Ich mag dich - irgendwie von ChocolateChip ================================================================================ Prolog: -------- Prolog:   Es war mitten in der Nacht als er aufwachte. Jedenfalls schätzte er die Zeit ungefähr so ein, da es im Zimmer stockdunkel war und nicht das kleinste Fitzelchen Licht durch die Rollläden vom Zimmer drang. Sein Handy lag auch zu weit weg, als dass er es ohne sich zu rühren erreichen konnte, denn ein Käfig aus Armen hielt ihn an Ort und Stelle im Bett. Und er hatte nicht die Intention aus dem Bett zu klettern, da er sich – wenn auch noch immer hundemüde – warm und geborgen fühlte. Er drehte sich vorsichtig um, um die andere Person in der Dunkelheit erahnen zu können ohne sie zu wecken.   Seine Augen gewöhnten sich etwas daran und er konnte die Umrisse seines Partners erkennen. Mehr wurde es nicht, aber ihm machte es nichts aus. Er wusste genau wie die andere Person aussah, wie sie sich anfühlte, schmeckte. Seine Gedanken drohten abzudriften und ihn daran zu erinnern was er mit der anderen Person getan hatte, was ihm die Hitze ins Gesicht steigen ließ. Der heiße Atem seines Partners half auch nicht dabei ihn wieder abzukühlen, auch wenn er nackt im Bett lag. Gut, dass es dunkel war und die andere Person schlief. So konnte sie auch nicht hören wie sein Herz wild und laut in seiner Brust schlug.   Hätte man Kageyama Tobio vor einigen Monaten gesagt, dass er hier mit Tsukishima Kei in einem Bett liegen würde, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, hätte er die Person wahrscheinlich ausgelacht. Und dabei war er nicht die Person, die andere auslachte. Egal wie absurd es war, aber er war nun glücklich hier in den Armen von Tsukishima liegen zu können. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Kageyamas Lippen als er daran dachte wie es dazu gekommen war, dass so unterschiedliche Menschen zueinander gefunden hatten. Immerhin kreisten Kageyamas Gedanken ausschließlich um Volleyball, das Einzige in dem er auch richtig gut war und Tsukishima war intelligent und gut im Volleyball. Aber wer hätte gedacht, dass seine eigenen schlechten Noten sie zueinander geführt hatten und nicht der gemeinsame Sport? Kapitel 1: ----------- Kapitel 1:    Kageyama Tobio wusste, dass er nicht gerade die hellste Leuchte war. Man brauchte kein Genie zu sein, um dies zu merken und seine Schulnoten sprachen Bände. Auch wenn seine Gedanken fast ständig um Volleyball kreisten, hatte er durchaus gemerkt, dass er Probleme hatte. Viele Probleme, wenn er seinen aktuellen Test begutachtete. Er hatte gar nicht damit gerechnet, dass das kommende Trainingscamp davon abhing, ob er seine Tests bestand oder nicht, da diese dämlichen Zusatztests mit dem Camp zusammenfielen. Und mit diesen Noten konnte er sich doch nicht in der Sporthalle zeigen lassen! Coach Ukai würde ihm bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen! Noch hatte er Zeit sich zu verbessern, jedoch gefiel ihm die Alternative so ganz und gar nicht.   Niedergeschlagen ließ der schwarzhaarige Junge seinen Kopf auf seinen Tisch fallen und ignorierte das Starren seiner Klassenkameraden, die zurzeit auf Abstand gingen und ihn lieber nicht störten. Manchmal war ihnen so, als würde Kageyama eine dunkle Aura verströmen, die einem fast androhte zu töten. Da gerade Pause war, konnten sich seine Sitznachbarn aus dem Staub machen und seiner dunklen Aura entfliehen. Er jedoch bewegte sich keinen Zentimeter und reagierte auch nicht darauf als Mitschüler in seiner Klasse ein- und ausgingen.   „Hey! Kageyma!“, schrie plötzlich eine ihm bekannte Stimme und seine Laune verschlechterte sich nur noch mehr. DEN konnte er nun nicht gerade gebrauchen. Doch der laute Flummi in Form seines Teamkameraden mit der Nummer Zehn blieb vor seinem Tisch stehen und sah auf ihn herab. Nur Hinata Shouyo machte seine schlechte Laune nichts aus. Oder eher nichts mehr aus, denn der kleinere Junge schien sich schon daran gewöhnt zu haben. Immerhin hatte sich Hinata anfangs noch hinter dem erst Besten versteckt, wenn Kageyama solch üble Laune hatte.   „Kageyama!“, meinte Hinata nun schon etwas schmollend und der Setter wusste, dass der kleine Middle Blocker nicht eher verschwinden würde, ehe er ihm zugehört hatte.   Übellaunig sah er also den Sonnenschein ihres Teams an und forderte ihn stumm auf zu sagen was er wollte und dann zu verschwinden. Heute hatte er nicht wirklich Lust das Orange seiner Haare anzustarren und er hoffte, dass es sich bis zum Training wieder legen würde.   „Hast du deinen Test auch wieder bekommen? Wie hast du abgeschnitten?“, schoss das Energiebündel auch schon los. Kageyama konnte nun ein Blatt in Hinatas Hand sehen.   „Ja“, antwortete er nur knapp und setzte sich etwas gerader hin.   „Und?“   „Was und?“   „Na wie hast du abgeschnitten? Ich bin leider durchgefallen…“, erzählte Hinata auch schon weiter und senkte seinen Blick. Seine gute Laune hatte nun einen Dämpfer erhalten, denn auch für ihn war dadurch das Trainingscamp in Gefahr. Ehe Kageyama jedoch antworten konnte, erhaschte Hinata einen Blick auf Kageyamas Test, den dieser noch nicht weggeräumt hatte.   „Gut, ich bin also nicht allein. Aber hast du einen Plan wie wir es eventuell schaffen können?“, sprudelte die Hinatafontäne schon weiter.   Er wollte verneinen, aber leider Gottes hatte Kageyama bereits eine Idee wen sie alles um Hilfe fragen konnten. Immerhin gab es einige Mitglieder des Volleyballclubs, die in den Unipräparationsklassen steckten und Erstklässler der Oberstufe waren wie sie. Drei um genau zu sein. Und zwei waren nicht das Problem. Die könnten sie bestimmt um Hilfe zum Lernen fragen, aber der Dritte im Bunde gefiel ihm nicht. Und einen der guten Optionen gab es nur im Bundle mit der schlechteren Option.   „Wir können Yachi  fragen ob sie uns hilft“, schlug Kageyama dann vor. Und während er das sagte, gefiel ihm seine Idee schon eher. Yachi Hitoka war ein nettes Mädchen. Sie würde ihnen bestimmt helfen. Und wenn Yamaguchi Tadashi ihnen zusätzlich dabei half, während die schlechte Option Musik hörte und ihren Mund hielt, dann wäre es perfekt.   Hinata schien die gleiche Idee gehabt zu haben, denn er erwähnte den netten Yamaguchi ebenfalls. Jemand wie Yamaguchi mit jemanden wie Tsukishima Kei befreundet sein konnte, war ihm schleierhaft. Wenn man den Jungen mit den Sommersprossen alleine antraf, dann war er ein regelrechter Engel, aber in Kombination mit Tsukishima war er eher ein Abklatsch eines Sidekicks, der über die Gemeinheiten des Blonden Salzes lachte. Schon allein der Gedanke an den, leider größeren, Jungen ließ Kageyama aussehen als hätte er in eine extrem sauere Zitrone gebissen. Aber es war nicht abzustreiten, dass der blonde Middle Blocker klug war, immerhin war er in einer Univorbereitungsklasse. Aber genauso waren das Yachi und Yamaguchi, mit denen man sich unterhalten konnte ohne jemanden umbringen zu wollen. Denn würde Kageyama noch einmal den Spitznamen des ‚Königs‘ aus Tsukishimas Mund hören, dann würde er schreien. Und es würde Tote geben. Aber er würde sicherlich schreien!   „Wir sollten Yamaguchi und Yachi sofort fragen! Je eher desto besser!“, strahlte Hinata und zerrte Kageyama hinter sich her, der knapp genug Zeit hatte um richtig von seinem Stuhl aufzustehen, ohne ihn umkippen zu lassen. Hinata hatte schon Recht. Je eher, desto besser und Kageyama wusste, dass sie jede freie Minute gebrauchen konnten um zu pauken.   Die Klassenzimmer der Erstklässler waren nicht weit voneinander entfernt und so betraten sie Yamaguchis und erhaschten den Jungen sofort. Auch er war recht groß für sein Alter, auch wenn keiner von ihnen Tsukishima das Wasser reichen konnte. Dieser saß wie immer da und schien Musik zu hören, während Yamaguchi mit ihm redete. Hinata stürmte sofort auf die beiden Jungen zu und man konnte schon von weitem sehen wie Tsukishima mit den Augen rollte.   Erst am Tisch, an dem die beiden anderen Erstklässler saßen, ließ Hinata ihn los. Den Blonden ignorierte Kageyama so, wie alle anderen um ihn herum von ihm ignoriert wurden. Solange der Brillenträger seinen Mund hielt, gab es auch keinen Grund wütend zu werden.   „Yamaguchi?“, fing Hinata auch schon an für sie beide zu sprechen. Kageyamas Blick glitt von Tsukishima zu dem anderen Jungen mit den Sommersprossen, der sie fragend ansah.   „Was gibt es, Hinata?“, fragte er freundlich. Aus den Augenwinkeln konnte Kageyama sehen wie Tsukishima seine Kopfhörer richtig auf seine Ohren setzte, um sie gänzlich auszublenden. Also hatte er seinem Freund zugehört und ihn nicht ignoriert. Aber ein Arsch blieb er trotzdem.   „Kageyama und ich bräuchten Hilfe beim Lernen und da wollte ich dich fragen, ob du uns hilfst?“ Hoffnungsvoll sahen die beiden mit den schlechten Noten Yamaguchi an.   „Gerne! Bei welchen Fächern denn?“ Die Frage war falsch gestellt. Hinata und Kageyama sahen sich an und zählten dann die ganzen Fächer auf, bei denen sie Unterstützung gebrauchen konnten. Es wäre einfacher gewesen hätte er gefragt bei was sie KEINE Hilfe bräuchten.   „O-Oh je… Das ist ja eine Menge“, lachte Yamaguchi etwas nervös. Man konnte ihm förmlich ansehen, dass es für ihn alleine zu viel werden könnte, um ihnen zwei Idioten etwas beizubringen, also setzte Kageyama nach: „Yachi wollten wir auch um Hilfe bitten.“   Man konnte die Erleichterung des anderen Jungen deutlich sehen. Yamaguchis Blick huschte zu Tsukishima und dann zu dem Duo vor ihm und die beiden, die Hilfe brauchten, schüttelten sofort ihren Kopf. Yamaguchi schien zu verstehen, auch wenn er wohl nicht ganz so glücklich darüber war, da er ja als Einziger die Anwesenheit des Brillenträgers ertragen konnte. Immerhin war er ihm gegenüber nicht so salzig.   „In der Mittagspause können wir uns ja dann alle treffen und mal eure Tests durchsehen, um zu schauen wo genau eure Probleme liegen?“, schlug Yamaguchi vor und Kageyama und Hinata nickten begeistert. Und so fing das Lernen an. Ohne Tsukishima.         Also konnte Kageyama nicht verstehen wie es dazu kam, dass er und Hinata am Wochenende ausgerechnet vor Tsukishimas Haus standen und darüber nachdachten wieder abzuhauen. Doch sie waren nun da, also atmeten sie einmal tief durch und klingelten.   Es dauerte auch nicht lange bis ihnen aufgemacht wurde. Jedoch war es nicht der hochgewachsene Junge, der ihnen Eintritt verschaffte, sondern eine wirklich nett wirkende Frau mit ebenfalls blondem Haar, das sie in einem schulterlangen Bob-Schnitt hatte. Sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht und begrüßte die Jungen herzlich.   „Hallo ihr Beiden! Ihr seid sicher Hinata-kun und Kageyama-kun!“, sagte sie und die beiden Jungen stellten sich schnell vor, damit sie wusste wer nun wer war. „Kei ist oben in seinem Zimmer und wartet bereits. Geht nur hoch und dann ist sein Zimmer nicht zu verfehlen“, meinte sie dann, als die beiden Gäste ihre Schuhe ausgezogen und Gästepantoffel zur Verfügung gestellt bekommen hatten.   „Ich bringe euch nachher was zu trinken und ein paar Snacks. Etwas das ihr nicht mögt? Oder hat einer eine spezielle Diät auf die ich achten sollte?“ Die beiden Jungen waren schon über die Frage überrascht, aber sie verneinten. Sie wären mit allem zufrieden und als die beiden Jungen die Treppe hochgingen, verschwand sie im unteren Teil des Hauses.   „Sag mal Kageyama… Glaubst du Tsukishima ist adoptiert?“, flüsterte Hinata Kageyama zu. Dieser hatte sich gerade dieselbe Frage gestellt, immerhin war es unmöglich, dass so ein gemeiner Kerl wie Tsukishima so eine liebe Mutter haben konnte, die sich anscheinend für den Sport der Jungs interessierte und dafür sorgte, dass sie sich richtig ernährten.   „Ich würde es für die Frau hoffen. Diese Gene können doch niemanden wie Tsukishima hervorbringen…“, murmelte Kageyama zurück. Es passierte schon selten genug, dass das dynamische Duo sich vertrug und in einem fremden Haus wollte er auch nicht streiten.   „Anstatt euch das Maul über mich und meine Familie zu zerreißen solltet ihr einen Gang zulegen, damit wir das endlich hinter uns bringen können“, ertönte eine angefressene Stimme, als sie oben abgekommen waren. Tsukishima stand mit verschränkten Armen im Türrahmen seines Zimmer, gekleidet in lockerer Jogginghose und einem Sweatshirt und sah die beiden wütend an. Ertappt und vielleicht mit einem klein bisschen schlechtes Gewissen schluckten die beiden und trotteten zu Tsukishima. Vor ihm blieben sie stehen ehe sie sich verbeugten.   „Vielen Dank für deine Hilfe und Entschuldigung!“ Ein wenig überrascht zuckte Tsukishima zusammen ehe er sich wieder sammelte und ins Zimmer ging.   „Beeilt euch“, meinte er nur als er sich an den kleinen Tisch setzte, der sich im Zimmer befand. Kageyama sah sich aufmerksam um, immerhin wäre es sicherlich das erste und letzte Mal, dass er sich in diesem Zimmer aufhalten würde. Hinata pflanzte sich bereits auf eines der bereitgelegten Sitzkissen und sah sich ebenfalls mit großen Augen um. Für das Zimmer eines Teenagers war es sehr aufgeräumt, aber Kageyama hatte nichts anderes vom Middle Blocker erwartet. In einer Ecke befand sich sogar ein alter Volleyball, der schon bessere Tage gesehen hatte, aber sonst zeugte nichts davon, dass Tsukishima sich irgendwie für Volleyball interessierte. Keine Poster. Nix. Aber etwas anderes stach ihm ins Auge.   Figuren. Auf dem Regal über Tsukishimas Schreibtisch konnte er die eine oder andere Dinosaurierfigur sehen, die zwischen Büchern stand. Und da kein Staub zu sehen war, wurden sie auch gut gepflegt. Kageyama hätte nie erwartet, dass sich Tsukishima ausgerechnet für Dinos interessieren würde. Er wusste, dass er viel Musik hörte und hatte mit Tonnen an CDs und Bandpostern gerechnet, aber nicht das. Sein Blick wanderte amüsiert weiter, bis er aufs ordentlich gemachte Bett fiel, wo er tatsächlich einen Plüsch-Dino sehen konnte. Kageyama musste sich auf die Lippen beißen um nicht zu lachen – immerhin half Tsukishima ihnen, damit sie ins heißbegehrte Trainingscamp mitkonnten – aber Hinata, der Blödmann, musste seine Anstrengungen zunichtemachen, indem er auf sprang und zum Bett hechtete.   „Oh. Mein. Gott!“, jauchzte der Orangehaarige begeistert. „Der ist aber süß! Ich wusste ja gar nicht, dass ausgerechnet DU ein Dino-Plüschie hast!“ Hinata hatte das arme, grüne Stofftier bereits in seinen Händen ehe der Besitzer reagieren konnte. Man konnte förmlich das Entsetzen in seinen goldbraunen Augen sehen, als sie auf das Stofftier fielen. Fast so als hätte er vergessen es zu verstecken. Kageyama konnte nur dem Elend zusehen, als auch Tsukishima aufsprang und das Plüschtier aus Hinatas Händen nahm.   „Fass meine Sachen nicht ungefragt an!“, schrie der Brillenträger fast. Wer hätte das gedacht. Ein kleines, unschuldiges Plüschtier, das von ihnen entdeckt worden war, konnte ihren größeren Teamkameraden aus der Reserve locken. Irrte er sich oder erkannte Kageyama etwas Rosa auf den Wangen, das zum Teil vom schwarzen Gestell der Brille verdeckt wurde? Erschrocken hob Hinata abwehrend die Hände. Tsukishima setzte den Dino wieder an seinen Platz, während er Hinata wütend anfunkelte.   „Vollidiot“, murmelte Kageyama, der sich nun auch endlich in Bewegung setzte und auf das letzte freie Kissen hockte. Danach wurde über den Vorfall kein Wort mehr gewechselt. Man konnte nur hören wie Tsukishima auf Yamaguchi und Yachi schimpfte, die an diesem Wochenende keine Zeit gehabt hatten den beiden beim Lernen zu helfen. Aber diese Lernsession überlebten sie dann doch ohne dass es zu viel Streit gab, auch wenn eine gute Seele fehlte, die für den Frieden sorgte.   Aber seit diesem Wochenende half Tsukishima ihnen öfter beim Lernen und auch wenn keiner wusste wie es dazu kam, so trafen sie sich außerhalb der Schule oft bei dem Blonden zu Hause.       Eines Abends nach dem Training, als sie noch im Clubraum waren, gingen sie noch einmal den Stoff für den Test am darauffolgenden Tag durch, bis sich Kageyama und Tsukishima alleine im Clubraum befanden. Daichi-san hatte den Erstklässlern die Schlüssel zum Absperren überlassen, damit sie noch eine Weile lernen konnten und er nicht anwesend zu sein brauchte. Doch Hinata musste frühzeitig nach Hause um auf seine Schwester aufzupassen und Yachi traf sich mit ihrer Mutter zum Essen, die in der letzten Woche kaum Zeit für ihre Tochter gehabt hatte und Yamaguchi hatte darauf bestanden das Mädchen zu ihrer Bushaltestelle zu begleiten. Kageyama hatte zwar gesehen wie Tsukishima Yamaguchi einen giftigen Blick zugeworfen hatte, doch der Junge mit den Sommersprossen hatte nur breit gegrinst und ihnen beiden zugewunken, als er durch die Tür verschwand.   Kageyama wäre auch viel lieber nach Hause gegangen, da er angefangen hatte sich in Tsukishimas Nähe merkwürdig zu fühlen, aber leider hatte er noch einige Fragen für seinen aufkommenden Test und er wollte einfach nicht versagen. Also war es an Tsukishima hängengeblieben dem Setter noch etwas zu helfen, da er selbst nicht so dringend nach Hause musste. Sie saßen mit ausgebreiteten Büchern auf dem Boden und der Middle Blocker erklärte ihm schon zum gefühlten tausendsten Mal, was er nicht verstand. Und was er immer noch nicht tat. Verwirrt blickte Kageyama auf die Notizen, die er sich im Unterricht gemacht hatte und die, die er von Yachi hatte kopieren können. Aber leider machte es für ihn einfach keinen Sinn. Er selbst war deswegen etwas frustriert, aber auch Tsukishima schien es sehr zu frustrieren sich ständig wiederholen zu müssen. Dabei erklärte er nicht einmal so schlecht.   Nach einem erneuten Versuch ihm etwas zu erklären, das er wieder nicht wirklich verstanden hatte, lehnte sich Tsukishima zurück und raufte sich sein kurzes Haar. Der sonst so gelangweilt wirkende Junge war sichtlich frustriert und auch erschöpft. In Kageyama kam der Drang auf sich bei ihm zu entschuldigen. Auch wenn es nicht wirklich einen Grund dafür gab. Dachte er zumindest. Aber wenn er Tsukishima so sah, konnte er nicht anders und er öffnete bereits seine Lippen um etwas zu sagen.   „Verdammt noch mal!“, fluchte der Volleyballspieler und Kageyama zuckte unwillkürlich zusammen. „Du hast Glück, dass ich dich irgendwie mag. Sonst hättest du mit dem ganzen Stoff von mir aus verrotten können, so blöd wie du bist!“, jammerte er weiter.   Nun selber etwas wütend wollte Kageyama sich schon wegen dem ‚blöd‘ aufregen, als Tsukishima vor seinen Augen rot anlief und dennoch aussah als hätte er einen Geist gesehen. Von einer Sekunde auf die andere packte er seinen Sachen zusammen und Kageyama sah ihm verwirrt dabei zu, seine eigene Wut schon längst verraucht. Ihm wurde nur noch der Schlüssel hinterher geworfen als, Tsukishima sich auch schon aus dem Staub machte, irgendeine Ausrede murmelnd, dass er an dem Tag auch eher zu Hause sein musste oder so.   Erst als er alleine im Clubraum war, kamen Tsukishimas Worte in seinem Hirn an und er errötete selber. Tsukishima mochte ihn? Er mochte ihn ‚irgendwie‘? Kageyamas Herz klopfte für einige Sekunden wild in seiner Brust ehe er selbst in Windeseile seine Sachen zusammenpackte. Der Blonde konnte noch nicht weit sein. Kageyama musste unbedingt wissen, was er genau gemeint hatte und ob er selbst nicht anfing alles zu missinterpretieren. Er schloss mit zitternden Fingern den Clubraum ab und gedanklich versuchte er sich zu merken am nächsten Tag rechtzeitig da zu sein, um aufzusperren und die Schlüssel Daichi-san wieder zu geben. Eilig rannte er dann aus der Schule raus um noch mit Tsukishima aufzuholen, doch mit seinen verdammt langen Beinen war der schon lange über alle Berge. Außer Atem blieb Kageyama stehen und blickte die Straße entlang, die sie alle immer nach dem Training gingen, doch von einem blonden Schopf war weit und breit nichts mehr zu sehen. Kageyama war der Einzige, der dort stand, seine Hand auf sein wild klopfendes Herz legte und die Wärme in seinem Gesicht nicht mehr loswurde, die aber nicht vom Laufen herrührte.   Innerlich fluchend machte sich Kageyama auf den Weg nach Hause, da es nun keinen Zweck mehr hatte den anderen zu verfolgen. Tsukishima war verdammt schnell wenn er wollte, und in diesem Fall hatte er es wohl wirklich eilig. Immerhin war Kageyama nicht sooo langsam gewesen bis er realisiert hatte, was das blonde Gift von sich gegeben hatte. Seine Fragen zum Test waren nun auch vergessen, da ihm die eigentlich harmlosen Worte im Kopf herumschwirrten. Gut. Tsukishima hatte ihn zwar mit blöd wieder einmal beleidigt, aber er hatte auch gesagt er würde ihn mögen. Irgendwie. Und Tsukishima sagte so etwas sicherlich nicht einfach so. Bis dato hatte Kageyama nicht mitbekommen, dass Tsukishima jemals zu jemandem oder etwas gesagt hatte, er würde ihn oder es mögen. Und Tsukishima hatte es sicherlich nicht nur einfach so daher gesagt um ihn zu verarschen, denn dafür war seine Reaktion zu echt gewesen. Das konnte sogar Kageyama erkennen und meistens gehörte er zu der Gruppe Menschen, die recht ahnungslos durch die Welt gingen.     Eine schlaflose Nacht später und beinahe das rechtzeitige Aufstehen verschlafend, machte sich Kageyama, mit dem Ziel Tsukishima einfach darauf anzusprechen, auf den Weg zur Schule. Immerhin musste er ja noch einen Schlüssel abliefern, den er auch beinahe zu Hause vergessen hatte. Und als er an der Schule ankam, fiel ihm sein Test und somit seine Probleme mit dem Stoff wieder ein.   Nachdem er den Schlüssel abgeliefert hatte, machte er sich auf den Weg um Yachi oder Yamaguchi zu finden, damit sie ihm noch schnell helfen konnten. Glücklicherweise – oder traurigerweise? – fiel das Volleyballtraining an diesem Tag aus, da ein anderer Sportclub die Halle für sich brauchte. Nach Details hatte er nicht gefragt, sondern sich einfach nur aufgeregt, da ein Tag Training ausfiel. Aber diesmal war er ein wenig froh darüber, da er so noch schnell pauken konnte. Etwas, das er sonst auch nicht machen würde, aber es stand viel für ihn auf dem Spiel.   Er fand Yamaguchi und Yachi, aber von Tsukishima war keine Spur zu sehen. Sonst wich Yamaguchi dem großen Middle Blocker nie von der Seite. Vielleicht war er ja auch schon in seinem Klassenzimmer, aber später hatte er immer noch Zeit mit ihm zu reden. Jetzt gab es Wichtigeres zu erledigen. Jedoch machte sich der Brillenträger auch für den Rest des Tages rar. Und so kam es, dass Kageyama ihn noch nicht einmal kurz erhaschen konnte. Das Training nach der Schule fiel mit demselben Grund wie am Morgen auch aus und so, dass sich Tsukishima bereits davongemacht hatte, ehe Kageyama zu ihm ins Klassenzimmer gehen konnte. Selbst Yamaguchi, der zurückgelassen worden war, schien mehr als nur verwirrt und dabei war er eigentlich der Quell an Informationen, wenn es um das Mysterium Tsukishima Kei ging.   Also blieb nur eines. Tsukishima in die Ecke drängen. Und das ging am besten wenn er ihn einfach zu Hause besuchen würde. Jedenfalls dachte er sich dies, aber er hätte nie erwartet, dass sein Herz bei dem Gedanken daran Tsukishima alleine zu Hause zu besuchen wie wild klopfen würde. Es war so schlimm, dass er Minuten lang vor der Haustür der Tsukishima-Familie stand und mit sich rang zu klingeln. Vielleicht sollte er doch abwarten und schauen was noch kommen würde? Während er so hin und her überlegte, wurde ihm die Entscheidung genommen als sich die Tür öffnete und ein ihm unbekannter, junger Mann vor ihm stand. Mit großen Augen starrten sie sich gegenseitig an ehe der Fremde als erstes seine Worte wiederfand.   „Ah! Du musst einer von Keis Freunden sein von denen meine Mutter mir erzählt hat! Ich bin Akiteru, Keis älterer Bruder!“, stellte sich der Mann auch schon mit einem großen Lächeln vor, als Kageyama einfach mal genickt hatte. Er war zu sehr überrumpelt, als dass er irgendwie verneint oder abgestritten hätte, Keis Freund zu sein. Sie waren Teamkameraden. Mehr aber auch nicht. Dachte er zu dem Zeitpunkt jedenfalls.   „Ich wollte gerade einkaufen gehen und Kei ist noch nicht lange da und in seinem Zimmer. Du weißt ja wo es ist.“ Mit diesen Worten drückte sich Akiteru an einem perplexen Kageyama vorbei und ließ die Tür offen, damit der Setter eintreten konnte. Er hatte gar nicht gewusst, dass Tsukishima einen älteren Bruder hatte. Ehe er einen Schritt ins Haus tat, sah er dem älteren hinterher, als dieser den Weg zum erstbesten Supermarkt beschritt. Die letzten Male, die er bei den Tsukishimas wegen dem Lernen zu Besuch gewesen war, hatte auch niemand ein Wort über ihn verloren und anwesend war er auch nie gewesen. Doch um darüber weiter nachzudenken hatte er keine Zeit. Er raufte sich wieder zusammen und betrat etwas schüchtern das Einfamilienhaus. Er kündigte sein Eintreten an und wurde auch schon von der Mutter des Hauses begrüßt.   Etwas eingeschüchtert machte er sich auf den Weg zu Tsukishimas Zimmer. Vor der Tür blieb er, wie schon vor der Haustür, stehen und dachte darüber nach, ob es wirklich schlau gewesen war, dem Größeren nach Hause zu folgen. Er konnte sich schon sehr gut ausmalen, wie er von ihm in Grund und Boden gestampft werden würde, aber für einen Rückzug war es nun definitiv zu spät. Wenn er sich klammheimlich verziehen würde, würde Tsukishima so oder so erfahren, dass er da gewesen war. Und es wäre merkwürdiger wenn er sich, ohne ein Wort an den anderen gerichtet zu haben, wieder aus dem Staub machen würde. Also atmete er einmal tief durch und klopfte an die Tür.   „Akiteru, lass mich in Ruhe“, drang es genervt aus dem Zimmer. Kageyama musste einmal kurz schlucken ehe er ein Wort herausbrachte.   „Ich bin nicht Akiteru“, antwortete er und starrte die Tür an.   Er wollte nicht ohne Erlaubnis eintreten, auch wenn er nun am liebsten auf der anderen Seite der Tür war. Oder lieber doch nicht? Wieso konnte er sich einfach nicht entscheiden was er wollte? Zuerst war da der Drang zu flüchten und nun wollte er nicht mehr weg? Die Tür wurde abrupt geöffnet und ein halb umgezogener Tsukishima stand irritiert im Türrahmen, mit einer ihm unbekannten Musik leise im Hintergrund dröhnend.   „Was willst du denn hier?“ Nun klang der Größere noch genervter als vorher.   „Mit dir reden!“, meinte Kageyama und setzte seinen stursten Blick auf, damit er signalisieren konnte, wie ernst es ihm war und damit ihm die Tür nicht vor dem Gesicht zugeschlagen wurde.   „Ich weiß nicht worüber wir reden sollten.“ Doch der ausweichende Blick verriet bereits, dass sein Gegenüber genau wusste, was das Thema sein würde. Kageyama starrte ihn deswegen weiterhin nur an und somit verdrehte Tsukishima nur die Augen und ging ins Zimmer zurück. Jedoch ließ er die Tür offen so, dass der Schwarzhaarige ebenfalls eintreten konnte. Der Setter schloss die Tür hinter sich, da er nicht gerade belauscht werden wollte.   „Schiess los. Was willst du mir sagen?“ Tsukishima hatte sich auf sein Bett gesetzt und die Arme vor seiner Brust verschränk. Es war klar, dass er das Thema nicht zuerst anschneiden würde, und wenn die Hölle zufrieren würde. „A-Alsoooo… Wegen g-gestern… Da hast du… Stimmt das?... Hast du wirklich gesagt, d-dass du“, fing Kageyama an zu stammeln. Es war wirklich blöd gewesen hier aufzutauchen ohne sich wirklich zurecht zu legen, was er sagen wollte.   „Sprich deutlicher. Oder ist Volleyball das Einzige, das du kannst? Obwohl… Bei den Noten bin ich mir sicher, dass es so ist“, stichelte Tsukishima mit einem Grinsen.   Die Worte verfehlten ihren Zweck nicht und machten Kageyama nun wütend. Aber das war immerhin besser als nervös herum zu stammeln wie so ein verliebtes Schulmädchen. Auch wenn er fast ein verliebtes Schulmädchen war, nur eben mit dem kleinen Unterschied, dass er ein Junge war. Und nicht verliebt! Definitiv nicht verliebt! Ganz sicher sogar! Nicht! Verliebt!   „Hast du das gestern wirklich gesagt? Dass du mich magst?“, entgegnete Kageyama dann wütender als er eigentlich wollte. Der Dinoliebhaber wusste einfach seine Worte so geschickt einzusetzen, dass er nicht viele benötigte um jemanden wütend zu machen.   „Ich wusste ja nicht, dass du neben dumm auch noch schwerhörig bist“, grinste Tsukishima weiter. Würde Kageyama sich nicht so leicht provozieren lassen, hätte er sicher gemerkt, dass sein Teamkamerad versuchte einen Weg zu finden, ihn vom eigentlichen Thema abzulenken.   „Ich bin nicht schwerhörig!“, verteidigte sich Kageyama sofort und ehe er sich versah, wurde er in einen Streit verwickelt und vergaß weswegen er eigentlich bei Tsukishima aufgeschlagen war.   Es ging einige Minuten hin und her und ehe wirklich etwas Falsches gesagt wurde, was vielleicht einer von ihnen bereuen würde, unterbrach Tsukishima den Setter. Sie hatten selten so viel miteinander geredet – auch wenn es eher Beschimpfungen waren – aber das lag auch daran, dass meist immer jemand anwesend war, der dafür sorgte, dass sich ihre Zankereien nicht hochschaukelten und sie sich in ihren Beschimpfungen verloren. Und dieser Streit endete dieses Mal abrupt, weil Tsukishima sich während einer weiteren Salve von Beschimpfungen Kageyamas einfach nach vorne gelehnt hatte und ihn mit einem Kuss verstummen ließ.   Geschockt riss Kageyama die Augen auf. Der Kuss hatte nicht lange gedauert und war auch eher ein Aufeinanderlegen zweier Lippenpaare, aber es hatte ausgereicht ihn verstummen zu lassen. Er stand wie erstarrt da und starrte Tsukishima mit großen Augen an. Auch als Tsukishima sich wieder zurückzog und seinem Blick auswich, bewegte sich Kageyama nicht. Er blinzelte und versuchte zu realisieren was gerade passiert war. Er sah wie sich ein leichtes Rosa auf die Wangen des Größeren schlich, aber das konnte nicht sein. Ein Tsukishima Kei wurde nicht verlegen. Aber ein Tsukishima Kei würde auch niemanden küssen, vor allem nicht ihn und das war aber gerade passiert. Und brachte sein Herz dazu einen wilden Rhythmus in seinem Brustkorb zu schlagen.   „Ha… Hast du mich gerade…?“, stammelte er dann schlussendlich und Tsukishima schnaubte.   Er öffnete schon den Mund um sicherlich wieder irgendeine Gemeinheit loszuwerden. Aber er kam nicht dazu. Ehe er auch nur ein Wort sagen konnte, hatte sich Kageyama ein wenig auf die Zehenspitzen gestellt und ihn am Genick zu sich runtergezogen um seine Lippen auf die gleiche Weise zu versiegeln, wie der Middle Blocker es bereits mit dem Setter getan hatte. Und so kam es wie es dann kommen musste und Kageyama ging wieder nach Hause. Aber dieses Mal nicht mehr als Single. Kapitel 2: ----------- Kapitel 2:   Die ersten Wochen als Paar waren wie im Fluge vergangen. Das Trainingscamp lag mittlerweile hinter ihnen und was auch immer dort passiert war, etwas hatte sich in jedem von ihnen verändert. Die Mitglieder des Karasuno Volleyballclubs hatten sich weiterentwickelt und waren dabei ihre eigene, neue Harmonie wiederzufinden. Selbst Tsukishima schien sich nun etwas mehr für den Club zu interessieren und das freute Kageyama natürlich sehr. Er hatte sich immer gewünscht mit seinem Partner oder seiner Partnerin die gleiche Leidenschaft zu teilen, auch wenn sie sich bei Tsukishima immer noch in Grenzen hielt. Aber es war eine Verbesserung zu sehen. Das bekamen sogar die Begriffsstutzigeren ihres Teams mit, zu denen Kageyama leider Gottes auch gehörte. Und dabei sollte Kageyama mittlerweile zu denen gehören, die Tsukishima etwas besser kennen sollten. Auch wenn Yamaguchi immer noch die unangefochtene Nummer Eins war, wenn es darum ging den blonden Brillenträger zu verstehen. Aber das machte Kageyama nichts aus. Er war noch nicht so lange mit Tsukishima zusammen und Yamaguchi kannte ihn schon mehrere Jahre.   Außerdem kam es ihm gelegen, dass Yamaguchi als Einziger im Team von ihrer Beziehung wusste und er sich immer an den Jungen mit den Sommersprossen wenden konnte, wenn er sich wieder einmal mit Tsukishima gestritten hatte. Es ging meistens um Kleinigkeiten und sie versöhnten sich auch schnell wieder, aber sie waren leider immer noch nicht so gut synchronisiert, als dass es mal einen Tag ohne Zankereien gab. Aber irgendwie gehörte es zu ihnen und machte es gleichzeitig für Außenstehende schwer zu sehen, dass die beiden Erstklässler eigentlich ein Paar waren. Und zu diesem Zeitpunkt wollten sie es auch noch niemandem sagen. Yamaguchi war eine Ausnahme, da sie mindestens eine Vertrauensperson brauchten, die zwischen ihnen vermitteln konnte, wenn sie wieder einmal zu stur waren miteinander zu reden. Und wer hätte sich denken können, dass Kommunikation wichtiger war als sonst etwas in einer Beziehung? Die beiden Jungen zu diesem Zeitpunkt wussten es jedoch noch nicht, was zu einem – und kindischen, wenn man Yamaguchi fragte – Streit führte. Einem eigentlich vermeidbaren Streit.   Alles fing ganz harmlos an, als Kageyama im Klassenzimmer döste und den Kopf dabei auf seinen Tisch gelegt hatte. Es war eine kleine Pause zwischen zwei Schulstunden und er nutzte die Gelegenheit sich noch etwas vom Morgentraining zu erholen. Die anderen um ihn herum ließen ihn in Ruhe, da sie Angst davor hatten ihn zu stören. Einmal hatte es jemand gewagt und seine dunkle Aura abbekommen, also ließen es die anderen seiner Klassenkameraden lieber sein. Im Hintergrund schnatterten einige Mädchen und schwärmten von verschiedenen Jungen aus den einzelnen Klassen. Eigentlich kein wirklich interessantes Thema für Kageyama, aber als ein gewisser Name fiel, spitzte er seine Ohren und döste nicht mehr vor sich hin.   „Tsukishima-kun aus der 1-4 ist ein richtig cooler Typ! Er tut immer so distanziert und unnahbar!“, schwärmte Mädchen 1. Kageyama hatte sich nicht wirklich Mühe gegeben die Namen seiner Klassenkameraden einzuprägen und nur hier und da konnte er ein Gesicht einem Namen zuteilen.   „Oh ja! Intelligent. Groß. Blond. Er sieht einfach nur gut aus!“, mischte Mädchen 2 mit.   „Und sportlich ist er auch noch! Er ist ja im Volleyballclub! Vielleicht sollten wir uns mal ein Spiel ansehen?“, ertönte die begeisterte Stimme von Mädchen 3. Und Kageyama bekam ein ungutes Gefühl dabei.   „Du hast Recht! Wir müssen nur herausfinden wann sie wieder spielen!“, meinte Mädchen 2.   „Oder wir schauen beim Training zu?“, schlug Mädchen 3 vor. „Lieber nicht. Ich habe den Coach gesehen und der macht mir Angst“, meinte Mädchen 1 und Kageyama stimmte ihr stumm zu. Coach Ukai konnte schon sehr furchterregend werden, wenn er wollte und seine getönten Haare und der Geruch nach Zigaretten halfen seinem Image auch nicht wirklich weiter.   „Okay. Kein Training. Weiß eine von euch wen wir fragen könnten wegen eventuellen Spielen?“, fragte Mädchen 2 und alle drei verstummten.   Kageyama ließ seinen Kopf weiterhin auf seinem Tisch liegen und tat als würde er schlafen. Er hatte wirklich kein gutes Gefühl. Er konnte das Starren der Mädchen förmlich in seinem Rücken spüren. Und dann hörte er wie drei Paar Schuhe auf ihn zukamen, doch er rührte sich nicht. Er vernahm dann wie die Mädchen neben ihm flüsterten und sich gegenseitig versuchten dazu anzustacheln, wer denn nun fragte, denn keine wollte so wirklich den schlafenden Löwen wecken. Kageyama hoffte indes, dass ihr Lehrer schnell wiederkommen und somit verhindern würde was auf ihn zuzukommen drohte. Er wollte den Mädchen nicht sagen, wann sein Team wieder ein Match hatte. Er sollte sich eigentlich freuen, dass sie eventuell drei neue Fans gewinnen würden, aber er wollte nicht, dass diese neuen Vielleicht-Fans seinen Freund anhimmelten.   „Kageyama-kun?“, erklang dann auch schon die Stimme von Mädchen 1 vor seinem Tisch. Und sie klang viel zu süß und unschuldig um echt zu sein. Besonders nachdem er gehört hatte wie sie seinen Tsukishima anhimmelten. Er entschloss sich, sich nicht zu regen, aber die Mädchen gaben nicht nach und ein besonders mutiges Mädchen stupste ihn an, bis er endlich den Kopf hob und sie mit einem angesäuerten Blick ansah. Instinktiv rückten sie zwei Schritte von ihm weg und ehe sie ihren Mund wieder aufmachen konnten, kam auch ihr Lehrer und sie wurden auf ihre Plätze verbannt. Er sah ihnen sauer hinterher und hoffte, dass sie ihn in der kommenden Mittagspause in Ruhe lassen würden.     Nach zwei weiteren Unterrichtsstunden kam die langersehnte Mittagspause dann auch endlich. Da ihre Beziehung aber noch geheim war, verbrachten Kageyama und Tsukishima sie noch nicht alleine. Wenn sie zusammen waren, dann mit den anderen Erstklässler aus dem Club und manchmal gesellten sich auch die älteren Clubmitglieder dazu. Aber so oft kam das nicht vor, so dass er meist alleine war oder Hinata bei sich hatte. Sein Weg ging wie immer Richtung Getränkeautomaten außerhalb des Gebäudes, damit er sich seine Milch kaufen konnte. Oder was anderes. Aber meistens entschied er sich für die Milch. Oder sollte er heute doch was anderes nehmen?   Unschlüssig stand er vor dem Automaten und starrte die diversen Auswahlmöglichkeiten an. Immer wenn er das tat, war niemand um ihn herum. Da er immer so lange brauchte, wollte sich wohl keiner anstellen, um selbst etwas zu nehmen und suchte sich wohl einen anderen der unzähligen Automaten auf dem Schulgelände. Wie immer ging er die verschiedenen Möglichkeiten durch, doch als er keine Lust mehr hatte vor dem Automaten zu stehen, wählte er doch wieder seine Milch. Er bückte sich um sie herauszuholen, nachdem er den passenden Knopf gedrückt hatte. Den Strohhalm hatte er schnell durchgedrückt so, dass er daran schlürfen konnte. Als er sich umdrehte, um wieder zu gehen, erblickte er wie Tsukishima etwas abseits vom Trubel mit einem Mädchen stand und gelangweilt in die Weltgeschichte blickte.   Neugierig schlich sich Kageyama an um zu hören was gesprochen wurde. Aber alles was er mitbekam, war, wie das Mädchen etwas vor sich hin stammelte und nicht wirklich einen anständigen Satz fertig brachte. Kageyama wollte sich schon abwenden, denn auch wenn er wusste, dass das Mädchen nur versuchte Tsukishima seine Gefühle zu gestehen, so sprach das Gesicht des großen Middle Blockers Bände. Außerdem war er ja mit ihm zusammen, da würde er sich doch nicht schon so schnell um entscheiden, oder? Doch da er nun durch seine eigenen Gedanken etwas unsicher geworden war, blieb er weiterhin dort stehen und beobachtete das Spektakel vor sich.   Das Mädchen schien aufgegeben zu haben einen richtigen Satz hervorzubringen, da es Tsukishima nun einen kleinen Karton entgegenhielt, der schon vom Aussehen her verriet, dass es sich wohl um einen Kuchen oder so handelte. Jetzt musste Tsukki – in Gedanken traute sich Kageyama schon mal ihn so zu nennen, da er sonst sicherlich nur vom Blonden gefressen werden würde – den Kuchen ablehnen, einfach davon gehen und das Mädel stehen lassen. Kageyama kaute auf dem Strohhalm seiner nun leeren Milchpackung herum und wartete darauf, dass Tsukishima einen doofen Kommentar abließ und sich dann abwandte. Doch ihm fiel der Milchkarton aus der Hand als Tsukishima das Geschenk akzeptierte.   Mit großen Augen schaute er zu wie SEIN Freund das Geschenk eines fremden Mädchens akzeptierte und damit davon stolzierte. Er hielt den Kuchen schon fast wie ein Heiligtum fest. Hieß das etwa, dass er die Gefühle des Mädchens auch akzeptierte? Ein Stich ging durch seine Brust und Kageyama wandte sich ab, so dass er nicht mehr mitbekam wie das Mädchen den Ort ihres Liebesgeständnisses verließ. Hatte Tsukishima vor, nun da er ein Mädchen hatte, mit ihm Schluss zu machen? Nur einige Wochen in ihrer Beziehung, in der es eigentlich noch sehr viel gab, das sie voneinander lernen konnten? Oder hatte er gar nicht vor sich von ihm zu trennen und wollte zweigleisig fahren?   Den Karton auf dem Boden vergessend, machte sich Kageyama auf den Weg zurück in sein Klassenzimmer. Hinata hatte ihn gefragt, ob er mit ihm und Yachi zusammen essen wollte, aber dazu hatte er nun so gar keine Lust mehr. Er wollte gerade lieber alleine sein, da er sonst noch jemanden umbringen würde. Am liebsten Tsukishima, dieses Arschloch! Das Stechen in seiner Brust wollte auch nicht nachlassen, egal wie sehr er versuchte sich in seine Wut hineinzusteigern, da das besser war als die Trauer und der Schmerz, die versuchten die Oberhand zu erlangen. Frustriert setzte er sich an seinen Tisch und stocherte mit seinen Essstäbchen in seinem Essen herum. Er stellte sich dabei vor, dass es sich dabei um Tsukishima handelte, den er erdolchte und dies gab ihm ein kleines bisschen Befriedigung. Wirklich essen tat er aber nichts und als ihm klar wurde, dass er nichts anderes mehr mit dem Essen tun würde als es zu erdolchen, beschloss er sein Bento wegzupacken und vor sich hin zu brüten.   Er erhielt Kurzmitteilungen von Hinata und auch Tsukishima, aber er ignorierte sie alle. Nach kurzem Überlegen schrieb er aber Hinata eine Nachricht zurück und erzählte etwas von einer vergessenen Hausaufgabe, die er in aller Ruhe noch nachholen wollte. Hätte er nicht zurückgeschrieben, so wäre der Kleinere bestimmt hier in seinem Klassenzimmer aufgeschlagen und das hätte er gerade wirklich nicht gebrauchen können. Der kleine Middle Blocker schien seine Antwort zu akzeptieren und so konnte Kageyama weiter nachgrübeln. Spätestens beim Training nach der Schule würde er Tsukishima nicht mehr aus dem Weg gehen können, denn schwänzen würde er sicherlich nicht. Wenn ihm sonst nichts mehr bleiben würde nach dem heutigen Tag, so hatte er aber immer noch seine Nummer 1 Leidenschaft; das Volleyball-Spielen. Er versuchte sich auf diesen Gedanken zu konzentrieren so, dass er sich wieder etwas beruhigte und seine Mitschüler mit seiner schlechten Laune nicht zu sehr verschreckte, als sie nach und nach wieder ins Klassenzimmer tropften, bevor der Unterricht weiter ging.       Das Zusammentreffen im Clubraum mit Tsukishima war nicht so schlimm wie Kageyama gedacht hätte, denn die anderen Clubmitglieder fungierten als Puffer, so dass kein Kontakt zwischen dem Paar zustande kam. Und so auch kein Streit, den sonst niemanden etwas anging. Die Jungen zogen sich wie immer um, umgeben mit dem gleichen Schabernack wie sonst auch. Schnell fanden sie sich in der Sporthalle wieder, wo sie sich kaum, dass alle anwesend waren aufwärmen und ihre Dehnübungen machen durften. Danach ließ Coach Ukai sie diverse Techniken üben, wie das richtige Aufkommen auf den Boden oder das Entgegennehmen von Bällen. Zum Schluss teilte er die Mitglieder des Clubs für ein Trainingsspiel auf, damit sie lernten alle miteinander zu spielen. Die Hauptstarter sollten sich nicht zu sehr auf einander einschiessen und der Rhythmus der Spieler sollte nicht gestört werden, wenn jemand anderes eingewechselt werden musste.   Kageyama und Tsukishima waren in unterschiedlichen Teams, so dass Kageyama nun sehen konnte, wie der Brillenträger ihn anschaute. Er hatte die durchdringenden Blicke seitens Tsukishima während des ganzen Trainings über gespürt. Er wusste, dass es damit zusammenhing, dass er nie auf Tsukishimas Nachrichten geantwortet, geschweige denn mit ihm geredet hatte, und wenn es nur eine kleine Gemeinheit gewesen wäre. Die Blicke aus den goldbraunen Augen verrieten nicht was in Tsukishima vorging und dies machte Kageyama wütend. Er funkelte seinen Freund von der anderen Seite des Netzes an, was wiederum dazu führte, dass Tsukishima ihn nur irritiert ansah. Kageyama versuchte ihn weiterhin zu ignorieren, aber da er sich darauf konzentrierte, verlor er ein wenig die Konzentration was die Genauigkeit seiner Sets betraf und sie nicht so akkurat wie sonst waren.   Die anderen Karasuno-Volleyballspieler bemerkten dies, jedoch sagten sie erst einmal nichts dazu. Jeder konnte mal einen schlechten Tag haben, weswegen auch der Coach sich erst einmal raushielt und das Spiel nur beobachtete. Den beiden Mädchen, die als Managerinnen für den Club fungierten, bemerkten wie Kageyama böse zu Tsukishima sah. Verwirrt blicken sie sich an, aber auch sie beobachteten erst einmal wie der Rest des Trainings verlaufen würde. Wenn es wieder nur ein gewöhnlicher Streit zwischen den beiden Jungen war, dann würde es sich eh wieder einrenken und das Training normalisieren. Was aber niemand kommen sah war, dass Kageyama sich auch an einem Spike während des Trainings versuchte, aber seine Genauigkeit war etwas dahin so, dass er nicht nur sein eigentliches Ziel – den freien Boden im gegnerischen Bereich – verfehlte, sondern einen der Gegner unerwartet mitten im Gesicht traf.   Kageyamas Augen weiteten sich als der Volleyball ausgerechnet Tsukishima mitten im Gesicht traf. Tsukishimas Brille fiel verbogen zu Boden und ausgerechnet an solch einem Tag, hatte er seine spezielle Sportbrille vergessen. Der hätte dieser Schlag sicherlich nichts ausgemacht. Entsetzt sah Kageyama wie sich Tsukishima die Nase hielt, die angefangen hatte zu bluten. Das Blut tropfte zwischen seinen Fingern hervor auf den Boden, als Tsukishima sich die Hand auf die Nase legte. Das Trainingsspiel wurde natürlich sofort unterbrochen und Coach Ukai und Takeda-sensei stürmten sofort zu dem Blonden. Kiyoko brachte sofort ein Handtuch, damit Tsukishima es sich auf die Nase drücken konnte. Kageyama jedoch rührte sich nicht vom Fleck und starrte nur zu seinem Freund, der ihn nun stinksauer ansah.   „Was zur Hölle ist dein Problem?!“, schrie er Kageyama auch schon an. Kageyama sah daraufhin schuldbewusst weg, auch wenn es nur ein Unfall gewesen war.   „Was habe ich dir heute getan?!“, schimpfte er dann auch schon dumpf wegen dem Handtuch auf seinem Gesicht weiter.   Kageyama wollte etwas sagen, doch er ließ es lieber bleiben. Takeda-sensei nahm sich des verletzten Schülers an und lotste ihn aus der Sporthalle, um noch mehr Ärger zu vermeiden. Coach Ukai stürmte wütend auf Kageyama zu und erdolchte ihn förmlich mit seinen Augen. Die Predigt, die folgte, war wie erwartet gnadenlos gewesen und er erduldete sie kommentarlos, nur mit einer Entschuldigung seinerseits am Ende. Seine Gedanken schweiften zu Tsukishima ab, als er dazu verdonnert wurde das Blut aufzuwischen, was auf den Boden getropft war. Es sah bestimmt schlimmer aus als es war. Der Setter machte sich Vorwürfe, da er sich nicht richtig konzentriert hatte und so etwas nur dadurch passieren konnte. Gut. Auch wenn er gedanklich beim Spiel gewesen wäre, so hätte dieser Unfall dennoch passieren können. Aber er war nicht konzentriert gewesen und so gab er sich die Schuld an der Verletzung des anderen. Da er schon vorher sauer in die Gegend geblickt hatte, war die Annahme auch nicht fern, dass er es vielleicht absichtlich getan hatte, weswegen Tsukishima wohl so wütend geworden war.   Gerade als er mit dem Wischen fertig war, kam Yamaguchi auf ihn zu und kniete sich zu ihm. Dass er nicht auch noch mit zur Krankenschwester ging verwunderte ihn, immerhin war Tsukishima sein bester Freund, aber etwas anderes schien wohl bei ihm die oberste Priorität zu sein. Er mied Yamaguchis Blick und schaute auf den Boden, wo kein Blut mehr zu sehen war, aber vor seinem inneren Auge konnte er noch jeden einzelnen Tropfen sehen. Yamaguchis Hand legte sich auf seine Schulter so, dass er gezwungen war zu dem Jungen mit den Sommersprossen zu schauen. Yamaguchi sah ihn besorgt an und seufzte dann.   „Willst du mir nicht einfach sagen was passiert ist?“, fragte Yamaguchi und tat so als würde er ihm helfen, damit niemand neugierig die Ohren zu sehr spitzte. Beobachtet wurden sie bereits von Hinata und auch ihrem Captain. Kageyama wollte schon verneinen und sagen, dass nichts los sei, aber Yamaguchis Blick verriet ihm, dass er ihm eh nicht glauben würde. Also seufzte er einmal tief und erzählte Yamaguchi was er gesehen hatte.   „Ich fass es nicht“, stöhnte Yamaguchi genervt und wirkte, als hätte er Kageyama am liebten eine mit dem Waschlappen geklatscht. Kageyama sah ihn verwirrt an, als sich der andere Junge aufrichtete und ihn von oben herab streng ansah. Dies war Kageyama nicht von ihm gewohnt und er stellte sich auch schnell hin, da ihn ein ungutes Gefühl überkam.   „Was meinst du?“, fragte Kageyama unsicher nach.   Yamaguchi seufzte genervt ehe er antwortete.   „Anstatt dir deine eigenen Märchen auszumalen, solltest du mit Tsukki reden. Als ihm herausgerutscht ist, dass er dich mag bist du ihm nach Hause gefolgt, um ihn zur Rede zu stellen! Und jetzt, nachdem du ihn mit jemand anderem gesehen hast, schmollst du vor sich hin, bist nicht so konzentriert wie sonst und verletzt dann auch noch dadurch jemanden. Und wie der Zufall es so will ist es auch noch Tsukki“, regte sich der sonst so ruhige und nette Junge auf. Sie zogen nun die Blicke fast aller anderen auf sich und beschämt blickte Kageyama zu Boden.   „T-Tut m-m-mir Leid“, stammelte Kageyama.   „Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen. Geh und sieh nach wie es Tsukki geht. Ich räume hier auf“, meinte Yamaguchi dann lächelnd und drängte den etwas perplexen Kageyama Richtung Ausgang.   Er hatte eh vorgehabt sich zu entschuldigen, aber jetzt schon? Außerdem hatte er gedacht, dass Yamaguchi lieber nach Tsukishima sehen wollte, immerhin waren sie beste Freunde. Aber er war irgendwie auch froh darüber, dass Yamaguchi ihm den Vortritt ließ. Er war zwar mit Tsukishima zusammen, aber Freundschaft, die bereits so lange währte, wie die zwischen Tsukishima und Yamaguchi, war nicht so leicht zu überwinden. Umso erleichterter war er, dass Yamaguchi ihn an Tsukishimas Seite akzeptierte. Und dass er nun als Erster zu dem Verletzten gehen konnte, war ein sicheres Zeichen dafür.   Kageyama bedankte sich bei Yamaguchi und machte sich ohne ein weiteres Wort an die anderen vom Team davon. Der Coach schrie ihm hinterher, aber er konnte nur noch hören, wie Yamaguchi ihm erklärte, dass er sich bei Tsukishima entschuldigen wollte.   Mit klopfendem Herzen blieb er schließlich vor dem Krankenzimmer stehen und versuchte sich zu sammeln. Er konnte drinnen Stimmen hören und eine davon war die von Takeda-sensei, dem wohl erklärt wurde, wie es um Tsukishimas Nase stand. Es dauerte dann auch nicht mehr lange bis der Sensei ohne Tsukishima rauskam, gefolgt vom Schularzt. Der Lehrer war etwas erstaunt darüber, Kageyama vor der Tür zu sehen, doch dann lächelte er als er die schuldbewusste Mine seines Schützlings sah und nickte ihm zu. Kageyama nickte stumm zurück und betrat dann den Raum. Es befanden sich drei Betten darin und in einem konnte er Tsukishima erkennen. Er hatte das blutige Handtuch mittlerweile auf seinem Schoss liegen und war auch sonst schon verarztet worden.   Mit unsicheren Schritten näherte er sich dem Bett und somit seinem Freund, der ihn nun bemerkt hatte und wütend anfunkelte. Doch ehe er etwas sagen konnte, verbeugte sich Kageyama bereits und schrie fast eine Entschuldigung in den Raum. Dies erwischte Tsukishima auf kaltem Fuß und überrascht über die Entschuldigung blickte er den anderen an. Bestimmt hatte er damit nicht gerechnet, immerhin schien er zu denken, dass der Volleyball auf seine Nase pure Absicht gewesen war.   „Es tut mir Leid! Es war keine Absicht!“, beteuerte er und sah wieder auf um Tsukishimas Gesichtsausdruck deuten zu können. Beim Setter konnte man deutlich erkennen wie schlecht er sich wegen dem Unfall fühlte und so seufzte der Brillenträger. Er kratzte sich am Hinterkopf und blickte zur Seite.   „Schon gut. Ist ja nichts gebrochen“, meinte er dann. „Aber ich würde schon gerne wissen, was mit dir los ist. Soweit ich weiß hab ich dir nichts getan. Ich hab ja nicht nur den Ball ins Gesicht bekommen, sondern deine bösen Blicke während des Spiels haben auch nur mir gegolten.“   Bei den Worten ‚nichts gemacht‘ wurde Kageyama wieder wütend so, dass er von schuldig zu sauer wechselte und Tsukishima anfunkelte.   „Nichts gemacht? Und was war das mit diesem Mädchen in der Mittagspause?“, wollte er dann wissen. Tsukishima schien überlegen zu müssen was er meinte und hob fragend die Augenbrauen.   „Welches Mädchen?“, fragte er nach.   „Na das von heute Mittag! Hinter der Schule? Du hast sogar ihr Geschenk angenommen!“, regte sich Kageyama auf. „Akzeptierst du etwa ihre Gefühle? W-Willst du mich etwa verlassen?“ Zum Schluss hin wurde Kageyamas Stimme brüchig und er konnte seinem Freund nicht mehr in die Augen sehen und blickte dann zu Boden. Das Brennen in seinen Augenwinklen versuchte er zu ignorieren.   „Ach! Das Mädchen! Du bist wirklich ein Idiot. Ihre Gefühle sind mir doch schnurz“, antwortete Tsukishima augenrollend.   „Und was ist mit dem Geschenk?“ Kageyama ignorierte ‚das Idiot‘ erst einmal, da es Dringenderes zu klären gab. „Wieso hast du etwas von ihr angenommen, wenn du nicht an ihr interessiert bist? Lehnt man dann nicht eigentlich ab?“   „Du willst wissen was ich bekommen habe? Na gut. Ich zeige es dir.“ Wieder mit den Augen rollend stand Tsukishima vom Bett, nahm Kageyamas Handgelenk und das Handtuch und zog den Setter aus dem Krankenzimmer. Eigentlich sollte er noch etwas ruhig sitzen bleiben, aber er wollte seinem Idioten wohl einfach nur zeigen wegen was er so eifersüchtig gewesen war.   „Was? Wo gehen wir hin?“, fragte der ahnungslose Junge, doch er erhielt keine Antwort.   Doch nach einer Weile erhielt er sie als er ihren Clubraum erkannte, der außerhalb des Hauptgebäudes lag. Tsukishima zog den Jungen die Treppen hoch und in den Clubraum, den man vergessen hatte während des Trainings abzuschließen. Aus der Halle konnte man das Vorangehen des Trainings hören, doch keinen der beiden interessierte es in diesem Moment. Drinnen steuerte Tsukishima seine Tasche an und öffnete diese. Erst da hatte er seinen Freund auch wieder losgelassen. Abwartend und neugierig stand Kageyama neben ihm und beobachtete wie der Middle Blocker die Schachtel hervorholte, die er schon am Mittag gesehen hatte.   Mit einem genervten Blick wurde ihm diese Schachtel gereicht, damit er sie öffnen und hineinsehen konnte. Er staunte nicht schlecht als er zwei Stück einer gewöhnlichen Erdbeertorte erkannte. Nun noch mehr verwirrt blickte er Tsukishima wieder an, der leicht errötet war und verlegen zur Seite blickte.   „Eine Erdbeertorte?“ Wenn er ehrlich war, hatte Kageyama mehr erwartet, aber wenn sein Freund deswegen so verlegen wurde, musste sie wohl etwas Besonderes sein.   „Sie stammt aus meiner Lieblingskonditorei. Da konnte ich einfach nicht ‚Nein‘ sagen.“ Und da ging ein Licht bei Kageyama auf. Yamaguchi hatte ihm hier und da ein paar Informationen gesteckt, mit denen der Brillenträger sicherlich nie von sich aus herausgerückt wäre. Und unter diesen Infos gehörte Tsukishimas Liebe zu Erdbeertorten. Nun beruhigt, dass es nur um den Kuchen ging und nicht um das Mädchen und eine mögliche Trennung von ihm, konnte Kageyama nicht anders als zu lachen. Er entschied etwas aus sich herauszugehen und küsste Tsukishima auf die gerötete Wange.   „Es tut mir Leid“, wiederholte er und gab den Kuchen zurück. Tsukishima nahm die Schachtel, schloss sie und verstaute den Kuchen wieder sorgfältig in seiner Tasche.   „Willst du nachher mit zu mir? Dann können wir den Kuchen gemeinsam essen?“, schlug Tsukishima dann vor. Mit diesen Worten hatte er die Entschuldigung angenommen und Kageyama wusste, wenn er auch etwas von den Stücken Erdbeertorte bekam, dann musste Tsukishima ihn wirklich mögen. Nun selbst errötend stimmte er der Einladung zu.     Später auf dem Heimweg konnte Yamaguchi nicht anders als das Paar zu ärgern, nachdem sie sich von den anderen Teammitgliedern verabschiedet hatten. Hinata hatte zuerst komisch geschaut als Kageyama mit den anderen beiden Erstklässlern mitging. Man konnte sehen, dass er nachfragen wollte, was das sollte, immerhin teilte er sich einen Teil des Rückwegs mit Kageyama, aber er wurde von Yachi gerufen und somit abgelenkt, fast so als hätte sie gewusst, dass sie Hilfe brauchten.   Kageyama mochte Yamaguchi, aber an diesem Abend hätte er ihn am liebsten erwürgt, dennoch wusste er, dass er dem Jungen dankbar sein konnte. Wäre er nicht gewesen, wäre er immer noch so stur und würde vor Eifersucht in irgendeiner Ecke schmollen und sich die wildesten Szenarien ausdenken. Er hatte aber nicht ahnen können, dass Yamaguchi selbst einen Tsukishima in sich stecken hatte und die beiden so ärgern konnte.   Kageyama war erleichtert als sich ihre Wege mit dem sommersprossigen Jungen trennten und das Paar unter sich sein konnte. Da niemand weit und breit zu sehen war, wagten sie es Händchen zu halten, aber nur solange bis sie an Tsukishimas Haus ankamen. Dort wurde Kageyama warmherzig begrüßt und nach einem Abendessen, zu dem er bleiben durfte, genossen die beiden Jungen auf dem Zimmer des Größeren die Erdbeertorte. Da es später wurde als gedacht und sowieso Wochenende war, wurde beschlossen, dass Kageyama bei Tsukki übernachten durfte. Dies war die erste Übernachtung, aber noch lange nicht die letzte.   Die beiden stritten sich zwar immer noch häufig, aber sie sprachen sich nach Abkühlen ihrer Gemüter immer aus, da sie weitere Unfälle vermeiden wollten. Und Yamaguchi ging auch immer auf Nummer sicher, dass die beiden Streithähne sich auch immer am selben Tag noch aussprachen. Und so hielt ihre Beziehung länger als sie selbst gedacht hätten. Doch sie war nicht mehr so geheim wie sie dachten, denn mittlerweile hatte das ganze Team Lunte gerochen, aber sie taten den beiden zu Liebe so, als wüssten sie von nichts. Immerhin war es amüsant mit anzusehen, wie sie vorgaben sich nicht riechen zu können. Und so blieb der Alltag im Volleyballclub der Karasuno High School heiter und harmonisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)