Ein Virus, der deinen Namen trägt von Klein_Pauly (Pauly & der Verlust) ================================================================================ Kapitel 1: Ein Virus, der deinen Namen trägt -------------------------------------------- Einige Jahre später. In einem kleinen Raum mit einem Schreibtisch und zwei Stühlen. Aus einem kleinen Regal, was unter dem Fester steht, wird eine Akte raus genommen. Und kurz darauf klopf auch schon jemand an der Tür. „Her rein“ erklingt die Stimme von dem Mann, welcher nun die Akte auf den Tisch legt. Kurz atmet er tief durch. Irgendwie hat er das Gefühl, das dieser Auftrag nicht so leicht ist, wie er es gerne hätte. Am liebsten sind ihm die Fälle, welche nach nur einer Sitzung vorbei sind. Doch dieser Fall, schon die Unterlagen in der Akte, er kann sich irgendwie kein Reim auf das Problem machen. Schließlich geht die Tür auf und ein blonder junger Mann kommt her raus. Einer welcher in der ganzen Stadt bekannt ist. Und so wie er aussieht, scheint er eigentlich kein Problem zu haben. Aber die Schwierigkeiten, die hier behandelt werden, sind auch nicht immer äußerlich zu erkennen. „Sie sind nun also Pauly, setzen sie sich doch“ genau betrachtet er den Jungen, welcher sich ruhig hinsetzt und auch kein bisschen nervös wirkt. Als wäre das alles voll normal, dabei sollte es nicht normal sein, hier her zu kommen. „Wie kann ich ihnen den helfen, Pauly?“. Der Blonde blickt sein gegenüber nur kurz an, ehe sein Blick auf den Boden gleitet. Tief atmet er durch, ehe er den Kopf wieder hebt „Ich habe mir einen Virus eingefangen. Ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll“. Seine Augen haben sich mit einen Schlag auf den anderen verändert. Das ist dem anderen sofort aufgefallen. Eben noch, wirkten sie fröhlich, als könnte diesen Jungen nichts erschüttern, doch plötzlich wirkt der blonde schwach und zerbrechlich, als hätte er eine Tür geöffnet. Der Glanz in seinen Augen ist verschwunden und zu sehen ist nur noch die tiefer seiner schmerzen. „Wenn sie einen Virus haben, dann sollten sie zu einem Arzt gehen und nicht zu mir kommen“. Ein ungutes Gefühl macht sich in ihm breit. Ein Gefühl, was ihm sagt, dass er die Pfoten von diesem Fall lassen sollte. Kurz muss der Raucher grinsen, doch es wirkt er wie ein trauriges, aufgesetztes lächeln. „Der Arzt kann nichts finden. E hat keine Lösung für meine Benommenheit, meinem Erschöpfung und meine verschwommene Sicht“. Kurz streicht sich der Jüngere durch Haare und lehnt sich zurück „Er meinte, meine Probleme könnten durch Stress ausgelöst werden. Doch ich habe keinen Stress. Ich fühle mich eher Leer. Daher hat er mich zu ihnen geschickt. Er vermutet…“ erneut muss er grinsen „… das dieser Virus, seelischer Natur ist“. Ruhig faltet der Ältere seine Hände zusammen und legt diese auf den Tisch ab „Nun…“ er schaut zu dem Blonde, doch schaut er ihm nicht ins Gesicht. Denn ihm tut das Herz weh, wenn er diesen Blick des anderen sieht. Diesen blick voller trauriger Freude. Diesem Häufchen Elend, was auch noch über sich selber lacht, als wäre das alles voll normal. Als wäre dieser Schmerz, welcher sich in seinen Augen widerspiegelt, natürlich. Doch er ist nicht natürlich. Er sollte nicht natürlich sein, oder besser gesagt, er sollte nicht von Dauer sein. „Nun, sie arbeiten auf dem Dock, wie fühlen sie sich da? Sind sie da auch benommen? Waren sie schon mal bei einem Augenarzt?“. Langsam schüttelt der Raucher den Kopf „Ich arbeite ununterbrochen. Es ist das einzige, was mich ablenkt. Zwar taucht da auch hin und wieder… diese Benommenheit auf und alles scheint zu verschwimmen. Doch ich schüttele nur kurz den Kopf und blinzele ein, zwei Mal, dann geht es wieder. Schlimmer ist es. Wenn die schwarzen Punkte auftreten, dann muss ich selber zu eine kurzen Pause zwingen. Aber dann ist wieder alles ok…“ nun lehnt sich Pauly nach vorne und sein Blick fällt auf ein Bild auf dem Tisch. Er legt seinen Daumen zwischen Zeigefinger und Mittelfinger und drückt fest zu, während er seinen ganzen Arm anspannt. „Es ist schon sehr spät, vielleicht sollte ich besser nach Hause gehen. Vermutlich bilde ich mir das ganze eh nur ein. Und ihre Familie wartet bestimmt auch auf sie“. „Nein, bleiben sie ruhig hier. Auf mich wartet niemand“ zwar hätte der Braunhaarige nun zu gerne gesagt, ja, gehen sie ruhig! Doch mit diesem Jungen stimmt irgendwas nicht. Irgendwas macht den blonden nun doch nervös. „Von was lenkt ihn die Arbeit ab? Worden sie bereits von ihren Kollegen angesprochen? Weiß irgendjemand, das sie hier sind?“. Nun greift der ältere zu einem Zettel und einem Stimmt. Zwar hat er noch keine Vermutung, doch vielleicht wird gleich die Wahrheit heraus kommen. Und mit etwas Glück, reicht es dem anderen einfach, mit der Sprache raus zu kommen, „Was machen sie in ihrer Freizeit, wenn sie nicht arbeiten?“. Ein stille kommt zum Vorschein. Eine stille in der beide einfach nur dasitzen. Unruhig tippt der Raucher mit dem Daumen auf die Fingerspitzen der anderen Finger an seiner Hand. Vor seinem Geistigen Auge, Rassen die Bilder innerhalb Sekunden an ihm vorbei. Zu gerne würde er sie festhalten, doch sie fliegen einfach weiter. Bis er die Stimme des anderen hört, welche nun deutlich lauter geworden ist. Kurz blinzelt der Raucher und schaut dann einfach aus dem Fenster „Ich bin Zuhause und höre Radio… ich treffe mich nur noch selten mit Freunden und gehe nach der Arbeit meistens direkt nach Hause…“. Erneut tritt eine stille auf, während sich der Jüngere die Augen reibt und sie anschließend durch die Haare streicht „Anfangs wurde ich immer gefragt, ob ich mit in die Bar möchte. Doch irgendwann haben sie aufgehört. Irgendwann haben wir uns immer mehr von einander entfernt. Mehr als eine einfache Begrüßung ist nicht mehr möglich“. „Warum sind sie nicht mit ihren Kollegen in die Bar gegangen? Früher wurden sie doch oft da gesehen“ Natürlich war er selber auch schon in der Bar und da hat er seinen Patienten auch schon gesehen. Ihn und seine Kollegen und da schien er noch sehr viel Spaß daran gehabt zu haben. Weshalb es irgendeinen Zwischenfall gegeben haben muss, wodurch sich alles geändert hat. Irgendwas muss passiert sein! „Ich ertrage es nicht mehr!“ Pauly kneift die Augen zu und sein ganzer Körper scheint sich anzuspannen, während er auch die Hände zur Faust formt. Der Ältere rechnet schon damit, dass sein gegenüber gleich auf den Tisch schlägt, doch stattdessen entspannt sich der Raucher wieder. Und das macht den Braunhaarigen stutzig. Irgendwas ist da, doch anstatt es raus zulassen, schließt der Raucher anscheinend alles in sich ein „Was ertragen sie daran nicht?“. Erneut reibt sich der Raucher die Augen, während er immer wieder die Faust zusammen drückt, als wolle er irgendwas in seiner Faust zerquetschen. Dabei hält er nichts in der Hand „Ich ertrage sie alle nicht mehr! Dieser Fröhlichkeit und gute Laune! Und die Kellnerin! Das ist alles zu viel für mich! Sie ist nicht ER! Sie wird ihn nie ersetzen können! Ich ertrage das alles nicht mehr!“. Ruhig schaut ihn sein gegenüber an „Wer ist er? Erzählen sie mir mehr von ihm“. Wohl möglich ist er der ganze Schlüssel für alles. Diese eine Person, welcher Name nicht genannt wird. Der Jüngere streicht sich erneut durch die Haare, ehe er sich die Augen reibt und einfach die Hand auf seinem Gesicht liegen lässt. Erneut ist dieses fröhliche und doch traurige grinsen zu sehen. Ehe der Raucher endlich mit der Sprache raus rückt. „Es ist schon über 16 Jahre her, als er nach Water Seven kam. Ich war sofort von ihm begeistert. Seine schwarzen Haare waren so weich. Und sein Geruch, er war so angenehm und so beruhigend. Er konnte jeglichen Schmerz verschwinden lassen, in dem er mir einfach nur in die Augen geschaut hat. L…“ der Blonde beißt sich auf die Unterlippe und wischt sich über die Augen, welche unruhig durchs Zimmer huschen, als würde irgendwo eine Gefahr lauern. „Er war immer da, er hat mich in den Arm genommen! Er hat Dinge gesehen, die kein anderer war genommen hat! Er war immer da… Die Wärme und Sicherheit, welche er mir gab…“ der Blonde dreht sich zur Seite weg und schließt für ein paar Sekunden die Augen. Tief atmet er durch und für eine Sekunde scheint jegliche Anspannung seinen Körper zu verlassen. „Schon von Anfang an, war uns klar, dass wir nie zusammen sein konnten. Das wir uns niemals lieben dürfen… Er hat mir gleich gesagt, dass er nach Water Seven gekommen ist um von Herrn Eisberg die Pläne zu holen. Und das er ihn dann umbringen wird… Ich habe es nie jemanden gesagt. Wir beide haben einfach nur gehofft, dass dieser Tag niemals kommen würde… Wir durften uns nicht lieben und doch haben wir fast jede freie Minute mit einander verbracht… Ich wusste, dass wir nie zusammen sein konnten und dennoch sagte ich ihm, das ich niemals! Niemals einen anderen lieben werde, außer ihn!“ der Kopf des Rauchers fällt in den Nacken und tränen laufen seiner Wange entlang, welcher er sich mit der Hand weg wischt. Der Doc. schaut den jüngeren nun einfach an, welcher gerade so friedlich da sitzt und die Decke anstarrt. Irgendwie fehlen ihm die Worte. Irgendwie zieht ihm das ganze gerade richtig mit, doch irgendwie wundert es ihn. Das der Blonde nicht ein Wort zu seinem Ziehvater gesagt hat. Wobei es auch seltsam ist, das der eigene Schüler die Bedrohung für sich behält. Als würde sich das Problem irgendwie von selbst auflösen „Wieso konntet ihr den nicht zusammen sein?“. Pauly schließt die Augen und schaut dann wieder zu dem Älteren „Naja, er war ein Agent. Der Tod ist sein ständiger Begleiter und irgendwann würde ihn der Tod abholen. Er hat sogar fest damit gerechnet, dass es sein letzter Auftrag ist. Er wusste es irgendwie“ sein Blick fällt erneut auf den Boden „Wie kann man wissen, dass der Tod nicht mehr weit weg ist?“. „Wie kann er mir das einfach so ins Gesicht sagen!“ erneut formen sich seine Hände zu Fäusten, doch noch immer hält sich der Raucher zurück und beruhigt sich selber „Nach dem er mir das gesagt hat. Habe ich ihm gesagt, dass ich mit ihm gehen werde! Und das wir in der nächsten Welt zusammen sein werden!“ erneut herrscht die stille in diesem Raum. Der Ältere starrt den Blonden nun fassungslos an. Wie konnte da nur so eine starke Verbindung Herrschen?! Wie konnte man nur so davon überzeugt sein, zu sterben? Für eine Sekunde überlegt er, ob es nicht vielleicht besser ist, den anderen in klinische Behandlung zu geben. Doch alles deutet daraufhin, dass der andere bereits fort ist und da der Blonde noch vor ihm sitzt, waren die Worte wohl bedeutungslos. „Wo ist dieser Agent nun? Hat er auch einen Namen?“ fragt der ältere nun, welcher jetzt irgendwie mehr wissen will von dieser, wie soll man sagen. Seltsamem Geschichte. Immerhin haben sich da zwei wirklich geliebt. So macht es jedenfalls den Anschein und doch haben sie sich irgendwie geweigert, diese liebe wirklich zu zulassen oder wie soll man das verstehen? Wenn man sich liebt, sollte man sich eher freuen. „Ein Tag hat alles verändert…“ der Blick des jüngeren wird nun ganz ernst und ruhig. Für eine Sekunde schließt der Raucher sogar die Augen, ehe er weiter spricht „Piraten kamen zu uns, was nicht ungewöhnlich ist. Doch diese Piraten hatten jemanden bei sich… Er hat es mir nicht gesagt aber ich wusste, dass die Zeit nun vorbei ist. Ich wusste es einfach. Ich hatte immer Angst vor dem Tag und ich wollte es auch nicht wirklich war haben. Ich…“ erneut schließt der Blonde kurz die Augen und atmet tief durch „Ich wollte die Zeit anhalten… dann wären wir auf ewig zusammen gewesen…“. Der Blick des Schiffsbauers wandert zu dem Fenster in diesem Raum und seine Gedanken wandern gerade an jenen Tag zurück „Ich habe ihn gesehen, wie er mit den anderen im Raum steht und Herrn Eisberg am Boden liegt. Ich werde diesen Schmerz nie vergessen können. Ich konnte in seinen Augen Lesen, das ich nicht hätte da sein dürfen… Er wollte mir diesen Schmerz nicht antun. Er wollte, das ich irgendwo anders bin, nur nicht in diesem Gebäude….“ Kurz muss der Raucher breit Grinsen, ehe er etwas betrübt auf dem Boden schaut „Er hat mir so oft gesagt, ich solle mich in jemand anders verlieben. So oft wollte er, dass ich gehe. Doch ich konnte nicht und er konnte mich auch nicht wirklich weg schicken“. Kurz seufze der Jüngere und richtet seinen Blick wieder auf seinen gegenüber, während er die Hände ruhig im Schoß liegen hat „Ich bin auf ihn zu gerannt und habe irgendwie gehofft, das wir gemeinsam unser Ende finden. Doch er hat mich abgewehrt und mir eine schwere Wunde zugefügt. Sein Blick sagte mich… Ich solle verschwinden! Ganz weit weg rennen doch ich wollte nicht! Ich wollte nicht weg von ihm. Und so ließ ich ihm keine andere Wahl, als mich in den Flammen zurück zu lassen“. „Warte mal! Er hat dich in den Flammen zurück gelassen? Das Haus hat gebrannt?! Junge, es fällt mir langsam schwer, das Ganze zu glauben. Wenn ihr euch wirklich geliebt habt. Dann hätte er dich garantiert nicht zurück gelassen und er hätte dich schon gar nicht verletzt! Was soll das den bitte für eine liebe sein?! Wenn ich mir das so recht überlege, dann hat er dich nur tyrannisiert! Dadurch, dass er dich weg schickt, hat er nur dafür gesorgt, dass du noch mehr an ihm hängst! Sei lieber froh! Das er endlich fort ist!“ Wie kann die Jugend von heute nur so blind sein! Wie kann man liebe bitte mit so einem Typen verwechseln?! Der Doc. schließt gerade die Akte, die er angefangen hatte, als er bemerkt, wie der Raucher nun vor ihm sitzt. Und so gleich hat er ein sehr, sehr schlechtes Gewissen. Er war taktlos und hat nicht bemerkt was passiert „Junge, ich meine es nicht böse… aber ich habe vermutlich recht“. Pauly sitzt total angespannt auf dem Stuhl und beißt sich auf die Unterlippe, während er mit seinem linken Arm versucht, seinen rechten am im Griff zu behalten, als wolle sein seine rechte Hand gerade jemanden schlagen. Bei den weiteren Worten des Psychologen, dreht der Raucher den Kopf leicht zur. Wirklich jeder Muskel ist angespannt, als würde er sich gleich in den nächsten Kampf stürzen, doch er hält sich selber davon ab. Der jüngere beißt sich sogar so stark auf die Unterlippe, dass sich da schon das Blut sammelt. Einige Sekunden sitzt der Blonde einfach so da, ehe sich seine Anspannung langsam wieder löst, doch er schaut den Doc. nicht an „Ich habe gesehen wie er stirbt! Ich wollte ihn retten! Doch ich war zu weit weg… und doch haben wir uns irgendwie gesehen… Ich habe sein Gesicht vor meinen Augen gesehen! Ich war am anderen Ende der Insel und habe gesehen, wie die Steine unter ihm nachgeben! Ich habe gesehen, wie er mir die Worte zuflüsterte, dass es gut so ist! Ich habe sein lächeln gesehen… wie er sich freute, das ich trotz allem was er mir angetan hat, ich immer noch an ihn glaubte! Ich wollte ihn retten! Ich wollte zu ihm! Ich wollte mich mit ihm ins Meer stürzen! Doch ich war zu weit weg… Eigentlich hätte ich seinen Tod noch nicht mal sehen können… doch unsere Herzen waren… Sind immer noch verbunden! Es war mein Herz, was mich seinen Tod hat sehen lassen… Ich habe mir erst gesagt, dass das Unsinn ist und er noch lebt… Doch von einem, der es wirklich gesehen hat, habe ich erfahren, dass mein Herz die Wahrheit gesagt hat…“. Kurz verstummt der Raucher und sitzt einfach nur still schweigend da „Er hat mir so oft geholfen… er hat mich so oft unterstützt… er hat mich so oft gerettet… und jetzt, wo er Hilfe brauchte, war ich nicht für ihn da! Ich hätte ihn retten müssen! Ich hätte irgendwas tun müssen! ...doch immer wieder frage ich mich, ob ich wirklich irgendwas geändert hätte… seine wunden waren so tief… hätte er den einen Tag überlebt.. wäre er vermutlich am nächsten Tag gestorben… ich hätte ihm doch nur mehr leid beschert und dennoch…“ ein gespielten lächeln deutet sich auf seinem Gesicht an „Es ist witzig ein verlangen zu spüren, wenn man doch schon die Lösung kennt. Schlussendlich wäre er gestorben, egal was ich getan hätte… aber vielleicht habe ich einfach auf ein wunder gehofft. Das er dennoch irgendwie überlebt. Das seine Uhr plötzlich weiter läuft, doch wenn die Uhr erst mal steht, dann steht sich für immer… und ich blieb allein zurück…“. Nachdenklich betrachtet er den Jüngeren, für ihn hört sich das ein oder andere doch etwas seltsam an. Wie sollte man den Tod des anderen durch sein Herz sehen? Das ist doch alles Blödsinn! Und dann noch diese angespannte Art, als wolle sein Patient etwas los werden, was er allerdings nicht zeigen will. Irgendein Geheimnis verbiegt der Schiffsbauer noch vor ihm, doch das wird er wohl nicht freiwillig zugeben. Aber es bringt auch nichts, es aus ihm heraus zu ziehen, dann wird der Raucher vermutlich nur noch mehr Blocken. Aber wie soll ich ihm dann helfen? Kurz streicht sich der ältere durchs Haar und schaut auf seine Uhr. Die Stunde ist eigentlich schon längst um, doch er ist sich nicht sicher, ob er den anderen nun wirklich raus schicken soll. „sie sind doch gar nicht alleine, Herrn Eisberg ist doch immer noch da und ihre Kollegen. Oder bedeuten die ihnen nichts?“. Erneut taucht dieses gespielte lächeln auf, ehe der blonde kurz auflacht „Natürlich sind sie da. Doch sie sind Blind! Sie sehen es alle nicht! Sie sehen den Schmerz in mir nicht! …Doch ich kann es ihnen nicht mal verübeln. Ich behalte alles für mich und zeige stets ein fröhliches Gesicht, obwohl es mich im inneren zerfetzt! Ich habe selbst entschieden, dass es nicht so weiter gehen kann… wobei auch das einen Auslöser hat. Ich habe jemanden kennen gelernt…“. Kurz verstummt der Jüngere und scheint zu überlegen, wie er nun weiter redet soll „Wenn ich so weiter mache, wie bisher, dann wird mich der Tod holen. Was mich eigentlich noch nicht mal stören wird. Doch L…“ sein Blick sinkt zur Boden und erneut spannt sich sein ganzer Körper an. Doch dieses Mal dauert es nicht lange, bis die Tränen auf den Boden fallen. Doch schnell wischt er diesen Weg und richtet den Blick wieder auf, als wenn er sich noch nicht mal die Trauer gönnen würde „Er ist mit Sicherheit schon in die nächste Welt gezogen. Seine letzte Botschaft hat mir gesagt, dass … das er meine neue liebe akzeptiert… nur ich tue das nicht… Ich ertrage diese liebe nicht! Ich liebe nur ihn und keinen anderen! Und dennoch ist da so ein seltsames befremdliches Gefühl, wenn ich sie sehe! Ich sehe immer wieder sein Gesicht in ihrem… dabei sind sie doch ganz anders… Ich werde sie nie wirklich lieben können, so lange mein Herz noch jemand anders gehört… Doch ich kann nicht aufhören, ihn zu vermissen. Ich habe auch noch immer überall sein Bild an der Wand… ich habe mir immer wieder gesagt, ich muss los lassen um für ihn weiter zu leben! Doch ich will ihn nicht verlieren! Ich will ihn nicht vergessen! Ich will… ich weiß mittlerweile nicht mehr was ich will… es kommt mir alles so leer vor… alles wirkt mit einem Schlag so bedeutungslos… doch das sollte nicht so sein. Ich sollte los lassen, jeglicher Erinnerung nach draußen schreiben… doch ich behalte alles für mich! Ich klammer mich an ihn fest, egal wie weit er mich in die tiefe zieht… Ich habe mich von ihr gelöst! Ich habe sie bewusst verletzt, weil ich ihr nur schaden werde! Ich werde jedem schaden! Der mir zu nah kommt!“ ein unheilvolles lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab „Ich habe mir einen Virus eingefangen und er trägt seinen Namen. Ein Virus, denn ich einfach nicht los lassen kann… Es tut mir leid Lucci, doch du bist mein Virus. Und egal wie viel Leid ich noch ertragen muss, ich werde mich nie von dir befreien können! Denn, ich will dich nicht verlieren…“. Etwas überfordert schaut der Psychologe seinen Patienten an und überlegt, was er nun gutes sagen könnte. Doch irgendwie erscheint ihm kein Wort als sinnvoll. Der Blonde ist so sehr von seinen Worten überzeugt, das sich der Doc. sicher ist, dass er ihn höchstens verärgern könnte und das würde alles nur noch schlimmer machen, wie nun soll er die Lösung preis geben? „Es ist schon ok… Ich kenne die Lösung. Ich sollte los lassen… Ich hätte schon vor langer Zeit los lassen sollen. Es ist doch ganz normal dass Menschen kommen und gehen… und dass sie manchmal auch nie wieder kommen. Das lernt man von klein auf an. Doch ich will ihn nicht verlieren… Ich habe Angst davor ihn zu vergessen. Dabei wäre es vermutlich das Beste für… Es tut mir leid, Lucci, das ich das sage…“ der Rauchers streicht sich durch seine Haare und seine Augen wirken mit einem Schlag so Glasig, als wäre er ganz woanders „Ich sollte alles verbrennen... was mich an ihn erinnert… ich sollte die Erinnerungen an ihn löschen. Ich … ich sollte wieder nach vorne sehen und… Ich sollte aufhören… mir einzubilden... das er jeden Moment wieder kommt…“. Die letzten Lichtstrahlen verlassen bereits den Raum um sich schlafen zu legen. Und auch die Restlichen Bewohner des Hauses sind bereits bei ihren Familien eingetroffen. Nur in einem Raum scheint noch licht. In einem Raum, welcher von Sehnsucht getränkt ist. Ein Raum in dem ein Wort wie 3 Tonnen vorkommt. Leicht benebelt von der Trauer seines Patienten versucht der Ältere eine Lösung zu finden, doch alles erscheint ihm unrealistisch. Alles wirkt so weit weg. Als würde keine Antwort existieren „Wie fühlen sie sich? Woran denken sie?“. Der Schiffsbauer reibt sich die Augen, ehe er kurz seinem Kopf schüttelt um wieder klar sehen zu können „In mir herrscht eine beständige leere… Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wie sich Gefühle an fühlen. Alles wurde von dem Schmerz verschluckt… der Virus hat nichts übrig gelassen… Und doch kann ich mich daran erinnert… Ich kann mich an ein wärmendes Gefühl erinnern, als ich ihr das erste Mal gegenüber stand. Diese wärme... ich glaub, das nennt man Geborgenheit“. Der Jüngere dreht den Kopf weg „Doch dann kam der Schmerz, der Schmerz der Erinnerung. ICH HABE IHN BETROGEN! Ich versuche irgendwie weiter zu machen… und muss dabei ständig an sie denken… dabei spüre ich nichts außer leere und dennoch führen mich meine Gedanken immer und immer wieder zu ihr… Ich hab mich von ihr distanziert, in der Hoffnung, dass ich sie vergesse. Denn ich spüre die Spannung in mir, wenn ich bei ihr bin. Eine Spannung die jeden Moment platzen könnte! Ich will sie nicht verlieren, doch vermutlich ist es für sie besser, wenn wir getrennte Wege gehen… Ich bin gefährlich, dieser Virus ist eine Bedrohung für jeden… JEDEN DER MIR ZU NAH KOMMT!“. Nachdenklich betrachtet ihn der Ältere und nun versteht dieser auch, weshalb sich der Raucher immer wieder selbst beruhigt. In ihm herrscht das Chaos, er hat Angst die Kontrolle zu verlieren und doch sehnt er sich nach liebe und Geborgenheit. Doch er hat bereits jemanden verloren. Er hat Angst davor, dass es wieder passieren könnte. Das wieder jemand sterben könnte und er wieder nichts dagegen tun konnte „Du hast Angst davor, erneute jemanden zu verlieren, der dir sehr nahe steht. Daher ziehst du dich zurück. Du hoffst, dass demjenigen nichts passiert, solange du dich von ihm fern hältst. Doch Pauly, du bist nicht schuld an dem Tod von Lucci. Du hättest nichts dagegen tun können, das hast du doch selber bereits gesagt“. Der Raucher will schon antworten, doch da schneidet ihm der Doc das Wort ab „Noch dazu hast du Angst, jemanden zu nah an dich ran zu lassen, da du angst hast, das du für seine Wunden verantwortlich sein könntest. Daher sagst du auch niemanden etwas, du redest mit keinem über die Dinge, die in dir vor gehen. Da du die Seelen der anderen nicht verletzen willst. Doch du tust dir selber damit keinen Gefallen. Du schadest dir damit nur selber!“. Kurz seufze der Psychologe und betrachtet der Blonden, der ihn einfach nur anstarrt, nein, er schaut durch ihn hindurch „Dein Vorhaben ist nicht falsch, mein Junge. Doch du kannst nichts von dem verhindern, was du verhindern möchtest. Es wird immer jemanden geben, der dir zu nah kommt und selbst wenn du ihn diese Person gleich abschüttelst, wirst du ihr in genau diesem Moment einen Stich zufügen. Und wenn du nun denkst, das es besser ist, dich irgendwo ein zu schließen, dann irrst du dich! Damit kannst du andere vielleicht vor dir Schützen, doch es liegt in der Natur, es gehört zum leben dazu. Ein kleinen schrammen, Wunden oder seelischen Schmerz, Lernt der Mensch erst was es heißt zu leben. Es kann nicht nur gutes geben junger Freund. Das Gute im Leben entsteht erst durch die schlechten Dinge im Leben“. „Aber! … aber.. ich“ Pauly lässt seinen Blick auf den Boden sinken, ehe er die Augen zukneift und leicht den Kopf weg dreht. Sofort legt er seine Hände an den Kopf und beißt sich auf die Unterlippe. Es kommt ihm so vor als wolle sein Kopf gleich Explodieren, doch irgendwie spürt er keinen Schmerz. Er spürt nichts und doch, irgendwas ist da, irgendwas breitet sich da aus, wie ein schwarzes Loch was ihn verschlingen will. Wie eine Dunkle macht, die endlich raus will. Immer fester hält er sich den Kopf und beißt sich so stark auf die Unterlippe, das diese bereits schon Blutet. Dann endlich lässt dieses seltsame Gefühl nach „Nein, ich darf mich nicht auf andere einlassen. Es fällt mir schwer in machen Situation die Kontrolle zu behalten, irgendwas will raus, irgendwas was nicht raus darf. Dieser Virus, er ist an allem schuld! Er lässt die Dunkelheit in mir wachsen, er versorgt meine Angst…“ Ein trauriger Blick mit einem wunderschönen lächeln erscheint auf dem Gesicht des Rauchers „Er verschlingt meine Seele, bis nichts mehr von ihr übrig ist“. „Sind sie sich da sicher? Vielleicht will der Schmerz, den sie Jahre lang fest halten, einfach nur endlich raus. Sie fühlen sich danach bestimmt viel besser, wenn sie alles raus lassen“ es schmerzt dem Doc, den andere so fertig zu sehen, doch was soll er machen? Äußere Wunden lassen sich so einfach behandeln, doch innere… Da kann man kein Pflaster drauf legen und sagen, Bald ist wieder alles gut! „Ich kenne einen Boxer ganz in der Nähe, da könnten sie sich mal so richtig aus toben und dann wird alles gut, dann ist der Druck raus und alles ist wieder wie es ein Mal war“. Nach dem der Ältere zu Ende gesprochen hat, steht der Raucher einfach auf „Danke für ihre Zeit, doch ich gehe jetzt besser. Ich werde versuchen diesen Virus weiter zu bekämpfen, ohne irgendjemanden mit rein zu ziehen“. Der Blonde verlässt nun einfach den Raum und lässt den Doc alleine zurück, der ihn sprachlos nach schaut. Draußen angekommen, geht der Raucher die Straße runter und fast sich dabei an Herz. Ein Brennen macht sich in seinen Augen breit, doch er ignoriert es einfach. Dann bleibt er stehen, seine Augen Wandern über die Straße und er seufze erleichtert auf, da er keinen anderen sieht. Stolpernd schleppt er sich zur Wand, an die er sich so gleich lehnt und schnell ein und aus atmet. Sein Herz rast so schnell, das er glaubt, dass es gleich den Geist auf gibt. Doch er kennt dies und weiß, dass er nicht sterben wird, selbst wenn er es sich noch so sehr wünschen wird. „Warte nicht auf mich Lucci. Geh schon mal in die Nächste Welt und mach dir keine Sorgen… ich komme schon klar…“ der Zimmerer greift in seine Tasche und holt ein Bild raus. Ein Bild von dem Mädchen was er kennen gelernt hat „Warte nicht auf mich, such dir irgendwen anders… Ich wäre nur für deinen Untergang verantwortlich…“. Die Tränen fällen auf den Boden und irgendwie muss er lachen „Mein Herz ist wohl anderer Meinung als ich…“. Er drückt sich von der Wand ab und lässt das Bild einfach fallen. Es ist besser, wenn er nichts versucht es festzuhalten, da es doch immer wieder eine Unruhe in ihm auslöst. Erst geht er ganz langsam und muss noch immer grinsen, doch mit der Zeit wird er immer schneller, bis er schließlich rennt und seine tränen einfach nur noch an ihm vorbei Fliegen. Irgendwann bleibt er dann schließlich auf einer Kreuzung stehen, doch zu spät bemerkt er den Anhänger, welcher ihn dann überrollt. „Er hatte Glück im Unglück. Nach ein paar Monaten wird er wieder der alte sein“, „Und wann wacht er endlich auf?“ fragt eine ältere Stimme, gefolgt von weiteren Stimmen. „Es tut mir leid, doch eigentlich sollte er schon längst wieder wach sein. Alle seine Werte sind stabil. Sein Kopf an nichts abbekommen… ich kann es mir nicht erklären“. „Es wird Zeit! Du solltest zurück gehen“, „Ich will aber nicht zurück! Ich will bei dir bleiben! Schick mich nicht weg, Lucci! Bitte! Bitte lass mich bei dir bleiben!“ fragt ein kleiner Junge der sich an dem Shirt des anderen fest hält. „Na schön, ein Tag noch aber dann gehst du zurück Pauly, sie brauchen dich“ erklingt die Liebliche Stimme des Schwarzhaarigen, der dem kleinen blonden Jungen über die Haare streicht. Viel zu lange ist es her, dass er diesen Blonden Chaoten in den Armen halten konnte. Und irgendwie ist es schön, doch etwas bedrückt ihn. Für normal kommen die Seelen in ihrem richtigen alter hier her, doch Pauly´s Seele, sie ist so alt, wie an dem Tag als er den Blonden Verlies. Seine Uhr hat in diesem Moment aufgehört zu laufen. Und Luccis weiß, wenn die Zeit nicht bald weiter geht, wird die Uhr auseinander springen. Möglicherweise ist das der Drück, den sein Schützling manchmal verspürt „Du musst Leben, sperr dich nicht ein, lass deinen ganzen Schmerz raus, Schrei so laut wie du kannst, schlag so fest zu, bis es knackt. Doch halte diesen Schmerz nicht fest! Tu es für mich, Pauly“. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)