From one life to another von Chastity ================================================================================ Prolog: -------- Es war bereits spät am Abend als sich zwei Männer in einer finsteren Ecke, die nur von einem schwachen Licht spärlich beleuchtet wurde gegenüber standen. Der kleinere von beiden überreichte ein Foto. „Das ist die kleine. Nicht schlecht was?“ Ein schiefes Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Der ältere begutachtete das Bild und nickte kurz darauf. „Wie viel?“ Es trat eine kurze stille zwischen den beiden ein. Es war klar, das er versuchte einen hohen Preis heraus zuschlagen. „Naja. Sie ist jung, hübsch und gehört eigentlich mir. Ich würde sagen, da wir ja Freunde sind, 50000 Dollar. Ist nen guter Preis für die kleine Nero. So'n Angebot bekommst du nie wieder für so ne Braut.“ Nero schien kurz nachzudenken, nickte aber schließlich kurz. „Abgemacht. Hast du sie dabei?“ Wieder lächelte der andere. „Was denkst du denn? Hast du denn genug Geld dabei?“ Der kleiner holte sein Handy aus der Tasche und tippte in seinen Kontakten einen Namen ein. „Ja ich hab es bei mir.“ Der jüngere Telefonierte kurz, ehe er den Umschlag annahm, den Nero ihm in diesem Moment hinhielt. „Es sind genau 50000. Du kannst gerne nachzählen wenn du möchtest.“ Er öffnete den Briefumschlag und überflog die Scheine schnell. „Scheint zu stimmen. Da hinten kommt sie. Ich wünsch dir viel Spaß und viel Erfolg mit der kleinen.“ Mit diesen Worten verschwand er und eine junge Frau kam nun auf Nero zu. Sie war wirklich hübsch. Erst als sie direkt vor ihm in dem schwachen Licht stand, konnte er die schlecht überschminkten Blessuren in ihrem Gesicht sehen. Vorsichtig streckte er seine Hand nach ihr aus. Er hoffte, das sie sie ergreifen würde. Er wartete Geduldig ein paar Minuten, doch vergeblich. Nach einiger Zeit gab er auf, lächelte sie an. „Na komm. Wir fahren erst einmal ins Warme. Ist ganz schön kalt hier draußen.“ Er ging an sie vorbei in die Richtung seines Wagens. Als Nero kurz über die Schulter schaute, sah er, das sie ihm folgte. Erst jetzt bemerkte er, das sie sich den Bauch hielt. Sie schien doch nicht so unversehrt, wie ihm sein Geschäftspartner eben noch sagte. Am Auto stieg sie hinten ein, vermied jeden Blickkontakt mit ihm. „Ich fahre dich erst einmal zu einer Freundin, sie soll sich mal deine Verletzungen anschauen.“ Dieser Satz schien etwas bei ihr zu bewirken, denn mit einem Mal sah sie ihn an. In ihrem Blick lag etwas Verletzliches, etwas zerbrochenes. Die Fahrt über schwieg er, wusste er doch, das sie ihm keine Antworten auf seine Fragen geben würde. Doch konnte er es ihr verübeln? Nein, eigentlich nicht. Er hatte sie grade von Brad abgekauft, eigentlich für sein Geschäft. Doch je länger er sie durch den Rückspiegel beobachtete, desto unsicherer wurde er in seiner Entscheidung. Sie wirkte zerbrechlich und unschuldig. Konnte er es wirklich verantworten so ein junges Ding ruhigen Gewissens einem Freier zu überlassen? Er würde vorerst mit Jax sprechen, während Gemma sie behandelte. Vielleicht hatte der Präsident der Sons eine Idee wo man die kleine einsetzen konnte, ohne das sie anschaffen müsste. Gedankenverloren bog er auf das Grundstück der Sons of Anarchy ein, schaltete den Motor seines Wagens ab, stieg aus und öffnete der kleinen die Tür. Nero kannte nicht einmal ihren Namen, den hatte Brad ihm nicht verraten. Vielleicht war sie unter anderem deswegen so günstig gewesen. Nicht nur, das sie an ihrem ganzen Körper irgendwelche Verletzungen hatte, vielleicht war sie auch stumm. Doch wenn es wirklich so war, wo sollte man sie dann einsetzen? In diesem Falle konnte sie nur als Nutte arbeiten. Nutten mussten nicht sprechen können, den meisten Freiern war es sogar lieber, wenn die Hure ihren Mund hielt. „Warte kurz hier. Ich bin gleich wieder da.“ Er setzte grade zum gehen an, als ihm noch etwas einfiel. „Ach und kleines? Versuch bitte nicht erst wegzulaufen. Es bringt nichts.“ Mit diesen Worten verschwand er in eine schmale Tür, nur um kurz darauf mit Gemma wieder den Hof zu betreten. Die ältere Frau blieb kurz vor dem Neuankömmling stehen. „Sie sieht wirklich schrecklich aus. Um die ganzen Ausmaße zu sehen, müsste ich erst einmal das schreckliche Make – Up entfernen und dazu müsste man sie berühren können.“ Nero legte seine Hände auf Gemma's Schultern. „Vielleicht lässt sie sich eher von dir anfassen, als von ihrem Käufer.“ Gemma überlegte kurz. Sie überlegte, wie sie die kleine am schnellsten davon überzeugen konnte, das sie hier in Sicherheit war, das niemand hier ihr etwas tun würde. Sie seufzte einmal kurz und ging dann einen weiteren Schritt auf die junge Frau zu. „Hey süße. Mein Name ist Gemma. Du brauchst keine Angst haben, ich würde mir nur gerne deine Verletzungen ansehen, sie müssen bestimmt behandelt werden. Du kannst mir vertrauen, niemand hier wird dir etwas tun.“ Sie streckte die Hand aus und wartete ab. Nero wollte grade etwas sagen, als er überrascht feststellte, das die kleine die Hand seiner Freundin nahm. „So ist es gut süße. Pass auf, wir werden jetzt gemeinsam durch die Tür dahinten gehen. In dem Raum sitzen ein paar Männer. Keine Sorge, wir werden einen Raum weiter gehen, wo wir zwei allein sein werden.“ Den letzten Satz musste Gemma schnell aussprechen, da die junge Frau ihre Hand wieder los reißen wollte. Sachte legte die ältere ihren Arm um die Schultern des verstörten Neuankömmlings und lotste sie über den Hof, in eine Bar bis hin zu einem ruhigen Raum, wo wirklich niemand war. Während Gemma sich um die kleine kümmerte, ging Nero zu Jax. Er bat ihn um ein privates Gespräch, vorerst ohne die anderen Jungs. Er wollte wissen, was der Anführer der Gang von seinem Gedankengang hielt, bevor die anderen etwas davon erfuhren. Er konnte gut mit dem Blonden, was wohl auch daran lag, das er mit dessen Mutter zusammen war. Der jüngere sah Nero kurze Zeit fragend an, ehe dieser realisierte, das sie bereits in einer anderen Ecke standen. „Die kleine die du eben gesehen hast. Ich hab sie vor etwa einer halben Stunde Brad abgekauft.“ Der Blonde lehnte sich lässig gegen die Wand, sagte aber vorerst nichts, er wollte erst zu ende hören, was sein Freund ihm hier grade erzählen wollte. „Für ihr anscheinendes Alter war sie echt günstig. Es wunderte mich schon, als er den Preis nannte, grade weil wie er sagte, es sein Mädchen war. Als sie dann vor mir stand, wurde mir so einiges langsam klar. Jax. Ich hab sie eigentlich für mein Geschäft gekauft, doch irgendwie plagt mich mein Gewissen, wenn ich sie wirklich auf den Strich schicke. Sie wirkt so verloren, gebrochen und unschuldig. Ich kann ihr das nicht antun.“ Nero's Gegenüber begann leicht zu lächeln. „Alter, ich glaub du wirst langsam zu alt für den Scheiß. Aber jetzt die Frage, warum erzählst du mir das?“ Noch einmal holte der ältere Luft. Er hoffte, das der junge Präsident sein Angebot, welches eigentlich eher eine Bitte war, annehmen würde. Vielleicht wurde er für solche Geschäfte wirklich zu alt und er sollte sich überlegen in den Ruhestand zu gehen. „Ich möchte, das du dich ihrer annimmst. Ich weiß das sie es bei dir gut haben wird. Bei dir ist sie besser aufgehoben als auf der Straße. Ich bitte dich Jax, versuch es mit ihr.“ Der Blonde überlegte. Sollte er es wirklich wagen, sich eine gebrochene junge Frau in seine Kreise zu holen? Was war, wenn sie hier noch mehr brach, wenn sie mit all dem nicht zurecht kam und sich letztendlich das Leben nehmen würde? Konnte er das wirklich verantworten? Noch immer sah ihn sein Gegenüber hoffend und beinahe flehend an. „Ich werde sie mir erst ansehen und dann entscheide ich. Ich verspreche dir noch nichts.“ Nero nickte knapp, lächelte jedoch leicht dabei. Schon seit einer Stunde war Gemma dabei die Wunden der kleinen zu behandeln. Es waren mehr, als man auf dem ersten Blick sah. Sie war sich nicht sicher, ob einige schlimmer waren, als sie aussahen. Würden die Blutergüsse nicht binnen einiger Tage verblassen, blieb ihr nicht anderes über als die kleine in das Krankenhaus zu bringen. „So, das hätten wir. Hier, ich gebe dir noch ne Schmerztablette, dann tut es nicht mehr so weh.“ Die junge Frau wusste nicht so recht, ob sie die Arznei wirklich annehmen sollte, es hätten schließlich genauso gut Drogen sein können. Nach kurzem zögern schluckte sie diese einfach runter. „Wie heißt du eigentlich süße?“ Noch immer kam kein Mucks aus ihrem Munde. Mit einem kurzen schnaufen zog Gemma sich die Einweghandschuhe aus und ging auf die Tür zu, die sie von den anderen trennte. „Ich denke, das Nero noch mal mit dir sprechen will, also warte bitte hier, ich glaube es ist in deinem Interesse, wenn nicht alle mitbekommen, warum du eigentlich hier bist.“ Sie verließ den Raum mit einem kurzen fürsorglichen lächeln. Nun saß die junge Frau allein in dem kühl wirkenden Raum auf einen der Tische. Sie war sich nicht sicher, ob sie diesen Leuten wirklich trauen konnte, doch man konnte ihnen anscheinend mehr glauben als Brad und seiner Bande. Nero hatte sie wirklich zu jemanden gebracht, der sich um ihre Wunden kümmerte und Gemma's Schmerztablette war wirklich eine. Sie spürte wie der Schmerz langsam nachließ. Vielleicht hätte sie wenigsten ihr ihren Namen verraten sollen. Erneut öffnete sich die Tür, doch es war nicht Nero der Eintrat, sondern Jax. Der Blonde ging vorsichtig auf sie zu, nachdem er die Tür hinter sich schloss. „Hey, ich bin Jax. Nero sagte mir, das er dich von Brad abgekauft hat. Er sagte mir auch wofür. Nur plagt ihn jetzt sein altes Gewissen und er will nicht das du in diesem Milieu arbeitest.“ Er sah die Überraschung in ihren grünen Augen, die leicht verquollen waren. Sicher hätte sie nie damit gerechnet. „Er hat mich gefragt, ob ich einen Job für dich hätte, ob ich dich in meine Obhut nehmen könnte.“ Sie schwieg weiterhin, ließ ihn nicht aus den Augen. Sie schien seine Schritte, die er auf sie zuging, zu zählen. „Bevor ich das tue, muss ich dich allerdings erst einmal einschätzen. Könnte aber ganz schön schwer werden, wenn du wirklich stumm bist.“ Er stand etwa nur noch einen halben Meter von ihr entfernt, musterte sie von oben bis unten, versuchte ihren nächsten Schritt zu erahnen. Er war sich relativ sicher, das sie jeden Moment von diesem Tisch springen würde und um ihr Leben rennen würde. Doch als sie nach einiger Zeit noch immer auf ihrem Platz saß, beschloss er einen Schritt weiter zu gehen. Jax wusste, das sie sich von Nero nicht hat anfassen lassen, jedoch von Gemma. Nun versuchte er es. Vorsichtig erhob er seine Hand und lenkte diese zu ihrem Kinn. Er sah, das sie grade dabei war innerlich mit sich zu kämpfen, er wusste, das diese Situation sie grade überforderte, doch es musste sein, er musste wissen, wie stark sie war. Nach einer scheinbaren Ewigkeit hatte er es tatsächlich geschafft, er hatte ihr Kinn in seiner Hand und drückte es sachte nach oben, sodass sie ihn weiterhin ansehen musste. „Meine Mutter hatte recht. Du hast wirklich nen richtiges Angelface, da passt der Name Angel echt gut.“ Er grinste vor sich hin. Als Gemma aus dem Raum kam, ging sie sofort auf ihn zu und meinte, sie wüsste wie sie die kleine nennen würden. Angel. „Torra.“ Etwas perplex sah er zu ihr runter, nachdem sie ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. „Was?“ Sie stand von dem Tisch auf, auf dem sie sie ganze Zeit über gesessen hatte. „Mein Name ist Torra.“ Nachdem er sich wieder gefasst hatte, begann er zu lächeln. „Du kannst ja doch sprechen.“ Kapitel 1: Von Selbstzweifel und Überwindungen ---------------------------------------------- Ein paar Tage waren bereits vergangen, seit Nero mit Torra auf dem Grundstück der SAMCRO* aufgetaucht war. Nero hatte sich seit diesem Tag nicht mehr bei Teller – Morrow sehen lassen. Er wollte sie nicht unnötig mit seiner Anwesenheit belasten, zumindest noch nicht die ersten Tage. Gemma hatte ihm am Telefon erzählt, das sich Angel's Zustand von Tag zu Tag verbesserte. Nicht nur ihre Wunden verheilten gut, auch war sie den anderen gegenüber offener geworden, was nicht zuletzt daran lag, das sich wirklich alle Mühe gaben sie dabei zu unterstützen, manche mit mehr Erfolg als andere. Tig und Juice verzweifelten fast daran in ihre Nähe zu kommen, jedes mal traten sie in irgendein Fettnäpfchen, welches sie wieder weiter von ihr entfernte. Jax und Chibs hatten dagegen mehr Glück bei ihr. Die beiden, sowie Gemma genossen sehr viel von ihrem Vertrauen. Doch auch bei ihnen verlor sie kein Wort über ihre Vergangenheit. Der Club akzeptierte dies, es blieb ihnen auch gar nichts anderes über. Sie konnten die junge Frau schlecht dazu zwingen. Vielleicht würde Angel irgendwann von allein anfangen darüber zu sprechen. „Angel Schätzchen? Hättest du mal kurz ne Minute für mich?“ Gemma stand in der Tür der Teller – Morrow – Werkstatt. Es war zu dem Lieblingsaufenthaltsort der jungen Frau geworden. Sie war begeistert, fast schon besessen von Autos und Motorrädern. Jax brachte ihr alles nach und nach bei. Sie lernte wirklich schnell, so schnell, das sie selbst schon kleinere Reparaturen an den Fahrzeugen der Kunden vornehmen konnte. Grade war sie dabei an einen roten Mustang den Kilometerstand etwas zu frisieren. Es war für einen speziellen Kunden, der immer mal wieder mit kleineren Verbesserungsvorschlägen für seine Wagen ankam, jedoch zahlte er gutes Geld dafür, weshalb es fast unmöglich war ihm einen Wunsch auszuschlagen. Seit Angel in der Werkstatt jobbte, kam er nun fast täglich mit irgendwelchen Kleinaufträgen. Die schwarzhaarige sah kurz aus der Fahrerseite des Wagens. „Ich bin in einer Minute fertig, dann komm ich sofort zu dir ins Büro.“ Mit einem kleinem lächeln verschwand ihr Kopf wieder in dem Mustang. Gemma wusste, das es Sinnlos war zu protestieren. Wenn Angel erst einmal etwas angefangen hatte, dann brachte sie es auch erst zu ende ehe sie sich einer neuen Sache widmete. So viel hatte die ältere schon über die neue heraus gefunden. Nach nicht ganz zwei Minuten stand der Neuling der Sons wie versprochen im Büro. „Sorry, hat ein wenig länger gedauert als angenommen.“ Gemma lächelte sie kurz an und bat sie platz zu nehmen. Sie selber setzte sich der Jüngeren genau gegenüber und sah sie nun etwas ernster an. Angel wusste, was der Brünetten auf der Seele brannte, man konnte es förmlich in ihren braunen Augen erkennen. „Ich habe kein Problem damit, wenn er hier her kommt oder zu dir nach Hause. Er gehört zu dir, ich kann und will nicht darüber entscheiden, ob ihr euch seht oder nicht. Dazu habe ich nicht das Recht.“ Auf den Lippen der Älteren bildete sich ein schmales lächeln. Natürlich hatte die kleine kein Recht dazu über ihr Leben zu bestimmen, das hatte niemand. Sie war ihr eigener Herr und das würde sie sich auch nie von irgendjemanden nehmen lassen. Jedoch fühlte sie sich für Angel fast genauso verantwortlich, wie für Jax. Aus diesem Grund konnte und wollte sie sie nicht überfordern, weder mit irgendwelchen Fragen, noch mit irgendwelchen Taten. „Ich kann nicht über deinen Kopf hinweg entscheiden. Nur du selbst weißt, ob du schon bereit bist. Doch solltest du es sein, bitte ich dich es ihm persönlich zu sagen. Ich glaube, wenn er es von dir hört glaubt er es eher.“ Angel wog ab, was sie Gemma darauf antworten sollte, während sie sich eine Zigarette anzündete. Sie inhalierte einem mit vollem Genuss den Qualm, ehe sie sich dazu entschied ihrer Freundin nicht zu antworten. Stattdessen hielt sie ihr ihre linke Hand entgegen. Wie erwartet verstand die Brünette was die jüngere vor hatte. Gemma nahm ihr Handy vom Tisch, gab eine Nummer ein und übergab es ihrer Gegenüber. Es dauerte nicht lange, ehe sich eine männliche Stimme auf der anderen Seite der Leitung meldete. „Hey Baby.“ Angel musste schlucken, ehe sie antworten konnte. Es schien, als hätte sich kurzzeitig ein Klos in ihrem Hals gebildet als sie seine Stimme hörte. Doch warum? Sie hatte nichts vor ihm zu befürchten. Ganz im Gegenteil. Sie hatte es ihm zu verdanken, das sie hier bei Gemma und de Sons war. Doch da war noch eine kleine, leise Stimme in ihrem Hinterkopf. Die Stimme, die ihr sagte, das er sie gekauft hatte. Gekauft für sein Geschäft. Streng genommen gehörte sie ihm, sie musste tun was er wollte. Was war, wenn er sich vielleicht doch eines Tages dazu entscheiden würde sie auf den strich zu schicken? Plötzlich kamen ihre Zweifel wieder. War sie wirklich bereit dazu ihm Gegenüber zu stehen und sich normal mit ihm zu Unterhalten? War sie überhaupt bereit hier in der Werkstatt zu arbeiten? Sie sah kurz zu Gemma, schüttelte schnell Gedanklich ihren Kopf. Sie war bereit für all das. Es war normal, wenn ab und an ein paar Zweifel kamen, es war nur Menschlich. „Nicht ganz. Hör zu Nero. Ich bin jetzt knapp drei Wochen hier, das heißt, solange haben Gemma und du sich schon nicht mehr gesehen. Ich hab dir ne ganze Menge zu verdanken und naja. Was ich eigentlich sagen will ist, es wäre toll wenn du zum Club kommen würdest. Ich würde mich gerne persönlich bei dir bedanken und die anderen würden sich freuen dich mal wieder zu sehen.“ Noch immer schrie die leise Stimme in ihrem Kopf, dich sie ignorierte sie. Es war ein ganz normaler Schutzmechanismus, der sich in den zwei Jahren hier in Charming gebildet hatte. Nero willigte ein, nur wusste er nicht, ob er es an diesem Abend noch schaffen würde, da er beruflich ziemlich eingespannt war. Nachdem Angel aufgelegt hatte, sah sie Gemma mit einem lächeln an, welches ihr deuten sollte, das ihr Freund zugesagt hatte. „Ich werde jetzt mal wieder in die Werkstatt gehen. Ron kommt sicher gleich um seinen Mustang abzuholen.“ Mit einem kurzen Kuss auf die Wange verabschiedete sie sich vorerst von Gemma. Wieder in der Werkstatt angekommen, sah sie Jax, der an dem roten Wagen auf sie wartete. Angel bemerkte seinen fragenden Blick, als sie leicht lächelnd auf ihn zu kam. „Du siehst aus, als hättest du ne Gehaltserhöhung bekommen.“ Ihr lächeln schien ansteckend zu sein, denn auch seine Mundwinkel gingen leicht nach oben. „Besser. Ich hab deine Mum glaube grade sehr glücklich gemacht. Nero kommt vielleicht heute Abend noch hier her.“ Sie konnte die leichte Überraschung in seinen Augen sehen, weshalb ihr lächeln noch ein wenig breiter wurde. Bei ihm angekommen, fand sie sich plötzlich in seinen Armen wieder. Sie hielt vor Schreck kurz die Luft an, war sie so etwas doch schon lange nicht mehr gewöhnt. Klar, sie schüttelte allen zur Begrüßung freundlich die Hand, doch so nahe wie ihm in diesem Moment war sie bis jetzt nur Juice gekommen und das auch nur, weil er gestolpert war und sie mit zu Boden gerissen hatte. „Das war ein großer Schritt. Hast du echt toll gemacht.“ Mit einem Kuss auf ihren Kopf ließ er sie wieder los und lächelte sie an. Er war stolz auf sie und vor allem war er froh, das er ihr eine Chance gegeben hatte. Sie erwies sich als eine starke, hilfsbereite Frau. Schon nach ihrem zweiten Tag hier begann sie ihm ohne jegliche Aufforderung oder Bitte in der Werkstatt zu helfen. Das Quietschen der Eingangstür riss Jax aus seinen Überlegungen. Der Kunde auf den sie gewartet hatten traf in diesem Moment ein. „Ich hoffe ich störe euch zwei grade nicht?“ Mit einem schiefen, falschen grinsen ging er auf die beiden zu. Der Präsident der Sons traute diesem Typen keinen Millimeter über den Weg. Das war auch einer der Gründe, weshalb er Angel nie mit ihm oder irgendeinem anderen Kunden allein ließ. Er war sich sicher, das sie zu viele schlechte Erfahrungen in ihrer Vergangenheit mit Männern gemacht hatte. Deswegen ließ er sie nicht mit irgendeinen dahergelaufenen, schwanzgesteuerten Vollpfosten allein. „Du weißt doch, du störst nie.“ Sie legte wie immer wenn sie mit einem Kunden sprach ihre Engelsstimme auf. Selbst wenn sie noch immer Probleme mit dem männlichen Geschlecht hatte, so konnte sie es in solchen Momenten immer perfekt verbergen. Natürlich tat Ron so als wäre Jackson nicht anwesend. Es machte ihn fast schon rasend vor Wut zu sehen, wie dieser Möchtegern – Playboy Angel ansah. Als wäre sie nur irgendein teures Stück Fleisch. Am liebsten hätte er seine Pistole gezogen und diesen Typen hier und jetzt erschossen, doch er musste sich zurück halten, für sie. Er wollte ihr keine Angst machen, wollte ihr Vertrauen nicht aufs Spiel setzen. Er mochte sie dazu zu gerne, war sie doch eine gute Freundin geworden. „Das freut mich zu hören. Und hat meine Mechaniker – Prinzessin alles hinbekommen?“ Sie nickte flüchtig. Das war der Moment, in dem Jax dazwischengehen musste, der Grund warum er hier war. Er sah es an ihrer Körpersprache. Sie hielt sich die Hände schützend vor ihrem Oberkörper, den Kopf leicht gesenkt. Ron war nur noch etwa einen Meter von ihr entfernt und es war zu nah. Zu nah für Angel und auch persönlich zu nah für den Blonden. „Ron, jetzt fahr deine Karre hier raus, du bist nicht unser einziger Kunde, also Hopp. Und wo du bezahlen kannst weißt du ja bereits.“ Jax stellte sich vor Angel, vermied somit, das der andere ihr noch näher kommen konnte. Mit einen kurzem seufzen und nicken stieg der Kunde in sein Auto. „Hey süße, lass doch das nächste Mal bitte deinen Wachhund zu Hause.“ Ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er aus der Garage. „Hey, alles in Ordnung?“ Jackson hob ihren Kopf sachte an ihrem Kinn an. Ihre Augen hatten sich innerhalb von ein paar Sekunden verändert. Sie wirkten traurig und gebrochen. „Wie wäre es, wenn ich dir zeige, wie man sich selbst verteidigt?“ Nach diesem Satz kam wieder ein kleines Leuchten in ihre grünen Augen. Er war froh, das er sie immer recht schnell aufmuntern konnte. „Ab morgen früh beginnt das Training. Nun lass uns erst mal zu den anderen gehen, unseren verdienten Feierabend genießen. Am späteren Abend kam Nero wie versprochen durch die Tür. Die erste die er begrüßte war Gemma, dann die Jungs und zum Schluss Angel. Man sah ihm an, das er nicht wusste, wie er mit ihr oder gar der Situation umgehen sollte. Die schwarzhaarige erlöste ihn letzten Endes. Sie stand auf und deutete ihm ihr zu folgen. Etwa eine halbe Stunde sprachen sie im Nebenzimmer. Als letztes fragte sie ihn, ob sie sich selber in Raten auslösen konnte. Sie wollte nicht, das er sein Geld umsonst ausgegeben hatte, weshalb sie ihm diesen Vorschlag unterbreitete. Etwas überrascht willigte er ein. Noch nie hatte er erlebt, das eine Frau das Geld für sich selber zurück zahlen wollte. Ja, es war bei ihr etwas anderes, arbeitete sie doch nicht für ihn, sondern für Jax. Denn noch war er überrascht. Während des Gesprächs bekamen sie von draußen nichts mit, weshalb der Schock groß war, als er die Tür zu den anderen öffnete. Eine Gruppe von acht Männern hatte sich zu den Sons gestellt und redeten irgendetwas, was er nicht verstehen konnte. Er spürte, das Angel seine Hand ergriff und sie zu drücken begann. Auch er übte etwas Druck aus, als Zeichen, das sie keine Angst haben bräuchte. Selbstsicher ging er nun weiter, bis er an den Tisch ankam. „Brad. Wie kommen wir denn zu dem Vergnügen?“ Kapitel 2: Ich bin in Sicherheit -------------------------------- Ende 1. Kapitel: Selbstsicher ging er nun weiter, bis er an dem Tisch ankam. „Brad. Wie kommen wir denn zu dem Vergnügen?“ Brad hatte dieses grinsen auf den Lippen, welches Angel so sehr hasste. Immer wenn er diesen Gesichtsausdruck an den Tag legte, kam nie etwas gutes dabei heraus. Damals als sie ihn kennenlernte, hatte er ein anderes lächeln. Es war liebevoll, versprach ihr so vieles. Sie verstand nicht, wie aus den liebevollen Mann, den sie einst so sehr liebte, so ein unberechenbares Monster werden konnte. Brad trat einen Schritt auf Nero und Angel zu. Als er die Reaktion seines 'ehemaligen Eigentums' sah, wurde sein grinsen breiter. Es schien, als würde er stolz darauf sein die junge Frau gebrochen zu haben. Angel rückte weiter hinter Nero, klammerte sich an ihm fest, als wäre er ein Fels in der Brandung. Ihr Blick suchte den von Jax. Jackson zerriss es fast das Herz sie so zu sehen. Es erinnerte ihn an ihre erste Begegnung. Wieder wirkte sie verängstigt und unbeholfen. Er konnte sich das ganze Schauspiel nicht länger ansehen. Mit einer einfachen Kopfbewegung deutete er Angel, das sie zu ihm kommen sollte. Sie verstand sofort was die Gestik ihres Chefs und gleichzeitig guten Freundes bedeutete. Etwas ruhiger setzte sie sich in Bewegung, zwängte sich an Juice, Tig und Chibs vorbei und setzte sich neben Jax. Der junge Präsident der Sons ließ Brad dabei nicht aus den Augen. Zufrieden beobachtete er, wie dem Anführer der Brothers of Freedom jegliche Gesichtszüge entglitten. Um den ganzen noch einen drauf zu setzen, legte er seinen rechten Arm um die Schultern der schwarzhaarigen und lehnte sich etwas näher an sie heran. Er hoffte, das sich Angel dadurch nicht bedrängt fühlte. Doch sie blieb verhältnismäßig ruhig, nur ihre Atmung ging etwas schneller, doch das nahm der blonde kurze Zeit gern in Kauf. Er wollte den ungebetenen Gast so schnell es nur ging wieder los werden und das funktionierte wohl am besten, wenn er denken würde, das Angel grade am Arbeiten ist. Brad setzte wieder sein grinsen auf und sah nun wieder zu Nero. „Weißt du was ich echt komisch finde. Torra arbeitet jetzt seit über drei Wochen für dich. Doch noch nie wurde sie auf der Straße gesehen, weder am Tage noch in der Nacht. Da frag ich mich doch, wo du die süße versteckst und vor allem warum. Ich meine hast ja kein Grund zu, so hässlich ist sie ja nicht.“ Nero wirkte gelassen wie zuvor. Nur war er froh, das niemand in sein Inneres sehen konnte. Er musste schnell eine plausible Erklärung finden. Eine, bei der er sich nicht in Widersprüche verheddern konnte. Wie sah es aus, wenn ein Zuhälter eine Frau für sein Bordell kaufte, diese aber nicht dort sondern woanders in einer Werkstatt arbeitete? Er sah zu Angel und Jax. „Du siehst doch grade wo ich sie verstecke. Die Sons haben einen Narren an ihr gefressen, deswegen arbeitet sie ausschließlich hier.“ Die schwarzhaarige, die inmitten der Sons saß, verschluckte sich an dem Schluck Bier, den sie sich grad aus Jax seiner Flasche genehmigte. Brad sein Blick wanderte erneut zu seiner Ex – Freundin, doch dieses Mal ohne ein grinsen, seine Gesichtszüge waren ernst, undurchschaubar. „Ich traf heute zufällig einen alten Bekannten von mir. Er meinte, das eine süße, kleine, tätowierte schwarzhaarige seinen Wagen frisiert hätte und das in dieser Werkstatt. Das Aussehen seiner beschriebenen Person kam mir bekannt vor, deswegen zeigte ich ihm ein Bild von dir. Und siehe da, er hat dich darauf erkannt.“ Er neigte seinen Kopf erneut zu dem großgewachsenen Spanier. „Ich finde es wirklich seltsam, das eine Nutte die ich dir verkauft habe in einer Werkstatt arbeitet, statt auf der Straße. Da sie für dich ja anscheinend nutzlos ist, dachte ich mir, ich kauf sie zurück, für 20000 Dollar.“ Angel wurde bei diesen Worten schlagartig übel, alles um sie herum begann sich scheinbar zu drehen. Was war, wenn Nero auf das Angebot einging? Wenn er es wirklich tat, musste sie wieder in ihr altes Leben zurück, sie würde erneut täglich die Hölle auf Erden erleben müssen. Unbewusst ergriff die schwarzhaarige die Hand des Präsidenten und drückte diese so fest sie konnte. Jax erwiderte ihre Geste, ließ seinen Blick dabei jedoch nicht von dem ungebeten Gast. Er wusste, das der Freund seiner Mutter nicht auf das Angebot eingehen würde, jedoch wusste er auch, das der andere nicht eher aufgeben würde, bis er hatte was er wollte. Der blonde sah zu Nero, nun begann dieser überheblich zu grinsen. „Du glaubst doch nicht, das ich auf das Angebot eingehe. Ich habe dir 50000 gezahlt, ich würde 30000 Dollar nasse machen. Außerdem habe ich eben ein besseres Angebot bekommen, also lehne ich dankend ab.“ Es stand Brad förmlich ins Gesicht geschrieben, das es ihm nicht passte was er da grade hörte. Er schnaufte laut auf, drehte sich zu den sitzenden Sons und sah diese herablassend an. Nero war sich sicher, das das letzte Wort noch nicht gesprochen war, er würde so schnell nicht aufgeben, nicht wenn es um sie ging. Er war sich sicher, das er sie nur zurück haben wollte, weil ihm langweilig gewesen war. Sie fehlte ihm, weil er niemanden mehr umher schubsen und misshandeln konnte. Ihm wurde schlecht bei diesen Gedanken. Wie konnte man nur so respektlos mit einer Frau umgehen. Natürlich hatte auch Nero Nutten unter sich, jedoch wäre er nie auf den Gedanken gekommen sie zu misshandeln, auf welch Art auch immer. Nur weil sie ihr Geld mit Sex verdienten, hieß es nicht, das sie schlechter waren als andere, das man sie respektloser behandeln durfte. „Jetzt erzähle mir bitte nicht, das diese Loser sie dir abkaufen wollen. Ich bitte dich, selbst wenn sie all ihr Geld zusammen legen würden, könnten sie die Schlampe nicht bezahlen. Und selbst wenn, wüssten die noch nicht einmal wie die mit ihr umgehen sollten.“ Jax reichte es allmählich. Nicht nur, das Brad mit seiner Bande in sein Revier eingedrungen war, was wirklich schon schlimm genug war. Nein, jetzt fing er auch noch an mit Beleidigungen. Er spürte, wie sein Blut langsam zu kochen begann. Er war wütend, nicht nur weil dieser Möchtegern seinen Club beleidigte, sondern auch, weil er Angel eine Schlampe nannte. Er hatte kein Recht zu all dem was er eben sagte und das würde er früher oder später zu spüren bekommen, nur nicht jetzt. Jackson konnte nicht riskieren das Angel das Vertrauen zu den Sons verlor, nur weil er sich nicht beherrschen konnte. So schwer es ihm auch fiel, er musste in diesem Moment ruhig bleiben. Nero schien Jax seine Anspannung zu bemerken, denn nun erhob dieser wieder das Wort. „Nein, nicht von den Sons. Von einem guten Freund. Er hat mir ein Angebot gemacht, welches ich einfach nicht ausschlagen konnte.“ Brad begann in diesem Moment dreckig zu lachen, warum wusste keiner der Anwesenden. „Ein besseres Angebot als meines kannst du nicht bekommen. Du bist 20000 Dollar reicher und bist die alte los. Besser kannst du es nicht haben. Und mein Preis ist angemessen, denn wie ich sehe, muss ich sie mir erst wieder zurecht kloppen, da sie nicht mehr genügend Respekt zu haben scheint.“ Alle guten Vorsätze, die Jax vor kurzem noch hatte, warf er nun über Bord. Es war einfach zu viel. Nicht nur das er den Club beleidigte und Angel eine Schlampe nannte. Nun gab er auch vor der gesamten Mannschaft zu, das er sie verprügelt hatte. Klar hatte er ihre Verletzungen am Anfang gesehen und glaubte ihr die Geschichte der übersehenden Treppe nicht, jedoch musste er, sowie die anderen auch, erst auf eine Bestätigung warten, egal von wem sie kam. Und nun war sie da. Brad hatte sich eben sein eigenes Grab mit seinen Worten geschaufelt. Er ließ die Hand von Angel los um im nächsten Moment über den Tisch zu springen und auf den Anführer der Brothers of Freedom loszugehen. Fast schon blind vor Rage schlug er auf ihn ein. Es war ihm in dem Moment egal, was die schwarzhaarige von ihm dachte, es war egal, ob er das Vertrauen von ihr verlor. Es war grade nur wichtig, das der Kerl unter ihm, ihr nie wieder etwas antun konnte. Nur vage bekam er mit, das sein Club die anderen zurückhielt. Es sollte ein Kampf zwischen den Präsidenten werden und Jax war sich sicher, das er diesen Kampf gewinnen würde. Er wusste, das man nicht mit persönlichem Zorn kämpfen sollte, doch was sollte ihm jetzt in diesem Moment schon groß passieren? Er hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Brad war so überrumpelt, das er erst gar nicht wusste, was mit ihm geschah. Jackson spürte allmählich das pochen in seinen Fäusten. Nachdem er mit diesem Bastard fertig war, müsste er Eis auf seine Hände legen. Doch das alles spielte in der jetzigen Situation keine Rolle. Er sah mit tiefster Zufriedenheit, wie der unter ihm immer weniger zu erkennen war. Sein Gesicht schwoll an, wurde zu einer einzigen blutüberströmten Masse. Er regte sich kaum noch, gab scheinbar auf. Nur noch ein paar Schläge und er würde sich nie wieder bewegen oder einer Frau das Leben versauen können. Der Blonde holte noch einmal aus, wollte erneut mit voller Kraft zuschlagen, doch spürte er im letzten Moment Arme, die sich um seinen Oberkörper schlangen. „Jax, bitte hör auf. Er ist es nicht wert. Bitte.“ Sie weinte. Doch wieso weinte sie? Weinte sie, weil sie Angst um ihren gewalttätigen Ex – Freund hatte? Oder gab es einen anderen Grund. Egal was es war, er wollte nicht, das sie weiterhin ihre Tränen vergoss. Sachte stand er auf, darauf bedacht, sie mit ruppigen Bewegungen nicht zu erschrecken. Er wollte nicht, das sie ihn los ließ. Würde sie es tun, würde wohl wieder seine Wut gewinnen und er würde Brad wirklich totschlagen. Er drehte sich um, nahm sie in seine Arme und lehnte seinen Kopf weiter nach unten, sodass er ihr Haar küssen konnte und er nur noch flüstern brauchte. „Alles ist gut. Ich will nur nicht, das er dir noch einmal wehtun kann.“ Angel krallte sich in seine Kutte, kuschelte sich enger an ihn. Ihr weinen wurde zu einem Schluchzen. „Er kann mir nicht mehr weh tun. Ich bin bei dir, bei euch. Ich bin in Sicherheit.“ Die Worte zeigten Wirkung. Mit einem Male war Jax wieder ruhiger. Er ließ mit dem einen Arm ab, lotste sie jedoch mit dem anderen in die Richtung des Ausgangs. „Komm, wir gehen nach Hause.“ Nach ein paar Schritten hob Angel den Arm und umklammerte mit ihrer Hand die Türklinke. Gleich war es geschafft, gleich war sie hier raus, weg von ihm. Sie trat einen Schritt nach vorne, der Freiheit immer näher kommend. Nur noch einen Schritt, dann hatte sie es geschafft. Doch ehe sie diesen tun konnte, geschah das, wovor sie Angst hatte. Es knallte. Irgendwo hatte sich ein Schuss gelöst. Panisch sah sie sich um. Sie sah zu Chibs, der starr dastand, sah zu Juice, der seine Augen aufriss. Je länger sie in die Runde sah, desto sicherer war sie sich, das dies nur ein Warnschuss war. Ihr Blick richtete sich auf Brad, der mit einem breiten grinsen und der Pistole in der Hand da stand. Er hatte sich wieder etwas erholt, sah denn noch miserabel aus. Mit einem Satz rannte er los, raus aus dem Club, jedoch nicht ohne ihr noch etwas zuzurufen. Erst da verstand sie was geschehen war. Es war kein Warnschuss. Die Kugel hatte ihr Ziel getroffen. Die schwarzhaarige spürte, wie der Arm von Jax langsam von ihr abließ. Sie starrte ihn einfach an, unfähig irgendetwas zu sagen. Es war ihre Schuld. Nur wegen ihr brach der blonde in diesem Moment zusammen. Wegen ihr hatte Brad Jackson angeschossen. Sie bekam nur am Rande mit, wie die Sons auf sie zu rannten um Jax aufzufangen. Tränen bildeten sich erneut in ihren Augen. Warum war das geschehen? Wie konnte sie das zulassen? Sie wusste wie ihr damaliger Freund war, sie hätte es ahnen müssen. Ihre Beine ließen nach, wurden zu Wackelpudding. Angel kniete sich zu Jax, sah ihn mit Tränen in den Augen an. Er litt wegen ihr. Er wurde angeschossen, weil er sie beschützt hatte. „Jax. Es tut mir so leid.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)