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Another Story

von

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Neue Gegner

Das hier ist der erste Fan-Fic, den ich allein geschrieben hab *ganz stolz auf mich sei*. Angefangen hab ich glaub irgendwann vor ungefähr vor drei Jahren damit und zum jetzigen Zeitpunkt ist es auch noch lange nicht fertig. Bis jetzt besteht die Story aus diesem Prolog und zwei weiteren Teilen, der dritte ist noch nicht fertig, habe ihn aber trotzdem schonmal hier reingestellt.

Die Story spielt so etwa kurz nach Galaxia, also im Anschluss an die Serie, daher sind Haruka und Michiru grade 18 Jahre alt, wenn ich mich nicht verrechnet hab, und somit im letzten Schuljahr.
 

Wenn ich mir manche Stellen nochmal so durchlese, denk ich, mein Gott, wie konntest du sowas nur schreiben... und dann würde ich am liebsten was ganz anderes hinschreiben ... bisher hab ich mich aber dazu entschlossen es so zu lassen, wie es ist^^ (auch aus Faulheit *g*)
 

Ich möchte hier auch auf die fanfics einer Freundin (hier unter dem nick LillyAngel zu finden) von mir verweisen, da in ihrer und meiner story Charaktere vorkommen, die wir teilweise zusammen entwickelt haben (einer ist sogar ganz von ihr), daher kommen diese in beiden fanfics vor, also nicht wundern!

In ihrem Vorwort ist auch erklärt, wie das mit Saijuro zustande kam und auch eine kurze Bemerkung zu den anderen eigenen Charakteren.

Ihre Fanfics müsst ihr echt mal lesen, die sind wirklich gut!! (und dazu viel besser als meine *seufz*)
 

Über Kommentare würde ich mich natürlich sehr freuen, das gibt mir dann vielleicht auch mal wieder den Ansporn weiterzuschreiben ^^;;

So, dann wünsch ich noch viel Spaß beim Lesen... !
 

Prologue: Neue Gegner
 

Von weitem hörte man den Klang einer Geige. Ein Stück, so sanft wie das Schlagen von Wellen.

Haruka saß auf der Zuschauerbank und warf die Zitrone, die sie in der Hand hatte, in die Luft und fing sie wieder auf. Gerade als Michiru aufhörte zu spielen, kamen ihr einige Sequenzen aus ihrer Vision wieder ins Gedächtnis. Es würde etwas passieren. Bald.

Haruka stand auf und wandte sich an Michiru.

"Michiru ... ich habe ein schlechtes Gefühl ... ein sehr schlechtes ...". Als Haruka das sagte, zerquetschte sie die Zitrone in ihrer Hand. Michiru sah sie verwundert an.

"Hattest du eine Vision?"

"Ja. Du doch auch, nicht wahr?"

"Ja, vor kurzem bin ich mitten in der Nacht aufgewacht. Ich hatte einen

schrecklichen Alptraum. Haruka, uns steht eine schwere Prüfung bevor. Unser Leben wird sich vollkommen verändern. Sehr bald sogar. Ich spüre es deutlich. Wir müssen unbedingt zusammenhalten, Haruka ...". Haruka schaute sie verträumt und doch sehr entschlossen an.

"Wir werden zusammenhalten, Michiru ... ".

Mit diesen Worten zog sie Michiru an sich. Sie senkte den Kopf und küsste Michiru zärtlich. Es war ein sehr langer und inniger Kuss. Eine ganze Weile standen sie nur so da. Dann zog ein Gewitter auf. Nicht weit entfernt ereignete sich ein harter Kampf. Das Sailor-Team war machtlos. Sie mussten kampflos zusehen, wie Sailor Moon, ihre Anführerin und Prinzessin, vom Feind entführt wurde. Uranus und Neptun kamen viel zu spät. Sie konnten nichts mehr tun. Niedergeschlagen machten sie sich auf den Rückweg.

Haruka stand am Fenster und schaute nach draußen. Es regnete.

'Eine wunderbare Melancholie breitet sich aus wenn es regnet. Alles ist still. Es ist angenehm und hilft einem, neue Kraft zu schöpfen. Ich liebe diese Stille. Alles kommt zur Ruhe. Man hört nur das leise Plätschern des Regens und den Wind der durch die Straßen fegt, die Autos, die noch unterwegs sind und sogar einige Menschen ... ich blicke hoffnungsvoll in die Zukunft. Auch wenn wir heute verloren haben ... unsere Chance wird kommen ... ganz bestimmt.'

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und zog einen ihrer Mathematikwälzer hervor.

"Wenn doch nur alles so einfach und logisch wäre wie Mathe", seufzte sie vor sich hin. 'Morgen werde ich mich an dieser Schule anmelden, dann hab' ich wieder was anständiges zu tun und hocke nicht nur gelangweilt zu Hause herum. Es wird sowieso Zeit, dass ich wieder unter die Leute komme. Ich werde mir wohl mal wieder einen kleinen Spaß erlauben und mich als Junge anmelden. Mal sehn ... wäre schön wenn Michiru sich auch anmelden würde ... dann hätten wir die Heimlichtuerei los ... ach was ... ich weiß nicht so recht ...'. Dann vertiefte sie sich in ihr Buch. An diesem Abend ging sie sehr früh schlafen. Früher als gewöhnlich. Sie war sehr müde und schlief sofort ein.
 


 

© by Tami (kimiko02) 2000

Part 1: Neue Freunde

So, hier nun der erste Teil meiner Story, der direkt an den Prolog anschließt.

Ich hoffe es gefällt euch, Haruka ist in dieser Geschichte nämlich vom Charakter her irgendwie ein bissel anders geraten wie sonst, ich hoffe andere Haruka-Fans verzeihen mir das ^^;;

Es kommen hier auch zum ersten Mal eigene Charaktere vor, bzw. die meisten der Charaktere hab ich wie schon gesagt zusammen mit einer Freundin erfunden.
 

Die Charaktere selbst stelle ich aber am besten erst am Anfang des nächsten Teils vor, will ja nicht gleich alles vorwegnehmen^^

Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass es hier mit der homo- und heterosexuellen Liebe ein bissel durcheinander geht *gg* Aber wen das nicht stört, kann ja ruhig mal anfangen zu lesen^^ Über Kommentare würde ich mich natürlich auch diesmal sehr freuen!

Also dann will ich euch nicht weiter mit meinem Geschwalle aufhalten, noch viel Spaß beim Lesen!
 

"..." wörtliche Rede

,...' Gedanken

,S' Schweißtropfen (eigentlich ist das in der Schriftart Windings, da kommt dann auch so ein richtiger Tropfen, aber hier kann man wohl nur diese Schriftart benutzen ...)
 


 

Part 1: Neue Freunde
 

Am nächsten Tag machte sie sich auf den Weg zu dieser Schule. Es war Spätnachmittag.

'Die Schule dürfte grade aus sein, das ist gut', dachte sie sich. Nachdem sie das Gebäude betreten hatte, suchte sie das Sekretariat. Sie klopfte an.

"Herein", hörte sie eine Stimme von drinnen. Daraufhin öffnete sie die Tür und trat ein.

"Guten Tag, ich möchte mich hier anmelden.", erklärte Haruka.

"Wieso kommen sie mitten im Schuljahr und nicht zu Beginn oder zum Halbjahr?", wollte die Sekretärin wissen.

"Tja, wissen Sie, ich bin erst vor kurzem umgezogen ...", antwortete Haruka verlegen.

"Ach so ...", meinte die andere lächelnd. "Dann zeigen Sie mir mal ihre Papiere ...", fuhr sie fort. Haruka überreichte ihr einen Stapel Papier.

"Hier, bitte sehr." Die Sekretärin sah Haruka verdutzt an. Dann fing sie an zu tippen und gab Haruka ein Formular, das sie ausfüllen musste. Als sie alles abgetippt hatte, wandte sich die Sekretärin noch mal an Haruka:

"Im Geschäft um die Ecke können Sie sich eine Schuluniform kaufen. Der Unterricht beginnt um halb neun, Unterrichtsende ist um halb vier. Sie sind in Klasse 2e, Zimmer 39. Alles weitere wird Ihnen Ihr Klassenlehrer Itoh-san sagen."

"Vielen Dank. Auf Wiedersehen.", verabschiedete sich Haruka.

"Auf Wiedersehen.", antwortete die Sekretärin. Haruka schloss die Tür hinter sich.

"So, das wäre erledigt.", sagte sie sich. Dann ging sie zu dem Laden um die Ecke, um sich eine Schuluniform zu kaufen.

"Guten Tag, ich würde gerne eine Schuluniform kaufen. Ich habe Größe L."

"Kommen Sie, hier hinten haben wir noch welche." Sie steuerte zielstrebig die Ecke mit den Jungenuniformen an. Haruka grinste. "Da wären wir". Sie gab Haruka eine der Uniformen. "Da hinten sind die Umkleidekabinen." Haruka probierte also ihre neue Schuluniform an. Sie war zwar nicht so schön wie die von der Infinity, aber sie gefiel Haruka trotzdem recht gut.

"Perfekt ...", sagte sie, "... die nehm' ich." Sie trat noch kurz aus der

Umkleidekabine hervor. Die Vekäuferin lächelte.

"Steht ihnen wirklich ausgezeichnet."

"Danke sehr.", antwortete Haruka ein wenig verlegen. Die Uniform war marineblau, unter dem Jacket trug sie ein weißes Hemd und dazu eine gestreifte Krawatte. Bei den Schuhen nahm Haruka sich vor, die alten anzuziehen, die sie schon immer sehr bequem fand. Nachdem sie sich wieder umgezogen hatte, ging sie zur Kasse, bezahlte und verabschiedete sich dann. Frohen Mutes und mit ihrer neuen Schuluniform unterm Arm ging sie nach Hause. Auf dem Weg traf sie Michiru.

"Oh, hallo Michiru ...". Haruka war geplättet. Sie hatte mit allem gerechnet, aber dass sie Michiru treffen könnte, daran hatte sie nicht gedacht.

"Oh, hallo Haruka!", antwortete Michiru gutgelaunt.

"W..wo k..kommst d..du denn her?", stotterte Haruka.

"Hab' mich grade an einer Schule angemeldet und mir eine Schuluniform besorgt.", antwortete Michiru lächelnd. "Und du?", fragte sie Haruka.

"So was ...", antwortete diese, "... genau dasselbe habe ich auch gerade gemacht."

"Echt? Ist ja super." Michiru schaute hastig auf die Uhr. "Tut mir echt leid Haruka, aber ich hab' jetzt keine Zeit mit dir zu plaudern, ich muss zum Geigenunterricht. Also dann, ciao." Sie küsste Haruka noch kurz zum Abschied, dann verschwand sie wieder so schnell wie sie gekommen war. Haruka war ganz perplex. Sie stand mit ihrer neuen Uniform unterm Arm mitten auf der Straße, wie bestellt und nicht abgeholt. Nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte, setzte sie ihren Weg fort. Bei ihr zu Hause war es wie immer totenstill.

"Hach, es ist langweilig so allein in so einer großen Wohnung ...", seufzte sie dann. Es war spät geworden, sie aß noch zu Abend (eines ihrer Fertiggerichte natürlich ...) und ging dann ins Bett. Schließlich wollte sie am nächsten Tag ausgeschlafen sein. Sie stellte sich den Wecker.

Er klingelte am nächsten morgen viel zu früh. Sie war noch hundemüde.

'Na, was soll's', dachte sie, stand auf und frühstückte. Aus Gewohnheit viel zu lange. Als sie auf die Uhr sah, war es kurz nach acht.

"Mist. Ich muss mich beeilen, schließlich will ich nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen. Was macht denn das für einen Eindruck?!", sagte sie sich. In Windeseile zog sie ihre Uniform an, fuhr sich noch kurz durch die Haare, schnappte ihre am Abend zuvor gepackte Schultasche und düste los.

Nachdem sie das Schultor hinter sich gelassen hatte, knallte sie frontal auf einen der Schüler, der es auch recht eilig zu haben schien. Der Stoß riss ihm seine Schultasche aus der Hand, er selbst konnte sich gerade noch aufrecht halten, aber der Inhalt seiner Schultasche ergoss sich größtenteils auf den Boden. Haruka war das Ganze total peinlich.

"Ähm ... das tut mir wirklich leid ... ich wollte nicht ... aber ich war so in Eile und habe nicht richtig auf den Weg geachtet ... und jetzt kommen wir beide zu spät ... echt sorry ...", stammelte Haruka, während sie ihm half, seine Sachen wieder einzupacken. Als sie eines seiner Bücher und mit diesem noch einen Stapel Papier aufhob und es ihm zurückgab, sah sie ihm für einen kurzen Moment direkt in die Augen. Ihr fiel auf, dass er wunderschöne tiefblaue Augen hatte.

Wie gebannt saß sie da, das Buch und den Stapel Papier in der Hand und schaute ihm unablässig in die Augen. In diesem Moment läutete die Schulglocke. Mit einem Ruck fuhr Haruka hoch und gab ihm schnell seine Sachen zurück, dann steuerten beide zügig den Haupteingang an.

"Weißt du wo das Zimmer 39 ist?", fragte sie ihn während sie die Treppen hochrannten.

"Komm mit, da muss ich auch hin", antwortete er.

"So was blödes ... heute scheint nicht mein Tag zu sein ... gleich am ersten Tag zu spät ...", murmelte sie vor sich hin.

"Bist du neu hier?", fragte er sie.

"Öh, ja, bin ich ...", stammlte Haruka.

"Da hast du aber Glück, der Lehrer ist noch nicht da.", sagte er, während sie die letzten Meter ins Klassenzimmer spurteten.

"Eigentlich wollte ich ja auf den Lehrer warten ...", sagte sie zu ihm, als sie an der Tür angekommen waren.

"Ach was, komm doch gleich mit rein!", ermunterte er sie.

"Aber ...", brachte Haruka noch hervor, aber zu ihrem Glück bog der Lehrer grade um die Ecke. Dieser Typ hatte sie doch tatsächlich am Arm geschnappt und wollte sie der Klasse präsentieren, aber durch das plötzliche Erscheinen des Lehrers hatte er seine Absicht geändert und sich schnell auf seinen Platz gesetzt.

Itoh-san wurde gleich auf Haruka aufmerksam, da er erst eben im Lehrerzimmer erfahren hatte, dass sie Zuwachs bekommen hatten.

"Du bist bestimmt der Neue, Tenoh Haruka, wenn ich mich nicht irre ...", sagte er schnell. Haruka nickte. "Ich bin dein Klassenlehrer Itoh, freut mich dich kennenzulernen." Haruka gab ihm die Hand.

"Ja, ich auch.", sagte sie und grinste verlegen.

'So eine bescheuerte Situation', dachte sie sich. Itoh-san rief die Klasse zur Ruhe und stellte dann Haruka vor.

"Das ist von nun an euer neuer Mitschüler ...".

"Hallo. Tenoh Haruka ist mein Name. Freut mich!", brachte Haruka mit einem

überlegenen Grinsen hervor. Alle starrten sie wie gebannt an. Wo er sich wohl hinsetzte und neben wen, fragten sich die meisten. Die Mädchen fingen schon an zu tuscheln. Lässig lief sie in Richtung des Jungen, den sie gerade kennengelernt hatte und da neben ihm ein Platz frei war, setzte sie sich zu ihm hin. Er hatte sie als einziger eher neugierig als misstrauisch angesehen.

"So, beginnen wir mit dem Unterricht ...", beendete der Lehrer das Getuschel.

Ganz in Gedanken versunken schaute Haruka zu ihrem Nebensitzer hinüber.

'Wie er wohl heißt ... was ist er wohl für ein Mensch? Ich würde ihn gerne kennenlernen ...', dachte sie sich. Inzwischen war noch jemand nicht ganz bei der Sache.

'Komisch. Als er mich vorhin so angesehen hat, habe ich irgendwas gespürt ... es war so anders als sonst ... seine Augen hatten so viel Tiefe. Ich frage mich, was passiert wäre, wenn es nicht geklingelt hätte ... ach was, schäm dich Saijuro, das kannst du dem armen Jungen doch nicht antun ... der versteht dich doch gar nicht ... argh ... ich hätte ihn wahrscheinlich geküsst ... ,S'... ich hoffe nur, dass es mich nicht schon wieder erwischt hat. Das ist wirklich blöd, ich verliebe mich dauernd in irgendwelche Jungs, ich käme wohl nicht mal auf die Idee ein Mädchen ... mann, der Kerl sieht aber einfach zu süss aus ... Haruka ... wirklich ein schöner Name ... ich sollte mich beherrschen. Am Ende tu' ich noch was unüberlegtes, was ich später bereue ...'.

In der nächsten Pause entschuldigte sich Haruka noch mal bei ihm wegen dem Zusammenstoß.

"Ähm ... das tut mir leid wegen vorhin ... ich meine ...".

"Ach was, schon okay ... hab's dir längst verziehn." Er schaute Haruka grinsend an.

,Wirklich süss ...', schoss es ihr durch den Kopf.

"Sag mal, wie heißt du eigentlich?" fragte sie ihn.

"Sukaru Saijuro.", antwortete er grinsend.

Kurz vor Beginn der zweiten Stunde stürmte ein grünhaariges Mädchen in die Klasse.

"Ist hier die 2e?" fragte sie völlig außer Atem.

"Ja, das ist die 2e.", antwortete Itoh-san gelassen, der gerade zur Tür

hereinkam. "Haben Sie verschlafen, Fräulein Kaioh?" fragte er sie mit gespielt enttäuschter Miene.

"Äh, es tut mir wirklich leid ..." stammelte sie.

"Darf ich euch noch einen Neuling vorstellen?"

"Hallo. Ich bin Michiru Kaioh." Sie grinste verlegen.

"Hey, Sukaru-kun, ist die nicht süss?", fragte Ikeda, der hinter Saijuro saß.

"Also ich weiß nicht ...", antwortete dieser, "... sie ist nicht mein Typ."

"Fragt sich nur, wer dann dein TYP ist ...", erwiderte Ikeda scheinheilig. Dann erblickte Michiru Haruka.

"Haruka ...!", entfuhr es ihr.

"Oh, Michiru, lange nicht gesehn ...", erwiderte diese ironisch. Dann ging Michiru schnurstracks auf Haruka zu und setzte sich neben sie.

"Schön dass du da bist ..." sagte Haruka in einem fast romantischen Tonfall.

,So ein Mist!', dachte sich Saijuro, ,der hat natürlich schon eine Freundin ... so was blödes!' Er war richtig eifersüchtig auf das "grünhaarige Monster" wie er Michiru gerade getauft hatte. Wieder hatte lautstarkes Getuschel begonnen.

"Ruhe!", rief Itoh-san seine Schüler zur Ordnung und begann mit dem Unterricht. Haruka unterhielt sich auffällig viel mit Michiru und Saijuro guckte in die Röhre.

"Das gibt's doch nicht ...", seufzte er vor sich hin. "Da kommt einmal ein wirklich süsser Junge in unsere Klasse, aber der hat natürlich schon eine Freundin ... bääh ... er scheint sich ja prima mit ihr zu verstehen ...", bemerkte er ziemlich ironisch.

Die Zeit verging, doch die Stunde schien kein Ende zu nehmen zu wollen, so kam es zumindest Saijuro vor. Dann klingelte es endlich zur großen Pause. Saijuro schnappte seine Jacke und sein Bento und stürmte nach draußen. Haruka und Michiru ließen sich Zeit, gemächlich gingen sie nach draußen. Als sie draußen waren, erblickte Michiru eine Schar von Mädchen, von denen sie einige kannte, die auf dem Schulhof herumstanden und sich lautstark unterhielten. Michiru stürmte sofort begeistert zu den anderen, Haruka ließ einen Stoßseufzer los, gesellte sich aber nicht zu den Mädchen. In einer Ecke am Rande des Schulhofs unter einem Baum saß Saijuro. Zielstrebig steuerte Haruka seine Richtung an.

"Hallo. Ist es nicht langweilig, ganz allein hier unter dem Baum?" fragte sie ihn.

"Ich bin ja nicht allein.", antwortete er ohne von seinem Buch aufzusehen. "Du bist ja jetzt bei mir."

"Was liest du denn da? Zeig mal her!" Er gab ihr das Buch. "Ah, Literatur." Sie klang nicht besonders begeistert. "Interessant. Oh, das ist wohl auch heute morgen runtergefallen. Es hat einiges abgekriegt." Sie schaute sich das Buch genauer an, drehte und wendete es, um es von allen Seiten zu betrachten.

"Ach was, ist nicht so schlimm. Dafür habe ich ja dich kennengelernt.",

antwortete er in aller Seelenruhe und grinste ziemlich breit. Haruka war total verdattert. Mit so einer Antwort hatte sie nicht gerechnet. Und dieses süsse Grinsen ... .

Sie setzte sich zu ihm, hielt seinem Blick aber unablässig stand. Sie wünschte sich irgendwie, er würde sie küssen, aber das war unmöglich, schließlich glaubte er ja, sie sei ein Junge. In diesem Moment verwünschte sie es, als Junge hergekommen zu sein. Michiru war ihr im Moment ziemlich egal, sie war ja in bester Gesellschaft. Sie vermisste sie ganz bestimmt nicht.

Doch das Wunder geschah. Seine Hand berührte sanft ihre Wange, kurz entschlossen zog er sie zu sich her und küsste sie. Es war ein langer, sehr zarter Kuss, Haruka wünschte sich, dieser Augenblick würde nie zu Ende gehen.

Dann war es vorbei, Saijuro lies sie los und drehte sich verlegen weg. Haruka war knallrot geworden, er hatte sie total überrumpelt.

"Was war denn das?", fragte sie ihn, war aber immer noch sehr verlegen.

"Es ... es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders ..." er sah sie

mitleiderregend an. ,Süss sieht er aus', dachte sie sich, als ihm seine Ponys ins Gesicht fielen.

"Ich muss dir etwas beichten, Haruka-kun.", sagte er in sehr ernstem Tonfall.

"Bitte lach mich nicht aus ... und vor allem ... es soll unter uns bleiben, verstanden?"

"Gut, worum geht es?"

"Naja, weißt du, mir rennen die Mädchen zwar scharenweise nach, aber ich hab trotzdem keine Freundin."

"Warum denn nicht?"

"Keine Ahnung, aber vielleicht liegt es daran, dass mir die Richtige einfach noch nicht begegnet ist." Er seufzte. "Aber wegen grade eben ..." er begann zu flüstern "... das bleibt unter uns klar?"

"Ja, gut, ich hab nicht vor, mich als alles mögliche bezeichnen zu lassen, oder deswegen Ärger mit Michiru zu kriegen."

"Mann bin ich froh. Weißt du, die anderen warten schon fast darauf, dass so was passiert, weil sie dann glauben, ihr Verdacht, dass ich schwul wäre, sich bestätigt hätte."

"Also ein bisschen haben sie vielleicht schon Recht, oder nicht? Ich meine sonst hättest du ja nicht ... du weißt schon ... ".

"Naja, aber du hast doch mitgemacht ... ich glaube sogar, dass du darauf gewartet hast ...!" ,shit ,S', er hat's gemerkt ...', dachte sich Haruka.

"Hm, tja, ich glaube das war eine Reflexreaktion ...".

"Du hast aber komische Reflexe ...", stichelte er.

"Hey, mach' dich hier nicht über mich lustig, sonst fliegt dir gleich dein Buch ins Gesicht!"

"Nein, bloß nicht, der Schinken war nämlich ganz schön teuer, der ist nagelneu, du musst ihn nicht noch mehr zusammenschinden!" Während er das sagte, beugte er sich zu ihr herüber, um ihr das Buch aus der Hand zu nehmen, doch sie zog ihre Hand weg und es begann ein eifriger Kampf um das Buch.

"Hey, Michiru-san, schau mal da drüben! Die beiden scheinen sich ja bestens zu verstehen.", sagte eines der Mädchen und deutete mir dem Finger auf Haruka und Saijuro, die noch um das Buch kämpften.

"Haruka findet immer sehr schnell neue Freunde", gab sie bissig zurück.

"Sag mal Michiru-san, zwischen dir und Haruka-kun, läuft das was?" Alle warteten gespannt auf Michirus Antwort. Michiru kostete diesen Moment bis zum letzten aus.

"Falls ihr es nicht bemerkt habt ..."

"Ja?!"

"... Haruka ... ist mein Freund."

"Waas?!" brüllten alle im Chor, "dein FREUND????"

"Jawohl, MEIN Freund!", gab Michiru gelassen zurück.

"Mann, hast du's gut ...", jammerten die anderen.

"Ach was, wisst ihr, Haruka kann nämlich auch ganz schön nerven ...".

"Echt? Aber er ist doch so ein süsser Kerl ...".

"Ja schon, aber ...". Die anderen ließen sie nicht weiterreden.

"Was aber?"

"Naja, in letzter Zeit klappt's nicht mehr so wie früher, ich weiß auch nicht warum, er ist mit seinen Gedanken meistens ganz woanders, er hört mir überhaupt nicht zu .. er ist so sprunghaft ... heute hier, morgen dort ... so ungefähr."

"Wie lange seid ihr denn schon zusammen?"

"So ungefähr ein Jahr."

"Wow! Wahnsinn! Wart ich auch schon mal miteinander ... ich meine habt ihr schon mal ...?"

"Wieso?"

"Ach, interessiert uns einfach."

"Ja, haben wir."

"Waas? Ihr ... ihr habt wirklich miteinander geschlafen? Wie ist er denn so im Bett?"

"Ach ja, ganz passabel. Aber er ist ein Charmeur ohnegleichen und ein Playboy dazu ... er würde die Frauen reihenweise flachlegen, wenn er's könnte ... das heißt mich nicht am Hals hätte ...", ihre letzten Worte waren voller Bitterkeit.

Zum Glück klingelte es gerade. Die Pause war vorbei. Haruka und Saijuro liefen gut gelaunt und fröhlich miteinander plaudernd nach oben in ihr Klassenzimmer.

Der Unterricht verging wie im Flug, Saijuro war richtig überrascht als es klingelte und die letzte Stunde vorbei war. Er packte seine Sachen zusammen und düste los. Auf dem Weg wurde er jedoch von einem Kumpel aufgehalten, der ihn anscheinend dringend wegen Japanisch was fragen musste, da er es anscheinend absolut nicht kapiert hatte. Er sah Haruka und Michiru an ihm vorbeilaufen, während er dem Jungen etwas erklärte. Haruka hatte den Arm um Michiru gelegt, die lehnte sich leicht an ihn. Saijuro kamen fast die Tränen, als er das sah. Es versetzte ihm einen tiefen Stich ins Herz.

"Sag mal Haruka ...", setzte Michiru vorsichtig an.

"... was war da eigentlich in der Pause? Wieso bist du so schnell verschwunden?"

"Weil mich Frauengespräche nicht interessieren!", gab Haruka mit einem Grinsen zurück, streckte ihr dabei dir Zunge heraus und schnitt eine ziemlich komische Grimasse, Michiru musste lachen, obwohl ihr bei Harukas Worten eigentlich nicht besonders zum Lachen zumute war.

"Wer ist übrigens der Junge, mit dem du dich in der Pause gestritten hast?

Kennst du ihn?" fragte Michiru weiter. "Soviel ich mitbekommen habe ist er auch in unserer Klasse und sitzt neben dir ..." setzte sie noch hinzu.

"Das ist Sukaru-kun. Ich bin ihm heute morgen vor dem Schultor begegnet und hab ihn prompt vor lauter Eile und Hetze fast umgerannt. Naja, und das in der Pause ... wir haben eben ein bisschen rumgeblödelt ... wie das eben so ist ... unter JUNGS ...", sagte sie mit einem scheinheiligen Grinsen. Michiru verzog das Gesicht.

"Meinst du das ernst?" fragte sie zögerlich.

"Ach was, Michiru-chan ...". Haruka legte ihr sanft den Arm um die Schultern.

"... glaubst du etwa jeden Mist, den ich dir erzähle ...? Na so ein Macho bin ich nun auch wieder nicht." Sie grinste fröhlich.

"Du scheinst ja heute besonders gut drauf zu sein!", gab Michiru bissig zurück.

"Tja, weißt du, ich freu mich eben, dass endlich mal wieder was los ist. Gehen wir ein bisschen zu mir?" fragte Haruka mit einem unwiderstehlichen Lächeln.

"Also gut ...", seufzte Michiru, "... du hast es mal wieder geschafft, mich mit deinem überwältigendem Charme zu überreden.", konterte sie fröhlich und kuschelte sich ein bisschen mehr an Haruka. Sie gingen also in Richtung Tenoh-Wohnturm.

"Eine Tasse Tee gefällig?", bot ihr Haruka mit einer einladenden Geste an, kurz nachdem sie Harukas Apartment betreten hatten.

"Ja, gern.", nahm Michiru ihre Einladung an.

Michiru trank gemächlich ihren Tee, während Haruka über den Japanischhausaufgaben brütete. Als sie ihre Tasse leergetrunken hatte, ging sie auf Haruka zu und setzte sich zu ihr.

"Bald fertig?"

"Ja, gleich, einen Moment noch ...". Haruka schrieb den letzten Satz, klappte ihr Heft zu und schob es mitsamt dem Buch und dem Mäppchen in ihre Schultasche.

Dann wendete sie sich wieder Michiru zu. Sie strich ihr mit der Hand über die Wange und streichelte sie ein wenig. Dann zog sie Michiru in die Arme und küsste sie sehr leidenschaftlich. Sie ließ sich rücklings auf den Boden fallen, hielt Michiru aber immer noch fest in den Armen. Die Zeit verging und es wurde spät.

"Willst du hier bleiben ... ich meine, es ist schon so spät ...?" fragte Haruka dann.

"Oh ja, sehr gern ... du hast doch sicher noch ein paar Sachen von mir hier ...?"

"Naja, notfalls ziehst du eben was von mir an, aber ich glaube sowieso kaum, dass du besonders viel zum Anziehen brauchen wirst.", sagte sie mit einem anzüglichen Grinsen.

"Nein, wohl nicht." gab Michiru in sanftem, zärtlichem Tonfall zurück.

"Du kannst dich ja schon mal hinlegen, ich komme gleich.", sagte Haruka mit einem verschmitzen Lächeln auf dem Gesicht.

Kurze Zeit später betrat Haruka das Schlafzimmer in kurzen dunkelblauen Shorts.

"Wo hast du die denn her?", fragte Michiru fassungslos. "Du siehst darin wie ein richtiger Junge aus, ich glaube, du könntest auch problemlos beim Schwimmen mitmachen ..." setzte sie noch fassungsloser hinzu.

"Das habe ich auch vor!" gab Haruka grinsend zurück und legte sich neben Michiru. Dann schaltete sie das Licht aus und zog Michiru erneut in die Arme ....
 

Der Wecker klingelte am nächsten morgen mal wieder viel zu früh. Mit einem lauten Krachen landete Harukas Hand auf ihrem Wecker, der daraufhin auseinander fiel.

"Mist. Ich brauche schon wieder einen neuen Wecker.", fluchte sie, als sie zu dem kaputten Wecker hinübersah. Michiru rappelte sich auf und streckte sich ausgiebig. Haruka schaute ihr amüsiert dabei zu.

"Ich hab doch gewusst, dass du keine Kleider brauchen wirst." Michiru blickte an sich herunter. Sie war splitterfasernackt.

"Oh!" war das einzige, was sie dazu zu sagen hatte. Haruka stand indessen auf und machte das Frühstück. Mit einem großen Tablett auf der Hand kam sie einige Minuten später hereinstolziert.

"Tadaa ... es ist angerichtet." Sie stellte das Tablett auf den Nachttisch, der neben dem Bett stand, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich.

"Können wir nachher noch bei mir vorbeigehen, um meine Schulsachen zu holen?" wollte Michiru wissen.

"Was denn für Schulsachen?" kam die prompte Antwort von Haruka. "Du hast doch noch gar keine. Oder kannst du dein morgendliches Schönheitsprogramm nicht ausfallen lassen, und willst deshalb nochmal heim?" Michiru brachte nur etwas unverständliches heraus.

"Im Bad findest du alles, was du brauchst." Sie grinste wieder scheinheilig. Als Michiru später im Bad stand, war sie ziemlich überrascht. Weit und breit nur Kosmetikartikel für Männer. ,S'. Dann öffnete sie den Spiegelschrank. Dort war wirklich alles, was ein Frauenherz begehrte. Eifrig bediente sich Michiru an den Kosmetikartikeln. Dabei fragte sie sich, wozu Haruka die Sachen überhaupt hatte, wo sie sie doch augenscheinlich sowieso nie brauchte.

"Wie lange brauchst du denn noch, ich will auch noch ins Bad!" tönte es von draußen und unterbrach sie in ihrem Gedankengang, sie nahm sich aber vor, Haruka irgendwann mal danach zu fragen.

"Ich bin gleich soweit." Als Michiru aus dem Bad kam, sah sie wirklich umwerfend aus, das fand zumindest Haruka, die nicht schlecht staunte, als sie Michiru so vor sich sah.

"Wow. Ich muss schon sagen ..." Mit einem bewundernden Grinsen auf dem Gesicht zog sie Michiru in die Arme, küsste sie aber nur kurz auf die Wange, um deren frisch aufgetragene Schminke nicht gleich wieder zu verschmieren. Dann ließ sie sie los und eilte ins Bad. Michiru zog sich indessen an und packte ihre Sachen.

"Bist du soweit?" fragte Michiru nach einer Weile.

"Komme schon!" ertönte es aus dem Schlafzimmer.

Mit absolut perfekt sitzender Schuluniform trat Haruka aus dem Zimmer heraus.

"Wir können!" sagte sie mit einem charmanten Lächeln.

Daraufhin verließen sie Harukas Wohnung und machten sich auf den Weg zur Schule.
 

© by Tami (kimiko02) 2000

Part 2: Saijuros Unfall

So, und hier ist auch schon der zweite Teil. Jetzt wo ich das alles nochmal durchgelesen hab, würd ich alles am liebsten komplett anders schreiben ... es ist einfach schon zuviel Zeit vergangen, seit ich damit angefangen hab ... wer weiß, wenn ich mal die Zeit finde, schreibe ich es nochmal neu, bin schon gespannt was dabei rauskommt^^ (hab übrigens inzwischen damit angefangen, und auch einiges geändert, mal sehn ob ich es irgendwann demnächst uploade ;))
 

Ok, hier wie versprochen eine kurze Vorstellung der neuen Charaktere:
 

Sukaru, Saijuro (der Name ist übrigens absichtlich so geschrieben und er hat auch nichts mit dem Seiyuuro aus der zweiten Staffel zu tun): Er ist in Harukas Klasse und sitzt neben ihr, außerdem ist er eine totale Mathe-Niete (dafür aber in Japanisch sehr gut). Er ist ein Jahr älter als Haruka und wie es scheint schwul, wäre da nicht die Tatsache, dass Haruka weiblich ist, aber das weiß er ja nicht *gg* Er ist auch manchmal ziemlich tollpatschig und tritt öfter mal in das ein oder andere Fettnäpfchen.
 

Ikeda, Ryo: Sitzt hinter Saijuro und ist einer seiner besten Kumpels. Außerdem sehr in Mathe begabt, weswegen Saijuro bei ihm immer die Hausaufgaben abschreibt, die er allein natürlich nicht hinbekommt *ggg*.
 

Part 2: Saijuros Unfall
 

An diesem Tag hatten die Jungs schwimmen. Haruka war froh, alle ihre Sachen dabei- und ihre Badehose schon drunterzuhaben. So musste sie sich vor den anderen Jungs nicht ganz ausziehen und riskierte damit nicht, dass ihr Geheimnis aufflog.

In der ersten Stunde hatten sie Japanisch. Haruka versuchte verzweifelt, dem Unterricht zu folgen, aber sie kapierte einfach überhaupt nichts, so sehr sie sich auch anstrengte.

"Ach, ich versteh's einfach nicht...", fluchte sie vor sich hin.

"Was denn?", fragte Saijuro leise.

"Warum ist das so und das nicht?"

"Das ist doch ganz einfach, siehst du, wenn du ..." und Saijuro fing an zu erklären.

"Ach so, deswegen ... jetzt verstehe ich ..." brachte Haruka nach einer Weile hervor.

"Na siehst du, du kannst es doch! Nicht immer gleich den Kopf hängen lassen. Du kannst mich ja fragen, wenn du was nicht verstehst, okay?", entgegnete Saijuro.

"Ja, vielen Dank." Er lächelte sie an.

,Süss', war ihr erster Gedanke. ,Ach was, so ein Unsinn ... Haruka, du bist vergeben, also lass dich nicht einwickeln ... schon gar nicht von einem Kerl ... ach, es ist hoffnungslos ...'.

Die Stunden vergingen und der Sportunterricht, der auf die letzten beiden Stunden vor der Mittagspause angesetzt war, näherte sich.

Dann war es soweit. Als es klingelte, schnappten die Jungs ihre Sachen und spurteten zur Schwimmhalle, die ein gutes Stück entfernt lag.

,Ach, dieses Mädchen ...' seufzte Michiru in Gedanken, als sie Haruka mit den Jungs weglaufen sah.

In der Umkleidekabine war es rappelvoll, einige Jungs, zu denen sich auch Haruka und Saijuro zählten, mussten sich in der Mädchenumkleide umziehen. Haruka war das sogar ganz recht. In Windeseile war sie umgezogen und stand in dunkelblauen Shorts vor den anderen.

"Hey, Tenoh, wieso hast du die Badehose denn drunter?", fragte einer der Jungs, namens Okuda, der sich auch dort umgezogen hatte.

"Weil ich dann schneller fertig bin.", antwortete Haruka gelassen.

"Soso ... sag mal, schämst du dich vielleicht, dich vor uns auszuziehen?", fragte Okuda spitz.

"Ach was. Halt doch die Klappe!", gab Haruka sauer zurück.

"Er ist wirklich ein schmächtiges Kerlchen ...", neckte er weiter.

"Na und? Muss ja nicht jeder so fett sein wie du!" giftete sie zurück, schnappte sich ihr Handtuch, Shampoo, Duschgel und ging.

"Mannomann, der hat's dir aber gegeben, was Okuda-kun?" meinte Hayashi grinsend und klopfte Okuda auf den Rücken, der inzwischen richtig sauer war.

"Hey, Okuda-kun, lass gut sein, beruhig dich doch wieder...", versuchte Saijuro ihn zu besänftigen.

"Ach halt doch die Schnauze, Sukaru-kun ...!", schnaubte dieser.

"... ausgerechnet du musst so was sagen, du, der mir die Freundin ausgespannt hat!" schrie er wütend.

"Aber das war nicht meine Schuld, sie hat sich in mich verliebt, aber ich will doch gar nichts von ihr und das habe ich ihr auch deutlich genug mitgeteilt!", antwortete Saijuro schon leicht angesäuert. Ikeda sah die Rauferei schon kommen und stellte sich dazwischen.

"Hey Jungs, verlegt euren Streit auf später, wir müssen zum Unterricht."

Wutschnaubend marschierten sie hinter Ikeda in die Dusche und von dort aus zum Schwimmbecken, wo der Lehrer und die anderen bereits warteten.

"Da seid ihr ja endlich!", sagte Aoki-sensei. Dann ging er die Anwesenheitsliste durch. Haruka stand noch nicht darauf, was dem Lehrer sogar auffiel. Als er die Liste durchhatte, wandte er sich an Haruka.

"Und wer bist du?"

"Tenoh Haruka. Ich bin neu hier."

"Ach so." Er schnappte sich einen Stift und verzeichnete Harukas Namen auf seiner Liste.

"Wie lange bist du denn schon hier auf der Schule?", wollte er wissen.

"Heute den zweiten Tag.", antwortete Haruka.

"Und auf welcher Schule warst du vorher?"

"Auf der Infinity."

"Aber die ist doch schon längst abgebrannt. Sag mal, kann es sein, dass du dieser Rennfahrer bist?!"

"Ähm ja, wieso?"

"Das gibt's ja nicht ...!"

"Michiru Kaioh ist auch an der Schule."

"Was, die auch? Und ich erfahr es natürlich erst zwei Tage später ... der Schulleitung fehlt die richtige Organisation! Naja, beginnen wir mit dem Unterricht. Ich habe heute mal wieder einen kleinen Wettbewerb für euch. Heute geht es darum, wer am weitesten tauchen kann. Mit Anlauf wird vom Beckenrand abgesprungen. Wer die längste Strecke unter Wasser zurücklegt, der bekommt ein plus für besondere Leistungen. Aber Achtung: Ihr dürft nur einen Zug pro Bahn

machen! Also, wer traut sich?"

Die meisten Jungs wollten es versuchen, aber die Besten kamen gerade mal etwas weiter wie eine Bahn. Okuda legte eineinhalb Bahnen vor, doch Saijuro übertrumpfte ihn, er schaffte einige Meter mehr, Haruka lag ganz knapp hinter Saijuro, aber noch vor Okuda, der natürlich schon wieder stinksauer war.

"Sogar der schmächtige Tenoh hat mich überholt ...", fluchte er vor sich hin.

"Und der Sukaru ist überall besser als ich... ."

Als alle durch waren, versammelten sie sich am Beckenrand. Saijuro stand ziemlich nah an der Kante, Haruka saß auf der Bank. Aoki-sensei machte bei Saijuro, der mit Abstand am weitesten getaucht war, nur Haruka und Okuda näher hinter ihm, die anderen weit abgeschlagen, ein plus in sein Notenbuch. Okuda stand neben Saijuro und während der Lehrer das weitere Vorgehen erklärte, rammte Okuda Saijuro den Ellenbogen in den Magen. Dieser klappte zusammen, kam aus dem

Gleichgewicht, streifte beim Fallen mit dem Kopf die Kante und plumpste ins Wasser. Saijuro fühlte wie ihm schwindlig wurde, dann wurde es schwarz vor seinen Augen. Die meisten hatten es nicht genau gesehen, dachten Okuda hätte ihn zum Spaß ins Becken geschubst und lachten lauthals.

Saijuro indessen hatte der harte Schlag auf den Kopf gar nicht bekommen, er war bewusstlos geworden und an seiner Schläfe klaffte eine tiefe Wunde, die stark blutete. Er sank immer weiter, Blutschwaden stiegen auf. An der Stelle, an der sein Kopf aufgeschlagen hatte, war die Kante blutrot. Als Haruka das sah,

erschrak sie. Die anderen, auch der Lehrer, waren erstarrt vor Schreck, als sie das sahen. Haruka hatte sich am schnellsten wieder in der Gewalt.

"Aus dem Weg, macht Platz!" rief sie lauthals, rannte in Richtung Beckenrand und sprang ins Wasser. Als sie bei Saijuro unten war, lag er schon fast auf dem Grund des Beckens. Sie packte ihn unter den Armen, legte seinen Kopf über ihre Schulter und schwamm mit ihm nach oben. Oben angekommen hievte sie ihn behutsam an den Beckenrand, kletterte selbst schnell aus dem Becken und setzte sich neben ihn. Zuerst legte sie ihre Hände auf seine Brust und drückte ein paar Mal, um das Wasser aus der Lunge zu pumpen. Er spuckte zwar den größten Teil aus, aber er atmete nicht. Sie entschloss sich dann für die Mund zu Mund Beatmung. Mit den Händen hielt sie seinen Mund offen, holte tief Luft, presste ihre Lippen an seine und beatmete ihn. Das wiederholte sie einige Male, so lange, bis er wieder ein Lebenszeichen von sich gab. Haruka hatte es fast aufgegeben, da hustete er und spuckte nochmals jede Menge Wasser aus. Haruka brachte ihn in eine sitzende Position, damit er den Rest ausspucken konnte. Da fiel ihr die Wunde an seiner

Schläfe auf.

,Mein Gott, da muss er aber sofort zu einem Arzt!' dachte sie sich. Saijuro keuchte noch einige Male, und atmete dann wieder ganz normal. Verwundert sah er Haruka an, die ihm beim Aufstehen half, er musste sich auf ihr stützen, weil seine Beine ganz wackelig waren, was Haruka sofort bemerkte, und sich seinen Arm um ihre Schulter legte. Ihren anderen legte sie um seine Taille. Der Lehrer war total schockiert.

"Er muss sofort zu einem Arzt, es könnte sein, dass er eine Gehirnerschütterung hat, außerdem muss die Wunde an seiner Schläfe geklebt ... wenn nicht sogar genäht werden ...", verkündete Haruka hastig.

"Du scheinst dich da ja besonders gut auszukennen", meinte Okuda schnippisch.

"Du hättest ihn bestimmt ertrinken lassen! Ekel!", fauchte Haruka wütend. Dann

ging der Lehrer dazwischen.

"Hört auf! Also, wer bringt Sukaru-kun zum Arzt?

"Ich mache das!" antwortete Haruka.

"Gut Tenoh, ich werde es im Tagebuch vermerken." Haruka ging mit Saijuro, der sich immer noch auf ihr stützte, in die Dusche.

"Schaffst du's alleine?"

"Äh ja, glaub schon." Nachdem sie geduscht hatten, gingen sie in die Umkleide.

Haruka war als erstes fertig und zog sich schnell um, dann kam Saijuro aus der Dusche, er war immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen, als er angezogen war, versorgte Haruka seine Wunde provisorisch. Zuerst desinfizierte sie sie mir einem Alkoholtupfer, dann schmierte sie eine Salbe darauf und klebte ein großes Pflaster darüber.

"Danke." sagte Saijuro, als Haruka fertig war.

"Ist schon in Ordnung, aber dir ist nicht zufällig noch schwindelig oder schlecht?", entgegnete sie.

"Naja, etwas schwindelig schon, aber schlecht nicht."

"Du musst schleunigst zu einem Arzt!"

"Also mein Onkel ist Arzt, ich wohne bei ihm, es ist nicht weit von hier."

"Gut, dann gehen wir zu deinem Onkel." Sie machten sich auf den Weg.

"Sag mal Tenoh, kannst du mir vielleicht erzählen, was passiert ist, ich hab' das nämlich alles nicht mitgekriegt, ich weiß nur noch, dass Okuda mir seinen Ellenbogen in den Magen gerammt hat. Was ist dann passiert?"

"Ich habe es auch nicht so genau gesehen, aber wahrscheinlich bist du zusammengeklappt und hast das Gleichgewicht verloren. Leider bist du nicht einfach nur ins Wasser gefallen, das wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber du bist mir dem Kopf am Beckenrand aufgeschlagen, daher die Wunde an deiner Schläfe. Dann bist du bewusstlos geworden und wärest fast ertunken, da die es bestimmt zu spät bemerkt hätten."

"Wer ist denn mein edler Retter?"

"Ich. Ich habe dich aus dem Wasser gezogen und dafür gesorgt, dass du wieder zu dir kommst."

"Ach Tenoh, wie soll ich dir nur danken, was du in der kurzen Zeit schon alles für mich getan hast?" Verträumt schaute er sie an.

,Mann, ist der süss' dachte Haruka.

An der nächsten Straßenecke, die etwas abgelegen und von zwei Seiten mit Bäumen

umringt war, blieb er stehen, zog sie in die Arme und küsste sie kurz. Haruka war knallrot und total verlegen, aber sie sagte nichts.

"Wenn du willst, kannst du das als Dankeschön ansehen, aber wahrscheinlich siehst du es eher als Belästigung. Es tut mir leid, aber ich bin einfach zu unkontrolliert und viel zu stürmisch. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich dich dauernd derart belästige ..." mitleiderregend sah er sie an. Einige Meter weiter war ein großes Haus zu sehen.

"Da wären wir." Saijuro stieß die Tür auf. "Hallo, Karyl!"

"Du bist so früh heute, ist was passiert?", fragte dieser besorgt.

"Ja. Ich habe mir den Kopf aufgeschlagen. Tenoh hat mich begleitet."

"Du hast was ...? Dann komm mal schnell her, damit ich mir das Ganze ansehen kann. Wie hast du denn das schon wieder angestellt? Ach ja, dein Freund kann auch reinkommen." Saijuro ging zu seinem Onkel und setzte sich. Haruka kam hinter ihm herein und setzte sich ebenfalls. Dann fing sie an zu erzählen.

"Also so wie ich das sehe muss die Wunde geklebt, wenn nicht sogar genäht werden ... aber Sie kennen sich da bestimmt besser aus als ich ...".

"Das wahrscheinlich schon, aber du hast die Lage trotzdem richtig erkannt ... hm ... aber nähen müssen wie nicht unbedingt, das würde ich meinem Kleinen auch nicht zumuten, wenn es nicht sein muss ...". Haruka prustete los.

"Was ist denn?" Karyl sah sie fragend an.

"Kleiner!!! Als ob Saijuro klein wäre ... hihihahaha ...".

"Ach so. Naja, über die Jahre gewöhnt man sich daran ...", erwiderte er leicht verlegen über Harukas plötzlichen Lachanfall.

Mit schnellen geschickten Handgriffen entfernte Karyl zuerst das Pflaster, säuberte die Wunde nochmals und klebte sie.

"Du hast aber trotzdem großartige Vorarbeit geleistet ...", bemerkte er anerkennend. Haruka fühlte sich richtig geschmeichelt.

"Ach was, das kann doch jeder Idiot ...", wehrte sie ab.

"Das glaube ich allerdings nicht ...", konterte Karyl sofort, " ...dazu muss man sich schon etwas besser auskennen."

"Kann schon sein.", entgegnete Haruka. "Ach ja, noch etwas. Es könnte sein, dass er eine Gehirnerschütterung hat. Er hat sich den Kopf an der Kante am Beckenrand aufgeschlagen. Außerdem hat er einen harten Schlag in den Magen gekriegt. Er ist bewusstlos geworden, wenn ich ihn nicht aus dem Wasser gezogen hätte, wäre er womöglich ertrunken." Daraufhin untersuchte Karyl Saijuro ausgiebigst.

"Soso. Dann möchte ich dir recht herzlich danken, dass du so schnell zur Stelle warst. Ich hätte nicht gewusst, was ich ohne meinen Kleinen machen sollte ...".

Dankbar sah er Haruka an. Sie spürte, dass ihm weit mehr an seinem Neffen zu liegen schien, als er es jemals zugeben würde.

"Möchtest du nicht noch ein wenig bleiben? Ich denke, Saijuro hätte bestimmt nichts dagegen und ich würde mich auch freuen. Das heißt, wenn du nicht zum Unterricht zurück musst.", sagte er dann.

"Ähm, ich glaube nicht. Es ist sowieso die letzte Stunde ... . Was anderes: Wird Saijuro morgen in die Schule kommen können?"

"Also bis jetzt habe ich außer der Schürfwunde nichts feststellen können. Er hat noch mal Glück gehabt, ich glaube schon, dass er morgen zur Schule gehen kann."

"Da bin ich aber froh. Ich meine, es hätte wer weiß was passieren können ...", sagte Haruka erleichtert.

"Jaja, mit so was ist nicht zu spaßen ...", entgegnete Karyl ernst.
 

Kurz nachdem Haruka und Saijuro gegangen waren, hatte der Lehrer seine Sprache wieder gefunden und schimpfte die Jungen ordentlich aus.

"Wer zum Teufel ist dafür verantwortlich?" schrie er wütend. "Wisst ihr denn nicht, was alles hätte passieren können? Womöglich liegt Sukaru-kun jetzt ein paar Wochen im Krankenhaus! Und alles nur, weil ihr so leichtsinnig seid! Also wer war es?" Schweigen folgte seiner Frage.

"Ich habe etwas gefragt!" Wieder Schweigen. Doch dann meldete sich einer, der neben Okuda gestanden und alles mitbekommen hatte.

"Okuda-kun hat ihn ins Wasser geschubst ...", brachte er schüchtern hervor. Stockend erzählte er auch den Rest.

"Gut, Okuda-kun, du wirst mich nach dem Unterricht zum Direktor begleiten!" Er funkelte ihn an. "Keine Widerrede, klar?"

"Ja.", antwortete Okuda gepresst.

Nach dem Unterricht schleifte Aoki-sensei Okuda zum Direktor. Das Gespräch dauerte nicht besonders lange. Okuda wurde wegen grober Fahrlässigkeit der Schulverweis erteilt. Geknickt kam er aus dem Zimmer des Direktors. Das war das Aus für ihn. Um seine Zukunft stand es mehr als schlecht. Ob er wohl jemals einen Job bekommen würde?
 

Haruka und Saijuro saßen indessen noch in der Küche und unterhielten sich mit Karyl.

"Möchtest du mein Zimmer sehen?" bot Saijuro Haruka an.

"Oh ja, gerne.", entgegnete sie fröhlich.

"Dann folge mir ...", sagte er in feierlichem Tonfall. Sie gingen den Gang entlang und dann die Treppen hoch. Saijuro hielt Haruka seine Zimmertüre auf.

"Willkommen in meinem Reich ...!", verkündete er, ging hinter ihr ins Zimmer und schloss die Tür. Haruka wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Ob es ihr gefiel?

"Irgendwie fühle ich mich hier drin sehr wohl, es ist, als könnten einem alle Gefahren dieser Welt nichts anhaben ...", sagte sie dann.

"Eine merkwürdige Formulierung, aber es stimmt. Man fühlt sich hier sicher und geborgen ...". Haruka bemerkte, dass Saijuros Aura hier viel stärker war als in der Schule, obwohl sie schon dort kaum zu übersehen war, sie drängte sich einem geradezu auf, man musste sie einfach bemerken.

"Sag mal Sukaru-kun, hast du eigentlich keine Freunde?", wollte Haruka wissen.

"Also wenn du mit Freunden Leute meinst, die immer für einen da sind, mit denen man über alles reden kann, auf die man sich verlassen kann ... nein, so jemanden habe ich nicht. Ich war schon immer ein Außenseiter. Ich werde von den anderen zwar akzeptiert und toleriert, aber mehr nicht." Haruka wunderte das überhaupt nicht, die anderen hatten wahrscheinlich, wenn auch unbewusst, Angst vor ihm ...

auch sie war wie erstarrt gewesen, als sie zum ersten Mal in diese tiefblauen Augen geblickt hatte, sie hatte schon damals gespürt, dass da mehr war, etwas, wovor die meisten sich fürchteten. Ihr Gespür verriet ihr aber, dass dieses Etwas, was sich hinter seiner normalen Persönlichkeit verbarg nicht negativer Art war. Es war eine seltsame Fremdheit, die ihn umgab, die sie sich einfach nicht erklären konnte. Bei seinem Onkel hatte sie es sofort bemerkt. Dieses Anderssein war bei ihm viel ausgeprägter als bei Saijuro, aber sie konnte beim besten Willen nicht feststellen, ob es negativ oder positiv war.

"Ist eigentlich schade. Ich meine, schließlich bist du nicht unbedingt jemand, der anderen was schlechtes will.", sagte Haruka nach einer Weile.

"Tja, da kann man nichts machen ... ." Er schluckte.

"Hey, was ist denn?", fragte Haruka besorgt und kam noch etwas näher zu ihm her.

"Ach, ich weiß nicht ...", schluchzte er unter Tränen in den Augen. "Ich glaube, das liegt an dem Sturz. Ich habe ihn wohl noch nicht ganz überwunden ... hast du ein Taschentuch?"

"Hier drüben liegt ein Päckchen ... hier." Sie gab ihm eines.

"Na komm schon, beruhig dich wieder ... es ist alles halb so schlimm ...",

beteuerte sie sanft und zog ihn in ihre Arme, um ihn zu trösten, und er heulte sich bei ihr aus.

"Du denkst jetzt bestimmt: "Mann, ist das ein Schwächling, der kann ja gar nichts außer heulen" oder so was von mir...", brachte er unter schluchzen hervor. "Aber du hast recht. Ich bin ein Schwächling."

"Nein, das bist du nicht!" entgegnete sie energisch. Sanft strich sie mit den Fingern durch sein Haar. Langsam löste er sich ein wenig und sie küsste ihn auf die Stirn.

,Er ist ja wirklich total süss' dachte sie, als er sie, immer noch mit Tränen in den Augen, ansah.

"Du musst nicht mehr weinen, ich bin ja jetzt bei dir." Sanft zog sie ihn in die Arme und küsste ihn sehr leidenschaftlich. Zuerst war er ziemlich überrascht, dann machte er mit. Er schlang seine Arme um ihre Taille, zog sie sehr nahe zu sich her und küsste auch sie sehr leidenschaftlich.

"Haruka?", brachte er nach einer Weile hervor.

"Ja?"

"Ich weiß, es hört sich etwas komisch an, aber ... ich ... ich liebe dich!"

Verdutzt sah Haruka ihn an.

"Das ist mir auch schon aufgefallen ...", gab sie zurück, "... aber du weißt ja, dass ich in festen Händen bin ...".

"Ja, leider. Es wäre zu schön, um wahr zu sein ...".

,Mist, ob er es wohl rausgekriegt hat? Wahrscheinlich schon, so wie ich ihn gerade abgeknutscht hab ... scheiße ... hoffentlich erzählt er es nicht herum ... ach, so 'n Mist ... aber er ist ja sooo süss ... ohje, ich glaub, mich hat's erwischt ... so wie schon lange nicht mehr ... wie bring ich das bloß Michiru bei? Am besten gar nicht ...' dachte sich Haruka. Saijuro seufzte.

"Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst. Ich will dich ja nicht

hinauswerfen, aber ...", meinte er.

"Ist schon okay." Sie küsste ihn kurz auf die Wange und stand dann auf.

"Also dann ... bis morgen."

,Ach, er ist ja so niedlich ...' dachte sich Saijuro. "Ja, bis morgen, warte, ich bring dich noch zur Tür." Damit stand auch er auf und sie verließen das Zimmer. Im Flur zog die ihre Schuhe und Jacke an, verabschiedete sich noch kurz bei Karyl und verließ dann das Haus. Vor der Tür knutschte Saijuro sie noch mal kurz ab, er konnte einfach nicht anders. Dann verließ sie endgültig Saijuros Zuhause.

,Ach, irgendwie hab ich mich bei ihm richtig wohl gefühlt ... er ist ja so ein süsser Kerl ... wenn das Michiru mitkriegt ... dann ist sie sicher stinksauer ... ich male es mir an besten gar nicht erst aus. Sie wird mich lynchen ...' dachte sich Haruka, als sie auf dem Nachhauseweg war.
 

Als sie am nächsten Tag zur Klassenzimmertür hereinkam, konnte sie Saijuro nirgends entdecken.

,Ob er heute wohl später dran ist' fragte sie sich, während sie auf die Uhr sah.

,Es klingelt gleich und keine Spur von ihm. Ob er wohl doch ernsthaftere Verletzungen davongetragen hat? Kam mir aber gestern nicht so vor ...' dachte sie besorgt. Sie setzte sich auf ihren Platz und sah sich nochmals unruhig um.

Ein merkwürdiges und beunruhigendes Gefühl machte sich in ihr breit. ,Was ist nur los mir ihm? Er müsste längst da sein!'

Als er nach der ersten Stunde immer noch nicht aufgeraucht war, beschloss sie, ihn nach der Schule aufzusuchen. Sie wollte unbedingt wissen was los war.

Michiru bemerkte Harukas Gereiztheit, als sie in diesem Augenblick zu ihr herüber schaute.

"Hey, Haruka, was ist denn los? Du wirkst so nervös heute?", fragte sie dann.

"Was, äh, ach nichts ...", war das einzige was Haruka in ihrer Verwirrtheit zustande brachte.

,Merkwürdig ...' dachte sich Michiru ,... sie ist doch sonst nicht so ...'. Dann bemerkte sie, dass Saijuros Platz leer war. ,Ob es an ihm liegt? Die Jungs sind allgemein so still heute. Ob da gestern was passiert ist?' fragte sie sich.
 

"Wie konnte das nur passieren? Hast du eine Ahnung, was das für unsere nächste Aktion bedeutet? Ich werde sie verschieben müssen, nur weil du nicht auf dich aufpassen kannst ... lässt sich ins Becken schubsen und fällt dann noch so ungeschickt, dass er sich den Kopf aufschlägt und sich eine Gehirnerschütterung zuzieht! Ich glaub's ja nicht!", fuhr Karyl Saijuro wütend an.

"Was glaubst du eigentlich wer du bist, dass du dir so was leisten kannst ... und dann musstest du dich von diesem Tenoh natürlich auch noch heimschleppen lassen ... meinst du ich habe nicht bemerkt, dass du was von ihm willst?" Jetzt war es heraus. Es war eine unausgesprochene Tatsache, die keiner von beiden so recht glauben wollte. Saijuro war den Tränen nahe, doch er schaffte es, sie zu

unterdrücken und ging niedergeschlagen nach oben in sein Zimmer. Es war schon lange, sehr lange her, seit sein Onkel ihm das letzte Mal so eine Standpauke gehalten hatte. Er fühlte sich alleingelassen und verstoßen. Am liebsten wäre er im Boden versunken, so traurig war er und schämte sich dafür, dass er so unachtsam war und nur noch Tenoh-kun im Kopf hatte. Er legte sich wieder in sein Bett, kuschelte sich in die Bettdecke und war bald darauf eingeschlafen.

"So was dummes!", murmelte Karyl vor sich hin, "Warum musste er sich auch gleich eine Gehirnerschütterung zuziehen ... er wird wohl eine Weile nicht zur Schule gehen können, außerdem brauche ich ihn sowieso bald wieder ... hoffentlich ist er bis dahin wieder gesund ... was dieser Bengel mich Nerven kostet ... wie kann man nur so ein Tollpatsch sein ... es ist eine Schande ... . Ich frage mich, ob es richtig war, ihn hierher zu holen, bis jetzt hat er mir schließlich mehr Ärger bereitet, als dass er mir nützlich war ... ."
 

In diesem Moment klingelte es an der Tür. Haruka hatte sich gleich nach der Schule aufgemacht und war gleich beim Klingeln losgestürmt, um Michirus Fragen aus dem Weg zu gehen und um möglichst schnell zu Saijuro zu kommen, um zu erfahren, wie es um ihn stand und warum er nicht zur Schule gekommen war. Als Karyl aufmachte, war sie ziemlich verdattert, sie hatte Saijuro erwartet. Als sie sich wieder in der Gewalt hatte, fragte sie nach Saijuro.

"Wie geht es ihm, und warum war er heute nicht in der Schule?", wollte sie wissen.

Karyl machte einen sehr besorgten Eindruck, und Haruka konnte es kaum erwarten, zu erfahren was los war.

"Heute morgen ist er kaum aus dem Bett gekommen und schwindelig war ihm auch. Er

hat kaum geschlafen und gestern Nacht musste er sich übergeben."

Die Antwort war wie ein Schlag ins Gesicht. Haruka war zwar darauf gefasst gewesen, aber sie wollte es einfach nicht wahrhaben.

"Darf ich zu ihm?" fragte sie ziemlich gehetzt.

"Ich weiß nicht, ob das so gut wäre, aber ich glaube, er würde sich sehr freuen. Also los, geh zu ihm ... ich glaube, er wartet schon auf dich!" Mit großen Sätzen war sie in Windeseile die Treppen heraufgestürmt und stand jetzt vor seiner Zimmertür. Sie klopfte an.

"Herein.", kam die Antwort von drinnen. Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich, setzte sich dann zu ihm aufs Bett und fragte nach seinem Befinden.

"Wie geht es dir?", fragte sie besorgt.

"Mir ist immer noch ziemlich schlecht, aber es wird besser. Es freut mich sehr, dass du gekommen bist." Er lehnte sich vor, um sie zu küssen, doch sie kam ihm zuvor, beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn ihrerseits. Er fühlte, wie ihm warm wurde und von seiner Übelkeit fehlte jede Spur. Harukas Nähe tat ihm gut, viel mehr als er sich dessen bewusst war. Den ganzen Morgen hatte er darauf gewartet, dass sie ihn besuchen kam, aber er hatte nicht ernsthaft damit gerechnet. Umso mehr hatte es ihn überrascht, dass sie tatsächlich gekommen war.

Er wusste nicht wo ihm der Kopf stand und verlor sich in ihrem Armen und Küssen. Er hatte die Augen geschlossen und wünschte, sie würde nie aufhören ihn zu küssen, er konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Als er sich wieder erhob, fühlte er sich viel besser, aber er war auch todmüde, da er die Nacht über kaum ein Auge zugetan hatte. Er lächelte sie an, murmelte noch etwas, dann war er eingeschlafen.

,Jetzt kann er endlich in Ruhe schlafen' dachte sie, als sie ihn so daliegen sah. ,Er sieht wirklich süss aus, wenn er schläft.' Sie beugte sich noch einmal zu ihm hinunter und gab ihm noch einen Abschiedskuss, dann stand sie auf und ging hinunter.

"Und?", fragte Karyl, als sie die Treppen herunter kam.

"Er ist eingeschlafen.", erwiderte sie sanft. "Ich glaube, es ist gut, wenn er sich nach dieser anstrengenden Nacht mal ordentlich ausschläft."

"Ja, das denke ich auch. Was ist mit seiner Übelkeit?"

"Ich denke, es ist besser geworden, sonst wäre er nicht so schnell eingeschlafen ..."

"Aha, ich denke, es würde ihm gut tun, wenn du ihn morgen wieder besuchen kommst. Er wird noch einige Tage im Bett bleiben müssen. Die Gehirnerschütterung hat ihn schwer mitgenommen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich für deine Hilfe bin."

"Ach, ist schon gut.", antwortete Haruka verlegen und wandte sich zur Tür um.

"Ich muss dann mal wieder. Ach ja, da sind noch die Kopien, die ich ihm bringen sollte." Sie öffnete ihre Schultasche und kramte darin herum, bis sie das gefunden hatte, was sie suchte. "Hier. Können Sie ihm die bitte geben? Das haben wir heute in der Schule gemacht."

"Ja, ich werde sie ihm bringen, vielen Dank."

Nachdem sich Haruka verabschiedet hatte, wandte sie sich zum Gehen und verließ das Haus. Sie sah auf die Uhr.

"Oje oje, schon so spät?! Jetzt muss ich mich aber beeilen. Heute ist ja das Konzert von Michiru. Sie wird mich lynchen, wenn ich nicht rechtzeitig komme ... ." Sie stieg auf ihr Motorrad und düste los. Zu Hause angekommen, zog sie sich in Windeseile um, packte ihre Sachen zusammen und verließ die Wohnung.

,Mit diesem nagelneuen Anzug sollte ich nicht mit dem Motorrad fahren, sonst wird er noch vor der Ankunft schmutzig, am Besten, ich nehme das Auto. Mist, ich muss ja noch Blumen kaufen ...' dachte sie sich, während sie in den Wagen stieg.

Beim nächsten Blumenladen hielt sie an und kaufte einen Strauß roter Rosen. Dann düste sie in Richtung Konzerthalle.

Als sie ankam, standen die Leute schon dichtgedrängt am Eingang und warteten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich hinten anzustellen.

,Wie gut, dass ich einen guten Platz reserviert habe, sonst müsste ich womöglich noch stehen ...' dachte sich Haruka.
 

Als die ersten Leute die Halle betraten, lugte Michiru hinter dem Vorhang hervor, um Haruka zu erspähen, die normalerweise bei den ersten dabei war, die die Halle betraten. Sie wunderte sich, dass Haruka diesmal nicht dabei war, dann erinnerte sie sich, dass diese es nach der Schule sehr eilig gehabt hatte, anscheinend hatte sie noch etwas wichtiges zu erledigen. Michiru war schleierhaft, was das sein könnte, aber so wie es aussah, würde das wohl erklären, warum sie noch nicht da war.

Haruka war so ziemlich bei den Letzten und als sie eintrat, hatte das Konzert schon begonnen.

,Michiru wird stinksauer sein, wenn sie mich in die Finger kriegt ...' dachte sie, während sie sich auf den Platz setzte, der ihr zugewiesen wurde. Doch trotz allem wich Harukas Besorgnis der wunderschönen Melodie des Stückes, das Michiru auf ihrer Geige spielte. Jedes Mal, wenn sie spielte, war es Haruka, als hörte sie das Meer rauschen, spürte sie das sanfte Schlagen von Wellen und Erleichterung und tiefe Ruhe machten sich in ihr breit. Sie konnte sich richtig fallen lassen, ihre Sorgen ablegen und dem wunderschönen Klang lauschen, den die Geige erzeugte. Haruka hatte selten Menschen getroffen, die mit solcher Hingabe spielten, und sie war jedes Mal aufs Neue überrascht, wenn sie Michiru spielen hörte.

Dann war es zu Ende und Haruka schlug die Augen auf. Ihr Auftritt stand bevor. Sie sah zu Michiru, wie sie anmutig mit ihrer Geige auf der Bühne stand. Dem Stück folgte helle Begeisterung, viele Zurufe und Klatschen. Dann war es soweit. Haruka betrat die Bühne und überreichte Michiru den Blumenstrauß. Erneutes Klatschen folgte, dann schloss sich der Vorhang.

Michiru fiel Haruka um den Hals, mit dem Blumenstrauß in der Hand.

"Da bist du ja!" sagte sie in erwartungsvollem Tonfall.

"Wo warst du so lange, du warst einer der letzten, die die Halle betraten."

"Also, naja, weißt du ... du weißt doch, dass Sukaru-kun heute nicht in der Schule war und da habe ich ihm die Kopien gebracht."

"Und das hat so lange gedauert?"

"Tja, schon, ich ... ich musste ihm schließlich noch einiges dazu erklären ...", stammelte Haruka.

"Soso. Naja, hast du heute noch was vor?"

"Äh, nein, eigentlich nicht. Wieso?"

"Wir könnten uns einen netten Abend bei mir machen ...", sagte Michiru in verführerischem Tonfall.

"Ja, das hört sich gut an. Einverstanden. Ich bin mit dem Auto da, wir könnten dann ja zusammen zu dir fahren."

"Gute Idee. Der Vorhang öffnet sich gleich wieder. Du kannst mich ja später in der Umkleidekabine besuchen ..."

"Mach ich. Bis dann!", sagte Haruka mit einem breiten Grinsen. Dann verschwand sie hinter dem Vorhang und setzte sich wieder auf ihren Platz.
 

Als das letzte Stück zu Ende war und sich der Vorhang schloss, nachdem Autogramme, Blumen und vieles andere verteilt war, eilte Haruka zu den Umkleidekabinen, um Michiru abzuholen.

Als Haruka anklopfte, war Michiru gerade damit beschäftigt, sich das Kleid auszuziehen.

"Haruka, bist du es? Dann komm herein."

Haruka öffnete die Tür und trat ein. Dann schloss sie die Tür hinter sich ab.

"Wie ich sehe, bist du gerade beim Umziehen ... ." meinte Haruka keck.

"Ja. Könntest du mir vielleicht helfen, mein Kleid auszuziehen?", fragte Michiru einladend.

"Aber sicher doch!", antwortete Haruka mit einem frechen Grinsen. Dann machte sie sich am Reißverschluss von Michirus Kleid zu schaffen. Dieses sank zu Boden als der Verschluss ganz offen war. Gerade wollte Haruka auch Michirus BH öffnen, als diese sich umdrehte und ihr die Arme um den Hals schlang. Dann zog sie sie näher zu sich her und küsste sie auf den Mund. Sie verweilten beim Küssen und nach einer Weile löste sich Michiru aus Harukas Armen.

"Es wird Zeit.", sagte sie, während sie sich umdrehte und ihre normale Kleidung anzog. Haruka machte ein ein wenig betrübtes Gesicht und schaute ihr beim Umziehen zu.
 

Auf der Heimfahrt wirkte Haruka etwas betreten. Sie sah einige Male zu Michiru hinüber, die mit ihren Gedanken anscheinend ganz woanders war. Die bedrückte Stimmung fuhr Haruka durch alle Glieder, sie wusste, dass Michiru etwas sagen wollte, sich aber nicht traute, es auszusprechen.

"Michiru ..." setzte Haruka nach einer Ewigkeit des Schweigens an.

"Ja?", erwiderte diese.

"Dich bedrückt doch etwas, oder nicht? Hör mal, Michiru, wenn dem so sein sollte, dann kannst du es mir ruhig sagen. Ich beiße nicht."

"Ja, weißt du, es ist so, ich ...", fing Michiru an zu erklären. "Ich weiß nicht wie ich dir das sagen soll, aber ich habe da so ein Gefühl ... es geht um Saijuro ...", fuhr sie fort.

"Was ist mit ihm?", wollte Haruka wissen.

"Weißt du, es ist merkwürdig, aber jedes Mal, wenn ich dich mit ihm zusammen sehe, überfällt mich eine unbeschreibliche Traurigkeit.", erwiderte Michiru.

Haruka grinste.

"Bist du vielleicht eifersüchtig?", stichelte sie. Entschlossen schüttelte

Michiru den Kopf und ließ ein bissiges "Nein!" verlauten, um noch bissiger fortzufahren: "Wie kommst du darauf?!"

Michiru konnte es absolut nicht leiden, wenn Haruka Späße darüber machte. Doch Haruka grinste nur noch breiter, was Michiru nur umso wütender machte, als sie es sowieso schon war und antwortete dann gelassen: "Ach, ich dachte nur ... ."

Den Rest des Satzes ersetzte sie durch ein noch viel breiteres Grinsen.

"Musst du mich immer damit aufziehen?", beschwerte sich Michiru.

"Du regst dich dabei eben immer so schön auf, es würde mir nur halb so viel Spaß machen, wenn du's nicht tätest." Aber Michiru war schon beleidigt. Wie konnte Haruka es nur wagen, sich über sie lustig zu machen? Und dann auch noch auf diese Art! Auf den Gedanken, dass Haruka das alles gar nicht so ernst gemeint haben könnte, kam Michiru erst gar nicht.

"Und was wird jetzt aus unserem netten Abend?", lenkte Haruka ein, doch Michiru gab keine Antwort.

"Ach, so was blödes ... dabei hab ich mich so drauf gefreut. Komm schon, Michiru, sei doch nicht gleich beleidigt wegen so einem Unsinn ... ich hab's doch gar nicht so gemeint ... . Das war nur Spaß, ehrlich! Tut mir echt leid, aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du das so ernst nehmen würdest." Haruka sah Michiru mit ihrem treuherzigsten Blick in die Augen.

"Haruka, schau auf die Fahrbahn!", wies Michiru sie zurecht. Aber dann lächelte sie.

"Haruka, du bist echt einmalig!", brachte sie prustend hervor.

"Wieso denn?" Haruka war schleierhaft, was Michiru grade so belustigte.

"Zuerst reizt du mich bis aufs Blut und dann tust du alles, nur damit ich dir verzeihe ...", brachte Michiru unter lauthalsem Gelächter hervor.

"Ich versteh dich nicht ganz. Was ist daran jetzt so lustig?", wollte Haruka wissen. Es war ihr schon fast peinlich, sich so verhalten zu haben.

"Ist doch egal!", erwiderte Michiru. "Wir sind sowieso gleich da. Willst du den ganzen Abend darauf verschwenden, mit mir darüber zu diskutieren? Ich hoffe ja nicht.", sagte sie mit verführerischem Lächeln.

"Tja, da hast du wieder recht.", gab Haruka zu. "Also lass uns hochgehen.",

setzte sie noch hinzu. Sie waren inzwischen angekommen und Haruka stieg aus dem Wagen. Nachdem Michiru ebenfalls ausgestiegen war, schloss Haruka den Wagen ab und sie machten sich auf den Weg nach oben in Michirus Wohnung. Als sie dort angekommen waren, ließ sich Michiru auf das Sofa fallen und machte eine einladende Geste in Richtung Haruka. Diese setzte sich zu ihr, nahm sie in die Arme und küsste sie. Ihre Hände wanderten zum Reißverschluss von Michirus Rock, danach knöpfte sie ihr die Bluse auf und streifte sie sanft von Michirus Schultern herunter, über die Arme und zog sie vollends aus. Während Michiru damit beschäftigt war, Haruka das Hemd auszuziehen, öffnete Haruka den Verschluss von Michirus BH, und zog ihr dann den Rock aus. Inzwischen lag Michiru auf Haruka, die sie weiterhin leidenschaftlichst abknutschte. Dann war Michiru an Harukas Hosenladen angelangt und öffnete diesen. Im Schnellverfahren entledigte Haruka sich ihrer Hose und der restlichen Kleidung, die sie noch anhatte ...

Die Zeit verging wie im Flug und keine von beiden bemerkte, dass es draußen immer dunkler wurde. Irgendwann schliefen beide engumschlungen auf dem Sofa ein.
 

Am nächsten Morgen hatte Haruka fürchterliche Kopfschmerzen und schlecht war ihr auch. Als sie auf der Toilette war, bemerkte sie, dass sie ihre Tage bekommen hatte.

,Na dann ist es kein Wunder, dass ich mich so elend fühle ...' dachte sie sich.

Als sie wieder herauskam und die Tür hinter sich schloss, sah sie vor sich Michiru stehen, die ein ziemlich verschlafenes Gesicht machte.

"Du bist schon auf?", fragte sie Haruka. "Seit wann denn? Ich hab's gar nicht gemerkt.", setzte sie noch hinzu. Haruka antwortete nicht, sondern schaute nur betrübt drein. "Hey, was ist denn mir dir los, du schaust drein wie sieben Tage Regenwetter?!", meinte Michiru besorgt.

"Ach, es ist nichts.", versuchte Haruka es abzutun.

"Nein, es ist eben nicht "Nichts"!", erwiderte Michiru aufgebracht. "Du hast doch was, du bist doch sonst nicht so schlecht drauf!"

"Ja und? Darf ich nicht auch mal schlecht drauf sein? Mensch, Michiru, ich hab meine Tage, das ist Grund genug schlecht drauf zu sein. Ich fühl' mich hundeelend ... ."

"Ach so. Tut mir leid, dass ich dich so angepflaumt hab, aber ich hab mir eben Sorgen gemacht ..."

"Ist schon gut.", sagte Haruka nur und verschwand im Bad. Missmutig schaute Michiru ihr hinterher.

,Arme Haruka' dachte sie sich. ,Dass sie aber auch jedes Mal solche Schmerzen haben muss ... das ist unfair ... ich dagegen hab so gut wie gar nichts und sie plagt sich jeden Monat damit ab ... ich wünschte ich könnte ihr irgendwie helfen ...!"

Selbst beim Frühstück kam keine gute Stimmung mehr auf und Haruka beschloss, nach Hause zu fahren.

"Wird wohl das Beste sein ...", meinte Michiru, "... da kannst du dich ein bisschen hinlegen und schlafen. Also dann, bis Montag, und gute Besserung!" Michiru lächelte sanft und Haruka gab ihr zum Abschied noch einen langen Kuss.

"Dann bis Montag!", sagte sie und machte sich auf den Weg nach Hause. Als sie dort ankam, legte sie sich sofort ins Bett. Sie war todmüde, was bei der langen Nacht auch nicht verwunderlich war. Aber die Schmerzen hinderten sie am einschlafen. Als es eine halbe Stunde später immer noch nicht besser war, ging sie in die Küche und suchte nach dem Medikament gegen die Bauchschmerzen, das sie sich letztens verschreiben lassen hatte. Zum Glück lag es immer noch auf dem Küchentisch. Nachdem sie es eingenommen hatte, legte sie sich wieder ins Bett.

Noch einmal eine halbe Stunde später waren die Schmerzen weg. Dann erinnerte sie sich daran, dass sie ja versprochen hatte Saijuro heute besuchen zu kommen. Also stand sie auf, zog sich an und machte sich auf den Weg.

Dort angekommen, drückte sie auf die Klingel und wartete darauf, dass jemand aufmachte. Als Karyl die Tür öffnete, war er ziemlich erstaunt, dass Haruka tatsächlich gekommen war.

"Ach du bist es! Komm rein, Saijuro ist grade wach. Er konnte es kaum erwarten, dich wiederzusehen!", meinte er.

"Ja, das denk ich mir ...", antwortete Haruka, "... dass er es kaum erwarten konnte ..." und grinste scheinheilig. "Ich geh dann schon mal hoch!" rief sie, während sie die Stufen hoch lief. Oben angekommen, klopfte sie an seine Zimmertür.

"Ja, herein.", kam es von drinnen.

"Hallo! Na, wie geht's dir heute?", wollte Haruka wissen.

"Schon besser ...", antwortete er, "... und dir? Du bist so blass heute."

"Ach, es geht schon, ist nicht schlimm.", meinte sie nur. Als sie sich auf sein Bett setzte und ihren Kopf senkte, um ihn zu küssen, bemerkte er ein ihm sehr bekanntes Parfum. Er erwiderte ihren Kuss, schob sie dann aber ziemlich abrupt weg.

"Was ist los?", fragte sie überrascht.

"Ich ertrage dieses Parfum nicht.", antwortete er entschlossen.

"Welches Parfum?", fragte sie harmlos. Dann bemerkte Haruka, dass ihre Kleider und sie selber am meisten nach Michirus Parfum rochen. "Ach das meinst du. Was ist daran so schlimm?"

"Könnte es sein, dass du bei ihr warst? Und womöglich auch noch mit ihr geschlafen hast?" Er verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen.

"Ja, wieso? Stört dich das? Warum sollte ich nicht mit ihr schlafen? Sie ist schließlich meine Freundin. Oder bist du etwa eifersüchtig?", fragte sie spitz.

Er drehte den Kopf weg, um sie nicht ansehen zu müssen. Er wusste genau, dass sie recht hatte.

"Was findest du bloß an ihr? Und dann auch noch mit ihr im Bett ... ." Er bemerkte, dass er immer wütender wurde. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass es außer ihm noch jemand anderen in Harukas Leben gab, der ihr sehr wichtig war.

"Was ist bloß los mit dir? Was ist schon so schlimm daran, mit ihr ins Bett zu gehen? Eigentlich bin ich ja nicht gekommen um mit dir zu streiten. Wenn das so ist, kann ich auch gerne wieder gehen. Ich bin schließlich extra gekommen, damit es dir besser geht. Und du, du motzt mich an, weil ich mit meiner Freundin im Bett war, anstatt dich zu freuen, dass ich überhaupt gekommen bin. Eigentlich wäre ich ja lieber zu Hause geblieben. Mir geht es heute nämlich auch nicht so besonders. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass du auch noch anfängst, mir Vorwürfe zu machen!" Mit diesen Sätzen verließ sie das Zimmer und knallte die Türe zu. Saijuro war total verdattert. Damit hatte er nicht gerechnet. ,Warum ist er bloß gleich so ausgerastet?' fragte er sich. ,Vielleicht bin ich zu weit gegangen. Ich hätte nicht so abfällig über seine Freundin reden dürfen ... ich Idiot ... aber ich war so wütend und weiß gar nicht warum, ich glaube, ich sollte mich am Montag bei ihm entschuldigen. Ja, das mach' ich.' nahm er sich vor. Er drehte sich um und versuchte wieder einzuschlafen.
 

Ärgerlich verließ Haruka das Haus, setzte sich in ihr Auto und düste los.

,Was bildet sich der Kerl eigentlich ein? Ich bin schließlich mit Michiru und nicht mit ihm zusammen. Er hat überhaupt keine Besitzansprüche anzumelden. Und ich dachte, er wäre nett und verständnisvoll und nicht so krankhaft eifersüchtig wie Michiru. Da hab' ich mich wohl gewaltig in ihm getäuscht! Haruka bemerkte gar nicht, dass sie viel zu schnell fuhr. Fast hätte sie einen Fußgänger überfahren, der aber zum Glück noch rechtzeitig auf der anderen Straßenseite ankam. Haruka standen die Schweißperlen auf der Stirn.

,Jetzt hätte ich fast einen Menschen überfahren und das nur wegen dem Streit mit Sukaru-kun ... ist er mir so wichtig, dass ich alles andere vernachlässige? Ich sollte das schleunigst ändern ... sich wegen so einem solche Sorgen zu machen ist doch Blödsinn, redete sie sich ein. Aber irgendwie hatte sie das Gefühl, etwas überreagiert zu haben. Vielleicht lag es daran, dass es ihr heute wirklich nicht gut ging. Als sie zu Hause war, legte sie sich in ihr Bett und schlief sofort tief und fest. Es war wohl doch alles zuviel gewesen.

Auch Saijuro versuchte wieder einzuschlafen, aber er konnte es nicht, weil Haruka ihm die ganze Zeit durch den Kopf ging. Irgendwann schlief er dann aber doch ein.
 

Er befand sich wieder in der Schwimmhalle. Er sah sich, wie er am Beckenrand stand. Plötzlich rammte ihm jemand den Ellenbogen in den Magen. Er spürte, wie er vor Schmerz zusammenklappte und das Gleichgewicht verlor. Mit einem Ruck fiel er und schlug mit dem Kopf an der Kante auf. Einen kurzen Moment über spürte er einen wahnsinnig starken Schmerz, er zuckte zusammen und rutschte dann in das kalte Wasser.

Alles war Schwarz. Er glaubte, sich in einem Tunnel zu befinden und suchte nach dem Ausgang. Er rannte. Immer weiter und weiter. Der Gang schien kein Ende nehmen zu wollen. Plötzlich entdeckte er in der tiefen Dunkelheit des Raumes einen Lichtschein. Das musste der Ausgang sein.

Als er vorsichtig die Augen öffnete, sah er undeutlich ein Gesicht über sich.

Die Person beugte sich zu ihm hinunter, presste ihre Lippen auf seine und beatmete ihn. Als er die Augen ganz aufschlug, erkannte er, dass es Haruka war.

Ein Schauer durchlief ihn, als er daran dachte, dass sich ihrer beider Lippen gerade berührt hatten. Das gab ihm die nötige Kraft, wieder klar denken zu können. Er sah noch einmal genauer hin, um sicherzugehen, aber er hatte Recht behalten.

Es war Haruka.

Dann erwachte er aus seinem Traum. Er bemerkte, dass er aus dem Bett gefallen sein musste. Er versuchte, sich an den gestrigen Tag zu erinnern, er konnte es aber nicht. Die Zeit nach dem Unfall war wie in einem dichten Nebel, er konnte sich einfach nicht daran erinnern, so sehr er es auch versuchte, er schaffte es nicht mehr. Dann beschloss er, zu Karyl hinunterzugehen, um zu frühstücken. Als er sich an den Tisch setzte, schaute Karyl ihn fragend an.

"Hast du heute Nacht auch diesen Schlag gehört?", wollte er wissen.

"Äh, nein, aber ich glaube, das war ich. Ich bin aus dem Bett gefallen. Ich hatte einen Alptraum, glaube ich.", antwortete Saijuro. Er fürchtete sich schon vor der Antwort seines Onkels, weil er wusste, dass dieser ihn wieder ausschimpfen würde.

"Ich glaub's ja nicht! Wie kann man nur so blöd sein und mit 19 Jahren noch aus dem Bett fallen?! Brauchst du jetzt wieder ein Gitter am Bett wie ein Kleinkind?", brüllte er, schon fast amüsiert über den Vergleich. "Womit hab ich das verdient? So einen unfähigen Neffen ... du bist eine Schande für die ganze Familie, weißt du das? Das was du heute kannst, das konnte ich schon mit sieben!!! Also ich bitte dich, streng dich in Zukunft etwas mehr an und führ dich nicht auf wie ein Kleinkind!", fuhr er ihn an.

Ja, Onkel Karyl. Ich werde es versuchen." Niedergeschlagen ging er ohne etwas gegessen zu haben wieder nach oben. Ihm knurrte der Magen, aber er traute sich nicht, vor morgen früh nochmal runterzukommen. Auch in dieser Nacht schlief er schlecht.
 

Als Haruka am Sonntagmorgen aufwachte, war sie immer noch todmüde, aber wenigstens war ihr nicht mehr schlecht. Als sie beim Frühstück war, beschloss sie, Michiru anzurufen, vielleicht hatte sie ja Lust auf einen Theater- oder Konzertbesuch, oder vielleicht auch ins Kino oder Essen gehen. Auf jeden Fall wollte Haruka etwas unternehmen. Ihr war nicht der Sinn nach zu Hause rumhocken und sich zu langweilen.

In dem Moment klingelte das Telefon. Es war Michiru.

"Hallo, Haruka! Wie geht's dir denn? Hättest du nicht Lust, heute was mit mir zu unternehmen? Wir könnten zum Beispiel ins Kino gehen!", sagte sie atemlos und voller Vorfreude.

"Ja, gern ...", antwortete Haruka, "... ich wollte dich grade anrufen und dasselbe fragen."

"Super!" Michiru war begeistert. "Mit den Bauchschmerzen alles in Ordnung?", wollte sie noch wissen.

"Ja, heute geht es eigentlich. Ich habe kaum Schmerzen. Also, wann und wo treffen wir uns?"

"Um zwei bei mir?"

"Ja, okay. Ich fahr dann zu dir und hol' dich ab. Vielleicht können wir ja noch was Essen gehen, wenn der Film zu Ende ist.", bot Haruka an.

"Au ja! Also bis dann. Ciao!"

"Bis dann.", sagte Haruka und legte auf. Dann räumte sie den Frühstückstisch ab.

Um zwei holte sie Michiru ab und sie fuhren ins Kino.

Nachdem der Film zu Ende war, gingen sie noch in ein Restaurant. Es wurde ein ziemlich gemütlicher Nachmittag und Haruka hätte am Liebsten bei Michiru übernachtet, aber da am nächsten Tag Schule war, war das keine so gute Idee. Also fuhr sie nach Hause und setzte Michiru vor deren Wohnung ab.

In dieser Nacht schlief sie zur Abwechslung sehr gut. Ganz im Gegensatz zu Saijuro.
 

© by Tami (kimiko02) 2000/2001

Part 3: Schulausflug

So, hier nun endlich der dritte Teil meiner Story. Er ist zwar noch nicht fertig, aber da es wohl noch eine Weile dauern wird, bis ich weiterschreibe, will ich euch nicht länger auf die Folter spannen ;)

Hab das mit den Charakteren in Part 2 jetzt auch geändert, und stelle sie hier vor, da dieser Teil ja jetzt on ist:
 

Hayashi, Hiroshi: Sitzt neben Ikeda und ist mit diesem und Saijuro gut befreundet. In der Schule ist er aber keine so große Leuchte, weswegen er auch gern viel Blödsinn macht. Aber er ist eigentlich ein netter und umgänglicher Kerl.
 

Okuda, Daisuke: Er ist einer von denen, die meinen immer Ärger machen zu müssen. Auf Saijuro ist er besonders sauer, weil seine Freundin (die übrigens ganz gut mit Michiru befreundet ist) wegen ihm mit ihm Schluss gemacht hat.
 

Sukaru, Karyl: Saijuros Onkel, er ist Arzt.
 

Wie schon im zweiten Teil geschrieben, bin ich grade dabei, die ganze Story nochmal zu überarbeiten, bis zum zweiten Teil bin ich bisher auch gekommen. Ich bin zwar noch am überlegen, aber ich glaube, ich werde beide Fassungen hier posten, kann ja sein, dass einem die neue Fassung nicht so gefällt. Mir persönlich gefällt natürlich die neue besser. Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht sagen, ob ich überhaupt noch an der alten Fassung weiterschreiben werde, oder nur noch an der neuen. Naja, ich hoff ja mal, dass ich demnächst endlich mal wieder nen Kreativitätsschub bekomme :)

Also dann will ich euch nicht länger aufhalten, viel Spaß beim Lesen!
 

Über Kommentare würde ich mich natürlich auch diesmal sehr freuen, ebenso wie über e-mails oder ens!
 


 

Part 3: Schulausflug
 

Als Saijuro am Montagmorgen in die Schule kam, redete Haruka kein Wort mit ihm und ging ihm möglichst aus dem Weg. Was hatte er nur getan, dass sie so sauer auf ihn war? Er konnte sich das nicht erklären. Es musste damit zusammenhängen, was in den letzten Tagen passiert war, aber daran konnte er sich ja unglücklicherweise nicht mehr erinnern. Er versuchte, möglichst nett zu Haruka zu sein und nichts zu tun, was sie noch ärgerlicher machen könnte. Vielleicht würde sie ihm doch noch verzeihen.

In der Pause setzte er sich zu ihr unter den Baum und bot ihr etwas von seinem Bento an.

"Hier, möchtest du?", fragte er erwartungsvoll, doch sie winkte ab, und hing wieder ihren Gedanken nach. Dann sah sie ihn an, wie er neben ihr saß und sein Bento futterte.

"Warum verdammt nochmal tust du so, als wäre nichts gewesen?!", fuhr sie ihn an.

"Weil ich nicht mehr weiß, was gewesen ist, deshalb.", antwortete er ruhig.

"Was soll das heißen, du weißt es nicht mehr?"

"Falls du es noch nicht mitbekommen hast, habe ich eine Gehirnerschütterung erlitten. Zwar nur eine leichte, aber es ist trotzdem ein Wunder, dass ich überhaupt zur Schule gehen kann. Alles was nach dem Unfall passiert ist, ist wie ausgelöscht aus meinem Gedächtnis. Ich weiß wirklich nicht, was ich dir getan habe, aber was es auch ist, möchte ich mich hiermit in aller Form dafür entschuldigen. Es tut mir leid. Bitte verzeih mir. Es war nicht meine Absicht, dich so zu verärgern." Mit einem ehrlichen und bedauernden Gesicht schaute er sie an. Was konnte sie anderes tun, als ihm zu verzeihen, wenn er sie so anschaute?

"Wenn du mir schon nicht verzeihen willst, dann sag mir wenigstens, was ich verbrochen habe.", setzte er noch hinzu, bevor sie etwas sagen konnte.

"Mensch, Sukaru-kun ... du weißt doch genau, dass ich so einem Blick nicht widerstehen kann, du Schlingel ... also gut, ich verzeihe dir. Aber du musst schon selbst drauf kommen, was du angestellt hast."

"Mann, bin ich erleichtert. Endlich redest du wieder mit mir." Er lächelte so voller Erleichterung, dass seine gute Laune glatt auf sie über ging, ihr Zorn war in null komma nichts verflogen und dann lächelte auch sie.

,Mann sieht er süss aus, wenn er lächelt ...' dachte sich Saijuro und sah Haruka mit verträumten Augen an. Haruka jedoch war dieser Blick entgangen, außerdem läutete es gerade. Sie streckte ihm die Hand entgegen und half ihm auf. Er bemerkte, dass in diesen schlanken Fingern sehr viel Kraft stecken musste, ein prickelnder Schauer überlief ihn, als er ihre Hand ergriff und sich hochziehen ließ. ,Ich glaub, ich bin wirklich total verknallt ...' dachte er sich. ,Wenn ich auf einen Händedruck schon so reagiere ... mann, aber er ist eben wirklich total süss ...!' Er liebte diesen Jungen einfach. Er wusste zwar nicht warum, aber das war auch gar nicht wichtig.

In dem Moment kam ein grünhaariges Mädchen auf die beiden zugelaufen. Saijuros Miene verfinsterte sich, als er erkannte, dass es Michiru war. Lächelnd kam sie auf Haruka zu.

"Haruka, kommst du, die Pause ist um ...", sagte sie und hängte sich bei Haruka ein. Dann gingen sie zusammen in Richtung Schulgebäude. Saijuro folgte ihnen. Ringsherum gab es ein Riesengetuschel. Einige Mädchen aus seiner Klasse unterhielten sich über Haruka und Michiru. Er schnappte zwar nur einige Wortfetzen auf, aber es genügte ihm, um mitzubekommen, über wen da so eifrig getuschelt wurde.

"Diese blöden Hühner ... sie tun so als würde Haruka ihnen gehören ...", grummelte Saijuro vor sich hin. ,Er ist doch kein Ding, das man herumwerfen kann, wie es einem passt. Keine von denen hat ihn verdient. Und Michiru schon gar nicht. Diese blöde Kuh. Wie kann man nur so einen schlechten Geschmack haben?! Wahrscheinlich ist er auch nur mit ihr zusammen, weil sie regelmäßig mit ihm ins Bett steigt ... mir wird schon schlecht, wenn ich nur daran denke ... .'

Als sie das Klassenzimmer betraten, waren schon alle da. Nur der Lehrer fehlte noch. Einige Minuten später traf auch Itoh-san ein.

"Leute, ich habe euch etwas wichtiges zu verkünden! Ihr wisst doch, dass wir vor geraumer Zeit an einem Wettbewerb mitgemacht haben. Und jetzt kommt der Hammer. Wir haben den Hauptpreis gewonnen!"

Bevor er weiterreden konnte, fing die ganze Klasse an zu jubeln.

"Das wird eine Besichtigungstour durch ganz Tokyo. Unter anderem werden wir natürlich den Tokyo Tower besichtigen. Also freut euch schon mal. Es ist schon alles organisiert. Nächste Woche Montag fahren wir los, Freitagabend sind wir wieder zurück. Ich habe auch einen Tag am Strand oder in den Bergen an einem See eingeplant. Außerdem werden wir auf den Fuji-san hinaufsteigen." Nochmal unterbrach ihn großes Gejubel.

"Alles weitere später. Nun wollen wir mal mit dem Unterricht beginnen." Damit wendete er sich wieder seinem Aufschrieb zu und schrieb einige Aufgaben an die Tafel.

Die Woche verging wie im Flug, ohne dass etwas Aufregendes passierte, und so hielten sie am Freitag die letzte Absprache über den Ausflug. Am Montag sollte es schließlich losgehen.

"Also ...", begann Itoh-san zu erklären, "wir treffen uns dann alle am Montag um Acht am Bus-Bahnhof. Im Bus werde ich euch dann das Programm austeilen."

Als er geendet hatte fuhr nochmals ein lauter Jubelschrei durch die Klasse. Auch Saijuro freute sich diesmal, schließlich hatte er gute Aussichten darauf, mit Haruka in ein Zimmer zu kommen. Als er aber zu ihm herüberschaute, sah er, dass dieser sich mal wieder eifrigst mit Michiru unterhielt und ihn gar nicht beachtete. Das versetzte ihm einen tiefen Stich im Herzen, aber eigentlich wusste er doch, dass diese Liebe aussichtslos war. Vor allem war er immer noch nicht dahinter gekommen, womit er Haruka so verletzt hatte, das sie anfangs gar nichts und auch jetzt nicht viel mit ihm redete. Wie er in den Gesprächen der beiden aufschnappte, trafen sich Haruka und Michiru inzwischen fast jeden Tag und das merkte man ihnen auch an. Harukas Umgang gegenüber Michiru war viel liebevoller geworden, als in der letzten Woche, da sie auf diese Schule kamen. Jetzt erst bemerkte Saijuro wie kurz er Haruka erst kannte. Ihm kam es inzwischen wie eine Ewigkeit vor, so als wäre sie schon immer in seiner Klasse gewesen.

Derweil hatten sich wieder alle beruhigt und der Unterricht ging seinen normalen Gang.
 

Für Saijuro zog sich das Wochenende endlos, sehnsüchtig erwartete er den Montagmorgen. Haruka verbrachte das Wochenende bei Michiru, und da sie kein Rennen hatte, konnte sie auch den ganzen Sonntag mit ihr verbringen. Beide genossen die traute Zweisamkeit, lagen bis mittags im Bett und verwöhnten sich gegenseitig. Beide wünschten sich, dieses Wochenende würde nie zuende gehen.
 

Die Ernüchterung trat erst am Montagmorgen ein, als der Wecker sie aus dem Schlaf riss. Haruka fluchte irgendetwas unverständliches, dann landete ihre Hand mit einem lauten Knall auf dem Wecker. Davon wachte nun auch Michiru auf. Diese murmelte:

"Mensch, Haruka, musst du immer gleich den Wecker kaputtschlagen, er reicht doch wenn du ihn normal ausmachst ... jetzt hast du mich auch aufgeweckt ..."

"Das war ja Sinn und Zweck der Sache ...", antwortete Haruka mit einem Grinsen. Michiru jedoch hörte Harukas Antwort gar nicht mehr, sie war schon wieder in deren Arme gesunken und wieder eingeschlafen. Ein amüsiertes Lächeln spielte über Harukas Züge, als sie Michiru so an sich geklammert da liegen sah, aber sie wusste, dass sie jetzt aufstehen mussten, schließlich hatten sie noch nichtmal ihre Sachen gepackt.

Liebevoll strich sie eine Locke aus Michirus Gesicht. Michiru lächelte, öffnete ihre Augen und zog Haruka zu einem langen Kuss zu sich herunter. Diese erwiderte ihn mit wachsender Leidenschaft.

Dann jedoch erinnerte sie sich wieder an den Ausflug und dass sie jetzt wirklich aufstehen mussten. Sanft löste sie sich aus Michirus Armen, die darauf natürlich ein entsprechend enttäuschtes Gesicht machte, und gab zu bedenken, dass sie sich jetzt richten sollten, wenn sie nicht zu spät kommen wollten. Immer noch ein wenig enttäuscht stand sie auf und ging in die Küche, um Frühstück zu machen. Haruka folgte ihr und half ihr, nachdem sie sich ein Hemd und eine Hose übergezogen hatte. Michiru staunte nicht schlecht, als Haruka plötzlich neben ihr auftauchte und sich dranmachte den Tisch zu decken.

"So, spielen wir heute mal Kavalier?" fragte Michiru ironisch und doch leicht amüsiert. Haruka verzog das Gesicht, dann lächelte sie.

"So sind wir schneller fertig und haben am Schluss vielleicht noch ein paar Minuten für uns.", meinte sie dann.

Plötzlich bemerkte sie, dass sich Michirus Arbeitstempo nochmals verdoppelte. Selbst zum Essen ließ sie sich nicht viel Zeit, duschen wollten sie ja schließlich auch noch. Haruka schlug vor, sie könnten ja zusammen duschen und Michiru war begeistert. Sie wusste zwar, dass das eher länger dauern würde, aber das war ihr im Moment egal.

Zärtlich strich Haruka über Michirus bloße Arme und vergrub ihr Gesicht in ihren Haaren, strich mit dem Gesicht Michirus Nackenlinie nach, dann berührten ihre Lippen Michirus Hals, diese genoss die langsam stärker werdende Erregung. Kurz entschlossen drehte sie sich in Harukas Armen um und zog sie zu einem langen Kuss herunter. Haruka zog sie noch stärker zu sich her und fing an sie noch etwas härter zu küssen.

Das Wasser prasselte sanft auf die beiden herunter ...
 

Zwanzig Minuten später gab Haruka zu bedenken, dass sie sich jetzt waschen sollten, worauf Michiru etwas von dem Duschgel nahm und es auf Harukas Rücken verteilte.

,Eigentlich gar keine schlecht Idee, sich gegenseitig einzuseifen', ging es Haruka durch den Kopf. Als sie aus der Dusche kamen, sah Haruka auf die Uhr und machte sich schnell fertig, auch Michiru versuchte sich zu beeilen. Aber da sie ja genug Übung im "sich zurechtmachen" hatte, sah sie trotz der Eile wiedermal blendend aus, zumindest fand das Haruka.

Als Haruka sich angezogen hatte, schnappte sie sich den Autoschlüssel um nach Hause zu fahren um ihre Sachen zu packen.

"Ich geh jetzt heim packen!" rief sie durch den Flur. "Ich hol dich dann nachher hier ab, wenn ich fertig bin.", setzte sie noch hinzu.

"In Ordnung!", tönte es aus dem Badezimmer. "Aber ich denke es wäre besser, wenn wir nachher mit meinem Auto zur Schule fahren, es wäre nicht gut deinen Ferrari eine Woche auf dem Schulgelände zu parken, oder nicht?"

"Du denkst mal wieder an alles!" schmunzelte Haruka und machte sich dann auf den Weg.

Eine halbe Stunde später stand sie wieder vor Michirus Haustür und half ihr beim Koffertragen. Zusammen fuhren sie dann mit Michirus Wagen zur Schule.

Um fünf vor Acht trafen sie auf dem Parkplatz ein, von dort aus war es nur ein Katzensprung bis zum Busbahnhof. Dort angekommen luden sie ihr Gepäck in den Bus.

Saijuro war schon seit einer halben Stunde da, er konnte es einfach nicht erwarten Haruka wiederzusehen. Als er ihn jedoch mit Michiru im Schlepptau ankommen sah, verdüsterte sich seine Miene wieder. Plötzlich bemerkte er eine Hand auf seiner Schulter, worauf er sich umdrehte. Ein strahlender Haruka blickte ihm freudig ins Gesicht.

"Na, wie geht's, Sukaru-kun?" sagte er mit einem sehr charmanten Lächeln und Saijuro wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Glücklicherweise kam gerade Itoh-san her, um noch einiges zu verkünden und enthob ihn somit einer Antwort.

"Hört mal alle her!" machte er auf sich aufmerksam. Die Schüler drehten sich in seine Richtung und warteten gespannt darauf was folgte.

"Sind jetzt alle da?" Er schaute sich nochmals um und zählte durch. Es waren alle da, bis auf einer, aber dieser hatte sich seit ein paar Tagen krank gemeldet.

"Gut, ist das Gepäck jetzt alles verstaut?" Er schaute in Richtung des Busfahrers, der gerade den Kofferraum schloss.

"Ja, alles da!", antwortete dieser.

"Gut, dann können wir! Also alle mal rein in den Bus!" Damit stürmten alle in den Bus. Haruka und Michiru setzten sich auf einen Platz etwa in der Mitte des Busses, aber im vorderen Drittel, da hatten sie wenigstens ein bisschen Ruhe. Saijuro erwischte einen Platz vor den beiden, worüber er sehr froh war.

Als alle im Bus waren und Plätze gefunden hatten, ging es los. Itoh-san lief durch den Bus und verteilte das Programm für die nächsten Tage.

"Mal sehn, was als erstes auf dem Programm steht ...", meinte Haruka und beäugte den Zettel.

"Aha, morgen geht es zum Tokyo-Tower ..."

"Toll!", unterbrach sie Michiru, "von da oben hat man bestimmt eine tolle Aussicht! Schade, dass wir nicht nachts dahingehen ... das wäre viel romantischer ..."

Haruka konnte sich ein anzügliches Grinsen nicht verbeißen.

Dann drehte sich Saijuro zu ihnen um.

"Hey, Tenoh-kun, hast du Lust auf ne Runde Karten?", wollte er wissen.

"Klar, immer doch!" antwortete Haruka begeistert.

Und so spielten sie eine Weile Karten und Michiru vergrub ihr Gesicht beleidigt in ein Buch.

Nach einer halben Stunde hatten sie genug und Haruka wendete sich wieder Michiru zu.

"Hey, was liest du denn da?" fragte Haruka und beäugte den Schmöker.

"Aha, ein Liebesschmöker ..." Sie grinste breit.

"Ist unser liebes Michielein etwa beleidigt oder warum sagst du nichts?", fügte sie hinzu und grinste noch breiter. Dann legte sie Michiru den Arm um die Schultern und zog sie etwas näher zu sich her. Diese wehrte sich anfangs noch, dann jedoch gab sie Harukas charmantem Grinsen nach und kuschelte sich an.

"Ich bin müde Haruka ...", murmelte sie und gähnte.

"Ich glaube, mir könnte eine Mütze voll Schlaf auch nicht schaden.", meinte Haruka darauf.

Damit kuschelte sich auch Haruka etwas an Michiru und beide versuchten einzuschlafen, was ihnen auch recht schnell gelang, da sie die Nacht zuvor nicht besonders viel geschlafen hatten.

Saijuro auf seinem Platz vor ihnen grummelte weiter vor sich hin.

Nach einer Weile beschloss er, eines der Bücher, die er mitgenommen hatte, zu lesen, da das sicherlich sinnvoller war, als sich über etwas zu ärgern, was er sowieso nicht ändern konnte.

Etwa eine Stunde später schaute er nochmal nach hinten, aber die beiden schliefen immer noch tief und fest.

,Wie lange wollen die noch pennen?' dachte er sich. Aber Harukas Anblick besänftigte ihn wieder ein wenig, denn er stellte fest, dass Haruka richtig süss aussah, wenn er schlief.

Eine ganze Weile verbrachte er damit, Haruka anzustarren, aber er konnte einfach nicht anders. Haruka schien selbst im Schlaf zu bemerken, dass sie beobachtet wurde und wachte auf.

Als sie die Augen öffnete, blickte sie direkt in Saijuros verträumt aussehendes Gesicht. Noch leicht benommen murmelte sie:

"Mensch, Sukaru-kun, hör auf mich so anzustarren! Wenn das Michiru mitkriegt ..."

"Was dann?", fragte Saijuro neugierig, mit leicht ironischem Unterton.

"Frag nicht so blöd! Das weißt du genau! Die wird mich ausquetschen wie eine reife Zitrone und wenn ich das hinter mir habe, redet sie wieder eine ganze Ewigkeit nicht mehr mit mir und spielt die beleidigte Leberwurst!"

Nachdem sie geendet hatte, schaute sie nochmal kurz zu Michiru, um sich zu vergewissern, dass diese ihre Worte nicht mitbekommen hatte. Glücklicherweise schlief sie immer noch tief und fest.

Saijuro hatte inzwischen wieder die Karten herausgeholt und forderte Haruka erneut zu einem Spiel auf.

Da diese gerade sowieso nichts besseres zu tun hatte, nahm sie an.

Saijuro saß auf seinem Platz vor ihnen alleine, deshalb bot er Haruka an, zu ihm nach vorne zu kommen, da es sich so viel leichter spielen ließ. Da Michiru noch schlief, willigte Haruka ein und setzte sich auf den Platz neben Saijuro.

Eine Dreiviertelstunde später wachte Michiru wieder auf und Haruka beschloss, sich wieder nach hinten zu setzen, um diese nicht zu verärgern. Saijuro machte ein ein wenig betrübtes Gesicht, als Haruka sich wieder wegsetzte. Allerdings blieb ihm ja noch die Hoffnung, mit Haruka auf ein Zimmer zu kommen und so zog er wieder sein Buch hervor und las weiter.

Nach einer Weile sah Haruka auf die Uhr.

"Was?! Schon halb elf? Dann sind wir ja in einer halben Stunde da! Hey, Sukaru-kun, wir sind bald da!", meinte Haruka begeistert.

"Fällt dir das erst jetzt auf?", antwortete er sarkastisch.

"Warum denn schon wieder so bissig? Hab ich dir was getan?" wollte sie wissen.

"Ach, vergiss es einfach, okay?" entgegnete er.

Daraufhin erwiderte Haruka nichts mehr und wendete sich wieder Michiru zu.

Diese hatte natürlich nicht das geringste dagegen, wieder Harukas volle Aufmerksamkeit genießen zu können.

Sie unterhielten sich noch eine Weile bis aus den Lautsprechern die Ansage von Itoh-san ertönte, dass sie bald da wären. Er gab ihnen noch weitere Infos zur Umgebung des Hotels und erzählte ein wenig von dessen Geschichte, die gar nicht mal so uninteressant war.

Dann war es endlich soweit. Der Bus hielt vor einem alten, aber sehr schön hergerichteten Hotel an. Alle stiegen aus und holten ihr Gepäck aus dem Kofferraum. Dann marschierten sie in Richtung Eingang, Itoh-san allen voraus, weil er sich ja wegen den Zimmern und allem erkundigen musste. Alle versammelten sich im Vorraum und nachdem der Lehrer an der Rezeption alles geklärt hatte, kam er mit einem Zettel wieder, auf dem die Zimmer, die für sie reserviert waren, angegeben waren. Nun kam es zur Zimmerverteilung und Michiru war ein wenig traurig, dass sie nicht mit Haruka in ein Zimmer kommen konnte, da diese ja zwangsläufig bei den Jungs eingeteilt wurde. Die meisten anderen Mädchen aus ihrer Klasse kannte sie nicht besonders gut und sie hatte auch wenig mit ihnen zu tun, da die meisten sich eh nur an ihre Haruka ranmachen wollten und deshalb ihre Nähe suchten; so dachte sie zumindest. Von daher war es ihr auch ziemlich unangenehm, egal mit welchen Mädchen sie ins Zimmer kam, sie wollte doch nur zu Haruka. Warum musste diese sich auch als Junge anmelden? Aber gut, das hatte auch gewisse Vorteile, weil sie dadurch ihre Beziehung nicht geheimhalten mussten. Letztendlich sah sie dann doch ein, dass es keinen Sinn machte, sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, was sie sowieso nicht ändern konnte.

Sie kam dann mit einigen Mädchen ins Zimmer die ganz okay schienen, jedoch anscheinend irgend etwas gegen sie hatten. Ihr war die Sache auf jeden Fall nicht ganz geheuer.

Haruka kam mit Saijuro, Hayashi und Ikeda auf ein Zimmer, was sie eigentlich sehr angenehm fand, da sie diese drei von allen Jungs in der Klasse am besten kannte. Nur die Sache mit Saijuro bereitete ihr jetzt schon Kopfzerbrechen.

Sie zogen dann alle in ihre Zimmer hinauf und packten ihre Sachen aus. In einer knappen Stunde sollte es dann Mittagessen geben.

Michiru versuchte verzweifelt, einen Platz in Harukas Nähe zu bekommen, aber da diese gleichzeitig mit den drei anderen aus ihrem Zimmer herunterkam, musste sie sich mit einem Platz neben Saijuro zufriedengeben, der sich natürlich gleich neben Haruka gesetzt hatte. Auf der anderen Seite hatte Hayashi den Platz für sich in Anspruch genommen. Die drei redeten die ganze Zeit über Fußball und Michiru kam sich irgendwie überflüssig vor.

Eine halbe Stunde später, als die meisten fertig gegessen hatten, kündigte Itoh-san, was sie als nächstes vorhatten.

"Wir werden nach der langen Fahrt erstmal noch nichts Größeres unternehmen, und da das Wetter heute so schön ist, dachte ich, es wäre sicher eine gute Idee, erstmal an den Strand zu fahren um uns ein wenig erholen zu können!"

Alle waren begeistert von der Idee, ihr Lehrer schien immer zu wissen, was sie jetzt am liebsten machen würden, das war zwar irgendwie merkwürdig (wieso, Lehrer brauchen ja schließlich auch mal Urlaub?!), aber gleichzeitig auch sehr praktisch.

Nach dem Essen stürmten alle nach oben, um ihre Sachen zu holen.

Als Haruka den Gang entlang flitzte, sah sie in einer Ecke ein Mädchen stehen, im vorbei rennen konnte sie aber nur einen flüchtigen Blick von ihr erhaschen, dieser reichte jedoch aus, um sich ein Bild von ihr zu machen.

Das Mädchen war groß, bestimmt größer als Michiru, sie war sehr schlank und hatte eine ausgezeichnete Figur. Sie hatte ein schwarzes Kleid an, das ebenso wie ihre rabenschwarzen Haare einen faszinierenden Kontrast zu ihren funkelnden katzengrünen Augen und ihren blutroten Lippen bildete. Die glatten, ellenbogenlangen Haare umschmeichelten sanft ihre schmalen und geschmeidigen Schultern. Sie sah einfach atemberaubend aus. Haruka fand sie wunderschön und unglaublich anziehend. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und sie war froh, als sie endlich in ihrem Zimmer angekommen war. Trotz des nur sehr kurzen Anblickes hatte sie sie ziemlich genau angesehen. Ihr Gesichtsausdruck hatte jedoch keinerlei Regung gezeigt, aber Haruka hatte das Gefühl, dass sie traurig zu sein schien.

Sie lehnte sich gegen die Tür und musste erst einmal tief durchatmen. Im Geheimen fragte sie sich, warum das Mädchen überhaupt dort gestanden hatte. Ob sie auf jemanden wartete? Auf ihren Freund vielleicht? Vielerlei Gedanken schossen Haruka durch den Kopf, aber dann ermahnte sie sich wieder, sie war schließlich mit Michiru zusammen und konnte es sich eigentlich nicht erlauben, fremden Mädchen hinterher zu starren. Dann kamen auch die anderen ins Zimmer gestürmt, als Haruka jedoch nochmal einen kurzen Blick nach draußen wagte, war das Mädchen nicht mehr da.

Die anderen schienen sie nicht gesehen zu haben, wahrscheinlich musste sie schon weggewesen sein, bevor diese den Gang entlang gekommen waren. Sie packten schnurstracks ihre Sachen, als Hayashi, der als erster fertig war, jedoch aufsah, bemerkte er, dass Haruka immer noch bewegungslos im Raum stand.

"Was ist denn mit dir los? Hast du ein Gespenst gesehn?", fragte er dann, ohne auch nur eine Miene zu verziehen.

"Äh, was hast du gesagt?" fragte daraufhin Haruka, immer noch irgendwie benommen.

Hayashi klatschte ihr ein paar Mal mit den Händen auf die Backen, schaute sie ernst an und sagte laut:

"Hey Haruka, aufwachen!!!" Erst dann erwachte sie aus ihrer Starre.

"Tschuldige, ich weiß auch nicht, was grade mit mir los war." Sie schüttelte sich ein wenig und packte dann auch ihre Sachen für den Strand zusammen, aber irgendwie ging ihr dieses Mädchen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Selbst als sie sich unten wieder trafen und sich Michiru bei Haruka einhakte, wirkte diese irgendwie abwesend. Sie hatte noch ein paar Mal auf diese Stelle, wo vorhin das Mädchen gestanden hatte, geschaut, und auch sonst überall nach ihr Ausschau gehalten, aber sie hatte sie nirgends entdecken können.

Saijuro fiel als erstem auf, dass Haruka irgend jemand zu suchen schien, so gehetzt wie sie sich umblickte. Er wollte sie aber jetzt noch nicht damit behelligen, er hatte ja später noch genug Zeit sie zu fragen.

So stiegen alle in den Bus und Haruka machte immer noch ein verwirrtes Gesicht. Michiru zerrte sie dann auf einen Platz und lehnte sich an sie. Haruka schaute in die weiten Fernen der Umgebung. Immer wieder tauchte das Bild von diesem Mädchen in ihren Gedanken auf. Wie sie so dagestanden hatte, in dem schwarzen kurzen Kleid, die Beine so endlos lang und verführerisch, dass Haruka bei dem Gedanken prompt Nasenbluten bekam. Als Michiru das entdeckte, machte sie ein total verwirrtes Gesicht und Haruka war das so peinlich, dass sie knallrot anlief.

Hayashi hatte es inzwischen auch bemerkt und kriegte sich nicht mehr ein vor Lachen.

"Haruka, der größte Playboy und Charmeur aller Zeiten hat Nasenbluten!!! Woran hast du bloß gedacht?" prustete er los.

"Das ist gar nicht witzig!" schnaubte Haruka.

"Na wer wird denn gleich ..." meinte Saijuro dann um die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, was ihm diesmal allerdings nicht so recht gelingen wolle. Auch die anderen hatten es nämlich bereits mitbekommen und so brach der ganze Bus in schallendes Gelächter aus. Zumindest fast der ganze. Michiru schien nämlich weniger belustigt von der ganzen Angelegenheit. Sie fragte sich schon die ganze Zeit, an was Haruka nun schon wieder gedacht hatte. Sie konnte sich aber einfach keinen Reim darauf machen.

Nach einer Weile jedoch hatten sich auch die letzten, zu denen sich auch Hayashi zählte, wieder beruhigt und so ging die Fahrt weiter.

Kurze Zeit später kamen sie dann endlich am Strand an. Die meisten hatten ihre Badesachen drunter, so dass sie die Sachen darüber nur auszuziehen brauchten und dann sofort ins Wasser konnten.

Das Wetter war herrlich, der Himmel strahlend Blau, nicht ein einziges Wölkchen war zu sehen. Es war wirklich brütend heiß, so dass alle froh waren, sich endlich abkühlen zu können. Im Bus war es sehr stickig und heiß gewesen, dass man fast darin verschmachtet wäre.

Auch Haruka hatte daran gedacht, die Badehose drunter zu ziehen, so brauchte sie sich nur der restlichen Kleidung zu entledigen und konnte sofort ins kühle Nass. Eigentlich mochte sie Wasser ja nicht so sehr, aber solange sie keinen Badeanzug oder einen Bikini anziehen musste, war es gar nicht so schlimm.

Michiru folgte ihr, nachdem auch sie sich umgezogen hatte und forderte sie zu einem Wettschwimmen heraus.

Haruka jedoch winkte ab und meinte nur, dass sie bei Michiru sowieso keine Chance hätte zu gewinnen und es von daher langweilig wäre.

"Du kannst ja gegen Saijuro schwimmen, der ist ein weit besserer Schwimmer als ich", meinte sie dann.

"Was soll ich denn mit dem?" gab Michiru zurück.

"War ja nur ein Vorschlag ..." meinte sie nur und blickte in den Himmel. Und wieder fingen ihre Gedanken an abzuschweifen, bis sie ein kalter Wasserschwall wieder knallhart in die Realität zurückholte.

Als sie sich nach dem Übeltäter umblickte, sah sie nur einen breit grinsenden Saijuro dastehen. Ärgerlich konterte sie sofort mit einem Wasserschwall ihrerseits.

In der Sonne war es gerade so schön warm gewesen, wie konnte er es da wagen, sie so einfach nasszuspritzen? Beleidigt ging sie aus dem Wasser, legte sich auf ihr Handtuch und genoß die warme Sonne, die jetzt voll auf ihren Körper schien. Sie schloß die Augen und sah wieder dieses Mädchen vor sich. Schnell schüttelte sie den Gedanken wieder ab und versuchte, an etwas anderes zu denken. Aus Langeweile hatte sich Michiru jetzt doch entschlossen, mit Saijuro um die Wette zu schwimmen und sie musste zugeben, dass er wirklich gut war. Fast bis zum Ende hielt er mit ihr mit und das musste schon etwas heißen. Haruka hinkte ihr schon nach den ersten Metern weit hinterher.

"Wo hast du so schnell schwimmen gelernt?", fragte sie dann.

"Eigentlich nirgends, ich schwimme eben einfach öfter mal, meistens nach dem Aufstehen um wach zu werden ...", erwiderte er ein wenig erstaunt über ihre Frage. Das hatte ihn schließlich bisher niemand gefragt. Er stellte fest, dass Michiru gar nicht so übel zu sein schien, wenn man sie nur näher kannte. (Na wenn er sich da mal nicht täuscht ... *grins*)

Trotz größter Anstrengung wollte es Haruka einfach nicht gelingen, an etwas anderes zu denken. Sie hatte sich ihre Schildkappe aufs Gesicht gelegt, um nicht gleich einen Sonnenbrand zu bekommen und um besser vor sich hin träumen zu können. Doch dann war die Kappe plötzlich weg. Wütend setzte Haruka sich auf, um dann Hayashi hinterherzurennen, der sie ihr geklaut hatte.

"Hayashi ... du ...!!! Wenn ich dich in die Finger kriege!" tönte es von ihr.

"Versuchs doch!" erwiderte er mit einem breiten Grinsen und streckte ihr die Zunge raus. Haruka hatte dann aber doch keine Lust auf dieses Spielchen, setzte sich wieder hin, zog ein Buch aus der Tasche und las. (wohlgemerkt eines von Michirus Liebesschmökern ...)

Hayashi bemerkte dann auch, dass Haruka augenscheinlich keine Lust zu haben schien, mit ihm Fangen zu spielen, so legte er die Kappe zurück und suchte sich ein neues Opfer.

So zog sich der Nachmittag hin und Haruka bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging.

Um halb sechs forderte der Lehrer dann zum Gehen auf, alle zogen sich daraufhin um und waren kurze Zeit später wieder im Bus. Pünktlich zum Abendessen waren sie wieder im Hotel. Im Eiltempo verfrachteten alle ihre Schwimmsachen schnell in ihre Zimmer. Dann kamen alle in den Speisesaal und schlugen sich die Bäuche voll. Auch diesmal blieb Michiru der Platz neben Haruka verwehrt.

Als alle fertig waren, machte Itoh-san noch eine Ankündigung für den nächsten Tag.

"Wie ihr wisst, besichtigen wir morgen den Tôkyô-Tower und machen danach noch eine kleine Stadtbesichtigung der Bezirke drumherum. Es wird anstrengend werden, daher rate ich euch, nicht zu spät schlafen zu gehen, es ist in eurem eigenen Interesse.", sagte er schließlich.

Danach stürmten alle hoch in ihre Zimmer. Haruka war froh, dass sie mit halbwegs vernünftigen Leuten auf dem Zimmer war.

Michiru dagegen hatte weniger Glück. Diese zickigen Weiber tratschten die halbe Nacht über irgendwelche Jungs und verflossene Liebschaften. Nach einer Weile zog Michiru nur noch die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen, was ihr heute besonders schwer fiel, weil Haruka nicht da war. Sie war schließlich in der letzten Woche fast jeden Tag mit Haruka zusammen, auch nachts. Daher vermisste sie sie jetzt umso mehr.

Hayashi schlug indessen vor, Karten zu spielen und alle machten freudig mit.

Auch Haruka vermisste nach einer Weile Michiru, aber sie wusste genau, dass sie jetzt nicht zu ihr durfte.
 

"Tenou-kun, woran denkst du?", frage Hayashi nach einer Weile, als er Harukas leicht betrübten Gesichtsausdruck sah.

"Ach, ich dachte grade nur daran, dass ich jetzt gerne bei Michiru wäre ...", seufzte sie. Saijuros leicht eifersüchtiger Blick auf diese Bemerkung entging ihr allerdings. Ikeda jedoch bemerkte diesen, sah Saijuro verwundert an und hakte nach:

"Hey, Sukaru-kun, was machst DU denn für ein Gesicht?" Hayashi, der eben noch nach Harukas Bemerkung wissend gegrinst hatte, schaute nun ebenfalls verwundert zu Saijuro. Auch Haruka wendete darauf den Blick in Saijuros Richtung.

"Wieso, wie hat er denn geguckt?", fragte Hayashi verwirrt. Saijuro indessen war das Ganze ziemlich peinlich, er hoffte inständig, dass Ikeda den Blick falsch interpretieren würde.

"Ich kann's nicht genau definieren ...", antwortete Ikeda dann, "aber es sah irgendwie so aus, als wäre er etwas verärgert ...".

"Soso, Sukaru-CHAN, eifersüchtig, was?", witzelte Hayashi dann und Saijuro wurde leicht rot im Gesicht.

"Er wird rot, wie süss!" setzte Hayashi noch hinzu. Dann aber riss sich Saijuro zusammen und fuhr ihn an:

"Erzähl keinen Blödsinn! Auf wen sollte ich denn bitte eifersüchtig sein?"

"Na auf Michiru ...", grinste Hayashi weiter.

"Hey, ich bin nicht schwul!", antwortete Saijuro verärgert.

"Ach nein? Du weißt schon, dass an der Schule seit längerem diverse Gerüchte herumgehen und seit Tenou-kun da ist, haben sich die nicht grade in Luft aufgelöst, sondern eher das Gegenteil ..."

Saijuro war kurz davor, Hayashi eine reinzuhauen, aber statt dessen verließ er wütend das Zimmer. So wollte er sich nicht vor Haruka bloßstellen lassen. Diese schaute darauf Hayashi an fragte:

"Was hat er denn?"

"Das darfst du mich nicht fragen ...", gab er zurück und grinste über das ganze Gesicht.

"Das war aber nicht nett von dir, Hayashi-kun!", schritt nun Ikeda ein.

"Du weißt ganz genau, dass er empfindlich auf sowas reagiert, grade wegen der Gerüchte!" Haruka tat so, als verstehe sie gar nichts mehr, schließlich konnte sie den Jungs schlecht sagen, dass sie wusste, dass Saijuro in sie verknallt war. Dann schaute Ikeda verdutzt Haruka an.

"Sag bloß, du weißt nichts von den Gerüchten, Saijuro sei angeblich in dich verknallt?!"

"Nein, woher denn auch?" Hayashi grinste daraufhin breit und meinte:

"Jaajaa, wer halt nur Augen für Michiru hat, kriegt alles andere eben nicht mit ...".

"So ist es.", erwiderte Haruka mit einem breiten Grinsen.

"Du solltest dich aber trotzdem entschuldigen", meinte Ikeda nun zu Hayashi.

"Hast ja Recht. Bin gleich wieder da.", gab er zurück und verließ das Zimmer, um Saijuro zu suchen.

"Hast du keine Meinung dazu?", fragte Ikeda dann neugierig Haruka.

"Wozu?"

"Na zu dem Gerücht, Saijuro sei in dich verliebt?"

"Ach so ...". Sie überlegte kurz. "Was soll ich dazu schon meinen? Selbst wenn es stimmen würde, könnte ich doch auch nichts dagegen tun, außer ihn nochmals darauf zu verweisen, dass ich vergeben bin und sowieso kein Interesse an Jungs habe, oder?"

"Hast schon Recht, aber ich dachte jetzt ehrlich gesagt, dass du vielleicht heftiger darauf reagierst, ich mein du bist ja schließlich hetero ..."

Haruka hatte echte Mühe und Not, sich das Lachen zu verbeißen. Sie und hetero? Seit wann? Das war ja was ganz neues. Nachdem sie sich einigermaßen gefangen hatte, antwortete sie.

"Ach du meinst, weil ich hetero bin, hätte ich was gegen Homos?"

"Ähm ja, ist doch meist so ...", gab er verdutzt zurück.

"Naja, bei mir ist das eben anders. Warum sollte ich auch? Ich mein, das sind auch nur Menschen, die sich halt für das eigene Geschlecht interessieren. Was ist schon so falsch daran?"

"So wie du redest, könnte man denken, du bist selbst homo."

"Ach wirklich? Das ist eben meine Meinung. Ich finde eben, dass Liebe nichts mit dem Geschlecht zu tun hat. Das ist alles."

"Aha", staunte Ikeda. "Ich hätte echt nicht gedacht, dass du so tolerant bist ...".

Bevor Haruka jedoch darauf antworten konnte, kamen Saijuro und Hayashi wieder herein. Saijuro schien Hayashis Entschuldigung augenscheinlich akzeptiert zu haben und Hayashi blickte etwas betreten drein, er schien wirklich zu bereuen was er gesagt hatte. Saijuro hatte ihm ja auch ordentlich den Kopf gewaschen.

"Na, alles wieder in Ordnung?", hakte Ikeda nach.

"So mehr oder weniger", meinte Saijuro nur, mit einem leicht giftigen Blick in Richtung Hayashi. Dieser sagte zur Abwechslung mal nichts.

Um die Stimmung wieder etwas aufzulockern, schlug Haruka vor, dass sie jetzt alle ins Bett gehen sollten, schließlich kam morgen ein harter Tag auf sie zu, das wussten sie alle.

Daher nahmen sie Harukas Vorschlag auch an und gingen ins Bett, es war auch schließlich schon nach zwölf.

Erst im Bett bemerkte Haruka, wie müde sie eigentlich war und schlief sofort ein.
 

Als Saijuro am nächsten morgen aufwachte, bemerkte er ein merkwürdiges Geräusch. Es musste wohl auch dieses Geräusch gewesen sein, das ihn geweckt hatte. Er schaute zu Harukas Bett hinüber, aber sie war nicht da.

'Vielleicht ist er duschen gegangen', dachte sich Saijuro.

Dann widmete er sich wieder dem Geräusch und versuchte herauszufinden, woher es kam. Es klang ein bisschen nach einem Schmatzen, aber irgendwie doch anders. Er konnte es nicht definieren, wusste aber, dass er so ein Geräusch schon mal gehört hatte. Er hörte noch genauer hin und bemerkte dann, dass es aus Ikedas Bett kam. Geistesgegenwärtig schlich er aus dem Bett und machte den Lichtschalter an. Das was er jetzt vor sich sah, schockte ihn zutiefst. Es bot sich ihm ein Bild, wie es verrückter nicht sein könnte.

Hayashi lag auf Ikeda, und war gerade dabei, ihn heftig zu küssen. Saijuro fiel die Kinnlade herunter. Mit offenem Mund stand er fassungslos vor Ikedas Bett und beobachtete das Schauspiel, dass sich ihm bot.

Nachdem er seine Fassung wieder gefunden hatte, hob er die Bettdecke leicht an, und erschrak noch einmal.

"Ihr seid ja beide nackt!!!", sagte er fassungslos.

"Ja was denkst du denn?", gab Hayashi gelassen und mit einem breiten, zufriedenen Grinsen zurück.

"Das ist ja wohl die Höhe!!!! Und mir vorwerfen, ich wäre schwul!!!! Und was bist dann du????"

"Na schwul, was denn sonst!", grinste Hayashi zurück.

Saijuro konnte es immer noch nicht glauben. Wie konnte Hayashi sich so über ihn lustig machen und dann selbst schwul sein?

"Naja, schwul trifft es vielleicht nicht ganz, ich mag schon auch Mädels, aber ich fand Ryo einfach so schnucklig ...", fügte Hayashi noch hinzu.

"Wann und wie zum Teufel seid ihr denn zusammengekommen?"

"Naja, ich war ja schon von Anfang an in Ryo verknallt, aber weil er so ein Musterschüler ist, hab ich mich nicht getraut, es ihm zu sagen. Er scheint es auf jeden Fall nicht bemerkt zu haben, aber irgendwann hat er sich wohl doch in mich verguckt. Ich hatte mich schon gewundert, warum er auf einmal Kontaktlinsen, statt seiner Brille trägt ... . Eines Tages kam mir dann die Idee, ich könnte ihn ja zu mir einladen zum Autorennen gucken, weil es da eins gab, das er noch nicht gesehen und welches ich auf Video hatte. Du musst wissen, wir sind beide totale Fans von Haruka, deswegen haben wir uns auch so gefreut, als er in unsere Klasse kam, und an dem Tag, als Ryo bei mir war, das war glaub ich erst so vor ein paar Tagen, machte ich so eine Bemerkung, dass ich Haruka cool fände und so und dass es echt schade ist, dass er vergeben ist. Da ist Ryo dann rot geworden und hat zu mir gesagt: "Du, ich glaub, ich hab mich in dich verliebt." Ich fand das so süss, da hab ich ihm natürlich auch gesagt, dass ich ihn mag. Tja, und an dem Tag haben wir uns auch das erste Mal geküsst. Und die erste Nacht ließ natürlich auch nicht viel länger auf sich warten ...", sagte Hayashi mit breitem Grinsen. "Tja, so war das ...", fügte er hinzu, "...jetzt weißt du's auch." Saijuro war immer noch fassungslos.

"Dann wundert mich ja gar nichts mehr ...", fing er an, als er die Sprache wieder gefunden hatte, "... ihr seid ja früher schon wie die Kletten aneinander geklebt und in den letzten Tagen hat sich das nicht grade gebessert. Es ist eher noch schlimmer geworden ... . Aber jetzt ist ja klar warum ... oh mann, ich glaub's einfach nicht!"

"Tja, so ist das Leben", meinte Hayashi unbeeindruckt, und fing wieder an, Ikeda zu küssen.

"Du brauchst mir auch überhaupt nichts vormachen ...", meinte Hayashi nach einer Weile, "... ich weiß doch ganz genau, dass du total in Haruka verknallt bist, das sieht ein Blinder mit nem Krückstock! Wundert mich sowieso, warum er selbst es nicht gemerkt hat, aber der kommt wahrscheinlich gar nicht auf so ne absurde Idee ..."

"Wie kannst du sowas sagen?" Saijuro war kurz davor, Hayashi an die Gurgel zu gehen. "Ich kann doch auch nichts dafür, dass Haruka ein Kerl ist! Mir wäre es ja auch lieber, wenn er eine sie wäre ...", grummelte Saijuro vor sich hin.

"Wenn du Haruka wirklich liebst, sollte es dir aber egal sein, was er ist. Das ist zumindest meine Meinung. Ich hatte es am Anfang ja auch schwer, als ich mich in Ryo verliebt hab, ich wusste auch nicht, wie ich damit klar kommen soll, bis ich zu dem Entschluss gekommen bin, dass es doch eigentlich egal ist, was der andere ist, solange man ihn wirklich liebt."

"Und was soll ich dann deiner Meinung nach tun, Idiot?"

"Sag ihm, was du für ihn empfindest. Es wäre unfair, ihn im Ungewissen zu lassen. Und auch wenn er dir einen Korb gibt, was er wahrscheinlich tun wird, so kannst du zumindest stolz drauf sein, dass du so mutig warst und es ihm gesagt hast. Für dich ist es doch sicher auch nicht leicht, das für dich zu behalten, oder?"

"Ja, schon, aber wie soll ich das machen?"

"Du kannst ihn ja auch einfach abknutschen", sagte Hayashi mit einem breiten Grinsen.

Saijuro wusste zwar, dass das nicht ernst gemeint war, aber er hatte trotzdem das Gefühl, dass Hayashi Recht hatte, und da er wusste, dass er für eine Liebeserklärung viel zu feige wäre, würde ihm wohl keine andere Möglichkeit bleiben, als es auf diese Weise Haruka zu sagen.

Während Saijuro überlegte, war Hayashi schon wieder eifrig dabei, Ikeda in die Mangel zu nehmen, dem das aber augenscheinlich nichts auszumachen schien.

Dann kam Haruka im Bademantel zur Tür hereingestürmt. Saijuro machte seinen Entschluss wahr, ging auf Haruka zu und küsste sie.

Diese war zuerst fassungslos, dann spürte Saijuro eine Faust in seinem Magen. Er löste sich daraufhin von Haruka, keuchte und hielt sich den Bauch.

"Hey, Sukaru, was geht mit dir?", fragte Haruka nur verwirrt. Dann sah sie Hayashi und Ikeda auf dem Bett und auch ihr fiel die Kinnlade herunter.

"Was soll das denn werden? Bin ich hier jetzt nur noch von Schwulen umgeben oder was?! Wo bin ich hier nur gelandet?", seufzte Haruka aufgebracht.

"Und was dich angeht ...", sie wandte sich an Saijuro, "... dann stimmen die Gerüchte, dass du in mich verliebt wärst, also doch ... ich glaub' ja nicht ...". Saijuro machte einen traurigen, flehenden Gesichtsausdruck.

"Sorry Saijuro, aber ich steh nicht auf sowas! Bin ja nicht so pervers wie ihr!" (Und das sagt eine Lesbe ... ihr müsst euch das bildlich vorstellen, wie Haruka vor ihnen steht und das sagt ... in einem Manga würde bei ihr wohl ein Pfeil nebendran stehen, und dahinter würde Lesbe stehn *ggg*)

Kurzes Schweigen folgte darauf, das Haruka dann brach.

"Mir wird das zu bunt hier, ihr könnt ja nen flotten Dreier schieben, dann ist Saijuro nicht mehr so alleine...", meinte Haruka ironisch, "... ich verdrück mich jedenfalls, mal gucken ob Michi schon wach ist ...". Doch bevor Saijuro etwas sagen konnte, war sie schon aus dem Zimmer verschwunden.

"Mist, jetzt hab ich alles versaut ...", sagte er zu sich selbst.

"Nimm's nicht so schwer ...", meinte Hayashi, "... kannst ja auch nichts dafür ..."

"Du hast gut reden, DU hast ja jemanden!" gab er verärgert und gleichzeitig traurig zurück und fing leise an zu Weinen.

Haruka sah sich indessen auf dem Gang nach Michiru um. Sie wusste, dass Michiru bestimmt auch schon hier irgendwo herumgeistern müsste, bei ihrer Fähigkeit, ihre Gedanken zu lesen. Und als hätte Haruka sie gerufen, kam sie gerade aus ihrem Zimmer.

'Wenn man vom Teufel spricht ... bzw. denkt ...', dachte sich Haruka, aber sie war auch sehr froh, Michiru vor sich zu haben, da sie ansonsten auch nicht gewusst hätte, was tun und zurück ins Zimmer wollte sie bestimmt nicht. Bis zum Frühstück war es immerhin noch eine knappe halbe Stunde. Sie schlug Michiru dann vor, sich draußen noch ein bisschen auf eine Bank zu setzen, und dann gemeinsam zum Frühstück zu gehn.

"Dann bekommst du auch ausnahmsweise mal einen Platz neben mir", grinste Haruka sie an.

"Na hoffentlich!", gab Michiru leicht verärgert zurück, "Der Platz war mir schließlich bisher immer verwehrt ...".

Arm in Arm gingen sie nach draußen, setzen sich auf eine Bank und unterhielten sich über den vorigen Tag.

"Und, gut geschlafen?", fragte Haruka dann.

"Nein, gar nicht, die blöden Weiber haben bis in die Nacht hinein gequatscht ... und dazu warst du nicht da ... ich frag mich, wie ich überhaupt einschlafen konnte. Zumindest schlafen sie jetzt noch, ein Glück!"

"Bin ich froh, dass ich nicht in dem Zimmer bin ... oh, tschuldige, war nicht so gemeint. Es tut mir ja auch leid, dass ich nicht bei dir sein kann, aber dafür können wir öffentlich zeigen, dass wir ein Liebespaar sind, das ist doch auch was, oder?"

"Ja, schon, aber ich hab dich so vermisst ...".

"Ich dich doch auch, aber wir können leider nichts dran ändern. Außerdem ist es doch nur eine Woche und dann sind wir wieder daheim. Das werden wir doch wohl irgendwie hinkriegen, oder meinst du nicht auch?"

"Ich weiß noch nicht ...", erwiderte Michiru und lehnte sich an Harukas Schulter.

"Und was ist bei dir los, dass du so schnell aus eurem Zimmer geflüchtet bist?", fragte sie dann.

"Ach, ich hab vorhin mitgekriegt, dass Hayashi und Ikeda jetzt ein Paar sind ... ich glaub, ich brauch dazu nichts weiter zu sagen, oder?"

"Nein, nicht wirklich ...", meinte Michiru leicht angewidert, "... ich kann's mir vorstellen ...".

Die Sache mit Saijuro verschwieg Haruka Michiru wohlweislich. Sie wusste genau, dass Michiru furchtbar eifersüchtig werden würde, wenn sie das erfuhr.

Als es kurz vor Acht Uhr war, machten sie sich langsam auf den Weg in den Speisesaal.

Auch Hayashi und Ikeda musste sich notgedrungen aus ihren Betten bequemen, und versuchen, Saijuro dazu zu überreden, auch mitzukommen. Der war natürlich total deprimiert und aalte sich in seinem Selbstmitleid und momentan konnte ihn auch keiner davon abhalten. Irgendwie schaffte es Hayashi aber dann doch, ihn dazu zu bewegen, zumindest etwas zu essen. So machten sie sich auch auf in Richtung Speisesaal.

Fortsetzung folgt

© by Tami (kimiko02) 2001-2003



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-07-13T16:46:28+00:00 13.07.2004 18:46
Hy wollte fragen wann du weiter schreibs?
Von: abgemeldet
2003-09-09T19:14:39+00:00 09.09.2003 21:14
Naja, zwar kenne ich deine FF's schon, aber sie sind so schön, dass man desöfteren durchliest.^^
Und sorry, ich schreibe dir bald wieder zurück!!!!
Bitte sei mir also nich böse.~~
Von: abgemeldet
2003-09-09T19:02:28+00:00 09.09.2003 21:02
WEITER!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2003-09-05T11:07:21+00:00 05.09.2003 13:07
super klasse!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!giebt es auch einen 2. teil?????????


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