die Toclafane zu uns auf die Erde rief? Ja, ich hatte ihnen damals auf Utopia das wahre Paradies versprochen, auch wenn ich daran noch eine klitzekleine Bedingung geknüpft hatte. Immerhin – und das musst du zugeben – war die Erde übervölkert genug und die Dezimierung der menschlichen Rasse eine durchaus notwendige Angelegenheit, wenn ich mir die Schäden so anschaute, die sie bereits angerichtet hatte. Natürlich spieltest du, als es geschehen war, wieder den Moralischen und musstest lautstark herummeckern, aber bitte, dann zu versuchen, mich in offener Konfrontation aufzuhalten … das war nun fast schon lächerlich. Denn darin warst du einfach nicht mehr gut, hast jeden Biss verloren, nachdem du deine schneidige dritte Inkarnation abgelegt hattest, die sich wenigstens nicht scheute, auch schon einmal handgreiflich zu werden – sogar mit einem Schwert in der Hand. Ach, es war einfach amüsant, zu beobachten, wie du mir mit deinem Schallschraubenzieher gedroht hast, als sei er eine Waffe. Ich konnte nicht anders als lachen. Also bitte! Dieses niedliche Ding? War das alles, was du aufbieten konntest und wolltest? Ich zückte darauf hin gelassen das Multifunktionswerkzeug, dass ich mir mittlerweile anstelle eines Materiekomprimierers zuugelegt hatte, und wedelte damit gelassen herum. „Lasertechnologie“, meinte ich dann mit einem bösen Grinsen. „Viel wirkungsvoller als Schall!“ Um wie viel effektiver mein Laser-Schraubenzieher war, vor allem mit den kleinen aber feinen Modifikationen, die ich eingebaut hatte, bewies ich dir dann kurzerhand, indem ich deinem Körper die Energie entzog und damit seinen ohnehin schon niedrigen Ladestand wieder auffüllte. Tja, man muss eben den Spaß auch mit dem Nützlichen verbinden. Für die Erdlinge sah es natürlich so aus, als würde ich dich gnadenlos altern lassen – nun ich ließ sie in dem Glauben … jede andere Erklärung hätte nicht in ihre kleinen Gehirne gepasst. Vor meinen Augen verwandeltest du dich in das Zerrbild eines Timelords, eine kleine, hutzlige Gestalt ohne Saft und Kraft, die nicht einmal mehr stehen konnte. Natürlich versuchten deine Begleiter mich aufzuhalten, aber das bekam zumindest Jack Harkness nicht gut. Inzwischen hatte ich mich in den Torchwood-Datenbanken aber auch gut genug über ihn informiert, um zu wissen, dass ihm das nicht viel ausmachen aber zumindest eine Zeit lang ausschalten würde. Martha Jones, deine andere Begleiterin entkam, aber auch das störte mich nicht sonderlich. Zwar hattest du sie vermutlich mit deinen verrückten Ideen und Träumen gefüttert, aber andererseits war sie auch nur ein schwacher, hilfloser Erdling mit begrenzten Möglichkeiten. Und selbst wenn sie irgend etwas tat, was meinen Plänen zuwider lief ... ich hatte eine Rückversicherung. Denn ihre Familie war inzwischen in meiner gnädigen Obhut und würde für jedes Ärgernis zahlen, das sie verursachen würde. Und so machte ich mir keine größeren Gedanken um das, was Miss Jones in der kommenden Zeit treiben würde. Ich genoss viel mehr den Augenblick meines Triumphs und kostete das Hochgefühl des Erfolgs voll aus. Nicht einmal die Trommeln konnten es trüben. Ja, nun hielt ich diese kleine Welt und ihre vorlauten Bewohner endlich in meiner Hand … und nun würde es nicht mehr lange dauern, bis auch der Rest des Universums aus meiner Hand fressen würde. Nichts und niemand würde mich aufhalten können, weder die Daleks da draußen, noch die trotzigen Geister auf dieser Welt und schon gar nicht du … Ich blickte genüsslich zu dem Häufchen Elend herunter. Endlich hatte ich dich da, wo ich dich schon so lange hatte haben wollte – zu meinem Füßen und hilflos meiner Gnade ausgeliefert! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)