fünfundzwanzig von Ur (less of earth in them than heaven) ================================================================================ Kapitel 1: #8 - Sehnsucht (Leliana/Tabris) ------------------------------------------ Leliana stand an einem der Fenster in dem höchsten Turm von Skyhold und überschaute die Landschaft, die sich in der Abenddämmerung pastellfarben unter ihr erstreckte. Die fernen Gletscher sahen aus, als hätte jemand sie in Brand gesteckt und hinter ihr krächzten und schrien ihre Raben. Leise Stimmen sprachen gedämpft miteinander, aber niemand sprach Leliana an. Sie sog tief die Abendluft ein und erinnerte sich an eine Zeit, in der die Abendluft nicht nur nach Sehnsucht gerochen hatte, sondern nach neuer Liebe, Zärtlichkeit und gleichzeitig nach dem drohenden Ende der Welt. Ihre Augen fixierten den Horizont und sie würde es niemals jemandem erzählen, – nicht einmal Josephine – dass sie Yaran so sehr vermisste, dass sie sich vorstellte, wie sie dort hinten zwischen den Bergen und Bäumen als kleiner Punkt auftauchen würde, ihren riesigen Hammer – viel zu groß für ihre schmale Elfenstatur – auf dem Rücken und ein schiefes, leicht zerbrochenes Grinsen im Gesicht. Leliana hatte noch nie in ihrem Leben jemanden so sehr vermisst wie Yaran Tabris und sie wusste, dass ihre Trennung nötig war. Aber das machte das heftige Ziehen in ihrem Innern nicht besser, es löschte nicht die Träume, aus denen sie mit hitzigen Wangen und heftigem Herzpochen aufwachte, es linderte kein bisschen die eiserne Faust, die sich um ihr Herz geschlossen hatte, seit sie sich voneinander hatten trennen müssen. »Schwester Nachtigall«, sagte eine leise Stimme neben ihrem Ohr und Leliana drehte leicht den Kopf, um unter ihrer Kapuze heraus den Boten anzusehen, der sie angesprochen hatte. Ihre Sehnsucht pulsierte in ihr wie ein zweites, bleiernes Herz. Sie streckte die Hand nach dem Bericht aus, der ihr hingehalten wurde und nickte dem Boten zu, der sich diskret aus ihrer Nähe entfernte. Sie lauschte dem zweiten Herz in sich und seufzte, wandte ihren Blick auf den Bericht und schob das brennende Gefühl in ihrem Magen beiseite. Es gab zu tun. Immer zu tun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)