Der Bodyguard, den ich liebte von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 14: Kapitel 14 ---------------------- Kapitel 14     Den Wagen hatte Luca mit nur einem Blick über die parkenden Autos gefunden. Ich bin ehrlich, ich hätte vielleicht sagen können, dass in den beiden Reihen ein Samt stand und einen Ford Ka konnte ich auch noch benennen, aber alle anderes? Klar, kannte ich die Marken, aber wie das Modell hieß? Ich wusste noch nicht mal, was ein Chevrolet Tahoe war. Luca zum Glück schon. Ich glaube, alle Männer wussten sowas, das lag ihnen irgendwie im Blut. Aber jetzt wusste ich zumindest schon mal, wie ein Tahoe aussah. Er war fast so wie ein Geländewagen, nur ein bisschen kleiner und für die Stadt gemacht. Luca fuhr erst einmal eine halbe Stunde durch die Stadt. Er sagte die ganze Fahrt nichts. Ich konnte nur spekulieren, warum wir einfach nur herum fuhren. Entweder er suchte ein Hotel oder Motel, was sehr unwahrscheinlich war, weil ich mir sicher war, dass Luca die Stadt kannte. Oder er guckte, ob wir verfolgt wurden. Was eher der Fall sein konnte. Nach dieser halben Stunde lenkte er das Auto Richtung Autobahn. „Wo wollen wir hin?“, fragte ich jetzt doch. Ich hatte mir erst gesagt, dass es vielleicht besser sei, ihn nicht anzusprechen. Vor allem, weil es irgendwie komisch war mit ihm alleine zu sein … nach diesem Kuss. „In die nächste Stadt. Uns folgt niemand, also sollten wir jetzt schleunigst verschwinden.“ Damit gab er Gas und düste auf die Autobahn. Und das hieß weiteres Schweigen. Ich meine, ich wusste ja auch gar nicht über was ich mit Luca reden konnte. Ich könnte ihm zwar Fragen stellen, Fragen die ich so gerne beantwortet haben wollte. Wie alt er war. Was seine Hobbys sind. Ob er Familie hatte. Ob er schon immer als Bodyguard gearbeitet hatte. Wenn nicht, was er früher gemacht hatte. Ich wollte wissen, was er als Kind gemacht hatte. Wollte ihn über seine Eltern ausfragen. Würde gerne Kinderfotos von ihm sehen. Würde gerne wissen, was Beth im bedeutete … ob er mit ihr zusammen war … ob er sie liebte … Ich wusste, dass diese Fragen wehtun würden, vor allem, wenn Beth wirklich seine Geliebte war. Aber was machte ich mir hier vor? Er würde keine dieser Fragen beantworten, selbst wenn ich ihn fragen würde. Ich war seine Klientin, das hieß für ihn Abstand zu mir halten. Keine Fragen, keine Antworten. Keine weiteren Küsse. Ich wusste nicht wie lange wir schon gefahren waren, bis Luca eine Ausfahrt nahm. Aber es wurde schon dunkel. Die ganze Zeit, kein Wort, kein Mucks. Ich hatte Glück, dass er wenigstens das Radio angemacht hatte. In der kleinen Stadt fanden wir schnell ein Motel. Luca parkte allerdings nicht auf dem großen Parkplatz vor dem Motel, sondern fuhr um das Motel herum und parkte hinten. Ich wollte gerade aussteigen, als Luca die Verriegelung betätigte. „Drei Worte. Bleib bei mir.“ „Was anderes hatte ich nicht vor.“ Er sah mich an, sah mir in die Augen. „Ich will nur sagen, dass du bei mir bleiben sollst. Dieses Motel ist nicht gerade eins der netten Sorte.“ „Ich werde schon an deiner Seite bleiben.“ Er sah mich noch mal an und entriegelte dann das Auto. Ihm zuliebe blieb ich solange im Auto sitzen, bis Luca unsere Taschen aus dem Kofferraum geholt hatte und zu mir gekommen war. Er schloss das Auto ab und ich blieb, wie versprochen, an seiner Seite. Zusammen gingen wir auf einen Eingang zu, der nur leicht beleuchtet war. Erst als wir näher an den Eingang kamen, sah ich, dass dort ein Mann stand. Er hatte eine Flasche Bier in der Hand und sah uns an. Luca ging einfach an ihm vorbei und ich wollte ihm nach, aber plötzlich packte mich jemand und zog mich zurück. „Hey Süße.“ Ich wurde gegen die Wand gedrückt und ein ekelhafter Alkoholgeruch kam mir entgegen. „Lust auf etwas Spaß?“ „Lassen Sie mich los“, rief ich und drückte gegen die Brust des Typen. Er packte meine Hände und drückte fest zu. Ich schrie auf,wollte mein Bein hoch ziehen und es ihm zwischen die Beine rammen, aber er schob mir schon sein Bein zwischen meine. „Ich hab Lust auf ein bisschen Spaß“, hauchte er mir ins Ohr. Ich schloss die Augen, versuchte mich zu wehren. Aber dann war es plötzlich vorbei. Ich machte meine Augen auf und sah, wie Luca vor mir stand , schnaufend und die Faust geballt. „Fass sie noch einmal an und ich schwöre dir, danach tut dir nicht nur der Kiefer weh“, schnauzte er den Mann an, der jetzt vor uns auf dem Boden lag und sich leicht krümmte. Ich konnte Luca nur anstarren. „Sie gehört zu mir, verstanden? Das kannst du auch all deinen Notgeilen Kumpel hier sagen.“ Damit packte er mich am Handgelenk und zog mich mit ins Motel. Ich war sprachlos und konnte einfach nur hinter ihm her stolpern. Er zog mich weiter bis zur Rezeption, ließ mich aber nicht los. Unbewusst ließ ich meine Hand in seine gleiten und hielt ihn dann auch fest. Luca drückte meine Hand und bezahlte dann unser Zimmer, erstmal für zwei Nächte. Der Mann an der Rezeption fragte nicht nach oder schaute komisch, warum wir bar bezahlten oder sonst etwas, das war hier üblich. Es dauerte auch nicht lange, bis wir unser Zimmer fanden. Es war nicht groß, aber für uns würde es reichen. Es hatte ein großes Bett, ein Sofa, einen Fernseher und einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen. Das reichte definitiv. Ich meine, wir wollten hier ja nicht einziehen oder sowas. Luca schmiss unsere Taschen in eine Ecke und checkte sofort das Fenster. Ich verschloss die Türe dreifach. Als er das Fenster inspiziert hatte, drehte er sich zu mir um und musterte mich von oben bis unten. Und dann sagte er etwas, was ich nicht erwartet hatte. „Geht es dir gut?“ Ich blinzelte. „Ja“, nickte ich. „Er … er hat mich nur festgehalten, du kamst, bevor er mir was tun konnte.“ „Gut.“   Die Nacht verbrachten wir dann wieder stumm. Auch den Tag verbrachten wir auf dem Zimmer. Die Nacht über hatte ich alleine in dem großen Bett geschlafen, was Luca in der Zeit gemacht hatte, wusste ich nicht. Wir sprachen wie gesagt nicht viel. Außer wenn es ums Essen ging. Luca vermied es mich anzusehen, mit mir zu sprechen oder generell zu nah bei mir zu sein. Er war immer weit von mir entfernt, aber am meisten stand er einfach nur am Fenster, rauchte und schaute hinaus. Auch im Fernseher lief nichts gutes. Klar liefen Serien, die lustig waren, Filme, die mich für einen Moment unterhielten, aber eigentlich war das doch sehr langweilig und vor allem deprimierend. Entweder liefen Komödien, die einfach nur absurd waren, Horrorfilme oder eben Liebesfilme. Und die waren einfach am Schlimmsten. Zu sehen, wie die zwei Protagonisten sich stritten, am Ende aber dann doch ihr Happy End bekamen. Und ich saß hier mit einem Mann fest, von dem ich nichts wusste, aber gerne mehr erfahren würde und klammerte mich an kleine Fetzen. An diesen Kuss und an Worte die er gesagt hatte. Ich werde sie mit meinem Leben beschützen. Sie gehört zu mir. Fass sie nicht an. Es waren bedeutungslose Floskeln, aber sie bedeuteten mir etwas. Was eigentlich lächerlich war. Was kannte ich schon von Luca? Ich wusste nichts über ihn und doch war es so, dass ich mich bei ihm sicher fühlte, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte … was wohl mit seinem Aussehen zutun hatte. Aber ich wollte ihn doch kennenlernen, ich wollte das alles so gerne. Ich zappte weiter durch die ganzen Fernsehersender und blieb einfach an irgendeinem stehen, wo gerade irgendein Film lief. Im nächsten Moment ging die Türe auf und Luca kam mit unserem Essen rein. Er gab mir die Tüte und ich packte schnell das duftende Essen aus. Gebratene Nudeln. Lecker. Luca setzte sich neben mich und nahm seine Portion an. „Und jetzt die Nachrichten“, sagte ein Sprecher im Fernseher und die typische Musik erklang. Es wurden Nachrichten herunter gerattert, denen ich allerdings nicht wirklich zu hörte. Doch dann blendeten sie ein Bild ein und ich verschluckte mich fast an meinen Nudeln. Luca schnappte sich die Fernbedienung und machte etwas lauter. „Die Polizei sucht seit einigen Tagen den Schwerverbrecher, den Sie hier auf dem Fahndungsfoto sehen.“ Und das war kein geringeres als ein Foto von Luca. „Er soll die 19 Jahre junge Akara Charlie O´Niel entführt haben“ Sie zeigten nun ein Bild von mir. „... und sei jetzt auf der Flucht, also bitten ...“ Sofort nahm ich mir die Fernbedienung und schaltete den Mist aus. „Was fällt denen ein? Das kann doch nicht sein“, regte ich mich auf und lief vor dem Fernseher auf und ab. „Wer segnet so einen Mist ab? Du arbeitest doch oft mit der Polizei zusammen, wie können die denn einfach so behaupten, du hättest mich entführt?“ „Wir müssen hier weg“, meinte Luca und stand auf. Ich sah ihn einfach an. Ich wusste, dass es sein Job war, ruhig zu bleiben, aber wie konnte er einfach so reagieren? Machte ihm das nichts aus? „Akara!“ Ich blinzelte, nickte aber. Schnell packten wir alles zusammen und verließen das Zimmer. „Da sind sie“, hörte ich jemanden. Der Mann von der Rezeption stand im Gang und zeigte auf uns … neben ihm: zwei Männer, gekleidet in schwarz. „Scheiße“, fluchte Luca, packte mich an der Hand und zog mich mit. Die Typen luden ihre Waffen und schossen. Die ersten Kugeln verfehlten uns, aber dann ging alles so schnell. Luca stolperte, ließ mich los und fiel zu Boden. „Luca!“, schrie ich, drehte mich um und sah nur noch Blut. Es floss nur so aus ihm. Nein, nein, das konnte nicht sein. Ein weiterer Schuss ertönte und dann war alles um mich herum Schwarz. „NEIN!“, schrie ich und saß schweißnass auf dem Sofa. Panisch sah ich mich um, keuchte und merkte jetzt erst, dass ich mich ins Sofa krallte. „Hey, alles okay?“ Luca kam zu mir, setzte sich aufs Sofa und fasste mich an den Schultern an. „Du lebst“, hauchte ich, löste mich von dem Sofa und legte meine Hände an seine Wangen. Er war warm und lebte. Da war kein Blut, keine Kugeln. „Es war nur ein Traum, alles ist gut.“ Sanft strich er mir über die Wange. „Beruhig dich, es ist alles gut.“ Ich nickte und lehnte mich an seine Schulter. Ein Traum, ein blöder Traum. Luca umarmte mich und drückte mich fest an sich. „Ich geh dir was zu trinken holen.“ sanft löste er sich von mir und holte die Wasserflasche vom Tisch, dann holte er mir einen Lappen und wischte den Schweiß von meiner Stirn. Nachdem ich etwas getrunken hatte, stand ich auf und lief ein paar Runden im Zimmer herum. Sowas wollte ich nicht noch einmal träumen. Es hatte sich so real angefühlt, es hatte so perfekt gepasst und es war einfach meine größte Angst. Ich wollte einfach nicht, dass Luca starb. Das durfte ich nicht zulassen. Aber danach ging es mir schon etwas besser. Ich hatte mich beruhigt, mein Atem ging wieder normal und ich war mir wieder bewusst, dass es nur ein makaberer Traum gewesen war. „Hast du Hunger? Soll ich was holen gehen?“, fragte er und sah mich an. Ich nickte nur und sah aus dem Fenster. Es war schon dunkel. „Ich werde nur schnell um die Ecke, was holen gehen, okay?“ Wieder nickte ich und ließ ihn gehen. Aber ich musste mir etwas überlegen. Wenn er gleich wieder da war, musste ich ihn zum Reden bringen. Ich konnte nicht noch länger hier sitzen und nichts sagen. Verdammt, dieser Traum hatte mir gezeigt, dass ich ihn verlieren konnte … ihn auf so grausame Weise verlieren konnte. Das wollte ich nicht … noch nicht. Also lief ich wieder im Zimmer herum und sah mich um. Ohne einen Grund sah ich in den kleinen Schrank, auf dem der Fernseher stand … und fand ein Kartenspiel. Oh ja, das war es, was ich jetzt brauchte. Etwas zu Essen und ein Kartenspiel. Das war perfekt. Es dauerte nicht lange, da war Luca wieder da. Aber er hatte keine Nudeln dabei, wie in meinem Traum, nein, er hatte Pommes und Gyros dabei und sogar eine Tüte Chips und … Eis! „Ich dachte, das könntest du gebrauchen“, meinte er und stellte alles auf den Tisch. „Oh ja“, lächelte ich und setzte mich. „Was ist das denn?“ Er zeigte auf das Kartenspiel und nahm sich seine Portion. „Ein Spiel das wir gleich spielen werden.“ Luca zog eine Augenbraue hoch und sah mich skeptisch an. Und so kam es dann auch. Ich packte die Verpackung von dem Essen weg, natürlich nachdem wir aufgegessen hatten, und mischte die Karten. „Und was für ein Spiel spielen wir?“, fragte Luca. „Ein Frage-Antwort-Spiel.“ Ich teilte die Karten auf und legte die Stapel vor uns, einen vor Luca, einen vor mich. „Wer die höchste Zahl hat, darf eine Frage stellen.“ „Fragen?“ „Ja, wenn ich dich was frage, dann musst du antworten, einverstanden?“ Er sah mich erst an, sagte nichts. „Komm schon.“ „Ja, okay.“ Ich lächelte und legte meine Hand auf meinen Stapel. Luca tat es mir nach und zusammen drehten wir um. Er hatte einen Buben und ich ein Ass. „Das Ass ist höher“, grinste ich. „Frag deine Frage.“ „Wie alt bist du?“ „Wirklich?“ „Ich stelle die Frage“, meinte ich und hob einen Zeigefinger. „Also, wie alt?“ „29.“ Wir drehten die nächsten Karten um. Wieder hatte ich die höhere Zahl. „Hast du Familie?“ „Die hat doch jeder.“ „Ich meine, ob sie noch am leben sind. Außerdem kann man doch auch eine Weise sein.“ „Ja.“ Ich funkelte Luca an, aber vielleicht brauchte er noch etwas zeit, um richtig warm zu werden. Die nächste Runde gewann er. „Was soll das ganze?“ „An so Fragen hatte ich jetzt nicht gedacht.“ „Akara, bitte. Was soll das?“ Ich zuckte die Schultern. Ich will dich kennenlernen, verdammt. „Mir ist langweilig.“ „Was bist du, ein Kind?“ wieder hob ich den Finger. „Nur eine Frage“, lächelte ich und legte wieder meine Hand auf meinen Stapel. Luca sah zu meiner Hand und dann in mein Gesicht … und da war es. Ein Lächeln. Er lächelte wirklich. „Du bist bescheuert.“ „Ja, ich weiß. Los umdrehen!“ Ich gewann. „Hast du Geschwister?“ „Ja.“ Ich verzog mürrisch das Gesicht, was Luca zum lachen brachte. Er wusste genau, dass er mich mit so kurzen Antworten ärgerte. Und so ging es immer weiter. Ich konnte meine ganzen Fragen stellen und Luca beantwortete sie auch. Und ich musste sagen, es war sehr lustig. Ich fand heraus, dass sein Vater Elektriker und seine Mutter Schneiderin gewesen war, fand heraus, dass er früher Fußball und Tennis gespielt hatte, dass er seine aller erste Freundin im Kindergarten gehabt hatte, dass er auf der Weiterführenden Schule der Kapitän der Fußballmannschaft gewesen war. Luca hatte am Anfang nur so kleine Fragen gestellt, die ich nur mit Ja oder Nein beantworten konnte, wie: Magst du Eis, Magst du Bücher, ließt du viel. Er fragte mich, nach meinen Hobbys, fragte mich nach meinem Cheerleaden, nach meinen Jobs. Ich wusste, dass er nicht so wirklich wusste, was er hier tat, aber allein die Tatsache, dass er das alles hier zu ließ, machte mich mehr als glücklich. „Warst du schon immer ein Bodyguard?“, fragte ich und löffelte etwas Eis aus der Schale. Luca antwortete erst nicht. „Nein.“ „Warum?“ „Das ist egal.“ „Was hast du denn davor gemacht?“ Wieder brauchte er eine Zeit, bis er antwortete. Die Karten brauchten wir jetzt nicht mehr. „Ich war Polizist.“ Ich legte das Eis beiseite und sah auf den Tisch. Mir kam sofort die Szene von gestern in den Sinn, als wir Jason getroffen hatten. Luca hatte etwas merkwürdiges gesagt, etwas wegen seiner Identität. Wenn er bei der Polizei gewesen war, dann wussten sie alles über ihn. „Warum bist du keiner mehr?“ „Das ist egal.“ „Glaube ich nicht, wenn du damit abgeschlossen hättest, wärst du der Polizei fern geblieben, aber du arbeitest immer noch mit ihnen zusammen.“ „Schluss mit den Fragen.“ Er stand auf und drehte mir den Rücken zu. Sofort stand ich auch auf und nahm seine Hand in meine. „Hast du jemanden verloren?“, platzte es aus mir heraus. „War es deine Schuld?“ „Ich will keine Fragen mehr beantworten.“ „Aber da gibt es etwas, was passiert ist, denn sonst würdest du nicht so sein. Ich kann einfach nicht verstehen, warum du so bist.“ Er drehte sich zu mir um. „Wie ich wie bin?“ „So kalt und unnahbar. Klar, sollst du keine Bindung zu deinen Klienten aufbauen, aber verdammt, Jack, gar nicht mit ihnen zu reden ist auch keine Lösung. Du bist für meine Sicherheit zuständig, aber das heißt doch nicht, dass du mich hier anschweigen sollst. Wie soll ich mich denn beruhigen, wenn selbst der Mann, der mich beschützen soll, nicht mit mir redet. Wie soll ich denn da vertrauen aufbauen, wenn ich den Mann gar nicht kenne?“ Luca entriss mir seine Hand und drückte mich plötzlich nach hinten, bis an die Wand. „Ich soll dich beschützen, mehr muss ich nicht tun, verstanden? Wenn es hierbei darum geht eine Beziehung aufzubauen, hast du keine Ahnung, was dieser Job bedeutet. Ich bin nicht dafür da, um Händchen zu halten und allen zu sagen, dass alles in Ordnung ist. Ich bin dafür da, Killer oder Verbrecher auf zuhalten oder sie notfalls zu töten“, sagte er mit kalter Stimme und stemmte seine Hände neben meinen Kopf. Aber wenn er meinte, ich habe jetzt Angst vor ihm, hatte er sich geschnitten. „Du bist aber auch nicht glücklich damit“, motzte ich ihn jetzt sauer an. „Du bist doch auch alleine, was soll das denn? Tut ein bisschen Reden so weh? Oder könnte es deinem Image als knallharten Mann ruinieren, wenn du nur ein bisschen nett bist?“ Wir starrten uns an, beide sauer, beide in Rage geredet. Nur nebenbei spürte ich seinen Atem auf meiner Haut, die Wärme, die er ausstrahlte, seinen exotischen Duft, denn eigentlich war ich gerade sauer auf ihn. Und er war es ja auch auf mich, ich löcherte ihn mit Fragen, obwohl es von Anfang an klar war, dass er keine Bindung einging. Und dann warf ich ihm auch noch vor kalt und unnahbar zusein, obwohl er mich gestern vor diesem Mann vor dem Motel gerettet hatte. „Es würde dich nicht umbringen“, murmelte ich. „Doch, das würde es“, hauchte er und dann geschah es. Er küsste mich wieder, aber diesmal war es nicht so ein Schock, diesmal erwiderte ich ihn sofort. Ich krallte mich in seine unverletzte Schulter und fuhr mit einer Hand in seine Haare. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, wilder. Luca trat näher an mich ran, löste jetzt endlich seine Hände von der Wand und zog mich näher an sich. Eine Hand verschwand unter meinem Shirt und legte sich auf mein Steißbein. Unsere Zungen fochten einen Kampf aus, meine Hände machten sich selbstständig und fuhren zu dem Saum von Lucas Shirt. Er war allerdings schneller, packte den Saum meines T-Shirts und zog es mir schnell über den Kopf. Ich tat es ihm nach und warf das blöde Shirt einfach auf den Boden. Sofort küssten wir uns wieder und ich drückte Luca zurück in Richtung Bett. Mein Verstand war abgeschaltet, das einzige was mir durch den Kopf ging, war Luca. Er ließ zu, dass ich ihn weiter drückte und blieb kurz vor dem Bett stehen. Er packte meine Hüfte und küsste mich wilder. Ich ging natürlich darauf ein und ließ meine Hände über seine Brust wandern. Seine Haut war so unglaublich warm und er roch so unglaublich gut und diese Küsse erst. Wieder lösten wir uns und für einen kurzen Augenblick sahen wir uns in die Augen. Ich musste jetzt fragen, ich musste fragen, bevor das hier jetzt passierte. „Bist du mit Beth zusammen?“, hauchte ich und sah in das helle grau seiner Augen. „Was?“ Ich wollte noch mal nachfragen, es irgendwie anders formulieren, aber da brach die Hölle los. Draußen ertönten Schreie und vor allem Schüsse. „Bitte, hören Sie auf. Sie sind in Zimmer 39“, hörten wir einen Mann schreien. Das war die Stimme des Mannes an der Rezeption. Und war 39 nicht unser Zimmer? Luca schnappte sich mein Shirt und gab es mir. „Zieh dich an und pack die Sachen zusammen“, befahl er und holte aus seinem Hosenbund seine Pistole. Mit gezielten Schritten ging er auf die Türe zu und öffnete sie langsam. „Akara!“ Ich schreckte zusammen und zog schnell mein Shirt an, dann sammelte ich ein paar Sachen zusammen und packte alles in die Tasche. „Steig aus dem Fenster und lauf zum Auto“, meinte Luca und warf mir kurzerhand den Autoschlüssel zu. „Wenn ich in fünf Minuten nicht da bin, fährst du alleine. Fahr einfach rum, bleib nicht stehen.“ „Aber ...“ „Kein Aber. Los!“ Damit verschwand er aus dem Zimmer und schon hörte ich Schüsse. „Luca!“ Zwei Schritte machte ich auf die Türe zu, aber dann hallte wieder sein Befehl in meinen Ohren wieder. Ich musste das tun, was er gesagt hatte. Mit schnellen Griffen hatte ich meine Chucks an und schulterte unsere Taschen. Das Fenster war auch schnell offen und daraus zu klettern war ein Klacks, da wir im Erdgeschoss waren. Ohne einen Blick zurück lief ich um das Gebäude nach hinten, wo das Auto stand. Ich sah mich die ganze Zeit um, aber hier war niemand. Das war wohl Lucas Werk, er hatte jetzt jede Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, damit ich verschwinden konnte. Nur das dumme war, dass ich ihn bei mir haben wollte … ich wollte nicht alleine verschwinden. Plötzlich ertönte ein Schuss und ich stolperte nach vorne. Die Taschen fielen zu Boden und ich konnte mich gerade noch so auf den Beinen halten. Der Schuss hätte mich beinahe getroffen, allerdings hatten mich die Riemen der Taschen gerettet, doch jetzt waren diese kaputt. Mit einem kurzen Schulterblick sah ich, wie ein großgewachsener Mann auf mich zu kam, den Lauf der Pistole auf mich gerichtet. Schnell schnappte ich mir die Taschen und lief los. „Wegrennen ist zwecklos. Ein Schuss ins Bein und du kannst nicht mehr laufen“, verspottete er mich. „Dafür musst du erst einmal treffen“, rief ich. Was wohl nicht mein klügster Schachzug gewesen war, denn jetzt war er wirklich sauer. Denn er schoss jetzt einfach drauf los. Die Kugeln schossen an mir vorbei, versenkten sich im Boden, da wo gerade noch mein Fuß gewesen war. Aber zum Glück traf er mich nicht. Doch die nächste Kugel raste nur so an meinem Arm vorbei und verpasste mir einen Streifschuss. Der Schmerz kam sofort, aber ich biss die Zähne zusammen und lief weiter. Ich konnte schon das Auto sehen, aber mit dem Typen im Nacken würde ich es wohl nicht so leicht schaffen. Der Mann schoss einfach weiter, lief mir dabei aber nach. Und genau das rettete mir das leben. denn dadurch konnte er die Pistole nicht gerade halten, geschweige denn richtig zielen. Deshalb verfehlten die Kugeln mich, aber je länger er einfach wild herum schoss, kamen die Kugeln immer näher. Er hatte mich jetzt auch noch am Oberschenkel getroffen. Aber ich hatte noch mehr Glück, denn das Magazin war leer. Kurz sah ich über die Schulter und sah, wie er das leere Magazin einfach nur weg warf und das nächste einspannte. Er fackelte auch nicht lange und schoss auch schon los. Schnell drehte ich mich um, die Kugel raste an meinem Gesicht vorbei und dann kam der Schmerz. Ich taumelte und bleib stehen. „Steig ins Auto!" Sofort sah ich wieder auf. Luca stand hinter mir, die Pistole auf den Mann gerichtet. „ Ich lass sie nicht hier weg, mein Boss will sie haben", meinte der Typ und schoss. Aber leider an Luca vorbei. "Tja dann hat dein Boss die Rechnung ohne mich gemacht, denn ich werde dafür sorgen das du sie mit deinen dreckigen Fingern nie anfassen wirst." Der Typ grinste. „Dann wird es mir eine ehre sein den großen Jack zu töten." "Geh", sagte Luca wieder zu mir und verlangte von mir zu gehorchen. Ich konnte nichts andres tun als die Taschen zu nehmen und weiter zum Auto zu laufen. Ich hörte weitere Schüsse, blendete sie aber aus machte das Auto auf und kletterte hinters Steuer. Der Motor heulte auf, aber ich stockte für einen Moment. Ich konnte ihn nicht alleine lassen. Und doch musste ich. Ich legte den Gang ein drückte aufs Gas und dann sah ich es durch den Rückspiegel. Luca schoss, aber keine Kugel kam. Mit Schreck wurde mir bewusst, das die neuen Magazine hier im Auto waren. Luca schmiss die Pistole auf den Typen und lief dann auf ihn zu. Mehr bekam ich nicht mehr mit, da ich schon auf die Straße rollte. Ich wollte eigentlich wieder umdrehen und Luca helfen, aber das war nicht sein Befehl gewesen. Ich sollte fahren und nicht stehen bleiben. Immer in Bewegung. Also fuhr ich zur Autobahn und trat dann aufs Gas. Bitte, bitte lasst ihn das überstehen und zu mir zurück kommen. Meine Hände zitterten leicht, ich hob sie an meine Lippen und strich darüber. Ich musste ihn wiedersehen.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)