Die Hoffnung, die dir bleibt. von citrusdancer ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Wie geht es dir, Hika?“ Hikari legte ihren Kopf aufgrund des zögerlichen Tonfalls von Takeru schief und musterte ihn skeptisch. Er hatte sie zur Seite gezogen, um mit ihr ein bisschen abseits von den anderen sprechen zu können. Ungestört. Und obwohl sie ihn mit hochgezogener Augenbraue ansah, die Arme vor ihrer Brust verschränkt hatte und ihr ganzer Körper Abwehr signalisierte, schlug ihr Herz unangenehm schnell gegen ihren Brustkorb. Schon lange waren sie sich nicht mehr so nah gewesen. Nur wenige Zentimeter trennten sie, doch ihre Herzen waren schon längst meilenweit entfernt. „Alles bestens.“ Sie grinste, obwohl ihr in seiner Gegenwart schon länger nicht mehr zum Grinsen zumute war. Auch diesmal zwang sie sich regelrecht dazu ihre Mundwinkel zu heben. Nur damit er kein schlechtes Gewissen hatte. Damit es ihm nicht schlecht ging. Denn sie wusste, dass er leiden würde, wenn er sehen würde, dass sie es tat. Seinetwegen. „Was ist los, Keru? Ist es, weil du mit Mimi hier bist?“ Beschämt blickte Takeru zu Boden. So war es schon immer gewesen. Hikari hatte ihn immer durchschaut. Manchmal auch sogar, bevor er überhaupt wusste, was er dachte und wollte. Oder brauchte. Wie selbstverständlich überwand Hikari die Distanz zwischen ihren Körpern und berührte seine Schulter. Freundschaftlich. Denn mehr konnte er schließlich nicht mehr für sie fühlen. Aber solange er glücklich war, war sie damit zufrieden. Mehr wollte sie nicht. Sie liebte ihn. Und für kurze Zeit hatte sie damals gedacht, dass er dasselbe für sie empfinden würde. „Du weißt aber schon, dass ich damals Schluss gemacht habe?“, erinnerte sie ihn nun neckend. Sie waren nie dazu bestimmt gewesen, mehr als Freunde zu sein. Und doch wusste Hikari, dass er niemals wieder nur ihr bester Freund sein konnte. Aber seine Gefühle würde sie immer über ihre eigenen stellen. Um ihn nicht zu verlieren. „Aber... Du bist alleine hier. Und du hast auch seitdem niemanden mehr an dich rangelassen.“ „Der oder die Richtige war eben noch nicht dabei.“ Takerus Augen weiteten sich. „Die Richtige?“ Doch Hikari zuckte nur mit den Schultern und lächelte. „Naja. Man sollte doch nichts ausschließen oder?“ Er lachte, als sie ihm die Zunge rausstreckte. Doch obwohl sie scheinbar ungezwungen mit ihm schäkerte, hatte sich ihr Herz noch immer nicht beruhigt. Unregelmäßig und erschreckend laut pochte es, während das Blut in ihren Ohren rauschte. Aber Takeru bekam von all dem nichts mit. Er war erleichtert, dass er mit Hikari noch normal reden konnte, obwohl sie sich getrennt hatten. Ihre ganze Freundschaft war auf dem Spiel gestanden. Das war auch einer der Gründe gewesen, warum Takeru versucht hatte mit ihr glücklich zu werden. Um sie nicht für immer zu verlieren. Aber wenn es sich plötzlich falsch anfühlte, wenn man den anderen berührte? Wenn das Knistern auf einmal erlosch? Und die Begierde im Auge des Gegenübers nicht mehr erwidert wurde? Machte eine Beziehung da noch Sinn? Hikari hatte lange gebraucht, um zu verstehen, dass Takeru eigentlich etwas anderes wollte. Jemand anders. Krampfhaft hatte sie an der Beziehung festgehalten, hatte versucht ihn glücklich zu machen, doch Liebe kann man nicht erzwingen. So gern man dies auch manchmal möchte. Als Takeru immer unglücklicher schien, musste sich Hikari langsam eingestehen, dass sie ihn kaputt machen würde, wenn sie an seiner Seite bleiben würde. So würden sie beide nicht weiterkommen. Hikari, die sich Schritt um Tritt bemühte, dass sie ihm eine gute Freundin war und Takeru, der versuchte, mehr für sie zu fühlen. Doch auch er konnte keine Gefühle erzwingen. Obwohl er es mehr als einmal versucht hatte. Sie waren nur als beste Freunde perfekt. Irgendwie hatte es in der Beziehung aber niemals gefunkt. Zumindest nicht bei Takeru. „Na gut. Ich wollte mich nur vergewissern, dass es dir wirklich gut geht.“ Er grinste schief und musterte sie nochmal skeptisch, so als versuche er das Gegenteil irgendwie in ihrem Gesicht ablesen zu können. Und da er es auch mehr als Frage formuliert hatte, gab er ihr somit noch einmal die Chance zu revidieren. Ihm zu sagen, dass es ihr doch nicht so gut ging. Dass es sie verletzt hatte. Weil sie gewusst hatte, dass er Gefühle für eine andere entwickelt hatte. Noch bevor er es selbst überhaupt registriert hatte. Und obwohl es die schwerste Entscheidung bisher in ihrem Leben gewesen war, wusste sie, dass es für ihn richtig war. Er blühte wieder auf. Sie hatte gelächelt, als sie mit Takeru Schluss gemacht hatte, mit dem Grund, dass es irgendwie mit ihnen als Paar nicht funktionierte, und er daraufhin erleichtert geseufzt und ihr zugestimmt hatte... Hikari nickte überzeugt und fast hätte sie es auch selbst geglaubt. Dass alles in Ordnung war. Dass sie nicht noch an ihrer gemeinsamen Zeit hing. Ihn jedesmal berühren möchte, wenn sie ihn sah. Abends an seinen Lippen auf ihren dachte. An ihre erhitzten Körper, die sich aneinander pressten. Wie er ihr sanft durchs Haar strich, bevor sie gemeinsam einschliefen. Doch um ihn nicht zu verletzen, würde sie ihm dies niemals verraten. Es war alles in Ordnung. Es musste einfach. „Dann lass uns wieder zurück zu den anderen gehen.“ Takeru grinste und in Hikaris Magen drehte sich alles. Wie gerne wäre sie ihm einfach in die Arme gefallen. Wie gerne hätte sie von ihm gehört, dass alles wieder gut werden würde. Doch ihre Herzen hatten sich entfernt und schlugen schon längst nicht mehr im Gleichtakt. „Ich komme gleich nach, geh du schon mal vor.“ Auf seinen skeptischen Blick setzte sie abwehrend noch ein: „Ich muss nur kurz mal“ hinzu. Er nickte erleichtert und drehte Hikari den Rücken zu. Und obwohl sie ihm gespannt hinterher blickte, ihr Herz hoffnungsvoll schlug, wand er sich nicht noch einmal zu ihr um. Aber er war wieder er selbst. Der Takeru, den sie kannte. Der Takeru, der langsam immer mehr verschwunden war, als sie zusammen waren. Im Endeffekt musste man schlussendlich seinem Herzen folgen. Um wahres Glück zu finden. Und scheinbar hatte Takeru es nun gefunden. Als Hikari sah, wie Mimi ihn keck anlächelte und sich in aller Öffentlichkeit an ihn drängte, ihre Hände in den Hosentaschen an seinem Hintern vergrub und ihn innig küsste, spürte Hikari wieder diesen schmerzhaften Stich in ihrem Körper, der sie jedesmal durchzuckte, wenn sie die beiden zusammen sah. Und auch diesmal war ihr wieder zum Weinen. Und gleichzeitig zum Lachen, weil sie glücklich war, dass ihr bester Freund glücklich war. Auch wenn sie nicht Teil davon war. Sie hatte eine Weile gebraucht um zu verstehen, dass er eigentlich etwas anderes wollte. Mehr Aufregung. Weniger Hikari. Es war für sie Zeit gewesen, zu gehen. Obwohl sich alles in ihr dagegen gesträubt hatte. Und trotzdem war sie in keiner Sekunde böse auf ihn gewesen. „Obwohl du mich zu deinem Glück nicht brauchst“, flüsterte sie. Und sie wappnete sich innerlich auf das erneute Zusammentreffen mit ihren Freunden, in der Hoffnung, dass sie das Richtige getan hatte, obwohl es sich für sie noch immer so falsch anfühlte. Obwohl sie jedesmal litt, wenn sie Takeru nur ansah. Die Zukunft sah, die sie nicht würde haben können. Trotz allem lächelte sie, als sie zurück zu ihren Freunden ging. Es würde alles gut werden. Irgendwann. Auch für sie. Dies war die Hoffnung, die ihr noch blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)