Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 57: Couch (Attack on Titan / Reinkarnations + Modern Day AU) ---------------------------------------------------------------- Levi sah stumm zu, wie die Tür sich hinter seinem letzten Patienten für heute schloss, dann ließ er sich selbst auf seine Couch sinken. Sie entsprach nicht dem Psychiater Klischee, sie war weder braun, noch auf einer Seite erhöht, es war eine ganz normale, weiße Couch. Nur aus Leder war sie wirklich, denn das war einfacher sauber zu halten. Dennoch würde das heute der letzte Patient sein, der auf ihr Platz nahm, denn morgen würde sie auf den Sperrmüll kommen, eine neue war bestellt und würde in zwei Tagen früh morgens geliefert werden. Es wurde langsam Zeit, sie leistete seit fast fünf Jahren gute Dienste, aber allmählich merkte man doch, wie sie weicher wurde an einigen Stellen und die Farbe war auch nicht mehr ganz gleichmäßig. Levi strich ein wenig gedankenversunken darüber. Sie hatte mehr solcher Fälle gesehen, als ihr Vorgänger. Sieben genau genommen. Sieben Patienten, die mit Albträume und seltsamen Gefühlen oder Tagträumen zu ihm kamen. Sieben Patienten, von denen er sich fast sicher war, dass alles mit ihnen in Ordnung war und dass sie sich nur an ein früheres Leben erinnerten. Eines, eingegrenzt von Mauern, um zu überleben. Und ein erschreckend hoher Anteil von ihnen war offensichtlich in der Aufklärungseinheit gewesen. Levi hatte nicht alle davon gekannt oder zumindest nicht erkannt, aber er achtete auch darauf, möglichst nicht mehr Erinnerungen zu wecken, als unbedingt nötig. Bisher war niemand auf dieser Couch gewesen, der sich wirklich wie er selbst an alles zu erinnern schien. Die meisten beschrieben Bruchstücke, Ängste vor menschenfressenden Riesen, ein paar sprachen sogar davon durch die Luft geflogen zu sein. Sie dachten, sie wären geworfen worden, Levi war sich nicht so sicher. Aber die klarsten Erinnerungen hatte ohne Zweifel Eren beschrieben - er war bisher auch der Patient gewesen, der seinem früheren Ich am ähnlichsten sah, auch wenn das sicher nur Zufall war. Seine Bilder waren klarer gewesen, aber auch eindeutig nur Momentaufnahmen, hervorgerufen dadurch, dass er den gleichen Ort noch einmal besuchte. Oder vielleicht auch nur den gleichen Ort in einer anderen Welt, Levi war sich nicht ganz sicher, ob es wirklich eine zeitliche Wiedergeburt oder aber eine Erinnerung an eine andere Dimension war. Er fragte auch nicht nach, sprach mit niemandem darüber, es war besser, wenn er das für sich behielt und versuchte dafür zu sorgen, dass die anderen ein möglichst normales Leben haben konnten. Ohne Titanen oder Ängste oder auch nur die Erinnerung daran. Er war sich sicher, dass kaum eine der Erinnerungen schön wäre. Seine Finger krallten sich ganz leicht in das etwas rau gewordene Leder. Ein einziges Mal war ein Mensch zu ihm gekommen, der sich an mehr erinnerte. Das war inzwischen schon fast zehn Jahre her, gerade, als Levi mit seiner Arbeit begonnen hatte. Damals hatte er noch gar keine Couch gehabt - die erste war erst einen guten Monat später geliefert worden - und sie hatten auf Stühlen gesessen. Er wusste nicht, ob er den jungen Mann gekannt hatte. Er erzählte ihm zwar einen Namen von damals, aber der sagte ihm nichts. Damals hatte Levi nicht damit gerechnet, dass es mehr Menschen wie ihn gab und wäre fast von seinem Stuhl gefallen, als der Mann ihm von Titanen erzählte und sogar vom Militär und der Manöver Ausrüstung berichtete. Sogar sein Name fiel. Offenbar musste der Mann kurz nach seinem Eintritt in die Armee gestorben sein ... wahrscheinlich sogar auf der Mission, die auch Isabel und Farlan das Leben gekostet hatte. Levi hatte ihm nie verraten, wie er war, aber er hatte zugehört. Oft, einmal pro Woche war der Mann gekommen und hatte ihm lächelnd erzählt, dass er das Gefühl hatte, endlich verstanden zu werden. Levi hatte schwer geschluckt. Noch heute wurde ihm etwas kalt, wenn er an die vielen Male dachte, die sie auf der Couch mit einem Tee saßen und der Mann immer neue Geschichten auskramte. Er hatte sogar noch miterlebt, wie die erste Couch verschrottet wurde und die zweite kam. Dann war er umgezogen und hatte sich beim letzten Mal mit den Worten verabschiedet, dass ihm niemand so hatte helfen können. Es bestärkte Levis Vorsatz ein wenig, aber es verunsicherte ihn auch. Hatte er denn irgendetwas getan als zugehört? Die erste Couch hatte nur den einen Fall gezählt, die zweite drei und nun die dritte sieben. Er fand es leicht beunruhigend das die Zahl stieg. Aber vielleicht erkannte er auch nur mehr Leute? Er fragte sich, wieviele Menschen, die angeblich halluzinierten, sich eigentlich nur an etwas erinnerten? Er seufzte und stand auf, nahm Abschied von seiner Couch. In zwei Tagen würde die vierte kommen, er hoffte im Stillen, dass sie die Zahl nicht weiter steigern würde ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)