Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 162: Bester Freund (Attack on Titan) ---------------------------------------- Jean seufzte leise und biss in das Brot, das er sich mitgenommen hatte, während er vom Hügel nach unten sah. In der Dämmerung erkannte er zwei sich bewegende Personen und hörte, dass sie sprachen, auch wenn sie zu weit weg waren, als dass er die Worte verstehen konnte. Allein von dem Tonfall der Stimmen und den Bewegungen aber konnte er sich nur zu gut vorstellen, was da unten vor sich ging. Er war beim Abendessen mal wieder mit Eren aneinander geraten. Gut, diesmal war es vielleicht seine Schuld gewesen, Eren war einfach zu leicht aus der Fassung zu bringen und irgendwie fiel es Jean schwer bei so einer Versuchung zu widerstehen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass Eren einen dermaßen schlechten Tag zu haben schien, dass er ihm sofort seine Suppe ins Gesicht geschleudert hatte und eine Schlägerei angefangen hätte, wenn Mikasa ihn nicht aus dem Raum gezerrt hätte. Jean war zurück geblieben, voller Gemüseeintopf und ziemlich verwirrt. Er hatte sich gewaschen und frische Klamotten besorgt - sehr zum Unmut des Captains, der ihm leider über den Weg gelaufen war - und beschlossen, dass er etwas frische Luft brauchte. Eigentlich hatte er es nicht mal wirklich böse gemeint, Eren war nur viel zu leicht zu ärgern, hatte er übertrieben? Nicht, dass er prinzipiell einer Schlägerei ausweichen würde, aber das war extrem gewesen, selbst für Eren ... Und scheinbar durfte er sich gerade ziemlich das gleiche von Mikasa nochmal anhören, denn unten sah Jean wie Eren wild gestikulierte und sich offensichtlich beschwerte oder aufregte. Vielleicht auch beides. Jean seufzte nochmal leise. „Das war ein schlechter Zeitpunkt dafür“, sagte auf einmal Armins Stimme neben ihm und Jean dreht den Kopf um und schnaubte. „Willst du mir jetzt auch was erzählen, so, wie sie da unten dem Idioten?“, grummelte er, woraufhin Armin aber den Kopf schüttelte und sich neben ihn aufs Gras setzte. „Nein“, antwortete er schlicht, „ich wollte dir erklären, was da passiert ist, weil ich glaube, dass du das nicht provozieren wolltest.“ Jean schnaubte nur und wand den Blick ab. Er mochte es nicht sonderlich, wenn Leute ihn so einfach durchschauten, aber Armin fuhr bereits ungerührt fort. „Eren hatte heute Mittag Einzeltraining und es mal wieder nicht geschafft die Titanenform alleine zu lösen. Hanji und Captain Levi haben daraufhin darüber spekuliert, wie hilfreich er sein kann, wenn er das nicht alleine hin bekommt. Das hat Eren wahnsinnig gemacht. Als du dann gesagt hast, er hätte nur auf der faulen Haut gelegen anstatt sich nützlich zu machen ...“ „... hab ich damit in eine Wunde vom Mittag gehauen?“, beendete Jean etwas trocken. Er hatte nichts vom extra Training gewusst und angenommen sie hätten Eren das normale Training verboten, weil es zu gefährlich wäre. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass der andere den Stall sauber machen würde oder etwas dergleichen, nicht, dass er sich geplant verwandeln sollte. Armin nickte und Jean seufzte. „Ich werde mich nicht entschuldigen“, erklärte er dennoch stur. Armin gab ein amüsiertes Geräusch von sich. „Das würde es wahrscheinlich bei Erens verdrehter Denkweise auch nur schlimmer machen. Aber pass vielleicht ein wenig auf, wenn du sowas sagst.“ Jean schnaubte nur noch einmal. „Wieso denkst du, dass es mich kümmert, was er denkt?“ Aber Armin sah ihn nur mit diesem speziellen Blick an, der Jean sagte, dass er längst durchschaut worden war. Armin wusste, dass er auf irgendeine seltsame Art Eren längst als Freund ansah. Er grummelte unzufrieden. „Wie zum Teufel hat so ein Depp es überhaupt geschafft jemanden wie dich zum besten Freund zu kriegen?“, murrte er stattdessen, „Ihr seid Gegenteile von einander!“ Armin blinzelte und lachte dann leise. „Sind wir das denn wirklich?“ Er schüttelte den Kopf. „Ich wurde als Kind immer verprügelt, weil ich von der Außenwelt gesprochen habe, Eren ist dazwischen. Anfangs wahrscheinlich wegen seinem Gerechtigkeitssinn, aber er war der erste, der mir auch zuhören wollte.“ Jean sah Armin etwas nachdenklich an und wunderte sich ein wenig darüber, dass Eren selbst das nie erzählt hatte. Er hätte erwartet, dass der andere damit prahlen würde, dass er seinen besten Freund als Kind beschützt hatte. Aber vielleicht tat er Eren auch unrecht. So ein schlechter Mensch war er wahrscheinlich gar nicht ... Jean seufzte leise und sah zu Armin herüber, der nachdenklich nach unten zu den beiden Gestalten sah, die gerade wieder ins Haus liefen. Ob Eren wusste, was für ein Glück er mit Armin gehabt hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)