Junge Liebe ... und ihre Probleme. von kikoxd ================================================================================ Kapitel 1: Ich und Du --------------------- Es krachte. Laut. Sehr laut sogar. Tyson, Max und Ray erschraken regelrecht, als plötzlich die Haustür zurück ins Schloss rumste. Sie saßen gerade gemeinsam am Esstisch und aßen ihr Abendessen. Ray hatte diesmal etwas Neues ausprobiert und es schmeckte, wie alles was er kochte, fantastisch. Auf einmal sprang die Haustür auf, Kai stürmte herein, schlug die Tür gleich wieder zu und stürmte nach oben in sein Zimmer. Auch seine Zimmertür schlug er kraftvoll hinter sich zu. Stille trat ein. Die drei Freunde blinzelten und guckten sich gegenseitig mit fragenden Augen an. Sekunden verstrichen, dann zuckten sie fast synchron mit der Schulter und wollten sich gerade wieder ihrem Essen zuwenden, als es an der Tür klingelte. Wohl eher, als es Sturm klingelte. Der Klingelknopf wurde so heftig wie noch nie beansprucht. Mal lang gedrückt, dann wieder kurz schnell hintereinander, dann eine Mischung aus beidem. Da sich oben nichts rührte, ging Tyson zu Tür um nach zu sehen, wer denn der Sturmklingler ist. Kaum war die Tür offen, stachen ihm schon rote Haare und eisblaue Augen entgegen. „Yuriy? Was verschafft uns die Ehre?“ „Sorry, ist grad etwas unpassend für Smalltalk. Wo ist Kai?“ Abgehetzt guckte der junge Russe durch den Eingangsbereich sowie den sich anschließenden Wohnbereich. Er grüßte kurz, wirklich Millisekunden-kurz, die anderen zwei Blader und wandte sich, nachdem er den Gesuchten nicht erspähen konnte, wieder an Tyson. Dieser konnte gar nicht so schnell schalten, wie der Rothaarige sich wieder zu ihm drehte und eindeutig eine Antwort erwartete. „Ähm … er ist gerade zurück … oben in seinem Zimmer.“ Während des Satzes stand Yuriy vor ihm und vollführte mit seiner Hand einen Kreis vor sich. Ein Zeichen dafür, dass Tyson aus den Puschen kommen soll. Er war eindeutig unter Zeitdruck. Aber warum? Tyson hatte noch nicht mal richtig zu Ende gesprochen, da stürmte der Eisblauäugige schon an ihm vorbei in den ersten Stock, direkt vor die Tür des Halbrussen. Bei den Anderen kam die Frage auf, woher dieser wusste wo Kai´s Zimmer ist. Augenblicklich klopfte Yuriy an die Tür. „Kai?? Kai, mach doch bitte auf.“ ~VERSCHWINDE!!~ „Kai, bitte. Lass mich erklären.“ ~ICH SAGTE: HAU. AB. !~ „Aber Kai …“ ~NICHTS, ABER KAI!~ „Lass mich doch wenigstens erklären …“ ~WARUM? DAMIT DU MIR IRGENDEINEN MIST AUFTISCHST?~ „Ich habe der Blondine echt nicht auf die Brüste gestarrt.“ ~ACH HAB ICH MIR DAS ETWA NUR EINGEBILDET ODER WAS?~ „Das hab ich nicht gesagt…“ ~GENAUSO WIE DU DER ROTHAARIGEN NICHT GESAGT HAST, DASS SIE NE SCHARFE FRISUR HAT?~ „Das war ein Witz … Mensch Kai, scharf, weil ihre Haare rot sind. So wie Chilis. Verstehst du?“ ~HÄLLST DU MICH JETZT ETWA AUCH NOCH FÜR DUMM?~ *knall* Yuriy´s Stirn knallte gegen die Zimmertür. „Das meinte ich doch gar nicht. Dreh mir bitte nicht die Worte im Mund herum.“ ~TU ICH DAS?~ kam es immer noch so aggressiv, wie am Anfang, von der anderen Seite der Tür. „Kai, bitte. Ich hab die Kellnerin nicht angebaggert.“ ~GENAUSO WIE DU DIE BLONDINE UND AUCH DIE ZWILLINGE NICHT ANGEBAGGERT HAST~ „Wen?“ ~TU JETZT JA NICHT SO UNSCHULDIG~ „Kai ich weiß echt nicht wovon du sprichst.“ ~DENKST DU ICH HAB DIE BLICKE NICHT GESEHEN, DIE DU DEN SCHLAMPEN ZU GEWORFEN HAST?~ „Ich blicke keine Frauen an und selbst wenn, bestimmt nicht so wie du es gerade denkst.“ Versuchte sich Yuriy zu rechtfertigen. Vergebens. ~ALSO LÜGE ICH ODER WIE?~ „Das sagt doch keiner, aber ich versichere dir, dass ich diesen Frauen nicht nachgeschaut habe.“ Max, Ray und Tyson hockten die ganze Zeit auf der Treppe und lugten um die Ecke. Verfolgten gespannt diese außergewöhnliche Szene. Sie wussten, dass die zwei die besten Freunde waren, aber trotzdem konnten sie dem „Gespräch“ nicht wirklich folgen. Warum regte Kai sich so auf, wenn Yuriy Frauen hinterher guckte? Und warum musste dieser sich dafür bei Kai rechtfertigen? ~NA FEIN, SCHÖN … WENN DU DIESEN FRAUEN NICHT HINTERHER GEGUCKT HAST, DANN KANNST DU MIR DOCH BESTIMMT SAGEN, WAS FÜR EIN OBERTEIL ICH ANHAB~ *grillenzirpen* „Ähm … dein Oberteil?“ ~JA ! ODER SPRECH ICH JETZT NEUERDINGS AUCH NOCH IRISCH, DASS DU MICH NICHT VERSTEHST?~ Eindeutig überfragt guckte der rothaarige Russe zu den drei Lauschern. Mit den Lippen formte er tonlos ein Hilfegesuch an diese. Mit Händen und Füßen versuchten sie ihm klar zu machen, dass … sie selbst keine Ahnung hatten. Was sie dann mit einem Schultern hochziehen auch deutlich machten. Verzweifelt suchte der Russe nach Worten, nachdem er einfach das schlimmste tat was er tun konnte. Er riet. „Du hattest ein schwarzes Shirt an!?“ Teils unsicher, teils überzeugt kamen die Worte über seine Lippen. Kaum war der Satz raus, bemerkt er seinen Fehler. Die Tür öffnete sich und ein Stück Stoff schlug Yuriy ins Gesicht. Verwirrt nahm er den Stoff von seinem Gesicht. Zum Vorschein kam ein weinrotes Hemd und dahinter, in der Tür stehend, der graublauhaarige Russe. „DAS HAB ICH ANGEHABT! DEIN VERFICKTES WEIHNACHTSGESCHENK. DU ARSCH HAST DAS VOR LAUTER TITTEN NICHT MAL GECHECKT!“ Immer noch verwirrt blickte der Rothaarige von dem Stoffstück zu dem wütenden rubinäugigen Halbrussen und wieder zurück. Dieser bemerkte gerade ihr Publikum. Er schnaubte wütend, drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer. „Ach fickt euch doch!“, sagte er noch, dann schlug seine Tür ein zweites Mal an diesem Abend lautstark zu. Lies einen überforderten Russen und verwirrte Teamkollegen einfach stehen. Stille trat ein. Dann … „Scheiße“, murmelte der Russe, während er sich frustriert durch seine rote Mähne fuhr. Dann mischten sich auch endlich die Zuschauer in die Situation ein. „Hey Yuriy, alles in Ordnung?“, versuchte es Tyson recht einfühlsam. Augen so kalt wie Eis schlugen ihm entgegen. „Sehe ich so aus, als wäre alles in Ordnung? Wirkt das hier auf dich aLS WÄRE ALLES IN ORDNUNG?“ „Hey jetzt schrei uns nicht so an. Wir können am wenigsten für euren Streit. Worum auch immer es ging“, mischte sich jetzt auch Ray ein. Verzweifelt guckte der Eisblauäugige nochmal zur Tür, hinter der Kai sich aufhielt. „Kai bitte, es tut mir Leid.“ ~Lass mich bitte in Ruhe~, kam es nun wieder ruhiger von der anderen Seite. „ … ok, aber ich komm zurück. Ich komm morgen wieder, Kai.“ Eine Antwort kam nicht und ehrlich gesagt, erwartete er auch keine. Ein paar Sekunden verstrichen, in denen er die Tür anblickte, dann drehte er sich um und ging mit den Dreien wieder runter ins Erdgeschoss. „Willst du darüber reden?“, fragte Max, als sie gerade unten ankamen. „Nein. Ich werd jetzt gehen und ihn sich erstmal abregen lassen. Morgen komm ich wieder.“ Während er sprach ging der Russe in Richtung Tür, öffnete sie und trat hinaus. „Man sieht sich“, sprachs, schloss die Tür und verschwand im Dunkeln. „Was war denn das nur?“, fragte Max, nachdem sie sich wieder an den Esstisch gesetzt hatten. „Ich weiß es nicht“, antwortete ihm der schwarzhaarige Chinese „aber egal was Yuriy gemacht hat, es scheint Kai verletzt zu haben.“ „Na das klang fast wie der Streit bei einem Paar“, stellte Tyson fest. „Das würde ja bedeuten, dass Kai und Yuriy zusammen sind.“ „Warum nicht, Max? In letzter Zeit hingen die oft zusammen ab. Öfter als früher, wenn ich es recht überdenke.“ „Und du meinst, nur weil die jetzt ständig zusammen sind, sind sie auch wirklich zusammen?“, Max fand das etwas sehr weit hergeholt. „Dann könnte man doch eigentlich auch sagen, dass wir ein Paar sind, oder Tyson? Ich mein wir hängen doch auch ständig zusammen ab.“ „Hihi … ja und ihr macht weit mehr Pärchenkram, als manch anderes Paar.“ „HEY!!“, kam es gleichzeitig von dem „Paar“. „Was soll das heißen Ray? Wir machen ganz normale Sachen zusammen!“ „Ihr geht spazieren, übernachtet ständig zusammen, geht shoppen, ins Kino oder begleitet den anderen zum Arzt. Ich find das erinnert sehr an eine Partnerschaft“, warf ihnen Ray, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht, entgegen. Die beiden wurden leicht rot. „Das kann ja sein, Ray, aber wir sind wirklich kein Paar. Echt, glaub uns das bitte.“ „Ich glaub euch das ja auch. Du und Max, ihr seid nun mal beste Freunde und ihr habt eine feste freundschaftliche Bindung zueinander, bei der manche denken könnten ihr wärt ein Paar. Denkt ihr nicht, dass es bei Kai und Yuriy auch so sein könnte? Soweit ich weiß ist deren Verhältnis zueinander noch inniger, da sie sich seit ihrer Kindheit kennen.“ „Das stimmt schon, aber was machen wir nun?“, Tyson hatte einen fragenden Ausdruck im Gesicht. „Was meinst du? Was sollen wir denn tun? Kai und Yuriy sind alt genug, einen Streit selbst wieder zu lösen.“ „Ja, aber sollte nicht wenigstens einer mal mit Kai reden? Er erschien mir so traurig.“ Max schwieg, jedoch wanderte sein Blick langsam zu Ray. Auch Tyson schien dies mehr zu dem Schwarzhaarigen gesagt zu haben. Dieser blickte nach ein paar Augenblicken der Ruhe von seinem Essen auf und fragend in die beiden Gesichter seiner Freunde. „Was ICH? Warum ich?“ „Du verstehst dich am besten mit Kai und mit dir wird er eher reden, als mit einem von uns beiden.“ Tyson blickte nochmal, nach Bestätigung suchend, zu Max, der zustimmend nickte, bevor er sich wieder Ray zuwandte. Kurz überlegte der Chinese noch. „Ja stimmt schon … ok ich geh gleich hoch und seh nach ihm.“ Damit stand er auf und begab sich nach oben. Auf dem Weg rief er den beiden Chaoten noch zu: „Und ihr räumt den Tisch ab und wascht das dreckige Geschirr auf.“ Er grinste. Zwar konnte er die Gesichter der beiden nicht sehen, wusste aber wie die gerade langsam entgleisten. „Ooch maaannn“, hörte er noch von beiden gejammert. Nachdem Yuriy gegangen war, lag der graublauhaarige Halbrusse auf seinem Bett und dachte über die Situation und allem Drum und Dran nach. Er war davon überzeugt, dass sein bester Freund ihn nicht anlog. Er hatte die Blicke doch gesehen … oder nicht? Vielleicht übertrieb er ja wirklich? Nein, der Russe hatte mit der rothaarigen Kellnerin geflirtet. Er hatte der Blondine auf die Titten gestarrt und den Zwillingen auf den Arsch. Was fand der Ältere nur an diesen Weibern? War er so langweilig geworden, dass er mehr die Frauen anglubschte, als mit ihm zu reden? Aber er hatte sich eigentlich nichts vor zu werfen. Er sprach mit Yuriy über dessen Studium, also nicht mal über sich selbst. Was also trieb den Größeren dazu, fremde Frauen interessanter zu finden als ihn? Mitten in seiner Grübelei klopfte es an seiner Tür. Yuriy konnte es nicht sein, dieser war weg, dessen war er sich sicher. „Wer stört?“, fragte er daher gebrummt. „Hey, ich bin´s. Darf ich rein kommen?“ Ein seufzen erklang. „Von mir aus.“ Die Tür öffnete sich und Ray kam herein. „Na, wie geht´s dir? Klang ja heftig euer Streit.“ „Ihr habt alles mitbekommen oder?“ „Naja …“, druckste der Chinese „eigentlich schon.“ „Hach … das wollte ich eigentlich nicht. Aber ich war so sauer.“ „Was war denn los? Magst du es mir nicht erzählen? Vielleicht hilft es dir oder vielleicht kann ich dir helfen?“ Skeptisch wurde er von roten Augen gemustert. „Kann ich mir sicher sein, dass Sonnenschein und Fetti das nicht gleich erfahren?“ Ein Grinsen legte sich, wohl eher ungewollt der Spitznamen wegen, auf Ray´s Gesicht. „Ich verspreche dir, es den beiden nicht zu erzählen. Nichts was du nicht ausdrücklich erlaubst.“ Kurz wurde er noch eingehend beäugt, dann fing sein Gegenüber an mit erzählen. „Wir waren essen. In diesem neuen amerikanischen Restaurant. Wir sprachen gerade über sein Studium und so und währenddessen bemerke ich, wie sein Blick immer irgendwo anders hin wanderte.“ „Und das ist so schlecht? Ich mein vielleicht hat er sich nur das Restaurant angeschaut.“ „Dachte ich auch, aber irgendwann störte mich es doch. Auch weil sein Blick da schon seit ein paar Minuten auf ein und derselben Stelle hing. Also blickte ich in dieselbe Richtung und was entdeckte ich? Eine vollbusige Blondine. Der hat ihr ganz offen auf die Titten gestarrt.“ „Sorry Kai, wenn ich das jetzt so sage, aber das ist doch eigentlich normal für einen Kerl oder nicht?“ Kai blickte ihn stumm an. „Das stimmt schon … aber ich sollte dazu sagen …“, er druckste etwas rum „Yuriy und ich sind zusammen.“ Nun war es raus. Ausgesprochen. Gesagt und er konnte es nicht mehr zurück nehmen. Nun müsste er die Reaktion seines Gesprächspartners abwarten. „Oh … dann hatte Tyson ja recht“, rutschte es Ray unabsichtlich raus. „Wie Tyson hatte recht?“, leichter Schock legte sich auf das Gesicht des Graublauhaarigen. „Oops … wir hatten vorhin kurz darüber geredet und Tyson haute die Vermutung raus, dass ihr mehr als nur beste Freunde seid, weil ihr in letzte Zeit sooft zusammen seid.“ „Mmh, das grad Fetti das aufgefallen ist. Hätte ich nicht gedacht.“ „Ich glaube er hat nur laut gedacht. Er hat sich wahrscheinlich nichts weiter dabei gedacht.“ „Mit Sicherheit nicht. Naja was soll´s.“ „Aber das erklärt zumindest deine Reaktion. Du denkst, dass er sich mehr für diese Frauen interessiert als für dich.“ „..ja, irgendwie schon. Ich mein, bin ich ihm zu langweilig oder findet er mich nicht mehr attraktiv genug, dass er jetzt diese Weiber anstarrt? Ich mein, ich hab genau gesehen wie er auf die Brüste oder Hintern der Eulen geguckt hat. Ich bin mir sicher, mir das nicht eingebildet zu haben.“ Kai versuchte sein Verhalten Ray gegenüber zu erklären, erhoffte sich dadurch eine Antwort, eine Erklärung für das Ganze. „Hast du ihn mal gefragt?“ „Was?“ „Ob du ihn mal gefragt hast, warum er diese Frauen anstarrt?“ „…“ „Manchmal ist es nur ein dummes Missverständnis. Vielleicht hat er irgendwo hingeschaut, was daneben oder dahinter war?“ „Wer weiß … ich sag ja nur was ich gesehen hab und wie es für mich aussah.“ Leicht mitleidig schaute Ray auf den jungen Russen nieder. Dieser saß im Schneidersitz vor ihm auf dem Bett und blickt auf das Kissen in seinem Schoss, an welchem er schon die ganze Zeit rum zuppelte. „Ich glaube dir ja auch, dass du das gesehen hast. Ich kann dir nur den Tipp geben, mit Yuriy zu reden. Sollte er versuchen dir eine billige Ausrede aufzutischen, kannst du ihm ja immer noch eine verpassen.“ Er versuchte die Stimmung etwas auf zu lockern, Kai erschien ihm doch sehr geknickt. Es wirkte. Der Rotäugige musste dann doch leicht schmunzeln. „Falls er das versuchen sollte, wird er sich wünschen, dass ich ihm NUR eine verpasse.“ Und Ray zweifelte in keinster Weise daran, dass der Graublauhaarige seine Drohung wahr machte. Nach seinem Gespräch mit Ray lag Kai noch eine ganze Weile wach im Bett. War es wirklich so simple? Gab es einen Grund für Yuriy´s Gestarre? Hatte er wirklich überreagiert? Er zweifelte an seinem Verhalten. Das hat er noch nie getan. Seit seiner Zeit in der Abtei und auch die ganzen Jahre nach dieser, stand er immer hinter dem was er tat. Nie hatte er Zweifel, zumindest nicht im Nachhinein. Aber seit er mit Yuriy zusammen war, tat er Dinge die er so von sich nicht kannte. Na gut, er hatte auch nie geglaubt, dass er je eine Person so lieben könnte wie den rothaarigen Russen. Eigentlich erschreckend, wenn er recht darüber nach dachte. Er versuchte sich zu erinnern, wie es mit ihm und Yuriy anfing. Jedoch konnte er keinen genauen Zeitpunkt benennen. Es waren eher mehrere Augenblicke, verteilt über … Jahre. Ja, Jahre. Damals als sie sich in der Abtei kennenlernten und er fasziniert von der Ausstrahlung des älteren Russen und den eisblauen Augen, die so rein und tiefgründig schienen, war. Ihre immer wieder auftretenden Streitereien, die so viel mehr waren, als bloße Zofferei. Wenn sie sich stritten, waren sie sie selbst. Kein verstecken, kein verstellen, einfach sie selbst sein ohne schief vom Gegenüber angemacht zu werden. Sie akzeptierten einander so, wie sie waren. Mit all ihren Macken, Fehlern und Eigenheiten. Yuriy hatte ihm immer wieder ins Team gelassen als er von den Bladebreakers kam. Alle dachten immer nur wie großzügig Tyson ist, ihm immer wieder eine Chance zu geben. Aber das auch der Russe ihm immer wieder aufnahm, ihm immer und immer wieder eine Chance gab, dass sah Keiner. Interessierte wahrscheinlich auch Keinen. Und trotzdem blieb die Freundschaft, zwischen den so unterschiedlichen Freunden, über all die Jahre erhalten. Wurde sogar noch stärker, je mehr Zeit verging. Als dann vor zwei Jahren die Weltmeisterschaft stattfand, schien die „Freundschaft“ ihren Höhepunkt erreicht zu haben. Eines Abends stritten sie mal wieder. Sehr heftig sogar. Warfen sich Sachen an den Kopf die zwar der Wahrheit entsprachen, jedoch wussten beide, dass der jeweils andere es nicht ernst meinte. Nachdem sie sich alles gesagt hatten, was ihnen die ganzen Jahre auf der Seele lastete, standen sie sich angespannt gegenüber. Fast gleichzeitig stürzten sie aufeinander zu, verbissen sich ineinander und zerrten sich die Kleider vom Leib. Es war sein Erstes Mal bzw. seine ersten MALE. Nicht nur mit einem Mann, sondern allgemein der erste Sex den er hatte. Von Yuriy wusste er, dass er es schon mal getan hatte. Mit seiner ersten und einzigen Freundin, soweit Kai wusste. Blöde Ziege war das. Dumm wie Brot, wobei das eine Beleidigung für das Brot wäre. Hatte zum Glück auch nicht lange gehalten, weil sie Yuriy zu anstrengend und zu nervig war. Yuriy tu dies, Yuriy kauf mir das, Yuriy lieb mich – nach zwei Wochen machte der Rothaarige Schluss. In diesen zwei Wochen merkte Kai, dass doch noch mehr zwischen ihnen war. Er spürte immer einen Stich in der Brust, wenn er sie zusammen sah. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Wo war er stehen geblieben? Ach ja … ER und Yuriy. Nach diesem Abend sind sie zusammen gekommen. Also waren sie jetzt schon 2 Jahre ein Paar. Mal von den großen Meinungsverschiedenheiten abgesehen, waren dies die schönsten Jahre seines Lebens. Er liebt den Rothaarigen, das war ihm nun klar. Gerade deswegen hatte er Angst, dass der Russe mit den eisblauen Augen zu viel von ihm hatte. Er ihn nervte wie diese Ziege, wie auch immer die hieß. Er war nun mal nicht einfach und hatte einen sehr eigenen Charakter. Es war sowieso schon erstaunlich, dass der Ältere es so lange mit ihm aushielt. Er wusste nicht was der Größere an ihm fand. Und trotzdem konnte er nicht anders als eifersüchtig zu reagieren, wenn Yuriy eine Frau anstarrte. Wenn er das beobachtete kam ihm die Galle hoch. Yuriy gehörte ihm und alle diese Weiber mit ihren freizügigen Vorbauten sollten das auch merken. Irgendwann schlief der Graublauhaarige doch ein. Schlafen tat er jedoch mehr schlecht als recht. Am nächsten Morgen war Ray, wie immer, der Erste auf den Beinen. Nach seinem morgendlichen Waschgang, ging er in die Küche und bereitete das Frühstück vor. Er war gerade bei den Rühreiern, als es an der Tür klingelt. Der schwarzhaarige Chinese stellt die Pfanne beiseite, machte die Herdplatte aus und ging zur Haustür. „Du bist aber früh da.“ „Ich hielt es nicht mehr aus. Sorry, hab ich euch geweckt?“, kam es von dem Rothaarigen vor der Tür. „Also ich war schon wach, ob die anderen jetzt wach sind, kann ich dir nicht sagen“, lächelte Ray ihn an. „Komm doch rein.“ „Danke.“ Yuriy schritt ins Haus, während Ray die Tür hinter ihm schloss und wieder Richtung Küche ging. „Möchtest du mit uns frühstücken, wenn du schon mal da bist?“ „Ich glaub ich werde erst mit Kai reden. Wenn er sauer auf mich ist, wird der Frühstückstisch sonst zum Schlachtfeld.“ „In Ordnung.“ Ray blickte zur Küchenuhr, diese zeigte inzwischen 9.00 Uhr an. „Du kannst ruhig schon hoch gehen, normalerweise ist Kai um diese Uhrzeit schon wach.“ Eine Antwort bekam er nicht, daher drehte er sich um und blickte zu dem Rothaarigen. Dieser hatte den Blick die Treppe hoch in den ersten Stock gerichtet. Er stand einfach da und blickte nach oben. Ray musste leicht schmunzeln. Das war zu offensichtlich. Wer hätte gedacht, dass Yuriy Schiss vor einem Gespräch mit Kai hatte. „Mach dir keinen Kopf. Ich hab gestern noch mit Kai geredet und ich denke, dass er dir nicht den Kopf abreißt. Zumindest nicht sofort.“ Eisblaue Augen richteten sich auf den Chinesen. „Du findest das auch noch witzig, oder?“ „Nein, witzig nicht. Nur leicht amüsant.“ *seufz* „Was hat er dir erzählt?“ „Das Gröbste. Ihr seid ein Paar und du hast Frauen nachgeschaut. Mehr nicht.“ „Doch so viel. Und was ist deine Meinung?“ „Zu was speziell?“ „Zu beidem.“ Der Russe schien ruhig, doch Ray ahnte, dass es nur so von außen schien. „Dass ihr ein Paar seid, stört mich nicht, wenn dich das beruhigt. Und wegen deinem Vergehen … nun ich hab zu Kai gesagt, dass es dafür bestimmt eine einfache Erklärung gibt.“ „Gibt es auch.“ Damit blickte der Rothaarige wieder nach oben. „Na dann werd ich mich mal in die Höhle des Löwen wagen.“ „Das wird schon.“ Und er konnte sich schon wieder das Grinsen verkneifen. Er würde zu gern Mäuschen spielen. Konnte man nur hoffen, dass Kai danach ein paar Infos preisgab. „Wisch dir das dämliche Grinsen aus´m Gesicht oder ich helfe nach“, rief Yuriy ihm zu, während er die Treppe hinauf stieg. Kurz darauf stand der Russe schon vor der Zimmertür seines Freundes. Nachdem er nochmal kurz ein und wieder aus geatmet hat, klopfte er an und öffnete die Tür. Yuriy wusste wie Ray, dass Kai schon wach sein musste und einfach nur liegen blieb. Vermutlich aus vielerlei Gründen. Einer dieser Gründe betrat gerade das Zimmer des Graublauhaarigen. Im Zimmer war es dunkel und ruhig. Nur durch die halb zugezogenen Gardinen drang etwas Licht herein. Er schloss die Tür wieder und schaute in Richtung Bett. Der Rotäugige lag mit dem Rücken zu ihm auf der Seite. Und obwohl der Eingetretene sein Gesicht nicht sah, wusste er, dass Kai wach war. Langsam setzte er sich in Bewegung. Immer darauf bedacht nirgends gegen zu latschen, da Kai bei psychischem Stress dazu neigte, unordentlich zu sein. Eine seiner Macken, die zum Glück bloß der ältere Russe kannte. Vermutlich auch deshalb, weil sie sich sehr oft ein Zimmer geteilt hatten. Ob Ray das auch wusste? Naja egal. Es gab grad Wichtigeres und das lag vor ihm in die blauen Laken gebettet. „Hey“, kam es leise von Yuriy, während er sich auf der Bettkante nieder ließ. „Hey“, kam es ebenso leise von dem Liegenden zurück. „Hab ich dich geweckt? Mit dem Klingeln?“ „Nein, ich war schon wach“, antwortete Kai, ohne sich zu dem Älteren umzudrehen. Kurz herrschte Stille zwischen den beiden. Yuriy schwieg, weil er nicht wusste, wie er am besten anfing. Kai schwieg, weil er abwarten wollte, was Yuriy ihm zu sagen hatte. Nach einer gefühlten halben Stunde fing Yuriy dann doch endlich an. „Ich kann verstehen, warum du sauer bist, aber ich kann dir erklären, warum ich zu den Frauen geguckt habe.“ „Na dann … ich höre!“ Das sagte Kai in so einem säuerlichen Ton, dass der Rothaarige doch erstmal schlucken musste. „Ok, also fang ich mit der Kellnerin an. Ich hab nicht mit ihr geflirtet, glaub mir das. Ich musste das sagen weil…“ „Du MUSSTEST das sagen?! Na nun bin ich gespannt“, der Graublauhaarige drehte sich daraufhin um und blickte mit seinen rubinroten Augen tief in die Eisblauen seines Gegenübers. So tief es halt bei dem Halbdunkeln im Zimmer ging. „ …WEIL es so in der Zeitung stand“, verwirrte Rubine blickten ihm entgegen. „In der Zeitung stand etwas über eine Aktion im Diner. Wenn man beim Bestellen irgendwie den Satz – scharf wie Chili – mit einbringt, bekommt man diese Chili-Cheese-Wings umsonst dazu. Deswegen hab ich das zu der Kellnerin gesagt. Ich dachte das hättest du auch gelesen.“ Ungläubig blickte der Graublauhaarige ihm entgegen. „Und das soll ich dir glauben?“ „Ich hab gestern noch die Zeitung mit dem Artikel wieder aus´m Müll gefischt … hier“, sagte er und warf ihm den Zeitungsausschnitt auf´s Bett. „Ok …iieehh. Du legst Sachen die im Müll waren einfach so auf mein Bett.“ „Hab dich nicht so. Die war im Papiermüll, also nur Papier – keine Essensreste oder so.“ Trotzdem fasste der junge Halbusse den Artikel nur mit den Fingerspitzen an. Gott war der süß, wenn er sich ekelte, ging es Yuriy bei dem Anblick durch den Kopf. Kai las sich derweil die Anzeige durch: HEIßE AKTION Sagt bei eurer Bestellung die Worte ~ Scharf wie Chili~ und bekommt unsere neuen Hot Chili Cheese Wings gratis ! Aktion nur von Sonntag bis Donnerstag von 18.00 bis 22.00 Uhr. „Oh ...“, war alles was Kai sagte. „Das hatte ich nicht gewusst.“ Leicht betreten schaute er noch immer auf die Anzeige in seinen Händen hinab. „Ja, war ein blödes Missverständnis von uns beiden. Vergessen wir das, ok?“ Der Rotäugige nickte. „Und die anderen Frauen? Was war mit denen?“ „Nun ja. Also bei der Sache mit der Blondine, die hinter dir saß, war es so …“ FLASHBACK Nachdem Yuriy bei der Kellnerin die Bestellung aufgegeben hatte, wendete er sich wieder seinem Partner zu. Doch dieser blickte ihm nur mit einem mürrischem Ausdruck und verschränkten Armen entgegen. „Was ist?“, fragte er nach 2 Minuten der Stille und Gestarre. „Was war das?“, kam es nur brummig zurück. „Was war was?“ „Das mit der Kellnerin?“ „Was soll da gewesen sein? Ich hab unser Essen bestellt. Mensch, ich freu mich schon auf ihre heiße Ergänzung.“ Eine Augenbraue wanderte nach oben, blieb dort und zuckte gefährlich. Doch das bekam der Rothaarige gar nicht mit. Noch verträumt an die Zugabe denkend, schielte er leicht rechts an seinem Freund vorbei. Dort sah er eine Blondine mit beachtlichem Vorbau, die gerade ihren Burger bekam. Neben ihr ein kleiner Luftikus. So wie das aussah, und richtig glauben konnte er das nicht, war das ihr Freund. The Beauty and the Nerd. Leute gibt’s, die gibt´s gar nicht. Er beobachtete weiter, was dieses ungleiche Paar so tat. Anscheinend bringt sie ihm bei, wie die großen Jungs richtig Burger essen. Sie nahm gerade ihren Burgen in die Hände. Nun sah er auch was das Blondchen sich bestellt hatte und staunte nicht schlecht. Ein Tripple Burger mit dreifach Beef, dreifach Bacon und dreifach Käse, Zwiebeln, dieser komische Soße die immer rausquoll und wenn er sich nicht irrte blitzte da noch ein kleines Salatblatt hervor. Wenn die das jetzt wirklich aß, konnte sich der Rothaarige gut vorstellen, dass sie danach eine Null-Komma-Nix-Diät machte. So schätzte er sie zumindest vom Aussehen her ein. Gerade biss sie genussvoll in den Burger, da quoll schon diese orangefarbene Spezialsoße hervor und tropfte genau … in ihr überaus tiefes Dekolleté. Ohne es zu wollen, folgte er dem Tropfen bis er verschwand. Damit wollte er sich schon abwenden, als er dort, wo die Wölbung ihres Busens endete, einen hellen Fleck entdeckte. Dieser wurde sekündlich dunkler und Größer. Auch der kleine Hänfling neben ihr hatte den Fleck entdeckt und starrte gebannt dahin. Leider hatte der vorher noch seinen eigenen Burger in der Hand genommen und jetzt, während er abgelenkt war, fiel dieser auseinander. Vielleicht auch deswegen, weil er ihn zerquetschte. Yuriy wollte nicht wissen was in dem Weichei gerade abging. Während nun der Rothaarige doch nicht den Blick abwandte, merkte dafür Kai, dass sein Freund nicht ihm seine Aufmerksamkeit schenkte, sondern irgendwo hinter ihm. Also folgte er seinem Blick und entdeckte auch die essende Blondine. Nur mit dem Unterschied, dass er den Teil mit dem Essen ausblendete und nur registrierte, dass der Blauäugige eine Blondine mit großen Brüsten anstarrte. Sein Blick verdüsterte sich und er konnte ein Knurren nicht unterdrücken. Durch diesen Laut erwacht, blickte Yuriy wieder zu der eigentlichen Hauptperson des Abends. Diese war jedoch gar nicht so gut gelaunt, wie er sich erhofft hatte. Immer noch mürrisch blickten ihm die Rubine entgegen. „Alles ok?“, fragte er vorsichtig. „Sag du es mir! Bist du zufrieden mit dem Abend?“ „Bis jetzt schon, du nicht?“ Gerade wollte Kai antworten, da kam ihr Essen. Die extra Wings registrierte er gar nicht. FLASHBACK END „Leider kann ich dir das natürlich nicht beweisen“, sagte Yuriy noch, bevor Kai etwas auf das eben Gehörte antworten konnte. Wieder herrschte Stille, in welcher der Rothaarige dachte, dass Kai ihm diese komische Geschichte nicht abkaufte. Ob nun Wahr oder nicht. „Ich … glaub dir“, kam es recht unerwartet von dem im Bett sitzenden Halbrussen. „Ach echt?“ Yuriy selbst konnte es nicht glauben. „Ja, außer es ist doch gelogen!?“ „NEIN. Ich sag dir die Wahrheit, es war wirklich haargenau so gewesen.“ „Und das glaub ich dir. So einen Müll hättest du dir nicht ausgedacht. Außerdem schätze ich dich so ein, dass du es nicht nötig hast mich anzulügen.“ Da hatte Kai Recht. Der rothaarige Russe log selten, eigentlich nur, wenn es nötig oder überlebenswichtig war. Einfach, weil er es nicht nötig hatte. Er hatte seine Meinung und seine Ansichten und die vertrat er auch. Falls das jemandem nicht passte, hatte der Pech. Yuriy würde für niemanden lügen, nur damit der nicht gekränkt war. Das verbot ihm sein Stolz. Selbst für Kai log er nicht, was vielleicht schon öfters zu Streitigkeiten geführt hat. Doch wahrscheinlich gerade für seine ehrliche direkte Art, liebte Kai den älteren Russen. Er wusste bei ihm meist woran er war und das gab ihm Sicherheit und Vertrauen. Warum er nun so extrem auf das aktuelle Problem reagiert? Angst vor der Einsamkeit. Er hatte Angst, dass Yuriy sich doch wieder für das weibliche Geschlecht interessierte und ihn dann verließ. So sehr wie an den Eisblauäugigen, hing er vorher noch nie an einer Person. Er war abhängig von dem Anderen, ob er nun wollte oder nicht. „Das mit den Zwillingen war eigentlich auch mehr ein Versehen.“ Der Rothaarige machte einfach weiter mit erklären, bevor es sich sein Freund anders überlegte. „Inwiefern?“ „Da du es anscheinend wirklich nicht mitbekommen hast, erklär ich es dir.“ Nun musste er den Graublauhaarigen doch verschmitzt angrinsen. „Nein, wie gütig.“ „Tja ja, so bin ich.“ „Nun schwafle nicht, erzähl!“ FLASHBACK Während des Essens hatte sich Kai wieder beruhigt. Lag auch daran, dass die Blondine, samt Nerd, kurz darauf gezahlt hatte und gegangen war. Damit wurde der Abend doch noch sehr schön. Der Halbrusse genoss jetzt den Abend mit dem Rothaarigen und natürlich ließ er es sich auch schmecken. Sein Clubsandwich mit Hähnchen, Salat und Gemüse sah nicht nur gut aus, es schmeckte auch so. Auch die dazugehörigen Kartoffelecken mit Sour Creme waren überaus lecker. Und so wie sein Gegenüber seinen Double Bacon Cheese Burger mit Pommes verdrückte, schmeckte es diesem auch. Nur wo die Wings herkamen, dass wusste Kai nicht. Irgendwann schob er es einfach auf einen Gruß aus der Küche oder so. Nach einer halben Stunde beschlossen sie langsam aufzubrechen. Selbst der gefräßige rothaarige Russe bekam keinen Nachtisch mehr rein, zu groß war der Hauptgang. Dafür ließ er sich einen Apfelmuffin einpacken und einen Blaubeermuffin auf die Hand geben. Sie zahlten, zogen sich die Jacken an und verließen das Diner. „Ich dachte du bist satt, warum dann die beiden Muffins noch?“ Kai musste dann doch nachhaken. „Ich konnte einfach nicht widerstehen, die sahen so gut aus.“ „Du wieder“, kam es nur augenrollend von Kai zurück. Sie gingen gerade die Stufen hinab, da kamen ihnen zwei Mädchen entgegen. Schon von weitem sah man die Ähnlichkeit der beiden. Doch desto näher diese kamen, desto mehr sah man wie ähnlich sie sich waren. Brünette Zwillinge. Vermutlich Europäerinnen vom Aussehen her. Doch was den Kleidungsstil anging, waren sie sich nicht so ähnlich. Die Eine mit Jeans, Rockershirt und Lederjacke, die Andere mit Stiefeln, Blümchenrock und Blumentunika. Gegensätzlicher hätten die Twins nicht sein können. Die Erste im Grufti-Stil und die Zweite von einer Blumenwiese geklaut. Die beiden Russen betraten gleichzeitig wie die Twins die unterste Stufe. In dem Moment rempelten Yuriy und das Blümchen aneinander. Der Russe stolpert und fiel … voll auf den guten Zwilling. Im Eifer des Gefechts wollte er sie noch vor dem Sturz bewahren und fasste um ihre Hüfte, verlor aber dennoch das Gleichgewicht und plumpste mit ihr, bzw. auf sie, zu Boden. Kai und Gruftine standen erst mal nur da und besahen sich das Schauspiel. Paar Sekunden passierte nichts, dann sprang der gefallene Russe hastig von dem Mädchen auf. „Entschuldige, ist dir was passiert?“ Eilig entschuldigte er sich und reichte ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Dankend nickte sie und ergriff die ihr gereichte Hand. „Sorry, I hope it´s all fine with you?“, kam es dann leise gefragt vom Blümchen. „Oh, ich glaube sie versteht kein japanisch“, sagte Kai, nachdem er sich wieder zu Yuriy gestellt hatte. „Vermutlich. – I´m fine. Thank you. And what´s with you?“ „I am doing well, too.“ “Well then a nice evening still.“ „Thank you, you too. Bye.“ Damit drehte sich Blümeline um und ging hinauf zu Ihrer Schwester, die schon oben an der Treppe auf sie wartete. Gleichzeitig drehten sich auch die Russen um und wollten gehen. Der Rothaarige lief jedoch arg langsam und blickte die ganze Zeit zurück zu den Zwillingen. Das fiel mal wieder dem Graublauhaarigen auf. Daher drehte er sich auch um und sah, wo sein Freund hinstarrte. „…y…?“ „…“ „..riy?“ „…“ „YURIY !!!“ Aufgeschreckt blickte Yuriy zu Kai. „Was..? Was ist?“ „Sag mal, geht´s noch? Das ist jetzt schon das zweite Mal heute Abend!“ „Häh … das zweite Mal? Das zweite Mal von was?“ „Tu nicht so blöd. Ich hab es doch gerade eben selbst gesehen!“ „Ach, du hast das auch gesehen? Unfassbar, was?“ „..JA, kann man wohl sagen. Warum machst du das!“ „Mmh…was denn? Ich hab das doch nicht mit Absicht gemacht.“ „Sah mir aber sehr danach aus, dass es dir Spaß gemacht hat.“ „Spaß? Ich könnt heulen. Am liebsten würde ich ihr hinterher laufen und sie zu einer Gegengabe auffordern.“ Das war zu viel. Kai drehte sich auf dem Absatz um und ging in Richtung Bladebreakers-WG. Diese lag zum Glück nicht weit entfernt. Yuriy, total verwirrt, blieb noch einige Augenblicke an seinem Fleck stehen, bis er realisierte, dass sein Freund gerade ohne ihn abzischte. „Ich glaub hier läuft was verkehrt“, sagte er zu sich selbst. „Und mein schöner Muffin klebt jetzt an der ihrem Arsch *heul* … MENSCH KAI JETZT WARTE DOCH!“ „…“ „HAALLOO??“ Damit rannte er dem sauren Halbrussen hinterher. Holte ihn aber erst in der WG ein. Naja, wirklich eingeholt hatte er ihn ja natürlich nicht. FLASHBACK END Ungläubig blinzelten die rubinroten Augen den Rothaarigen an. Dann auf einmal … „ HA HA HA … Ne jetzt oder … HA HA HA …du hast ihr nicht echt deinen Blaubeermuffin auf den Arsch geklebt … HA HA HA …“ „He, das ist nicht witzig. Ich wollte den noch essen.“ Nur langsam bekam sich Kai wieder ein. „Ok, das war dann wirklich ein Missverständnis …“ Er blickte Yuriy an als er das sagte. Doch dann senkte er seinen Blick so, dass seine schönen Augen von seinem Pony verdeckt wurden. Ganz leise genuschelt vernahm der Rothaarige seine Worte. „Sorry … wegen dem … und so …“ //Nein, wie niedlich // ging es Yuriy zeitnah durch den Kopf und er konnte sich nicht mehr zurück halten. Er stürzte sich auf seinen Freund und küsste ihn nieder, zurück in eine liegende Position. Sie bekamen nicht mit, wie sich kurz die Tür öffnete und ein schwarzer Haarschopf mit gelben Augen hinein lugte. Ray erfasste schnell die Lage, grinste und schloss wieder leise die Tür. Ja, die beiden waren ein schönes Paar, denn den glücklichen Ausdruck in beiden Gesichtern war dem Chinesen nicht entgangen. Während also die beiden Russen sich versöhnten, waren der Rest der Bladebreakers auch aufgestanden und zum Frühstück getrabt. „Sagt mal, was geht den mit Kai ab?“ Tyson der als letzter in die Küche kam, blickte den Rest fragend an. „Wieso? Was ist denn mit ihm?“ Ray wusste zwar ungefähr auf was Tyson hinaus wollte, aber das musste er ja dem blauhaarigen Japaner nicht stecken. „Na der lacht in seinem Zimmer und ab und zu rumpelt es auch. Dreht der jetzt durch?“ „Mach dir keinen Kopf, Tyson, Yuriy ist da und ich glaub die Versöhnen sich gerade.“ „Klingt ja irre. Hoffentlich versöhnt er sich nie mit mir.“ „Mit wem?“ Besagter Teamchef kam gerade durch die Tür und hatte Tyson´s letzten Satz noch aufgeschnappt. Der rothaarige Russe trat nach ihm hinein. „Ähm … ähm … ich meine …ähm ….versöhnen mit … tja …“ Tyson fiel partout nichts ein, also machte er das Einzige was sein Spatzenhirn am Morgen ausspuckte: Er stopfte sich ein halbes Brötchen komplett in den Mund. So konnte er sich nicht weiter reinreiten. Dafür blickten ihn jetzt vier Augenpaare verwirrt an. Einige Sekunden blieb es noch so, dann wendeten sich die Anderen wieder ihrem Frühstück zu. „Na ihr, alles wieder im Lot?“, fragte Ray ganz scheinheilig. Eine blaue Augenbraue wanderte nach oben. „Ja, ´türlich. Warum fragst du?“ „Ach nur so.“ Was sich der Chinese heute ab grinste glaubte ihm keiner. So oft grinste er die ganze Woche nicht. Skeptisch schaute Kai den Schwarzhaarigen an. Dann ging er zu seinem Platz, zog Yuriy mit sich und platzierte ihn auf dem Stuhl neben sich. Das Frühstück verlief dann, Gott sei Dank, doch noch recht harmonisch ab. Sah man von den normalen alltäglichen Wie-ärgere-ich-Tyson Sprüchen ab. Und abgesehen von dem wissenden Chinesen, sah auch keiner, wie sich die beiden Russen immer mal wieder kurze Blicke zuwarfen und sich anlächelten. Junge Liebe war doch was Schönes. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)