Schreibaufgabe 2016 von Felicity (Eine kleine Geschichte pro Tag) ================================================================================ Tag 14: Kleid (Reborn!) ----------------------- Tsuna musste nießen. Er hatte ja gleich gesagt, dass das eine dämliche Idee war, aber seine Mutter hatte darauf bestanden, dass es endlich Zeit war, die Kisten aus dem Keller durchzusortieren. Neben einem Haufen alter Kinderklamotten (und ziemlich viel nostalgischem, verträumten in die Gegend starren seitens Nanas), Spielzeuge für Kleinkinder (und einem schier endlosen Berg dazu passender, peinlicher Kindergeschichten, die sehr zu Reborns Erheiterung beitrugen), fanden sich dort auch ausrangierte Kleidung seiner Eltern, ein Planschbecken, Eimer und Schaufeln aus dem Sandkasten, Muscheln von einem ewig vergessenen Strandurlaub und was seine Mutter „Kunstwerke aus Tsunas Kindergartenzeit“ nannte. Er selbst hätte es eher sinnlose Kritzeleien genannt und fragte sich, wie sie es überhaupt schaffte in den scheinbar sinn- und wahllosen bunten Strichen irgendwas zu erkennen. „Und hier, da hast du Papa und dich beim Angeln gemalt ...“, schwärmte Nana gerade wieder und legte ein Bild vor Tsuna, auf dem ... nun, ein paar blaue und schwarze Kritzeleien zu sehen waren. „Wir waren mal Angeln?“, fragte Tsuna verdutzt, was seine Mutter nur zum Lachen brachte. „Aber nein, er hat dir immer nur erzählt wie er das macht und du hast daraufhin gemalt, wie ihr zusammen einen Wal angelt.“ Tsuna blinzelte. Aha ... „Offenbar hattest du noch nie ein sehr ausgeprägtes Bewusstsein für Realität, was?“ Tsuna verkniff sich darauf lieber jeden Kommentar (mit Reborn zu diskutieren hatte sowieso seinen Sinn) und öffnete etwas zögerlich die nächste Kiste. Daraus sah ihm ein alter Stoffhase entgegen, der seltsamerweise Erinnerungen wach rief. Fast schon bedächtig nahm Tsuna das eindeutig abgegriffene Tier hinaus und sah es an. „Hasi ...“, murmelte er auf einmal automatisch und konnte den Reflex nicht ganz unterdrücken es gegen seine Brust zu drücken. „Tsuna, das ist unhygienisch, das solltest du wegwerfen“, merkte Reborn an, was bei Tsuna aber nur Trotz und leichten Schrecken hervorrief. „Nein!“, meinte er schnell, drückte den Hasen fest an sich und rutschte ein Stück von Reborn weg, um sein Kuscheltier in Sicherheit zu bringen. „Der bleibt hier!!“ Reborns Grinsen daraufhin ließ sich nur als angsteinflössend beschreiben und Tsuna stieß ein kleines „Hiii!“ aus, als er ein Stück weiter wegrutschte. „Oh, schau mal Tsuni!“ Aufgeschreckt zuckte er zusammen und drehte sich um, als Nana eine große Menge weißen Stoff aus einer Kiste zog und ausbreitete. Sie hatte ein warmes Lächeln auf den Lippen, das er in der Art eher selten bei ihr sah. Es war ein langes, weites, weißes Kleid mit hübschen Verzierungen, halbdurchsichtigen Stofflagen und goldenen Mustern und Borten. Es sah nicht aus, als könnte man es im Alltag tragen. „Das ist mein Hochzeitskleid ... ach ja ...“ Sie hielt es sich an und drehte sich ein wenig im Raum, als würde sie tanzen. Tsuna musste leise lächeln. Sein Vater taugte nichts, aber offenbar machte er zumindest seine Mutter glücklich. Oder hatte es einmal getan. Tsuna rutschte in einen Schneidersitz. „Es ist schön, Mama.“ Nana lachte daraufhin. „Weißt du, ich habe es aufgehoben und mir immer gewünscht, dass meine Tochter es eines Tages anziehen würde. Vielleicht zu ihrer eigenen Hochzeit, vielleicht einfach mal so ... aber dann kamst du.“ Sie zwinkerte ihm vergnügt und offenbar von ihrem Fund in erstaunlich gute Laune versetzt zu. „Aber er kann es doch trotzdem anziehen“, merkte auf einmal Reborn an, „Noch ist er ein Junge, das sollte ihm passen.“ Was?? Nein! Nein, auf keinen Fall! Tsuna wollte aufspringen und protestieren, als er seine Mutter sah, die halb verträumt und halb flehend in seine Richtung sah. Nein ... nein, nein, nein, nein! Reborn sah ihn herausfordernd an. „Du willst doch Mama nicht unglücklich machen, oder, Tsuna?“ Und er wusste, dass er verloren hatte. Tsuna war nur froh, dass keiner seiner Freunde ihn sah, als er fünf Minuten später in dem leider viel zu gut passenden Kleid im Wohnzimmer stand und am liebsten im Boden versunken wäre. Aber immerhin seine Mutter strahlte nur so vor Glück. „Oh, Tsuni, das ist so wundervoll und ...“ Die Tür klingelte. Oh nein, Tsuna schluckte. „Hiii!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)