Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 171: Büro (Attack on Titan) ------------------------------- Es fühlte sich anfangs viel zu vertraut und normal an, als Levi die Tür aufschloss und auf stieß. Sie trat mit einem sehr seltsamen Gefühl im Bauch langsam ein und sah sich in dem Raum um. Es hatte sich nichts verändert. Natürlich nicht, immerhin hatte Erwin sein Büro nicht in dem Wissen verlassen, dass er nicht zurück kommen würde. Er war einer der Kommandanten der Aufklärungseinheit gewesen, der mit am längsten überlebt hatte (wenn man die herausnahm, die ihre Position frühzeitig abgegeben hatten zumindest) und niemand hatte auf den Missionen damit gerechnet, dass er sterben würde. Erwin war mehr als einmal verletzt worden, aber niemals so, dass es lebensgefährlich geworden wäre und das hatte ihn zum Hoffnungsträger und Vorbild für viele der Soldaten gemacht. Er hatte eine Sicherheit und vor allem Versicherung für sie ausgestrahlt, eine Konstante, die immer da war. Oder eher gewesen war. Selbst in Gedanken fühlte sich die Vergangenheitsform einfach nur falsch an und Hanji glaubte nicht, dass sie es jemals schaffen könnte eine ansatzweise ähnliche Rolle einzunehmen. Aber eigentlich wollte sie das auch gar nicht. Generell nicht, aber erst recht nicht aus dem Grund, dass Erwin nicht mehr da war. Niemand würde jemals seine Rolle einnehmen und ihn ersetzen können, das war einfach nicht möglich. Und doch mussten sie weiter machen und der erste Schritt, so schwer und schmerzhaft er für sie war, war es, das Büro auszuräumen. Levi neben ihr sagte kein Wort, aber sie sah den Schmerz in seinem Gesicht nur zu gut, er saß tief und sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er wieder verblaste oder ob das überhaupt jemals passieren würde. Sie unterdrückte ein leises Seufzen und trat mit Levi zusammen an den Schreibtisch. Die beiden wechselten einen stummen Blick, dann öffnete er Erwins Schreibtischschublade und holte eine Hand voll Notizbücher heraus, hielt sie ihr hin. „Ich bin sicher, Erwin hätte gewollt, dass du das bekommst.“ Es waren die ersten Worte, die er heute zu ihr gesagt hatte und sie wirkten gefasst, aber auch in seiner Stimme schwang die Trauer mit. Hanji nahm sie langsam. „Levi, ich ... weiß nicht, ob ich das machen kann“, begann sie langsam, aber er schüttelte den Kopf. „Ich meine nicht als Kommandantin. Darin sind seine Gedanken, Theorien und Pläne, ich denke, er würde wollen, dass sie nicht vergessen werden.“ Hanji senkte den Blick und strich fast schon ehrfürchtig über die Bücher, die aussahen, als wären sie oft und viel benutzt worden. Sie nickte langsam. „Ich werde sie mir durchlesen.“ Levi nickte nur und wieder schwiegen beide, während sie das bisschen, was Erwin an persönlichen Gegenständen hier gehabt hatte, in eine Kiste packten. Wohin genau damit, wussten sie beide noch nicht, wahrscheinlich würde Levi sie vorerst bei sich einlagern, bis endgültig entschieden wurde, was damit zu tun war. Als sie fertig waren, zögerte Levi und ging dann noch einmal zu Erwins Schreibtischschublade, tastete darin, ob noch etwas war und ... auf einmal machte es ein leises Klack. Als Hanji näher kam, hatte Levi einen versteckten Mechanismus geöffnet und zog ein altes Buch hervor, ehe er den doppelten Boden sorgsam wieder schloss. „Ich habe oft zugesehen, wie er schnell etwas dort hat verschwinden lassen“, erklärte er leise, „Ich denke, das sollten wir nicht hier liegen lassen.“ Hanji nickte langsam. Levi hatte wahrscheinlich fast genauso viel Zeit wie Erwin selbst in diesem Büro verbracht, es hätte sie gewundert, wenn er es nicht in und auswendig kennen würde. Als sie das Zimmer mit dem Korb in der Hand verließen und Levi wieder abschloss, zog sich alles in Hanji zusammen. Egal, was passieren oder wer es übernehmen würde, es würde für sie immer Erwins Büro bleiben und alles andere würde einfach nur falsch sein. Sie seufzte leise. Ach, Erwin ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)