Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 174: Tinte (Attack on Titan) -------------------------------- Anfangs hatte er sich nicht viel dabei gedacht, als ihm auffiel, dass Erens Hände ziemlich oft ziemlich dunkel waren. Einzig, dass der Junge sich vielleicht öfter die Hände waschen sollte. Sagen tat er aber nichts, es war nicht so, dass es sich vermeiden ließ dreckig zu werden, wenn man übte. Das Öl vom Instandhalten der Ausrüstung, Dreck von Fehlversuchen oder knappem Landen, Festhalten auf Bäumen, Hinfallen auf den Boden, es gab tausend und eine Möglichkeit sich die Hände einzusauen. Doppelt so viele, wenn noch Stalldienst dazu kam. Skeptisch geworden war Levi erst wirklich, als Eren ihm in den Unterkünften über den Weg lief. Wie immer viel zu steif salutierte der Junge, was herrlich den schwarzen Fleck auf seiner Handaußenseite zur Schau stellte. Levi schickte ihn daraufhin sich die Hände waschen, was Eren zwar mit einem verwirrten Blinzen kommentierte, aber brav ausführte. Viel zu bringen schien es aber nicht, denn am nächsten Tag waren es sogar mehr Flecken geworden, wie Levi beim Frühstück feststellen musste, als er den Raum betrat und aus Gewohnheit seinen Blick durch den Raum schweifen ließ. Die jungen Rekruten waren soeben fertig und Armin und Eren sammelten die Teller ein, offenbar hatten sie heute Spüldienst. Spätestens das sollte hoffentlich diesen Dreck endlich abwaschen. Tat es aber nicht. Eine Stunde später beim routinemäßigen Säubern der Ausrüstung wanderte Levis Blick automatisch zu Erens Händen, als er durch die Reihen lief und kontrollierte, dass auch alles ordentlich gemacht wurde. Und immer noch waren da diese dunklen Flecken, wenn auch etwas heller als am Morgen, wenn man die Augen zusammenkniff. „Eren.“ Sofort sah der Junge auf und hielt in seinem Tun inne. „Ja, Sir?“ „Gib mir deine Hand.“ Das traf auf sichtbare Verwunderung, aber angenehmerweise hatte Eren nie gelernt einen Befehl nicht zu befolgen und so streckte er ihm fragend die rechte Hand entgegen. Levi griff sie, drehte sie leicht und strich mit einem Finger über die dunklen Stellen. Nein, sie waren nicht dunkel, sie waren wirklich schwarz. Das war eindeutig kein normaler Dreck, er rieb sich auch nicht ab. Eigentlich blieb damit nur eine Möglichkeit. Er ließ Erens Hand los und einen ziemlich verwirrten Rekruten zurück, als er die Aufsicht irgendwem anders überließ und zum Verwaltungsgebäude lief. Magda sah mürrisch von ihrem Schreibtisch auf, als er herein platzte ohne anzuklopfen, aber wie sonst auch prallte ihr fast schon strafender, steifer Blick an ihm ab. „Ich will die Berichte der letzten Woche der Rekruteneinheit sehen“, kam er ohne Umschweife zur Sache und hielt sich nicht mit den Förmlichkeiten auf, die ihm Erwin sonst immer wieder eintrichtern wollte. Machte bei Magda keinen Unterschied. Sie murrte unwillig etwas vor sich hin, warf ihm einen sauren Blick zu, stand aber auf und öffnete eine Box. Sie wusste, dass er dazu jederzeit berechtigt war (es hatte mehr als ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten gebraucht, aber irgendwann hatte sie es einsehen müssen und aufgehört sich über anmaßende Leute und zusätzliche Arbeit zu beschweren - zumindest in seiner Gegenwart) und zwei Minuten später klatschte sie ihm einen Stapel Papier hin. Einen viel zu großen Stapel. So viel Papier sollte nicht innerhalb von einer Woche anfallen. Er hob die ersten Blätter herunter und überflog sie, während langsam, aber sicher seine Augenbrauen immer tiefer wanderten. Er hatte leider recht gehabt. Er blätterte sicherheitshalber noch durch die oberen paar, bis er sich sicher war, legte sie zurück und schob sie Magda wieder hin. „Wer ist für die Anordnung zuständig?“ Sie sah ihn an, als wäre er verrückt geworden. „Torben Kartmann, aber ...“ Er wartete nicht, was sie ihm noch erklären wollte und stapfte den Flur herunter, den Namen kannte er, er wusste, wo das Büro war. Weit mehr als die Hälfte der Berichte im Stapel stammten von Eren. Und waren an den Haaren herbeigezogene, sinnlose Bürokratie. Irgendein Vollidiot ließ ihn jedes Mal, wenn er im Training seine Titanenform benutzte oder auch nur mit Hanji darüber sprach, einen Bericht verfassen. Das war eine Verschwendung von Papier, Tinte und vor allem Zeit und Nerven! Kein Wunder, dass Eren ständig die schwarze Tinte an seinen Fingern hatte, diesem Torben würde er was erzählen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)