Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 117: Himmel (Attack on Titan / Vögel AU) -------------------------------------------- Von seinem Platz oben auf der Anhöhe konnte er nach unten sehen. Die Leute wirkten alle klein, wie Puppen, die um die Fackeln und das große Lagerfeuer herum hüpften und lachten. Armin lächelte sacht, zog die Beine an und legte den Kopf darauf. Sie hatten die Ausbildung beendet und während alle anderen sich freuten, dass sie nun wirkliche Soldaten wurden, stand er selbst dem Ganzen mit etwas gemischten Gefühlen gegenüber. Er war froh, dass sie diesen Teil hinter sich hatten, ja, er war auch unheimlich stolz, dass er durchgehalten hatte. Armin war von Natur aus kein sehr starker Kämpfer, das war er nie gewesen. Hinzu kam noch erschwerend die Tatsache, dass eigentlich der Großteil der Soldaten Raubvögel waren und er nur in kleiner Singvogel. Er hatte also gleich mehrere Gründe sehr zufrieden zu sein. Je nachdem, wie schnell es nun weiter ging, würden sie vermutlich auch bald aus dem gigantischen Käfig hinaus kommen, der sich seit ihrer Geburt über ihren Köpfen spannte. Automatisch wanderte Armins Blick nach oben. Natürlich war es Nacht und er sah nicht viel, leichte Wolken hingen über allem und so schimmerten nur hier und da ein paar Sterne durch. Aber selbst im schwachen Licht fiel es schwer die eisernen Stäbe nicht zu sehen, die sie von der Außenwelt und den fliegenden Titanentypen trennten. „Hey, Armin, was machst du denn hier allein?“, unterbrach ihn eine Stimme und Armin zuckte leicht zusammen und zu Jean herum, der hinter ihm den Hügel hochkam. Armin entspannte sich wieder und zuckte die Schultern. „Ich wollte ein wenig Ruhe.“ Jean nickte nur langsam und ließ sich dann ungefragt neben ihn sinken. Überraschend vorsichtig, aber das musste er angesichts seiner Flügelspannweite vermutlich auch. Armin sah es immer wieder bei seinen Freunden - große Flügel sahen beeindruckend aus, aber sie waren nicht unbedingt immer von Vorteil. Sie mussten ruhig gehalten werden - und wenn Eren mit seinen über vier Metern Spannweite irgendein Anhaltspunkt war, dann war das echt anstrengend - und es gab sogar ein Verbot sie überhaupt zu öffnen, wenn man über eine gewisse Größe kam. Außerdem blieb man offensichtlich schnell hängen und musste aufpassen sich nicht darauf zu setzen. So, wie Jean gerade auch sehr bedacht herunterkam und seine Flügel halb hob, ehe er sie auf den Boden sinken ließ. Armins Flügel waren vergleichsweise winzig, aber sie brachten den Vorteil mit sich, dass er nicht zu sehr darauf achten musste, was sie taten oder wie er selbst sich bewegte. Flügel waren sehr empfindlich, aber solange sie am Rücken lagen und kaum über seinen Hintern ragten, musste er nicht wirklich aufpassen. „Es ist ein seltsames Gefühl, oder?“, fragte Jean nach fast fünf Minuten Schweigen auf einmal, „Sich vorzustellen, dass wir da bald rausgehen und nichts mehr zwischen uns und ... nun allem steht?“ Er verzog das Gesicht und war wohl auch nicht komplett sicher, was er davon halten sollte. Armin schmunzelte leise. „Ja, ist es.“ Er schüttelte den Kopf. „Weißt du, als Kind habe ich Eren und Mikasa immer von den ganzen anderen Ländern und natürlich dem Meer erzählt und dass ich es sehen will. Sie mochten es auch, aber Eren hat immer gesagt, es gibt eine Sache, die er noch mehr sehen will.“ Jean gab ein ironisches Schnauben von sich. „Den Himmel ohne Gitter?“ Armin nickte langsam. „Ja. Ich habe das damals nur halb nachvollziehen können, immerhin gaben die Gitter uns Schutz, aber ich glaube ein Teil seines Wunsches war eher, dass wir diese Gitter nicht brauchen.“ Jean seufzte leise und wog den Kopf kurz hin und her. „Ich glaube, er wollte die Freiheit.“ „Huh?“, Armin sah überrascht zu ihm, aber Jean zuckte nur die Schultern. „Ich glaube, bei uns Raubvögeln ist das mehr ausgeprägt, wir wollen fliegen, Armin, uns macht es unruhig, wenn etwas zwischen uns und dem Himmel ist. Da ist immer dieser ... Trieb sich zu bewegen und höher und höher aufzusteigen. Natürlich wünscht sich fast jeder einen freien Ausblick und Sicherheit, aber ... wahrscheinlich wollte er frei sein.“ Jean schmunzelte ironisch, blinzelte dann und zuckte fast schon. „Aber sag ihm nicht, dass ich sowas gesagt habe, ja?“ Armin sah ihn kurz nur etwas verdutzt an und lächelte dann. Ja, vielleicht war das wirklich etwas, das er nicht ganz verstand. Er deutete ein Nicken an und sah nach oben. „Ja, Freiheit muss schön sein ... vor allem ein freier Himmel.“ Ob er diese Worte bald bereuen würde? Wahrscheinlich, aber solange würde er davon träumen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)