Strange Things Can Happen von Sauron ================================================================================ Kapitel 4: Reue --------------- „Wo ist der Gegenstand?“ Ein Schrei hallte durch den Wald, als Balaam nach Dracos Frage mit einem Stück Rohrstock der Frau auf den blanken Rücken schlug; Draco verzog keine Miene, als er die ältliche Frau ansah; wie ihr Rücken sich unter dem Schmerz aufbäumte, wie sie weinte, wie sie immer wieder versicherte, dass sie keine Ahnung hatte, welcher Gegenstand gemeint war. Sie hatten die neun Gefangenen draußen seit dem frühen Morgen verhört und waren zu keiner Antwort gekommen. Die meisten von ihnen saßen noch in dem Provisorium, das Dracos Truppe gebaut hatte; einige waren zusammengesackt, andere schliefen, andere starrten apathisch vor sich hin. Auch die alte Frau fiel irgendwann in Ohnmacht; Draco schnaubte. „Schaff' sie mir aus den Augen.“, murrte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Es war ihm nicht geheuer, dass diese Gefangenen kein Wort sagten und er immer noch nichts herausgefunden hatte. Der Dunkle Lord drängte ihn zwar noch nicht, jedoch waren seine Aussagen in den schriftlichen Befehlen eindeutig und unwiderruflich: Findet den Gegenstand, dann tötet alle. Draco hob seine Hände zu den Schläfen und massierte diese sachte; er nahm aus den Blickwinkeln wahr, wie Balaam die alte Frau losband und sie zu den anderen in den Käfig warf. „Was ist mit dem Miststück im Keller?“ Ein Atemausstoß direkt neben ihm verriet Draco, dass der Werwolf sich direkt neben ihm aufgebäumt hatte; er brauchte einen Moment, bevor er den Blick des Halbmenschen erwiderte. „Ich kümmere mich gleich um sie.“, antwortete er leise und ließ seine Hände sinken. Balaam's Augen verengten sich. „Wieso ist sie im Kerker und nicht wie die anderen hier draußen?“, fragte er barsch; Draco grinste leicht. „Sie ist eine besondere Gefangene, wenn du so willst. Ich kenne sie aus meinen Schulzeiten noch. Es ist mir sehr wichtig, dass nur ich sie töten darf. Ich bin mir sicher, dass sie der Schlüssel zu unserer Misere ist. Sie weiß etwas. Sie ist nur zu stur, um es zu sagen.“ „Master, vielleicht ist der Schmerz zu gering. Der Rohrstock ist eigentlich ganz gut. Den schon einmal probiert?“, keckerte Balaam und hielt den Stock empor; es befanden sich kleine Blutspritzer daran, und die Spitze sah schon ziemlich ausgefranst aus von dem häufigen Gebrauch. Draco betrachtete den dicken Stock einen Moment; dann jedoch schüttelte er sachte den Kopf. „Nein, bei ihr muss ich andere Methoden einsetzen. Eventuell wird nur Magie helfen. Ich werde mich gleich um das Miststück kümmern.“ Eine Stunde später stand Draco in dem Kellerverlies und schloss die Tür hinter sich ab. Den Schlüssel ließ er lässig in seine Hosentasche gleiten, bevor er den Blick zu Hermine wandte. Sie hatte die ganze Nacht lang dort gehangen; Draco sah ihr an, dass es ihr nicht gut ging, und dass die Ketten in ihre Handgelenke schnitten und ihr rund um die Uhr Schmerzen bereiteten. Ihr Blick jedoch war stark geblieben. Obwohl sie erschöpft sein musste und hungrig, wich sie Dracos Augen nicht aus. „Na, Granger, hatten wir eine erholsame Nacht? Ich jedenfalls habe bestens geschlafen.“, sagte er ausgedehnt. Sein Blick fixierte sie; obwohl es in dem Kerker nicht besonders warm war, zog er seinen Umhang aus, unter dem er ein Sweatshirt trug, dass seine Brust betonte. „Was hast du mit den anderen Menschen gemacht?“, flüsterte sie, die braunen Augen streng auf Dracos Gesicht geheftet. Er antwortete ihr nicht sofort; mit langsamen Schritten ging er auf sie zu, bis er kurz vor ihrem baumelnden Körper stand. Amüsiert ordnete er seine Züge zu einem Grinsen. „Du riechst nach Angst, Granger.“ „Ich habe keine Angst vor dir oder vor dem Tod. Ich will wissen, was du mit den Leuten draußen machst! Sie haben nichts mit deiner komischen Mission zu tun. Sie haben einen fairen Prozess verdient und nicht dieses Quälen. Ich habe ihre Schreie bis hier hin gehört. Wir sind hier nicht im Mittelalter!“, blaffte sie ihn an, so mutig, wie sie nur konnte. Sie schien genau zu wissen, dass sie ihn provozierte; doch anscheinend war das genau ihr Ziel. Wie damals schon, dachte Draco kurz, als sie ihn in der Schule jeden Nerv gekostet hatte. „Ich mache mit deinen Leuten was ich will. Sie werden morgen wahrscheinlich eh umgebracht, weil sie nichts wissen... oder eher gesagt, weil sie etwas verschweigen. Ich nehme mal an, du möchtest dir dieses Schauspiel dann nicht entgehen lassen?“, raunte er ihr zu; er stand so nah bei ihr, dass sie seinen Atem auf ihrem Hals spüren konnte. Draco wusste, dass diese gefährliche Nähe manchmal psychologisch ganz schön auf das Gemüt drücken konnte. „Du wirst sie nicht töten! Das werde ich nicht zulassen....“ „Und ob ich das tun werde. Einen nach dem anderen werde ich umbringen und du, meine Liebe, wirst genau zusehen... Und wenn du merkst, dass ich sie alle wegen deiner Dummheit töte, wirst du mir schon geben, was ich haben will.“ Die grauen Augen musterten sie genau; ihre Regung im Gesicht deutete an, dass sie mit diesem Ausgang nicht einverstanden war. Sie lehnte sich ein wenig näher zu ihm, so weit, wie es ihre Ketten zuließen, ohne dass sie ihr noch mehr ins Fleisch drückten; dann hauchte sie ihm entgegen: „Du bist so ein unbeschreiblicher Bastard. Du wirst damit nicht durchkommen.“ Draco lachte leise; er wandte sich ab und nahm seine auf- und abgehende Position ein bis zwei Meter vor ihr wieder ein. „Du wirst nicht reden, wenn ich dir weh tue, ich weiß das wohl. Aber morgen wirst du reden, wenn ich einen nach dem anderen töte. Aber damit mein Gang in den Kerker nicht umsonst war, gönne ich mir noch etwas Spaß mit dir.“ Seine grauen Augen funkelten vor Erregung, bevor er mit einer blitzschnellen Bewegung seinen Zauberstab aus seiner hinteren Hosentasche zog und ihn auf sie richtete, während er laut schrie: „Crucio!“ Binnen Millisekunden bäumte sich Hermine's Körper so heftig auf, dass die Ketten sich fast verknoteten. Ihr Schmerz musste enorm sein, denn Draco legte seine ganze verhasste Wut in diesen Zauber. Von seiner Tante hatte er damals gelernt: wenn er seinen ganzen Hass in den Fluch legte, würde dieser dem Opfer solche Schmerzen bereiten, dass es kaum auszuhalten war. Und Draco sah auch, dass sie so heftige Schmerzen litt, dass sich sogar die Sehnen und Adern an ihrem zarten Hals abzeichneten. Jeder Muskel ihres Körpers war unter Spannung und Schmerz und ließ sie zucken, als sei sie in ein Becken mit unter Strom gesetztes Wasser gefallen. Er hörte auf; mit einem leisen Lachen löste er den Zauber von ihr. Ihr Körper sackte augenblicklich herab und regte sich nicht mehr. „Das hast du jetzt davon, Granger.“, sagte er mit einem zischenden Tonfall; er wartete kurz auf eine Regung, doch sie kam nicht. Einen Moment lang blieb er stehen; was brachte die Befragung, wenn sie in Ohnmacht gefallen war? Er kaute sich etwas auf seinen Lippen herum, bevor er näher an sie trat. Vielleicht war das auch nur eine Falle. Denn wenn er sie jetzt losband, würde sie ihn wahrscheinlich anfallen, ihm dem Zauberstab entreißen und auf der Stelle töten. Oder war sie wirklich komplett weggetreten? Draco wagte einen weiteren Schritt und hob vorsichtig und bedacht mit seinen Finger ihr Kinn an und neigte ihren Kopf leicht. Obwohl sie keinerlei Reaktion zeigte, wagte er es nicht, weitere Schritte zu ergreifen. Erst als er seine Finger vorsichtig auf ihre Halsschlagader legte und spürte, dass der Puls nur sehr langsam ging, wusste er, dass er sie gefahrlos abnehmen konnte. Mit einer geschickten Bewegung entfernte er die Ketten um ihre Handgelenke; der Stahl hatte sich fest in ihre Haut gedrückt und hinterließ einen etwas fleischigen Abdruck. Draco legte sie auf den kühlen Boden, hielt es jedoch für sicherer, ihr zusätzlich noch die Hände mit einem Stück Seil zu verbinden, damit sie sich nicht einfach davonmachen konnte. Denn bei ihrer Vergangenheit wusste er genau, wozu sie in der Lage war. Sie war gerissen, auch wenn er diese Tatsache nicht gern zugab. Sie war immer Jahrgangsbeste gewesen und hatte nie damit gescheut, ihren wahren Mut zu zeigen. Draco runzelte die Stirn und betrachtete sie einen Moment. Er hatte sie seitlich hingelegt und ihr das Haar ein wenig aus dem Gesicht aus dem Gesicht gestrichen, um nochmals ihren Puls zu prüfen, der sich zwar stabilisierte, sie aber nicht wieder aufweckte. Er wusste genau, dass er sie am Leben halten musste, damit er sie weiter ausquetschen konnte. Denn er wusste, dass sie der Schlüssel für alles war. Doch wie hielt er sie am Leben, ohne dass er sie zu sehr verpflegte? Grübelnd legte er ihre Haare wieder an ihre ursprüngliche Stelle und stand auf. Morgen würde er seinen Plan in die Tat umsetzen, ob sie nun wollte oder nicht. Nur die weinerliche und schwache Ader dieser Menschen mit ihrem Mitleid auszunutzen, das war der richtige Weg. Da Hermine immer zu dem Goldjungen Potter gehört hatte, wusste er, dass sie dieselben, mitleidigen Gefühle der Schuld gegenüber anderen Menschen zeigen würde wie Potter, vor allem, da sie diese Menschen von Anfang an beschützen wollte. Noch bevor Draco zum Schluss seiner Überlegungen kam, öffnete Hermine die Augen. Ihr etwas nebliger Blick richtete sich auf Draco, und er sah, dass sie für einen Moment nicht wusste, warum sie auf dem Boden lag. Bevor sie zu einer Frage ansetzen konnte, sprach Draco dazwischen. „Morgen wirst du reden, Granger. Wenn du nichts sagst, werde ich dich zum Dunklen Lord höchstpersönlich bringen. Und das wird dein Untergang sein. Ich kann dir versichern, dass du lieber tot sein willst als dass der Lord Hand an dich legt. Niemand überlebt seine Torturen, und du weißt genau, was ich meine. Also tu' dir selbst den Gefallen und gib' mir, was ich will. Dann schenke ich dir den Tod.“ Hermine drehte sich auf den Rücken und starrte für einen Moment an die Decke; Draco nahm an, dass ihr noch schwummrig zumute war. Sie brauchte einen Moment, bevor sie zu einer leisen und heiseren Antwort ansetzte: „Ich werde dir gar nichts sagen. Egal, ob du sie quälst oder nicht, sie werden sowieso von dir und deiner räudigen Bande von Hunden getötet. Ich werde dir nichts sagen, denn das Schweigen wird mehr Menschen das Leben retten als kosten. Du wirst mich schon bei deinem Clown von Boss abliefern müssen, bevor ich irgendetwas sage. Du verschwendest deine Zeit.“ Draco grinste leicht. „Nein, ich glaube nicht. Du weißt nicht, wie wir töten, deshalb bin ich mir ziemlich sicher, dass du reden wirst.“ Er warf ihr einen Blick zu; ihre Kleidung war zerschlissen und dreckig, und sie selbst roch, was nach der Tortur auch kein Wunder war. Für einen Moment streifte Draco der Gedanke, dass er ihr ein Bad erlauben würde; dann jedoch fiel ihm ein, dass es ihm eigentlich egal war, wie sie roch und aussah. Dass es ihm egal sein musste. Wer hier lag war nichts und niemand anderes als eines der verhassten Muggelstämmigen, seine alte Schulfeindin und ein lausiges, kleines Schlammblut. „Morgen fangen wir früh an.“, warf er barsch in den Raum, verärgert über seine Gedanken und ihr missmutiges und feiges Handeln. Er kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel und öffnete die Tür, ohne einen weiteren Blick auf ihre schwache Gestalt am Boden zu werfen. Mit einer grimmigen Miene stapfte er die Treppen hoch, nachdem er sich versichert hatte, dass er die Tür sicher und gut verschlossen hatte; als er in der Küche ankam, wackelte der Elf auf ihn zu. „Einen Wunsch, Master Malfoy?“, piepte er und sah ihn mit großen Augen an. Draco biss sich auf die Lippe; er war wütend und atmete gereizt aus, während er dem Blick des Elfen auswich. „Gib ihr Wasser und etwas zu essen, aber gebe Acht, dass sie dir nichts tut oder abhaut, sie ist nicht mehr angekettet, jedoch gefesselt. Aber bei solchen Leuten weißt man nie.“, antwortete er und ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Jawohl, Sir.“ Draco setzte eine verbissene Miene auf und ließ den Blick kurz durch den Raum schweifen und aus dem Fenster hinaus; seine Truppe war bei der Kontrolle, wie jeden Tag, und einer bewachte das kleine Gefängnis aus Stämmen. Er zögerte einen Moment; sein Blick versteifte sich auf das kleine Gefängnis, vertiefte sich in einen Ast darauf, an dem noch ein Blatt hing, dass während des Herbtes goldig eingefärbt war. „... und wasche sie bitte. Ihr Geruch reizt meine Nase.“, fügte er so leise hinzu, dass er es selbst kaum hörte, doch die Elfe trat eilig ihren Dienst an. Draco blieb noch eine Sekunde so sitzen, bevor er aufstand und gegen den Tisch und den Stuhl trat, die beide polternd und klirrend umfielen. Verdammtes Schlammblut! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)