Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 84: Schatten (Attack on Titan / Reinkarnations AU) ------------------------------------------------------ Die Aussicht war wirklich herrlich und er genoss sie. Hier auf dem Gipfel des Hügels hatte man wirklich einen wundervollen Blick auf das umgebende Land. Eren war überrascht, wieviel Wald es geschafft hatte der Ausdehnung der Zivilisation zu entkommen und unter ihm nun ein dichtes, grünes, undurchsichtiges Blätterdacht bildete. Sicher, ganz unbemerkt war der Fortschritt nicht geblieben, er konnte von hier mindestens drei Dörfer oder kleinere Städte in der näheren Umgebung und noch ein halbes Dutzend weitere etwas weiter weg ausmachen und zwischen den wie weiche Kissen aussehenden Flecken Wald waren deutlich Felder zu sehen. Gerade, gleichmäßige, oft rechteckige und viel zu gleichmäßig aussehende, landwirtschaftliche Flächen. Aber sie störten das Bild nicht halb so sehr, wie er erwartet hätte. Mit einem Lächeln ließ er sich auf der Bank nieder und setzte den schweren Rucksack ab, um die Wasserflache heraus zu fischen und einen tiefen Schluck zu nehmen. Dabei traf sein Blick kurz Armins und er schmunzelte. „Es hat sich echt gelohnt.“ Armin nickte, auch wenn er ziemlich fertig aussah und Eren leise lachen musste. Sie hatten fast drei Stunden gebraucht um den steilen Pfad hier herauf zu nehmen und es gab keinen einfacheren Weg, hatte man ihnen gesagt. Hierher fuhren keine Züge oder Bahnen und hierauf führte auch keine Straße. Nur ein von Wanderern ausgetretener Waldweg. Eren sah wieder von Armin fort, kurz über den tiefblauen, wolkenlosen Himmel und wieder hinunter ins Tal. Es war so friedlich. Und dann auf einmal sah er es. Eren zuckte hart zusammen und versteifte sich automatisch, als er meinte dunkle Schatten sich über den Horizont bewegen zu sehen. Riesige, menschenähnliche Schemen, die scheinbar immer näher kamen. Und für einen Moment hörte Eren Schreie. Fürchterliche Schreie, kaum noch menschlich, voller Angst und Schmerz, der ihm einen kalten Schauder über die Haut laufen ließ. Auf einmal erschien ihm der warme Frühsommertag furchtbar kalt und er konnte sich nicht mehr bewegen, starrte entsetzt auf einen der Schatten, der sich herunterbeugte als würde er etwas aufheben. Ein weiterer Schrei, ein lautes Knacken und Eren presste die Augen fest zusammen. Dann war es vorbei, er spürte die Bank unter sich, wie sein Herz wild und hart in seiner Brust schlug und er keuchend nach Luft rang. Er blinzelte ein paar Mal und vor ihm war der dunkle Himmel und der Schemen verschwunden, ausgetauscht durch einen herrlichen Tag. Und doch hatte Eren noch immer das Gefühl, dass ein dunkler Schatten über ihm hin und ihm die Luft abschnürte. Es kostete ihn schon einiges an Willenskraft nur die Hand zu heben und sich den Angstschweiß von der Stirn zu wischen. „Eren? Alles okay?“ Beinah hatte er Armin vergessen, der neben ihm saß und ihn eindeutig alarmiert und besorgt ansah. Wie sollte er das erklären? Die seltsamen Momentaufnahmen und Träume, die ihn seit zwei Jahren plagten waren eigentlich zunehmend seltener geworden und er war sich sicher gewesen, dass er sie hinter sich gelassen hatte, als er vor inzwischen fast sechs Monaten das letzte Mal aus dem Zimmer seines Psychiaters gegangen war. Und nun hatte ihn der Moment kalt erwischt. Eren wusste bis heute nicht, ob es tatsächliche Erinnerungsfragmente, Tagträume oder Halluzinationen waren, aber sein Arzt hatte gesagt, solange sie nicht sein Leben bestimmten, bräuchte er sich keine Sorgen zu machen. Er wirkte dabei so ruhig und gelassen und gab Eren immer das Gefühl, dass er genau wüsste, wie sich so etwas anfühlte, als hätte er es bereits selbst erlebt. Nun, vielleicht hatte er das ... Aber egal, was es war, Eren fragte sich eher, was es nun nach all der Zeit wieder ausgelöst hatte. Innerlich schüttelte er den Kopf, nein, nicht darüber nachdenken, nicht wieder. Und vor allem wollte er Armin nicht beunruhigen, denn tatsächlich hatte er seinem besten Freund nie etwas davon erzählt und hatte das auch weiterhin nicht vor. „Nichts, der Schatten eines bösen Traums ...“, murmelte er nur, ignorierte Armins skeptischen Blick und versuchte das Thema zu wechseln, als er nach dem mitgebrachten Essen fragte. Was immer es war, Erinnerung oder zu rege Fantasie, die riesigen, menschenfressenden Ungeheuer gehörten nicht in sein Leben und er hatte nicht vor, sie hinein zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)