Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 96: Oropax (Attack on Titan / Klassenfahrt AU) -------------------------------------------------- Unwillig murrend tastete Jean neben sein Kopfkissen, bis er sein Handy fand und presste kurz den Knopf für die Bildschirmbeleuchtung. Sie war grell in seinen an die Dunkelheit des Zimmers gewöhnten auch und er blinzelte. Als er sie halbwegs lesen konnte, entwich ihm ein genervtes Stöhnen und er schaltete sie schnell wieder aus und lauschte. Laut seinem Handy war es 2:43. Und damit ziemlich genau zwölf Minuten, seitdem er das letzte Mal darauf gesehen hatte. Er hätte wissen müssen, dass es eine katastrophale Nacht werden würde, aber tatsächlich hatte er mit deutlich anderen Gründen gerechnet. Beim Auslosen musste er natürlich das Pech haben und ausgerechnet in einem Zimmer mit Eren landen - da war eine Katastrophe quasi vorprogrammiert. Genauso, wie er nicht begeistert von Rainers Anwesenheit war, da der Kerle einfach unsinnige Schlafrhythmen zu haben schien und gerne damit prahlte, dass er abends noch lange Musik hörte und sich eine schöne Zeit machte. (Entsprechend oft kam er nebenbei bemerkt auch morgens zu spät, weil er nicht aus dem Bett kam ...) Er hatte sich also auf ziemlich viel Gekeife und Gerangel mit Eren und Musik und Krach und Party von Rainer eingestellt. Tatsächlich blieb verwirrenderweise beides aus. Sie waren spät angekommen, als sie das Fünfbettzimmer bezogen hatten. Es hatte zwei Hochbetten mit je zwei Matratzen und ein einzelnes Bett an der Wand dazwischen. Bei dem Anblick hatte Jean sich auf einen ersten Kampf eingestellt, aber entweder hatten alle anderen die Fälle ohne ihn zu fragen durchgesprochen oder es schien für ihn klar, denn wortlos hatten Eren und Berthold die unteren, sowie Armin und Rainer die oberen Betten bezogen. Somit blieb für ihn das Einzelbett, worüber er tatsächlich nicht unglücklich war, aber was ihn wunderte. Später hatte er gemerkt, dass für Berthold die Decke wohl schlicht zu niedrig war und Armin nicht gerne unter einer Matratze schlief. Scheinbar hatten die beiden anderen das einkalkuliert und jeweils entsprechend gehandelt. Von Rainer erwartete er sowas, von Eren überraschte es ihn, aber der sprach nicht mal drüber und tat es einfach. Es hatte niemand etwas von Feiern oder aufbleiben gesagt, dazu waren alle zu müde von der langen Fahrt. Alle gingen ins Bett, sie löschten das Licht und es wurde still. Damit hatte Jean nicht gerechnet. Leider begannen dann auch die Probleme, mit denen er nicht gerechnet hatte. Es ging damit los, dass Eren im Schlaf anfing vor sich hin zu murmeln. Mal leiser, mal lauter, mal hörte er auch ganz auf, aber immer, wenn Jean gerade dachte, es wäre vorbei, kam ein „Kämpf!“ oder „Titanen!“ - was immer das hieß. Er knurrte. Als Eren endlich ein wenig ruhiger wurde, fing Berthold an sich wie wild im Schlaf hin und her zu werfen, dass das ganze Bett knackte und knarzte. Jean murrte unzufrieden und trat gegen den Bettpfosten. Das ließ Berthold vorübergehend verstummen, dafür fing Rainer an ... dem Klang nach an dem Holz oder der Wand zu kratzen. Was zum Teufel!? Das Geräusch hörte zum Glück wenigstens schnell von allein auf. Gerade, als Jean am Einschlafen war, hörte er erst ein Pfeifen, das anschließend von einem Schnarchen abgelöst wurde. Ach, verdammt, das durfte doch alles nicht wahr sein! Es hielt nur kurz, dann war es still. Und Jean musste aufs Klo. Inzwischen war es kurz nach drei und Jean positiv entnervt. Er stand also auf, fluchte unter seinem nicht vorhandenen Bart und stolperte nach draußen und zum Klo. Dort war das Licht an, er störte sich nicht dran und lief in eine andere Kabine. Als er wieder herauskam, stand ihr Lehrer am Waschbecken und sah ihn verwirrt und stirnrunzelnd an. Aber, gut, er runzelte fast immer die Stirn. „Schnarcht bei Ihnen auch jemand?“, fragte Jean gähnend und wusch sich die Hände. Levi sah ihn einen Moment lang fragend an, dann hob er die Hand und griff sich ans Ohr. „Was?“ Jean blinzelte. „Ob bei Ihnen auch jemand schnarcht?“, wiederholte er verwirrt, woraufhin sein Gegenüber trocken schnaubte. „Und wie, Erwin sägt nachts ganze Mammutbäume“, knurrte er, „Hier.“ Er griff in die Hosentasche, drückte ihm etwas in die Hand. „Und jetzt schlaf endlich, Kirschstein, es ist spät.“ Jean sah in seine Hand und hätte seinen Lehrer am liebsten geküsst. Ein Paar kleiner, rosa Oropax lag in seinen Fingern. Endlich! Endlich schlafen!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)