Break Up von KaitoTemari ================================================================================ Kapitel 5: Epilog I: Reunion ---------------------------- Die Hälfte aller Fehler entsteht dadurch, dass wir denken sollten, wo wir fühlen, und dass wir fühlen sollten, wo wir denken. Und nun stand ich hier… Mir wurde für diesen Studienabschnitt wieder eine Wohnung außerhalb des Studiengeländes zugewiesen und ich konnte meinen Augen kaum trauen: Es war die Wohnung, in der ich damals viel Zeit mit Masaru verbracht habe, hier begann unsere Beziehung. Und nun sollte ich in diese Wohnung zurück, wo ich doch noch so wegen ihm leide? Das war wie ein Schlag in’s Gesicht. Ich wollte einfach wieder nach Hause und konnte die Tränen kaum zurückhalten. Ich machte mich zunächst an’s Auspacken und fuhr dann zur Mensa, um mich mit Kouhei zu treffen. Dieser hatte mir ein Handtuch mitgebracht, da ich meines dummerweise Zuhause vergessen hatte. Anschließend ging ich wieder zurück zu meinem Auto. Als ich aus der Ferne eine bekannte Silhouette, Masarus, entdeckte, bog ich schnell ab um ihm aus dem Weg zu gehen. Ob er dies bemerkt hatte war mir nicht klar, schnell zückte ich mein Handy und tat so, als ob ich telefonieren würde. Zurück in meiner Wohnung fasste ich den Entschluss nun doch nach Hause zu fahren. Da ich aber vorher noch etwas Wichtiges an Masaru abliefern sollte, schrieb ich ihm folgende SMS. „Ich soll dir ein wichtiges Dokument von meiner Mutter geben. Ich klemme es dir unter deine Autoscheibe. Du solltest es in 10-15 Minuten von dort abholen, damit es nicht allzu nass wird.“ Und so fuhr ich schnell zum Parkplatz und klemmte den Brief unter seinen Scheibenwischer. Da ich nicht wollte, dass ich das Dokument nicht richtig überbringe und es kaputt geht, setzte ich mich ins Auto und schrieb noch einmal eine „Du kannst es abholen“-Kontroll-SMS. Als ich dann losfahren wurde, klopfte es plötzlich an meinem Fenster. Es war Masaru. Ich fuhr die Fensterscheibe herunter und er bedankte sich für das Dokument. Anschließend fragte er mich, wie es mir ging, doch ich schaute ihn nur stumm an, versuchte dabei so wenige Emotionen zu zeigen wie mir nur möglich war. Daraufhin verabschiedete er sich und ich murmelte wütend ein „Mal sehen, ob wir uns wiedersehen. Ich trete jetzt meine letzte Fahrt an“ vor mich hin. Plötzlich riss Masaru meine Fahrertür auf und erkundigte sich, was das zu bedeuten habe. Ich antwortete wütend, dass ich keinen Bock mehr hätte und nun wegfahren würde. Als ich ihm auf sein „Warum?“ nicht antwortete, ging er um mein Auto herum und setze sich auf den Beifahrersitz. Mein Unverständnis dafür hielt ihn nicht davon ab und er fragte mich, was los sei. Wütend erörterte ich die Wohnungssituation und dass ich wegen ihm so gelitten habe. Er lief rot an und stieg schnell wieder aus, meine Autotür knallte er hierbei zu. Doch er hatte das Dokument liegen lassen und somit rief ich ihn zurück. Er nahm es entgegen und als ich sah, wie rot er angelaufen war, griff ich seine Hand und deutete ihm an, dass er sich wieder setzen sollte. Warum genau ich das gemacht hatte war mir nicht klar… Vielleicht, weil ich nicht wollte, dass wir voller Wut auseinander gehen, wo wir uns doch die nächsten 8 Monate unter der Woche immer sehen. Vielleicht aber auch, weil er mir noch etwas bedeutete und ich es nicht ertragen konnte, dass er so sauer war. Anschließend breitete sich eine Stille aus, die mich nervös machte und meine Wut und Verzweiflung noch verschlimmerte. Nervös trommelte ich mit den Fingern auf mein Lenkrad und versuchte meine Gedanken zu ordnen. Nach vielen Minuten stellte ich ihm endlich die Frage, die mich schon seit Wochen beschäftigte: „Warum hast du mich wirklich verlassen?“ Ich schilderte ihm, dass es mir unlogisch erschien, dass er mich so plötzlich verlassen habe nur weil die Beziehung angefangen habe, ihn runterzuziehen. Er schwieg sehr lange und erläuterte dann, dass er darauf keine andere Antwort habe. Dies sei der Grund gewesen. Ich erörterte noch einmal, wie unwirklich mir das erschien und dass ich mich wohl in ihm getäuscht hatte. Meine Gedanken kreisten um die Zukunft. Wie sollte ich nun mit ihm klarkommen? Ihm immer aus dem Weg gehen? Das schien unmöglich. Und so fasste ich einen Entschluss: Ich wollte so normal wie es nur ging mit ihm reden. Eine Art Freundschaft aufbauen, ihn aber doch immer auf Abstand halten. Genau in diesem Moment fragte er nach meiner Familie. Ich ging darauf ein und erläuterte ihm ganz grob und neutral meine momentane Familiensituation. Anschließend fragte ich nach seiner Familie und erklärte, dass ich diese sehr vermisste. Und so startete unser Smalltalk und wir kamen von einem Thema in das nächste. Wir verstanden uns gut, was mich etwas verwunderte, und unterhielten uns dann insgesamt 3 Stunden lang. Verwundert darüber schlug ich vor, erst einmal zum Abendessen zu fahren. Ich erklärte ihm, dass ich anschließend geplant hatte, zu der Willkommensfeier zu gehen und etwas zu trinken, wegen dem schlechten Wetter wollte ich nun aber doch nicht teilnehmen. Er schlug vor, dass wir beide gemeinsam etwas trinken und dabei einen Film gucken könnten. Der Gedanke „Wie in alten Zeiten einen Film gucken?“ machte sich in mir breit und ich entschied mich zuzustimmen, da ich mich nun an ihn gewöhnen musste und die Zeit des Redens eher angenehm als unangenehm verlaufen ist. Warum sollte ich dann nicht einen Film mit ihm sehen? Das war vielleicht ein guter Anfang einer Freundschaft und würde mir helfen, die Trennung zu akzeptieren und ihn als normalen Kollegen zu betrachten. Und so trafen wir uns nach dem Abendessen bei mir. Mit etwas Alkohol und Cola im Gepäck begannen wir einen Film zu sehen. Wir hatten Spaß hierbei und unterhielten uns gut. Trotzdem war die Lücke zwischen uns nicht zu übersehen, doch diese Lücke gab mir Sicherheit. Sicherheit, Abstand von meinen Gefühlen des Schmerzes nehmen zu können. Nach vielen Minuten später war ich bereits etwas angetrunken und konnte nicht mehr wirklich gerade gucken. Als ich gerade etwas an meinem Laptop machen wollte, passierte plötzlich das Unfassbare: Masaru küsste mich! Mit einem Schlag fühlte ich mich wieder nüchtern und riss die Augen auf. Masaru bemerkte meinen Schock, rutschte weit zurück und hob die Arme wie ein Ertappter hoch. Er fragte mich, ob dies ein Schock war und ich nickte stumm. Nach endlosen Sekunden brachte ich ein „Warum hast du das getan?“ heraus, doch Masaru antwortete nur „Ich weiß es nicht“. Wir schwiegen bis er vorschlug an die frische Luft zu gehen. Diesem Vorschlag nahm ich dankend an und er begleitete mich nach draußen. Dort stand ich etwas schwankend und er lehnte mich an seine Seite. Ich fühlte mich dort wohl und doch war der ganze Moment für mich unwirklich. „Was machen wir hier?“, fragte er mich. „Ich weiß es nicht…“ „Ist das vielleicht eine zweite Chance?“ Ich schwieg. Meine Gefühle überwältigten mich, mir war schon immer klar gewesen, dass ich noch etwas für ihn empfand, dass er einen großen Platz in meinem Herzen hatte. Doch mindestens genauso groß war auch der Schmerz, den er dort hinterlassen hatte… Wir gingen wieder hinein und setzen uns. Auf einmal offenbarte mir Masaru ein Geheimnis: „Ich habe schon öfters an meiner Entscheidung gezweifelt, mich gefragt, ob die Trennung das Richtige war“. Er fuhr fort und erklärte, dass er dies eben als eine zweite Chance sah. Er fragte mich, ob ich dies auch so sehe und diese Chance annehmen möchte. Ich fühlte mich hilflos, hilflos überrannt von der Situation und meinen Gefühlen für ihn. Und so erörterte ich ihm noch einmal, dass er mich sehr verletzt hatte und die letzten Wochen für mich der Horror waren. Trotzdem wollte ich ihm die Wahrheit nicht enthalten und erklärte, dass ich mich gerade bei ihm wohl fühlte. „Bei einer zweiten Chance liegt ein großer Berg voll Scheiße vor uns.“ „Das weiß ich. Das schaffen wir“, antwortete Masaru. Und so sagte ich einer erneuten Beziehung zu. Im Hinterkopf behielt ich dabei, dass er sich diese zweite Chance verdienen müsse. Er müsse mir zeigen, dass er es ernst meinte und sich im Klaren sein, dass er mein Vertrauen zerstört hatte und der Schmerz noch tief in mir saß… Und ich musste mir klarmachen, dass ich mich dieses Mal nicht zu sehr von ihm abhängig machen durfte. Ich musste ihn etwas auf Abstand halten um nicht wieder so sehr verletzt zu werden… Zu lieben ohne geliebt zu werden ist schwer, aber jemanden zu lieben, der dich verletzt hat, ist noch viel schwieriger. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)