Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 40: Brief (Naruto) ---------------------- Es war später Nachmittag und die Sonne begann langsam zu sinken. Als er ein wenig aufsah und langsam ausatmete, merkte er lange, rote Lichtfäden über seinen Händen und den Papieren auf seinen Schreibtisch. Er folgte ihnen mit seinem Blick und blieb schließlich an Fensterscheiben hängen, in denen die Sonne sich leuchtend und fast etwas grell widerspiegelte. Er hielt einen Finger hinein und schmunzelte, als er betrachtete, wie das Licht gebrochen wurde. Fast sah es aus, als hätte er sich rot angemalt. Mit einem Seufzen riss er sich los und sah wieder auf das Papier, das er eigentlich gerade lesen sollte. Ein offizielles Anschreiben mit der Frage nach Unterstützung für ... nun, ehrlich gesagt, er hatte keine Ahnung. Der Sinn wollte sich ihm einfach nicht erschließen, er hasste solche viel zu förmlichen Formulierungen und Phrasen. Warum konnten die Leute nicht einfach schreiben, was sie sagen wollten, anstatt es in irgendwelchem Geblubber zu verstecken? Wollten sie, dass er sie verstand oder nicht? Und, viel schlimmer als das, warum bestand eigentlich jeder darauf, dass er solche Schreiben in der gleichen Art und Weise beantwortete? Hatten sie ihn jemals so reden gehört? Oder war genau das der Punkt? Er sah aus dem Fenster und seine Gedanken drifteten wieder ab. Inzwischen waren bestimmt vier Monate vergangen seit Sasuke das Dorf verlassen hatte und in der Zeit hatte er ihm bestimmt schon über ein Dutzend Briefe versucht zu schicken, als er merkte, dass seine Nachrichten über elektronische Geräte nicht ankamen. Kein einziges Mal hatte er bisher Antwort bekommen. Vielleicht sollte er Sasuke auch einmal in Geschwollnisch schreiben? Würde ihn das eher verleiten auch wirklich zu antworten, weil er es ernster nahm? Oder würde er nur über ihn lachen und den Kopf schütteln? Sich die Hand vor das Gesicht schlagen? Stöhnen? Seufzen? Alles irgendwie so vorstellbar ... Naruto schmunzelte leise und schüttelte dann selbst den Kopf. Als ob er überhaupt in der Lage wäre sowas selbst zu schreiben ohne, dass Shikamaru oder Shizune es hinterher umformulierten. Wie hatte das die Oma eigentlich gemacht? Irgendwie konnte er sich bei ihr auch kaum vorstellen, dass sie so schreiben konnte? Er versuchte vergebens den Gedanken zu verdrängen und sich endlich wieder der Anfrage auf dem Tisch vor ihm zuzuwenden, aber jedes Mal, wenn er den Absatz gelesen hatte, war er genauso schlau wie vorher. Er stöhnte. Verdammt, er musste das heute noch fertig kriegen! Ein Klopfen lenkte ihn ab und er murrte ein „Herein“, das aber unbeantwortet blieb. Verwirrt sah er auf, als es nochmal klopfte und brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass das Geräusch nicht von der Tür, sondern dem Fenster kam. Dort flatterte ein kleiner Falke aufgebracht hin und her. In Sekunden war Naruto über den Schreibtisch gesprungen, hatte das Fenster aufgerissen und ließ den Falken auf seiner Hand landen. (Wow, der war aber gut dressiert ... und erstaunlich weich. Ob er den behalten durfte?) Vorsichtig löste er die kleine, silberne Schatulle am Fuß und nahm den Brief heraus, während er einfach mal hoffte, dass der Falke sich auch über das Vogelfutter freuen würde, das er für Brieftauben im Schreibtisch aufbewahrte. Zumindest störte sich das Tier nicht daran, dass es keine Taube war und pickte eifrig drauflos, während Naruto den Brief öffnete. Er war kurz gehalten. Du brauchst nicht alle drei Tage zu schreiben, das lässt mich auch nicht schneller antworten. Aber ich werde mich bemühen, mich wenigstens einmal im Monat zu tun, damit du nicht gleich Panik schiebst. Idiot. Bin gerade wieder im Feuerreich angekommen, habe noch keine neue Informationen. Melde mich, falls ich was finde. Naruto schmunzelte automatisch und schüttelte nur den Kopf. „Selber Blödmann ...“, murmelte er und sah glücklich vor sich hin pfeifend dem kleinen Vogel beim Fressen zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)