Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 74: Freunde (Reborn!) ------------------------- Tsunas Hände verkrampften sich, als ein Beben durch den Gang hallte und der Boden regelrecht zu vibrieren schien, gefolgt von einem lauten Knall. Hätte er nicht seine Handschuhe getragen, hätte er sich vermutlich längst seine Fingernägel ins Fleisch gehauen und seine Handflächen aufgerissen. So aber registrierte er das ganze kaum und knurrte nur leise, musste sich zurückhalten nicht sofort loszustürmen und in die Richtung zu rennen, in der gerade ohne Zweifel eine Bombe hochgegangen war. Und die noch nicht evakuiert gewesen war. Weil sie gedacht hatten, dass das erste Ziel ein anderes sein würde. Weil sie davon ausgegangen waren, dass sie wussten, was passieren würde. Falsch gedacht. Eine Hand legte sich auf seine Schulter und riss ihn aus den tiefen Schuldgefühlen. Er sah auf und traf Yamamotos unüblich ernsten Blick. „Tsuna, geh nach hinten.“ Es klang beinah wie ein Befehl und war noch ungewohnter. Tsuna runzelte die Stirn, er verstand, was sein Gegenüber damit bezwecken wollte. Der Angriff war aus der falschen Richtung gekommen, ihr Plan sie in ein falsches Hauptquartier zu locken, damit sie dachten, sie hätten es zerstört, schien insofern zwar aufzugehen, aber jetzt war ihre geplante Fluchtroute abgeschnitten. Er sollte in Sicherheit gehen, während andere kämpften. „Nein.“ „Zehnter“, schaltete sich nun auch Gokudera ein, der bis eben in einem hastigen Gespräch am Headset vertieft gewesen war, „Er hat recht. Geh nach hinten, wir halten sie auf, bis der Weg frei geräumt ist und kommen dann nach.“ Tsuna presste die Lippen aufeinander und schüttelte den Kopf. „Ich sagte nein. Ich komme mit euch“, beharrte er. Augenblicklich wanderten Gokuderas Augenbrauen nach unten und sein Gesichtsausdruck wurde hart. „Zehnter“, sagte er und seine Stimme klang mühsam betont ruhig gehalten, „Das ist viel zu gefährlich, bitte geh nach hinten und warte dort. Das ist unsere Aufgabe als Wächter nicht deine als Boss.“ Tsuna gab einen Laut von sich, der wohl ohne weiteres als Knurren verstanden werden konnte. „Nein“, wiederholte er noch einmal ernst und funkelte seinen Vize wütend an, „Nein, das werde ich nicht. Und ich will keine Widerworte hören!“ Er warf beiden einen sauren Blick zu, ehe ihm bewusst wurde, dass er gerade getan hatte, was er eigentlich selbst gar nicht mochte und ihnen einen Befehl gegeben hatte. Er zwang sich zu einem tiefen Atemzug und fügte dann als halbe Entschuldigung an: „Als Wächter seht ihr das vielleicht als eure Aufgabe, aber für mich seid ihr nur einfach meine Wächter. Ihr seid meine Freunde und ich werde verdammt nochmal nicht zulassen, dass ihr dort eurer Leben in Gefahr bringt, um meins zu schützen!“ Einen Moment lang herrschte daraufhin komplette Stille, nur ein leichten Beben und Knarren des Bodens war noch geblieben und wollte irgendwie nicht verschwinden. Tsuna bemerkte den kurzen Blick, den die beiden tauschten, sagte aber nichts und wartete darauf, was sie tun würden. Es war schließlich wieder Gokudera, der das Wort ergriff. „Das ... ist wirklich eine Ehre, aber ... wir sind nun einmal auch deine Wächter und ...“ „Nichts und“, unterbrach ihn Tsuna harscher als gewohnt, „Für mich seid ihr in erster Linie meine Freunde, Wächter, Boss, das ist alles zweitrangig. Und ihr geht da ganz bestimmt nicht ohne mich heraus, das ist nicht der Sinn der Sache.“ Damit wartete er nicht und marschierte selbst los. Sie waren es von Anfang an gewesen, die auf den Titel „Wächter“ bestanden hatten, Tsuna hatte ihn ebensowenig wirklich gesehen, wie er seinen als Boss als wichtig ansah. Was immer passieren oder sie tun würden, er meinte, was er gesagt hatte. Vielleicht war es in der Mafia so, dass ein Boss seine Wächter in den wartenden Tod schicken konnte. Aber er konnte und wollte das seinen Freunden nicht antun. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)