From one life to another von Chastity ================================================================================ Prolog: -------- Es war bereits spät am Abend als sich zwei Männer in einer finsteren Ecke, die nur von einem schwachen Licht spärlich beleuchtet wurde gegenüber standen. Der kleinere von beiden überreichte ein Foto. „Das ist die kleine. Nicht schlecht was?“ Ein schiefes Grinsen zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Der ältere begutachtete das Bild und nickte kurz darauf. „Wie viel?“ Es trat eine kurze stille zwischen den beiden ein. Es war klar, das er versuchte einen hohen Preis heraus zuschlagen. „Naja. Sie ist jung, hübsch und gehört eigentlich mir. Ich würde sagen, da wir ja Freunde sind, 50000 Dollar. Ist nen guter Preis für die kleine Nero. So'n Angebot bekommst du nie wieder für so ne Braut.“ Nero schien kurz nachzudenken, nickte aber schließlich kurz. „Abgemacht. Hast du sie dabei?“ Wieder lächelte der andere. „Was denkst du denn? Hast du denn genug Geld dabei?“ Der kleiner holte sein Handy aus der Tasche und tippte in seinen Kontakten einen Namen ein. „Ja ich hab es bei mir.“ Der jüngere Telefonierte kurz, ehe er den Umschlag annahm, den Nero ihm in diesem Moment hinhielt. „Es sind genau 50000. Du kannst gerne nachzählen wenn du möchtest.“ Er öffnete den Briefumschlag und überflog die Scheine schnell. „Scheint zu stimmen. Da hinten kommt sie. Ich wünsch dir viel Spaß und viel Erfolg mit der kleinen.“ Mit diesen Worten verschwand er und eine junge Frau kam nun auf Nero zu. Sie war wirklich hübsch. Erst als sie direkt vor ihm in dem schwachen Licht stand, konnte er die schlecht überschminkten Blessuren in ihrem Gesicht sehen. Vorsichtig streckte er seine Hand nach ihr aus. Er hoffte, das sie sie ergreifen würde. Er wartete Geduldig ein paar Minuten, doch vergeblich. Nach einiger Zeit gab er auf, lächelte sie an. „Na komm. Wir fahren erst einmal ins Warme. Ist ganz schön kalt hier draußen.“ Er ging an sie vorbei in die Richtung seines Wagens. Als Nero kurz über die Schulter schaute, sah er, das sie ihm folgte. Erst jetzt bemerkte er, das sie sich den Bauch hielt. Sie schien doch nicht so unversehrt, wie ihm sein Geschäftspartner eben noch sagte. Am Auto stieg sie hinten ein, vermied jeden Blickkontakt mit ihm. „Ich fahre dich erst einmal zu einer Freundin, sie soll sich mal deine Verletzungen anschauen.“ Dieser Satz schien etwas bei ihr zu bewirken, denn mit einem Mal sah sie ihn an. In ihrem Blick lag etwas Verletzliches, etwas zerbrochenes. Die Fahrt über schwieg er, wusste er doch, das sie ihm keine Antworten auf seine Fragen geben würde. Doch konnte er es ihr verübeln? Nein, eigentlich nicht. Er hatte sie grade von Brad abgekauft, eigentlich für sein Geschäft. Doch je länger er sie durch den Rückspiegel beobachtete, desto unsicherer wurde er in seiner Entscheidung. Sie wirkte zerbrechlich und unschuldig. Konnte er es wirklich verantworten so ein junges Ding ruhigen Gewissens einem Freier zu überlassen? Er würde vorerst mit Jax sprechen, während Gemma sie behandelte. Vielleicht hatte der Präsident der Sons eine Idee wo man die kleine einsetzen konnte, ohne das sie anschaffen müsste. Gedankenverloren bog er auf das Grundstück der Sons of Anarchy ein, schaltete den Motor seines Wagens ab, stieg aus und öffnete der kleinen die Tür. Nero kannte nicht einmal ihren Namen, den hatte Brad ihm nicht verraten. Vielleicht war sie unter anderem deswegen so günstig gewesen. Nicht nur, das sie an ihrem ganzen Körper irgendwelche Verletzungen hatte, vielleicht war sie auch stumm. Doch wenn es wirklich so war, wo sollte man sie dann einsetzen? In diesem Falle konnte sie nur als Nutte arbeiten. Nutten mussten nicht sprechen können, den meisten Freiern war es sogar lieber, wenn die Hure ihren Mund hielt. „Warte kurz hier. Ich bin gleich wieder da.“ Er setzte grade zum gehen an, als ihm noch etwas einfiel. „Ach und kleines? Versuch bitte nicht erst wegzulaufen. Es bringt nichts.“ Mit diesen Worten verschwand er in eine schmale Tür, nur um kurz darauf mit Gemma wieder den Hof zu betreten. Die ältere Frau blieb kurz vor dem Neuankömmling stehen. „Sie sieht wirklich schrecklich aus. Um die ganzen Ausmaße zu sehen, müsste ich erst einmal das schreckliche Make – Up entfernen und dazu müsste man sie berühren können.“ Nero legte seine Hände auf Gemma's Schultern. „Vielleicht lässt sie sich eher von dir anfassen, als von ihrem Käufer.“ Gemma überlegte kurz. Sie überlegte, wie sie die kleine am schnellsten davon überzeugen konnte, das sie hier in Sicherheit war, das niemand hier ihr etwas tun würde. Sie seufzte einmal kurz und ging dann einen weiteren Schritt auf die junge Frau zu. „Hey süße. Mein Name ist Gemma. Du brauchst keine Angst haben, ich würde mir nur gerne deine Verletzungen ansehen, sie müssen bestimmt behandelt werden. Du kannst mir vertrauen, niemand hier wird dir etwas tun.“ Sie streckte die Hand aus und wartete ab. Nero wollte grade etwas sagen, als er überrascht feststellte, das die kleine die Hand seiner Freundin nahm. „So ist es gut süße. Pass auf, wir werden jetzt gemeinsam durch die Tür dahinten gehen. In dem Raum sitzen ein paar Männer. Keine Sorge, wir werden einen Raum weiter gehen, wo wir zwei allein sein werden.“ Den letzten Satz musste Gemma schnell aussprechen, da die junge Frau ihre Hand wieder los reißen wollte. Sachte legte die ältere ihren Arm um die Schultern des verstörten Neuankömmlings und lotste sie über den Hof, in eine Bar bis hin zu einem ruhigen Raum, wo wirklich niemand war. Während Gemma sich um die kleine kümmerte, ging Nero zu Jax. Er bat ihn um ein privates Gespräch, vorerst ohne die anderen Jungs. Er wollte wissen, was der Anführer der Gang von seinem Gedankengang hielt, bevor die anderen etwas davon erfuhren. Er konnte gut mit dem Blonden, was wohl auch daran lag, das er mit dessen Mutter zusammen war. Der jüngere sah Nero kurze Zeit fragend an, ehe dieser realisierte, das sie bereits in einer anderen Ecke standen. „Die kleine die du eben gesehen hast. Ich hab sie vor etwa einer halben Stunde Brad abgekauft.“ Der Blonde lehnte sich lässig gegen die Wand, sagte aber vorerst nichts, er wollte erst zu ende hören, was sein Freund ihm hier grade erzählen wollte. „Für ihr anscheinendes Alter war sie echt günstig. Es wunderte mich schon, als er den Preis nannte, grade weil wie er sagte, es sein Mädchen war. Als sie dann vor mir stand, wurde mir so einiges langsam klar. Jax. Ich hab sie eigentlich für mein Geschäft gekauft, doch irgendwie plagt mich mein Gewissen, wenn ich sie wirklich auf den Strich schicke. Sie wirkt so verloren, gebrochen und unschuldig. Ich kann ihr das nicht antun.“ Nero's Gegenüber begann leicht zu lächeln. „Alter, ich glaub du wirst langsam zu alt für den Scheiß. Aber jetzt die Frage, warum erzählst du mir das?“ Noch einmal holte der ältere Luft. Er hoffte, das der junge Präsident sein Angebot, welches eigentlich eher eine Bitte war, annehmen würde. Vielleicht wurde er für solche Geschäfte wirklich zu alt und er sollte sich überlegen in den Ruhestand zu gehen. „Ich möchte, das du dich ihrer annimmst. Ich weiß das sie es bei dir gut haben wird. Bei dir ist sie besser aufgehoben als auf der Straße. Ich bitte dich Jax, versuch es mit ihr.“ Der Blonde überlegte. Sollte er es wirklich wagen, sich eine gebrochene junge Frau in seine Kreise zu holen? Was war, wenn sie hier noch mehr brach, wenn sie mit all dem nicht zurecht kam und sich letztendlich das Leben nehmen würde? Konnte er das wirklich verantworten? Noch immer sah ihn sein Gegenüber hoffend und beinahe flehend an. „Ich werde sie mir erst ansehen und dann entscheide ich. Ich verspreche dir noch nichts.“ Nero nickte knapp, lächelte jedoch leicht dabei. Schon seit einer Stunde war Gemma dabei die Wunden der kleinen zu behandeln. Es waren mehr, als man auf dem ersten Blick sah. Sie war sich nicht sicher, ob einige schlimmer waren, als sie aussahen. Würden die Blutergüsse nicht binnen einiger Tage verblassen, blieb ihr nicht anderes über als die kleine in das Krankenhaus zu bringen. „So, das hätten wir. Hier, ich gebe dir noch ne Schmerztablette, dann tut es nicht mehr so weh.“ Die junge Frau wusste nicht so recht, ob sie die Arznei wirklich annehmen sollte, es hätten schließlich genauso gut Drogen sein können. Nach kurzem zögern schluckte sie diese einfach runter. „Wie heißt du eigentlich süße?“ Noch immer kam kein Mucks aus ihrem Munde. Mit einem kurzen schnaufen zog Gemma sich die Einweghandschuhe aus und ging auf die Tür zu, die sie von den anderen trennte. „Ich denke, das Nero noch mal mit dir sprechen will, also warte bitte hier, ich glaube es ist in deinem Interesse, wenn nicht alle mitbekommen, warum du eigentlich hier bist.“ Sie verließ den Raum mit einem kurzen fürsorglichen lächeln. Nun saß die junge Frau allein in dem kühl wirkenden Raum auf einen der Tische. Sie war sich nicht sicher, ob sie diesen Leuten wirklich trauen konnte, doch man konnte ihnen anscheinend mehr glauben als Brad und seiner Bande. Nero hatte sie wirklich zu jemanden gebracht, der sich um ihre Wunden kümmerte und Gemma's Schmerztablette war wirklich eine. Sie spürte wie der Schmerz langsam nachließ. Vielleicht hätte sie wenigsten ihr ihren Namen verraten sollen. Erneut öffnete sich die Tür, doch es war nicht Nero der Eintrat, sondern Jax. Der Blonde ging vorsichtig auf sie zu, nachdem er die Tür hinter sich schloss. „Hey, ich bin Jax. Nero sagte mir, das er dich von Brad abgekauft hat. Er sagte mir auch wofür. Nur plagt ihn jetzt sein altes Gewissen und er will nicht das du in diesem Milieu arbeitest.“ Er sah die Überraschung in ihren grünen Augen, die leicht verquollen waren. Sicher hätte sie nie damit gerechnet. „Er hat mich gefragt, ob ich einen Job für dich hätte, ob ich dich in meine Obhut nehmen könnte.“ Sie schwieg weiterhin, ließ ihn nicht aus den Augen. Sie schien seine Schritte, die er auf sie zuging, zu zählen. „Bevor ich das tue, muss ich dich allerdings erst einmal einschätzen. Könnte aber ganz schön schwer werden, wenn du wirklich stumm bist.“ Er stand etwa nur noch einen halben Meter von ihr entfernt, musterte sie von oben bis unten, versuchte ihren nächsten Schritt zu erahnen. Er war sich relativ sicher, das sie jeden Moment von diesem Tisch springen würde und um ihr Leben rennen würde. Doch als sie nach einiger Zeit noch immer auf ihrem Platz saß, beschloss er einen Schritt weiter zu gehen. Jax wusste, das sie sich von Nero nicht hat anfassen lassen, jedoch von Gemma. Nun versuchte er es. Vorsichtig erhob er seine Hand und lenkte diese zu ihrem Kinn. Er sah, das sie grade dabei war innerlich mit sich zu kämpfen, er wusste, das diese Situation sie grade überforderte, doch es musste sein, er musste wissen, wie stark sie war. Nach einer scheinbaren Ewigkeit hatte er es tatsächlich geschafft, er hatte ihr Kinn in seiner Hand und drückte es sachte nach oben, sodass sie ihn weiterhin ansehen musste. „Meine Mutter hatte recht. Du hast wirklich nen richtiges Angelface, da passt der Name Angel echt gut.“ Er grinste vor sich hin. Als Gemma aus dem Raum kam, ging sie sofort auf ihn zu und meinte, sie wüsste wie sie die kleine nennen würden. Angel. „Torra.“ Etwas perplex sah er zu ihr runter, nachdem sie ihn aus seinen Gedanken gerissen hatte. „Was?“ Sie stand von dem Tisch auf, auf dem sie sie ganze Zeit über gesessen hatte. „Mein Name ist Torra.“ Nachdem er sich wieder gefasst hatte, begann er zu lächeln. „Du kannst ja doch sprechen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)