Strange Things Can Happen von Sauron ================================================================================ Kapitel 3: Zeiten ändern dich ----------------------------- Ein gellender, fast ohrenbetäubender Schrei ging durch den Keller der Hütte, der nur spärlich mit ein paar Kerzen und einigen Fackeln an der steinigen Wand beleuchtet war; dort, mit den Handgelenken an Ketten gefesselt und von der niedrigen Decke baumelnd, sodass ihre Füße gerade noch den Boden berührten, hing nun die junge Frau, die Draco vor etwa einer Stunde im Wald aufgehalten hatte. Ihr Schrei war von dem Schmerz gekommen, als Draco die Fesseln fest und gnadenlos um ihre eher zierlichen Handgelenke geschwungen hatte und sie leicht hochgezogen hatte; nun hing sie dort, während ihr Gesicht vor Schmerz verzogen war. Sie atmete heftig und versuchte immer noch, sich von Zeit zu Zeit ruckend zu befreien. Draco hatte seinen schwarzen Mantel abgelegt und seine Hemdärmel hochgekrempelt; er wusste genau, dass für ihn der nunmehr angenehme Teil kommen würde. Mäßig schritt er, zwei Meter von der jungen Frau, auf und ab, während seine Finger noch die letzten Drehungen des Krempelns übernahmen. Den Blick seiner tiefgrauen Augen hatte er noch auf seine Ärmel geheftet. Ein ersticktes Fauchen erfüllte den sonst ruhigen Raum, der nur von einem leisen Zittern erfasst wurde, wenn an die Fackeln ein schwacher Luftzug kam. „Lass' mich frei, du verdammter Bastard! Du hast kein Recht, mich hier gefangen zu halten wie ein Tier! Das ist barbarisch!“ Draco hob nur eine Augenbraue an; er war erstaunt, dass sie überhaupt noch sprach, denn die meisten Gefangenen schwiegen schon allein aus Angst vor dem, was in diesem Verlies alles mit ihnen passieren würde. Seicht strich Draco die Ansätze seines Hemdes am Unterarm glatt, und erst dann hob er langsam den Blick und sah seiner Gefangenen in ihr zerkratztes und verweintes Gesicht. Wut glänzte in ihren Augen, der Draco nur mit scheinbarer Langeweile begegnete. „Das ist alles rechtens so, wie es geschieht, Kleine. Ich erhielt den Befehl, Flüchtige zu fangen, die etwas sehr seltenes bei sich tragen. Ausgebrochen aus dem Ministerium sind diese Flüchtigen.“, schnarrte er, während sein Blick über ihre nunmehr geweiteten Augen glitten. „Ich denke, da ist mir eine von diesen Flüchtigen gerade in die Fänge gelaufen, meinst du nicht auch?“ Er trat einen Schritt an sie heran; sie zuckte nicht zurück, auch wenn die Ketten an ihren Handgelenken leicht klirrten. Sie erwiderte seinen Blick standhaft; in den braunen Augen konnte Draco vieles lesen, doch sie antwortete nicht direkt auf seine Worte. „Also ist es wirklich wahr, was man sich im Untergrund erzählt? Dass Voldemort alle Grenzen kontrolliert?“, stieß sie hervor, während sie sich fest auf die Lippe biss. Draco musterte sie einen Moment, bevor er leise zu einer Antwort ansetzte. „Die Grenzen sind gut bewacht, und falls du es wissen willst: Ihr habt euch heute eine der am besten gesicherten Stellen für eure missglückte Flucht ausgesucht. Aber das war nicht meine Frage. Ich fragte dich gerade, ob ich nicht recht damit habe, dass mir hier eine gesuchte Person in die Fänge gekrochen ist.“ Die junge Frau zog die Augenbrauen zusammen; die braunen Augen taxierten den hochgewachsenen Mann vor ihr genau. Sie legte den Kopf leicht in den Nacken, und dann lachte sie leise. Draco schnaubte; er verlor keine Sekunde und holte aus, um ihr eine kräftige Ohrfeige zu verpassen, die ihren Kopf zur Seite drehen ließ. Ein roter Fleck zeichnete sich direkt auf ihrer sonst so makellosen, wenn auch leicht zerkratzten Wange ab; ihr Lachen erstickte sie. „Du denkst im Ernst, du kannst mich mit Ohrfeigen dazu bringen, ein Wort zu sagen? Da hast du dich aber getäuscht. Ich dachte, ein Malfoy hat mehr drauf.“ Draco stutzte einen Moment; er wusste, dass er in seiner Welt bekannt war, jedoch so bekannt, dass minderwertige Muggelstämmige ihn kannten? Wutverzerrt langte er mit einer Hand in ihren Nacken und griff mit grober Gewalt einen Büschel brauner Haare; er zog ihr Gesicht so fest näher, dass ihr ein weiterer Schrei entglitt und ihr Körper sich leicht aufbäumte, da Draco diesen an den Haaren näher zu sich zog. „Was hast du Missgeburt von einem Schlammblut da gerade gesagt? Hat man dir kleiner Göre nicht beigebracht, dass man in Gegenwart der Obrigkeit nicht frech wird? Ich sollte dich auf der Stelle töten, und ich würde es, wenn ich dürfte.“ Er gab ihr einen groben Stoß, mit dem sie an den Ketten zurückgefedert wurde; obwohl sie sich wehrte, entwich ihr ein leises Jammern vor Schmerz. Die Handgelenke waren schon jetzt rissig und leicht blutig. Draco blieb stur vor ihr stehen und verschränkte die Arme vor der Brust, bevor er fortfuhr. „Aber leider ist es mir nicht erlaubt, dich zu töten, bevor ich nicht die Informationen habe, die ich brauche. Das ist dein Pech. Ein schneller Tod ist schöner als alles, was dir jetzt passieren wird. Du wirst dir wünschen, nie in deinen jämmerlichen Körper geboren worden zu sein, wenn ich mit dir fertig bin. Ich habe da oben eine ganze Menge hungriger Männer, die nicht gerade abgeneigt wären, einmal dein Gesicht zu zerfleischen.“ Mit einer groben Bewegung schloss er Daumen und den Rest der Hand so fest um ihre Wangenknochen, dass sie nicht zu einer Antwort ansetzen konnte; ihr Körper bebte, doch sie hielt seinem Blick stand. „Ich werde dir dein verdammtes Gehabe schon noch austreiben, du wertloses Stück Dreck. Wenn ich das habe, was ich brauche, werde ich dich auf einem Misthaufen verscharren, es wird mir eine Freude sein, dich persönlich umzubringen. Glaub' mir, die Ehre haben nicht viele.“, fauchte er und ließ sie los. Sie brauchte einen Moment, um ihren Kiefer von der Spanne von gerade zu erholen; als sie sich wieder etwas beruhigt hatte, stieß sie hervor: „Du kannst mich noch so sehr quälen, du wirst gar nichts aus mir herausbekommen. Du denkst, deine kleinen Spielchen bringen dich hier weiter? Dass ich nicht lache! Malfoy als der Folterknecht... Ich wusste, dass aus dir nie mehr werden würde als eine widerliche Marionette!“ Draco stieß ein wütendes Fauchen aus; er holte erneut aus und schlug ihr diesmal so fest ins Gesicht, dass ihr die Luft für mehrere Sekunden wegblieb und sie nur kläglich an ihren Ketten zappeln konnte. Er sah, dass sich die Ketten aus festem Metall weiter in ihre Haut bohrten. „Woher kennst du meinen Namen, du widerliche Schlampe?“ Die Wut über ihre Worte taumelte so heftig in seinem Kopf, dass er nicht umher kam, ihr nochmals ins Gesicht zu langen. Er schlug sie extra auf einen Riss, den ein Ast eine Stunde zuvor auf ihre Haut gerissen hatte. Sie keuchte nur. „Du...“, hauchte sie, und sie bäumte sich leicht auf, um ein leises Kichern hervorzubringen. „Du hast keine Ahnung, wer ich bin, oder? Ist das dein Ernst, Malfoy? Nach all den Jahren?“ Draco musterte sie so mit so geringer Wertschätzung, wie es ihm nur möglich war. Seine grauen Augen waren vor Wut und Hass verkniffen, und er stieß ein Schnauben aus, bevor er sich umdrehte und an einer kleiner Kommode am Rand des Raumes etwas zu suchen begann. Seine Finger waren zittrig, so sehr kochte es in ihm. Noch nie zuvor hatte eine Gefangene so mit ihm gesprochen – oder gar seinen Namen gekannt. Flüchtig streifte ihn die Erinnerung an eine Gefangene, die vor ihr hier gewesen war – Draco hatte sie fast bis zur Unkenntlichkeit gefoltert und ihr den Tod erst beschert, als sie nur noch röchelnd atmen und nichts anderes mehr konnte. „Verdammt!“, zischte er; denn der Gegenstand, den er suchte, befand sich nicht in der kleinen, hölzernen Schublade. Er bleckte die Zähne und drehte sich mit einem Ruck auf den Achsen um. Seine Augen fixierten ihr Gesicht, dass immer noch zu einem amüsierten Ausdruck verzogen war, auch wenn man ihr die Schmerzen ansah. „Nein, woher sollte ich Leute wie dich kennen? Mit Dreck gebe ich mich nicht ab – und habe ich auch noch nie. Du hast Glück, dass ich die Zange nicht finde, denn mit der hätte ich dir einen Zahn nach dem nächsten aus deinem frechen Mund gezogen.“, raunzte er sie an und trat nah an sie heran. Ihr Körper bebte und zitterte vor Anspannung und Schmerz, und Draco konnte ihren Schweiß riechen, so nah war er an ihr – seine Augen glitten ihren Hals hinab, und er bemerkte, dass sie schlucken musste. „Du weißt es wirklich nicht, oder?“, flüsterte sie mit einem leisen Wispern, während ihre braunen Augen fest an seinem Gesicht kleben blieben. Draco ließ den Blick nicht ab von ihrem Hals; er setzte ein leichtes Lächeln auf. Er streckte seinen Zeige- und Mittelfinger aus, um damit sanft über ihre Kehle zu streichen. Die junge Frau war so irritiert, dass sie sich nicht einmal wehrte. Verbissen schnappte sie nach Luft und versuchte, ein Stück von ihm wegzuschwingen, doch es gelang ihr nicht. Draco's Finger streiften die Kuhle ihres Schlüsselbeins, bevor er wieder sanft über ihre Kehle fuhr, bis seine Finger langsam einhielten. „Deine Kehle“, hauchte er ihr entgegen, während er tief und genüsslich einatmete; brennende Stille breitete sich zwischen den beiden aus, bevor Draco fortfuhr, in demselben, genüsslichen Ton: „Ich sollte sie durchschneiden.“ Er gab ihr einen heftigen Stoß in die Rippen und sah dabei zu, wie sie sich vor Schmerzen krümmte; erst dann ließ er von ihr ab und krempelte seine Hemdärmel wieder herunter. Sein Gesicht hatte alle Sanftheit verloren, während er sich wieder gesittet kleidete; stumm richtete er alles, bis es wieder an seinem gewohnte Platz war. Als er den Blick hob, sah er sie an, wie sie ihn verständnislos musterte. Etwas in ihren Augen verriet ihm, dass sie wirklich wusste, wer vor ihr stand, doch er ließ keine Regung zu. „Ich werde dem Hauself auftragen, dass er dir nur das nötigste an Verpflegung geben soll und deine Wunden nicht behandeln soll. Vielleicht haben wir ja das Glück und sie entzünden sich. Dann muss ich mir nicht so viel Mühe geben, deinen Körper von Hand zu verstümmeln. Auch wenn es mir ein Vergnügen wäre, glaub' mir.“, sagte er gelassen und warf ihr einen Blick zu, als er sich fertig angezogen hatte. „Draco Malfoy, wer hätte jemals gedacht, dass du innerlich wie äußerlich genauso hässlich bleiben wirst wie in deiner Kindheit und Jugend? Die Dunkelheit tut dir nicht gut.“, herrschte sie ihn an, während sie wieder leicht in ihren Ketten zappelte. Draco hob seine Augenbrauen an. „Ach, und du meinst zu wissen, wer ich in der Vergangenheit war? Ich kann mir schon denken, wer du bist. Eine von diesen unbedeutenden Gesichtern, die jeder vergisst, wenn er einmal auf Hogwarts war. Du warst sicher in den Jahrgängen unter mir und hast deshalb damals meinen Namen gehört, weil ich schnell an die Macht gekommen bin. Ein jeder kennt mich. Warum sollte ich mir also dein Gesicht merken? Es wird eh irgendwann tot vor meinen Füßen liegen.“ Sie lächelte, so gut sie es unter diesen Umständen konnte. „Du liegst wie immer falsch, genauso falsch wie mit der Wahl deines Berufes und deines Lebenslaufes. Erkennst du nicht einmal alte Bekannte? Ich bin es.“, sagte sie und hob ihr Kinn an, um dem Blick Draco's zu begegnen, der sie nunmehr mit Misstrauen musterte. Er wollte etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor. „Ich bin es, Malfoy. Hermine Granger.“ Granger. Ein Beben ging durch seinen Körper, und er konnte nicht anders als sie einen Augenblick lang durchdringend zu mustern. War es wirklich wahr? Die Granger? Die Granger, die ihn seit der Schulzeit mit ihrer penetranten Art genervt hatte? Die er schon seit frühster Kindheit als Schlammblut abgestempelt und beschimpft hatte? Erinnerungen fuhren durch seinen Kopf; sie sah nicht einmal ansatzweise so aus wie damals. Obwohl er es nicht wahrhaben wollte, trugen ihre Züge eine geschmeidige Eleganz, ihr Gesicht wirkte weiblich und hatte alle Züge ihrer früheren Hässlichkeit abgelegt. Hätte er sie so auf der Straße gesehen, und auch hier, er hätte sie so niemals erkannt. Und er hatte sie gefangen. Er war sich sicher, dass sie diejenige sein musste, die das Verborgene trug, nach dem der Dunkle Lord so dringend suchte. Eine Reihe von Gefühlen brachen über ihn herein; doch er unterdrückte sie alle, indem er seinen Kopf kurz in den Nacken legte und lauthals begann loszulachen. „Granger? Dass ich nicht lache. Wer hätte das gedacht? Da sehen wir uns so viele Jahre später, und du hängst hilflos wie eine Fliege in meinem Netz. Oh, es wird mir eine Freude sein, dich zu töten, wenn ich mit dir fertig bin. Du hast dich nicht verändert. Die gleiche Schlampe wie früher.“ Granger verzog keine Miene; sie war es gewohnt, von ihm beleidigt zu werden, weswegen es für Draco mit einem Mal Sinn machte, warum sie so schroff reagierte und nicht kleinzukriegen war. Sie hatte ihre Sturheit anscheinend behalten. „Ich habe dich sofort erkannt. Du bist der gleiche, widerliche Bastard wie früher.“, sagte sie leise. Draco grinste. „Das wird nichts ändern, Granger. Für mich bist du jetzt nur noch weniger wert als vorher.“ Er betrachtete sie noch einen Moment, ihr zerkratztes Gesicht, was ihn mit Genugtuung erfüllte; erst dann wandte er sich ab und schloss die Kerkertür hinter sich. Den Schlüssel nahm er an sich. Als er in die Küche kam, gab er dem kleinen Hauself einen Zweitschlüssel. „Gib Acht, dass niemand außer dir den Raum betritt. Gib' ihr nur das Nötigste. Ich will, dass sie leidet. Und kette sie nicht ab.“, sagte er barsch, und der kleine Hauself nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)